Unser Pfalztreffen 2022
Es war heiß. Wie immer waren wir in der ersten Augustwoche im
Krieger’schen Weingut in Rhodt unter Rietburg. Es war wohl die heißeste Woche
in diesem Jahr und entsprechend reduziert war unser Bewegungsdrang. Aber den
Höhepunkt des diesjährigen Treffens haben wir durchgehalten, eine
Draisinen-Tour mit der Südpfalz-Draisinenbahn. Allerdings mit verringerter
Teilnehmerzahl, dazu später mehr.
Wie immer bei Krieger-Krapp
Es gibt mehrere
Krieger-Winzerhöfe. Wir sind von Anfang an jedes Jahr in dem Winzerhof von Heinrich Krieger an der
Edesheimer Straße mit einem der
schönsten Innenhöfe (oder dem schönsten?), in dem wir die Abende genießen.
Die gute Seele ist die Seniorin, Ulrike Krieger, unterstütz von ihrer Tochter,
Barbara Krapp, die die Pension organisiert.
Zimmer und Frühstück sind sehr gut.
Mit neun Freunden aus der Gegend
von Stuttgart, Köln, Kassel und Berlin, die sich von mehr oder weniger langen
Aufenthalten auf Teneriffa kennen, haben wir den Innenhof für uns. Das hatten
wir diesmal auch, konnten ihn aber nicht ausfüllen. Zwei Paare fielen
Krankheits- und Corona-bedingt aus. Das war schade. So konnten wir die
Draisinen-Fahrt auch nicht mit voller Kraft durchstehen, dazu später mehr.
Diesmal nur eine Kurzwanderung
Wir wollten in den Pfälzer Wald wandern, zum Hirschweiher-Tal. Dort waren wir schon einmal. Ein sehr schönes,
schattiges Tal. Aber bis zum Rand des Pfälzer Waldes muss man erst einmal durch
die Weinberge gehen, die zur Weinlage Rhodter Schlossberg gehören, (zu den
Rhodter Weinlagen später noch etwas mehr).
Den Weg durch die Weinberge, mit einem leichten, aber stetigem Anstieg, es geht ja schließlich hinauf zum Pfälzer Wald, habe wir gut gemeistert. Auf der Theresienstraße (benannt nach einer bayrischen Königin, Ehefrau König Ludwigs I.). gehen wir hinaus
Die Theresienstraße ist immer wieder schön:
Am Weg, schon kurz vor dem Wald,
ist das Gasthaus Sesel mit dem Hotel Alte Rebschule. Das Gasthaus hat
heute Ruhetag, doch wir haben Glück, auf der Terrasse des Hotels können wir
unsren Durst löschen. Die Weinkarte ist ausgesprochen reichhaltig. Aber
angesichts der Wärme, fast Hitze, und noch mehr, weil wir ja noch weiter
wandern wollen, machen wir keine Weinprobe, sondern bescheiden uns mit nur
einer Erfrischung.
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Blick von der Alten Rebschule auf Rhodt |
Das
Gasthaus Sesel gibt es seit 1977,
2004 kam das Hotel Alte Rebschule
dazu. Der Name des Hotels ist von der
Rebveredlungsanstalt abgeleitet, die bis 1969 hier bestand.
Die
Rebveredlungsanstalt Kästenberg Rhodt
wurde 1925 gegründet, um Methoden zur Bekämpfung der Reblaus zu entwickeln und
resistente Weinsorten zu züchten.
Der Kästenberg (Kastanienberg) liegt unterhalb
des Blättersberg, der zum Haardt-Gebirge des Pfälzer Waldes gehört. Auf dem
Blättersberg steht die Rietburg.
Die Reblaus (eine Blattlaus-Art) wurde
in den 1860er Jahren von Amerika eingeschleppt und breitete sich auf sämtliche
europäischen Weinbaugebiete aus. Die Reblaus, speziell die Wurzelreblaus,
beschädigt die Wurzeln, was zum Absterben des Rebstocks führt.
Auf Teneriffa hat die Reblaus nicht
gewütet, so dass dort noch heute wurzelechte Rebstöcke stehen.
In
der Rebveredlungsanstalt wurden Edelreiser (von heimischen Rebsorten) auf
reblausresistente Unterlagen amerikanischer Reben gepfropft. Es wurden jährlich
etwa zwei Millionen Pfropfreben gezogen.
Der
Rebveredlungsanstalt ist zu verdanken, dass in den 1960er Jahren die letzten in
Deutschland vorhandenen Rebstöcke der Rotweinsorte
St. Laurent gerettet wurden. Sie wären dort beinahe ausgehackt worden. Nach
einigen Jahren der Erhaltungszüchtung hatte man wieder genug Rebstöcke. Zu den
wenigen Winzern mit St. Laurent Reben gehört das Weingut Heinrich Krieger. Wir
haben den Rotwein probiert, sehr lecker.
Weiter hinauf in den Wald. Bald
erreichen wir die Rietania-Waldgaststätte
(woher kommt der Name?). Ein schönes Ausflugslokal mitten im Wald. Aber wir
waren ja gerade eingekehrt (nächstes Jahr sollten wir dorthin wandern). Also
entschieden wir uns, daran vorbeizugehen. Allerdings nicht nach rechts in
Richtung des Hirschweiher-Tals, sondern nach links in Richtung Weyher. Rechts herum geht es bergauf (aber danach wären
wir im fast ebenen Hirschweiher-Tal gewandert), das wollten wir (fast alle)
jetzt nicht mehr. Also gingen wir links herum, auch bergauf, aber mit der
Aussicht, recht bald wieder bergab gehen zu können. Bis Weyher gingen wir auch
im Wald. Nach einem kurzen Stück durch den Ort waren wir wieder im Weinberg.
Ohne Schatten, aber den Ort Rhodt stets im Blick.
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Blick von Weyher auf Rhodt |
Die ersten Rotweitrauben waren auch schon richtig rot, so dass wir den Öchsle-Grad „testen“ konnten. Viele Weinbeeren waren schon richtig süß.
Öchsle-Grad misst die gelösten
Stoffe, meist Zucker, im Traubenmost. Je höher der Öchsle-Grad ist, um so mehr
Alkoholgehalt wird der vergorene Most haben. 80 Grad Öchsle ergeben einen
Alkoholgehalt von etwa 10 %. Gemessen
wird mit einem Refraktometer, mit dem der Brechungsindex des Mostes bestimmt
wird (ein Lichtstrahl wird je nach Konzentration in einer Flüssigkeit
unterschiedlich gebrochen). Erfunden hat
die Mostbestimmung Ferdinand Öchsle.
Am Ortsrand von Rhodt haben wir dann auch noch einen alten „Krieger“-Traktor entdeckt. Hatte der Traktor etwas mit unserem Weingut Heinrich Krieger zu tun? Ulrike Krieger klärte uns auf. Der Bruder ihres Mannes hatte in den 1950er Jahren Schmalspurtraktoren für den Weinbau entwickelt. 2015 musste die Herstellung aufgegeben werden.
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Ein "Krieger"-Traktor |
Gasthaus Sonne – Ausflug Burrweiler Mühle – Rhodter Adler
Am ersten Abend waren wir im Gasthaus Sonne (an der Weinstraße, Ecke
Theresienstraße). Wir hatten rechtzeitig reserviert und einen ruhigen Tisch im
Außenbereich bekommen. Dienstags haben viele Gaststätten in Rhodt ihren
Ruhetag. Die „Sonne“ hatte auf und wir haben hier wie immer sehr gut gegessen.
Ich habe – natürlich – Pfälzer Saumagen mit
Rahmsauerkraut probiert, sehr gut, aber, am nächsten Tag habe ich noch
besseren Saumagen bekommen, der war und ist unschlagbar.
Das war in der Burrweiler Mühle (Landgasthaus zwischen den Orten Burrweiler und Hainfeld). Auch hier waren wir früher schon. Man kann von Rhodt aus gut dorthin durch die Weinberge (direkt oder über Hainfeld) wandern. Das wollten diesmal nach unserer „Wärme-Wanderung“ aber nicht alle, genau genommen nur einer (ich), alle anderen ließen sich von Bert mit dem Auto fahren.
Auf dem Weg zur Burrweiler Mühle:
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Der Kirchturm von Hainfeld über den Weinreben |
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Ausgehackte Rebstöcke unter einem Kastanienbaum |
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Weingut in Hainfeld |
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Hainfeld scheint ein Künstlerdorf zu sein. Sechs Ateliers und Galerien listet die Gemeinde-Information auf. Und einen Skulpturenpark gibt es am Modenbach. |
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Blick auf Weyher, mit der Rietburg auf dem Blattersberg |
Auch die Burrweiler Mühle muss man vorher reservieren. Es ist ein vielbesuchtes Ausflugslokal mit schönen Innenräumen und einem großen Außenbereich an einem kleinen Teich. Wir hatten einen schattigen Tisch und das Essen war hervorragend, „Geräucherte Entenbrustscheiben auf lauwarmen bunten Linsen“, „Vitello tonnato“ und „Mühlenteller“. Der Mühlenteller war für mich, mit Saumagen, Leberknödel, Bratwurst und Weinsauerkraut. Der Saumagen war spitze, würzig, saftig. Das Rahmsauerkraut in der Sonne war besser. Auf die Bratwurst und den Leberknödel werde ich das nächste Mal verzichten und nur Saumagen essen, den „Pfälzer Saumagen vom Schwäbisch-Hällischen Landschwein“, im Saumgenwettbewerb mit einem Goldpokal ausgezeichnet, eine nicht übertriebene Auszeichnung.
Pfälzer Saumagen wird aus gepökeltem, magerem Schweinefleisch (teils gewürfelt, teils als Wurstbrät) und gewürfelten Kartoffeln hergestellt. Die Masse wird gewürzt und in einen Schweinemagen (alternativ wie Wurst in Därmen) gegart. Der Ursprung des Rezeptes soll ein Arme-Leute-Essen sein, mit dem Schlachtereste von Schweinen verwertet wurden. Dann wurde es, mit besten Zutaten, der Höhepunkt eines jeden Schlachtfestes. Und richtig bekannt wurde der Saumagen durch Helmut Kohl, der vielen seiner Staatsgäste das typische Gericht seiner Heimat servieren ließ.
Die Burrweiler Mühle:
Den Abendessen-Abschluss hatten
wir im Gasthaus Rhodter Adler,
gleich in der Nähe unserer Unterkunft. Wir wollten schon früher dort essen, die
Küche sollte gut sein, aber immer, wenn wie in Rhodt waren, war das Restaurant
geschlossen. In dieser Saison hatte der Rhodter Adler neu eröffnet und wir
haben gleich die neuen Wirtsleute getestet, Urteil „sehr gut“.
Ganz schön anstrengend - Eine Draisinen-Fahrt
Diesmal keine Wanderung. Ein
neues Erlebnis sollte es sein. Einmal auf einer Schienenstrecke strampeln. Mit
einer Draisine der Draisinenbahn
Südpfalz.
Nicht weit von Rhodt ist eine 1984 stillgelegte Bahnstrecke auf dem Abschnitt Bornheim bis Westheim als Draisinenbahn reaktiviert worden.
Bornheim ist eine Ortsgemeinde
(Verbandsgemeinde Offenbach) an der Queich im Landkreis Südliche Weinstraße.
Die Queich ist ein Nebenfluss des Rheins.
Westheim ist eine Ortsgemeinde
(Verbandsgemeinde Lingenfeld) im Landkreis Germersheim. Festung des Königreichs
Bayern am Rhein.
Die Bahnstrecke ist ein Teil der
ehemaligen Unteren Queichtalbahn
(1872 eröffnet), die wiederum ein Teilstück der überregionalen Verbindung zwischen
Saarbrücken – Landau – Germersheim -
Bruchsal war. Gebaut und betrieben wurde die Bahnstrecke von der „Pfälzische Ludwigsbahngesellschaft“,
die 1844 im Königreich Bayern gegründet wurde.
Es war die Zeit des Eisenbahnbaus
in ganz Deutschland. In Nürnberg wurde 1835 die erste deutsche Eisenbahnstrecke
eröffnet (Nürnberg – Fürth). In Berlin wurde 1838 die erste private
Eisenbahnstrecke (nach Potsdam) betrieben. 1850 gründete das Königreich Preußen
seine erste staatliche Eisenbahngesellschaft (Westfälische Eisenbahn).
Die 1984 stillgelegte Strecke
wurde bis 2006 instandgesetzt und in
dem Jahr mit dem Betrieb einer Draisinenbahn begonnen. Die Strecke ist
insgesamt 12 Kilometer lang. Sie
verläuft durch ein Waldgebiet, an einem Golfplatz vorbei, durch Gemüsefelder
und Äcker
Die Draisine wurde 1837 in
Wien als zweiachsiges Schienen-Hilfsfahrzeug für Bahnarbeiter erfunden. Zunächst wurde sie mit den Füßen
abgestoßen. Das Fahrzeug wurde als „Draisine“ bezeichnet, in Anlehnung an das von Karl von Drais 1817 erfundene Laufrad,
ein Zweirad, auf dem man saß und sich mit den Füßen abstieß und fortbewegte.
Die Weiterentwicklung der Schienen-Draisine hatte einen Antrieb mit
einem, einem Pumpenschwengel ähnlichen, Hebel, der auf und ab bewegt wurde. Es
folgten Motor angetriebene Draisinen, mit denen u.a. die Streckenwärter die
Gleisstrecken abfuhren.
Touristisch werden Draisinen mit Fahrradantrieb genutzt.
Die Südpfalz-Draisine hat Wagen mit 4 bis 7 Plätzen, die für einen
Tag gemietet werden können. Da die Strecke einspurig ist, muss man am Vormittag
(Start 10 bis 11.30 Uhr) von Bornheim Richtung Westheim und am Nachmittag (ab
14 Uhr) in umgekehrter Richtung fahren. Die Gesamtstrecke von 12 Kilometern
kann man unterwegs an Wendepunkte abkürzen, muss aber immer auf die Rückfahrtzeit
14 Uhr warten.
Bei unserer ersten Planung
für die Pfalz hatten wir 2
Draisinen-Wagen reserviert, einen 4-Sitzer mit zwei „aktiven Plätzen“ und
einen 5-Sitzer mit drei „aktiven Plätzen“, d.h. drei, die in die Pedalen treten
müssen und 2 Personen, die relaxt das Sitzen und die Fahrt und die Landschaft
genießen können.
Kurz vor dem Reisetermin, mussten wir umplanen. Aus 9 wurden 7
Teilnehmer, Irene und Erich mussten wegen Krankheit absagen. Also haben wir
umgestellt, statt 2 Wagen nur einen, eine
sognannte Vereinsdraisine mit 7 Plätzen, 3 aktiven und 4 passiven Fahrern.
Doch auch diese Planung hatte keinen Bestand. Aus 7 wurden 5
Teilnehmer, Ruth und Jürgen fielen wegen Corona aus. Also brauchten wir nur noch 1 Wagen mit 5 Plätzen.
Aber die Schwund-Phase war noch nicht beendet. Am Donnerstag, unserem Draisinen-Tag, machte Uschi schlapp, sie konnte die Wärme, die eine Hitze war, nicht ab. Also waren wir nur noch 4 und brauchten nur noch einen 4-Sitzer mit zwei Tretplätzen und zwei Plätzen für die Reserve. Die Treter waren Bert und ich – auf der Hinfahrt.
Zwölf Kilometer sind aus der Sicht eines Fahrradfahrers nicht lang. Aber mit einer Draisine gefahren, gefühlt deutlich länger, obwohl die Gleisstrecke zumindest optisch eben und ohne Steigerungen ist. Eisenrad auf Eisenschiene rollen nicht ganz so gut. Es ist gegen mehr Widerstand anzutreten. Und auf manchen Abschnitten hatten wir den Eindruck, dass die Seitenteile der Räder an den Schienen rieben und uns tüchtig bremsten.
Die Hinfahrt ging gut. An dem mittleren Wendepunkt gab es eine Rast. Aber nur mit dem mitgebrachten Wasser, eine Gastronomie fehlte hier wie an der gesamten Strecke. Dafür konnten wir uns am Ziel der Hinfahrt mit – alkoholfreiem – Pils und Hefeweizen erholen. Das war auch notwendig.
Die Rückfahrt wurde schwieriger.
Es war die gleiche Strecke. Aber die Hinfahrt in der Wärme hatte doch einige
Kräfte aufgezehrt. Wir verbrauchten auf der Rückfahrt mehr Wasser als auf der
Hinfahrt. Das Mitgebrachte reichte nicht aus. Und da hatten wir Glück. An der
Strecke beobachtete ein junges Mädchen die an ihrem Garten vorbeifahrenden
Draisinen-Mannschaften. Eine Frage, ob es denn Bier oder Wasser zu kaufen gäbe,
verneinte sie (wir hatten geglaubt, ein solches Hinweisschild gesehen zu haben,
war wohl aber nicht). Aber unsere Bitte, unsere leeren Mineralwasserflaschen mit frischem Leitungswasser
aufzufüllen, wurde erfüllt. Damit waren wir gerettet, was das Trinkwasser
betraf.
Eine Rettung anderer Art war für die Tretmannschaft, Bert und mich, die Reservebank der Draisine. Die war mit Marianne und Maria bestückt. Die Reserve musste auf der Rückfahrt eingreifen. Wir Männer haben einfach nicht durchgehalten, es war zu warm und eine Draisine zu bewegen braucht doch deutlich mehr Kraft als ein Fahrrad. Maria und Marianne sind immer wieder in die Pedale gestiegen und wir konnten uns ein wenig erholen, bis zum nächsten Abschnitt. Die Schlussstrecke mit der Einfahrt in den Bahnhof Bornheim ist die Draisine dann mit der Stamm-Mannschaft gefahren. Wir waren froh, es hinter uns gebracht zu haben. Bert hat dann die gesamte Mannschaft noch zum Stammquartier in Rhodt gefahren. Und dort gab es Weinschorle, Riesling- und Weißherbst-Schorle. Eine köstliche Erfrischung.
Zum Schluss noch einiges vom Wein in Rhodt
Dass Rhodt den ältesten Weinberg (zumindest in der Pfalz) hat, wissen wir. Es ist der „Rosengarten“, gleich in der Nähe von Heinrich Krieger.
Der Weinberg
gehört aber nicht einem Rhodter Winzer, sondern dem Weingut Oberhofer in
Edesheim. Die kleine Flasche des „DER ÄLTESTE Gewürztraminer Rhodter
Rosengarten“ von 2018 kostet stolze 139 EUR (Liter-Preis 370,67 EUR). Es ist
halt eine Rarität.
Auch dass die
Umstellung der Weinberge vom Kammerbau
auf den Spalierbau von Rhodt ausgegangen ist, haben wir bei unseren
früheren Aufenthalten erfahren. Ein neues Wissen ist, das Rhodt auch der Herkunftsort
einer Rebsorte ist. Die Reben der
Weißweinsorte „Savagnin Rose“ stammen aus Rhodt unter Rietburg. Und hier
von den Rebstöcken der Weinlage Schlosssberg. Die befindet sich unterhalb der
Rieburg, von Rhodt bis hin zur „Alten Rebschule“ (durch den Schlossberg sind
wir hinauf zum Pfälzer Wald gewandert, s.o.). Heute wird die Rebsorte wohl nur noch
im Elsass und im badischen Durbach (bei Offenburg) angebaut.
Savagnin Rose ist eine Mutation, d.h. eine natürliche Veränderung,
der Savagnin- oder Traminer-Traube (die
Savagnin-Trauben sind genetisch identisch mit den Tramin-Trauben, früher wurden
sie als unterschiedlich angesehen).
Der Traminer wird wegen seines würzigen
Aromas meist als Gewürztraminer bezeichnet.
Der Name der Traminer-Reben stammt von dem Weinort
Tramin in Südtirol, wo die Weinsorte schon im 11. Jahrhundert bekannt war.
Die Herkunft der Reben aber ist ungewiss, vermutet wird, dass sie aus der
Weinregion Schirwan/Servan in Nordwestiran
stammt.
Der Traminer ist eine Stammsorte vieler
europäischer Rebsorten, die aus Kreuzungen mit den Traminer-Reben entstanden
sind, so z.B. der Verdejo, Silvaner, Grüner Veltliner, Chenin Blanc.
Rhodt bezeichnet sich selbst als das Traminer-Dorf. Aber es sind nur noch etwa 10 Prozent der Rebstöcke Traminer-Reben.
Die Weinlagen in Rhodt sind Rhodter Rosengarten, südlich von Rhodt, Rhodter Schlossberg, westlich und nördlich von Rhodt und Rhodter Klosterpfad, östlich von Rhodt. Die Lage Ordensgut ist eine Großlage, die über die Gemarkung von Rhodt hinausgeht. Großlagen wurden 1971 eingeführt, um Weine, die nicht zu Einzellagen gehören, besser zu verkaufen.
Der Winzerhof Heinrich Krieger hat in allen drei Lagen Rebstöcke. Es sind viele kleine, verstreut liegende Einzelparzellen. Das hat mit der früheren Erbfolge zu tun. Nicht der Älteste, sondern alle Kinder erbten und so wurden die Grundstücke von Generation zu Generation zerteilt. Das Weingut Heinrich Krieger keltert neben einem kleinen Teil Gewürztraminder sehr viele unterschiedliche Weißwein- und Rotweinsorten, wie ziemlich alle Rhodter Winzer.
Ich habe die Weinsorten, die im Weingut Krieger gekeltert werden, zusammengestellt. Die Weincharakteristik bezieht sich allgemein auf die Weinsorte.
Die Weißweine von Heinrich Krieger:
Silvaner
4,5
% der Rebflächen in Deutschland: Rhein-Hessen, Franken, Pfalz.
Riesling
Gewürztraminer
Alte Rebsorte, die wahrscheinlich aus dem Iran kommt, eine andere
Vermutung ist Griechenland.
1,1
% der Rebflächen in Deutschland: Pfalz, Rheinhessen, Baden.
Sauvignon Blanc
„Mit großer Aromenvielfalt. Äußerst fruchtbetont mit ausgeprägten
Aromen, bis hin zum recht herben Typ“.
Natürliche Kreuzung aus Traminer und Chenin Blanc (Rebsorte
aus Anjou, Frankreich).
Andere
Bezeichnung ist Blanc Fumé.
1,5
% der Rebflächen in Deutschland: Pfalz, Rheinhessen.
Müller-Thurgau
„Süffig, manchmal blumig. Frischer Weingenuss für jeden Tag.
Harmonischer Charakter. Milde Säure.“
Züchtung von Professor Müller aus dem Schweizer Kanton Thurgau.
Kreuzung aus Riesling und Madeleine royal (Kreuzung
Trollinger mit Pinot Noier).
Andere Bezeichnung ist Rivaner (Der Name ist eine Zusammensetzung
von Riesling und Silvaner. Ursprünglich wurde angenommen,
dass Silvaner mit Riesling gekreuzt wurde, was nicht stimmt).
Züchtung 1882 in Geisenheim (Forschungsanstalt für Garten-
und Weinbau).
11,4
% der Rebflächen in Deutschland: Rheinhessen, Baden, Pfalz.
Kerner
„Saftiger Schoppenwein als Durstlöcher. Säurebetont, feinaromatisch
und fruchtig.“
Züchtung aus Trollinger und Riesling, benannt nach einem
schwäbischen Dichter. Züchtung 1929 in Weinsberg
(Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau).
2,3
% der Rebflächen in Deutschland: Rheinhessen, Pfalz.
Muskateller
„Typisch ausgeprägter, würziger Muskatton. Trocken (säurearm und
frisch) als auch süffig ausgebaut.“
Alte Rebe, aus dem Mittelmeer-Raum
stammend.
Unter 1 % der Rebflächen in Deutschland: Pfalz, Baden-Württemberg.
Dornfelder
„Kräftiger Rotwein. Trocken oder halbtrocken ausgebaut. Junger Wein
mit Fruchtaromen wie Sauerkirschen etc.“
Limberger. Benannt nach dem Gründer der Weinsberger
Weinbauschule, Dornfelder. Züchtung 1955 in Weinsberg.
7,3
% der Rebflächen in Deutschland: Rheinhessen, Pfalz.
Spätburgunder
„Vollmundig
und samtig. Fruchtiges Aroma und Nuancen von Mandel“.
Eine
aus Wildreben des Burgunder
entstandene alte Sorte.
Eine
andere Bezeichnung ist Pinot Noir.
11,4 % der Rebflächen in Deutschland: Baden, Pfalz, Rheinhessen,
Württemberg.
St. Laurent
„Kräftig
und gleichzeitig frisch-fruchtig. Anspruchsvoller Tropfen“.
Alte Rebsorte aus Österreich, die über das Elsass nach Deutschland
kam. Die letzten Rebstöcke in Deutschland standen in den 1960er
Jahren in Rhodt und wurden hier vermehrt.
0,6
% der Rebflächen in Deutschland: Pfalz, Rheinhessen.
Cabernet Cubin
„Ähnlichkeit mit dem Cabernet Sauvignon. Farbintensiv, tanninbetont
mit Cassisnote“ (Internet-Beurteilung).
Züchtung durch Kreuzung aus Blaufränkisch (Lemberger) mit
Cabernet Sauvignon. Züchtung 1970 in Weinsberg und
Markteinführung 1999.
Unter
0,1 % der Rebflächen in Deutschland.