Mit dem Rad von Pforzheim bis Karlsruhe
15. bis 25. August 2023
Eine Fahrradtour durch den Schwarzwald und das Oberrheintal mit Beginn in Pforzheim und Ende in Karlsruhe. Bahnfahrt von Berlin bis Pforzheim am 15. August 2023. Start der 540 Kilometer-Radtour am nächsten Morgen.
Die Tagesetappen
(1) Pforzheim bis Freudenstadt:
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Die "Rassler" - Denkmal in Pforzheim für die Arbeiter in den Bijouteriefabriken |
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Freudenstadt - Deutschlands größter Marktplatz |
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An der Großen Enz hinter Enzklösterle |
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Bächle in Villingen |
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Beispiel für die zahlreichen Erkcr in Villingen |
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Kirchensaal von 1810 der Herrnhuter Brüdergemeine in Königsfeld |
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Narrenschiff-Brunnen in Bräunlingen |
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Schwarzwaldlandschaft vor Neustadt-Titisee |
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Unterhalb des Feldbergs |
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Quelle der Wiese am Feldberg |
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Bei Todtnau |
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Fahrrad-Stollen auf dem Weg nach Lörrach |
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Klotz von Istein Die Auskehlungen stammen vom Rhein, der einmal am Felsen vorbei floss. |
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Blick in die Rheinebene vor Müllheim im Markgräflerland |
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Ehem. Sitz des Großpriors des Malteserordens in Heitersheim |
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Römische Villa Urbana in Heitersheim |
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Die Dreisam in Freiburg |
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Bächle in Freiburg |
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Südhang des Kaiserstuhls gegenüber dem Weinkeller von Franz Keller |
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Im Kaiserstuhl |
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Vor Wyhl am Kaiserstuhl: Obstlandschaft löst die Weinberge ab |
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Straßburg: Barrage Vauban
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Detail des Portals des Straßburger Münsters |
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Europa-Brücke über den Rhein bei Straßburg |
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Tür-Detail des Schwarzacher Münsters |
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Residenzschloss Rastatt |
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Schloss Favorite bei Rastatt |
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Brunnen am Schloss Ettlingen |
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Karlsruhe: Stadtkirche |
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Pyramide über der Gruft des Markgrafen |
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Schloss Karlsruhe |
Die Bahnfahrt bis Pforzheim und zurück ab Karlsruhe und die Mitnahme des Fahrrades waren problemlos. Allerdings muss man wegen der Fahrradmitnahme rechtzeitig buchen. Die ICE, mit denen ich gefahren bin, hatten jeweils nur ein Fahrradabteil für 8 Fahrräder. Das ist nicht viel. Trotz der frühzeitigen Reservierung waren an den An- und Abreisetagen die Fahrradstellplätze bei einigen Abfahrtzeiten schon ausgebucht und ich musste meine Fahrtzeit entsprechend anpassen.
Die Bahn-Rückreise war darum erst am späten Nachmittag und entsprechend spät bin ich in Berlin angekommen. Für die Hin- und für die Rückfahrt hatte ich darauf geachtet, nur durchgehende Zugverbindungen bis und ab Karlsruhe ohne Umstiege zu haben. Die ICE haben keine Einstiege auf Bahnsteighöhe und die Fahrräder müssen im Abteil immer noch aufgehängt werden. Meinen Sitzplatz hatte ich in der 1. Klasse gebucht (mit entsprechender Bahncard). Das Fahrradabteil ist aber genau am anderen Ende des Zuges. Das bedeutete, mit dem Fahrradgepäck (2 Gepäcktaschen und ein Gepäckkoffer sowie ein Rucksack) ein Weg durch den ganzen Zug, durch 12 Waggons, wobei die Gänge in der 2. Klasse recht eng sind. Die Sitzplatzwahl war dennoch richtig. Die 2. Klasse war, entgegen meinem Abteil, richtig voll.
Am ersten Fahrrad-Tag von Pforzheim bis Freudenstadt erhielt ich gleich eine kräftige „Regentaufe“. Hinter Enzklösterle kündigte sich das erste Gewitter an. In Enzklösterle hatte ich noch eine längere Pause gemacht, um vorsichtshalber den Akku des Fahrrads nachzuladen. Wahrscheinlich wäre es nicht notwendig gewesen. In Freudenstadt hatte der Akku noch reichlich Reserve (ich hatte das Fahrrad mit einem stärkeren Akku nachgerüstet). Bei allen weiteren Radtouren brauchte ich dann auch den Fahrrad-Akku nicht mehr nachladen (auch nicht bei der 90-Kilometer-Tour von Freiburg nach Straßburg).
In Enzklösterle hat der Wirt des „Hotel zum Hirschen“ extra einen Akku-Laderaum, in dem ich meinen Fahrrad-Akku aufladen konnte. Er war auch selber ein begeisterter Fahrradfahrer, allerdings fuhr er wohl keine E-Bikes. Stolz zeigte er mir sein ultraleichtes Titan-Fahrrad und das seiner Tochter.
Die Akku-Nachladezeit nutze ich zum Probieren der „Nationalpark-Torte“ mit Heidelbeeren, eine Abwandlung der traditionellen Schwarzwälder Kirschtorte. Schmeckte toll. Die Schwarzwälder Kirschtorte soll erstmals 1934 in einem Rezeptbuch beschrieben worden sein, informiert die Internetseite des Hotels. Im Internet ist dann auch beschrieben, dass ein Konditormeister aus Tübingen, das bis 1924 zum Schwarzwaldkreis gehörte, die Torte „erfunden“ haben soll. Die Schwarzwälder Kirschtorte besteht klassisch aus mit Kirschwasser getränktem Bisquitboden, einer Füllung aus Sahne und/oder Buttercreme und Kirschen sowie Schokoladenraspeln darauf. In Enzkirchen werden die Kirschen durch Heidelbeeren ersetzt. Der Ort wirbt mit den Heidelbeeren seiner Wälder.
Die nächsten Tage blieben regenfrei und es wurde warm, sehr warm. Nur am letzten Reisetag, auf der Tour von Rastatt nach Karlsruhe hatte ich noch einmal mit einem Gewitter zu tun. Morgens um 7 Uhr las ich die Warnung „starke Gewitter ab 7.30 Uhr“. Erst einmal in Ruhe frühstücken und dann weitersehen. Das Gewitter kam mit kräftigem Regen. Nass werden wollte ich am letzten Tag nicht mehr. Also habe ich nach der Bahnverbindung zwischen Rastatt und Karlsruhe gesehen. Ich konnte jederzeit mit der S-Bahn fahren, was beruhigend war. Aber ich habe erst einmal abgewartet und richtig, am Mittag hörte der Regen auf und ich konnte mit dem Fahrrad wie geplant nach Karlsruhe fahren.
Die Gebiete
Die Gebiete, durch die ich fahre, sind der Schwarzwald und das Oberrheintal:
Der Schwarzwald
ist das höchste und größte zusammenhängende Mittelgebirge in Deutschland. Es wird im Süden vom Hochrhein, im Westen von der Oberrheinischen Tiefebene (Markgräfler Land und Breisgau), im Norden vom Kraichgau (zwischen Schwarzwald und Odenwald), im Osten von der Baar-Landschaft (zwischen Schwarzwald und Schwäbischer Alb) begrenzt.
Entstanden ist der Schwarzwald wie die französischen Vogesen auf der anderen Seite des Rheins durch den Einbruch des Oberrheingrabens (vor 50 Millionen Jahren), der die beiden Gebirge hochgedrückt hat. Den Namen hat der Schwarzwald von den Römern bekommen, sie nannten den großen und undurchdringlichen Wald „Silva nigra“. Der höchste Berg ist der Feldberg (1.493 Meter NHN). Der größte (westliche und südliche) Teil des Schwarzwaldes gehörte zum ehemaligen Land Baden. Ein kleinerer (östlicher) Teil liegt im ehemaligen Land Württemberg (Freudenstadt, Schwenningen, die Schwesterstadt Villingen war badisch).
Das Land Baden geht auf das schwäbische
Fürstengeschlecht der Zähringer zurück
(Burg Zähringen bei Freiburg im Breisgau). Im 11. Jahrhundert wurde die Markgrafschaft Baden begründet. Dabei
wurde die Bezeichnung „Markgrafschaft“ von der Mark Verona (Herzogtum Kärnten),
die den Zähringern auch gehörte, für die Grafschaft Breisgau übernommen.
Die Markgrafschaft Baden (Residenzstadt
Baden-Baden) wurde 1535 durch Erbteilung aufgeteilt. Es entstanden die Markgrafschaften Baden-Durlach
(Residenzstadt waren Pforzheim, ab
1565 Durlach und ab 1718 Karlsruhe) und die Markgrafschaft Baden-Baden (Residenzstädte waren Baden-Baden und ab 1715 Rastatt).
Baden-Durlach blieb protestantisch, Baden-Baden wurde durch bayrischen Einfluss
katholisch.
Die beiden
Markgrafschaften wurden wieder vereinigt, als die Linie Baden-Baden ausstarb.
Residenz der wieder gemeinsamen
Markgrafschaft wurde Karlsruhe.
Nach dem
Reichsdeputationshauptschluss (letztes Gesetz des Heiligen Römischen Reiches
vor seiner Auflösung) wurde die Markgrafschaft 1803 zum Kurfürstentum Baden erhoben und 1806 zum Großherzogtum Baden (nachdem
es dem französisch dominierten Rheinbund beigetreten war). Mit der
Reichsgründung 1871 wurde das Großherzogtum ein Bundesstaat des Deutschen Reiches. Es bestand bis zur
Novemberrevolution 1918, als Baden ein republikanisches
Land im Deutschen Reich wurde.
Der letzte Reichskanzler des Deutschen
Reiches war bis 1918 Max von Baden
(aber nur für wenige Wochen, 3. Oktober bis 9. November, er war der Adoptivsohn
des letzten Großherzogs von Baden). Er verkündete eigenmächtig und ohne dessen
Zustimmung die Abdankung des Deutschen Kaisers. 1920 war er Mitbegründer der Schule Schloss Salem.
1952 entstand
nach einem Volksentscheid das Bundesland
Baden-Württemberg.
Das Land Württemberg geht auf die Burg
Wirtemberg in der Nähe von Stuttgart zurück. Im 12. Jahrhundert wurde die Grafschaft Württemberg begründet. Das Herrschaftsgebiet war anfangs nur das Gebiet um die Burg, wurde dann durch Ankäufe von verarmten Adelsbesitzen und durch Heirat stetig vergrößert. Die
Grafschaft wurde Herzogtum (1495)
und ab 1803 ein Kurfürstentum. Im
Jahr 1806 wurde es ein Königreich,
„von Napoleons Gnaden“. Wie Bayern erhob Napoleon auch Württemberg zum
Königreich, als Gegenleistung für die Unterstützung Frankreichs. Das Königreich
Württemberg war bis 1918 ein Bundesstaat
des Deutschen Reiches. Danach wurde es ein „freier Volksstaat“ im Deutschen Reich.
1952 ging es
durch Volksentscheid im Bundesland
Baden-Württemberg auf.
Vorderösterreich. Villingen und
Bräunlingen, Teile des Schwarzwaldes (Triberg, Schönau), der Sundgau und der
Breisgau gehörten im 14. Jahrhundert zu Vorderösterreich. Das waren die Ländereien der
Habsburger Herzöge westlich von Tirol und Bayern (auch Vorlande genannt). Wie das
Erzherzogtum Österreich gehörte auch Vorderösterreich zum Heiligen Römischen
Reich. Mit dem Westfälischen Frieden (1648, nach dem Dreißigjährigen Krieg)
fielen der Sundgau und Teile des Breisgau an Frankreich. Freiburg blieb bei
Vorderösterreich und war zeitweise dessen Hauptstadt.
Aus dem schwäbischen Vorderösterreich wurden nach den Türkenkriegen
(Schlacht am Kahlenberg bei Wien 1683) Siedler in fast menschenleere Gebiete im
Habsburger Königreich Ungarn angesiedelt, die sogen. Donauschwaben.
In der napoleonischen Zeit verlor das Habsburger Reich Vorderösterreich vollständig.
Die Gebiete gingen an das Königreich Bayern, das Großherzogtum Baden und das
Königreich Württemberg.
Der Oberrheingraben
ist der Abschnitt des Rhein-Flusslaufs ab Basel bis Frankfurt am Main. Entstanden ist der Graben durch Einbruch der Erdkruste vor etwa 50 Millionen Jahren, der die Gebirge zu beiden Seiten des Grabens, den Schwarzwald und den Odenwald im Osten sowie die Vogesen und den Pfälzerwald im Westen, hochgedrückt hat.
Der Rhein ist der längste Fluss in Deutschland (in der Gesamtlänge ist die Donau allerdings deutlich länger) und ist eine der meistbefahrenen Wasserstraßen der Welt. Das Quellgebiet ist das St. Gotthard Massiv im Schweizer Kanton Graubünden. In den Niederlanden fließt er bei Rotterdam in die Nordsee.
Der Oberrhein floss zwischen Basel und Rastatt mäandernd in einem bis zu drei Kilometer breiten Flussgebiet mit sich veränderndem Flussverlauf und häufigen Überschwemmungen der in der Niederung gelegenen Ansiedlungen. Deshalb führten Frankreich und Deutschland zwischen 1817 und 1876 eine Flussbegradigung durch. Das war die Voraussetzung für die Schiffbarkeit des Rheins bis Basel.
Seit 1831 ist der Rhein eine internationale Schifffahrtstraße. Schon im Westfälischen Frieden von 1648 (Beendigung des 30-jährigen Krieges) wurde die freie Schifffahrt auf dem Rhein beschlossen, aber nicht durchgesetzt. 1815 beschloss der Wiener Kongress erneut die Schifffahrtfreiheit für den Rhein. 1831 wurden mit der Mainzer Akte und 1868 mit der Mannheimer Akte die freie Schifffahrt und die Verpflichtung der Anliegerstaaten zur Instandhaltung des Rheins in einem internationalen Abkommen geregelt. Unterzeichnerstaaten waren Baden, Bayern, Frankreich, Hessen, Niederlande und Preußen. Die Schweiz trat dem Abkommen 1967 bei. Mit dem Versailler Friedensvertrag erhielt allerdings Frankreich für den Rheinabschnitt zwischen Basel und Straßburg das alleinige Recht der Rheinwassernutzung und baute den Rheinseitenkanal, über den heute die Rheinschifffahrt verläuft.
Die Landschaften zwischen
Oberrhein und Schwarzwald sind der Breisgau
(mit dem Kaiserstuhl und dem Zentrum Freiburg), die Ortenau (mit Baden-Baden, im Norden des Breisgaus) und das Markgräflerland (im Süden des
Breisgaus, zwischen Freiburg und Basel, Grenze zwischen Breisgau und
Markgräflerland ist eine Linie Staufen - Heitersheim).
🔄Link zur 1. Etappe Pforzheim bis Freudenstadt