Meine Ostseeradtour

10. Von Thomsdorf nach Kiel

August 2020

 

10. Tag                                 Thomsdorf – Kiel
                                               100 Kilometer
Mittwoch, 26. Aug.         Hotel Flämischer Hof 

Thomsdorf – Quaal – Koselau – Damlos -  Sebent – Oldenburg – Weissenhäuser Strand – Döhnsdorf – Sehlendorf - Sehlendorfer Binnensee – Hohwacht - Großer Binnensee – Behrensdorf – Kembs – Hohenfelde – Schöneberg – Wendtorfer Strand – Laboe – Brodersdorf – Heikendorf – Mönkeberg – Neumühlen-Dietrichsdorf – Wellingdorf – Elerbek – Gaarden-Ost – Hörnbrücke - Kiel


                                               Thomsdorf bis Nähe Döhndsdorf
Nähe Döhnsdorf bis Kiel


Von Thomsdorf am Morgen über Landstraßen durch das Wagriener Land bis nach Oldenburg in Holstein, dem Mittelpunkt des Wagrien. 

Wie im Wetterbericht am Vorabend angesagt, begann die Fahrt im Regen mit starken Schauern. Ich hatte vorgesorgt und die vollständige Regenkleidung angezogen. Regenhose, Regenumhang, Regenschutz über dem Fahrradhelm und den Schuhen. So ausgerüstet war es auszuhalten und in Oldenburg ließ der Regen zunächst auch nach. 


Oldenburg in Holstein
9.800 Einwohner, Land Schleswig-Holstein, Kreis Ostholstein.

Auf der Halbinsel Wagrien gelegen. Durch Oldenburg verläuft die „Vogelfluglinie“, die Straßenverbindung über den Fehmarnsund zur Fähre nach Dänemark. 

Oldenburg war der Fürstensitz „Starigard“ (Alte Burg) der slawischen Wagrier.  Aus dem Namen Starigard wurde durch Sprachanpassung der Ortsname Aldinborg und später Oldenburg. 
Ende des 1. Jahrtausends wurde das Bistum Oldenburg zur Missionierung gegründet (zum Erzbistum Hamburg gehörend). Nach dem Slawenaufstand war der Bischofssitz lange verweist. Heinrich der Löwe ließ 1160 den Bischofssitz von Oldenburg nach Lüneburg verlegen, wohl weniger aus Sicherheitsgründen, sondern mehr zu Förderung von Lübeck. 

Die städtische Siedlung erhielt vom Herzog von Holstein 1233 das Stadtrecht verliehen. Bis etwa zum 30-jährigen Krieg besaß Oldenburg zumindest zeitweise (zeitweise versandet) über den Oldenburger Graben  einen Zugang zur Ostsee und einen Hafen.     


            Oldenburger Graben

Der Oldenburger Graben ist eine 22 Kilometer lange Rinne, die in der Eiszeit entstand. Links und rechts des Grabens ist eine Niederung, die teilweise trockengelegt wurde. Die Rinne verläuft vom Weißenhäuser Strand an der Hohenwachter Bucht bis nach Dahme am Rand der Lübecker Bucht. Zeitweise war der Graben schiffbar und verband Oldenburg mit der Ostsee.


Davon ist heute nichts mehr zu sehen. Zumindest an der Straße nach Oldenburg. Es ist ein kleiner, vollständig zugewachsener Graben, den man beim Vorbeifahren leicht übersieht.

Oldenburger Wall

Erhalten sind nur noch Reste des Walls.

Um 700 war dort die Burg der Abodriten/Wagrier, 1150 von Dänen zerstört. 1200 Bau einer neuen Burg durch Dänen-König Waldemar II., die 1227  der Graf von Schauenburg und Holstein eroberte. 1261 wurde sie durch Dänen zerstört. 


Reste der Wallanlage

St. Johanniskirche

Kirchenbau 1160, gebaut kurz vor Verlegung des Bischofssitzes nach Lübeck, älteste Backsteinkirche in Norddeutschland.

 

Johanniskirche

Hinter Oldenburg verläuft die Tour nördlich des Oldenburger Grabens bis zum Weissenhäuser Strand. Östlich davon ist ein großer Truppenübungsplatz (Putlos). Später passiere ich noch einen weiteren Küsten-Truppenübungsplatz (Todendorf). Hinter dem Weißenhäuser Strand überquere ich den Oldenburger Graben, der hier seine Verbindung zur Ostsee hat. 


Weissenhäuser Strand
Weissenhäuser Strand ist eine Ferienanlage mit Ferienhäusern und Ferienwohnungen. 

Nach Weißenhäuser Strand (hinter Döhnsdorf) wurde der Regen wieder stärker und ich überlegte, die Tour abzukürzen und entlang der Bundesstraße direkt nach Kiel zu fahren. Also habe ich die neue Fahrstrecke auf mein Smartphone heruntergeladen (und meine Mobilfunk-Rate für das schnelle Internet vollständig verbraucht). Ich überlegte und überlegte wieder anders. Schließlich entschloss ich mich, doch die ursprünglich geplante Strecke entlang der Küste zu fahren. Alles andere wäre ein halbes Aufgeben gewesen. Und das am letzten Tag der Fahrradtour. 

Durchhalten und zur Küste, zur Hohenwachter Bucht. Zwei große Binnenseen, der Sehlendorfer Binnensee und der Große Binnensee, sind hier in der letzten Eiszeit durch Gletscherzungen entstanden. 

Ich fahre vorsichtshalber nicht direkt am Ostsee-Strand entlang. Zu viel sandige Wegstecken wären dort zu bewältigen. Nur punktuell bin ich direkt an der Ostsee. 


Vor Laboe

Mein nächstes Ziel nach Oldenburg ist das Marineehrenmal Laboe am Beginn der Kieler Bucht. Ein heftiger Regenguss erzwingt eine Pause mit Unterstellen und ermöglicht nur ein schnelles Foto des Ehrenmals. Das erinnert mit einem 72 Meter hohen Turm an die gefallenen Seeleute des 1. und 2. Weltkriegs. 

Zunächst war es 1936 für die gefallenen Angehörigen der Kaiserlichen Marine auf dem Gelände eines Panzerturms errichtet worden. 1954 übernahm der Deutsche Marinebund die Gedenkstätte und erweiterte sie für alle auf See gebliebenen aller Nationen.

Hinaufgegangen auf die Plattform bin ich nicht. Der Rundblick vom Turm, der bis zu den dänischen Inseln und der Fehmarnsundbrücke möglich sein soll, wäre mir im Regengrau verborgen geblieben. 

Marineehrenmal

Also fuhr ich weiter, jetzt entlang der Küste. Entsprechend dem Weg-Vorschlag meiner Fahrrad-App. Der Rad- und Wanderweg war eine Schneise durch sonst gesperrtes Militärgebiet. Aber das war wohl einmal. Nachdem ich schon ein Stück gefahren war kam ein großes Tor. Geschlossen und wie ich durch Nachsehen feststellen musste auch verschlossen. Kein Durchkommen, auch nicht ein Stück vorm Tor entfernt, kein Loch im Zaun.

Ich musste anders fahren. Es gab nur eine sehr großräumige Umfahrung des Sperrgebietes. Nach mehreren Kilometern Umweg kam ich erst bei Heikendorf wieder an die Küste.

Eigentlich wollte ich nach Laboe auch noch das U-Boot-Ehrenmal Möltenort ansehen (1930/38 errichtet). Aber ich hätte dann an der Küste zurück Richtung Laboe fahren müssen. Und das im Regen. Das wollte ich nicht und bin weitergefahren, bis zum Fähranleger Mönkeberg. Dort wollte ich mich bequem über die Kieler Förde zur Anlegestelle Kiel-Bellevue hinüber schippern lassen. 

Fähranleger Mönkeberg

Wollte. Aber ich hatte bei der Planung nicht auf die Fährzeiten geachtet. Erst über eine Stunde später ging die nächste Fähre. Warten, es schien gerade ein bisschen die Sonne, oder lieber weiterfahren? Ich entschied mich für Weiterfahren. Das hätte ich besser nicht so entschieden. Nicht dass der Regen wieder einsetzte, das war ich gewohnt. Ich hatte das Limit meines E-Bike-Akkus erreicht. Also musste ich nach kurzer Zeit im Regen die Batterie wechseln (ich habe immer eine zweite dabei, die vom E-Bike meiner Frau). Und dann zog sich die Fahrt um die Kieler Bucht herum ewig hin. 

Schließlich erreichte ich die Brücke zwischen dem Germaniahafen (für Gastsegler und Traditionsschiffe) und dem Norwegenkai. Hier konnte ich mein Fahrrad über die Fußgänger- und Fahrradbrücke Hörnbrücke an das andere Förde-Ufer schieben.

 

Schwedenkai, gegenüber dem Norwegenkai

Die Hörnbrücke ist eine Dreifeldzugklappbrücke. Das ist eine Klappbrücke mit drei Teilen, die in ihrer Art weltweit einzig sein soll. 1997 wurde sie fertiggestellt und verbindet das Stadtzentrum mit den östlich der Förde gelegenen Stadtteilen, insbesondere mit dem Norwegenkai. Die Klappbrücke wird planmäßig zwölfmal für den Schiffsverkehr eine kurze Zeit hochgeklappt (während der Kieler Woche natürlich öfter). 

Dann brauchte ich nur noch entlang der Hafen- und Gleisanlagen in die Kieler Innenstadt fahren. Nach fast genau einhundert Kilometern fast nur im Regen erreichte ich mein Hotel in der Kieler Altstadt. 

Ich war so rechtzeitig in Kiel, dass ich noch einen Bummel durch die Stadt machen konnte. Am nächsten Tag hatte ich die Rückfahrt mit der Bahn auf den Nachmittag gelegt, damit ich genug Zeit für Kiel hatte. Kein Regen (nur einmal). Ein Spaziergang entlang der Förde zum Kieler Landtag, zurück vorbei am Alten Botanischen Garten, Schlossgarten und Prinzengarten.

Kiel
248.000 Einwohner, Land Schleswig-Holstein, Landeshauptstadt.

Kiel liegt am südlichen Teil der Kieler Förde und an deren Westseite bis zur Ostsee (Kiel-Schilksee – Olympisches Dorf 1972). 
Der ursprüngliche Name ist „Holstenstadt tom Kyle“ (Holstenstadt an der Förde). 

1235 gründete der Graf von Holstein zwei Ortschaften, Kiel und Oldenburg in Holstein (als Graf von Schauenburg gründete er auch die Städte Stadthagen und Rinteln im Landkreis Schaumburg). 1242 wurde Kiel das Stadtrecht nach lübischem Recht verliehen. 

Kiel trat 1283 der Hanse bei. Allerdings konnte Kiel dadurch wenig Nutzen ziehen. Kiel bekam nie den Status einer Freien Stadt und unterlag zu stark dem landesherrlichen Einfluss. Mitte des 15. Jahrhunderts wurden die Stadt und die Burg sogar an die Hansestadt Lübeck verpfändet, wodurch die wirtschaftliche Entwicklung weiter eingeschränkt wurde. Und Mitte des 16. Jahrhunderts wurde Kiel aus der Hanse ausgeschlossen, weil die Stadt Piraten beherbergt hatte. 
Bedeutend für Kiel war wohl der „Kieler Umschlag“, ein Freimarkt (Privileg für bestimmte Kaufleute), der jährlich abgehalten wurde. Er entwickelte sich als Treffpunkt für Geldgeschäfte der adligen Grundbesitzer und der Kaufleute aus Lübeck und Hamburg. Der Höhepunkt der Geschäfte war im 16. Jahrhundert. 
Ab 1460 wurde Kiel, das zum deutschen Lehen Holstein gehörte, dänisch regiert.

1459 starb der Herzog von Holstein, Stormarn und Schleswig aus dem Haus Schaumburg ohne Erben. 

Die Grafschaften Holstein und Stormarn waren deutsches Lehen

Das Herzogtum Schleswig war dänisches Lehen. Für das dänische Lehen war der Neffe des Herzogs, der dänische König Christian I. erbberechtigt.

Die Ritterschaft (Adlige) von Holstein und Stormarn boten dem dänischen König die Nachfolge auch für Holstein und Stormarn an, gegen entsprechende Privilegien für sich. So wurde 1460 der dänische König Herzog von Schleswig und Graf von Holstein und Stormarn. Diese Personalunion bestand bis 1864 (Deutsch-Dänischer Krieg).

 

1665 wurde die Kieler Universität als Christian-Albrechts-Universität gegründet. Christian-Albrecht war Fürstbischof von Lübeck und Herzog von Schleswig-Holstein-Gottorf, zu dem Kiel gehörte.

 

Der dänische König Christian III. hatte 1544 sein Erbe mit seinen beiden Brüdern geteilt. Es entstand ein Flickenteppich zersplitterter Teil-Herzogtümer, weil die Aufteilung nach der Höhe der Steuereinkünfte erfolgte.

Christian III. erhielt den sog. „königlichen Anteil“. Sein Bruder Johann wurde Herzog von Schleswig-Holstein-Hadersleben. Der andere Bruder Adolf wurde Herzog von Schleswig-Holstein-Gottorf; dessen Nachfahre war Christian-Albrecht.

 

1720 wurde die Residenz der Gottorfer Herzöge vorübergehend in das Kieler Schloss verlegt. Hier wurde der spätere russische Zar Peter III. geboren.
 

Der Herzog von Holstein-Gottorf heiratete die älteste Tochter Anna des russischen Zarenpaars Peter I. der Große (Zar von 1682 bis 1725und Katharina I. (Zarin von 1725 bis 1727).

Ihr Sohn Karl Peter Ulrich wurde 1728 im Kieler Schloss geboren. Er heiratete die Prinzessin von Anhalt-Zerbst-Dornburg (Am Schloss Dornburg bin ich bei der Elbe-Radtour vorbeigekommen - s. im Blog "Von Prag nach Magdeburg Teil III), die später den Namen Katharina II. annahm.

 

Von 1741 bis 1762 war die älteste Tochter Elisabeth des Zarenpaars Peter I. und Katharina I. Zarin. Als sie kinderlos starb wurde ihr Neffe Karl Peter Ulrich 1761 als Peter III. russischer Zar. Das Herzogtum Holstein-Gottdorf wurde in Personalunion mit dem Zarenreich verwaltet.

 

Eine seiner ersten Entscheidungen war ein Sonderfrieden mit Preußen (mit Friedrich dem Großen, den er bewunderte), der den Siebenjährigen Krieg (3. Schlesischer Krieg) Preußens gegen Österreich, Frankreich und Russland beendete.
 

1762 entmachtete Katharina II. ihren Mann Peter III. (Herzog Karl Peter Ulrich. Nach dem erzwungenen Rücktritt wurde er ermordet) und ging als Katharina die Große in die Geschichte ein.

 

Katharina die Große überließ das Herzogtum Holstein-Gottorf dem dänischen König (dafür erhielt sie bzw. ihr Sohn das dänische Oldenburg und Delmenhorst (heute in Niedersachsen), die an den verwandten Fürstbischof von Lübeck weitergegeben wurde und danach 1774 das Herzogtum Oldenburg wurden). 

Ab 1864 (Deutsch-Dänischer-Krieg) wurde Kiel zunächst von Preußen und Österreich gemeinsam regiert und kam 1867 nach dem Deutsch-Deutschen-Krieg zur preußischen Provinz Schleswig-Holstein.

Kiel wurde Kriegshafen des von Preußen majorisierten Norddeutschen Bundes und nach der Gründung des Deutschen Reiches 1871 wie Wilhelmshaven Reichskriegshafen. 
Im 2. Weltkrieg wurde Kiel zu über 80 % zerstört. Kiel war Stützpunkt der Kriegsmarine und bedeutender Werften. In der Kieler Förde wurden 350 Schiffe versenkt. 
1947 wurde das Land Schleswig-Holstein durch die britische Besatzungsmacht gebildet und Kiel Landeshauptstadt. 

Kiel (Kiel-Ellerbek) ist heute wichtiger Werften-Standort (Thyssen-Krupp Marine, vorher Howaldtswerke-Deutsche Werft). Aber ansonsten macht das produzierende Gewerbe nur ¼ aller Beschäftigten aus, ¾ sind im Dienstleistungssektor tätig. 

          Historische Gebäude:

           Warleberger Hof

Letzter erhaltener Adelspalast in der Stadt, 1616 erbaut. Henning von Thienen auf Warleberg kaufte 1695 das Haus und ließ es in seine heutige Form umbauen. Er war ein „Landsasse“, d.h. ein adeliger Grundherr, der dem Herzog unterstand.

Ende des 17. Jahrhunderts bestanden über 70 Stadthäuser adliger Grundherren in der Stadt. Bis auf den Warleberger Hof wurden sie wie das Kieler Schloss im 2. Weltkrieg zerstört.

Heute beherbergt der Warleberger Hof das Stadtmuseum.  

Kieler Schloss

Nebenresidenz der Herzöge von Schleswig-Holstein-Gottorf ab dem 16. Jahrhundert (Hauptresidenz war Schloss Gottorf bei Schleswig, weitere Residenzen waren in Reinbeck, Husum und Tönning).

Ursprung ist die Burg des Grafen von Holstein, Adolf von Schaenburg.


Ostflügel des Kieler Schloss von der Kieler Förde aus gesehen
         

Ende des 17. Jahrhunderts wurde an der Stelle der eingestürzten Residenz ein etwas schlichter Neubau errichtet. In dem wurde der spätere Zar Peter III. als Herzog Karl Peter Ulrich 1728 geboren. 

Noch einmal wurde das Schloss durch die russische Zarin Katharina II. instandgesetzt (1763) und von einem Renaissance-Gebäude in einen barocken Palais umgestaltet. Da hatte sie ihren Mann, Zar Peter III., Herzog von Holstein-Gottdorf, schon gestürzt und wahrscheinlich auch umbringen lassen.

 

Eine Plastik am Schloss erinnert daran, dass der Herzog von Holstein-Gottorf der russische Zar Peter III. wurde:  


Herzog Kar Peter Ulrich als Zar Peter III.

      

Einige Jahre wohnte der Bruder Kaiser Wilhelm II., Prinz Heinrich von Preußen, in dem Schloss. Er war Großadmiral der deutschen Kriegsmarine.

 

Im 2. Weltkrieg brannte das Schloss aus. Der Ostflügel des Schlosses wurde in den 1960er Jahren neu errichtet, wohl mit wenig Ähnlichkeit mit dem ehemaligen Schloss. Das ist der Gebäudeteil, den man von der Kieler Förde aus sieht. Hier sind jetzt ein Veranstaltungszentrum und das Schlossrestaurant. Anstelle des Südflügels wurde angrenzend die „Historische Landeshalle“ als Flachbau errichtet (heute eine Ausstellungshalle). Der Westflügel überstand einigermaßen unbeschädigt. Heute ist dort ein Architekturbüro untergebracht.


Historische Landeshalle,
ehem. Südflügel des Schlosses, an den Ostflügel angrenzend.

2003 wurde das Schloss vom Land Schleswig-Holstein privatisiert. 2018 hat die Stadt Kiel das Areal von den privaten Eigentümern gekauft, um dort ein Kultur- und Konzertzentrum einzurichten. 

Landeshaus 

1866 für die Marineakademie an der Kieler Förde gebaut. 1910 wurde die Marineschule nach Flensburg verlegt. Nach dem 1. Weltkrieg war es ein Marine-Dienstgebäude.

Heute ist das Gebäude das Landeshaus und beherbergt den Landtag des Landes Schleswig-Holstein.

 

Die Bildung des Landes Schleswig-Holstein und die Bestimmung Kiels als Landeshauptstadt wurde maßgeblich von der britischen Militärverwaltung bestimmt. Allerdings hatte Kiel keine geeigneten Gebäude für das Parlament und die Regierung. Es gab kein historisches Parlamentsgebäude. Kiel war zum 75 % zerstört.


Auf Veranlassung der Militärverwaltung wurde die nur teilweise zerstörte Marineakademie von 1947 bis 1950 für die Landesregierung und den Landtag wieder aufgebaut.


Das Kieler Schloss stand als Ort für Landesregierung oder Landtag wohl nicht zur Diskussion. Es war bis auf den Westflügel im Krieg fast total zerstört.

 

Landeshaus mit dem Plenarsaal


Für den Landtag wurde 2001 bis 2003 ein „gläserner Plenarsaal“ zur Kieler Förde hin angebaut.


Christian-Albrechts-Universität

1656 von Herzog Christian Albrecht von Schleswig-Holstein-Gottorf gegründet und nach ihm benannt. Er war Herzog der gottorfschen Anteile der Herzogtümer Schleswig und Holstein und Fürstbischof von Lübeck.


Die Universität hat acht Fakultäten und zahlreiche Forschungs- und Studienzentren, u.a. das "Institut der Wirtschaft" und das "Institut für Sicherheitspolitik", ein Helmholtz-Zentrum (Ozeanforschung) und ein Leibnitz-Institut (Pädagogik und Naturwissenschaften).


Kunsthalle Kiel, nicht weit vom Landeshaus entfernt

Die Kunsthalle Kiel ist ein Universitätsinstitut der Christian-Albrechts-Universität. 

Kieler Rathaus

1911 in der Vorstadt westlich der Altstadt gebaut. Das bisherige Rathaus am Alten Markt war für die Marine- und Werftstadt zu klein geworden (im 2. Weltkrieg zerstört). Merkmal ist der 106 Meter hohe Rathausturm, dem Markusturm in Venedig nachempfunden.


Kieler Rathaus

Ahlmannbank:
Am Rathausplatz wurde 1927 das Gebäude der Ahlmannbank errichtet. Heute ist dort eine Filiale der Deutschen Bank.   

Die Ahlmannbank wurde 1852 von Wilhelm Ahlmann gegründet. Er war Privatdozent an der Kieler Universität und hatte sich im Revolutionsjahr 1848 politisch engagiert. Nach dem Scheitern der Revolution wurde er aus der Universität entlassen. 

Daraufhin gründete er das Bankhaus.

Bis dahin wurden die großen Bankgeschäfte in Hamburg oder Altona abgewickelt. 

Für kleineren Firmen und Handwerker gab es die 1796 gegründete Kieler Spar- und Leihasse.


Der Kieler "Roland" am Rathausplatz

Ein wichtiges Geschäft für das Bankhaus war der sog. „Kieler Umschlag“. Der fand seit 1431 einmal jährlich statt. Hier trafen sich die adeligen Grundbesitzer und Kaufleute um alle fälligen Geldgeschäfte abzuwickeln. 


In der Zeit gab es in Deutschland verschiedene Währungen und in Schleswig-Holstein galt der "Speziestaler" (Spezies - lateinisch Gesicht, Münzen mit ausgeprägtem Kopf- oder Brustbild).

Aufgabe des Bankhauses war es, für den „Kieler Umschlag“ diese Silbertaler säckeweise in Hamburg zu besorgen. Die wurden dann entsprechend den Zahlungsverpflichtungen durch die Stadt transportiert. Mit der Gründung des Deutschen Reiches 1871 und der Vereinheitlichung der Währung 1873 verlor die Bank dieses einträgliche Geschäft. 


Die Bank fand andere Tätigkeitsfelder wie Hypothekenvermittlung, Wertpapiergeschäft, Baufinanzierung. Außerdem erledigte die Bank die Bankgeschäfte der Provinzialverwaltung.

 

Ahlmannbank am Rathausplatz

Die Wirtschaftskrise nach dem 1. Weltkrieg überstand sie im Gegensatz zu vielen anderen Privatbanken, die in Konkurs gingen. Sie konnte sogar 1927 ihr neues Bankgebäude am Rathausplatz errichten.


Nicht so gut über stand die Bank finanzielle Probleme in den 1950er Jahren. Die Deutsche Bank nutzte das, um als Großbank auch in Schleswig-Holstein vertreten zu sein. 1957 trat sie in die OHG Ahlmann ein und 10 Jahre später wurde das Bankhaus eine Filiale der Deutschen Bank. 



Kieler Opernhaus

Das Opernhaus am Rathausplatz wurde 1907 eröffnet. Im 2. Weltkrieg wurde es stark zerstört, die Jugendstil-Innenausbauten gingen verloren. 1953 wurde es wiedereröffnet.


Kieler Opernhaus


Architekt war Heinrich Seeling, der 1907 Stadtbaurat in Berlin-Charlottenburg wurde. In Berlin hat der das Theater am Schiffbauer Damm (Berthold-Brecht-Platz) und den Wasserturm am Spandauer Damm (heute ein Wohnturm) entworfen. 

        

Kieler Sparkasse

Gegenüber dem Rathaus, auf der anderen Seite des Stadtsees „Kleine Kiel“ ist neben dem Justizministerium das Gebäude der „Förde Sparkasse“, die aus der Fusion der Kieler Sparkasse mit den Sparkassen Eckernförde und Plön entstanden ist. Das Gebäude war der Sitz der Vorgängerorganisation der Kieler Sparkasse, der 1796 von der „Gesellschaft der freiwilligen Armenfreunde“ gegründeten „Kieler Spar- und Leihkasse“.


Förde Sparkasse, ehem. Kieler Spar- und Leihkasse

Die "Gesellschaft der freiwilligen Armenfreunde" war 1792 gegründet worden. Sie wollte den Arbeitslosen durch Arbeitsvermittlung helfen, Arbeitsunfähige unterstützen und den Kindern der Arbeitslosen Schulunterricht ermöglichen.

In der Spar- und Leihkasse sollten die in Arbeit vermittelten einen Teil ihres Lohnes gegen Zinsen zurücklegen, um so für Alter und Krankheit vorzusorgen.

 

Kleiner Kiel

Der „Kleine Kiel“ ist ein kleiner See innerhalb der Stadt. Ursprünglich war der See einmal mit der Kieler Förde verbunden (heute wieder durch den Kleiner Kiel Kanal). 

Der Name „Kiel“ kommt von dem niederdeutschen Wort „Keil“ und bedeutete wahrscheinlich „Förde“. Die Kieler Förde war der „Große Kiel“.


Kleiner Kiel mit dem Justizministerium und der Förde Sparkasse

Von dem niederdeutschen Keil ist auch der Stadtname Kiel abgeleitet, „tom Kyle“ – zu Kiel – wurde zu „Kiel“ verkürzt. 

St. Nikolai

Ältestes Gebäude Kiels. Gotischer Hallenbau von 1242. Am Alten Markt. Wiederaufbau 1950. Vor der Kirche ist die

"Geisteskämpfer" von Ernst Barlach
vor der Nikolaikirche

Plastik von Ernst Barlach „Der Geistkämpfer“, ein Schwert tragender Engel auf einem Wolf – der Sieg des Geistes über das Böse.

1928 wurde die Plastik vor der Heiliggeistkirche (im 2. Weltkrieg zerstört) aufgestellt. In der NS-Zeit als entartete Kunst entfernt. Seit 1954 vor der Nikolaikirche. 

            Kieler Kloster

Kurz nach der Stadtgründung durch den Grafen von Holstein 1235 gründete dieser 1242 ein Kloster und stiftete es dem Franziskanerorden.

Nach der Reformation wurde es aufgelöst und ein Heiliggeist Hospital für Arme und Kranke eingerichtet.

1665 wurde im Kloster von Herzog Christian Albrecht die Kieler Universität gegründet. 1766 zog die Universität in das Kieler Schloss um, da die Klostergebäude abgängig wurden. Nur das Refektorium und die Kirche, die Universitätskirche wurde, blieben erhalten.

Nach Zerstörung im 2. Weltkrieg wurden Teile wiederaufgebaut. Im vereinfacht errichteten Kirchturm ist seit 1999 ein Konzert-Carillon (Glockenspiel).

 

Kieler Förde

Rückfahrt mit der Bahn von Kiel über Hamburg-Harburg nach Berlin. In Hamburg dann die (fast nicht) Überraschung.  Die Deutsche Bahn hatte einen tschechischen Zug eingesetzt, dessen Rad-Abteil offenbar über weniger Plätze verfügte, als der ursprünglich eingeplante. Mein Fahrrad kam noch gut unter. An der nächsten Station mussten zwei Fahrradfahrer auf dem Bahnsteig bleiben.

Ein Gutes hatte die Änderung aber. Ich brauchte mein Rad nicht aufhängen, sondern konnte es mit Gepäck im Fahrradabteil stehen lassen. Das Gepäck ab- und wieder aufsatteln ist umständlich und das doch etwas schwerere E-Bike in die Aufhängung wuchten ist auch nicht so leicht. Sonst bestehen die Schaffner auf das ordnungsgemäße Anbringen des Rades. Bei dem Durcheinander diesmal verzichteten sie darauf.

Ohne große Schäden (Nur die Scheinwerferlampe war mir gleich im ersten Hotel-Fahrradraum abgebrochen worden. Für solche Fälle habe ich schwarzes Isolierband dabei, mit dem ich die Lampe provisorisch befestigt habe) und mit nur geringem Zusatzgewicht (des Rades, nicht des Fahrers) von in Lübeck eingekauftem Marzipan bin ich gesund und ohne Corona wieder in Berlin eingetroffen.


Zu dem Bericht gibt es auch ein Fotoalbum