Radtour Griebnitzsee und Havel
Eine Runde um den Südwesten Berlins, an den Ufern von
Teltowkanal, Griebnitzsee, Havel, Wannsee und Schlachtensee.
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Radtour 53 Kilometer |
Zum Teltowkanal, der südlich von unserer Wohnung in
Lichterfelde-West verläuft, fahren wir (Angelika, Andreas und ich) auf der
Drakestraße bis zur Emil-Schulz-Brücke.
Drakestraße
Sie ist nicht nach dem englischen Seefahrer und Freibeuter Francis Drake (1540 – 1596) benannt, sondern nach dem Berliner Bildhauer Johann Friedrich Drake (1805 – 1882), von dem u.a. die Viktoria auf der Berliner Siegessäule am Großen Stern stammt. Die Drakestraße wurde 1866 als Hauptstraße der Villenkolonie Lichterfelde angelegt, mit den Bahnhöfen Lichterfelde-West und Lichterfelde-Ost an ihren Enden.
Siehe Blog-Beitrag: „Radtour zum Olympiagelände“
Teltowkanal
Der Teltowkanal wurde 1906 in Betrieb genommen und verbindet die Wasserstraßen Elbe und Oder. Er wurde als Südumgehung Berlins gebaut.Die bestehende
Kanalstrecke durch Berlin dauerte wegen der vielen Schleusen sehr lange und war
dem steigenden Schiffsverkehr nicht mehr gewachsen.
Im Westen trifft der Teltowkanal bei Glienicke auf die Havel, im Osten erreicht er über die Dahme den Oder-Spree-Kanal. Die Kanaltrasse nutzt teilweise das Flussbett des damaligen Bäkebachs, dessen Quelle am Fichtenberg in Berlin-Steglitz ist.
Siehe Blog-Beitrag: „Radtour zum Olympiagelände“
Von der Emil-Schulz-Brücke fahren wir auf der Nordseite des Kanals nach Westen, in Richtung Havel. Über die Eugen-Klein-Brücke wechseln wir vom nördlichen auf den südlichen Kanaluferweg. An der Brücke erinnert eine Granitstehle an ein KZ-Außenlager (1).
KZ-Außenlager Lichterfelde
Unweit der Stehle war bis zum Kriegsende 1945 ein Außenlager des KZ-Sachsenhausen bei Oranienburg mit bis zu 1.500 Häftlingen. Sie wurden für Bau- und Aufräumarbeiten nach Bombenschäden im gesamten Stadtgebiet eingesetzt.
An einer Ausbuchtung des Kanals stoßen wir auf den Mauerweg (2). Hier verlief die damalige
innerdeutsche Grenze, von Süden
kommend, weiter am Südufer des Teltowkanals. Es war die Grenze zwischen Berlin
und dem Nachbar-Landkreis Teltow.
Auf unserer Kanalseite folgt an der Oderstraße hinter dem Teltower
Stadthafen eine Brachfläche, die einmal ein Verkaufslager für die Berliner Mauer war (4).
Verkauf der Berliner Mauer in Teltow
Nach dem Fall der Mauer beschloss
die DDR-Übergangsregierung am 7. Dezember 1989 den Verkauf von Mauer-Segmenten.
Anfragen bei den Auslandsvertretungen hatten Interesse an Mauerstücken
bekundet. Bis dahin waren nur die sogen. Mauerspechte am Werk, die sich
Teilstücke aus der Betonmauer meißelten.
Mit dem Verkauf wurde der DDR-Außenhandelsbetrieb LIMEX und eine in West-Berlin gegründete Privatfirma beauftragt.
Es waren Segmente, die ab 1975 als „4. Generation“ für die Vorlandmauer verbaut wurden. Die Vorlandmauer war die von der Westseite zu sehende Mauer. Nach Innen sicherte die Hinterlandmauer noch einmal die Grenze. Die East-Side-Galerie in Friedrichshain (wir sehen sie beim Stadtspaziergang „Erkundung Friedrichshain“) war eine Hinterlandmauer.
Im Juni 1990 versteigerte die Privatfirma 70 Mauersegmente, teils Originale, teils im Auftrag der Firma neu bemalte Mauerteile. Einzelne Stücke gingen für 170.000 EUR weg. Die Firma hatte allerdings nicht bedacht, dass die Mauermaler der originalen Mauerteile hätten zustimmen müssen. Nach einem Bundesgerichtshofbeschluss (so weit ging der Rechtsstreit) musste die Firma einen Teil der Erlöse an die klagenden Künstler abgeben.
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Einige Mauersegmente sind noch da. |
Ein Stück hinter dem ehemaligen Mauer-Lager überqueren wir den
Teltowkanal auf der Rammrathbrücke, um zu der auf der nördlichen Kanalseite
gelegenen Neue Hakeburg (5) zu
fahren.
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Eingangstor zur Neuen Hakeburg |
Neue und Alte Hakeburg
Der Teltowkanal, an dem wir entlang radeln, wurde hier im Tal des Bäkebachs angelegt. Im Mittelalter wurde der Übergang über die Bäke durch verschiedene Burgen gesichert. Die letzte der nicht mehr erhaltenen Burgen war die Alte Hakeburg (am Zehlendorfer Damm), die den Rittern von Hake gehörte. Sie brannte mit dem daneben errichteten Herrenhaus des Rittergutes im 2. Weltkrieg ab und wurde 1950 abgerissen.
Das Rittergut blieb bis zu Beginn des 20. Jh. im Besitz der Familie Hake, die 1908 nördlich des Machnower Sees die Neue Hakeburg baute, ein Herrenhaus in einem 50 Hektar großen Gelände. 1937 wurde der Besitz aus Geldnot verkauft. Die Nachfolger der Ritter hatten über ihre – reichen – Verhältnisse gelebt. Der NS-Reichspostminister Wilhelm Ohnesorge griff zu und ließ auf dem Gelände die Reichspostforschungsanstalt aufbauen. Erforscht wurden u.a. die Steuerungen von Raketen, Infrarotsichtgeräte, Abhörtechniken und Geheimcodes und, damals schon, Breitbandkabel. In der Villa ließ er sich seine Dienstwohnung und zusätzlich auch noch eine Privatwohnung einrichten. Nach dem Weltkrieg übernahm die SED die Immobilie und richtete die Parteihochschule Karl-Marx ein. Nach weiteren anderen Nutzungen war das Herrenhaus vor der Wiedervereinigung Gästehaus der DDR-Regierung, in dem u.a. Michail Gorbatschow, Fidel Castro und Nikita Chruschtschow übernachteten.
Nach langem Leerstand soll das Herrenhaus jetzt in Eigentumswohnungen aufgeteilt werden. Als Fertigstellung wurde in Zeitungsberichten das nächste Jahr, also 2023, genannt. Damit es sich auch lohnt, sollen in einem weiteren Bauabschnitt auch noch Eigentumswohnungen in zwei Stadthäusern gleich nebenan dazukommen. Bisher ist alles „sollen“. Zu sehen ist nur ein Baugerüst am Herrenhaus und ein abgezäuntes und verwahrlostes Grundstück.
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Teltowkanal und Machnower Schleuse vom Zehlendorfer Damm gesehen |
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Eine der Schleusenkammer ist trockengelegt. |
Wir fahren jetzt nicht weiter am Kanal entlang, sondern nehmen einen Umweg, um den Südwestkirchhof Stahnsdorf (7) zu besuchen.
Südwestkirchhof Stahnsdorf
Die ersten
Beerdigungen erfolgten 1909. Der Friedhof ist mit einer Gesamtfläche von über
200 Hektar der zweitgrößte Friedhof Deutschlands, nach dem
Hauptfriedhof Ohlsdorf in Hamburg.
Neben Neubelegungen wurden im 3. Reich auch Umbettungen einschließlich Grabsteinen und Mausoleen von Berliner Friedhöfen vorgenommen, die auf der Nord-Süd-Achse der „Welthauptstadt Germania“ lagen. Zahlreiche Berliner Prominente sind so mit ihren Gräbern nach Stahnsdorf gekommen. Insgesamt wurden 15.000 Gräber von Schöneberger Friedhöfen nach Stahnsdorf umgebettet.
Eine weitere Umbettung erfolgte nach dem 2. Weltkrieg. Die Überreste aus Gräbern der Garnisonskirche in Berlin-Mitte (Garnisonskirchplatz, südlich des S-Bahnhofs Hackescher Markt) wurden in einem Gemeinschaftsgrab auf dem Stahnsdorfer Friedhof beigesetzt, darunter Feldmarschälle und Generale der preußischen Armee des 18. und 19. Jahrhunderts. Die Garnisonskirche war durch Luftangriffe zerstört worden, die unzerstörten Grüfte waren mehrfach aufgebrochen und geplündert worden.
Die Friedhofskapelle wurde nach dem Vorbild der norwegischen Stabkirchen (wie die Kirche Wang in Schlesien) ganz aus Holz gebaut.
Die Berliner S-Bahn wurde bis zum Friedhof verlängert (heute nicht mehr in Betrieb). Die Reste der Kanalbrücke sind noch (neben der Autobahnbrücke) zu sehen. In Betrieb war die im Volksmund auch „Witwenbahn“ genannte Stichstrecke ab Bahnhof Wannsee bis zum Mauerbau 1961.
Nördlich an den Südwestkirchhof angrenzend ist ein weiterer Friedhof, der Wilmersdorfer Waldfriedhof Stahnsdorf. Er wurde etwa zur gleichen Zeit wie der Südwestkirchhof angelegt, von der damals selbständigen Gemeinde Wilmersdorf. Wie Berlin hatte auch die Stadtgemeinde Wilmersdorf Platzmangel auf den innerstädtischen Friedhöfen. Die ersten Beisetzungen erfolgten allerdings erst 1921, nach der Eingemeindung Wilmersdorfs nach Berlin (Großberlin-Gesetz von 1920). Auch auf diesen Friedhof erfolgten Umbettungen von Grabstätten des Schöneberger Friedhofs, die den nationalsozialistischen „Weltstadtplänen“ weichen mussten (Süd-Bahnhof, heute Bahnhof Südkreuz)
Norwegische Holzstabkirche des Friedhofs
Wir waren ja mit den Fahrrädern unterwegs und sind einen großen Kreis durch die Friedhofs-Parklandschaft gefahren.
Manfred Krug ((1937 – 2016) war ein großartiger
Schauspieler und Künstler. Nach Protest gegen die Ausbürgerung von Wolf
Biermann wurde er in der DDR kaltgestellt und bekam keine Rollen mehr. 1977
verließ er die DDR. Eine seiner großen Filme war „Spur der Steine“ (1966 in der
DDR gedreht und dort gleich verboten). Mit ihm als Kommissar waren die
„Tatort-Krimis“ sehenswert.
Heinrich Zille (1858 – 1929) war der Illustrator des Millieus der Berliner Hinterhöfe und Mietskasernen schlechthin.
Aber den britischen Soldatenfriedhof im Südwestkirchhof haben wir bei unserer Runde „entdeckt“. Ein Soldatenfriedhof aus dem 1. Weltkrieg? Das war uns zunächst nicht plausibel. War doch die Front im 1. Weltkrieg im Westen und nicht in Berlin. Die Antwort: Auf dem Friedhof sind Kriegsgefangene aus Großbritannien und dem Commonwealth beerdigt, die in Gefangenenlagern in Brandenburg, Schlesien und Pommern gestorben waren. Der Friedhof gehört dem Vereinigten Königreich, das die Fläche von der evangelischen Stadtsynode gekauft hat.
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Der britische Soldatenfriedhof |
Neben
dem britischen Friedhof ist auch ein Friedhof für in Gefangenschaft gestorbene italienische Soldaten des 1. Weltkriegs,
dessen Fläche vom Königreich Italien erworben wurde (Italien trat 1915 gegen
Deutschland und Österreich in den Krieg ein).
Relativ klein ist der Friedhof für im 1. Weltkrieg gefallene deutsche Soldaten, als „Heldenblock“ bezeichnet.
Albrechts Teerofen
Der Name der kleinen Siedlung am Teltowkanal erinnert an die Gewinnung von Teer und Pech aus Kiefernharz.
Die Kiefern werden
angeritzt und das ausfließende Harz aufgefangen (diese Art der Harzgewinnung
wurde schon von den Römern angewandt). Wenn wir vor Jahren durch die
Brandenburger Kiefernwälder gefahren sind, haben wir an mehreren Stellen angeritzte
Kiefern gesehen. Bis in die 1990er Jahre wurde Kiefernharz gesammelt.
Das Harz wurde in Teeröfen erhitzt, wodurch Terpentinöl und Kolophonium gewonnen wurde (nach dem gleichnamigen antiken,
griechischen Handelszentrum benannt, darum wurde das Harzprodukt auch als
„Griechisches Pech“ bezeichnet). Verwendet wird es u.a. für die Seiten von
Geigenbogen, die damit eingerieben werden (eine andere Bezeichnung ist darum
„Geigenharz“) und zur Aromatisierung von griechischem Retsina-Wein. Als Firnis
schützte es Gemälde.
Bedeutung hatte die Harz-Gewinnung im 1. Weltkrieg, als die Einfuhr von Kolophonium und Terpentinöl, die Ausgangsstoffe für Farben und Sprengstoffe waren, aus dem Ausland nicht möglich war. Auch in der DDR wurde das Harz gesammelt, um Devisen zu sparen.
Kohlhasenbrück war zusammen mit Steinstücken und der Kolonie Albrechts Teerofen vor der Wiedervereinigung eine von der DDR umschlossene Exklave Berlins.
Durch eine Novelle von Heinrich von Kleist erreichte Kohlhasenbrück einige Berühmtheit. Im
Blog-Beitrag „Kanalviereck“ wird die Geschichte von Michael Kohlhaas wiedergebeben.
Siehe Blog Beitrag "Kanalviereck"
Nach einer Pause im Biergarten (der Bratwurst-Grill war in Betrieb) fahren wir ein Stück weiter nördlich über den Griebnitzkanal, vorbei am Hotel Forsthaus und der Hubertusbaude (die immer noch geschlossen ist), am nord-östlichen Ufer des Griebnitzsees (der ein Teil des Teltowkanals ist) entlang. Am gegenüberliegenden Ufer stehen die Villen von Neubabelsberg, deren Grundstücke dort den Uferweg versperren.
In Klein Glienicke können wir uns entscheiden, ob wir über den Teltowkanal hinüber zum Park Babelsberg (15) fahren und ihn umrunden.
Wir entscheiden, dass die Fahrradstrecke auch ohne Parkumrundung lang genug ist. Aber die Geschichte der Babelsberger Sternwarte, an der wir nicht vorbeigefahren sind, weil wir den Park nicht umrundet haben, ist so interessant, dass ich sie hier erwähnen will.
Die Sternwarte Babelsberg und der Kalender
Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs hieß sie noch Sternwarte Berlin-Babelsberg. 1913 war sie von Berlin zum Schlosspark
Babelsberg verlegt worden, weil in Berlin die Lichtverschmutzung zu groß
geworden war. Errichtet wurde die erste Sternwarte in Berlin 1711, für die
auf dem Alten Marstall an der Straße
Unter den Linden ein Turmaufsatz gebaut wurde (der alte Marstall ist ein
Querbau am Neuen Marstall gegenüber dem Berliner Schloss, Breite Straße neben
dem Ribbeck-Haus).
Nach dem 2. Weltkrieg wurden das Spiegelteleskop der Babelsberger Sternwarte (es war einmal das zweitgrößte Fernrohr der Welt) und andere Instrumente und Einrichtungen als Reparationsleistungen in die Sowjetunion abtransportiert. 2002 wurde die Sternwarte wieder in Betrieb genommen.
Die Entscheidung, in Berlin eine Sternwarte zu gründen, hat ihren Ursprung in dem Gegensatz zwischen Katholiken und Protestanten und der damit einhergehenden unterschiedlichen Berechnung des Kalenderjahres.
Unser heutiger
Kalender ist der Gregorianische Kalender, 1582 von Papst Gregor eingeführt, der den davor geltenden Julianischen Kalender ablöste (der
wiederum von dem Römischen Kaiser Julius Cäsar im Jahr 46 v.Chr. eingeführt wurde und den alten römischen Kalender reformierte).
Der Kalender basiert auf dem Sonnenjahr mit 365 Tagen. Das ist die Zeit, in der die Erde einmal die Sonne umkreist. Allerdings dauert die Umkreisung einige Minuten länger als 365 Tage und sie kann auch bis zu 30 Minuten variieren. Im Laufe der Zeit weicht darum der Kalender mit 365 Tagen vom tatsächlichen Sonnenjahr ab. Der Julianische Kalender korrigierte diese Abweichungen ungenau, der Gregorianische Kalender verbesserte die Abweichungskorrekturen (mit Schaltjahren und dem 29. Februar).
Die protestantischen Länder akzeptierten den 1582 eingeführten Gregorianischen Kalender nicht, weil der Papst kein Recht dazu habe. Sie behielten den Julianischen Kalender, beschlossen aber 1699 die Einführung eines „Verbesserten Kalenders“ ab dem Jahr 1700.
Dieser Verbesserte Kalender ähnelte dem Gregorianischen Kalender. Das Osterfest sollte aber nach korrekter astronomischer Berechnung bestimmt werden, als das der Gregorianische Kalender (in einer aufwändigen Formel unter Berücksichtigung von Mond- und Erdumlaufzyklen) tat. Dafür brauchte man eine Sternwarte und Astronomen. Entsprechend verfügte der Brandenburgische Kurfürst Friedrich III. die Gründung einer Sternwarte in Berlin und die Einrichtung einer Akademie der Wissenschaft für die Berechnungen. Die Finanzierung der Sternwarte und der Akademie sollte durch die Herausgabe von Kalendern in den brandenburgischen Ländern erfolgen (Das war ein einträgliches Geschäft. Das Kalender-Privileg der Akademie galt bis 1811 – Humboldtsche Reformen des Staatswesens).
Der Bau der ersten Sternwarte erfolgte 1711. Bis dahin erfolgten die
Himmelsbeobachtungen und astronomischen Berechnungen in Privathäusern.
Der erste Präsident der „Kurfürstlich Brandenburgische Societät der Wissenschaften“ wurde Georg Wilhelm Leibnitz (1646 – 1716, Philosoph, Mathematiker und Jurist). Nach der deutschen Wiedervereinigung führt die „Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften“ die Tradition fort.
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Tor am Jagdschloss Glienicke |
Villenkolonie Alsen
Der Berliner Bankdirektor Wilhelm Conrad hatte Ende des 19. Jahrhunderts die Idee einer Landhauskolonie am Wannsee, der damals weit außerhalb der Stadt Berlin lag. Ab 1863 kaufte er große Flächen an der Reichsstraße 1 (heute B 1). Die parzellierten Flächen (keine kleiner als 1 preußischer Morgen, 2.553 m²) verkaufte er an Industrielle, Bankiers, Künstler, Wissenschaftler. Dabei nutzte er seine Mitgliedschaft im Berliner Herrenclub “Club von Berlin“ (im Volksmund Millionenclub genannt, Mitglieder u.a. Stresemann, Prof. Sauerbruch, Richard Strauss).
Den 1864 gegründeten „Club von Berlin“ (Vorbild war der englische Herrenclub) gibt es noch heute. Sein Clubhaus hatte er an der Jägerstraße/Ecke Mauerstraße. Dort hat er jetzt wieder seine Räume, allerdings nur angemietet. Das im Osten der Stadt liegende Gebäude war von der DDR enteignet und nach der Wende von der Stadt Hamburg gekauft worden, die in dem Gebäude ihre Landesvertretung eingerichtet hat.
Etwa zur gleichen Zeit entwickelte Wilhelm Carstenns die Villenkolonie Lichterfelde (ab 1865).
Siehe Blogbeitrag "Radreise Berlin - Verona (1)"
Der Name „Colonie Alsen“ ist, entsprechend der damaligen nationalistischen Stimmung, dem Sieg des Norddeutschen Bundes (unter Führung Preußens) im Dänischen Krieg 1864 auf der dänischen Insel Alsen gewidmet. Conrads Schwager war preußischer General und ihn erinnerte die Wasserlandschaft des Wannsees an die Insel Alsen.
Der Dänische
Krieg war Teil der sogen. Einigungskriege, mit denen
Bismarck die kleindeutsche Lösung (ein Kaiserreich ohne Österreich unter
Führung Preußens) durchsetzte:
Deutsch-Dänischer
Krieg 1864 (das dänische Herzogtum Schleswig kam zu Preußen, das Herzogtum
Holstein zunächst zu Österreich, später auch zu Preußen),
Deutscher
Krieg gegen Österreich 1866 (das Königreich Hannover kam zu Preußen, der
Deutsche Bund mit Österreich wurde aufgelöst),
Deutsch-Französischer
Krieg 1870/71 (Frankreich musste Lothringen und das Elsass an Deutschland
abtreten und 5 Mrd. Goldfranc zahlen).
Gründung
des Kaiserreichs und Proklamation des preußischen Königs zum deutschen Kaiser
in Versailles 1871.
Max Liebermann (1847 – 1935) war ein bedeutender Maler des Übergangs vom Naturalismus zum Impressionismus. Er war Präsident der Berliner Akademie der Künste und Vorsitzender der Künstlergruppe Berliner Secession (Mitglieder u.a. Barlach, Max Beckmann, Emil Nolde, Schmidt-Rottluff, Käthe Kollwitz, Heinrich Zille). Nach Liebermanns Tod wurde seine Witwe als Jüdin von den Nazis gezwungen, die Villa zu verkaufen. Der Deportation in das KZ Theresienstadt entzog sie sich 1943 durch Selbsttötung.
Das Wohn- und Arbeitshaus
von Max Liebermann war das Liebermann-Haus am Brandenburger Tor.
Im Weltkrieg zerstört, wurde es Ende der 1990er Jahre wiederaufgebaut. Jetzt
nutzt die Kulturstiftung der Berliner Sparkasse das Haus (Vorstand der Stiftung
war lange Jahre Monika Grütters, in der Regierung von Angela Merkel
Staatsministerin für Kultur und Medien, Stipendiatin der Begabtenförderung der Konrad Adenauer Stiftung).
Das Haus der Wannseekonferenz wurde
für den Berliner Pharmazie-Fabrikanten Ernst Marlier gebaut. Er verkaufte die
Villa an den Generaldirektor des Stinnes-Konzerns Friedrich Minoux, der Haus
und Grundstück an eine NS-Stiftung verkaufte. Die nutzte das Gebäude als SS-Gäste-
und Erholungsheim.
1942 fand unter Leitung von
Heydrich eine Konferenz zur „Endlösung der Judenfrage“, die Wannsee-Konferenz, statt, die die
Grundzüge für die Deportation der gesamten jüdischen Bevölkerung in Europa zur
Vernichtung im Osten bestimmte.
1992 wurde die Gedenk- und Bildungsstätte „Haus der Wannseekonferenz“ eröffnet.
Wir fahren über die Wannseebrücke zwischen Großem und Kleinem Wannsee (26), kommen am Biergarten Loretta am Wannsee (27) und dem S-Bahnhof Wannsee (28) vorbei.
Die Verbindung
zwischen Großem und Kleinem Wannsee ist der Beginn des Griebnitzkanals, der den Großen Wannsee
mit dem Teltowkanal verbindet. Er verläuft durch mehrere kleine Seen
(Pohlesee, Stölpchensee, Griebnitzsee), die eine Seenkette in einer eiszeitlichen Schmelzwasserrinne bilden
(letzte Eiszeit, die Weichsel-Kaltzeit, Beginn
vor 100.000 Jahren). Die Schmelzrinne setzt sich als Grunewaldrinne in einer
nordöstlichen Linie fast direkt fort (Schlachtensee,
Krumme Lanke, Lietzensee).
Die eiszeitliche
„Hauptrinne“ ist die Havel und deren Seenkette, zu der
auch der Große Wannsee gehört. Zwischen den Seen des Griebnitzkanals und der
Havel liegt ein auch von der Eiszeit geformtes Grundmoränengebiet mit dem Schäferberg weiter nördlich (Fernmeldeturm weit sichtbar) und den kleineren Hirschberg und Moritzberg am Griebnitzsee-Ufer.
Es ist die sogen. Wannsee-Insel, weil das Gebiet vollständig von
den Havelgewässern umschlossen ist.