Unser Pfalztreffen 2022

August 2022

Es war heiß. Wie immer waren wir in der ersten Augustwoche im Krieger’schen Weingut in Rhodt unter Rietburg. Es war wohl die heißeste Woche in diesem Jahr und entsprechend reduziert war unser Bewegungsdrang. Aber den Höhepunkt des diesjährigen Treffens haben wir durchgehalten, eine Draisinen-Tour mit der Südpfalz-Draisinenbahn. Allerdings mit verringerter Teilnehmerzahl, dazu später mehr.

 

Wie immer bei Krieger-Krapp

Es gibt mehrere Krieger-Winzerhöfe. Wir sind von Anfang an jedes Jahr in dem Winzerhof von Heinrich Krieger an der Edesheimer Straße mit einem der schönsten Innenhöfe (oder dem schönsten?), in dem wir die Abende genießen. Die gute Seele ist die Seniorin, Ulrike Krieger, unterstütz von ihrer Tochter, Barbara Krapp, die die Pension organisiert.  Zimmer und Frühstück sind sehr gut.

Mit neun Freunden aus der Gegend von Stuttgart, Köln, Kassel und Berlin, die sich von mehr oder weniger langen Aufenthalten auf Teneriffa kennen, haben wir den Innenhof für uns. Das hatten wir diesmal auch, konnten ihn aber nicht ausfüllen. Zwei Paare fielen Krankheits- und Corona-bedingt aus. Das war schade. So konnten wir die Draisinen-Fahrt auch nicht mit voller Kraft durchstehen, dazu später mehr.

            Zu den früheren Pfalztreffen siehe:

            Link: Pfalztreffen 2020

            Link: Pfalztreffen 2021

 

Diesmal nur eine Kurzwanderung

Wir wollten in den Pfälzer Wald wandern, zum Hirschweiher-Tal. Dort waren wir schon einmal. Ein sehr schönes, schattiges Tal. Aber bis zum Rand des Pfälzer Waldes muss man erst einmal durch die Weinberge gehen, die zur Weinlage Rhodter Schlossberg gehören, (zu den Rhodter Weinlagen später noch etwas mehr).

Den Weg durch die Weinberge, mit einem leichten, aber stetigem Anstieg, es geht ja schließlich hinauf zum Pfälzer Wald, habe wir gut gemeistert. Auf der Theresienstraße (benannt nach einer bayrischen Königin, Ehefrau König Ludwigs I.). gehen wir hinaus 

Die Theresienstraße ist immer wieder schön:







Am Weg, schon kurz vor dem Wald, ist das Gasthaus Sesel mit dem Hotel Alte Rebschule. Das Gasthaus hat heute Ruhetag, doch wir haben Glück, auf der Terrasse des Hotels können wir unsren Durst löschen. Die Weinkarte ist ausgesprochen reichhaltig. Aber angesichts der Wärme, fast Hitze, und noch mehr, weil wir ja noch weiter wandern wollen, machen wir keine Weinprobe, sondern bescheiden uns mit nur einer Erfrischung.

Blick von der Alten Rebschule auf Rhodt

Das Gasthaus Sesel gibt es seit 1977, 2004 kam das Hotel Alte Rebschule dazu.      Der Name des Hotels ist von der Rebveredlungsanstalt abgeleitet, die bis 1969 hier bestand.

Die Rebveredlungsanstalt Kästenberg Rhodt wurde 1925 gegründet, um Methoden zur Bekämpfung der Reblaus zu entwickeln und resistente Weinsorten zu züchten.

 

Der Kästenberg (Kastanienberg) liegt unterhalb des Blättersberg, der zum Haardt-Gebirge des Pfälzer Waldes gehört. Auf dem Blättersberg steht die Rietburg.

Die Reblaus (eine Blattlaus-Art) wurde in den 1860er Jahren von Amerika eingeschleppt und breitete sich auf sämtliche europäischen Weinbaugebiete aus. Die Reblaus, speziell die Wurzelreblaus, beschädigt die Wurzeln, was zum Absterben des Rebstocks führt.

Auf Teneriffa hat die Reblaus nicht gewütet, so dass dort noch heute wurzelechte Rebstöcke stehen.

 

In der Rebveredlungsanstalt wurden Edelreiser (von heimischen Rebsorten) auf reblausresistente Unterlagen amerikanischer Reben gepfropft. Es wurden jährlich etwa zwei Millionen Pfropfreben gezogen.

 

Der Rebveredlungsanstalt ist zu verdanken, dass in den 1960er Jahren die letzten in Deutschland vorhandenen Rebstöcke der Rotweinsorte St. Laurent gerettet wurden. Sie wären dort beinahe ausgehackt worden. Nach einigen Jahren der Erhaltungszüchtung hatte man wieder genug Rebstöcke. Zu den wenigen Winzern mit St. Laurent Reben gehört das Weingut Heinrich Krieger. Wir haben den Rotwein probiert, sehr lecker.

 

Weiter hinauf in den Wald. Bald erreichen wir die Rietania-Waldgaststätte (woher kommt der Name?). Ein schönes Ausflugslokal mitten im Wald. Aber wir waren ja gerade eingekehrt (nächstes Jahr sollten wir dorthin wandern). Also entschieden wir uns, daran vorbeizugehen. Allerdings nicht nach rechts in Richtung des Hirschweiher-Tals, sondern nach links in Richtung Weyher. Rechts herum geht es bergauf (aber danach wären wir im fast ebenen Hirschweiher-Tal gewandert), das wollten wir (fast alle) jetzt nicht mehr. Also gingen wir links herum, auch bergauf, aber mit der Aussicht, recht bald wieder bergab gehen zu können. Bis Weyher gingen wir auch im Wald. Nach einem kurzen Stück durch den Ort waren wir wieder im Weinberg. Ohne Schatten, aber den Ort Rhodt stets im Blick.

Blick von Weyher auf Rhodt

Die ersten Rotweitrauben waren auch schon richtig rot, so dass wir den Öchsle-Grad „testen“ konnten. Viele Weinbeeren waren schon richtig süß.

Öchsle-Grad misst die gelösten Stoffe, meist Zucker, im Traubenmost. Je höher der Öchsle-Grad ist, um so mehr Alkoholgehalt wird der vergorene Most haben. 80 Grad Öchsle ergeben einen Alkoholgehalt von etwa 10 %.  Gemessen wird mit einem Refraktometer, mit dem der Brechungsindex des Mostes bestimmt wird (ein Lichtstrahl wird je nach Konzentration in einer Flüssigkeit unterschiedlich gebrochen).  Erfunden hat die Mostbestimmung Ferdinand Öchsle.

Rosen im Weinberg

Weinreben von Heinrich Krieger 
in der Lage Rhodter Schlossberg

Am Ortsrand von Rhodt haben wir dann auch noch einen alten „Krieger“-Traktor entdeckt. Hatte der Traktor etwas mit unserem Weingut Heinrich Krieger zu tun? Ulrike Krieger klärte uns auf. Der Bruder ihres Mannes hatte in den 1950er Jahren Schmalspurtraktoren für den Weinbau entwickelt.  2015 musste die Herstellung aufgegeben werden.

 

Ein "Krieger"-Traktor

Gasthaus Sonne – Ausflug Burrweiler Mühle – Rhodter Adler

Am ersten Abend waren wir im Gasthaus Sonne (an der Weinstraße, Ecke Theresienstraße). Wir hatten rechtzeitig reserviert und einen ruhigen Tisch im Außenbereich bekommen. Dienstags haben viele Gaststätten in Rhodt ihren Ruhetag. Die „Sonne“ hatte auf und wir haben hier wie immer sehr gut gegessen. Ich habe – natürlich – Pfälzer Saumagen mit Rahmsauerkraut probiert, sehr gut, aber, am nächsten Tag habe ich noch besseren Saumagen bekommen, der war und ist unschlagbar.

Das war in der Burrweiler Mühle (Landgasthaus zwischen den Orten Burrweiler und Hainfeld). Auch hier waren wir früher schon. Man kann von Rhodt aus gut dorthin durch die Weinberge (direkt oder über Hainfeld) wandern. Das wollten diesmal nach unserer „Wärme-Wanderung“ aber nicht alle, genau genommen nur einer (ich), alle anderen ließen sich von Bert mit dem Auto fahren. 

Auf dem Weg zur Burrweiler Mühle:

Der Kirchturm von Hainfeld über den Weinreben

Ausgehackte Rebstöcke unter einem Kastanienbaum

Weingut in Hainfeld

Hainfeld scheint ein Künstlerdorf zu sein.
Sechs Ateliers und Galerien listet die Gemeinde-Information auf.
Und einen Skulpturenpark gibt es am Modenbach.


Blick auf Weyher, mit der Rietburg auf dem Blattersberg

Auch die Burrweiler Mühle muss man vorher reservieren. Es ist ein vielbesuchtes Ausflugslokal mit schönen Innenräumen und einem großen Außenbereich an einem kleinen Teich. Wir hatten einen schattigen Tisch und das Essen war hervorragend, „Geräucherte Entenbrustscheiben auf lauwarmen bunten Linsen“, „Vitello tonnato“ und „Mühlenteller“. Der Mühlenteller war für mich, mit Saumagen, Leberknödel, Bratwurst und Weinsauerkraut. Der Saumagen war spitze, würzig, saftig. Das Rahmsauerkraut in der Sonne war besser. Auf die Bratwurst und den Leberknödel werde ich das nächste Mal verzichten und nur Saumagen essen, den „Pfälzer Saumagen vom Schwäbisch-Hällischen Landschwein“, im Saumgenwettbewerb mit einem Goldpokal ausgezeichnet, eine nicht übertriebene Auszeichnung.

Pfälzer Saumagen wird aus gepökeltem, magerem Schweinefleisch (teils gewürfelt, teils als Wurstbrät) und gewürfelten Kartoffeln hergestellt. Die Masse wird gewürzt und in einen Schweinemagen (alternativ wie Wurst in Därmen) gegart. Der Ursprung des Rezeptes soll ein Arme-Leute-Essen sein, mit dem Schlachtereste von Schweinen verwertet wurden. Dann wurde es, mit besten Zutaten, der Höhepunkt eines jeden Schlachtfestes. Und richtig bekannt wurde der Saumagen durch Helmut Kohl, der vielen seiner Staatsgäste das typische Gericht seiner Heimat servieren ließ.

Die Burrweiler Mühle:






Den Abendessen-Abschluss hatten wir im Gasthaus Rhodter Adler, gleich in der Nähe unserer Unterkunft. Wir wollten schon früher dort essen, die Küche sollte gut sein, aber immer, wenn wie in Rhodt waren, war das Restaurant geschlossen. In dieser Saison hatte der Rhodter Adler neu eröffnet und wir haben gleich die neuen Wirtsleute getestet, Urteil „sehr gut“.

 

Ganz schön anstrengend - Eine Draisinen-Fahrt

Diesmal keine Wanderung. Ein neues Erlebnis sollte es sein. Einmal auf einer Schienenstrecke strampeln. Mit einer Draisine der Draisinenbahn Südpfalz.

Nicht weit von Rhodt ist eine 1984 stillgelegte Bahnstrecke auf dem Abschnitt Bornheim bis Westheim als Draisinenbahn reaktiviert worden. 

Bornheim ist eine Ortsgemeinde (Verbandsgemeinde Offenbach) an der Queich im Landkreis Südliche Weinstraße. Die Queich ist ein Nebenfluss des Rheins.

Westheim ist eine Ortsgemeinde (Verbandsgemeinde Lingenfeld) im Landkreis Germersheim. Festung des Königreichs Bayern am Rhein.

 

Die Bahnstrecke ist ein Teil der ehemaligen Unteren Queichtalbahn (1872 eröffnet), die wiederum ein Teilstück der überregionalen Verbindung zwischen Saarbrücken – Landau – Germersheim - Bruchsal war. Gebaut und betrieben wurde die Bahnstrecke von der „Pfälzische Ludwigsbahngesellschaft“, die 1844 im Königreich Bayern gegründet wurde.

Es war die Zeit des Eisenbahnbaus in ganz Deutschland. In Nürnberg wurde 1835 die erste deutsche Eisenbahnstrecke eröffnet (Nürnberg – Fürth). In Berlin wurde 1838 die erste private Eisenbahnstrecke (nach Potsdam) betrieben. 1850 gründete das Königreich Preußen seine erste staatliche Eisenbahngesellschaft (Westfälische Eisenbahn).

Die 1984 stillgelegte Strecke wurde bis 2006 instandgesetzt und in dem Jahr mit dem Betrieb einer Draisinenbahn begonnen. Die Strecke ist insgesamt 12 Kilometer lang. Sie verläuft durch ein Waldgebiet, an einem Golfplatz vorbei, durch Gemüsefelder und Äcker

Die Draisine wurde 1837 in Wien als zweiachsiges Schienen-Hilfsfahrzeug für Bahnarbeiter erfunden. Zunächst wurde sie mit den Füßen abgestoßen. Das Fahrzeug wurde als „Draisine“ bezeichnet, in Anlehnung an das von Karl von Drais 1817 erfundene Laufrad, ein Zweirad, auf dem man saß und sich mit den Füßen abstieß und fortbewegte.

Die Weiterentwicklung der Schienen-Draisine hatte einen Antrieb mit einem, einem Pumpenschwengel ähnlichen, Hebel, der auf und ab bewegt wurde. Es folgten Motor angetriebene Draisinen, mit denen u.a. die Streckenwärter die Gleisstrecken abfuhren.

Touristisch werden Draisinen mit Fahrradantrieb genutzt.

Die Südpfalz-Draisine hat Wagen mit 4 bis 7 Plätzen, die für einen Tag gemietet werden können. Da die Strecke einspurig ist, muss man am Vormittag (Start 10 bis 11.30 Uhr) von Bornheim Richtung Westheim und am Nachmittag (ab 14 Uhr) in umgekehrter Richtung fahren. Die Gesamtstrecke von 12 Kilometern kann man unterwegs an Wendepunkte abkürzen, muss aber immer auf die Rückfahrtzeit 14 Uhr warten.

Bei unserer ersten Planung für die Pfalz hatten wir 2 Draisinen-Wagen reserviert, einen 4-Sitzer mit zwei „aktiven Plätzen“ und einen 5-Sitzer mit drei „aktiven Plätzen“, d.h. drei, die in die Pedalen treten müssen und 2 Personen, die relaxt das Sitzen und die Fahrt und die Landschaft genießen können.

Kurz vor dem Reisetermin, mussten wir umplanen. Aus 9 wurden 7 Teilnehmer, Irene und Erich mussten wegen Krankheit absagen. Also haben wir umgestellt, statt 2 Wagen nur einen, eine sognannte Vereinsdraisine mit 7 Plätzen, 3 aktiven und 4 passiven Fahrern.

Doch auch diese Planung hatte keinen Bestand. Aus 7 wurden 5 Teilnehmer, Ruth und Jürgen fielen wegen Corona aus. Also brauchten wir nur noch 1 Wagen mit 5 Plätzen.

Aber die Schwund-Phase war noch nicht beendet. Am Donnerstag, unserem Draisinen-Tag, machte Uschi schlapp, sie konnte die Wärme, die eine Hitze war, nicht ab. Also waren wir nur noch 4 und brauchten nur noch einen 4-Sitzer mit zwei Tretplätzen und zwei Plätzen für die Reserve. Die Treter waren Bert und ich – auf der Hinfahrt. 

Zwölf Kilometer sind aus der Sicht eines Fahrradfahrers nicht lang. Aber mit einer Draisine gefahren, gefühlt deutlich länger, obwohl die Gleisstrecke zumindest optisch eben und ohne Steigerungen ist. Eisenrad auf Eisenschiene rollen nicht ganz so gut. Es ist gegen mehr Widerstand anzutreten. Und auf manchen Abschnitten hatten wir den Eindruck, dass die Seitenteile der Räder an den Schienen rieben und uns tüchtig bremsten. 

Die Hinfahrt ging gut. An dem mittleren Wendepunkt gab es eine Rast. Aber nur mit dem mitgebrachten Wasser, eine Gastronomie fehlte hier wie an der gesamten Strecke. Dafür konnten wir uns am Ziel der Hinfahrt mit – alkoholfreiem – Pils und Hefeweizen erholen. Das war auch notwendig. 

Die Rückfahrt wurde schwieriger. Es war die gleiche Strecke. Aber die Hinfahrt in der Wärme hatte doch einige Kräfte aufgezehrt. Wir verbrauchten auf der Rückfahrt mehr Wasser als auf der Hinfahrt. Das Mitgebrachte reichte nicht aus. Und da hatten wir Glück. An der Strecke beobachtete ein junges Mädchen die an ihrem Garten vorbeifahrenden Draisinen-Mannschaften. Eine Frage, ob es denn Bier oder Wasser zu kaufen gäbe, verneinte sie (wir hatten geglaubt, ein solches Hinweisschild gesehen zu haben, war wohl aber nicht). Aber unsere Bitte, unsere leeren Mineralwasserflaschen mit frischem Leitungswasser aufzufüllen, wurde erfüllt. Damit waren wir gerettet, was das Trinkwasser betraf.

Eine Rettung anderer Art war für die Tretmannschaft, Bert und mich, die Reservebank der Draisine. Die war mit Marianne und Maria bestückt. Die Reserve musste auf der Rückfahrt eingreifen. Wir Männer haben einfach nicht durchgehalten, es war zu warm und eine Draisine zu bewegen braucht doch deutlich mehr Kraft als ein Fahrrad. Maria und Marianne sind immer wieder in die Pedale gestiegen und wir konnten uns ein wenig erholen, bis zum nächsten Abschnitt. Die Schlussstrecke mit der Einfahrt in den Bahnhof Bornheim ist die Draisine dann mit der Stamm-Mannschaft  gefahren. Wir waren froh, es hinter uns gebracht zu haben. Bert hat dann die gesamte Mannschaft noch zum Stammquartier in Rhodt gefahren. Und dort gab es Weinschorle, Riesling- und Weißherbst-Schorle. Eine köstliche Erfrischung.


Zum Schluss noch einiges vom Wein in Rhodt

Dass Rhodt den ältesten Weinberg (zumindest in der Pfalz) hat, wissen wir. Es ist der „Rosengarten“, gleich in der Nähe von Heinrich Krieger. 

Der Weinberg gehört aber nicht einem Rhodter Winzer, sondern dem Weingut Oberhofer in Edesheim. Die kleine Flasche des „DER ÄLTESTE Gewürztraminer Rhodter Rosengarten“ von 2018 kostet stolze 139 EUR (Liter-Preis 370,67 EUR). Es ist halt eine Rarität.

 

Auch dass die Umstellung der Weinberge vom Kammerbau auf den Spalierbau von Rhodt ausgegangen ist, haben wir bei unseren früheren Aufenthalten erfahren. Ein neues Wissen ist, das Rhodt auch der Herkunftsort einer Rebsorte ist. Die Reben der Weißweinsorte „Savagnin Rose“ stammen aus Rhodt unter Rietburg. Und hier von den Rebstöcken der Weinlage Schlosssberg. Die befindet sich unterhalb der Rieburg, von Rhodt bis hin zur „Alten Rebschule“ (durch den Schlossberg sind wir hinauf zum Pfälzer Wald gewandert, s.o.). Heute wird die Rebsorte wohl nur noch im Elsass und im badischen Durbach (bei Offenburg) angebaut.

Savagnin Rose ist eine Mutation, d.h. eine natürliche Veränderung, der Savagnin- oder Traminer-Traube (die Savagnin-Trauben sind genetisch identisch mit den Tramin-Trauben, früher wurden sie als unterschiedlich angesehen).

Der Traminer wird wegen seines würzigen Aromas meist als Gewürztraminer bezeichnet. Der Name der Traminer-Reben stammt von dem Weinort Tramin in Südtirol, wo die Weinsorte schon im 11. Jahrhundert bekannt war. Die Herkunft der Reben aber ist ungewiss, vermutet wird, dass sie aus der Weinregion Schirwan/Servan in Nordwestiran stammt.

Der Traminer ist eine Stammsorte vieler europäischer Rebsorten, die aus Kreuzungen mit den Traminer-Reben entstanden sind, so z.B. der Verdejo, Silvaner, Grüner Veltliner, Chenin Blanc.

Rhodt bezeichnet sich selbst als das Traminer-Dorf. Aber es sind nur noch etwa 10 Prozent der Rebstöcke Traminer-Reben.

Die Weinlagen in Rhodt sind Rhodter Rosengarten, südlich von Rhodt, Rhodter Schlossberg, westlich und nördlich von Rhodt und Rhodter Klosterpfad, östlich von Rhodt. Die Lage Ordensgut ist eine Großlage, die über die Gemarkung von Rhodt hinausgeht. Großlagen wurden 1971 eingeführt, um Weine, die nicht zu Einzellagen gehören, besser zu verkaufen. 

Der Winzerhof Heinrich Krieger hat in allen drei Lagen Rebstöcke. Es sind viele kleine, verstreut liegende Einzelparzellen. Das hat mit der früheren Erbfolge zu tun. Nicht der Älteste, sondern alle Kinder erbten und so wurden die Grundstücke von Generation zu Generation zerteilt.  Das Weingut Heinrich Krieger  keltert neben einem kleinen Teil Gewürztraminder  sehr viele unterschiedliche Weißwein- und Rotweinsorten, wie ziemlich alle Rhodter Winzer. 

Ich habe die Weinsorten, die im Weingut Krieger gekeltert werden, zusammengestellt. Die Weincharakteristik bezieht sich allgemein auf die Weinsorte. 


Die Weißweine von Heinrich Krieger:


Silvaner

„Neutraler Wein mit einer milden Säure“ 
(die Beurteilungen der Weine sind vom Deutschen Weininstitut
übernommen).
Natürliche Kreuzung aus Traminer und „Österreichisch 
Weiß“ (eine lokale Rebsorte in den Alpen, bekannt seit 1659).

4,5 % der Rebflächen in Deutschland: Rhein-Hessen, Franken, Pfalz.

 

Riesling

„Prägendes Element ist die fruchtige Säure“.
Natürliche Kreuzung aus wilden Reben mit den Rebsorten Traminer und „Heunisch“ (wie der Traminer eine der alten Stammsorte).
23 % der Rebflächen in Deutschland: Pfalz, Mosel, Rheinhessen. Es ist auch in der Pfalz die wichtigste Rebsorte, gefolgt von Dornfelder.                                  

Grauburgunder
„Trocken, mittelkräftig und etwas säurebetont“.
Entstanden durch Mutation (spontane, eigenständige Veränderung der Gene) aus dem Blauen Spätburgunder.
Andere Bezeichnung ist Pinot Gris oder Ruhländer (der „gehaltvoller mit betonter Süße“ ausgebaut wird).
7 % der Rebfläche in Deutschland: Baden, Rheinhessen, Pfalz.
 
Weißburgunder
„Trocken ausgebaut mit feiner Säure und frischer Frucht“.                          
Entstanden aus der Mutation des Grauburgunders.                             
Andere Bezeichnung ist Pinot Blanc.                                                                 
5,6 % der Rebflächen in Deutschland: Baden, Rheinhessen, Pfalz. 

Gewürztraminer            

„Trocken, mittelkräftig und etwas säurebetont. Aromatisches Bukett, 
ergänzt durch einen herb-würzigen Fruchtgeschmack“.

Alte Rebsorte, die wahrscheinlich aus dem Iran kommt, eine andere 

Vermutung ist Griechenland.

1,1 % der Rebflächen in Deutschland: Pfalz, Rheinhessen, Baden.

 

Sauvignon Blanc

„Mit großer Aromenvielfalt. Äußerst fruchtbetont mit ausgeprägten 

Aromen, bis hin zum recht herben Typ“.

Natürliche Kreuzung aus Traminer und Chenin Blanc (Rebsorte 

aus Anjou, Frankreich).

Andere Bezeichnung ist Blanc Fumé.

1,5 % der Rebflächen in Deutschland: Pfalz, Rheinhessen.

 

Rivaner
Ist ein Müller-Thurgau 

Müller-Thurgau 

„Süffig, manchmal blumig. Frischer Weingenuss für jeden Tag. 

Harmonischer Charakter. Milde Säure.“

Züchtung von Professor Müller aus dem Schweizer Kanton Thurgau. 

Kreuzung aus Riesling und Madeleine royal (Kreuzung 

Trollinger mit Pinot Noier).

Andere Bezeichnung ist Rivaner (Der Name ist eine Zusammensetzung 

von Riesling und Silvaner. Ursprünglich wurde angenommen, 

dass Silvaner mit Riesling gekreuzt wurde, was nicht stimmt). 

Züchtung 1882 in Geisenheim (Forschungsanstalt für Garten- 

und Weinbau).

11,4 % der Rebflächen in Deutschland: Rheinhessen, Baden, Pfalz.

                                  

Bacchus  
„Leicht bis mittelkräftig. Mit blumiger Muskatnote“.
Züchtung durch Kreuzung aus Silvaner, Riesling und Müller-Thurgau. Züchtung 1933 in Geilweilerhof (Institut für Rebenzüchtung).
1,6 % der Rebflächen in Deutschland: Franken, Rheinhessen, Nahe, Pfalz. 
 

Kerner                   

„Saftiger Schoppenwein als Durstlöcher. Säurebetont, feinaromatisch 

und fruchtig.“

Züchtung aus Trollinger und Riesling, benannt nach einem 

schwäbischen Dichter. Züchtung 1929 in Weinsberg 

(Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau).

2,3 % der Rebflächen in Deutschland: Rheinhessen, Pfalz.

 

Muskateller          

„Typisch ausgeprägter, würziger Muskatton. Trocken (säurearm und 

frisch) als auch süffig ausgebaut.“   

Alte Rebe, aus dem Mittelmeer-Raum stammend.

Unter 1 % der Rebflächen in Deutschland: Pfalz, Baden-Württemberg. 


Die Rotweine von Heinrich Krieger:

Dornfelder           

„Kräftiger Rotwein. Trocken oder halbtrocken ausgebaut. Junger Wein 

mit Fruchtaromen wie Sauerkirschen etc.“

Züchtung aus Frühburgunder mit Trollinger und Portugieser mit

Limberger. Benannt nach dem Gründer der Weinsberger 

Weinbauschule, Dornfelder. Züchtung 1955 in Weinsberg.

7,3 % der Rebflächen in Deutschland: Rheinhessen, Pfalz.

                                  

Spätburgunder   

„Vollmundig und samtig. Fruchtiges Aroma und Nuancen von Mandel“.

Eine aus Wildreben des Burgunder entstandene alte Sorte.

Eine andere Bezeichnung ist Pinot Noir.

11,4 % der Rebflächen in Deutschland: Baden, Pfalz, Rheinhessen, 

Württemberg.

 

St. Laurent           

„Kräftig und gleichzeitig frisch-fruchtig. Anspruchsvoller Tropfen“.

Alte Rebsorte aus Österreich, die über das Elsass nach Deutschland 

kam. Die letzten Rebstöcke in Deutschland standen in den 1960er 

Jahren in Rhodt und wurden hier vermehrt.

0,6 % der Rebflächen in Deutschland: Pfalz, Rheinhessen.

 

Cabernet Cubin  

„Ähnlichkeit mit dem Cabernet Sauvignon. Farbintensiv, tanninbetont 

mit Cassisnote“ (Internet-Beurteilung).

Züchtung durch Kreuzung aus Blaufränkisch (Lemberger) mit 

Cabernet Sauvignon. Züchtung 1970 in Weinsberg und 

Markteinführung 1999.

Unter 0,1 % der Rebflächen in Deutschland.


Wir haben diesmal und in früheren Jahren einige der Weine probiert, aber nicht alle. Diesmal haben wir auch gezielt den roten St. Laurent getrunken, ein voller, gehaltvoller Wein, den man gern trinkt.