London und Südengland
Juni 2018

Reise des Freundeskreises der Konrad Adenauer Stiftung (KAS)
im Juni 2018

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Es ist unsere zweite Fahrt mit dem Freundeskreis der Konrad Adenauer Stiftung. Unsere erste Fahrt war vor zwei Jahren nach Rom. Dieses Jahr war London und Südengland das Ziel der Reise.
Der Freundeskreis wurde zur Unterstützung der Konrad-Adenauer-Stiftung gegründet. Während meines Studiums war ich Stipendiat der Stiftung.


Anreise
Anreise mit dem Flugzeug von Berlin nach London am sehr frühen Morgen. Dafür hatten wir aber auch einen Tag mehr für London. Am Berliner Flughafen die üblichen Eincheck-Wartezeiten und mein Ärger über die Monopol-Preise an den Imbiss-Ständen. Hier wäre eine Aufgabe für die Kartellbehörde. Entweder nutzen Gastronomen ihre konkurrenzlose Situation aus oder der Flughafen verlangt zu hohe Mieten, oder beides.

Reiseroute

Unsere Route

In London war es erfreulicher. Sommerwetter auch in London. Nichts von dem Londoner Nebel- und Regenwetter.
Erwartet wurden wir von unserer Reiseleiterin Maria, einer Finnin, die nach England geheiratet hatte. Sie hat uns die ganze Zeit sehr gut geführt und sich um uns gekümmert.
Christine von der KAS hatte auch Headsets mitgebracht, so dass die Erklärungen überall ankamen. Eine Gruppe interessierter Adenauer-Freunde ist nämlich nicht so leicht beieinander zu halten. Beim Rückflug gab es allerdings eine Überraschung. Die Reserve-Akkus durften  weder im Handgepäck noch im Koffergepäck mitgenommen werden. Den Flug von Berlin nach London hatten sie ohne Beanstandung überstanden. Es blieb nur die Entsorgung im Flughafen. Hoffentlich haben sich die Mitarbeiter dort bedient, es wäre sonst eine arge Verschwendung.

Die ersten drei Tage unserer Reise waren der Hauptstadt London gewidmet. Besichtigung der historischen und zum Teil auch noch aktuellen Orte und Gebäude in London und einige politische Informationen. Danach erlebten wir die Landschaft und  die wichtigsten Orte in Südengland.

Reisebericht

1. Tag   London – Die Paläste der Monarchie und des Parlaments
2.Tag   London  – Historie und Moderne
3. Tag   London – Gespräche und beide Parlamentskammern
4. Tag   Die Römer in England – Das Thermalbad in Bath
5.Tag    Ursprung und Tradition – Die Stonehenge und Brighton
6. Tag   Kreidefelsen und ein Schlachtfeld – Entlang der Kanal-Küste
7. Tag   Das Zentrum der englischen Kirche - Canterbury
8. Tag   Cream Tea bei Lady Baillie
Zum Schluss:   Ein kleiner Überblick über die Geschichte der Insel


1. Tag:
London – Die Paläste der Monarchie und des Parlaments

Die Fahrt vom Flughafen zum Hotel haben wir gleich mit den ersten Stadtbesichtigungen verbunden. 

Erster Zwischenstopp am Buckingham Palast. Es war  der Tag der Geburtstagsparade für die englische Königin. Ihren 92. Geburtstag hatte sie schon am 21. April. Aber im April ist das Wetter in England für eine Parade meist zu schlecht Die Geburtstagsfeiern wurden schon vor vielen Jahren in den Juni gelegt. Dieses Jahr bei schönstem Sommerwetter.
Bobbys am Buckingham Palace
Wir standen am Eingang zum Buckingham Palace. Aus der Ferne hörten wir die Klänge einer Militärkapelle. Mit uns wartete eine große Menschenmenge auf die Rückkehr der Quen von der Parade. Uns dauerte das zu lange (die vage Auskunft der Polizisten war, dass es etwa noch eine halbe oder eine  Stunde dauern könnte). Im Weggehen hörten und sahen wir noch die Militärflugzeuge, die über den weiter entfernten Paradeplatz in niedriger Höhe zu Ehren von Queen Elisabeth hinweg donnerten.


Die Bezeichnung "Bobby" für die britischen Polizisten geht auf den Innenminister Robert Peel zurück, der im 19. Jh. das Polizeisystem entscheidend prägte (Bobby ist die engl. Kurzform für Robert).

Der Buckingham Palace ist die offizielle Residenz der britischen Monarchen in London. 1703 wurde er als Stadthaus für einen Duke (Herzog) gebaut, dann vom König als Privatresidenz erworben, ausgebaut und erweitert (775 Räume) und seit Königin Victoria als offizielle Residenz genutzt. Ein Teil des Palastes ist der Öffentlichkeit zugänglich.

Auf dem Weg zum Buckingham Palace waren wir vorher an der Royal Albert Hall vorbeigekommen. Wäre es Abend, hätten wir vielleicht ein Konzert hören können.

Die Royal Albert Hall ist ein einem römischen Amphitheater nachempfundener Veranstaltungsbau mit 9.500 Besucherplätzen. Bekannt ist die Halle auch durch das jährlich stattfindende Abschlusskonzert der BBC-Klassikkonzerte, die Last Night of the Proms („Proms“ für promenade series, Promenadenkonzerte).

Ein ähnliches Saisonabschluss-Konzert geben die Berliner Philharmoniker jedes Jahr in der Waldbühne. In diesem Jahr war es auch das Verabschiedungskonzert für den langjährigen Dirigenten Simon Rattle.
Wir haben die Übertragung im Fernsehen gesehen. Das war „trockener“.  Über der Waldbühne hatte es  in diesem Jahr ganz schön geregnet. Außerdem ist es in der Waldbühne nicht mehr so schön. Elend langes Warten vor dem Eingang. Verbot von mitgebrachten Speisen und Getränken (außer Mini-Portionen in kleinen Plastikflaschen). Zu Anfang unserer Berliner Zeit waren die Waldbühnen-Konzerte noch ein Vergnügen mit Picknick-Korb und Flaschenwein, Servietten und Tischdecken in den vorderen Reihen. Das geht jetzt nicht mehr.

Mittagspause war in Victoria`s Bar, die war ein typischer englischer Pub, natürlich mit Victoria-Fotos und Fotos aus ihrer Zeit an den Wänden.

Victoria´s Bar
Pub ist von „Public House“ abgeleitet. In Viktorianischer Zeit war es üblich, dass ein Bewohner das gesamte Dorf zu sich einlud, kochte und Getränke ausschenkte.  Dadurch entstand der Begriff „Öffentliches Haus“. Die heutigen Pubs erinnern in ihrem Aussehen immer noch etwas an eine Wohnstube. Bezahlt wird übrigens sofort bei der Bestellung und nicht erst am Ende und ein Aufschrieb auf dem Bierdeckel ist auch nicht üblich. Das weiß ich aber erst jetzt.

Die Gaststätten-Sperrstunden gehen auch auf die Pubs zurück. 1915 wurden die Sperrstunden für die Pubs gesetzlich eingeführt, damit die Rüstungsarbeiter nicht bis tief in die Nacht hinein tranken und am nächsten Morgen nicht ordentlich arbeiten konnten. In England war und ist es üblich, nach der Arbeit mit den Kollegen noch ein Bier zu trinken.

Wir nutzten die Zeit zum Geld wechseln. Am Flughafen hätten wir das auch schon gekonnt, aber dort soll der Kurs schlechter sein als in den Wechselstuben in der Stadt. Und in Berlin haben wir es gar nicht erst versucht, es gibt kaum eine Bank-Filiale, die noch Geld umtauscht.

Vor der Weiterfahrt in das Hotel stand noch Westminster Palace auf dem Programm. 

Westminster Palace

Die Besichtigung war nur an diesem Samstag möglich. Die folgende Woche war Sitzungswoche beider Parlamentskammern (das war gut - siehe unten)  und das Haus für die Öffentlichkeit gesperrt. Dann kommt man als Sitzungsbeobachter nur in die Räume von Unter- und Oberhaus. So konnten wir auch einen Teil der übrigen Räume sehen, u.a. den Robing Room (Vorbereitungsraum der Queen vor der Parlamentseröffnung), die Royal Galerie (durch die die Queen zur Parlamentseröffnung geht), alle Räume prächtig ausgestattet.

Westminster Hall ist der älteste Teil des Palastes. Es war einmal der größte Hallenbau in Europa (1097). Bis Anfang des 19. Jh. fanden hier die Krönungsbankette statt, heute sind dort (unter anderem) Staatsbegräbnisse. Einen Teil des Parlaments-Palastes haben wir gesehen. Längst nicht alles. Über 1100 Räume sind es.

Im Westminster Palace tagen die beiden britischen Parlamentskammern, das House of Commons (Unterhaus, in Mehrheitswahl gewählte Abgeordnete) und das Haus of Lords (Oberhaus, geistliche Lords (Erzbischöfe und Bischöfe) und weltliche Lords (erbliche und auf Lebenszeit ernannte)).
Ursprünglich (bis 1529) war der Palast die Residenz der englischen Könige.
Zum Palast gehört der Elizabeth Tower (Clock-Tower) mit der 1858 gegossenen Glocke Great Bell (Big Ben).

Dann Ankunft in unserem Londoner Hotel „Holiday Inn“ . Das Hotel ist ein neueres Gebäude inmitten eines älteren Wohnungsbestandes des Stadtteils Whitechapel.

Blick auf die City vom Hotel aus
Whitechapel ist ein Stadtteil im Bezirk London Borough of Tower Hamlets, westlich angrenzend ist die City of London (die Stadtbezirke werden weiter unten beschrieben).

Tower Hamlets (Hamlet – Weiler, kleiner Ort) war ursprünglich eine alte Verwaltungseinheit, die als „Liberties“ dem  „Constable of the Tower“ (Vertreter des Monarchen im London Tower) unterstand und nicht von der Stadt London verwaltet wurde. Es war  Kronland. 

Zu dem Borough gehört der größte Teil des ehemaligen Hafengebietes, die Docklands. Es ist das Gebiet des historischen East End von London, nördlich der Themse und außerhalb des mittelalterlichen Stadtkerns gelegen.

East End war ein armes Arbeiterviertel. Wegen der vorherrschenden Westwinde war das Gebiet von Abgasen aus Industrie und Wohnungen belastet, der Londoner Smog war hier besonders spürbar. Es war der Wohnort der ungelernten Hafenarbeiter.
Einwanderer wie Hugenotten, Iren (um 1850 herrschte in Irland eine große Hungersnot), osteuropäische Juden und auch Deutsche siedelten sich an.
Jack the Ripper (der Aufschlitzer) trieb hier 1888 sein Unwesen, ein Serienmörder, der nie gefasst wurde.
Der wirtschaftliche Niedergang des Bezirks begann ab 1960 mit der Entwicklung von  Containerschiffen,  für die die Hafenbecken (docks) zu klein waren. Große Brachen entstanden. Die Bewohner verließen das Gebiet. Einwanderer aus Südostasien, insbesondere aus Bangladesch, drängten nach. Die Bevölkerung wurde dadurch multikulturell geprägt (34 % Asiaten).
1981 beschloss die britische Regierung eine Aufwertung des Gebietes.                                            
           
Der Borough/Stadtbezirk hat in dem Viertel mehre kommunale Wohngebäude gebaut.
           
Organisiert sind die kommunalen Wohnungen in der „Tower Hamlets Community Housing“, eine im Jahr 2000 mit Regierungsmitteln gegründete gemeinnützige Gesellschaft mit rd. 3.000 Wohnungen.
Die Namen der Neubauten erzählen jeweils eine Geschichte. So z.B. in der Nähe unseres Hotels das „Peter House“. Es erinnert an einen „Peter der Maler“, Peter Piatkow, ein lettischer Künstler, der 1905 an der Oktoberrevolution beteiligt war und im East End im Exil lebte.

Die katholische Kirche ist gut vertreten. Die große Kirche, „Kathedrale des Eastend“, so die Eigenbezeichnung der Pfarrgemeinde „St. Mary and St. Michael“, stammt aus Mitte des 19. Jh. . Daneben stehen zwei moderne, kirchliche Schulgebäude, getrennt für Jungen und für Mädchen.

Die katholischen Schulen sind nach einem Bischof des späteren Erzbistums Westminster, Bishop Challoner, benannt.

Seit 1850 besteht in London ein römisch-katholisches Erzbistum. Davor gab es nur (ab 1662) ein Apostolisches Vikariat für ganz England.
Heinrich der VIII.  hatte 1534 die Kirche in England vom Papsttum gelöst. Erst Ende des 18./Anfang des 19. Jh. wurden in England die Gesetze aufgehoben, die die Bürgerrechte der verbliebenen römisch-katholischen Bevölkerung und deren Zugang zu öffentlichen Ämtern beschränkten. Heute gehören etwa 10 % der Bevölkerung der römisch-katholischen Kirche an.

Ein Apostolisches Vikariat gab es auch in Deutschland nach der Reformation. 1667 wurde das „Apostolische Vikariat der Nordischen Missionen“ für die Gebiete ohne Ausübung des Katholischen Glaubens gegründet. (s. Bericht Elbe-Radreise).

In der gleichen Straße wie die Kirche ist eine Synagoge, etwas unscheinbar, ohne die Beschriftung nicht zu erkennen.

Typische Häuser in der Nähe unseres Hotels
Es ist die „Jakobs-Synagoge“, die über 100 Jahre besteht, 1903 von Einwanderern aus Polen, Litauen und Russland gegründet. Seit 1921 ist die Synagoge hier an der Commercial Road. Sie ist eine von drei Synagogen in East End und war die erste „Mizrachi-Synagoge“ in Großbritannien (Mizrach ist eine ortodox-zionistische Bewegung, 1902 in Wilna gegründet).

Auf den Straßen sind auch viele Moslems und Inder, an ihrer Kleidung erkennbar. Ein bunter Stadtteil. An spanische Straßenverhältnisse auf Teneriffa erinnert die „wilde“ Müllablage am Straßenrand. Hier wie dort wird der Müll an der Straße abgestellt und die Müllarbeiter müssen dann von Hand die Tüten, Kartons und Abfälle auf die Müllwagen laden.

London – ein Überblick

Londons antike Vorgängerstadt war Londinium. Sie war die größte Stadt und Hauptstadt der römischen Provinz Britannien. Das Römische Reich hatte ab 43 n.Chr. große Teile des heutigen Englands erobert. Aber es gibt nur wenige Spuren der antiken Stadt Londinium und der römischen Präsenz auf der Insel.
 (s.u. „Geschichte Englands“)

Nach der normannischen Eroberung (1066) wurde London  Hauptstadt des normannischen Königreichs in England. Genauer war es die Stadt
Neubauten der Docklands

Westminster, heute ein Borough (Stadtbezirk) von London. Westminster war königliche Hauptstadt und Regierungszentrum. Die heutige City of London war damals das  Handelszentrum.
König Richard I. Löwenherz (König 1189 – 1199, auch Herzog der Normandie) ernannte 1189 den ersten Lord Mayor (Bürgermeister) von London. Schon ab 1215 konnte die mächtig gewordene Kaufmannsgilde der Stadt ihren Bürgermeister selber wählen.

Greater London:
Greater London wurde 1965 geschaffen. Die Londoner Umlandgemeinden wurden mit London zu einer Regionalstadt zusammengefasst. Sie ist in den zentralen Bezirk City of London und 32 Boroughs (Stadtbezirke) gegliedert.

Neubauten der Docklands

Die Boroughs werden von den Borough Councils (Gemeinderat) verwaltet, die alle 4 Jahre gewählt werden. Aktuell wurden die Räte der Councils im Mai dieses Jahres (2018) gewählt.
Die Mayor (Bürgermeister) werden in den meisten Boroughs aus den Reihen des Rates jeweils für 1 Jahr gewählt. Die Verwaltung wird von einem angestellten Chief Executive geleitet, der vom Council gewählt wird (zweigleisige Ratsverfassung).
In einigen Boroughs, darunter Tower Hamlets (in dem unser Hotel ist), werden die Bürgermeister direkt von den Bürgern gewählt (eingleisige Bürgermeister-Verfassung). Die direkt gewählten Bürgermeister leiten die Gemeindeverwaltung.

Die zweigleisige Ratsverfassung mit dem vom Gemeinderat/Stadtrat gewählten ehrenamtlichen Bürgermeister und dem hauptamtlichen Gemeindedirektor gab es auch in Niedersachsen, als ich Mitglied im Gemeinderat meiner Heimatgemeinde Giesen war. Niedersachsen hatte diese, bei uns „Norddeutsche Ratsverfassung“ genannte, Verwaltungsform nach dem 2. Weltkrieg als britisch besetzte Zone nach britischem Vorbild übernommen.
1990 führten Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen (hatte auch als britische Zone die zweigleisige Ratsverfassung) die eingleisige „Süddeutsche Bürgermeister-Verfassung“ mit dem gewählten Rat und dem direkt von den Bürgern gewählten hauptamtlichen Bürgermeister als Chef der Gemeindeverwaltung ein.

Greater London Authority
Erst seit 2000 besteht neben den Boroughs eine einheitliche Verwaltung für Gesamt-London, die „Greater London Authority“. Die Greater London Authority  hat einen direkt gewählten Bürgermeister, den Mayor of London, als Chef der Verwaltung und die Stadtversammlung, die London Assembly,  mit 25 Mitgliedern (von denen 14 direkt und 11 über Parteilisten gewählt werden).

Die einzelnen Boroughs betreiben die meisten lokalen öffentlichen Dienstleistungen, wie Schulen, soziale Einrichtungen, Müllabfuhr, Straßenbau.
Aufgabe der Greater London Authority mit dem Mayor of London sind Verkehr, Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienste, Wirtschaftsförderung.

8,8 Millionen Einwohner leben in Greater London (65 Millionen in Großbritannien). Im Ballungsraum London (Metropolitan Area, EMR der EU) sind es 14 Millionen Menschen (über 21 % der Bevölkerung Großbritanniens). Die EMR-Metropolenregion Berlin-Brandenburg hat 6 Million Einwohner (weniger als 7,5 % der Bevölkerung Deutschlands), davon 3,5 Millionen in Berlin (Deutschland 8 Millionen).
Das BIP (Bruttoinlandsprodukt) pro Kopf im Vergleich zur EU (EU 100 %, 2015) ist in Großbritannien 108 %, London 184 %, Inner London West 580 %, Kent 89 %; (Deutschland 124 %, Berlin 119 %, Hamburg 206 %, Oberbayern mit München 178 %).

Greater London ist eine der 9 Regionen in England. England bildet zusammen mit Schottland, Wales und Nordirland das Vereinigte Königreich Großbritannien und Nordirland.

Unser erstes Abendessen war im PubThe Minories“ in der Nähe des London Tower,  mit dem traditionellen „Fish and Chips“ (gebratener panierter Kabeljau und Pommes frites).

Im Pub "The Minories"

Fast in jedem Restaurant steht das auf der Speisekarte. Nicht schlecht, aber auch nichts Besonderes. Was ich bei dem Fisch nicht brauchte, war ein Ingwer-Essig, mit dem man den Fisch würzen soll. Ich habe das nach einer Probe gelassen. Und zu den Pommes gab es wie bei uns Mayo weiß oder Ketchup rot, der Ketchup überall von Heinz. 

Das Bier in dem Pub war gut, englisches Lagerbier vom Fass. Von einem früheren London-Besuch hatte ich mein Vorurteil über englisches Bier mitgebracht. Das war damals Guinness-Bier und das schmeckte mir überhaupt nicht (nicht in London und auch nicht später bei einer Besichtigung der Guinness-Brauerei in Dublin während einer Kreuzfahrt um England und Irland). Das Bier hier - und auch später - konnte man gut trinken, wie deutsches Bier.


2.Tag:
London – Historie und Moderne

Mit öffentlichem Bus und U-Bahn haben wir am Sonntag London erkundet.

Am Anfang war die Nationalgalerie am Trafalgar Square. Sie ist eine der umfassendsten und bedeutendsten Gemäldesammlungen der Welt. Man müsste Tage und Wochen dort verbringen, um die wichtigsten der fast 2.300 Werke auf sich wirken zu lassen. So viel Zeit hatten wir natürlich nicht. Wir wollten ja auch den Hydepark und dort den Speakers Corner sehen.

In der Nationalgalerie
Der Eintritt war frei, wie auch für andere Museen. Allerdings waren im Eingangsbereich unübersehbare Hinweise, dass man etwas spenden sollte. Und Mitarbeiterinnen wiesen freundlich, aber deutlich darauf hin. Spenden und Mitgliedsbeiträge sind ein wichtiger Teil der Finanzierung.



Der Hyde Park ist einer der vielen Parks in London. Bekannt ist „Speakers Corner“. Dort kann jeder über alles reden – nur nicht über die königliche Familie. Der Hyde-Park und der angrenzende Kensington Garden sind mit 2,5 km² größer als das Fürstentum Monaco.


Am Speakers Corner waren dann auch einige Redner, die, auf einer Kiste oder einem  Treppchen stehend, ihre Botschaft predigten. Die Redner hatten mehr kirchliche (ein jüdischer und ein moslemischer „Prediger“) als politische Themen und der Zuhörerkreis war jeweils auch sehr übersichtlich.
Mehr Zulauf hatte eine Demonstration für die Rechte der Frauen, zu der Frauen offensichtlich aus dem ganzen Land in den Hydepark strömten.
Und schließlich fuhr noch die „World Naked Bike Ride“ am Hydepark vorbei. Nackt wurde mit der Fahrrad-Tour gegen Autokultur und Ölabhängigkeit demonstriert. Lustig.

Marble Arch
Gegenüber dem Speakers Corner steht der Triumphbogen Marbel Arche - Marmorbogen. Der Bogen aus weißem Carrara-Marmor wurde 1828 als Haupteingang für den Buckingham-Palast in Auftrag gegeben. Zur Thronbesteigung von Königin Victoria 1837 waren auch die Tore für den Bogen fertig. Als der Palast erweitert wurde, wurde der Prachtbau 1851 zum Hydepark verlegt. In manchen Reiseführern wird die Legende erzählt, dass das Tor am Buckingham-Palast abgebaut wurde, weil die Kutschen der Königin nicht hindurch passten. Das soll aber eine Erfindung sein.
           
Dann sind wir nach Greenwich hinausgefahren. Die Sternwarte liegt etwas erhöht  am Themse-Ufer, gegenüber der Isle of Dogs, mit schönem Blick auf die Docklands und den Millenium-Dome.

Blick von Greenwich auf die Docklands
Greenwich ist ein Stadtteil von London. Hier, am Südufer der Themse, war früher das Zentrum der britischen Marine. Durch die Sternwarte Greenwich verläuft der Nullmeridian (eine senkrecht zum Äquator stehende Linie zwischen dem Nord- und Südpol) und bestimmt die Zeitzone Greenwich Mean Time (GMT).
An der Stelle der Sternwarte Royal Greenwich Observatory  stand bis 1675 das Schloss Greenwich Castle, in dem die Mätressen Heinrich VIII. wohnten.

Etwas weiter zur Themse hin lag die Sommerresidenz Heinrich VIII., Greenwich Palace. Der Palast war für zwei Jahrhunderte Hauptsitz der britischen Monarchen. Heinrich VIII. wurde hier geboren und auch seine Tochter Elisabeth I. . Im 17. Jh. wurde der Palast abgerissen, ein geplanter neuer wurde aus Geldmangel nicht gebaut. Heute steht hier das „Greenwich Hospital“ für verwundete Seeleute.

Rückfahrt in die City mit einem Boot auf der Themse. Mit Blick auf die Docklands und die Canary Wharf, unter der Tower Bridge hindurch, am London Tower vorbei. Am Ufer auch das Hochhaus Sharp und das London Eye.

Die  Entwicklung der Docklands war die Reaktion auf                    ihren wirtschaftlichen Niedergang.
Nach wirtschaftlichem Niedergang begann 1981 ein Stadtentwicklungs-programm für London (Regierung von Margaret Thatcher, Premierministerin 1979 bis 1990). In dem niedergegangenen Hafengebiet, den Docklands, wurde ein neuer Stadtteil geschaffen, mit Wohnungsneubauten und Arbeitsplätzen vornehmlich im Dienstleistungssektor. Es entstand ein weiteres Dienstleistungs- und Finanzzentrum, neben der City of London. Bereits 1995 waren rund 13.000 Arbeitsplätze entstanden. Das Gebiet wurde an den Londoner öffentlichen Nahverkehr angeschlossen. Das war die wichtigste Voraussetzung für die wirtschaftliche Expansion.

Das architektonische Zentrum der Docklands ist der Canary-Wharf-Komplex mit den drei höchsten Gebäuden Großbritanniens. Ein exklusives Einkaufsviertel entstand, das jede Woche über ½ Million Menschen anzieht.
In der  Canary-Wharf, die auf einer Halbinsel in einer Schleife der Themse liegt (Isle of Dogs), wurde früher der Handel mit den Kanarischen Inseln abgewickelt.

Millenium Dome

Gegenüber der Canary-Wharf wurde 1999 der „Millenium Dome“ eröffnet. Mit einem Durchmesser von 365 Metern ist die Veranstaltungshalle der größte Kuppelbau der Welt. Die 365 Meter symbolisieren die Tage und 12 Stützen die Monate des Jahres. Der Architekt des Gebäudes, Richard Rogers, hat auch das „Centre Georges Pompidou“ in Paris entworfen.
Seit 2007 trägt der Komplex den Namen „ The O2” und wirbt für das gleichnamige Mobilfunkunternehmen. Die Halle wird von der Anschutz Corporation geführt, die weltweit Arenen und Theater betreibt.

In Berlin betreibt die Anschutz-Gruppe die „Mercedes-Benz-Arena“ in Friedrichshain, die bis 2015 auch „O2 World Berlin“ hieß. Mit 17.000 Sitz- und Stehplätzen ist die Mercedes-Benz-Arena nach der Lanxess-Arena in Köln (Lanxess ist eine Chemie-Aktiengesellschaft mit Sitz in Köln, die aus einer Ausgründung aus der Bayer AG entstanden ist) die zweitgrößte Veranstaltungshalle in Deutschland (die Kapazität des  Millenium-Dome in London ist 20.000 Sitzplätze).

Im Jahr 2000 wurde in einem ehemaligen Kraftwerk die „Tate Gallery of Modern Art“ eingerichtet (gegründet wurde die Gallery schon 1916 in Millbank, City of Westminster).  Sie ist eines der weltweit größten Museen für zeitgenössische Kunst. Mit der City of London ist die Gallery durch die Millenium Bridge über die Themse verbunden.

Die London Bridge über die Themse war bis 1739 die einzige Brücke über den Fluss (Einwohner Londons: 1750 rd. 675.000 Einwohner, 1801 über eine Million). Zur Römerzeit (46 n.Chr.) bestand eine Holzbrücke. 1041 wurde die Brücke im Kampf gegen die Dänen niedergebrannt.

Die Themse entspringt in den Kalksteinbergen der  „Cotswold Hills“. Nordwestlich der Cotswold Hills fließt der Severn, der in Wales entspringt und bei Bristol in die Keltische See mündet. Er ist länger als die Themse.
An der Themse liegt Oxford. Die Themse fließt durch die „Chiltern Hills“, erreicht London und mündet dann in die Nordsee.
Im Vergleich mit europäischen Flüssen ist die Themse aber ein kleiner Fluss, etwa vergleichbar mit der deutschen Ruhr oder Ems.

Der Bau der ersten steinernen Brücke erfolgte 1176 unter Heinrich II. (König von England und Herzog der Normandie). Es dauerte 33 Jahre, bis die 273 m lange Brücke fertig wurde. Die Brücke war so breit, dass im 12. Jh. bis zu 7 Stockwerke hohe Häuser mit Wohnungen und Geschäften errichtet wurden. Für die Genehmigung der Bauten musste ein Brücken-Mietzins an den König gezahlt werden.

Die Wellenbrecher der Brückenpfeiler waren so mächtig konstruiert und die Brückenbogen so eng, dass das Wasser der Themse durch die Brücke gestaut wurde. Der Pegelunterschied wurde zum Betrieb von Wasserrädern genutzt. Zwei solche Wasserräder trieben eine Pumpe an, mit der London mit Wasser aus der Themse versorgt wurde.

350 Jahre war es Tradition, die Köpfe von sog. Verrätern auf der Brücke zur Schau zu stellen. Zum Schutz vor zu schneller Verwesung wurden sie zuvor geteert. 

Der erste Kopf, der so daran glauben musste, war der des schottischen Widerstandskämpfers William Wallace. Der englische König Eduard I. (1272 – 1307) versuchte, nach der Einnahme von Wales auch die Oberhoheit über das Königreich Schottland zu erreichen. Wallace war einer der Anführer des Widerstandes.

Ein weiterer Kopf war der von Thomas More. Er war Lordkanzler unter König Heinrich VIII. (1509 - 1547). Der löste sich von der katholischen Kirche, als der Papst seine Ehe nicht für die Heirat von Anne Boleyn annullieren wollte (s.u. Geschichte).

Heinrich VIII. brauchte einen männlichen Erben, um seine Dynastie zu erhalten. Aus seiner Ehe mit Katharina von Aragon starben alle männlichen Erben im Kindsalter. Einen männlichen Thronfolger, Eduard VI.,  bekam er mit Jane Seymour, der dritten seiner sechs Frauen.

Durch Parlamentsbeschluss (Suprematsakte, Supremacy - Vorherrschaft) ließ sich Heinrich VIII. zum Oberhaupt der Kirche Englands (der Anglikanischen Kirche) bestimmen. Thomas More verweigerte die Zustimmung, blieb Katholik, trat als Kanzler zurück und verweigerte den Treueeid für Heinrich und gegen den Papst. 1535 wurde er auf dem Schafott hingerichtet und sein Kopf auf der Brücke ausgestellt.
Er wurde von der katholischen Kirche als Märtyrer heiliggesprochen  (Das katholische Gemeindehaus meiner Heimatgemeinde Giesen bei Hildesheim trägt den Namen „Thomas Morus Haus“ zur Erinnerung an ihn).
Thomas More war ein Gegner  Luthers (95 Thesen 1517 in Wittenberg)  und zusammen mit dem damals noch katholischen König Heinrich VIII. schrieb er eine Streitschrift gegen Luther. Der Papst belohnte Heinrich VIII. dafür 1521 mit dem Titel „Verteidiger des  Glaubens“. Den Titel wurde er dann aber nach Gründung seiner eigenen Kirche wieder los.
Interessant ist, dass sich die britischen Monarchen – auch Elisabet II. -  trotzdem in ihrem Herrschertitel als „Verteidiger des Glaubens“ bezeichnen. Der vom Papst aberkannte Titel wurde einfach per Parlamentsgesetz weiter verwendet.

Im 18. Jh. wurde die alte Brücke durch eine neue ersetzt. 1968 wurde diese dann nicht mehr neue Brücke nach Amerika verkauft. Die heutige London Bridge wurde 1973 eröffnet.

Der Tower

Der Tower of London, direkt an der Themse gelegen,  wurde 1078 als „White Tower“ von den Normannen, die England erobert hatten, gebaut.  Im 13. Jh. wurde die Festung durch den englischen König erweitert, sie erhielt den heutigen Namen „Tower of London“. Die Anlage war Festung, Waffenkammer, königlicher Palast, Gefängnis. Die Münze war in der Festung untergebracht, das Staatsarchiv, ein Observatorium. Ein Ort mit vielen Nutzungen im Laufe der Geschichte. Heute werden dort die britischen Kronjuwelen gelagert.

Der Tower und das ihn umgebende Gebiet von „Tower Hill“ sowie die „Tower Liberties“ (s. oben Borough of Tower Hamlets) gehörten bis Ende des 19. Jh. nicht zur Stadt London. Es war ein eigenständiger Bezirk mit eigener Steuer, Polizei und Gerichtsbarkeit, mit dem „Constable of the Tower“ als Vertreter der englischen Monarchie.

Tower Bridge
In der Nähe des Tower befindet sich die nach ihm benannte Tower Bridge, eine Klappbrücke aus dem Jahr 1894.

Abendessen bei einem Italiener an der Themse. Wir wollten nicht gleich wieder englisch essen. „Fisch and Chips“ ist zwar o.k., muss aber nicht immer sein. Das italienische Restaurant „brummte“, lauter junger Gäste. Erst nach der Zusicherung, dass wir rechtzeitig vor der nächsten Reservierungszeit fertig seien, konnten wir zwei Tische besetzen. Gutes Essen wie beim Italiener bei uns um die Ecke. Auffallend die Bedienung, junge Leute, sehr freundlich und zuvorkommend. Das war eigentlich in allen Lokalen so.

3. Tag:
Londoner Gespräche – und beide Parlamentskammern

Die Reisen des KAS-Freundeskreises haben immer auch einen politischen Teil. Das ist das Besondere. Sonst wären es zwar interessante, aber doch touristische Reisen.

Der politische Teil begann im Hotel mit dem Leiter des KAS (Konrad-Adenauer-Stiftung) Büros in London, Felix Dane. Er war erst zwei Monate im Londoner Büro, gab  uns aber einen sehr guten Überblick über die derzeitige Lage des Brexit-Austritts. Sie stimmte – unabgestimmt - ziemlich genau mit der Lagebeschreibung überein, die wir anschließend in der Deutschen Botschaft erhielten.

Eine erneute Abstimmung würde wahrscheinlich ein ähnlich knappes Ergebnis bringen und die politischen Lager seien etwa gleich groß. Der Großraum London ist für den EG-Verbleib, die Midlands und die ländlichen Gebiete für den Brexit. Die Frage sei eher nicht, ob der Brexit kommt, sondern wie er kommt, ein weicher Brexit oder ein Cliffdive, ein Sprung von der Klippe. Die Londoner Wirtschaft würde den Brexit wohl verkraften, die landwirtschaftlichen Gebiete eher nicht. Die, die für den Brexit gestimmt haben, würden ihn dann wohl „bezahlen“ müssen.

Ich wäre ganz gern in das Büro der Stiftung gefahren, weil es in einer sehr schönen Gegend liegt. Aber die Räume dort wären für unsere Gruppe zu klein gewesen. Die Büromieten sind in London ziemlich hoch.

Die Konrad-Adenauer-Stiftung ist mit rund 80 Auslandsbüros und 200 Projekten in über 120 Ländern nahezu weltweit präsent. Mit ihrer internationalen Arbeit will die Stiftung an der Schaffung einer internationalen Ordnung des Friedens und der Gerechtigkeit mitwirken und zur Vertretung deutscher Interessen in der Welt beitragen.
        
Das Büro der Stiftung liegt im Stadtteil Pimlico in der City of Westminster. Gleich um die Ecke, in 33/34 Ecclestone Square, wohnte Winston Churchill (das Haus wurde 1835 gebaut, Churchill wohnte hier von 1909 bis 1913).
2017 wurde das Haus für 4,75 Millionen Pfund nicht verkauft und dann für 3.000 Pfund pro Woche zur Miete angeboten, an anderer Stelle für 19.500 Pfund pro Monat, 1 Pfund = 1,13 EUR.

Winston Leonard Spencer-Churchill war britischer Premierminister während und nach dem 2. Weltkrieg. 1953 erhielt er den Literaturnobelpreis. Er stammt aus der britischen Hocharistokratie, sein Großvater war der 7. Duke of Marlborough. Da der Herzog-Titel nur an den ältesten Sohn weitergegeben wird, war sein Vater als jüngerer Sohn ein Bürgerlicher.
Churchill´s Familie und die von Princess Diana, erste Ehefrau des britischen Thronfolgers Charles, haben im 17. Jh. die gleichen Vorfahren (Die Tochter von John Churchill, 1. Duke of Marlbororough , heiratete Charles Spenzer, 3. Earl (Graf) of Sunderland). 

Nach dem KAS-Vortrag ging es zur Deutschen Botschaft. In bester Wohnlage gelegen. Ringsherum zahlreiche andere Botschaften. Eingangskontrolle wie am Flughafen. Verständlich angesichts der terroristischen Bedrohungen in der Vergangenheit. 

Die Botschaft wird gerade bei laufendem Betrieb umgebaut. Innerhalb des Gebäudes wurde ein großer Raum für die Konsularangelegenheiten eingerichtet, damit die Leute nicht auf der Straße anstehen müssen.
Ganz so besucherfreundlich ist die Botschaft allerdings wohl nicht für Besuchs-Gruppen. Wir waren um die Mittagszeit da. Getränke waren für das Gespräch offensichtlich nicht vorgesehen, die kamen erst nach mehr oder weniger diskreter Nachfrage. Aber wir waren ja auch wegen der Informationen dort.
Empfangen wurden wir von einem der Mitarbeiter der Wirtschaftsabteilung der Botschaft, wie im KAS-Büro mit einem exzellenten Vortrag.

Botschafter in London ist seit 2014 Dr. Peter Ammon (prom. an der FU Berlin), davor u.a. Staatssekretär bei Außenminister Steinmeier.
Geschäftsträgerin a.i. (ad interim, vorübergehend, nicht unbedingt akkreditiert) ist Tania Freiin von Uslar-Gleichen (Stammsitz in Uslar in Niedersachsen, im Besitz sind die beiden Gleichen, Burgruinen bei Göttingen).

Erster deutscher Gesandter in London war (1678) der preußische (und kurpfälzische ?) Gesandte Ezechiel Spanheim, am Königshof von Karl II. (St. James Palast, bis 1837 die offizielle Residenz der britischen Monarchen, hier werden auch heute noch die ausländischen Botschafter akkreditiert). Wilhelm von Humboldt war 1817 als preußischer Gesandter in London. In der Zeit gab es 11 Vertretungen deutscher Bundesstaaten.

Das erste Gesandtschaft- bzw. Botschaftsgebäude war „Carlton House Terrace“. Heute ist dort die britische Akademie der Wissenschaft, die „Royal Society“. 1955 wurde die Deutsche Botschaft am Belgrave Square (Borough City of Westminster) eröffnet. Die österreichische Botschaft ist nicht weit entfernt. Die Botschaft der ehemaligen DDR war in der gleichen Straße, das Gebäude wird jetzt von der Deutschen Botschaft für Ausstellungen und Empfänge genutzt.

Deutschland hat weltweit 227 Auslandsvertretungen: 153 Botschaften und 68 Generalkonsulate. In Ländern, in denen Israel keine Botschaften unterhält, dienen die deutschen Botschaften seit 2014 auch als konsularische Vertretung Israels.

Ursprünglich vorgesehen war im ersten Programm-Entwurf auch ein Besuch der Deutsch-Britischen Handelskammer. Aber der Besuch in der Deutschen Botschaft hatte schon Wirtschaftsthemen als Schwerpunkt und unser Programm war auch gedrängt genug.

Der Sitz der Deutsch-Britische Industrie- und Handelskammer ist das „Mecklenburg House“ im Borough City of Westminster, unweit des Buckingham Palace. Der Name des Hauses geht auf die Herzogin von Cambridge, zugleich Großherzogin von  Mecklenburg-Strelitz,  zurück, die das Haus 1889 erwarb.
Anmerkung: Das Haus Mecklenburg wird auch als Adelsgeschlecht der  Obodriten bezeichnet. Sie beherrschten Mecklenburg fast ununterbrochen von 1131 bis 1918, 787 Jahre. Neben dem Greifen-Geschlecht (Herzöge von Pommern) und den Schlesischen Piasten (Herzogtum Schlesien) gehören die Obodriten zu den Fürsten im Heiligen Römischen Reich mit slawischer Abstammung.

Die Kammer wurde 1971 gegründet und hat 750 deutsche und britische Mitgliedsfirmen. Auslandshandelskammern sind Teil der Außenwirtschaftsförderung im Auftrag der Bundesrepublik Deutschland. Sie vertreten deutsche Wirtschaftsinteressen, informieren über und werben für den Standort Deutschland. Sie sind mit dem „Deutschen Industrie- und Handelskammertag“, der Dachorganisation der IHK´s verbunden. Das Gegenstück der Deutsch-Britischen Kammer ist die „British Chamber of Commerce in Germany“ in Berlin.

St. Paul´s Kathedrale

Auf dem Weg von der Botschaft zum britischen Parlament lag die St. Paul`s Cathedral.

Die St. Paul´s Kathedrale ist die Hauptkirche der Anglikanischen Kirche in London,  ab 1675 anstelle der durch Brand zerstörten Vorgängerkirche errichtet (604 gab es schon eine erste Holzkirche).
In der Kirche steht eine Plastik von Henry Moore „Mutter und Kind“.

"Mutter und Kind"
Henry Moore (1898 – 1986) war 85 Jahre alt, als er die Skulptur schuf. Seine Werke stehen in mehr als 35 Ländern. In Guernika haben wir Moore´s  „Large Figure in a Shelter” gesehen. In Goslar steht der „Goslar Warrior“ (Krieger), vor dem Bundeskanzleramt in Berlin „Large Two Forms“.  
Die letzten 40 Jahre seines Lebens lebte er 40 km von London entfernt in dem Dorf Perry Green.

Die katholische Hauptkirche von Wales und England ist die Westminster Cathedral, ebenfalls in der City of Westminster.

Die Westminster Abbey, gegenüber dem Parlament, ist die Krönungskirche der britischen Monarchen. Ihr vollständiger Titel ist „The Collegiate Church of St. Peter at Westminster“. Ursprünglich stand hier die Klosterkirche einer um 750 gegründeten Benediktinerabtei. Im 13. Jh. wurde die heutige Kirche im Stil der französischen Hochgotik gebaut.

Der Zugang in das Parlamentsgebäude Westminster Palace war recht einfach. Natürlich mussten wir durch die Sicherheitskontrollen. Aber im Gebäude konnten wir uns frei zwischen Ober- und Unterhaus bewegen. Das Oberhaus (der Peers) und das Unterhaus (der Commons) liegen gegenüber, getrennt durch Peers- und Commons-Corridor, in der Mitte die Central Hall.

Wir haben Sitzungen in beiden Häusern des britischen Parlaments verfolgt, des Unterhauses und des Oberhauses. Jedes Mal mit einer Wartezeit, obwohl die Zuschauertribünen viele freie Plätze hatten. Zu warten bevor man eingelassen wird, gehört wohl zum Stil des Hauses.

Im Unterhaus (mit den gewählten Abgeordneten) wurde gerade Premierministerin May befragt. Aber es ging ruhig zu und die Abgeordnetenplätze waren nur mäßig besetzt. Schade, am nächsten Tag war dort die Brexit-Debatte mit vollem Haus.
Regierungs- und Oppositionsabgeordnete sitzen sich in Bankreihen gegenüber, gegenüber von May der Oppositionsführer Corbyn, der auch die ganze Zeit auf seinem Platz blieb. Das ist anders als im Deutschen Bundestag, in dem die Regierung erhöht vor den Abgeordneten sitzt. Nach jedem Wortbeitrag stehen mehrere Abgeordnete auf beiden Seiten auf. Das sieht lustig aus, aber damit melden sie ihre Wortmeldung an. Der Speaker des Parlaments, der die Sitzung leitet, muss alle Abgeordnete kennen, denn er merkt sich alle diese Meldungen und achtet bei der Worterteilung darauf, dass beide Seiten gleichermaßen an die Reihe kommen. Widerspruch und Unterstützung einer Aussage werden von den Abgeordneten mit einem lauten „No“ oder „Yeh“ demonstriert. Wird eine Mehrheitsentscheidung des Speakers angezweifelt, wird die Stimmenzahl durch Hammelsprung festgestellt   (Englisch „division“ – Teilung, Aufspaltung. Hammelsprung muss eine deutsche Wortschöpfung sein).
Die Parlamentssitzungen werden in die Parlamentsräume  und in einige umliegende Restaurants (!) direkt übertragen. Abgeordnete können so auch bei Abwesenheit die Sitzung verfolgen und ggf. rasch in das Unterhaus eilen.

Die Members of Parliament (House of Commens – Unterhaus) werden auf 5 Jahre nach dem Mehrheitswahlrecht gewählt. Es sind 650 Abgeordnete, davon haben 533 ihren Wahlkreis in England, 40 in Wales, 59 in Schottland und 18 in Nordirland.

Das ist im Oberhaus anders. Hier gibt es keine Fernsehübertragungen. Die Räume sind auch etwas eleganter ausgestattet, allerdings auch etwas in die Jahre gekommen. Im Oberhaus sind die Bänke rot eingefärbt, im Unterhaus grün (warum ?). Die Sitzung  im Oberhaus war etwas langweilig, ein langer Vortrag einer Regierungsvertreterin, den wir nicht lange verfolgt haben.

Im Parlamentssaal des Oberhauses steht der Thron der britischen Monarchen. Von hier hält die Königin die jährliche Thronrede zur Parlamentseröffnung. Dazu werden die Unterhaus-Abgeordneten und die Regierungsmitglieder in das Oberhaus gebeten, in dem sie aber nur Stehplätze haben. Darum dauert die Thronrede, die von der Regierung vorgegeben wird, wohl auch nur wenige Minuten. Alle Mitglieder des Unterhauses finden – auch stehend – im Oberhaus keinen Platz. Die Alternative ist die Bar zwischen den beiden Parlamentskammern.

800 Mitglieder hat das Oberhaus. Ob die alle zusammen Platz auf den Bänken des Parlament-Saals haben? Die Sitzordnung ist fest geregelt. Rechts vom Thron und dem Platz des Lord Speakers sitzen die Lords der Regierungsparteien. Gegenüber die der Opposition. Die Bischöfe haben ihre Bänke gleich rechts neben dem Speaker.

Seit 1999 (Labour-Regierung Tony Blair) ist die Anzahl der erblichen Lords (hereditary peers) auf 92 begrenzt. Die übrigen Lords werden auf Lebenszeit (life peers) von der Königin auf Vorschlag des Premierministers ernannt. Daneben gehören noch  26 Bischöfe der anglikanischen Kirche dem Oberhaus an.

Abendessen wieder an der Themse, aber diesmal in einem japanischen Restaurant. Man findet in London Restaurants fast aller Länder dieser Welt. Es gab nicht nur Sushi sondern auch hervorragende Nudelgerichte. Die japanischen Udon-Nudeln sind dicker als unsere bzw. italienische Nudeln.
So weltweit wie die Restaurant-Küchen sind auch die Kellner. Unser Kellner in dem japanischen Restaurant hatte einige Zeit auf Teneriffa gearbeitet und kannte Puerto de la Cruz, wo wir im Winter wohnen. Von Geburt ist er Argentinier.

4. Tag:
Die Römer in England – Das Themalbad in Bath

Das schätzten schon die Römer (und vor ihnen die Kelten – s.u. Geschichte), die warmen Quellen von Bath. Das war unser nächstes Ziel. Dorthin fuhren wir über Windsor Castle und Oxford. Eine Fahrt durch die ländlichen Grafschaften Englands, durch Berkshire (Windsor Castle), Oxfordshire (Universität Oxford) und  Whiltshire zur Grafschaft Somerset (Bath). Insgesamt sind wir bei unserer Reise durch Südengland durch sieben historische Grafschaften gefahren.

Die Historischen Grafschaften und heutige Regionen.       
Die Grafschaften gibt es heute als Verwaltungs-Bezirke nicht mehr, aber als Gebietsbeschreibung werden sie noch immer benutzt. So ist die Grafschaft Berkshire heute Teil der Unitary Authority „West Berkshire“.
Als historische Grafschaft ist Berkshire eine der ältesten Grafschaften Englands, die sich bis in die Zeit König Alfred von Wessex (849 – 899) zurückverfolgen lässt.

In 39 historische Grafschaften war England bis 1889 gegliedert. Als sogenannte zeremonielle Grafschaften bestehen sie heute fort, allerdings ohne Verwaltungsfunktionen. Es bestehen in diesen Grafschaften nur sogenannte persönliche Repräsentanten des britischen Monarchen  (Lord Lieutenants).

Viele Grafschaftsnamen enden auf „shire“. „Shire“ bezeichnete eine historische Verwaltungseinheit, vergleichbar einem deutschen  „Gau“ im Mittelalter. Die Steuern waren an den Verwaltungssitz eines Shires abzuliefern. Nach dem Verwaltungssitz wurde die Grafschaft benannt.

Die historischen Grafschaften werden noch als geografische Bezeichnungen benutzt.

Seit 2009 hat die Verwaltungsgliederung Englands  8 Regionen und die Region Greater London (hinzu kommen für Großbritannien die Regionen in Schottland, Wales und Nordirland). In Südengland, unserem Reisegebiet,  sind das die Regionen South West England, South East England, East of England.

Die 8 Regionen sind gegliedert in
-Metropolitan Counties (6 Counties, z.B. Greater Manchester).
-Non-Metropolitan Counties (27 Countis, z.B. Hampshire, West Sussex, East Sussex). Die Non-Metropolitan Counties sind noch einmal in Districts unterteilt. Die Verwaltungsaufgaben sind zwischen den Counties und den Districts aufgeteilt.
-Unitary Authorities (49 Authorities, z.B. West Berkshire, Wiltshire). Die Unitary Authorities werden einstufig verwaltet und haben die  Verwaltungsaufgaben der Non-Metropolitan Counties und der Districts.

Ein Beispiel für die oben beschriebene Verwaltungsgliederung Englands:
Das Schloss Windsor Castle gehört zur Gemeinde „Windsor“, die verwaltungsmäßig Teil der Unitary AuthorityRoyal Borough of Windsor and Maidenhead“ ist, und liegt in der traditionellen Grafschaft Berkshire, die Teil der Region „South East England“ ist.

Neben England (54 Millionen Einwohner, 2014) bilden Wales (3 Millionen Einwohner), Schottland (5,3 Millionen Einwohner) und Nordirland (1,8 Millionen Einwohner) das Vereinigte Königreich Großbritannien und Nordirland.
Wales, Schottland und Nordirland haben eigene Landesparlamente und Landesregierungen, neben dem zentralen Parlament (Unterhaus und Oberhaus) und der Zentralregierung. England hat das jedoch nicht.

Winsor Castle liegt etwa 40 km außerhalb von London, von unserem Hotel in direkter Linie durch London hindurch nach Westen. Diesen direkten Weg hat unser Bus nicht genommen. Durch den dichten Londoner Innenstadt-Verkehr hätte die Fahrt länger als unser Umweg über den Autobahnring um London herum gedauert. So fuhren wir vorbei an Wäldern und Wiesen  und Getreidefeldern, eine wellige und grüne Landschaft. Nicht weit vor Windsor Castle war die Abzweigung nach Eton, das historische Elite College Englands (19 britische Premierminister waren Eton-Schüler).

Windsor Castle
Gesehen haben wir von Schloss Windsor nur den Eingangsbereich. In die Schlossanlage und in den Garten kamen wir nicht. Wir waren zwar nicht spät dran, aber vor uns waren schon Touristenmassen im Ort (geschätzte 60 Busse). Wir hätten selbst auf einen Spaziergang durch den Garten sehr lange warten müssen. So blieb nur ein „japanischer Touristenstopp“ (aus dem Bus aussteigen, Foto, wieder einsteigen). Das hätten wir uns eigentlich sparen können. Aber so bleibt ein Ziel für einen weiteren London-Besuch.

Windsor Castle ist neben dem Buckingham Palace in London und dem Holyrood Palace in Edinburgh (Schottland) eine der Hauptresidenzen der britischen Monarchie.

Ursprung des Schlosses war eine Burg, zunächst aus Holz (11. Jh.). Im 14. Jh. wurde die (inzwischen steinerne) Burg zu einem Schloss ausgebaut. Seitdem wurde die Schlossanlage über Jahrhunderte erweitert und umgebaut. Es soll die größte bewohnte Schlossanlage der Welt sein.  Die Gebäudefläche umfasst 45.000 m²  (Reichstagsgebäude Berlin: 13.300 m² Grundfläche), 800 Räume sollen es sein.

Windsor Castle
Im Mittelpunkt der Anlage steht auf einem aufgeschütteten Hügel der sogenannte Runde Turm (der nicht rund ist).
Die Staatsgemächer (mit der St. Georgs Halle - Versammlungsraum des Hosenbandordens - und der Gemäldesammlung), die Privatgemächer der Königin und der Südflügel fassen den Oberen Hof ein.
Im Unteren Hof sind die St. Georgs Kapelle, das Hufeisenkloster (Wohnungen für Vikare),  und der Glockenturm. Die St. Georgs Kapelle hat ein Stiftskapitel mit weltlichen Chorherren, den Military Knights (Rittern) of Windsor, bis 1833 hießen sie Poor Knights.

Die Parks und Ländereien von Schloss Windsor gehören dem „Crown Estate“, heute eine Körperschaft des öffentlichen Rechts. Die Erträge fließen in den Staatshaushalt, die Königin erhält einen Anteil von (z.Zt.) 15 % zusätzlich zu den jährlichen Zahlungen aus dem Staatshaushalt (die „Civillist“). Das Portfolio des Crown Estate wird auf 8,5 Mrd. Pfund/9,6 Mrd. EUR (2013) geschätzt. Die Einkünfte aus den Ländereien betragen  jährlich etwa 211 Millionen Pfund (2008).

Das „Crown Estate“ (Krongut) ist nach der Eroberung Englands durch die Normannen (König William I.) entstanden. Das eroberte Land außer dem Kircheneigentum wurde  Eigentum des Königs (die Kirchenländereien holte sich dann Heinrich VIII. -  ein Nebeneffekt der Trennung von der Katholischen Kirche). Spätere englische Könige erwarben/eroberten Ländereien in Wales, Schottland und Irland.
1760 gab George III. die noch verbliebenen Ländereien (sie waren durch Schenkungen an Adlige, die im Gegenzug Soldaten und Waffen stellen mussten, reduziert) an den Schatzkanzler (also den Staat) ab und erhielt im Gegenzug eine jährliche Apanage, die „Civillist“. Damals sicher kein schlechtes Geschäft. Heute bringen die Krongüter deutlich mehr als die Zahlungen an das Königshaus ausmachen.

Zu dem Krongut gehört auch der größte Teil der Regent Street in London, Landwirtschafsflächen in ganz Großbritannien, die Pferderennbahn von Ascot, die Hälfte des britischen Wattenmeers und vieles mehr.

Die über die Jahre angesammelten Kunstschätze, so auch die Gemäldesammlung in Schloss Windsor, werden vom Royal Collection Trust verwaltet, eine eingetragene Wohlfahrtorganisation.

Daneben gibt es natürlich auch einen Privatbesitz des Königshauses. Es wird auf 340 Millionen Pfund geschätzt (2016), z.B. Schloss „Balmoral Castle“ in Schottland und der Landsitz „Sandringham House“ in England.

Crown dependencies“ (Kronbesitzungen) der britischen Krone sind staatsrechtliche Bezeichnungen, keine eigentumsrechtlichen. Die Gebiete sind direkt der britischen Krone unterstellt (gehören ihr aber nicht) und sind nicht Teil des Vereinigten Königreiches. Sie gehören förmlich auch nicht zur EU, dennoch gilt ein Teil des EU-Rechts und des EU-Zollrechts.
Kronbesitzungen sind die Kanalinseln Jersey und Guernsey sowie die Ile of Man in der irischen See.

In der Parkanlage von Windsor Castle befindet sich das Schloss Frogmore House und das Mausoleum  für Victoria von Sachsen-Coburg-Saalfeld, die Mutter Königin Victoria´s, sowie das Mausoleum für Königin Victoria und ihren Mann Albert von Sachsen-Coburg und Gotha. Daneben liegt die Friedhofsanlage für weitere Mitglieder der Königsfamilie.

Das Schloss Windsor ist der Namensgeber der heutigen Königsfamilie. Der ursprüngliche Name war „Sachsen-Coburg und Gotha“ bzw. anglisiert „Saxe-Coburg and Gotha“. Die englische Königin Victoria hatte den deutschen Prinzen Albert  von Sachsen-Coburg und Gotha geheiratet. Im Ersten Weltkrieg (Großbritannien und Deutschland waren gegnerische Kriegsparteien) war die deutsche Abstammung der Königsfamilie nicht opportun. Darum änderte 1917 das Königshaus seinen Namen und nannte sich „Windsor“.

Eine weitere Namensänderung erfolgte durch die jetzige Königin Elisabeth II. Ihr Mann Prinz Phillip, Prinz von Griechenland und Dänemark, stammte väterlicherseits aus dem Haus Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg, mütterlicherseits aus dem Haus Battenberg. Bei der Heirat mit Elisabeth änderte Phillip seinen Namen von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg in Mountbatten. Es war der Name seines Onkels, der 1917 in England den Geburtsname Battenberg in Mountbatten anglisiert hatte. 1960 verfügte Elisabeth II., dass der Name ihrer Nachfahren Mountbatten-Windsor sei, nicht Mountbatten, der Name des Vaters.

Von Windsor Castle fuhren wir 80 km nach Nordwesten durch den Kreide-Höhenzug „Chiltern Hills“ (mit ausgedehnten Buchenwäldern, früher bekannt als Gebiet der Stuhl-Industrie) in die Universitätsstadt Oxford in der Grafschaft Oxfordshire. Ein Teil des Höhenzugs ist ein AONB (Area of Outstanding Natural Beauty, Gebiet von außerordentlicher natürlicher Schönheit, ein Naturschutzgebiet).

Der Name Oxford bedeutet Ochsenfurt. Der Ursprung des Ortes war ein Übergang über die Themse.

Berühmt ist die Stadt durch ihre Universität. Mitte des 13. Jh. wurden mehrere Colleges gegründet. 38 Colleges und 6 Permanent Private Halls bilden heute die Universität. Colleges (verwalten sich selbst) und Private Halls (werden von religiösen Organisationen verwaltet) stellen Unterkünfte und die soziale Infrastruktur für die Studenten. Vorlesungen und Prüfungen werden von der Universität organisiert.
Die Universität Oxford gehört neben der Universität Cambridge, der London School of Economics, dem Imperial College London und dem University College London zu den 5 sogenannten Eliteuniversitäten des Landes.

Im 20. Jh. siedelten sich Druckereien und Verlagshäuser in Oxford an. Der Universitätsverlag gibt u.a. den Oxford English Dictionary heraus, den manche vom Englischunterricht kennen.
Die Morris Motor Company wurde in einem Vorort gegründet. Heute produziert BMW dort  (und in Swindon) den Mini.

Im Trinity-College
Eines der Oxford-Colleges haben wir uns (von außen) angesehen, das Trinity-College. Der vollständige Name ist “The College of the Most Holy and Undivided Trinity and Sir Thomas Pope (Knight)”. Das College wurde 1555 von Thomas Pope gegründet, der Zusatz “Knight” zeigt, dass er ein Ritter war, das war der niedrigste Rang innerhalb des Adels in England. Auf dem Gelände des Trinity-Colleges stand davor ein älteres College, das 1286 für Benediktinermönche aus Durham (im Nordosten Englands) gegründet wurde.

Aus dieser Zeit (1421) stammt das Gebäude der „Bibliotheca Bodleiana“. Benannt ist sie nach Thomas Bodley. Der floh unter Königin Maria I. (die Blutige, Tochter Heinrich VIII mit seiner ersten Frau Katharina von Aragon) mit seinen Eltern nach Deutschland und kehrte unter Elisabeth I. (ebenfalls Tochter Heinrich VIII. und Nachfolgerin von Maria I.) nach England zurück. Nach 1597 baute er die
Universitätskirche St Mary the Virgin
Universitätsbibliothek wieder auf. Sie ist heute eine der 6 Pflichtexemplar- Bibliotheken Großbritanniens, in denen jedes gedruckte Werk hinterlegt werden muss (In Deutschland besteht eine gleiche Regelung, es müssen alle Dissertationen und Veröffentlichungen in der Nationalbibliothek (Standorte Leipzig und Frankfurt) und den Landesbibliotheken hinterlegt werden).

Im Innenhof sind über den Eingängen die jeweiligen Studienrichtungen, die „Schola“, in Latein bezeichnet, so z.B. die „Schola Naturalis Philosophiae“ oder die „Schola Musicae“.

Das College ist eine große und gepflegte Anlage, aber mit etwa 300 Studenten eine kleine Schule. Das Schulgeld beträgt 9.ooo Pfund im Jahr zuzüglich Kosten für die Unterkunft und Verpflegung.

Von Oxford fuhren wir mit dem Bus 120 km weiter durch die Grafschafte Wiltshire in die Grafschaft Somerset. Eine wenig besiedelte, weitläufige Hügellandschaft, die „North Wessex Downs“ (auch ein AONB, hier gibt es große Pferderennställe, wegen der Rasenqualität), wenige kleine Dörfer oder nur einzelne Höfe, Wald und Parklandschaften, Wiesen und Getreidefelder, abgegrenzt durch Busch- oder Waldstreifen, manchmal auch getrennt von Mauern.

Landschaft am Weg nach Bath

Unten, im weitläufigen Tal des Flusses Avon, liegt das kleine Kurstädtchen Bath,  mit den schon zur Kelten- und Römerzeit bekannten  Thermalquellen. Nordwestlich von Bath liegt die Stadt Bristol an der Atlantik-Meeresbucht zwischen England und Wales. Auf halber Strecke zwischen Bath und Oxford liegt Swindon.

Swindon ist eine der wachsenden Städte Großbritanniens. Die Automobilunternehmen Honda und BMW (Mini) produzieren hier. Versicherungen und Finanzdienstleister sind angesiedelt. Swindon verdankt dies  seiner guten Anbindung an London.
In Swindon war ich in meiner Zeit als Wirtschaftsdezernent der Stadt Salzgitter (Industriestadt in Niedersachsen). Swindon ist die älteste Partnerstadt Salzgitters (seit 1975) und ich war mit einer Ratsdelegation dort.

1942 wurde Bath (wie London und viele südenglische Städte) von der deutschen Luftwaffe bombardiert. Über 19.000 Häuser wurden beschädigt, 329 zerstört. 400 Menschen kamen ums Leben.

Das Römische Bad in Bath

Bath besitzt die einzigen heißen Quellen in England. Das entdeckten schon die Römer, die ab dem 43. Jh. n.Chr. hier ihre Bäder bauten. Die Angelsachsen nannten den Ort, den sie im 6. Jh. eroberten, angelsächsisch „Hat Batha“.

Im 16. Jh. entdeckten auch die (wohlhabenden) Engländer die Wohltat von Badekuren. Nach einem Besuch der englischen Königin Elisabeth I. wurde der Badeort populär. (Wie sich die Geschichten ähneln: Die sogenannten Kaiserbäder Heringsdorf, Ahlbeck und Bansin  auf Usedom wurden Ende des 19. Jh. durch die Urlaube der deutschen Kaiserfamilie populär).

Gefunden wurden die römischen Thermen 1889, als das „King´s and Queen´s Bad“ renoviert wurde.

Unser Hotel Abbey ist im Zentrum des Städtchens. . Der Name „Abtei“ täuscht, das Hotel ist aus der Zusammenfügung von drei Stadthäusern entstanden, die im georgianischen Architekturstil mit Bath-Steinen gebaut wurden. Das gesamte Stadtbild von Bath wird durch die beim Hausbau verwendeten „Bath Stone“ geprägt.

Hotel Abbey
Der georgianische Architekturstil prägte in England die Bauten zwischen 1720 und 1840.
Die Bezeichnung "georgianisch" kommt von dem Namen des  ersten  britischen Königs aus dem Welfenhaus Hannover, Georg I., König 1714 bis 1727.
Der Baustil ist dem Klassizismus verwandt. Es ist eine Rückbesinnung auf die klassische griechische und römische Architektur. Die Fassaden waren klar gegliedert, mit einem Kontrast von Backstein- und farbigen Putzflächen. Die Häuser hatten  repräsentative Eingangsportale mit Ziergiebeln und Freitreppen.
In den Vereinigten Staaten wurde der georgianische Stil in die Kolonialarchitektur aufgenommen.

Ein anderer Baustil in England ist der Tudorstil (während der Tudor-Herrschaft 1485 – 1603), ein spätgotischer Baustil. Typisch sind die Tudorbogen, gedrungene gotische Spitzbogen. Die Fassaden haben recht- oder mehreckige Flankierungstürme, Erker, Lanzettfenster (senkrechte Unterteilungen), Dreiecksgiebel. Beispiel ist die Westminster-Abbey. Auch als Fachwerkarchitektur ist der Tudorstil erhalten.

Bath Stone ist ein Naturstein, der in den benachbarten Kalkstein-Brüchen gebrochen wird. Zum Teil waren die Steinbrüche unterirdisch. Ausgehend vom Tunnel der Bahnstrecke London-Bristol wurden bei „Box Hill“ große unterirdische Steinbrüche angelegt.
Schon die Römer bauten mit den Bath Stone ihre Villen und Thermen.

Bade-Szene im Römischen Bad
Das Römische Bad haben wir besichtigt. Es ist erstaunlich gut erhalten. Noch mit den alten Schwimmbädern, den Saunen und Ruheräumen. Die heißen Quellen beheizen die Räume noch heute im Winter. Ergänzt werden die freigelegten Bäder durch Funde aus der Römer- und Keltenzeit. Auf Glasscheiben wird (wie bei einem Teleprompter) in Schauspiel-Szenen das römische Leben dargestellt, interessant.

Baden kann man im Römischen Bad nicht mehr. Das kann man in dem benachbarten, 2005 eröffneten, Thermal-Spa. Das historische „King´s and Queen´s Bad“ wurde schon 1939 geschlossen.

Die Pulteney-Bridge

Über den Avon wurde die Pulteney-Bridge Ende des 18. Jh. gebaut. Das Besondere sind die Geschäftsgebäude, die auf beiden Seiten der Brücke errichtet wurden. So ähnlich muss auch die London-Bridge (s.o.) ausgesehen haben, nur mit höheren Gebäuden, es waren dort 7 Stockwerke.

Weltweit gibt es 4 Brücken, die auf beiden Seiten Geschäfte haben. Dazu gehören die Rialtobrücke in Venedig und die Ponte Vecchio in Florenz.

Etwas außerhalb des Stadtkerns entstand Mitte des 18. Jh. der Royal Crescent (königlicher Halbmond), ein großer Halbkreis-Wohngebäudekomplex mit einem englischen Garten davor. Gebaut wie fast alle Gebäude in Bath mit Kalksteinen aus den Steinbrüchen in der Umgebung. Durch den Bäderbetrieb wuchs die Stadt innerhalb eines Jahrhunderts von 3.000 Einwohnern auf das Zehnfache. Ein modernes Stadtbild entstand.


5. Tag:
Altertum und Tradition – Die Stonehenge und das Seebad

Nach dem Aufenthalt in Bath fuhren wir weiter Richtung Südosten, aus der Grafschaft Somerset hinaus wieder in die Grafschaft Wiltshire, zu den Stonehenge, und dann in dassüdlich davon gelegene Salisbury, 70 km Fahrstrecke.

Stonehenge ist eine Anlage, deren Bedeutung bis heute nicht klar ist. Innerhalb eines kreisrunden Erdwalls und eines Grabens ist ein  Steinkreis angeordnet. Die Ausrichtung einiger Steine nach der Sommersonnenwende lässt auf ein Observatorium schließen. Es kann auch eine Kultstätte oder Tempelanlage gewesen sein. Bodenproben zeigen, dass dort Feuerbestattungen stattgefunden haben. Hügelgräber weisen auf eine spätere Erdbestattung hin, 300 Grabhügel gibt es rund um die Anlage.

Stonehenge
Die Errichtung der Anlage muss über eine lange Zeit erfolgt sein. Der Erdwall wird auf etwa 3100 v.Chr. datiert. Im Inneren müssen Holzkonstruktionen gestanden haben (Pfostenlöcher weisen darauf hin). Die Steinstruktur (Steinpfeiler mit Decksteinen) wurde wohl um 2000 v.Chr. errichtet. Zum Teil wurden die Steine aus einem 30 km nördlich bei Marlborough gelegenen Steinbruch geholt. Sie sind teilweise behauen und geglättet und mit Gravuren versehen. Andere größere Steine wurden wohl im Laufe der Eiszeit durch Gletscher dorthin bewegt.

Ein ähnlicher Steinkreis ist 45 km entfernt in Avebury. Etwa 700 Steinkreise gibt es in Großbritannien und Irland. Auf dem Kontinent sind einige wenige  Steinkreise in der Bretagne, in Südfrankreich und in Südportugal bekannt. Jüngere Steinkreise (aus der Eisenzeit) gibt es in  Skandinavien.

In Salisbury ist die Kathedrale erwähnenswert,  1220 bis 1258/1266 gebaut. Der 1315 aufgesetzte Turm ist mit 123 Metern der höchste in England.
In der Kathedrale wird im Kapitelhaus eine der vier noch erhaltenen Exemplare (ursprünglich waren es 13 Ausfertigungen) der Magna Carta aufbewahrt.
Die Magna Carta

1215 schloss der englische König mit dem revoltierenden englischen Adel einen Vertrag, die „Große Urkunde der Freiheit“, die Magna Carta Libertatum. Sie gilt als die wichtigste Quelle des englischen Verfassungsrechts.

Ein bedeutender Teil der Magna Carta ist die wörtliche Übernahme der "Charter of Libertie" Heinrichs I. von 1100,  die dem englischen Adel bereits damals weitgehende Rechte gewährte.

Die Magna Carta verbriefte grundlegende politische Freiheiten des Adels gegenüber dem englischen König. Der Kirche wurde die Unabhängigkeit von der Krone garantiert. Das Dokument wurde vom König nur auf erheblichen Druck der adligen Barone angenommen.

Kathedrale von Salisbury
Interessant sind auch die älteste noch funktionierende mechanische Uhr der Welt (von 1386) und das moderne Taufbecken mit ständig überlaufendem Wasser (von 2008).

In Salisbury wohnte Edward Heath (britischer Premierminister 1970 – 1974) von 1985 bis zu seinem Tod 2005. Heute ist sein Wohnhaus „Arundells“ ein Museum.

Wir fuhren 70 km weiter Richtung Südosten an die Küste, vorbei an Southampton, nach  Portsmouth in der Grafschaft Hampshire. Portsmouth vorgelagert ist die Nordseeinsel Isle of Wight.


In Southampton waren meine Frau und ich schon einmal, als wir dort einen Tag während unserer Kreuzfahrt England-Irland verbrachten.
Southampton war 1912 der Ausgangshafen des damals größten Passagierschiffs der Welt, der Titanic. Sie sank bei ihrer Jungfernfahrt auf dem Weg nach New York nach Kollision mit einem Eisberg bei Neufundland.
Das Titanic-Museum in Southampton erinnert daran.
           
Portsmouth ist der wichtigste Militärhafen Großbritanniens und die Marine ist der größte Arbeitgeber der Stadt.
Im zweiten Weltkrieg wurden Teile der Altstadt durch deutsche Bomber zerstört. Im Hafen liefen die Schiffe zur Landung in der Normandie am D-Day 1944 aus.
Der zivile Güterumschlag wurde ab 1970 zunehmend nach Southampton verlagert. Ab 1995 wurde das Hafengebiet umgestaltet. „Portsmouth Marina“ ist heute ein modernes Wohn- und Geschäftsviertel.

Die zentrale Shopping-Mall  in der „Portsmouth Marina“ wurde  5 Jahre später als geplant fertiggestellt und kostete statt 9 Millionen über 30 Millionen Britische Pfund. Ein kleiner Trost für die mit dem BER-Flughafen geplagten Berliner.

Zu der Hafen-Umgestaltung gehört auch der 170 Meter hohe Aussichtsturm Spinnaker Tower. Die Gestaltung wie ein Spinnaker-Segel soll an die maritime Tradition Portsmouth erinnern.

Im Hafen haben wir das dort im Trockendock liegende Flaggschiff von Admiral Nelson während der Trafalgar-Seeschlacht (1805), die Victoria, gesehen.
Daneben liegt das ehem. Flaggschiff Heinrich VIII., die Mary Rose, die in Porthmouth gebaut wurde.

Die dafür benötigten Eichenstämme mussten aus ganz Südengland herbeigeschafft werden, da die in England früher verbreiteten Eichen im 16. Jh. schon seltener anzutreffen waren (Schiffsbau, Kirchenbau). Für die Mary Rose wurden ca. 600 große Eichenstämme benötigt.

Im Southsea Castle v
on Heinrich VIII.
In der Nähe des Hafens ist das Southsea Castle. Die Burg ist Teil der Küstenbefestigung, die Heinrich VIII. entlang der Kanalküste nach seinem Bruch mit der Papst-Kirche bauen ließ. Er fürchtete Angriffe der katholischen Reiche Frankreich und Spanien.

Bei einem Angriff musste Heinrich VIII. den Untergang der Mary Rose von der Festung aus ansehen. Man vermutet, dass das Schiff mit den Geschützen zu schwer war und bei einem Wendemanöver voll Wasser lief, ohne jede Feindberührung.

Aus neuerer Zeit, aber auch mit Kriegs-Hintergrund, ist das D-Day-Museum, gleich neben der Festung. Das Museum erinnert an die Invasion der Alliierten in der Normandie im 2. Weltkrieg, die von Portsmouth aus erfolgte.

In Portsmouth wurde der Schriftsteller Charles Dickens geboren (1812 – 1870). In seinen sozialkritischen Romanen klagt er die sozialen Missstände seiner Zeit an. Er selber musste als Kind in einem Lagerhaus arbeiten um Geld für seine im Schuldgefängnis eingesperrte Familie zu verdienen (seine Eltern und sieben Geschwister). Bekannte Werke sind „Oliver Twist“ (der in einem Armenhaus zur Welt kommt), „David Copperfield“ (in dem er seine Erfahrungen in einem Lagerhaus, als Anwaltsgehilfe, Reporter und Schriftsteller autobiographisch verarbeitet) und „Eine Weihnachtsgeschichte“ (ein herzloser Geschäftemacher wird zu einem gütigen alten Herren).

Wir blieben an der Küste und fuhren 80 km nach Osten zum Seebad Brighton in der Grafschaft Sussex, unserem nächsten Übernachtungsort.

Seebrücke Brighton
Brighton ist das größte und bekannteste Seebad Englands. Ursprung des Ortes ist ein Fischerdorf. Mitte des 18. Jh. propagierte der Arzt Richard Russel die heilende Wirkung des Meerwassers (Thalassotherapie). Die Entwicklung zum Kurort wurde beschleunigt, als sich der spätere König Georg IV. in Brighton ein Landhaus kaufte (siehe oben,  wie Orte populär werden), das er später zum “Royal Pavillon“ ausbauen ließ (äußerlich wie ein indischer Palast, im Inneren im Chinoiserie-Stil gestaltet – eine an chinesischen Malereien orientierte europäische Kunstrichtung).

In Brighton halten die drei britischen Parteien, Conservative Party, Labor Party und Liberal Party, fast jährlich ihre Parteitage ab.

Der Royal Pavillion

Auffallend in Brighton waren die vielen Juweliergeschäfte in einem baulich eigentlich eher heruntergekommenen Viertel. Die vielen Badegäste gehen wohl nicht nur am Strand spazieren. Jetzt war dort und am Strand nicht so viel los. Jugendliche bevölkerten die einfachen Restaurants unter der Strandstraße. Pünktlich um 22 Uhr wurden die Tore zur Seebrücke geschlossen.

Nicholson´s Freehouse
Unser Hotel war das Holiday Inn Seafront an der King´s Road, direkt an der Strandstraße. Ganz in der Nähe haben wir gut 
und preiswert Fisch gegessen und ich als Vorspeise Austern (schon im Vorgriff auf unseren Besuch in der Austernstadt Whitstable).

Beim Rundgang und schon vorher fiel mir die Bezeichnung Freehouse auf Wirtshaus-Schildern auf. Ich habe das nachgesehen, „Freehouse“ bedeutet, dass das Restaurant oder der Pub brauereifrei ist.

Und noch etwas anderes fiel auf. Vor Brighton ist vor der Küste eine große Windkraftanlage. Hier hat Eon für knapp 2 Mrd. Euro 116 Windturbinen gebaut, die rd. 300.000 Haushalte mit Strom versorgen können.


6. Tag:
Kreidefelsen und ein Schlachtfeld – Beachy Head und Battle

Wir fuhren weiter die Küste entlang, in die Grafschaft Sussex. Östlich von Brighton sind bei Eastbourne die Wiesenhügel Seven Sisters (7 Schwestern) und die Kreidefelsen von Beachy Head. Unweit östlicher ist an der Küste das Seebad Hastings, nicht weit davon im Landesinneren das Schlachtfeld von Battle,  in den „High Weald“,  ein Höhenzug im Süden Englands.
           
Eastbourne ist ein Seebad. Die britische Premierministerin Theresa May stammt aus Eastbourne.
           
Kreidefelsen Seven Sisters

Die Seven Sisters sind Kreidefelsen an der Kliffküste (Steilküste) der Kreideberge „South Down“ zwischen Eastbourne und Seaford. Es waren einmal  7 Klippen, durch Erosion entstand später eine 8 Klippe.

Ein stürmischer Tag
 bei Beachy Head
Teil der Kliffküste ist auch der in der Nähe gelegene höchste Kreidefelsen  Großbritanniens, Beachy Head (162 m über Meeresspiegel, der Name ist abgeleitet von französisch „Beauchef“ – schönes Kap). Für die Schifffahrt  war er eine Landmarke im Ärmelkanal. Ein erster, 1834 in Betrieb genommener, Leuchtturm (Belle Tout Lighthouse) musste 1999 wegen Erosion des Felsens landeinwärts verschoben werden.


Die Asche von Friedrich Engels (Hauptwerk: „Kritik der politischen Ökonomie“, mit Karl Marx Begründer des „Marxismus“) wurde 1895 auf seinen Wunsch vor Beachy Head im Meer verstreut.

In der Schlacht (battle) bei Hastings besiegte 1066 der normannische Herzog Wilhelm (der Eroberer) den letzten angelsächsischen englischen König Harald II. und wurde englischer König Wilhelm I. (siehe unten Geschichte).
Zur Erinnerung an die Schlacht wurde 1095 die Abtei Battle Abbey gegründet. Neben der Abtei entstand der Ort Battle.

Torhaus der Battle Abtei

Von der  Battle Abtei-Kirche sind nur noch die Grundmauern der Apsis erhalten. Teile der ehemaligen Klostergebäude  beherbergen heute eine Schule. Das mächtige Torhaus wurde später (im 14. Jh.) zur Abwehr französischer Heere (hundertjähriger Krieg zwischen Frankreich und England 1337 bis 1453) gebaut.

Heinrich VIII. löste das Kloster auf und gab es an einen Höfling. Der ließ die Kirche und andere Gebäudeteile als Baumaterial abreißen und machte aus dem prächtigen Haus des Abtes (das Kloster war eines der reichsten Englands) ein Landhaus.

Hastings ist ein Seebad mit einer 5 km langen Strandpromenade und Mitglied der Cinque Ports.

Cinque Ports  war ab dem 12. Jh. ein militärisches und wirtschaftliches Bündnis von fünf Häfen an der englischen Kanalküste (normannisch: cinque – fünf, die Normannen beherrschten einmal England, s.u. Geschichte). Später wurden es 7 und dann 14 Städte. Dover und Hastings gehörten zu den Gründungsstädten, dann kam u.a. auch Rye dazu.

Die Häfen stellten bis zum Entstehen der englischen Kriegsmarine Royal Navy im 16 Jh. Schiffe und Besatzungen für die Landesverteidigung, insbesondere gegen dänische Angriffe. Im Gegenzug erhielten sie weitgehende Rechte und Befreiungen von Abgaben und Zöllen. Die Hafenstädte gewannen dadurch Wohlstand und Einfluss.
Das Bündnis besteht noch heute, jetzt mit der Hauptaufgabe der wirtschaftlichen Zusammenarbeit.
           
Nach Hastings folgte Rye, ebenfalls eine der „Cinque Ports“, noch in der Grafschaft Sussex. Dann wechselten wir in die benachbarte Grafschaft Kent und kamen nach Folkestone. Wir kamen an dem großen Bahnhof vorbei, in dem die LKWs und PKWs auf Eisenbahn-Waggons verladen werden und dann durch den Eurotunnel auf das europäische Festland gefahren werden.

Rye war einst eine Hafenstadt. Heute liegt das mittelalterliche Städtchen rd. 3 km vom Meer entfernt. Ein großer Sturm hat die Küste Ende des 13. Jh. verändert. Der Hafen versandete.

Der Eisenbahn-Europatunnel verbindet England  mit dem europäischen Kontinent bei Calais. Ausgehend von Folkestone unterquert der längste Unterwassertunnel der Welt (37 km, insgesamt 50 km) seit 1994 die  Wasserstraße von Dover.

Dover-Hafen

Nicht weit davon ist die Hafenstadt Dover. Wir fuhren hoch auf die weißen Felsen von Dover und hatten einen guten Blick auf die Burganlage Dover Castle und den Fährhafen. Bei kräftigem Wind. An diesem Tag war an der Küste stürmisches Wetter. Unten in Dover auch Nebel und Nieselregen.
Dover ist der Fährhafen, der England mit dem Kontinent verbindet. Der Gegenhafen ist Calais in Frankreich. Fast im Minutentakt fahren die Fähren in den Hafen ein.

           Das Römische Reich hatte hier an der englischen Küste                den Hafen „Portus Dubris“. Hier begann die 
           Römerstraße, die quer  durch Britannien führte.

Ähnlich den Römerstraßen auf dem Kontinent, z. B. die „Via Claudia Augusta“ oder die „Via Raetia“ (im 2. Jh. n.Chr. gebaut, Verbindung der römischen Provinz Raetia in Süddeutschland mit Norditalien). Von Innsbruck bis Verona  bin ich bei meiner Fahrrad-Tour von Berlin nach Verona auf dieser Route über den Brenner gefahren (Tourenbeschreibung „Radreise Berlin – Verona“ im Internet-Blog „Sattel und Schuh“).

Bekannt sind die bis zu 106 Meter hohen  Weißen Felsen von Dover. Die Ursprünge der Kreidefelsen reichen 136 Millionen Jahre zurück, als ein Meer das Gebiet zwischen Großbritannien und der Ostsee bedeckte und Kalksedimente ablagerten  (die Kreidefelsen auf Rügen entstanden ebenfalls  als Teil dieses Beckens).
Die Burg Dover Castle steht an der Stelle eines römischen Leuchtturms, dessen Ruine erhalten ist. Sie ist eine der größten Burgen Englands.

Weiterfahrt ins Landesinnere, nach Canterbury.

7. Tag:
Das Zentrum der englischen Kirche – Canterbury

Unser Hotel in Canterbury war das Best Western Abbots Barton Hotel, ein Herrenhaus von 1830 (damals „Westfield House“), das 1927 zum Hotel umgebaut wurde. Der Name für das Hotel wurde wahrscheinlich (Auskunft der freundlichen Hotelrezeption) in Anlehnung an eine Klosterruine in der Nähe, St. Augustins Abbey, gewählt.   Das Hotel steht auf einem ehemaligen Gerstenfeld des Klosters. Abbot ist ein Abt. Und Barton heißt die Umgebung des Hotels.

Die Kathedrale und die Innenstadt waren vom Hotel aus zu Fuß gut zu erreichen.

Die Kathedrale
Canterbury war im 6. Jh. Residenz des Kleinkönigtums Kent. In römischer Zeit war der Ort ein Militärlager und  Verwaltungszentrum (ab 43 n.Chr.) mit dem größten Theater in der römischen Provinz Britannia.  Im 5. Jh. wurde die römische Stadt aufgegeben.

Es folgten die Angelsachsen. Eine Reihe von Funden weist darauf hin, dass die Römer Schätze vor Plünderungen der Angelsachsen in Sicherheit bringen wollten, so der Schatz von Canterbury (1962 wurden zufällig Silberlöffel, Münzen und Silberbarren gefunden).

Nach der Christianisierung des angelsächsischen Königs von Kent (er hatte die Tochter des christlichen Frankenkönigs geheiratet) wurden alte Kirchen aus der christlichen Römerzeit wieder aufgebaut.

Christliche Ansätze bestanden in Großbritannien schon unter römischer Herrschaft. 313 wurde mit der Konstantinischen Wende die Verfolgung der Christen beendet. 380 wurde das Christentum im Römischen Reich Staatsreligion. Entsprechend kam das Christentum in die römische Provinz Britannia.

Dann brachten die Angelsachsen ihre heidnische Religion mit auf die Insel und verdrängten die römisch-britische Bevölkerung mit ihrem christlichen Glauben in die walisischen Gebiete.

Ende des 6. Jh. begann  eine neue Christianisierung der Insel. Das Christentum wurde zuerst von den Herrscherfamilien angenommen. Zum Teil durch Heirat christlicher Partner. So heiratete der heidnische König von Kent die christliche Tochter des Frankenkönigs.  Diese holte den Benediktiner Mönch Augustinus (genannt von Canterbury, er war 601 der erste Bischof von Canterbury) zur Missionierung der Angelsachsen.

Eine dieser Kirchen aus römischer Zeit wurde die Kathedrale des ersten Erzbischofs, Augustinus von Canterbury. Reste dieser angelsächsischen Kirche aus dem 6. Jh. wurden unter der jetzigen Kathedrale gefunden. 1130 wurde die neue Kathedrale geweiht. Die Krypta ist bis heute erhalten. Über viele Jahrhunderte erfolgten mehrere Erweiterungen.

Das englische Königspaar
Die Kathedrale war nach der Heiligsprechung von Thomas Becket (12. Jh.) lange Zeit auch eine der wichtigen Pilgerziele in Europa. Thomas Becket war Lordkanzler des englischen Königs und Erzbischof von Canterbury. In der Kathedrale wurde er auf Veranlassung des Königs ermordet (im „Martyrium“ zwischen Kapitelsaal und Turm der Kathedrale. In der Trinitätskapelle  ist sein Grab.

Im Kapitelsaal der Kathedrale wurde 1986 der Vertrag über den Bau des Kanaltunnels in Anwesenheit der britischen Premierministerin Thatcher und des französischen Präsidenten Mitterand unterzeichnet

Die Kathedrale von Canterbury ist der Sitz des Erzbischofs und Zentrum der Church of England.

Der Erzbischof von Canterbury ist  das geistliche Oberhaupt der Kirche von England. Seit Heinrich VIII. wird er vom englischen König eingesetzt (heute auf Vorschlag eines Komitees aus Laien und Geistlichen). Weltliches Oberhaupt der Kirche ist der jeweilige Monarch (jetzt Elisabeth II.).

Die Church von England hat zwei Erzbistümer, neben Canterbury das von York.
Sie ist die bedeutendste Landeskirche der „Anglikanischen Gemeinschaft“ (anglikanisch – vom lateinischen „anglicanus“, englisch). Der Anglikanischen Gemeinschaft  gehören neben der Church of England mehrere Landeskirchen des englisch sprechenden Raums an.
Oberster geistlicher Leiter  ist der Erzbischof von Canterbury.


Weber-Haus am River Stour
Durch Canterbury fließt der River Stour, ein kleiner Fluss, nur 76 km lang, der südlich der Themsebucht in die Nordsee mündet. Eine kurze Bootsfahrt vorbei
 an einigen älteren Gebäuden der Altstadt als Abschluss des Stadt-Besuchs.
Am Fluss steht das Weber-Haus, das an flämische Hugenotten erinnert, die im 16. Jh. als Glaubensflüchtlinge von Frankreich auch nach England kamen. Die Weber begründeten die Textilindustrie in Canterbury.    

Am Abend fuhren wir von Canterbury zu dem Küstenstädtchen Whitstable an der Nordküste der Grafschaft Kent. Busfahrt bei schönstem Sonnenwetter durch welliges Land. Wieder Wald, Wiesen, grasende Schafe und vor sich hin dösende Rinder, zwischendurch ein paar Getreidefelder. Eine grüne Landschaft.

Whitestable ist die Stadt der Austern. Es ist ein Zentrum der englischen Austernzucht.

Abendstimmung an der Nordküste

Die hier gezüchtete Austern-Art stammt aus dem westlichen Pazifik. Die europäische Auster wird nur noch wenig „angebaut“ (90 % sind Pazifikaustern).
Die Europäische Auster war einst in allen Küstengewässern Europas beheimatet. Rücksichtslose Überfischung und eine Viren-Seuche dezimierten die Bestände drastisch.
Die Austernfischerei muss früher bedeutend gewesen sein.  1864 wurden in London 500 Millionen in  der Themsemündung gefischte Austern verkauft.

Abendessen an der Küste der Nordsee. Whitestable liegt an der großen Mündungsbucht der Themse. Fast südlich im Landesinneren ist Canterbury. Weiter südlich an der anderen Nordseeküste liegt Folkestone. Dazwischen ist die Grafschaft Kent, die wie eine Halbinsel von der Nordsee umgeben ist.

Vor dem Abendessen der Sonnenuntergang. Als Vorspeise gab es natürlich Austern. Da meine Frau keine mochte, hatte ich eine doppelte Vorspeisen-Portion (aber keine Sorge, die Gefahr eines Eiweiß-Schocks bestand nicht).

Nach dem Abendessen ging es zurück nach Canterbury, unsere letzte Nacht in England.


8. Tag:
„Cream Tea“  zum Abschied

Auf dem Weg von Canterbury zum Flughafen Heathrow liegt Leeds Castle am Weg, ein Wasserschloss mit langer Tradition.

Der Ursprung von Leeds Castle ist ein Herrenhaus der Könige von Wessex (857). Es wird bereits im Domesday Book König Wilhelms I. des Eroberers aufgeführt.

Das Domesday Book (auch „Kings`s Roll” und “Winchester Roll” genannt) ist ein Grundbuch von England, das (in Lateinisch) die Eigentumsverhältnisse im 11. Jahrhundert festhält.

20 Jahre nach seiner Eroberung ließ König Wilhelm I. die Eigentumsverhältnisse feststellen und für die Zukunft festschreiben. Er legalisierte damit auch die Vertreibung der englischen Landbesitzer und die neue Landverteilung an seine Günstlinge. Die Bestandsaufnahme zeigt, dass damals die Hälfte des Landbesitzes in England 200 Männern gehörte, davon nur 2 Engländer.

Die Bestandsaufnahme erfasste zum Zwecke der Besteuerung den Wert von Haus und Hof, das Wald- und Weideland und den Viehbestand. Auch die Bevölkerung wurde gezählt, zu der Zeit lebten ungefähr 2 Millionen Menschen in England.

Der Name Domesday Book stammt von den unterdrückten Engländern, die die Inventur mit dem Jüngsten Gericht verglichen: Day of Doom – Doomesday.

Eine ähnliche Bestandsaufnahme finden wir in Brandenburg mit dem Landbuch der Mark Brandenburg, das Karl IV. 1375 erstellen ließ (s. „Radreise Berlin – Verona, 7. Teil Geschichte“ im Internet-Blog „Sattel und Schuh“).
           
Später ließ Heinrich VIII. das Schloss für seine erste Frau, Katharina von Aragon, ausbauen.           
Anfang des 20. Jh. kaufte die spätere Lady Baillie Schloss und Park und restaurierte beides aufwändig mit dem von ihrer Mutter geerbten Vermögen. Nach ihrem Tod 1974 vermachte sie Schloss und Landbesitz einer gemeinnützigen Stiftung.
           
Das Wasserschloss liegt inmitten einer großen Parkanlage. Ein Anziehungspunkt für junge Familien mit Kindern, denen wir auch bei unserem Parkspaziergang begegneten.


Cream Tea“ ist die Besonderheit im „Lady Baillie's“-Restaurant neben dem Schloss.

Zum Nachmittags Cream Tea gehören Scones. Das ist ein typisch englisches Gebäck (ursprünglich aus Devon und Cornwall in Südengland), das zusammen mit einer ordentlichen Portion Clotted Creme (clotted – geronnen, geklumpt) und Erdbeer-Marmelade serviert wird. 

Die Creme hat einen hohen Fettgehalt (mind. 55 % bis 65 %) und wird durch Dampf-Erhitzung aus Vollmilch hergestellt. 
Die süßen Scones, manchmal mit Rosinen, werden aus Weizenmehl, Butter mit Backpulver gebacken. Es ist etwas trocken und krümelig, darum wird das aufgeschnittene Gebäckstück auch dick mit Creme und Marmelade bestrichen. Schmeckt sehr gut.

Das Gebäck wird zu Schwarzem Tee gegessen. In die Tasse kommt ein guter Schuss Milch, darauf wird der Tee gegossen, dadurch braucht man den Tee nicht mit einem Löffel umrühren.

Im „Lady Baillie's“ kam der Tee allerdings aus großen Jugendherbergs-Kannen. Das war nicht so ganz stilvoll. Dafür wurde die Tee-Time aber mit einem Berg (Etagere) verschiedener Sandwiches angereichert. So gestärkt haben wir die Fahrt zum Flughafen und den Rückflug gut überstanden.

Am Londoner Flughafen Heathrow setzte der Bus uns Berliner am richtigen Abflug-Gate ab. Allein das Gate 5 ist ein riesiger Hallenbau.

Warum hat Berlin nicht einfach eine dieser Gate-Hallen kopiert und am BER aufgebaut? Alles wäre längst fertig und wesentlich kostengünstiger geworden.

Die moderne Abfertigung und Kofferabgabe hat allerdings ihren „Preis“. Kein Personal, keine Mitarbeiter zu sehen. Nur Automaten. Zuerst ist das ganz schön gewöhnungsbedürftig. Vor allem, kommen wir damit zurecht? Blicke über die Schultern der vor uns Eincheckenden. Und dann versuchen. Es funktionierte. Das System ist bedienungsfreundlich und wird in allen möglichen Sprachen dieser Welt beschrieben. Die Pass-Kontrolle war dann doch noch persönlich. Aber auch das hätte man automatisieren können. Wir waren ja schon geübt.
Der Flug war erwartungsgemäß problemfrei. Unser selbst aufgegebener Koffer kam auch in Berlin an. Wir hatten alles richtig gemacht.


Zum Schluss – Ein kleiner Überblick über die Geschichte der Insel

Ursprung
Die Stonehenge (in Wiltshire, in der Nähe der Stadt Salisbury) sind Zeugnisse der Jungsteinzeit (4000 Jahre v. Chr.) und Bronzezeit (800 bis 2000 Jahr v.Chr.). Der Zweck der Steinkreise ist nicht sicher - vielleicht eine Kultstätte, Begräbnisstätte oder ein Observatorium. Erste Teile der Anlage werden auf etwa 3.100 v.Chr datiert, die späteren bis 2.000 v.Chr.   

Einwanderung der Kelten
Um 800 v.Chr. begannen die Einwanderungen der Kelten vom europäischen Kontinent nach England und die Verbreitung der keltischen Sprache. Es kam zu einer Vermischung mit den auf der Insel lebenden Stämmen.

Keltische Völker besiedelten etwa 600 v.Chr. große Teile des europäischen Kontinents und Englands. Die Kelten kamen ursprünglich aus dem Raum nördlich der Alpen. Bekannt ist z.B. die Hallstattkultur der Eisenzeit, 6. – 8. Jh. v.Chr. (benannt nach einem Gräberfeld in Oberösterreich). Im 5. und 4. Jh. v.Chr. kamen Kelten im Verlauf ihrer Westwanderung bis nach Spanien (die sich teilweise mit den iberischen Stämmen vermischten: Keltiberer). In Norddeutschland siedelten um diese Zeit germanische Stämme.

Römische Eroberung
Kurz nach der Zeitenwende (43. n. Chr.) wurde die englische Küste vom Römischen Reich besetzt. 212 n.Chr. gliederte der römische Kaiser Caracalla (Caracalla-Thermen in Rom – siehe Reise des KAS-Freundeskreises „Rom – Eindrücke mit Freunden“ im Blog „Sattel und Schuh“) die römischen Besitzungen in die Provinzen „Britannia inferior“ (Nordengland bis zum Hadrianswall) und „Britannia superior“ (Südengland und Wales).

Der Hadrianswall wurde auf Anordnung Kaiser Hadrians zwischen 122 und 128 n.Chr. angelegt, eine Linie etwa in Höhe von Newcastle, heutige Grenze zwischen England und Schottland.
(Der Obergermanische Limes wurde von den Römern etwa zeitgleich ab dem 2. Jh. n.Chr. zwischen Rhein und  Donau angelegt)

Mit den römischen Soldaten kamen auch germanische Siedler und Söldner nach England. Archäologische Funde in der Grafschaft Kent weisen auf germanische Siedler von der Halbinsel Jütland (Dänemark, Schleswig-Holstein) hin.

Ab dem 4. Jh. n.Chr. erlosch die römische Präsenz auf der Insel. Die römischen Truppen wurden auf dem Kontinent gegen die vordringenden germanischen Stämme gebraucht (9. n.Chr. war die Varusschlacht im Teutoburgerwald, in der Arminius (Hermann), ein Fürst der Cherusker, die römischen Legionen besiegte).

Angelsachsen in England
Ab dem 5. Jh. n.Chr. besiedelten und beherrschten Sachsen und Angeln die britische Insel.

Der Name England stammt von „Engaland“, dem Land der Angeln. Der Name soll erstmals im 9. Jh. gebraucht worden sein.
Britain kommt aus dem Lateinischen und war die Bezeichnung der Römer für die Insel. Später entstand „Great Britain“ – Großbritannien – zur Unterscheidung von der französischen Bretagne, die in England als „Little Britain“ bezeichnet wurde.

Die Sachsen waren ein westgermanischer Völkerverband im Nordwesten des heutigen Deutschlands und im Osten der heutigen Niederlande. Einer der Stämme waren die Cherusker.
Die Angeln waren ein nordseegermanisches Volk im Norden des heutigen Schleswig-Holstein.
Sie vermischten sich in England untereinander und mit der keltisch-römischen Ur-Bevölkerung Englands – Angelsachsen. Die angelsächsische Periode bestand bis Anfang des 12 Jh., bis die Normannen das Land eroberten.

Königreiche entstehen
Ende des 6. Jh. entwickelten sich aus den angelsächsischen Stammesverbänden die Königsherrschaften. In Südengland waren das die Kleinkönigreiche Sussex, Wessex, Essex und Kent.
Angriffe von Dänen und Wikingern zwangen die Kleinkönigreiche zum Zusammenschluss. Alfred der Große, König der West-Sachsen (Wessex), wurde Ende des 9. Jh. König aller Angelsachsen. Er ließ zahlreiche Klöster gründen und holte Gelehrte aus Frankreich. Das „Common Law“ wurde aufgeschrieben. Nachfolger schufen ein einheitliches Verwaltungssystem mit königlichen Beamten, den Sheriffs, die an der Spitze einer Grafschaft, eines „Shire“ standen. Ab Ende des 1. Jahrtausend kann man von einem „Königreich England“ sprechen (das bis 1707 bestand, danach bildeten England und Schottland das Königreich Großbritannien).
           
In der Zeit war Karl der Große von 768 bis 814 König des Frankenreiches (das heutige Frankreich, Norditalien, Österreich, Westdeutschland bis etwa zur Oder). Das Frankenreich war der wesentliche Nachfolgestaat des 476 untergegangenen Weströmischen Reiches.

Eroberung durch die Normannen
Der letzte angelsächsische englische König war Harald II., ein Sohn des Grafen von Wessex. Er starb 1066 in der Schlacht gegen den normannischen Herzog Wilhelm II. Der ließ sich in der Westminster Abbey als Wilhelm I. zum König von England krönen. Die meisten angelsächsischen Adligen wurden enteignet und durch Normannen ersetzt.

Die Normannen waren in der Normandie ansässig gewordene Wikinger. 911 hatte der Frankenkönig dem Wikinger-Anführer Karl Rollo (begründete die Normannen-Dynastie der Rolloniden) erlaubt, sich dort niederzulassen. Er wollte damit weitere Verwüstungen durch die Wikinger im Landesinneren verhindern, was gelang. In England nahmen die Wikingerüberfälle dagegen zu. 1013 musste der angelsächsische König sogar in die Normandie fliehen, wo er die nächsten 30 Jahre bleiben musste

Erbstreitigkeiten und Aufstände schwächten in den folgenden Jahren das Königtum. Herrscherdynastien wechselten. Der Adel gewann an Macht. In dieser Zeit (1215) entstand die (in Latein verfasste) „Magna Carta“, die dem Adel politische Freiheiten gegenüber dem König gewährte. In anderen Vereinbarungen bekam der Adel weitgehende Rechte gegenüber dem König und zur Kontrolle der Verwaltung. Es waren die Anfänge des Parlamentarismus.

Die englischen Herrscherdynastien (Regierungszeiten):
            Angelsachsen (Haus Wessex)                                          802 – 1013
            Dänen (mit angelsächsischen Zwischenzeiten)           1013 - 1066
            Normannen (Rolloniden)                                                 1066 – 1154
            Normannen (Angevinen)                                                 1154 – 1399
           Haus Lancaster (Nebenlinie der Angevinen)               1399 – 1461   
                                                                                                            1470 - 1471
            Haus York (Nebenlinie der Angevinen)                        1461 –  1470
                                                                                                            1471 – 1485
            Haus Tudor (Nachkomme von Lancaster und York) 1485 – 1603
            Haus Stuart (Vorfahren waren Bretonen)                   1603 – 1649
            Englische Republik (Commonwealth)                           1649 – 1659
            Haus Stuart (Schottische Könige seit 1371)                  1660 – 1714
            Haus Hannover (Welfen)                                                 1714 –  1901
            Haus Sachsen-Coburg und Gotha (Wettiner)              901 -   heute

Heinrich VIII. und die Englische Kirche
Unter Heinrich VIII.  (1491 – 1547, ab 1509 König) wurde die katholische Kirche Englands vom Papsttum losgelöst. Der Grund war die Weigerung des Papstes, die ohne männlichen Erben gebliebene Ehe Heinrich VIII. mit Katharina von Aragon aufzulösen, damit der seine Geliebte Anne Boleyn heiraten konnte. Der König wollte unbedingt einen männlichen Erben, um die Herrscherdynastie zu erhalten.

Heinrich VIII. ließ das Parlament die „Suprematsakte“ beschließen (1534), mit der der König von England zum alleinigen Oberhaupt der Kirche seines Landes bestimmt wurde. Ein nicht unwichtiger Nebeneffekt war, dass gleichzeitig die katholischen Klöster aufgelöst und zu Gunsten des Königshauses enteignet wurden. Rund 1/3 des englischen Königreichs waren damals im Kirchenbesitz.
Die Kirchengemeinden mussten zwar englischsprachige Bibeln anschaffen (die Übersetzungen erfolgten 1526 und 1535).  Aber die katholischen Glaubensgrundsätze galten zunächst weiter. So wurden z.B. Anhänger von Luthers Reformation aus dem  Augustinerkloster von Cambridge vertrieben.
Erst nach dem Tod Heinrich VIII. begann mit Förderung des Erzbischofs von Canterbury  der Beginn der Reformation in England. Mitte des 16. Jh. wurde die katholische Messe abgeschafft und eine englische Gottesdienstordnung eingeführt. Unter Elisabeth I. wurden die „39 Artikel“ als theologische Grundlage der Anglikanischen Kirche, der englischen Staatskirche, verfasst.

Der Nachfolger Heinrich VIII., sein Sohn Eduard VI aus der Ehe mit Jane Seymour, starb früh. Ihm folgte Maria I. aus der ersten Ehe mit Katharina von Aragon. Nach ihrem Tod wurde ihre Stiefschwester Elisabeth I. aus der Ehe mit Anna Boleyn Königin.

Das Vereinigten Königreich
Die englische Königin Elisabeth I. (Königin 1558 bis 1603) starb kinderlos. In ihrer Regentschaft hatte sie die schottische Königin Maria Stuart hinrichten lassen, weil sie die als Konkurrentin fürchtete (Friedrich Schiller hat die Geschichte in seinem Drama „Maria Stuart“ verarbeitet). Der Sohn von Maria Stuart, Jakob I., wurde König von Schottland. Da er der Enkel des englischen Königs Heinrich VII. war, erbte er nach dem Tod Elisabeths 1603 den englischen Königsthron. Was Elisabeth mit der Hinrichtung ihres von Maria Stuart verhindern wollte, trat mit dem Thronantritt von Mara Stuart´s Sohn ein. Bis 1714 regierten die Stuarts in Personalunion Schottland und England.

1707 verabschiedeten die Parlamente des Königreichs England und des Königreichs Schottland den Unionsvertrag. Er sah die Bildung des Königreichs Großbritannien und den Ersatz der beiden nationalen Parlamente durch ein britisches Parlament vor.
           
Im 13. Jh.  hatte der englische König Edward I. Wales erobert. Mitte des 16. Jh. wurde Wales per Gesetz in  England eingegliedert.

Mitte des 16. Jh. wurde das von England beherrschte Irland Königreich und in Personalunion mit England verbunden. Es begann die Ansiedlung protestantischer Engländer und Schotten im katholisch geprägten Norden Irlands. Das ist die geschichtliche Ursache des Nordirlandkonflikts.

1801 wurden das Königreich Großbritannien und das Königreich Irland vereint. Es entstand das Vereinigte Königreich Großbritannien und Irland.

Anfang des 19. Jh. begann der irische Unabhängigkeitskampf. 1921 wurde auf 5/6 der Insel der Irische Freistaat gebildet, der restliche Teil verblieb als Nordirland im Vereinigten Königreich.

Deutsche Könige in Großbritannien
Zwischen 1714 und 1837 waren die Kurfürsten von Braunschweig-Lüneburg bzw. die Könige von Hannover gleichzeitig Könige des Vereinigten Königreichs. Die Personalunion zwischen Großbritannien und Hannover entstand durch Parlamentsgesetz, dass die Nachfolge der letzten Stuart-Königin abweichend von der Erbfolge regelte. Das Gesetz sollte sicherstellen, dass nur ein Protestant König bzw. Königin werden konnte.

1688/89 wurde der zum Katholizismus konvertierte König Jakob II. durch eine Revolte der anglikanischen Bischöfe und Teilen des Adels  abgesetzt und durch Wilhelm von Oranien-Nassau als König Wilhelm III. ersetzt (er hatte die älteste Tochter Jakob II. geheiratet, die protestantisch geblieben war).

Wilhelm III. hatte keine Nachkommen, so dass der abgesetzte katholische Jakob II. oder seine Nachfahren Ansprüche auf den englischen Thron anmelden konnten. In dieser Situation bestimmte das Parlament mit dem  Act of Settlement“, dass eine Verwandte Wilhelm III., Sophie von der Pfalz (Tochter von Elisabeth I.), bzw. deren protestantische Nachfahren auf den Thron nachfolgen sollte. 
Sophie von der Pfalz heiratete den Welfen Ernst-August von Braunschweig-Calenberg. Deren ältester Sohn war Georg-Ludwig von Braunschweig-Lüneburg. Nach dem Tod seiner Mutter erbte er das Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg (auch Kurfürstentum Hannover genannt) und wurde 1714 als Georg I. König von Großbritannien.

Die Personalunion endete, weil im Königreich Hannover nur männliche Nachkommen den Thron erben konnten. In England war jedoch auch eine weibliche Thronfolge möglich.

1837 starb der letzte gemeinsame König Wilhelm IV. ohne legitime Nachfahren (illegitime hatte er allerdings 10 Kinder, der ehemalige britische Premierminister David Cameron stammt aus einer dieser illegitimen Linien). Thronfolgerin war seine  Nichte Victoria. Allerdings nur in England. Für das Könighaus Hannover galt ausschließlich die männliche Thronfolge. Darum wurde in Hannover Ernst-August I.  König, der jüngere Bruder König Wilhelm IV..

Zur Erinnerung: 1837 war auch das Jahr der „Göttinger Sieben“. Sieben Göttinger Professoren protestierten gegen die Aufhebung der 1833 von Wilhelm IV. eingeführten liberaleren Verfassung, das Staatsgrundgesetz. Ernst-August I. hatte unmittelbar nach seinem Regierungsantritt das Gesetz wieder aufgehoben. Die Professoren wurden entlassen, drei von ihnen des Landes verwiesen.

Königin Victoria heiratete 1840  ihren Cousin, Prinz Albert zu Sachsen-Coburg und Weimar. Nachkommen aus dieser Ehe sind u.a. die jetzige Königin Elisabeth II., König Harald von Norwegen, König Carl Gustav von Schweden, Königin Sophia und Juan Carlos I. von Spanien, Königin Margarethe II. von Dänemark, der ehem. König von Griechenland Konstantin II..

In neuer Zeit
Großbritannien hatte das größte Kolonialreich der Welt. Zur Zeit der größten Ausdehnung, 1933,  umfasste es ein Viertel der damaligen Weltbevölkerung.

Bekannte Premierminister/in waren Margareth Thatcher (Conservative Party -1979 – 1990) und Tony Blair (Labour Party - 1997 – 2007). Zur Zeit ist Theresa May Premierministerin.

2016 stimmte eine knappe Mehrheit der britischen Wähler für den Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union. Premierminister David Cameron wollte mit der Abstimmung seine Position gegenüber den EU-Skeptikern in seiner Partei stärken und verkalkulierte sich. Es war sein politisches Ende.


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