Elbe-Radtour
Von Magdeburg nach Cuxhaven
Juli
II. Teil: Von Magdeburg bis Havelberg
(1) VonMagdeburg bis Tangermünde
Mittwoch 3. Juli 2019
Die Strecke: Magdeburg
– Hohenwarthe – Nigripp – Schartau – (auf linkes Elbufer) - Rogätz – Sandfurth
– Bittkau – Grieben – (auf rechtes Elbufer) – Ferchland – Jerichow – Fischbeck – (auf linkes Elbufer) – Tangermünde
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Magdeburg bis Tangermünde - 82 Kilometer |
Am Domplatz vor dem Hotel „Motel
One“ in Magdeburg war der Start
zu unserer zweiten Elbe-Radtour.
Am Abend vorher haben wir Eckhard´s
Geburtstag im Magdeburger „Restaurant Hoflieferant“ gefeiert. Sehr gute Küche,
Gerichte mit regionalen Produkten der Saison.
Die Stadt Magdeburg hatten wir uns schon am
Schluss unserer ersten Elbe-Tour im vergangenen Jahr angesehen ("Radreise Prag nach Magdeburg" im
Internet-Blog „Sattel und Schuh“).
Wir fahren über die Stromelbe und die Alte Elbe auf das rechte Elbufer (zwischen
den beiden Elbearmen liegt die Elbe-Insel „Magdeburger Werder“), dann vorbei an
dem Jahrtausendturm im Elbauenpark
und dem Herrenkrug .
Magdeburg (Sachsen-Anhalt)
240.000 Einwohner.
Hauptstadt des
Landes Sachsen-Anhalt.
Bei
Magdeburg teilt sich die Elbe in einen westlichen (Stromelbe) und einen
östlichen (Alte Elbe) Arm und umfließt die Rotehorninsel und das Magdeburger
Werder. Am westlichen Ufer sind die Altstadt und die Alte Neustadt. In Höhe des
Zusammenflusses der beiden Elbearme liegt rechtselbisch der Stadtteil
Herrenkrug mit dem Elbauenpark. Hier steht der Jahrtausendturm und etwas weiter nördlich ist das Hotel Herrenkrug.
Der
Ausbau der Elbe begann nach dem
Wiener Kongress, der nach der Niederlage Napoleons die monarchistischen Strukturen wiederherstellte und bei dem die Gründung des Deutschen Bundes (als Ersatz für das untergegangene Deutsche Reich beschlossen wurde. Eine Elbschifffahrtsakte wurde 1821 von den Elbe-Anrainerstaaten unterschrieben. Die Elbe wurde zur Verbesserung
der Schifffahrt reguliert, u.a. durch Buhnen und Begradigungen. Flusskrümmungen
wurden mit Durchstichen begradigt. Mit der Schifffahrtsakte verpflichteten sich
die Uferstaaten auch zur Freiheit der Schifffahrt.
Während
der deutschen Teilung war die Elbe
zwischen Magdeburg und Lauenburg für die Bundesrepublik nicht nutzbar. Deswegen
wurde von 1968 bis 1976 der 115 km lange Elbe-Seiten-Kanal
gebaut, der den Mittellandkanal (bei Edesbüttel, westlich von Wolfsburg) mit
der Elbe (bei Artlenburg, vor Geesthacht) verbindet.
Der Jahrtausendturm wurde
anlässlich der Bundes-
gartentenschau 1999 gebaut. Er ist mit 60 Metern Höhe das höchste Holzgebäude der Welt (nicht jedoch
der höchste Holzturm der Welt, das soll der aus Lärchenholz gebaute Sendeturm
Gleiwitz in Schlesien sein).
In dem
Gebäude befindet sich eine Ausstellung zur Entwicklung der Wissenschaften. So
ein astronomisches Fernrohr, mit dem
man die Uhrzeit am Magdeburger Dom ablesen kann.
Das astronomische
Fernrohr wird auch als Kepler-Fernrohr
bezeichnet, weil Johannes Kepler 1611 die Bauweise beschrieben hat.
Das „Gegenstück“ ist das Galilei-Fernrohr, das von dem holländischen Brillenmacher Hans
Lipperhey um 1608 erfunden und von Galileo Galilei weiterentwickelt wurde.
Das Kepler-Fernrohr hat ein ausgedehnteres
Gesichtsfeld, erzeugt aber seitenverkehrte und auf dem Kopf stehende Bilder,
die mit Spiegeln, Prismen oder einer weiteren Sammellinse umgekehrt werden
müssen. Die Bauweise wird häufig in der Astronomie angewendet.
Die Galilei-Bauweise erzeugt seitenrichtige
Bilder, hat aber ein kleineres Sichtfeld. Angewendet wird die Bauart bei
Operngläsern.
Eines der
interessantesten Objekte ist das Foucaultsche
Pendel. Das ist ein langes Kugelpendel, mit dessen Hilfe die
Erdrotation ohne Bezug auf Beobachtungen am Himmel nachgewiesen werden kann.
Am
3. Januar 1851 führte der französische Physiker
Léon Foucault im Keller seines Hauses einen Versuch durch, bei dem er ein
zwei Meter langes Pendel dicht über dem Boden schwingen ließ und seine Bahnen
genau markierte. Er beobachtete, dass sich die Bahnen des Pendels langsam
drehten. Die Schwerkraft, die nur senkrecht wirkt, konnte diese Drehung nicht
verursacht haben und keine weitere äußere Kraft wirkte auf das Pendel ein. Also
war es nicht das Pendel, sondern der Boden (die Erde), der seine Richtung
änderte.
Herrenkrug
Das Hotel Herrenkrug erinnert mich an meinen
Assistenten-Kollegen Wolfrath Bär aus Wolfsburg, mit dem ich eine Zeit lang am
Lehrstuhl unseres Doktor-Vaters Professor H.K. Weber war. 2016 hatte er einen
Ausflug der ersten Assistenten am Lehrstuhl mit ihren Frauen nach Magdeburg
organisiert. Wir übernachteten im Hotel Herrenkrug.
Einen zweiten Ausflug konnten wir nicht mehr
machen. 2017 ist er verstorben. Wir haben hier an ihn gedacht und am ersten
Radtag sind wir auch an seinem Haus in seinem Geburtsort Ferchland
vorbeigefahren (hier hatte er sich nach seinem Ausscheiden bei VW ein sehr
schönes Zweit-Haus oberhalb der Elbe gebaut, heute wohnt jemand anders dort).
Der
Grund und Boden des heutigen Hotels
Herrenkrug war schon in frühen Zeiten im
Besitz der Stadt Magdeburg und wurde als Weide genutzt. Um auftretenden
Diebstählen zu begegnen, ließ der Magistrat 1676 ein Wärterhäuschen errichten.
Das Gebäude erhielt auch ein Schankrecht und diente für die in der Nähe
vorbeiführende Landstraße von Magdeburg nach Burg (heute B 1) als Gasthaus.
Da
es sich quasi im Besitz der Ratsherren von Magdeburg befand, erhielt der
Gasthof im Volksmund den Namen „Herrenkrug“ (vielleicht auch, weil die
Ratsherren dort öfter einkehrten?), der bis heute erhalten blieb.
Anfang
des 19. Jahrhunderts, in der Zeit der napoleonischen Kriege und der
französischen Besetzung Magdeburgs, verfiel das Wirtshaus. 1887 wurde ein
Parkrestaurant, das „Neue Gesellschaftshaus“ gebaut. Dies ist der erhalten
gebliebene Kern des 1994 eröffneten Hotelneubaus.
Auf dem rechten Elbufer fahren wir an den Schleusen Hohenwarthe und Niegripp vorbei. Die Elbe wird hier von
dem Elbe-Havel-Kanal überquert.
Schleuse Hohenwarthe
Im Norden von
Magdeburg quert der Elbe-Havel-Kanal
(so ab östlich der Elbe bezeichnet, westlich der Elbe ist es der Mittellandkanal) die Elbe mit einer fast
1 km langen Trogbrücke, eine der größten Schiffsbrücken weltweit. Der
Elbe-Havel-Kanal und der Mittellandkanal sind zusammen mit anderen Kanälen und
Flüssen eine durchgehende West-Ost-Wasserverbindung zwischen Rhein, Elbe und
Oder.
Mit dem Bau des Mittellandkanals wurde 1905
begonnen. Es war ein wichtiges Infrastrukturprojekt der Kaiserzeit (Wilhelm
II.).
Mehrere
Stichkanäle verbinden den Mittellandkanal mit dem Hinterland. So die
Stichkanäle nach Hildesheim und nach Salzgitter. Der Stichkanal Salzgitter
sollte das dort errichtete Hüttenwerk Hermann Göring (Salzgitter AG)
anschließen (1938/40). Der Stichkanal Hildesheim wurde schon 1928 in Betrieb
genommen.
Ab 1938 wurden die
Kanalbrücke und das Schiffshebewerk Hohenwarthe gebaut.
1942 erfolgte kriegsbedingt ein Baustopp. Von der DDR wurde der Bau nicht
fortgeführt. Fertiggestellt wurden die Bauten nach der Wiedervereinigung.
Zum
Wasserstraßenkreuz gehören westlich der Elbe die Kanalbrücke und das
Schiffshebewerk sowie die Schleuse Rothensee, östlich der Elbe gehören die Schleusen Hohenwarthe und Niegripp
dazu.
Die Schleuse
Hohenwarthe schließt den Mittellandkanal ab und senkt das Niveau auf die Höhe des Elbe-Havel-Kanals. Sie wurde im Oktober
2003, zusammen mit der Kanalbrücke eröffnet (Hubhöhe ca. 19 m).
Die Schleuse
Niegripp (Verbindung der Elbe mit dem Elbe-Havel-Kanal) wurde bereits 1938 zusammen mit dem Schiffshebewerk Rothensee fertiggestellt. Die Fallhöhe in der
Schleuse schwankt zwischen 5,20 Meter und minus 1,35 Meter. Grund ist
der häufig stark wechselnde Wasserstand der Elbe.
Bei Rogätz setzen wir mit der Fähre auf das
linke Elbufer über und umfahren eine größere Seenlandschaft, die durch Auskiesungen
zwischen einem Elbe-Altarm und der Elbe entstanden ist.
Gegenüber von Sandfurth und Ringfurth liegt auf dem rechten Elbufer die Ortschaft Zerben, die wie Ferchland zur Gemeinde Parey gehört.
In Zerben lebte Theodor Fontanes Romanfigur Effi
Briest
In der Realität
war das Elisabeth Freiin und Edle von
Plotho. Sie wurde 1853 auf Gut
Zerben geboren. Sie heiratete den Rittmeister Armand Léon von Ardenne (und
wurde die Großmutter des Physikers Manfred von Ardenne). Nach der Heirat zogen
Elisabeth und ihr Mann an das Lützowufer in Berlin, später nach Düsseldorf und
wieder nach Berlin. In Düsseldorf verliebte sich Elisabeth von Ardenne in einen
gemeinsamen Bekannten. Ardenne kam dahinter, reichte die Scheidung ein und
forderte Satisfaktion. Der Freund starb an den Verletzungen des Duells. Die
Kinder der Ardennes kamen zum Vater.
Elisabeth von
Ardenne/von Plotho starb im Alter von 98 Jahren 1952 in Lindau am Bodensee. In
Berlin erhielt sie ein Ehrengrab der Stadt Berlin auf dem Südwestkirchhof
Stahnsdorf.
Mit der Fähre Grieben – Ferchland queren wir auf das rechte Elbufer.
Direkt an dem rechtselbischen Fähranleger, auf dem höher gelegenen
Elbufer, fahren wir an dem ehemaligen Ferienhaus von Wolfrath Bär vorbei. Er
war Assistent-Kollege am Lehrstuhl von Professor Weber in Göttingen (s. oben
Herrenkrug Magdeburg). Das Haus ist so hoch gelegen, dass es vom Elbehochwasser
nicht erreicht wird. Wolfrath Bär erzählte einmal, dass bei dem großen
Hochwasser 2013 die ganze Landschaft unterhalb seines Grundstücks eine einzige
große Wasserfläche war, soweit man sehen konnte.
Von diesem Elbehochwasser 2013 war auch der
gesamte Ort Fischbeck, durch den wir vor Tangermünde fahren werden, überflutet
worden. Damals versuchte man eine Deichbruchstelle zu schließen, indem man dort
drei Lastkähne versenkte. Geholfen hat es nicht.
Heute ist von
den Schäden des Jahrhunderthochwassers nichts mehr zu sehen. Alles ist
repariert und saniert. Die Elbe-Deiche
sind verstärkt und erhöht worden. Teilweise wurden sie weiter in das Hinterland
verlegt, um Überflutungsflächen für die Hochwasser zu schaffen.
Zwischen Ferchland und Fischbeck machen wir in Jerichow eine Besichtigungs-Pause.
Jerichow (Sachsen-Anhalt)
7.000 Einwohner.
Landkreis Jerichower Land.
Sehenswert:
- Kloster Jerichow mit Stiftskirche, um 1149 erbaut, nach dem Elbehochwasser 1336
wieder aufgebaut.
Der Ortsname ist slawischen Ursprungs und bedeutet
"Burg des Tapferen". Es ist also nicht
das biblische Jerichow der
Namensgeber.
Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Ort 1144 aus
Anlass der Gründung des Klosters Jerichow durch die Prämonstratenser-Chorherren aus dem Kloster Magdeburg.
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Stiftskirche Kloster Jerichow |
Der Prämonstratenser-Orden wurde 1120 von Norbert
von Xanten in Prémontré, Frankreich, gegründet
Die Klöster des
Ordens waren Kollegialstifte, in
denen keine Mönche sondern Sekularkanoniker
(weltliche Chorherren) lebten. Sie lebten in kirchlicher Gemeinschaft,
legten aber kein Ordensgelübde ab.
Im 11. und 12.
Jh. nutzten Adelsfamilien die Stifte zur Versorgung nachgeborener Söhne. Die
Professoren der Universitäten im Spätmittelalter waren überwiegend Sekularkanoniker.
Norbert von Xanten war 1126 bis 1134 Bischof in Magdeburg. Er
übereignete das Kloster „Unsere Lieben Frauen“ dem Prämonstatenser-Orden, der
sich besonders der Kolonisierung und Christianisierung der Slawen östlich der
Elbe widmete.
Die in der 2.
Hälfte des 12. Jh. errichtete dreischiffige Basilika gilt als wichtiges Werk
der Backsteinromanik. Sie ist
der älteste Backsteinbau Norddeutschlands.
Ab 1535
begann die Reformation in Brandenburg. 1552 erfolgte die Säkularisierung
des Klosters zugunsten des brandenburgischen Kurfürsten. Das Kloster wurde Staatsdomäne.
Die Stadt Tangermünde liegt etwa gegenüber der Ortschaft Fischbeck auf dem linken Elbeufer.
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Überall an der Elbe: Störche |
1730 wurde Hans Hermann von Katte in Küstrin auf Befehl des Soldatenkönigs
Friedrich Wilhelm I., des Vaters Friedrich des Großen, geköpft. Er war
Mitwisser des Versuchs des Kronprinzen Friedrich, über Frankreich nach England
zu fliehen, um der Erziehung des Vaters zu entgehen. Von Katte wurde als
Mitwisser zu lebenslanger Festungshaft verurteilt. Dem König und Vater war das
nicht genug, er wandelte die Haftstrafe in ein Todesurteil um.
Glücklicher
verlief das Schicksal des Pagen von Friedrich, von Keith, der mit ihm fliehen
wollte/sollte. Er wurde von Friedrich gewarnt und konnte nach England fliehen.
Als der
Kronprinz König wurde, konnte von Keith nach Preußen zurückkehren. Den Vater
von Hans Hermann von Katte beförderte Friedrich der Große in den Grafenstand
und ernannte ihn zum
Generalfeldmarschall.
Die Brücke über die Elbe ist weiter nördlich von Tangermünde, so dass
wir von Norden in die Stadt fahren. Unser Ziel, das Schlosshotel Tangermünde,
liegt an der Elbe an einer erhöhten Stelle. Das ist erklärlich. Der Ursprung
des Schlosses ist eine Grenzburg gegen die Slawen.
Tangermünde (Sachsen-Anhalt)
10.500 Einwohner.
Landkreis Stendahl.
Alte Kaiser-
und Hansestadt.
Sehenswert:
- Gut erhaltene Altstadt mit Stadtmauer
und Wehrtürmen, Backsteingotik-Rathaus.
- Burg Tangermünde, Wiederaufbau nach 1900,
heute ist die Kernburg das Schloßhotel.
Im 14. Jh. war
hier vorübergehend eine Kaiserpfalz und Nebenresidenz/Zweitsitz
Kaiser Karl IV (Heiliges Römisches
Reich, Krönung in Aachen, Hauptresidenz war der Hradschin in Prag).
Kaiser Karl IV., aus dem Haus Luxemburg, hatte 1373 dem
Wittelsbacher Markgrafen der Brandenburg, Otto V., die Mark
Brandenburg abgekauft. Damit sicherte er sich die Brandenburger Kurstimme
für die Kaiserwahl. Und er wollte seine Länder der Böhmischen Krone nach Norden
ausdehnen und mit dem Meer verbinden.
Um nach dem Kauf
der Mark Brandenburg einen Überblick über seine Einkünfte und die
Besitzverhältnisse der Mark zu erhalten, ließ Karl der IV. ab 1373 das Landbuch der Mark Brandenburg anlegen.
Es zählt zu den bedeutendsten statistischen Erfassungen des Mittelalters (siehe
im Internet-Blog „Sattel und Schuh“ den Bericht „Radreise Berlin - Verona).
1415 erhielten
die Hohenzollern die Mark
Brandenburg als Lehen und damit die Kurfürstenstimme (wieder gegen Bezahlung).
Markgraf und Kurfürst wurde Friedrich I.,
der zunächst in Tangermünde residierte.
Ab 1442 wurde
in Berlin-Cölln eine weitere Residenz gebaut. Die Doppelstadt hatte sich zu
einem Handelszentrum in der östlichen Mark Brandenburg entwickelt.
Nachdem sich
die Bürger von Tangermünde 1488 gegen eine neu eingeführte Biersteuer gewehrt
hatten, wurde die Residenz in Tangermünde endgültig aufgegeben.
Schwedische
Truppen brannten 1640 die Burg nieder. Von der mittelalterlichen
Burganlage sind das Burgtor, die Alte Kanzlei, der runde Bergfried (Gefängnisturm)
und der Wohnturm (Kapitelturm) erhalten.
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Schloss Tangermünde von der Elbe aus gesehen |
Zu DDR-Zeiten
war hier eine Kinderklinik untergebracht. Danach standen die Gebäude leer.
1999/2000 wurden
in dem Schlossgebäude die ersten Hotelzimmer eingerichtet. Danach erfolgte der
Ausbau der anderen Burg-Gebäude.
„Die großen
Träume haben sich alle erfüllt“, schreibt die Hotel-Inhaberinn Melanie Busse.
Ihre Familie betrieb bis zur Enteignung durch die DDR das 370 Jahre alte Hotel
„Schwarzer Adler“, das die Familie vor
10 Jahren wieder eröffnet hat. Sie
selber baute das Schlosshotel zu einem Spitzenhotel mit Spitzenküche auf.
Im 15.
Jahrhundert war die Stadt Tangermünde ein reiches Mitglied der Hanse. Das Rathaus und die Kirche St. Stephan wurden gebaut. Die
Stadtmauer und die Tortürme wurden
errichtet.
Die Kirche St. Stephan ist ein Beispiel der
Backsteingotik. Sie wurde im 14. und 15. Jh. unter Einbeziehung eines Vorgängerbaus
errichtet, der bereits im 12. Jh. als romanische Basilika dort stand. Der
Südturm wurde nie vollendet.
Zur Zeit Napoleons gehörte die Stadt zum
Königreich Westphalen, König war der jüngste Bruder Napoleons.
Ein Feuer zerstörte 1617 fast die ganze Stadt.
Angeblich war das ein Racheakt der Grete Minde, die beim Amtsgericht
vergeblich um ihr Erbe geklagt hatte. Sie wurde wegen Brandstiftung
angeklagt und auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
Theodor
Fontane hat die
Geschichte in seiner Novelle „Grete Minde“aufgegriffen.
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Rathaus Tangermünde |
Die älteste
Pfarrkirche Tangermündes, die Nikolaikirche
neben dem Neustädter Tor, wird heute (seit 2.000) als Gaststätte „Zecherei
Sankt Nikolai“ genutzt. Errichtet wurde
die Kirche von niederländischen Kolonisten. Aber schon ab dem 16. Jahrhundert
wurden keine Gottesdienste mehr abgehalten (warum?). Im 17. Jahrhundert wurde
die Kirche Wohngebäude für Arme. Später wurde sie Lazarett, Arrestlokal und
Polizeigefängnis, Spritzenhaus der Feuerwehr.
Wirtschaft Tangermünde: In
Tangermünde wurde ab 1910 von der Zuckerfabrik Tangermünde (1826 gegründet und damals
Hauptarbeitgeber der Stadt) die Schokolade
„Feodora“ hergestellt, die jetzt von „Hachez“ (heute zu dem größten dänischen
Süßwarenhersteller Toms gehörend) in Bremen produziert wird.
Übernachtung im Schlosshotel Tangermünde. Selbst in der Dependance
„Königin Luise“ schlafen wir gut. Die Küche des Hotel-Restaurants ist Klasse. Das
nächste Mal buchen wir aber direkt im Schlossgebäude.
Exkurs:
Slawen und Sachsen im Jerichower Land
Hinter Magdeburg
beginnt östlich der Elbe das Jerichower
Land. Der gleichnamige Landkreis
umfasst heute u.a. die Städte Burg und Genthin und die Gemeinden Gommern,
Elbe-Paray und Jerichow.
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Viele schöne Haustüren in Tangermünde |
In der Völkerwanderungszeit im 4. Jh.
verließen die germanischen Stämme ihre Siedlungsgebiete östlich der Elbe.
Auslöser war der Vorstoß der Hunnen (indogermanische Stämme in Osteuropa).
Slawen aus den Gebieten des heutigen Tschechien und Polen zogen im 6. bis 7.
Jh. in die verlassenen Gebiete. In der Region Havelberg siedelten sich rechts
der Elbe westslawische Stämme an.
Im 10.
Jahrhundert drängte das Ostfrankenreich
nach Osten und führte Unterwerfungsfeldzüge.
Heinrich I. (Herzog der Sachsen und König des
Ostfrankenreiches) besiegte in der Schlacht
bei Lenzen (929 -
wir werden in Lenzen an unserem dritten Reisetag sein) die Slawen. Kurz danach wurde das Gebiet um Havelberg erobert.
Sein Sohn Otto I. (Herzog der Sachsen und König
des Ostfrankenreiches, 962 ließ er sich zum ersten römisch-deutschen Kaiser
krönen) gründete 948 die Bistümer
Havelberg und Brandenburg zur Missionierung der Slawen.
Die Schlacht bei Lenzen im Jahr 929 war von so großer geschichtlicher
Bedeutung, dass sie in den Klosterschriften des Widukind von Corvey (Kloster
Corvey an der Weser) dokumentiert wurde:
„Heinrich
I., König des ostfränkisch-deutschen Reiches, schwor den aufständischen Slawen
blutige Rache. Mit mächtigem Heer, Fußvolk und Reiterschar, bestärkt durch den
Befehl des Königs, überschritten die Grafen Bernhard und Thietmar die Elbe, um
die Burg Lunkini zu belagern und einzunehmen. So geschehen am 1. September 929.
Erschwert
durch unaufhörlichen Regen und starken Nebel, entbrannte ein gewaltiger Kampf.
Nach vier Tagen erfolgloser Belagerung zogen die Wenden scheinbar ab. Am Morgen
des 5. September 929 –in heller Bläue strahlte der Himmel nach dem nächtlichen
Regen –schickten sich die Sachsen, obwohl sie die ganze Nacht unter Waffen
gestanden haben, zum Angriff an … Allen voran, nur von einer kleinen Schar
umgeben, stürmte der Markgraf Bernhard.
Es wurde
erbittert gekämpft um Burg Lunkini (Anmerkung: heute steht hier die Burg
Lenzen). Die Wenden, die ihr Land genau kannten, waren immer wieder im Vorteil.
Der Sumpf und die Moore kämpften für sie. Erst einem Flankenangriff von 50
gepanzerten Reitern gelang es schließlich, die Schlacht für die Deutschen zu
entscheiden. Mit grausamer Strenge wurde der Kampf gegen die Slawen geführt;
man kannte keine Schonung, nur Knechtschaft und Vernichtung“.
(aus:
Internet-Seite des Bio-Hotel Burg Lenzen)
Bereits
983 gingen die Bistümer mit dem Slawenaufstand
wieder verloren. Die in der Schlacht bei Lenzen eroberte slawische Burg Lunzini
kam wieder unter slawische Kontrolle.
Rund 150 Jahre
später konnten Albrecht der Bär
(Herzog von Sachsen und Markgraf in Brandenburg) und Heinrich der Löwe (nach Albrecht der Bär Herzog von Sachsen) im Wendenkreuzzug
das Land zurückerobern.
Der Beschluss,
den Kreuzzug gegen die Wenden zu
unternehmen, wurde nach dem Reichstag zu Frankfurt 1147 gefasst. Auf dem
Reichstag hatte Kaiser Konrad III. seine
Teilnahme an dem Zweiten Kreuzzug ins
Heilige Land bekannt gegeben.
Aber die
sächsischen Fürsten lehnten die beschwerliche Reise nach Palästina mit Verweis
auf die Bedrohung an ihren Grenzen durch die heidnischen Slawen ab. Sie wollten
ihren Christenpflichten lieber mit einem Kreuzzug gegen die Slawen nachkommen.
Schließlich stellte der Papst den Kreuzzug
gegen die Wenden dem Kreuzzug in das Heilige Land gleich. Auch die
Teilnehmer am Wendenkreuzzug bekamen den Nachlass
von Sündenstrafen zugesichert.
(Eine gleiche
Ausnahme machte der Papst für die spanischen Kreuzritter, die lieber auf der
iberischen Halbinsel die Mauren vertreiben wollten – Reconquista 722 bis 1492, siehe
Reisebericht Nordspanien, 4. Teil Geschichte, im Internet-Blog „Sattel und
Schuh“.)
Nach
dem Wendenkreuzzug wurden die im Slawenaufstand verlorenen Bistümer Havelberg und Brandenburg wiederhergestellt. Einige
Slawenfürsten traten zum Christentum über und erhielten ihr Land als Lehen
zurück.
Der Heveller-Fürst Pribislaw auf der Burg
Brandenburg war schon Anfang des 12. Jh. zum Christentum übergetreten und holte
den Prämonstranser-Orden in das Land. Nach seinem Tod 1150 ging sein Fürstentum
durch Erbvertrag an den sächsischen
Herzog Albrecht der Bär. Er musste sich das Erbe allerdings gegen den
polnischen Vasallen Jacza von Köpenick
erkämpfen, der Burg und Land besetzt hatte. Albrecht der Bär begründete dann
die Mark Brandenburg. Daraus
entwickelte sich später das Kurfürstentum Brandenburg und die preußische
Monarchie.
Der slawische Obotriten-Fürst erhielt 1167 sein
Territorium in Mecklenburg von Heinrich dem Löwen als sächsisches Lehen zurück.
1348 wurden die Obotriten Herzöge zu
Mecklenburg. Das Fürstengeschlecht der
Obodriten blieb in Mecklenburg bestehen und regierte bis 1918
(Großherzogtümer Mecklenburg-Strelitz und Mecklenburg-Schwerin).
Mit
dem Bau des Havelberger Doms, der
1170 geweiht wurde, erstarkte in dem Bistum das Christentum. Die
Ansiedlung von Kolonisten in den erworbenen Gebieten sicherte die christliche
Herrschaft. Dabei hatten die Zisterzienser im 13. Jahrhundert mit ihrer Kolonisationstätigkeit
nordöstlich der Elbe größere Bedeutung. Auch die
Prämonstatenser missionierten hier sowie in Böhmen und Mähren.
Zu dem Reisebericht gibt es ein Fotoalbum:
(2) Von Tangermünde bis Havelberg
Donnerstag
4. Juli 2019
Die Strecke: Tangermünde
– Schönhausen – Klietz – Schönfeld -
Wulkau – Sandau – Havelberg
Übernachtung Altstadtcafé
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Tangermünde bis Havelberg - 43 Kilometer |
Von Tangermünde nach Havelberg kann man links oder rechts der Elbe
fahren.
Am linken Elbeufer liegt Arneburg, eine der ältesten Städte der
Altmark. Auch hier stand einst eine Grenzburg gegen die Slawen (978). Etwas
weiter nördlich liegt die Stadt Werben. Sie hatte aufgrund ihrer Lage an einem
Elbübergang bereits früh Bedeutung für Handel und Handwerk (Mitglied der Hanse
1358 bis 1488). In Werben war eine der ältesten Gründungen des
Johanniterordens, 1160 von Albrecht der Bär nach einer Pilgerfahrt nach
Jerusalem gegründet. Erhalten geblieben ist die Johanniskirche.
Wir haben die rechte Elbe-Route gewählt und die führte uns gleich
hinter Tangermünde nach Schönhausen,
dem Geburtsort des Reichskanzlers Otto von Bismarck.
Schönhausen (Sachsen-Anhalt)
2.100 Einwohner.
Landkreis Stendahl.
Sehenswert:
- Reste der Schlossanlage
- Kirche
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Reste des Schlossparks |
1845 übernahm
Otto von Bismark das elterliche Gut in Schönhausen. Er wurde Deichhauptmann und
startete von hier aus als Abgeordneter des Landkreises Jerichow im Preußischen
Landtag seine politische Kariere
Als Student hat
Otto von Bismarck in Göttingen studiert. Das Bismarckhäuschen am Wall erinnert an ihn. Hier hat er (ein halbes
Jahr) gewohnt. Es ist der letzte noch erhaltene Turm der äußeren mittelalterlichen
Befestigung der Stadt Göttingen.
Etwas ungläubig
lesen wir „Wegen Personalmangel geschlossen“. Otto von Bismarck war der erste
Kanzler des Deutschen Reiches!. Vieles kann man heute kritisch sehen, aber er
war für eine lange Zeit der Gestalter der deutschen Politik. Ohne ihn hätte es
das Deutsche Kaiserreich vielleicht nicht gegeben. Und dann scheitert die Erinnerung
an ihn an fehlendem Personal?
Ältestes
Gebäude ist die romanische
Backsteinkirche „Maria und Willibrord“
(Anfang des 12. Jh.). Hier wurde Otto von Bismarck getauft. Zahlreiche
Gedenktafeln erinnern an Angehörige der von Bismarck. Die Kirche war Patronatskirche
der von Bismarck. Sie hatten ihr Patronatsgestühl und ihnen stand das Begräbnis
in der Kirche zu (daher auch die Grabplatten in der Kirche). Dafür mussten sie
aber auch die Kirche unterhalten.
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Dorfkirche Schönhausen |
Unterwegs nach Havelberg kommen wir an einem Denkmal der Roten Armee vorbei.
Ob solche
Denkmale auch von den „Zwei-plus-Vier-Verträgen“ geschützt werden? In dem
Wiedervereinigungs-Vertrag hat sich die Bundesrepublik zur Erhaltung
sowjetischer Kriegerdenkmäler verpflichtet. Das war der russischen Seite
wichtig.
Oder gibt es
noch Freunde der „Freunde“ (so hat die DDR-Bevölkerung die sowjetischen Besatzungssoldaten
ironisch genannt)?
Was mir bei der
Fahrt durch Brandenburg und östlich der Elbe auch aufgefallen war, sind die vielen
aus der DDR-Zeit gebliebenen Straßennamen. Fast jedes Dorf hat eine
„Karl-Marx-Straße“. Die gibt es auch in Berlin. Aber es ging weiter mit „Straße
des Friedens“, „Straße der Freundschaft“ (typische DDR-Straßennamen),
„Herbert-Matern-Straße“ (Matern war Vizepräsident der DDR-Volkskammer) usw..
Gegenüber von Schönfeld ist auf der westlichen Seite der Elbe ein
Kraftwerk zu sehen. Das ist das ehemalige Atomkraftwerk
Stendal.
Nördlich von
Arneburg wurde ab 1982 das Kernkraftwerk Stendal gebaut. Dafür wurde das Dorf Niedergönne
abgerissen. Wegen Sicherheitsmängel der sowjetischen Reaktoren wurden
sie nie in Betrieb genommen. Auf dem Gelände ist jetzt der Gewerbepark Altmark.
Der Radweg auf der rechten Elbeseite ist
sehr gut zu fahren. Der Kompass-Fahrradführer (von 2015) empfiehlt noch
dringend den linken Uferweg, weil der Weg auf dem rechten Ufer noch nicht
vollständig ausgebaut sei. Das ist aber inzwischen Vergangenheit. Wir sind gut
in Havelberg angekommen.
Havelberg (Sachsen-Anhalt)
6.500 Einwohner.
Landkreis Stendahl.
Sehenswert:
- Historische Stadtinsel.
Rathaus im Stil der norddeutschen Backsteingotik.
- Dom (St. Marien, Hauptkirche des damaligen Bistums Havelberg).
- Wasserturm (Backsteinbau von 1890).
Die Havel
fließt nicht in Havelberg, sondern erst ein ganzes Stück weiter nördlich, in
die Elbe. Für die Schifffahrt gibt es aber einen direkten Weg ab Havelberg zur
Elbe, den Elbe-Havel-Verbindungskanal.
Die
historische Altstadt von Havelberg liegt auf der Stadtinsel, die von der Havel und einem Altarm der Havel, dem
Stadtgraben, umschlossen wird. Gegenüber
dem Stadtgraben ist der Bischofsberg mit dem Dom.
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Havelberger Dom |
Gleichzeitig
gründete der Prämonstratenser-Orden ein
Domherrenstift. Nach der Reformation wurde das Domkapitel 1561 lutherisch. 1571
wurde der Besitz des Bistums säkularisiert und vom Kurfürstentum Brandenburg
vereinnahmt.
Räumlich vom
Dombezirk getrennt entstand auf der Stadtinsel die Stadt Havelberg. Der Altarm der Havel wurde zum Stadtgraben
vertieft, so dass eine leicht zu verteidigende Insel entstand. Die Stadt wurde nach einem regelmäßigen Plan
angelegt, was typisch für die mittelalterlichen Ostsiedlungen war. Seit 1359
war Havelberg wie fast alle Städte in der Region Mitglied der Hanse.
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Havelberger Dom |
Neben der
Stadtkirche ist das Beguinenhaus erhalten
geblieben. Ursprünglich war es eine Hospitalkapelle (von 1390), die nach der
Reformation ein Beguinenhaus wurde und deren Bewohnerinnen Krankenpflege und
Leichenbettung übernahmen.
(Beguinenhäuser
haben wir bei unserer Kreuzfahrt in Amsterdam kennengelernt. Mehr dazu im
Internet-Blog „Sattel und Schuh“, Reisebericht „Kreuzfahrt Westeuropa -
Amsterdam)
Am Salzmarkt erinnert das Haus des
kurfürstlichen Salzinspektors an den damals lukrativen Handel mit Salz. Aber
das war später, im 17. Jahrhundert.
Kurfürst
Friedrich Wilhelm I. von Brandenburg
bestimmte 1651, dass Salz ausschließlich
aus Halle an der Saale importiert werden musste. Warum aus Halle?
Halle gehörte
zum Erzstift Magdeburg. Im Westfälischen Frieden von 1648 erhielt das
Kurfürstentum Brandenburg den Anspruch auf das Erzstift Magdeburg (der
weltliche Besitz des Bistums Magdeburg) als künftiges Herzogtum Magdeburg.
Der Kurfürst
sorgte also dafür, dass seine Untertanen sein Salz kauften.
Eine weitere eigenständige Siedlung entstand
gegenüber der Stadtinsel am Fuß des Dombergs parallel zum Stadtgraben und der
Havel.
Mit dem Dombezirk sind es somit drei Siedlungskerne, aus denen die
heutige Stadt Havelberg entstanden ist. Das erinnert an die Stadt Brandenburg,
die auch aus drei vormals selbständigen Siedlungen hervorgegangen ist.
Allerdings ist
der Dombezirk nicht zu einer
bischöflichen Stadt ausgebaut worden (obwohl es ein königliches Gründungsprivileg gab). Der Grund waren die
Eigentumsverhältnisse des Dombezirks. Dem Bischof unterstand nur die Hälfte des
Dombereichs, die andere Hälfte gehörte dem Markgrafen. Später (1305) kam auch die bischöfliche Hälfte als
Lehen zur Markgrafschaft. Das war der Grund, weswegen die Bischöfe ihre
Residenz nach und nach in das 50 Kilometer entfernte Wittstock verlegten. Ab dem 13. Jahrhundert bis nach der
Reformation 1548 war Wittstock statt Havelberg Bischofsresidenz.
In Havelberg trafen sich 1716 der russische Zar Peter der Große und der preußische König Friedrich Wilhelm I.
(Soldatenkönig). Zwei Bronzefiguren der beiden Monarchen erinnern vor dem Dom
an diese Zusammenkunft vor über 300 Jahren.
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Begegnung in Havelberg |
Ergänzung: Fast
zur gleichen Zeit war 1701 – 1714 der Spanische Erbfolgekrieg zwischen
Frankreich und dem habsburgischen Österreich.
Zum Schwedischen
Reich gehörten damals Schweden, Finnland, das Baltikum, in Deutschland Wismar,
Vorpommern und das Herzogtum Bremen-Verden. Das Herzogtum Mecklenburg war
Verbündeter des Zarenreiches (1716/1717 waren 40.000 russische Soldaten dort im
Quartier).
Zar Peter war in Havelberg im Rahmen einer Europa-Reise,
mit der er Verbündete gegen Schweden suchte. Die schon mit ihm verbündeten Mecklenburger
mussten ihm für die Reise 50 Wagen und 400 Pferde stellen.
In Havelberg
bekräftigten die beiden Monarchen mit der Konvention
von Havelberg ihr Bündnis gegen Schweden.
Als Gastgeschenk erhielt der Zar vom preußischen König
das Bernsteinzimmer
(das im 2. Weltkrieg in Königberg verschollen ist) und eine Yacht. Auf der
Yacht soll das in 18 Kisten verpackte Bernsteinzimmer von Potsdam auf der Havel
und Elbe nach Hamburg und weiter nach Petersburg transportiert worden sein (so
ein Bericht, die Havel muss damals also schon schiffbar gewesen sein).
Das
Bernsteinzimmer hatte der Vater von Friedrich Wilhelm I. anfertigen lassen.
Das
Gegengeschenk des Zaren an den preußischen König waren sog. Lange Kerls. Von Havelberg aus soll der
Zar die Order gegeben haben, 200 große Bauern als Grenadiere für den preußischen
König auszuheben.
Zur
Bundesgartenschau 2015 wurde der Klostergarten
am Dom wieder angelegt. Er soll an die Klostergärten des Mittelalters
erinnern. Damals wurden meist außerhalb der Klausur Hopfengärten (für das
Bierbrauen) und Ackerflächen für Getreide, Gemüse und Ölpflanzen bewirtschaftet.
Bis Mitte des 13. Jahrhunderts wurde nur in den Klöstern Pflanzen und
Heilkräuter angebaut. Die Benediktiner und Zisterzienser gelten als Begründer
des europäischen Gartenbaus.
Der Rundgang durch Havelberg zeigt uns nicht nur die zum Teil sehr gut
erhaltenen historischen Gebäude. Wir sehen auch den Niedergang der Stadt nach der Wende. Große Teile der Bevölkerung
sind weggezogen. Viele Häuser sind unbewohnt. Viele Läden stehen leer. Das ist
erschreckend. Und die Vielzahl der Leerstände gibt wenig Hoffnung auf eine
baldige Lösung.
Das gleiche Erlebnis haben wir später noch einmal in Wittenberge. Auch
dort wechseln sich bewohnte und sanierte Wohnhäuser mit vom Verfall bedrohten Leerstands-Häusern
ab.
Initiativen und Vereine versuchen die leer stehenden Läden mit
Ausstellungen etwas zu beleben. Aber das gelingt nicht richtig.
Etwas anders war das in Tangermünde. Leer stehende Häuser sind dort
nicht auffällig. Aber Laden-Leerstand gibt es auch dort. Dort wird der aber
professionell überdeckt. Das Schlosshotel nutzt diese Ladenflächen für ihre
Imagewerbung. Das gelingt sehr gut. Erst die Wiederholung der gleichen Werbung
an verschiedenen Stellen der Stadt macht die Ursache deutlich.
Ergänzung: Das Problem nicht mehr benötigter Ladenflächen ist sicher
auch westlich der Elbe vorhanden. Nur ist es nicht so konzentriert und
auffällig.
Übernachtung im „Altstadtcafé“. Das ist ein gut erhaltenes Fachwerkhaus
im historischen Zentrum. Es war gut belegt.
Abendessen in einem kleinen Restaurant „Zur Domtreppe“, deutsche Küche,
sehr gut. Allerdings gibt es auch keine so große Restaurant-Auswahl auf der
Stadtinsel. Und um 19.30 Uhr wurde die Küche geschlossen. Wir waren rechtzeitig
vorher dort.
Und noch eine kleine Episode. Für eine Ansichtskarte haben wir in
Havelberg einen Briefkasten der Deutschen Post gesucht. Vergeblich, auch nach
Befragen von Einheimischen. Einen einzigen Briefkasten haben wir gesehen, der
war von einer privaten Post. Dafür hatten wir aber keine Briefmarke. Die
Postkarte hat Eckhard am nächsten Tag an einem anderen Ort in einen „richtigen“
Briefkasten eingeworfen.
Zu dem Reisebericht gibt es ein Fotoalbum:
Die Erläuterungen stammen meist aus Wikipedia- Artikeln im Internet, ohne einzelne Zitierung.
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