Elbe-Radtour
Von Magdeburg nach Cuxhaven
Juli 2019
Elbe-Radtour I. Teil
Fortsetzung der Fahrradtour entlang der Elbe von Prag bis Magddeburg im vergangenen Jahr.
In diesem Jahr haben wir - Eva,
Eckhard und ich - unsere Elbe-Fahrradtour fortgesetzt. Im letzten Jahr waren wir
von Prag bis Magdeburg gefahren (siehe Internet-Blog „Sattel und Schuh“).
Dieses Jahr begann unsere Radtour in Magdeburg und endete an der Mündung der
Elbe bei Cuxhaven.
Eva und Eckhard sind von München mit dem Zug nach Magdeburg gekommen. Ich bin zwei Tage früher in Berlin gestartet und mit dem Rad über Ziesar nach Magdeburg gefahren. Damit beginnt der Reisebericht, der auch ein wenig die Landschaften und deren Geschichte beschreibt, durch die wir geradelt sind.
Die Erläuterungen stammen meist aus Wikipedia- Artikeln im Internet, ohne einzelne Zitierung.
Der Verlauf der Fahrradtour:
I. Teil
1. Anreisetag - Von Berlin nach Ziesar
2. Anreisetag - Von Ziesar nach Magdeburg
II. Teil II
(1) Von Magdeburg bis Tangermünde
(2) Von Tangermünde bis Havelberg
III. Teil
(3) Von Havelberg bis Lenze
(4) Von Lenze bis Hitzacker
(5) Von Hitzacker bis Lauenburg
IV. Teil IV
IV. Teil IV
(6) Von Lauenburg bis Buxtehude
(7) Von Buxtehude bis Glückstadt
(8) Von Glückstadt bis Cuxhaven
I. Teil : Von Berlin nach Magdeburg
1. Mein erster Anreisetag: Zur Bischofsburg Ziesar
Berlin bis Ziesar
Montag 1.
Juli 2019
Die Strecke: Berlin-Lichterfelde
– Potsdam – Werder - Geltow – Großkreutz – Brandenburg/Havel
– Ziesar
Von Berlin-Lichterfelde
führt ein guter Radweg entlang der Bundesstraße 1 am Wannsee vorbei und über
die Glienicker Brücke nach Potsdam. Dort
durch die Berliner Vorstadt, ein kurzes Stück am Heiligen See, Holländisches Viertel. Drei Potsdamer
Stadttore liegen am Weg, das Nauener Tor, das Jägertor und das Brandenburger
Tor (wenn wir sonst in Potsdam sind, sehen wir meist nur das Nauener Tor am
Holländischen Viertel).
Potsdam
175.000 Einwohner.
Landeshauptstadt von Brandenburg. Ehem. Residenzstadt der preußischen
Könige.
Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg
(1620 – 1688) baute Potsdam als seine zweite Residenz neben Berlin auf.
Der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I.
(1688 – 1740) machte Potsdam zu einem wichtigen Garnisonsstandort. Er ließ auch die Garnisonskirche bauen. Im Zuge der Stadterweiterung wurde 1733 –
1742 das Holländische Viertel unter
Leitung eines holländischen Baumeisters errichtet.
Sein Sohn Friedrich II. der Große (1712 – 1786)
gestaltete Potsdam als Residenzstadt.
Der Alte Markt wurde umgebaut und
die Bürgerhäuser erhielten
Barockfassaden. Schloss Sanssouci
wurde als Sommerschloss gebaut, später das Neue
Palais im umgestalteten Park Sanssouci. Das Stadtschloss wurde sein Winterschloss (heute ist dort der
Brandenburger Landtag).
Hinter Geltow ist die Brücke über die Havel und die Stadt Werder kommt in Sicht.
Werder (Brandenburg)
25.000 Einwohner.
Landkreis Potsdam-Mittelmark
Der Ursprung liegt wohl auf der Havel-Insel. Von 1317 bis zur
Säkularisierung 1540 gehörte der Ort zum
Zisterzienserkloster Lehnin, zusammen mit den Orten Glindow und Petzow.
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Havelinsel Werder |
Theodor Fontane über die Werderaner:
In diesem Jahr
ist der 200. Geburtstag des Schriftstellers. Er hat sich in den „Wanderungen
durch die Mark Brandenburg“ über die Werderaner wie folgt ausgelassen:
„Sie sind sehr abergläubisch, im
Gespenstersehen besonders erfahren, haben eine kauderwelsche Sprache, üble
Kinderzucht, schlecht Sitte und halten nicht viel auf Künste und
Wissenschaften. Arbeitsamkeit und sparsames Leben aber ist ihnen nicht
abzusprechen. Sie werden selten krank und bei ihrer Lebensart sehr alt.“
Von Fontane
stammt auch das Gedicht „Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland – ein
Birnbaum in seinem Garten stand …“. Das Gedicht habe ich in der Volksschule
gelernt. In Erinnerung ist nur die erste Gedicht-Zeile geblieben.
Durch Werder bin ich nur hindurch gefahren. Da es nah bei Berlin liegt,
waren wir schon öfter hier.
Der weitere Radweg folgt weitgehend der Bundesstraße B 1 bis nach Brandenburg
an der Havel. Für die Stadt Brandenburg
habe ich mir Zeit genommen. Sie besteht aus drei historischen Stadtkernen, der
Altstadt, der Neustadt und der Dominsel. Die Stadtbefestigungen der beiden
lange Zeit selbständigen Städte Altstadt und Neustadt sind in Teilen noch gut
erhalten, ebenso der Dom aus dem 12. Jahrhundert auf der Dominsel.
Brandenburg
72.000 Einwohner.
Kreisfreie Stadt.
Sehenswert:
(1) Brandenburger Dom St. Peter und Paul
(12. Jh., im 15. Jh.
gotischer Umbau)
(2) St. Petri Kapelle
(wahrscheinlich auf den Fundamenten der ehemaligen Burgkapelle der Burg
Brandenburg gebaut)
(3) Altstädtisches Rathaus am Altstädtischen Markt
(4) Roland von 1474 neben dem Altstädter Rathaus (ursprünglich stand er vor dem Neustädter Rathaus, das im 2. Weltkrieg zerstört wurde, der Roland blieb erhalten)
(4) Roland von 1474 neben dem Altstädter Rathaus (ursprünglich stand er vor dem Neustädter Rathaus, das im 2. Weltkrieg zerstört wurde, der Roland blieb erhalten)
(5) Stadtbefestigung der Altstadt mit den Tortürmen (Rathenower-, Plauener-, Steintor)
(6) Neustädter Stadtmauer mit dem
Mühlentorturm
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Brandenburger Dom |
Im 12. Jh.
bestanden zwei selbständige Städte,
die Altstadt (eine Kaufmannsiedlung
bei der St. Gotthart-Kirche, nördlich der Havel) und die Neustadt (mit der Katharinenkirche, südlich der Havel). Beide
Städte gehörten zur Markgrafschaft Brandenburg.
Nicht zur
Markgrafschaft gehörte die Dominsel mit dem Dom. Sie war Teil des
kirchlichen Hochstifts Brandenburg.
Aus dieser
Zeit hat Brandenburg seine drei
Stadtkerne.
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Altstädtisches Rathaus mit dem Roland des Neustädter Rathauses |
Mitte des 16.
Jh. setzte sich die Reformation in
der Stadt durch. 1571 kam das säkularisierte Hochstift an das Kurfürstentum
Brandenburg, d.h. der Kurfürst kassiert das kirchliche Land und Vermögen. Das
Schloss in Cölln (das spätere Berliner Stadtschloss) wurde ständige Residenz
der brandenburgischen Kurfürsten und die beiden Brandenburg-Städte verloren
ihre Bedeutung.
1715 wurden
die beiden Brandenburger Städte zusammengelegt.
Der Dombezirk kam erst 1929 dazu.
Im
Revolutionsjahr 1848 tagte die Preußische
Nationalversammlung in Brandenburg, nachdem sie vom preußischen König aus
Berlin verwiesen wurde. Am 5. Dezember wurde die Nationalversammlung durch
königliche Order aufgelöst.
Brandenburger
Wirtschaft: Anfang des 20. Jh. waren in Brandenburg Werke der Stahl-, Metall-,
Textil- und Spielwarenindustrie vertreten. Nach 1933 wurde die Flugzeug- und
LKW-Produktion (Opel-Werke) aufgebaut. Luftangriffe im 2. Weltkrieg zerstörten
70 % der Industriebetriebe.
Die Stadt
Brandenburg ist stark durch die Havel
geprägt. Zahlreiche Seitenarme und Kanäle fließen durch die Stadt.
Dann fließt die
Havel nach Norden und mündet hinter Havelberg in die Elbe.
Die Quelle der
Havel ist in der Mecklenburgischen Seenplatte östlich des Müritz-Sees. Sie
fließt nach Süden, nimmt in Berlin die Spree auf, und fließt dann nach Westen
bis Brandenburg.
Nach den
Nebenflüssen Moldau und Saale führt die Havel
die drittgrößte Wassermenge der Elbe zu.
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Magdeburger Heerstraße |
In Ziesar habe ich
übernachtet. Es ist ein interessanter Ort, geprägt von der Bischofsburg.
Ziesar
2.500 Einwohner.
Landkreis
Potsdam-Mittelmark
Westlichste Stadt im Land Brandenburg, an das Land
Sachsen-Anhalt grenzend.
Sehenswert:
(1) Burgfried und Burg Ziesar mit
Burgkapelle
(2) Haus Friedrich des Großen, sein Durchreisequartier
von 1775
(3) Feldsteinkirche aus dem 13. Jahrhundert
und Kloster
Ziesars
Geschichte ist eng mit Brandenburg an
der Havel verbunden. Ab Ende des 1. Jahrtausend (erste Dokumenten-Erwähnung) bis 1571
(Säkularisierung) gehörte der Ort zum Hochstift
Brandenburg (mit Unterbrechung durch den Slawenaufstand).
Das Hochstiftes Brandenburg war
reichsunmittelbar, d.h. es unterstand direkt dem deutschen König. Die Bischöfe
von Brandenburg waren Reichsfürsten
und übten die weltliche Landesherrschaft aus, neben der kirchlichen Aufsicht
als Bischof des Bistums.
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Burg Ziesar - Burgkapelle und Buschofspalais |
Die Burg Ziesar besteht aus dem freistehenden
Bergfried (als Zuflucht für die Burgbewohner), der Kapelle „St. Peter und Paul“
mit dem angrenzenden Bischofspalais (Wohnbereich) und Wirtschaftsgebäuden. Von
der Vorburg ist nur noch der sog. Storchenturm erhalten.
Nach der
Reformation ging auch in Ziesar der Kirchenbesitz in kurfürstliches Eigentum
über.
Die Kapelle der Burg wurde Ende des 17.
Jahrhunderts von Hugenotten genutzt. Sie kamen nach dem Toleranzedikt Friedrich
des Großen (1685) als Glaubensflüchtlinge aus Frankreich. Sie übertünchten die
mittelalterlichen Malereien der Kirche, die dadurch erhalten wurden und bei der
Renovierung (2008) wieder zum Vorschein kamen.
Neben der Bischofsburg
bestand seit dem 14. Jh. ein Zisterzienser-Kloster.
Zu dem Kloster gehörte auch ein Weinberg, der den Messwein lieferte. Die
Klosterkirche „Heilig Kreuz“ (13. Jahrhundert) ist eine romanische Feldsteinkirche.
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Bronzeplatte der "Galerie" |
Auf
Bürgersteigen erinnern Zunftzeichen an die Vielfalt von Handel
und Gewerbe früherer Zeiten.
In der ersten
Hälfte des 17. Jahrhunderts wurden Tonvorkommen entdeckt und eine Tonwarenindustrie aufgebaut.
Im südlich
angrenzenden Ort Görzke erinnern noch zahlreiche Töpfereien und
Keramikwerkstätten daran.
2. Anreisetag: Erinnerung an ein ehemaliges VEG-Betriebsheim
Ziesar bis Magdeburg
Dienstag 2. Juli 2019
Die Strecke: Ziesar – Magdeburgerforth – Lübars – Möckern – Biederitz
– Magdeburg
Der Weg von Ziesar nach Magdeburg führte wie am Vortag durch landwirtschaftlich
geprägte Gebiete. In den Dörfern sind
noch zahlreiche historische Bauernhäuser zu sehen.
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Das Betriebsferienheim des VEG |
VEG ist die Abkürzung für „Volkseigenes Gut“. VEGs waren in
der DDR Landwirtschaftsbetriebe in staatlichem Eigentum, die durch Enteignung
von Gütern oder Domänen entstanden. LPGs, „Landwirtschaftliche
Produktionsgenossenschaften“, wurden durch die Zwangskollektivierung von
Bauernhöfen gebildet.
In Magdeburg bin ich fast zeitgleich mit Eva und Eckhard (mit der Bahn
aus München) und Uschi (mit der Bahn aus Berlin) angekommen. Übernachtet haben
wir wieder im Hotel Motel One am Domplatz, das wir von unserer Radfahrt von
Prag nach Magdeburg im letzten Jahr kannten und das uns sehr gefallen hatte.
Zusammen haben wir in Magdeburg Eckhard´s Geburtstag gefeiert. Uschi
ist dann noch einmal zum Abschluss unserer Radfahrt nach Cuxhaven gekommen.
Für uns Drei begann am nächsten Morgen unsere Elberadfahrt nach
Cuxhaven.
Die Fahrtroute
führte durch vier Bundesländer: Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Niedersachsen,
Schleswig-Holstein.
Zu der Geschichte der Bundesländer Sachsen-Anhalt und Brandenburg ist einiges im Bericht über die Radreise von Berlin
nach Verona beschrieben, nachzulesen im Internet-Blog „Sattel und Schuh“ (7.
Teil des Reiseberichts Berlin – Verona).
Die Geschichte
des Landes Niedersachsen wird im
III. Teil dieses Reiseberichts beschrieben.
Von der
Geschichte des Landes Schleswig-Holstein
habe ich einiges zur Geschichte des Herzogtums
Lauenburg notiert, ebenfalls im III. Teil nachzulesen.
Zu dem Reisebericht I. Teil gibt es ein Fotoalbum.