Zu Fuß durch die Alpen

August 2021

(4) Über den Reschenpass und durch    den Vinschgau

Über den Reschenpass sind wir am Mittwoch (18. August) gegangen. Start war in Nauders und das Tagesziel in St. Valentin (8. Wandertag).  Hinter dem Reschenpass beginnt der Vinschgau. Wir wandern im Tal der noch kleinen Etsch nach Schluderns (9. Wandertag) und weiter nach Schlanders (10. Wandertag). Die nächste Station war dann Naturns (11. Wandertag) und am letzten und 12. Wandertag haben wir Meran erreicht.

 

8. Wandertag: Nauders – St. Valentin


Mittwoch 18. August 2021.
Nauders – Reschenpass – Grenze Österreich-Italien - Etschquelle – Reschen – Reschensee – Graun - St. Valentin.
Übernachtung im Boutique Hotel Villa Waldkönigin in St. Valentin.

18 Kilometer – 290 Meter bergauf, 160 Meter bergab.
Höchster Punkt 1.560Meter.

 

Start am Morgen in Nauders mit Regenjacken. Die brauchen wir aber nicht lange anbehalten. Der leichte Regen hörte bald auf und an der Etschquelle war wieder "normale" Wanderkleidung angesagt.

Start mit leichtem Regen - Schloss Naudersberg

Von Nauders führt der Weg im Tal des Stiller-Bach flussaufwärts und leicht bergauf in Richtung Reschensee.

 
Der Stiller Bach, der bei Hochfinstermünz (gestern sind wir dort gegangen) in den Inn mündet, fließt am Reschensee vorbei. Sein Quellgebiet ist weiter westlich. 

Wir passieren den Reschenpass und kurz dahinter die österreichisch-italienische Grenze, ohne beides richtig zu bemerken. Eine Pass-Höhe ist nicht wirklich zu sehen und an der österreichisch-italienischen Grenze erinnert nur ein Europa-blaues Ortsschild mit gelben Europa-Sternen, dass wir in „Italia“ sind. Es ist, als ob es keine Grenze gibt – dass ist gut, wir sind in Europa - und der Reschenpass nur ein geographischer Ort in den Landkarten ist.

Das Tal des Stiller Bach

 

Der Reschenpass/Passo di Resia  (Passhöhe 1507 Meter) überquert den Alpenhauptkamm und liegt zwischen den Ötztaler Alpen im Osten und der Sesvennagruppe im Westen.

Der Name des Passes soll im Mittelalter von einem Hof in der Nähe des Passes abgeleitet worden sein („Reschen“ bedeutete „der Barsche, der Schroffe“). Italien nannte ihn im Rahmen der Italianisierung „Passo di Resia“.

Der Reschenpass ist auch eine Wasserscheide zwischen dem Einzugsgebiet der Donau (nach Norden) und zur Po-Ebene (nach Süden). Der Stiller Bach,

durch den wir zum Reschenpass wandern, gehört zu den nach Norden entwässernden Flüssen (er fließt in den Inn und der in die Donau). Die Etsch, zu der wir hinter dem Reschenpass kommen, fließt nach Süden und dann durch die Po-Ebene bis zum Mittelmeer.


Hier Österreich - Da Italien

 

Die Grenze zwischen Österreich und Italien ist zwei Kilometer vor der Pass-Höhe. Nach dem 1. Weltkrieg wurde sie festgelegt. Das Habsburger Reich wurde aufgelöst. Die Tschechoslowakei und das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen wurden gegründet. Große Gebiete gingen an angrenzende Länder.  Österreich musste auch auf Südtirol und Welschtirol (Trient) verzichten.

            (siehe ausführlicher: Radreise Berlin – Verona, Teil 5 Geschichte)

Der Reschensee kommt in Sicht. Aber wir gehen nicht direkt auf ihn zu. Wir machen einen kleinen Umweg, um die Quelle der Etsch zu sehen und einen Schluck Etsch-Quellwasser zu trinken, von dem Fluss, der einmal als der geografische Beginn des Deutschen Reiches besungen wurde ("Von der Etsch bis an die Memel", Heinrich Hoffman von Fallersleben, Lied der Deutschen) – das war einmal,  ist lange her und wird nie wieder so sein. Inzwischen ist es ein italienischer Fluss und zwischen der Etsch-Quelle und Deutschland liegt Österreich. Und alles ist Europa – s.o. die nicht sichtbare Grenze.

 

Die Etsch, italienisch Adige, entspringt am Reschenpass, durchfließt den Vinschgau, dann die nördliche Po-Ebene und mündet bei Venedig in die Adria. In Meran fließt die Passer in die Etsch. In Bozen nimmt die Etsch die vom Brenner kommende Eisack auf.

Die Etsch ist der wichtigste Fluss Südtirols und nach dem Po der zweitlängste Fluss Italiens. Von Mori bei Rovereto bis Torbole wurde 1959 ein Verbindungstunnel unter dem Monte Baldo hindurchgeführt, der Etschwasser  zum Gardasee ableitet, um Verona vor Überschwemmungen zu schützen.


An der Etsch-Quelle

Neben der Quelle steht einer von mehreren Bunkern und Verteidigungs- anlagen in Reschen, die von Italien als Alpenfestung /Vallo Alpino (von den Seealpen bis Rijeka/Fiume am Mittelmeer) zur Grenzsicherung gegen Deutschland gebaut wurde. Begonnen wurde damit schon 1920, kurz nach Beendigung des 1. Weltkrieges und den neuen Grenzziehungen. Der italienische Diktator Mussolini forcierte den Bunkerbau nach seiner Machtübernahme 1926.



Gut getarnte Bunker an der Etsch-Quelle



Einer der Bunker wurde an der Etsch-Quelle in den Berg gebaut. Das Quellwasser wurde mit einer Rohrleitung nach außen geleitet und vor dem Felsen ein Brunnen angelegt. 


Vor uns liegt der Reschensee

Gesehen in Reschen: Häuser-Schmuck in Sgraffito-Technik

Unterwegs sehr oft gesehen: Kreuzwegstationen und Wegekreuze

Als kleiner Bach fließt die Etsch in den Reschensee.  Wir gehen am Ostufer des Sees entlang und kommen an dem Kirchturm im See vorbei, das Wahrzeichen des Reschen Sees, der 1950 eine ganze Ortschaft verschlungen hat.

 Der Kirchturm von St. Katharina

Der Kirchturm gehörte einst zur Kirche St. Katharina des Dorfes Graun am See. 1950 wurde die Etsch aufgestaut.  Zwei kleine Seen, der Reschen See und den Mittelsee, und Teile des Ortes Reschen und der ganze Ort Graun versanken im See. Das Dorf Graun entstand neu an höher gelegener Stelle. Die alten Häuser wurden gesprengt und abgetragen. Nur den Kirchturm der Pfarrkirche St. Katharina ließ man stehen. Er ragt auch bei hohem Wasserstand aus dem Wasser und ist ein Wahrzeichen des Sees geworden, der eine Länge von 6 Kilometern erreicht hat. 

Der Reschensee

Pause am Reschensee. Biker mit Solar-Selbstversorgung

Der neue Ort Graun oberhalb des Sees

Vom Reschensee nach St. Valentin gehen wir durch einen Lärchenwald.
Was ich nicht wusste, die Lärche ist eine typische Gebirgsbaumart.
Unter den heimischen Nadelbaumarten hat die Lärche das dauerhafteste 
Holz, das auch im Außenbereich keinen Holzschutz benötigt.
Als einziger heimischer Nadelbaum verliert die Lärche im Herbst ihre Nadeln.

Wir erreichen St. Valentin auf der Haide am Haidersee und die Jugendstilvilla des Boutique Hotels Villa Waldkönigin. Es ist ein wirkliches Wellness- und Wohlfühlhotel. Allerdings war unser Schwerpunkt nicht Wellness. Dafür haben wir uns nicht die Zeit genommen. Wir sind immer früh ins Bett gegangen und morgens früh aufgebrochen. Aber den Wohlfühl-Teil des Restaurants und des Frühstücksbüfett haben wir genossen. Die Familie Punt-Licata hat die Jugendstilvilla sehr schön renoviert und mit einem Neubau ergänzt. 


Villa Waldkönigin
Einer der früheren Eigentümer der Villa war ein Kaufmann aus Meran, der sich in der Tourismus-Aufschwung-Zeit in St. ValentinsAnfang des 20. Jahrhunderts diese Jugendstilvilla bauen ließ.

                  

           St. Valentin auf der Haide/San Valentino alla Muta
900 Einwohner, Gemeinde Graun im Vinschgau.

Die Besiedlung des Ortes geht zurück auf die Gründung eines Hospizes 1140. Es war ein Gasthaus, das Pilger, Wanderer, Kranke, Arme und Hilfsbedürftige aufnahm. Es war neben dem Hospiz St. Bernhard in der Schweiz (Bernhard-Pass) die erste Einrichtung dieser Art. Bekannt wurde das Hospiz auch durch die Bernadiner-Hunde, die bei der Suche und Rettung von Vermissten eingesetzt wurden.

Neben dem Hospiz wurde eine dem Heiligen Valentin gewidmete Kapelle gebaut. Valentin missionierte als Wanderbischof um 435 im Vinschgau und im Engadin.

Der Namenszusatz „Haide“ stammt von der Malser Haide, ein Schwemmkegel (Schotterablagerungen), der größte in den Alpen, auf dem der Ort steht.

Südlich von St. Valentin liegt der Haidersee auf 1.450 Meter Meereshöhe.

  

Spaziergang am Haidersee


* * *


9. Wandertag: St. Valentin – Schluderns/ Sluderno


Donnerstag 19. August 2021.
St. Valentin/San Valentino – Dörfl/Monteplair – Alsack/Alsago – Planeil/Planol – Mals/Malles Venosta – Glurns/Glorenza – Schluderns/Sluderno.
Übernachtung Burggasthof zum weißen Rössl in Schluderns. 

20 Kilometer – 190 Meter bergauf, 750 Meter bergab
Höchster Punkt 1.580 Meter

Start in St. Valentin bei schönem Vinschgauer Wetter. Wir bleiben im Tal des Stiller Bach, orientieren uns aber am oberen, östlichen Talrand des nach dem Haidersees weitläufiger werdenden Tales. Bis nach Planeil bleiben wir etwa auf der Höhe von St. Valentin und steigen dann über Mals und Glurns hinunter in den Talgrund.  Vor Mals treffen wir das erste Mal auf einen Waal und den daneben verlaufenden Waalweg. 

Blick zurück auf St. Valentin


Der Vinschgau ist eines der regenärmsten Gebiete der Ostalpen. Die jährliche Niederschlagsmenge genügt nicht, um ohne künstliche Bewässerung eine ausreichende Ernte zu erzielen. Deshalb besitzt/besaß das Tal das dichteste Bewässerungsnetz der gesamten Alpen, die Waale.

 

Die Waale sind künstlich angelegte Bewässerungskanäle. Der Name ist aus dem Lateinischen aqualis" - Wasserlauf - abgeleitet. Das Wasser wird meist aus einem Bach zu den hiervon oft sehr weit entfernt gelegenen landwirtschaftlichen Kulturen geleitet.

Der Bau neuer Waale, oft in unwegsamen Gelände, sowie die Wasserentnahme aus den Bächen durfte natürlich nicht nach Gutdünken erfolgen, sondern musste entweder von den Klöstern, die den großen Grundbesitz und mit diesem auch die Bäche besaßen, oder vom Landesfürsten, bzw. von den Grafen, die seit dem 13. Jahrhundert die Hoheit über die Gewässer innehatten, gestattet werden. Die Bauern hatten für das verliehene Wasser meist in Naturalien zu zahlen.

Zwar sind viele dieser Waal-Systeme fast gänzlich verschwunden. Sie sind Flurbereinigungen zum Opfer gefallen und durch moderne Bewässerung ersetzt worden. In Schluderns sind noch der "Perkwaal" sowie der längste Waal des Vinschgaus, der "Gschneirer Waal" (10 km lang, er besteht heute noch in einer Länge von 3 km) in seiner ursprünglichen Form erhalten.

Auf dieses ausgeklügelte Bewässerungssystem ist unter anderem zurückzuführen, dass insbesondere die Umgebung von Schluderns einmal die Kornkammer Tirols war. Aber das war einmal. Heute beherrschen die Apfelplantagen das Tal und die Hänge, was wir auf unserer Wanderung sehen werden.


Hinter St. Valentin gehen wir durch das Dorf Döfl, das zur Gemeinde Graun gehört. Zur Römerzeit soll hier eine Pferdestation gewesen sein. Es ist ein kleines Dorf, das in seinem Ursprung weitgehend erhalten geblieben ist.

Vor Dörfl.

Dörfl - Scheunen-Schmuck

Wir befinden uns auf dem „Vinschger Höhenweg“ in Richtung Planeil. Das Bergbauerndorf Planeil liegt etwas eingeschnitten in einem Seitental oberhalb der Malser Heide.

Das Dorf Alsack zwischen Dörfl und Planeil


Planeil

Auf dem Friedhof von Planeil: Kreuz mit Berufssymbolen


Wiesenweg vor Planeil
und Blumen auf der Wiese






Schmetterling auf einer Blüte

Uns gegenüber liegt auf der anderen Talseite Burgeis. Der Name soll auf eine Römerbefestigung an der Via Claudia Augusta zurückgehen. 1160 wird der Ort erstmals als „Burgusia“ genannt. 

Oberhalb von Burgeis liegt das Benediktinerkloster Marienberg. Die Krypta der Barockkirche wurde 1160 geweiht. Die in der Nähe gelegene Kirche St. Stephan lässt sich aufgrund archäologischer Grabungen bis in das 5. Jahrhundert zurückführen. In der Nähe befindet sich die Fürstenburg, im 13. Jahrhundert für die Fürstbischöfe von Chur gebaut. 

Auf der gegenüberliegenden Talseite: Burgeis

Benediktinerkloster Marienberg

Forstwirtschaft

Waalweg vor Mals

Es folgt Mals. Aus römischer Zeit wurden Reste einer „Villa rustica“ (ein Landgut) gefunden. 1094 wurde Mals als „Malles“ in einer Schenkungsurkunde des bayrischen Herzogs Welf IV. genannt, mit der er einen Hof in Malles dem Kloster Weingarten überträgt (Das Kloster in der nach dem Kloster benannten Stadt Weingarten in Baden-Württemberg war das Hauskloster der Welfen).

Mals unterhalb des Waalwegs


Ansitz am Hauptplatz von Mals von 1523.


Kirche Maria Himmelfahrt mit gotischem Kirchturm von 1530.
Eine erste Kirche stammte aus dem 13. Jahrhundert.


Ruine Fröhlichsburg aus dem 12. Jahrhundert. Die Mauern der Burganlage wurden im 19. Jahrhundert für die Erweiterung der benachbarten Kirche verwandt. Erhalten ist der 33 Meter hohe Bergfried mit 2 Meter starken Wänden.
Die Fröhlichsburg war einer von sieben Ansitzen (herrschaftliche Häuser), die zum großen Teil noch erhalten sind und bewohnt werden. 


Zwischen Mals und Glurns

Vorbei an Apfelplantagen


Hinter Mals weichen wir vom Claudia-Wanderweg ab und gehen über Glurns, an der Etsch gelegen. Glurns gilt als das Rothenburg Südtirols.


Glurns ist mit 900 Einwohnern eine der kleinsten Städte im Vinschgau. Aufgrund der überdurchschnittlich gut erhaltenen mittelalterlichen Bausubstanz, die mit dem Stadtbild von Rothenburg ob der Tauber verglichen wird, wird Glurns auch als das Rothenburg Südtirols genannt. Darum machen wir den „Umweg“ über Glurns.

Schon zu Römerzeiten kreuzten sich hier die Via Claudia Augusta und Handelswege in die heutige Schweiz.

Die erste urkundliche Erwähnung stammt von 1163. Der Ort erhielt 1227 eine eigene Pfarrei, die dem Bischof von Chur (Graubünden) unterstand.

In Konkurrenz zu dem Bischofs-Dorf Glurns förderten die Tiroler Landesfürsten eine Ansiedlung neben dem Dorf (um die heutige Laubengasse) mit einer 10-jährigen Abgabenbefreiung (schon damals gab es also Wirtschaftsförderung). 1291 erhielt Glurns das Marktrecht und 1304 hatte der Ort das Stadtrecht.

Durch die günstige Lage an der Grenze Tirols zur Schweiz und die Kreuzung mehrerer Handelswege wurde der Markt schnell bekannt und die Stadt reich. Sie profitierte von Wegegebühren und Niederlagsgebühren (die durchreisenden Kaufleute waren verpflichtet, ihre Waren umzupacken und auf dem Markt anzubieten).

Der Niedergang der Stadt begann gegen Ende des 16. Jahrhunderts. Der Handelsweg über den Brenner war attraktiver geworden. Im 19. Jahrhundert war aus der Handelsstadt eine Bauernstadt geworden.

Durch die Erbschafts-Realteilung wurden die landwirtschaftlichen Grundstücke immer kleiner. Sie reichten als Erwerbsquelle nicht mehr aus. Manche Bewohner versuchten sich als „Karner“, d.h. sie wurden Wanderhändler, die auf ihren Karren Südfürchte und Kastanien in den Norden lieferten und von dort Haushaltsgeräte mitbrachten.

Schon seit dem 17. Jahrhundert (bis zum 1. Weltkrieg) gab es die „Schwabenkinder“. Im Februar und März wanderten die 7- bis 15-jährigen für eine Saison nach Deutschland und in die Schweiz, um gegen geringen Lohn zu arbeiten.


Malser Tor mit Blick zum gegenüberliegenden Tauferer Tor
Die Stadtbefestigung entstand nach Kriegszerstörung der Stadt 1499 bis etwa 1580 um die innere Stadt. Aber schon Anfang des 17. Jahrhunderts war die Stadtmauer durch geänderte Kriegsführung nutzlos geworden. 

Stadtmauer am Taufener Tor

Kirche St. Pankratius
Eine erste Kirche wurde im 13. Jahrhundert. errichtet.
 Der Neubau erfolgte um 1481. Das Fresko stammt von 1496.


Fröhlich-Haus, ein Lehen der Grafen von Trapp

Historisher Gasthof Grüner Baum am Stadtplatz, von 1500

Altes Haus am Taufener Tor

Lauben in Glurns

Durch den Schludernser Torturm verlassen wir Glurns

Bei Glurns ist die Etsch kanalisiert

Auf dem Weg nach Schluderns

Nach Glurns bleiben wir im Tal und erreichen bald unser heutiges Tagesziel, Schluderns. 

Unser Hotel, der Burggasthof zum weißen Rössl, mit historischem Keller.

    

Schluderns/Sluderna
1.800 Einwohner, Provinz Bozen-Südtirol, Region Trentino-Südtirol                                    

Die Geschichte Schluderns entspricht weitgehend der des benachbarten Glurns. Geringe Einkünfte durch Karner-Wirtschaft und Schwabenkinder prägten auch hier die Menschen.


Die Churburg


Beherrscht wurde der Ort von der hoch über dem Dorf stehenden Churburg/Castel Coira. Es ist die besterhaltenste Burganlage Südtirols. Um 1250 ließ der Fürstbischof von Chur die Burg bauen, um die Vögte des Vinschgau zu kontrollieren. Doch schon ein halbes Jahrhundert später war die Burg in der Hand der Matscher Vögte. Nach dem Tod des letzten Matscher Vogts kam die Burg in den Besitz des Grafen von Trapp, ein steierisches Adelsgeschlecht, dem die Burg heute noch gehört,


Die Churburg

Burgschänke im Vorturm der Burg

Gedenkstein vor der Burg 
zur Erinnerung an Erstbesteigung des Ortlers 1804
durch Josef Pichler.
Nachfahren der Pichler sind die Wirtsleute des Weißen Rössl.
Fotos der Bergbesteigung schmücken die Gaststube.


Rathaus

Haflingerstandbild auf dem Rathausplatz
 Die planmäßige Zucht des Haflinger Pferdes soll 1874 in Schluderns im Hause des Bauern Folie, Kohlstattgasse, ihren Anfang genommen haben.


Kirche St. Katharina von 1520
Archäologische Funde aus der älteren Bronzezeit (1300 – 800 v.Chr.) lassen auf eine frühe Besiedlung schließen. 


Die Tonnen der Außenmauer sind  Grabstätten


An der Außenmauer der Kirche:
Der Grabstein der Herren der Chorburg,
Trapp Graf von Matsch.

St. Katharina Innenansicht

Kapelle St. Michael neben St. Katharina


 
Am Ortsausgang von Schluderns:
Dreisprachiges Vinschgau, ladinisch (eine rätoromanische Sprache)


 * * *


10. Wandertag: Schluderns/Sluderno – Schlanders/Silandro


Freitag 20. August 2021.
Schluderns/Sluderno – Schlanders/Silandro.
Übernachtung Gasthof Goldener Löwe Anno 1773. 

20 Kilometer – 520 Meter bergauf, 720 Meter bergab.
Höchster Punkt 1.090 Meter

Ein Wandertag ohne Orte. Zwischen Schluderns und Schlanders blicken wir nur auf Ortschaften unten im Tal, durchwandern sie aber nicht.

Hinter Schluderns
 

Eyrs/Oris war ursprünglich im Besitz des Hochstifts Freising, ab 1238 im landesfürstlichen Besitz. Wirtschaftlicher Aufschwung erfolgte durch eine K.u.K. Poststation ab 1822.


Weg durch Apfelplantagen
 

Laas/Lasa ist durch Marmor-Vorkommen bekannt, die am Nördersberg (das Bergmassiv gegenüber dem Sonnenberg  am rechten Etsch-Ufer) wahrscheinlich schon in römischer Zeit abgebaut wurden.

Ein 600 Meter langes, hölzernes Viadukt des Kandlwaals über die Etsch ist mit 32 bis 15 Meter hohen steinernen Pfeilern noch erhalten.         

 

Erste Maronen-Bäume

Wacholder und Pfaffenhütchen am Sonnenberg

Wir wandern weit oberhalb der Etsch im Sonnenberg (italienisch Monte Sole oder Monte Mezzodi)  und erfahren, warum die Berge am linken Etschufer Sonnenberg heißen. Es ist sehr warm bis heiß, der Berg liegt den ganzen Tag im Sonnenschein. 

Der zu den Ötztaler Alpen gehörende Hangbereich reicht von Mals bis zur Töll-Talstufe der Etsch vor Meran.

Am Sonnenberg

Der Weg am Sonnenberg:




Durch die starke Sonneneinstrahlung und Übernutzung (Überweidung) waren die Hangberge kahl und der Erosion ausgesetzt und sind es zu großen Teilen immer noch. Darum wurde Ende des 19. Jahrhunderts mit Aufforstungen begonnen, die in den 1950er und 1960er Jahren intensiviert wurden. 

Der Sonnenberg

Das Tal, in das wir hinabsehen, wird von Apfelplantagen beherrscht. Apfel-Spalier soweit das Auge reicht.

Das Tal vor Eyrs

 

Im 20. Jahrhundert wurde der Kornanbau im Vinschgau durch den Obstbau verdrängt. Mit 18.400 Hektar ist Südtirol das größte geschlossene Apfelanbaugebiet in Europa (das Alte Land bei Hamburg hat 10.500 Hektar, auch hier 90% Apfelbäume). Der Anbau ist kleinteilig organisiert, es gibt etwa 8.000 Familienbetriebe. 950.000 Tonnen Äpfel werden jährlich geerntet. Deutschland ist der wichtigste Exportmarkt.

Dass es im Vinschgau fast nur Apfelbäume und keine Birnbäume  gibt, liegt  wohl an der deutlich höheren Nachfrage nach Äpfeln (in Deutschland wurden 2019/2020 pro Kopf 22 Kilogramm  und nur 2,5 Kilogramm Birnen konsumiert. Doppelt so viel wie Birnen werden Tafeltrauben gekauft, 5 Kilogramm).


Waalweg oberhalb von Kortsch

Auch oberhalb von Kortsch: Steillagen wie an der Mosel

Erst in Schlanders treffen wir wieder auf Häuser und unseren heutigen Übernachtungsplatz. Das Hotel Goldener Löwe ist im Ort als „Schupferwirt“ bekannt. Als 1773 der Gastbetrieb begann, wurde in der benachbarten Scheune, dem „Schupfer“ die Postkutsche abgestellt. Die Gastwirtschaft neben dem Schupfer war der Schupferwirt.

Steil geht es hinunter nach Schlanders

 

Schlanders/Silandro

6.000 Einwohner, Region Trentino-Südtirol, Provinz Bozen- Südtirol                     

Urkundlich 1077 genannt. Der römisch-deutsche Kaiser übertrug dem Brixener Bischof in Schlanders umfangreiche Besitzungen als Reichslehen. Dafür sollte er den Weg über die Alpen schützen, damit die deutschen Kaiser sicher in ihre oberitalienischen Gebiete und nach Rom reisen konnten.

1235 übertrug Kaiser Friedrich II. die Kirche zu Schlanders an den Deutschen Ritterorden/Deutschherrenorden (Orden der Brüder vom Deutschen Hospital Sankt Mariens in Jerusalem). 1305 gründeten sie die Landkommende (Niederlassung des Ritterordens) Schlanders. 1643 wird ein Kapuzinerkloster mit Hospiz errichtet. 1811 wurde die Niederlassung des Deutschen Ordens von Bayern besetzt und deren Güter verkauft. 



 
Kirche Maria Himmelfahrt

Der Kirchturm ist mit über 90 Metern der höchste in Tirol. 1499 ist er in der heutigen Form entstanden. Das Kirchenschiff wurde Ende des 18. Jahrhunderts erweitert und barockisiert. An die Kirche angefügt ist die Michaelskirche. Deren Unterkirche diente als Gruft. 

Es wird vermutet, dass die Pfarre Schlanders schon im 7. oder 8. Jahrhundert entstand. Sie gehörte zum Bistum Chur im Osten der Schweiz. Ab 1235 (1215?) gehört die Pfarrkirche dem Deutschen Orden, der die Gemeinde seelsorgerisch betreute. 



Maria Himmelfahrt Innenansicht
Es ist der größte Sakralbau im Vinschgau. 

Kirche des Kapuzienerklosters

Die dem Heiligen Johannes der Täufer geweihte Kirche und das Kloster stammen von 1644. Bis 2018 lebten Kapuziner-Padres in dem Kloster. Wegen Nachwuchsmangel musste der Orden das Kloster schließen. Danach übernahmen Missionare des Heiligen Franz von Sales das Kloster (1872 in Frankreich gegründeter Orden).

 


Schloss Schlandersburg
Nicht zu verwechseln mit dem Schloss Schlandersberg 
oberhlab von Schlanders (kein Foto).


Innenhof der Schlandersburg.
Die Schlandersburg wurde als Wohnschloss der Grafen Hendl um 1600 erbaut.


Rathaus

Ehemaliger Wohnturm aus dem Mittelalter, der zu einem Ansitz ausgebaut wurde, als Ansitz Freienturm , auch Plawennhaus, bezeichnet. 

In der heutigen Form von um 1720/1730. Besonderheit ist die Kapelle in der Hausmitte, mit einem kleinen Turm und Lichthaube. Das Inventar der Hauskapelle ist ziemlich vollständig erhalten (als wir dort waren, war das Rathaus verschlossen).

 


Ehemalige Kommende des Deutschen Ordens (1235 - 1811)

Seit 1860 ein Pfarrwidum (Wohn-und Wirtschaftsgebäude der Pfarre).



Ansitz Schlanderegg von 1780
Im Ursrung aus dem 14. Jahrhundert.


* * *

  
11. Wandertag: Schlanders/Silandro – Naturns/Naturno


Samstag 21. August 2021.
Schlanders/Silandro – Goldrain/Coldrano – Kastelbell/Castelbello – Tschars/Ciardes - Naturns/Naturno.
Übernachtung Hotel Lamm.

25 Kilometer – 230 Meter bergauf, 410 Meter bergab.
Höchster Punkt 810 Meter

Aus Schlanders hinaus wandern wir zunächst nicht auf dem Claudia-Wanderweg. Der führt wie am gestrigen Tag am Hang des Sonnenberges mit viel auf und ab entlang. Das wollten wir heute etwas abkürzen und haben einen Weg näher an der Etsch gewählt. Mitten durch die Apfelplantagen sind wir gegangen. Ein kurzes Stück auch hinter Schlanders durch ein Gewerbegebiet.



Viele Apfel-Spaliere waren unter Netzen
Es sind Hagelnetze, mit denen die Obstbauern die Äpfel schützen
Es sind dunkle Netze, damit sie in der Landschaft weniger auffallen.

An einer der großen Hallen roch es angenehm nach Speck und Rauch. Wir haben

uns nicht getäuscht. Ein Blick auf das Firmenschild verriet, wir gehen gerade an einem der größten Hersteller von Südtiroler Speck vorbei. Mit über 300 Mitarbeitern produziert der Familienbetrieb „Recla“ hier Südtiroler Speck und Pancetta. Nach salzen und würzen kommen die Schinken- und Bauchspeckseiten in den Rauch und reifen danach zwischen 12 und 22 Wochen „an der frischen Bergluft“ (der Reifehallen).

Latsch

Hinter Latsch rücken die Berge näher an die Etsch heran. Hier ist auch das Schloss Juval von Rainer Messmer. Seinen Wein (bzw. den seines Sohnes) trinken wir am Abend im Hotel Lamm (stimmt nicht ganz, siehe unten). Wie an den vergangenen Tagen sind Waalwege lange Zeit unser Wanderweg. Einer ist der Latschander Waal von Latsch bis hinter Kastelbell. Es ist der letzte im Vinschgau angelegte Wasserwaal, 1873 gebaut.

Hinter Laatsch wird das Tal enger.
Straße, Etsch und Bahntrasse müssen eng zusammenrücken.
Auch für den Waalweg am Hang über dem Tal ist nur wenig Platz.


Schloss Goldrain sehen wir in der Ferne. Erbaut wurde es in der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts. Bis 1863 waren die Grafen Hendl von Goldrain Eigentümer. Heute ist das Schloss eine genossenschaftliche Bildungseinrichtung. 

Die Adelsfamilie gab auch dem Ort Goldrain/Coldrano seinen Namen.

Die Herren Hendl waren ein Tiroler Adelsgeschlecht. Sie waren u.a. Verwalter auf den Burgen Fernstein und Ehrenberg. Von hieraus schafften sie ihren Aufstieg, den ihre vollständige Titulierung dokumentiert: Grafen zu Goldrain und Kastelbell, Freiherren zu Juval, Maretsch, Reichenberg, Hendlsburg und Schlandersburg, Herren zu Ober- und Niederreichenberg, Galsaun und Kasten. 

Waalweg vor Kastelbell

Hinter Goldrain treffen wir oberhalb von Latsch auf den Latschander Waal und sind wieder auf dem Wanderweg Clauia-Augusta. Es folgt Kastelbell mit dem Schloss der Grafen Hendl. Hier bauten zunächst die Herren von Montalban, ein welfisches Adelsgeschlecht im Dienst der Grafen von Tirol, ihre Burg.  12oo kommt die Burg in den Besitz der Grafen von Tirol.  1531 ging sie als Pfandlehen (Lehensbesitz als Gegenleistung für ein Darlehen) an den Grafen Hendl. Der baute die Burg als Schloss aus. Heute im Eigentum des Landes Tirol. 

Schloss Kastelbell

Wir gehen durch Kastanienwälder
 "Aufsammeln verboten" mahnt ein Schild.
Die Bauern wollen ihre Maronen selber ernten.
Seit der Langobardenzeit (600 n.Chr.) soll es Kastanienkulturen im Vinschgau geben.

Bei Tschars steigen wir hinab zur Etsch. Die Höhe wird ziemlich schnell und steil verlassen. Dann führt der Wanderweg bis Naturns entlang der Etsch und der Staatsstraße. Kein schöner Weg zum Wandern, aber er bringt uns am schnellsten zu unserem heutigen Zielort.
 
Tschars liegt vor uns

Unterwegs werden wir vor der Einmündung des Schnalserbachs in die Etsch an „Ötzi“ erinnert. 


Ötzi, eine Gletschermumie aus der Kupferzeit, hat man 1991 in den Ötztaler Alpen am Tisenjoch (unweit des Similaun-Gipfels, in der Nähe des Vernagt-Stausees) im oberen Schnalstal gefunden. Die Radiokohlenstoffdatierung bestimmte den Todeszeitpunkt des Mannes zwischen 3.359 und 3.106 v.Chr.

Auf einem Hügel vor dem Schnalstal steht die Burg Juval. Bekannt geworden ist sie, als der Südtiroler Bergsteiger Reinhold Messmer die Burg kaufte und sanierte. Die gehörte im 13. Jahrhundert den Herren von Montalban.

 

Die von Montalban besaßen im Vinschgau großen Lehensbesitz und die wichtigsten Burgen (auch Montalban, Schlandersberg, Galsaun, Schnals, Untermontani). Ein Familienangehöriger, Friedrich von Montalban, war 1279 bis 1282 Bischof von Freising.

Unter dem Grafen Meinhard II. von Tirol verloren die Herren von Montalban Ende des 13.  Jahrhunderts die Burg Juval an die Grafen von Tirol. Es folgten mehrere Lehensvergaben, u.a. an die Herren von Starkenberg (1388 – 1422, in Tarenz bei Imst ist das Schloss Starkenberg).

Anfang des 19. Jahrhunderts kauften Bauern aus der Nachbarschaft die Burg. Nach unterschiedlicher Nutzung und Verfall kaufte der Südtiroler Bergsteiger Reinhold Messner die Burg und sanierte sie. 

In Naturns passierte, was nicht passieren durfte. Ich hatte auf der Komoot-Karte den Zielpunkt falsch gesetzt. Nichts ahnend, wir hatten 22 Wander-Kilometer hinter uns, wanderten wir entlang der Etsch zur Ortsmitte, fanden den Karten-Zielpunkt – aber nicht unsere Unterkunft, das Hotel Lamm. Was also machen? Auf dem Handy „Google Maps“ aufrufen und Hotel Lamm eingeben. Google Maps hat das sofort gefunden, am Ortsanfang von Naturns, an dem wir vor gut einem Kilometer vorbeigegangen waren. Also hieß es, zurück zum Anfang, an den Anfang des Ortes mit dem Hotel Lamm. Zwei Kilometer Umweg und das am Ende der Wanderung. Sorry, gegenüber meinen beiden Mitwanderern Eva und Eckhard.

Den Zielpunkt des nächsten Tages habe ich im Hotel gleich geprüft. Er war richtig, wie alle anderen Zielpunkte vorher auch. Naturns war der einzige Fehler. Viel mehr konnte ich auch nicht mehr machen. Am nächsten Tag waren wir am Wanderziel Meran. 

              Naturns/Naturno

5.900 Einwohner, Provinz Bozen-Südtirol, Region Trentino-Südtirol.


Naturns ist eine Marktgemeinde. Marktgemeinde dürfen sich in Italien Ortschaften nennen, die schon zur Zeit der Habsburgermonarchie diese Bezeichnung hatten.

Urkunden erwähnen den Ort 1158 als „Nocturnis“ und 1182 als „Naturnes“.


St. Prokuluskirche
Um 630 – 650 entstanden.  

Vorromanische und gotische Fresken  aus dem 11. und 14. Jahrhundert.

 


Burg Hochnaturns

Aus dem 12./13. Jahrhundert. 

Erbaut von den Herren von Naturns, die Ministeriale des Grafen von Tirol waren. Danach Lehen der Grafen von Tirol und später der Habsburger Erzherzögen (Tirol kam 1363 zu den Habsburger Erblanden).

1563 kaufte der Lehensnehmer Abundus von Tschötsch die Burg.  Sie wurde damit ein freies Allod (Eigenbesitz).

1568 nach einem Brand wiederaufgebaut, erhielt die Burg einen „Saal der Reformatoren“, Bilder von Luther, Hus, Calvin, Zwingli. Heute privater Wohnsitz.


Übernachtung im Hotel Lamm. Hier, wie auf der gesamten Wanderung, waren die durch Corona ausgebliebenen Gäste wieder da. Nur weil wir Hausgäste waren, bekamen wir noch einen Tisch für das Abendessen. Ansonsten war das Restaurant ausgebucht. Und weil wir gerade unterhalb des Schlosses Juval vorbeigekommen waren, haben wir zum Essen einen „Castel Juval Wein getrunken, von dem Weingut & Hofbrennerei Juval-Kastelbell-Tschars des Gutseigentümers Simon Messner (wie es auf dem Weinetikett stand) direkt unterhalb der Burg Juval. Geführt wird das Weingut allerdings von einem Pächterehepaar, Gisela und Martin Aurich. Der Hinweis auf dem Weinetikett auf den Sohn Reinhold Messners als Eigentümer beeindruckt wohl mehr als der Name des eigentlichen Weinherstellers. Zugegeben, auch wir haben den Wein wegen des Messner-Etiketts bestellt. Geschmeckt hat er gut. Die Aurichs verstehen etwas von Wein.

 

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12. und letzter Wandertag: Naturns/Naturno – Meran/Merano


Sonntag 22. August 2021.
Naturns/Naturno –Partschins/Parcines – Oberplars/Plars de Sopra – Meran/Merano.
Übernachtung Bed & Breakfest Liszt in der Laubengasse

 

19 Kilometer – 260 Meter bergauf, 480 Meter bergab.
Tiefster Punkt 310 Meter.

Der letzte Wandertag. xxx Kilometer liegen hinter uns. Jetzt sind nur noch „läppische“ 20 Kilometer vor uns. 

Zunächst geht es aus Naturns hinaus und noch einmal ein Stück bergauf. Wir gehen am teilweise ziemlich steilen Hang. Die Apfel-Plantagen ziehen sich den Hang hinauf. Dann folgen bewaldete Abschnitte, Steineichen, eher Büsche als Bäume. Oberhalb von Rabland folgen wir wieder einem Waalweg, dem Rablander Waalweg

Unten in Rabland, an der Etsch, wurde ein römischer Meilenstein der Via Claudia Augusta aus dem Jahr 46 n.Chr. gefunden (aufgestellt ist dort aber nur eine Nachbildung, das Original ist m Stadtmuseum Bozen). 

Das Etsch-Tal hinter Naturns. 
Wir gehen am Sonnenberg hoch über dem Tal.

Wanderweg am Hang


Vor Rabland

Wanderweg über die Schotterhalde eines Erdrutsches

Es ist Sonntag und die Wanderwege sind teilweise ganz schön besucht,
wie hier am Winklerhof bei Partschins, in dem wir eingekehrt sind.

Selbstgemachtes des Winklerhofes

Unser nächster Ort ist Partschins. Wegen der Nähe zu Meran gehört die Vinschgau-Gemeinde politisch zum Burggrafenamt mit Meran als Hauptstadt.

Pfarrkirche St. Peter und Paul
Anfang des 15. Jh. im spätgotischen Stil umgebaut.
Die Vorgängerkirche St. Nikolaus stammte aus dem 10. Jh.

Stachlburg

1547 von den Herren von Partschins, Nachfahren der Familie Tarant (s. Dorf Tirol), erworben. Heute ist die Burg ein Weingut im Besitz der Familie von Kripp.



Ansitz Mairhof, 1357 erstmals erwähnt. 
Ein Hof soll schon in der Frankenzeit im 8. Jh. bestanden haben.


Ansitz Spauregg mit Grundmauern aus dem 12. Jh.
Anfang des 19. Jh. wurde der Park 
von dem Schlossherrn Ritter von und zu Goldegg angelegt.
Ein 140 Jahre alter Mammutbaum steht noch im Park.

Ein römischer Grabstein ist am Hochhueb Hof  in der Nähe des Ansitzes Spauregg erhalten.

Der Hochhueb Hof war 1418 ein Lehen des Bischofs von Salzburg.

Neben der Haustür ist ein römischer Grabstein eingelassen: „Den Schattengöttern des Quintus Caecilius Eutropius. Marcus Ulpius Primigenius (hat) seinem Sohn (diesen Stein errichtet). Er lebte 21 Jahre, 11 Monate“.

 

Unten an der Etsch ist der Stadtteil Töll/Tel. Die Etsch hat hier eine Talstufe mit einem Höhenunterschied von 200 Metern.

In Töll war in römischer Zeit eine Zollstation. Hier war die Grenze zwischen den Provinzen Raetien (Hauptstadt Augsburg) und Venetia (Hauptstadt Aquileia im heutigen Friaul). Es ist noch heute die Grenze zwischen dem Tiroler Vinschgau und dem Burggrafenamt.

Der Name Töll kommt von dem lateinischen Teloneion (Zollhaus).

 

In Partschins war Peter Mitterhofer (1822 -1893) zu Hause. Er war Tischler und Zimmermann. 1864 entwickelte er seine erste hölzerne Schreibmaschine. 1866 stellte er eine Weiterentwicklung dem österreichischen Kaiser in Wien vor. Eine kaiserliche Expertenkommission beurteilte die Schreibmaschine positiv, sah aber keinen Nutzen darin.

Seine 1869 gebaute Schreibmaschine hatte 82 Tasten für Groß- und Kleinbuchstaben, Ziffern und Sonderzeichen.

Zur Erinnerung an die Erfindung Peter Mitterhofer´s wurde 1998 in Partschins ein Schreibmaschinenmuseum errichtet. 


Info-Tafel für Peter Mitterhofer


Hinter Partschins gehen wir hinunter zur Etsch und dann weiter auf dem Algunder Waalweg. Wir bleiben auf der Höhe der Etsch vor dem Töll-Talfall und sind trotzem oberhallb des Etsch-Tals. Durch den Talfall ist das Tal rd. 200 Meter tiefer.

Der Algunder Waalweg ist touristisch ausgebaut, ein breiter Weg und sogar mit einer Tunnelführung. 

Dem Algunder Waalweg folgt fast unmittelbar die Tappeiner Promenade. Das ist unsere letzte Strecke.

Am Beginn des Algunder Waalwegs
 

Der Wanderweg Claudia Augusta verläuft ab Partschins weiter am Rand des Sonnenbergs bis nach Algund. Dort wechselt er auf die westliche Uferseite der Etsch und folgt dem Rand der Bergkette und weiter bis nach Kaltern und dem Kalterer See und letztlich bis Valmareno in der Region Venetien.

Der historische Römerweg führt noch etwas weiter bis an die Adria bei Venedig.

Wir sind hinter Partschins zur Etsch abgebogen und dann oberhalb von Algund über den Algunder Waalweg und die Tappeiner Promenade nach Meran gegangen.

 

Algund - Fraktion (Ortsteil) Dorf
mit der Pfarrkirche Hippolyt und Erhard aus dem 12. Jh.

Wir sehen schon das Schloss Tirol 

Nach dem Algunder Waalweg folgt die Tappeiner Promenade

Blick hinunter auf Meran
Die Fernsicht ist getrübt. Es war den ganzen Tag diesig.
Am nächsten Tag haben wir Meran im Sonnenschein erlebt.


St. Nikolaus in Meran

Den Tappeinerweg verlassen wir vor dem Pulverturm und gehen die Treppen hinunter zur Pfarrkirche St. Nikolaus und sind dann gleich in der Laubengasse und unserer Unterkunft „Liszt“ in der Laubengasse.


Angekommen
 
241 Kilometer sind wir in 12 Tagen gewandert, ohne die Stadtbesichtigungen und die Kurzwanderung in der Rosengartenschlukcht.