Schön, dass wir das noch erleben dürfen
Eine
etwas autobiographische Erinnerung an das
Abitur vor 50 Jahren
Juni 2018
Schön, dass wir das Abitur machen konnten und dass wir das jetzt feiern konnten. Am 8. Juni 2018 haben wir uns in Hildesheim wieder getroffen.
So selbstverständlich ist das nicht. Einige aus unserer Klasse sind nicht mehr dabei.
Sie können nicht mehr auf 50 Jahre nach dem Abitur zurückblicken: Rita aus Eime bei Alfeld, Eckhard aus
Hildesheim-Neuhof, Dietmar aus meinem
Heimatdorf Giesen. Sie und zwei unserer Lehrer sind schon verstorben, unser
Klassenlehrer schon vor vielen Jahren und in diesem Jahr unsere
Spanisch-Lehrerin.
So selbstverständlich ist es nicht, dass wir nach dem Abitur 50 Jahre ohne Krieg und
große Not erlebt haben. 50 Jahre vor unserem Abitur war das letzte Jahr des Ersten Weltkriegs. Es folgten Inflation und wirtschaftliche Not der Nachkriegszeit und
der Zweite Weltkrieg und die Verbrechen Deutschlands an den Juden und anderen
Völkern in der Nazi-Zeit. Wir sind dann in einer Zeit des beginnenden
wirtschaftlichen und sozialen Aufschwungs aufgewachsen.
So selbstverständlich war es auch
nicht, dass wir vor 50 Jahren
Abitur machen konnten. Dazu bedurfte es unserer Eltern, die uns das
ermöglichten (Heute ist es fast selbstverständlich, dass unsere Kinder das
Abitur machen und studieren. Damals war es die Ausnahme). Dazu bedurfte es
einer Schule, die außerhalb der Gymnasien eine Chance zum Abitur bot. Und ein
wenig haben wir selber auch dazu beigetragen.
DAMALS
DAMALS, das war die Handelslehranstalt
Hildesheim mit der Wirtschaftsoberschule, die heute Friedrich-List Schule heißt.
Gegründet wurde die Schule als Städtische Handelsschule 1881 in einem Gebäude in der
Rathausstraße.
Ein Jahrzehnt vorher, 1871, wurde das Deutsche Kaiserreich mit dem
preußischen König als Kaiser in Versailles gegründet.
1918 erfolgte der Umzug an den heutigen Standort, in die Wollenweberstraße.
1950 wurde die Wirtschaftsoberschule
als weitere Schulform an der
Handelslehranstalt eingerichtet. Und 1981 (100 Jahre nach der Gründung) erhielt
die Schule den Namen „Friedrich List“.
Es folgten weitere Schul-Erweiterungen. Heute ist die Friedrich-List-Schule die
größte Berufsbildende Schule im Landkreis Hildesheim mit dem Beruflichen
Gymnasium, der Fachoberschule und der Berufsfachschule.
Daniel Friedrich List (1789 – 1846), der Namensgeber der Schule, gilt als erster deutscher Vertreter der modernen Volkswirtschaftslehre.
Er war Vorkämpfer für den Deutschen
Zollverein (der 1834 gegründet wurde, davor gab es im heutigen Deutschland
1.800 Zollgrenzen) und für das Eisenbahnwesen in Deutschland (u.a. die Eisenbahn Leipzig – Dresden wurde
1839 auf seine Initiative gebaut).
Er war ein Reformer (Gründung
der staatswissenschaftlichen Fakultät in
Tübingen 1817). An der Gründung des ersten modernen Unternehmerverbandes
(Vereins Deutscher Kaufleute und Fabrikanten) in Frankfurt war er beteiligt.
Er war Abgeordneter im
Württembergischen Landtag und er wollte
freie Wahlen für Gemeindeämter. Das brachte ihm die Verurteilung zu
Festungshaft. Eine Haftverkürzung konnte er durch die Bereitschaft erreichen, in die Vereinigten Staaten auszuwandern.
Acht Jahre verbrachte er dort (u.a. gründete er mit anderen ein Kohlebergwerk).
List trat für bürgerliche Freiheiten, Rechtsgleichheit und Menschenwürde
ein. Aber nur begrenzt, Juden wollte er die vollen bürgerlichen und wirtschaftlichen
Freiheiten nicht gewähren; hier war er ein Vertreter des damaligen Zeit Ungeistes.
Die Namensgebung „Friedrich List Schule“ soll an den Wirtschaftslehrer,
Reformer, Demokraten Friedrich List erinnern. Einer der Leitsätze der Schule „Wir wollen europäisch-aufgeklärte
demokratische Werte leben“ ist eine Anknüpfung an die Ideen von List sein.
DAMALS, das war unsere Klasse „WO 11“
Der Name unserer Einstiegs-Klasse „WO 11“, bedeutete die 11. Jahrgangsstufe
des Schulsystems, in der Wirtschaftsoberschule war es die Einstiegs-Klasse. Das war 1966. Ob es eine
Aufnahmeprüfung für die Wirtschaftsoberschule gab, weiß ich gar nicht mehr (Es
gab eine, wie sich beim Klassentreffen herausstellte). Auch an den Schulbeginn
habe ich keine so genauen Erinnerungen. Renate (sie wohnt jetzt in Imbsen) erzählte mir
beim Klassentreffen, dass ich auch einmal neben ihr in der Schulbank gesessen
habe. Das wenigstens hätte ich in Erinnerung behalten müssen.
Unsere Klasse war ein „Sammelbecken“ unterschiedlicher
schulischer Herkunft.
Einige der Klassenkameraden/innen waren vom Gymnasium gewechselt. Die WO war ein Neubeginn, wenn es am
bisherigen Gymnasium Schwierigkeiten gab.
Andere hatten den Realschulabschluss
und die WO war die Alternative zum Gymnasium.
Für die Schüler der Staatlichen Zweijährigen
Handelsschule (und der privaten Buhmann-Schule) bedeutete die WO die Chance, auf dem Dritten Bildungsweg (d.h.
außerhalb des Regelablaufs Realschule und Gymnasium) das Abitur doch noch zu
erreichen. Für sie war auch kein Ortswechsel notwendig. Die Handelsschule und
die Wirtschaftsoberschule waren unter dem gleichen Dach der Handelslehranstalt.
Diese Chance hatte auch ich genutzt. Die
Möglichkeit, nach der vierten Volksschulklasse auf ein Gymnasium zu wechseln,
hatte ich an mir vorbeiziehen lassen. Das fiel mir nicht schwer, großen Eifer
hatte ich zu der Zeit nicht erkennen lassen. Und meine Eltern hatten es mir
selber überlassen, zu entscheiden. Zum Leidwesen eines meiner Volksschullehrer.
„Das sollte meiner sein“, soll er meinem Vater gesagt haben. Was er wohl
meinte? Mich bezeichnete er als „faul, phlegmatisch und gleichgültig“. So
unrecht hatte er wohl nicht – damals.
Mit meinen Eltern und meinen Brüdern Günter und Wolfgang.
Wir wohnten damals im
Haus der Gärtnerei Wilhelm Balkenholl in Klein
Giesen, zusammen mit meinem Großvater in zwei Zimmern.
Meine
Mutter war mit ihrem Vater aus Schlesien vertrieben worden. In Klein Giesen war ihnen ein Zimmer zugewiesen worden, ein Abstellraum. Ihr
Mittagessen durften sie sich nicht im Haus kochen, sie mussten dazu in das
entfernte Dorfgasthaus gehen.
Das zeigt, wie willkommen die Flüchtlinge damals waren. Das erinnert sehr an die aktuellen Diskussionen über die Flüchtlingsaufnahme heute.
Das zeigt, wie willkommen die Flüchtlinge damals waren. Das erinnert sehr an die aktuellen Diskussionen über die Flüchtlingsaufnahme heute.
Nach meiner
Einschulung zogen wir nach Groß Giesen. Dort war, wie in vielen Orten, zur
Linderung der Wohnungsnot eine neue Kleinsiedlung am Waldrand gebaut worden.
Es war richtig, dass meine Eltern mich damals
nicht auf die höhere Schule „geschickt“ hatten. Ich hätte sie sicher irgendwann
abgebrochen. Einem meiner Freunde ging es damals so. Seine Eltern legten Wert
darauf, dass ihr Sohn „weiterkam“. Das Ergebnis war, dass er vom Gymnasium ohne
Hauptschul- oder Realschulabschluss abgegangen ist.
So bin
ich aus eigenem Antrieb nach der
Volksschule (die damals achtjährig war) in die Handelsschule gegangen. Wobei das mit dem eigenen Antrieb nicht so ganz stimmt. Ich wusste schlicht nicht, was ich
nach der Volksschule lernen sollte. Bei der Berufsberatung hatte nur eine
Berufsrichtung mein Interesse gefunden. Das war die Fernmeldetechnik. Ich
erinnere mich noch an ein gläsernes Telefon, das ich interessant fand. Aber als
erklärt wurde, dass ein Fernmeldetechniker auch im Winter mit Steigeisen die
hölzernen Telefonmasten hochklettern müsste, war es mit meinem Interesse
vorbei. Und ich sah den einzig rettenden Ausweg darin, weiter zur Schule zu
gehen.
Also
machte ich die Aufnahmeprüfung für die
staatliche Handelsschule. Die bestand ich und das war auch wichtig, weil
für die staatliche Handelsschule kein Schulgeld zu zahlen war. Eine private
Schule (damals gab es die Buhmann-Schule) kam wegen des zu zahlenden
Schulgeldes nicht in Frage. An meinem Fleiß (oder dem Gegenteil davon) hatte
sich aber noch nicht viel geändert. Bei
der letzten Deutch-Klassenarbeit handelte ich mir noch einmal eine „Fünf“ ein.
Es war ein Diktat mit lauter Fremdwörtern, die ich natürlich nicht gelernt
hatte. Das hatte zur Folge, dass mein Vater zur Schule kommen musste und vom
Schulleiter ermahnt wurde, ich solle ja nicht die Giesener Volksschule (er meinte
seine) blamieren, wenn ich solche (Nicht-)Leistungen auch in der Handelsschule
abliefern würde.
An die
Reaktion meines Vaters erinnere ich mich nicht mehr. Aber eine Leistungsänderung
hat die Ermahnung ganz sicher nicht bewirkt. Das hat meine Mutter geschafft.
Sie war dagegen, dass ich weiter zur Schule ging. Als die Möglichkeit bestand
(sie meinte die Prüfung für das Gymnasium in der vierten Klasse) hätte ich
nicht gewollt, weil ich zu faul gewesen sei. Jetzt hätte ich nur keine Lust, zu
arbeiten. Sie hatte sicher recht, obwohl das wohl nicht ihr einziger Grund war.
Wahrscheinlich hat sie auch an das Geld gedacht (denn trotz Schulgeldfreiheit
entstanden weitere Ausgaben und meine Mutter musste das Geld zusammenhalten).
Mein Vater setzte sich durch. Ich konnte weiter zur Schule gehen. Und in mir „legte sich ein Schalter um“. Ich wollte beweisen, dass meine Mutter nicht
recht hat. Ich lernte und hatte Interesse an der Schule, was dann dauerhaft
anhielt.
Aus der Handelsschulzeit (1961
bis 1963) sind mir noch einige Lehrer in Erinnerung. Frau Dr. Birnbaum war
unsere Deutsch-Lehrerin. Meine Grammatik-Kenntnisse
habe ich von ihr. Unser Klassenlehrer war ein väterlicher Typ. Maschinenschreiben
(10-Finger-System) gehörte zum Lehrstoff. Davon profitiere ich noch heute am
PC. Im Takt eines Tamburins wurde die
Schreibgeschwindigkeit erhöht. Mit Tipp-Ex versuchten wir Fehler zu kaschieren.
Vergeblich, das Blatt, gegen das Licht gehalten, offenbarte alle Vertipper. Völlig
verlernt habe ich Stenographie. Anders als meine Mutter. Sie war ganz stolz,
dass sie noch einige Steno-Abkürzungen kannte und mir zeigen konnte. Sie hatte
das in Abend-Lehrgängen gelernt und wenn
nicht Krieg und Vertreibung gekommen wäre, hätte sie wohl auch in dieser
Richtung ihren Beruf gefunden. Bei einem älteren Fräulein, Künstlerin in ihrem
Fach, lernten wir Plakatschrift. Ich habe sie später nicht mehr gebraucht. Aber
ein wenig künstlerisches Gestalten ist vielleicht „hängen geblieben“.
Die
Handelsschule bestimmte meinen
Berufswunsch. Ich wollte eine kaufmännische Ausbildung machen. In einem
Industriebetrieb, denn das war die höchste Stufe des Kaufmännischen, Verkäufer
wollte ich nicht werden. Also bewarb ich
mich bei dem größten Industriebetrieb in Hildesheim, bei der Robert Bosch GmbH,
die damals im Hildesheimer Wald Batterien, Lichtmaschinen und Anlasser
herstellte. In der Aufnahmeprüfung musste ich geographische Figuren einordnen,
daran erinnere ich mich. Und da ich nicht wusste, ob ich die Prüfung bestehen
würde, hatte ich mich sicherheitshalber noch bei einem anderen, kleineren
Unternehmen in der Stadt beworben (ich weiß den Namen nicht mehr und die Firma
wird es auch nicht mehr geben). Die hätten mich genommen. Allerdings habe ich
die Ermahnung des Prokuristen noch im Ohr, meine Stenographie-Kenntnisse müsste
ich aber noch verbessern. Das verstand ich nun gar nicht. Diktate wollte ich
überhaupt nicht aufnehmen, ich wollte Kaufmännisches lernen. Umso froher war
ich, als ich die Nachricht der bestandenen Aufnahmeprüfung von Bosch erhielt
und meine Lehre als Industriekaufmann
bei der Robert Bosch GmbH im Werk Hildesheim beginnen konnte.
Zu Bosch
im Hildesheimer Wald war es jeden Tag eine lange Fahrzeit. Von Giesen mit dem
Bus zum Bahnhof in Hildesheim. Dort umsteigen in einen Oberleitungs-Bus (mit
Elektromotoren, im Winter hatten sie allerdings Schwierigkeiten, den Berg zum
Hildesheimer Wald hinauf zu kommen), bis zum Bosch-Werk. Das erste Vierteljahr
verbrachten alle kaufmännischen Auszubildende in der technischen Lehrwerkstatt. Die künftigen
Kaufleute sollten die Grundlage ihres späteren Einkommens kennenlernen. Also
feilten wir ein rostiges Stück U-Eisen eben und glatt. Das ist gar nicht so
einfach. Irgendwo war immer noch eine Unebenheit. Mit Talkum und Vaseline
versuchten wir das optisch auszugleichen. Natürlich kannten die Lehrmeister den
Trick. Das Werkstück am Kittel abgewischt und schon war die Delle unter dem
Haarlineal zu sehen. Weiter feilen und polieren. Aber auch das hatte ein Ende.
Leiter
der Ausbildungsabteilung von Bosch war Friedrich Müller. Er hatte sich zum Leiter des Rechnungswesens hochgearbeitet und
genoss im Unternehmen große Anerkennung. Sein Sohn war später Mitschüler in der
WO.
In der
Ausbildungszeit wurde mir klar, dass ich weiter zur Schule gehen und das Abitur
machen wollte. Zur Vorbereitung besuchte ich abends in der Hildesheimer Volkshochschule
Englisch- und Mathematik-Kurse. Nebenbei habe ich auch an Berufs-Wettbewerben
teilgenommen. Seitdem weiß ich, das Badminton nicht Tennis ist. Damals wusste
ich das nicht und das hat den Sieg gekostet. Eingesehen habe ich die
Notwendigkeit eines solchen Wissens nicht.
Ich
konnte meine Ausbildungszeit um ein
halbes Jahr verkürzen, damit ich in diesem halben Jahr noch Geld verdienen
konnte. So ganz recht war das dem Ausbildungsleiter nicht. Mit einer verkürzten Ausbildung könne
ich kein „sehr gut“ bekommen, war sein Argument. Das war mir aber eigentlich
gleich, ein „gut“ im Abschluss reichte mir auch. Dennoch versuchte Ralph
Rakemann, Lehrer an der Berufsschule, mich auf ein „sehr gut“ hochzuprüfen. Mit
einer neuen Rechenart (ich weiß nicht mehr was es war), die er gerade vorher im
Unterricht eingeführt hatte. Ich beherrschte sie nicht und so blieb es beim
„gut“. Ralph Rakemann hatte ich dann später in der WO als Mathematiklehrer.
In dem
halben Jahr vor der Wirtschaftsoberschule arbeitete
ich bei Bosch im Rechnungswesen. Später konnte ich dort auch während des
Studiums in den Semesterferien als Werkstudent arbeiten.
Eine
Geschichte aus der Zeit muss ich erwähnen. Gleich für den ersten Samstag war
Überstunden-Arbeit angeordnet. Als ich kam, waren die neuen Kollegen schon da –
und lasen Zeitung. Ich fragte, was ich denn jetzt machen könne. Nichts, war die
Antwort. Und dann erklärten sie es mir. Die Überstunden würden sie eigentlich
nicht brauchen. Aber, wenn sie die für den Monat angemeldeten Überstunden nicht
nehmen würden, würden vielleicht für den nächsten Monat keine Überstunden
genehmigt und dann würden sie diese möglicherweise brauchen. Eine Logik, die ich
nicht verstand. Hier hätte doch Geld gespart werden können. Auf der anderen
Seite gab es Aktionen, die die Notwendigkeit des Sparens eindringlich machen
sollten. So gab es eine Zeit lang nur neue Bleistifte, wenn die alten
aufgebraucht waren und zuvor mit einer Bleistiftspitze verlängert wurden. Warum
brauchte es solcher Symbolik, wenn die Zahlenlage klar war?
DAMALS wurde die WO das WG
Nach der 12. Klasse wurde die Schulform-Bezeichnung
geändert. Die WO wurde „WG“ - Wirtschaftsgymnasium. Das Abitur blieb wie
bei der Wirtschaftsoberschule eine begrenzte Hochschulreife für das Studium der
Wirtschaftswissenschaften. Wer Jura oder Medizin studieren wollte, musste noch
das „Große Latinum“ nachholen. Später, ein oder zwei Jahre nach dem Abitur,
konnte man bei der Bezirksregierung die Umschreibung des Abiturs in eine volle
Hochschulreife beantragen. Das habe ich nicht gemacht, für mein
Wirtschaftstudium reichte das „einfache“ Abitur.
Was sonst noch geschah, um uns herum:
1966 begann die Chinesische
Kulturrevolution. Mit der Bildung der Roten Garden wollte Mao Zedong seine
Position in der Kommunistischen Partei Chinas festigen und seine Gegner
ausschalten. Zwischen 1966 und 1976 wurden 1,5 bis 1,8 Millionen Menschen
getötet. Viel mehr wurden verfolgt und zur Umerziehung aufs Land geschickt und
in Gefängnisse gesteckt.
1966 wurde die erste Große Koalition
mit Bundeskanzler Georg Kiesinger gebildet. Außenminister und Vizekanzler war
Willy Brandt.
1966 wurde Leonid Breschnew
Generalsekretär der sowjetischen KPdSU. Er erließ die Breschnew-Doktrin, nach
der die Interessen der sozialistischen Gemeinschaft über der Souveränität der
Staaten des Sowjetblocks stehen und die Sowjetunion das Recht auf Intervention
habe. Nach dieser Doktrin marschierte die Sowjetunion in der Tschechoslowakei ein. Gorbatschow hob
die Doktrin auf.
1967 war der Sechstagekrieg zwischen
den arabischen Staaten und Israel, dessen Ergebnis die Besetzung des
Gazastreifens, der Sinai-Halbinsel, der Golanhöhen, des Westjordanlandes und Ost-Jerusalem
war.
1968 war in vielen Ländern der Höhepunkt der linksgerichteten Studentenbewegung
der 1960er Jahre, der 68er-Bewegung.
Die Proteste richteten sich damals auch gegen den Vietnamkrieg der USA (1964 –
1975).
1968 kam es in der Tschechoslowakei
unter Alexander Dubcek zu einer
schrittweisen Liberalisierung. Die wurde mit dem Einmarsch von Soldaten der
Sowjetunion und anderer kommunistischer Staaten im gleichen Jahr beendet
(Breschnew-Doktrin).
Die drei Schuljahre Wirtschaftsoberschule bzw. Wirtschaftsgymnasium
haben wir in nur 2 ¼ Jahren
geschafft. Niedersachsen und andere Bundesländer stellten den Beginn des
Schuljahrs von Ostern auf August um. Das
entsprach dem System der europäischen Nachbarländer. Für die Umstellung wurden zwei Kurzschuljahre eingeführt. Wir
erhielten unser Abitur dadurch zwar in kürzerer Zeit, aber der Unterrichtsstoff
war entsprechend kompakt.
Die Zeit
der Wirtschaftsoberschule war der Beginn
meines politischen Interesses. Ich bin damals zu Veranstaltungen der Jungen
Union und der Jungsozialisten gegangen. Die hatten ihre Räume bzw. die der
Partei im selben Haus am Zingel. Es war in der NS-Zeit das Haus der NSDAP (?).
Die Diskussionen und Argumentationen bei der Jungen Union gefielen mir besser.
Also wurde ich Mitglied der Jungen Union
(JU) im Landkreis Hildesheim. Da es in meiner Heimatgemeinde Giesen keine
Junge Union gab, gründete ich einen Ortsverband. Später wurde ich dann
Vorsitzender des Kreisverbandes Hildesheim-Land (in Hildesheim-Stadt war damals
Hartmut Möllring, ehem. Niedersächsischer Finanzminister, Stadtverbandsvorsitzender),
und in der Folge Mitglied im JU-Bezirksvorstand und als Schatzmeister im
Landesvorstand der Jungen Union Niedersachsen und zeitweise Vorsitzender der
Arbeitsgemeinschaft Politischer Jugendverbände
in Niedersachsen.
Etwas
später nach dem Eintritt in die JU wurde ich Mitglied der CDU (und bin es jetzt über 50 Jahre) und gehörte dem Gemeinde-,
Kreis- und Bezirksvorstand der CDU an.
Auf
kommunaler Ebene war ich Mitglied des Gemeinderates Groß Giesen und nach der
Zusammenlegung von Groß- und Klein Giesen im Ortsrat Giesen und dann nach dem
Zusammenschluss mehrerer Dörfer zur Gemeinde Giesen im Gemeinderat,
bis ich in Salzgitter zum Stadtrat gewählt wurde und dort Dezernent war. Noch
heute habe ich freundschaftliche Verbindungen aus der damaligen
Gemeinderat-Zeit.
Ich war
in der Zeit in der Jungen Union und in der CDU sehr engagiert. Während des
Studiums fuhr ich an jedem Wochenende und auch zwischendurch nach Giesen bzw.
zu Veranstaltungen im Landkreis Hildesheim oder irgendwo in Niedersachsen. Ein
„richtiges“ Studentenleben hatte ich nicht. Ich war darum auch nicht im
RCDS-Studentenverband. Nur in einer studentischen Selbsthilfe-Vereinigung, die
Vorlesungen mitschrieb und an die Mitglieder verteilte, habe ich den Druck der
Mitschriften einige Semester organisiert.
Mit dem
Berufswechsel nach Salzgitter war dann auch meine aktive Zeit in der Partei
vorbei. Als Stadtrat habe ich als einziger „Christdemokrat“ neben den
sozialdemokratischen Dezernenten zwar regelmäßig an den CDU-Fraktionssitzungen
teilgenommen, habe aber keine politischen Ämter mehr angenommen. Eine parteipolitische Neutralität ist für die
Leitung der Stadtverwaltung schon angebracht. Das galt für mich auch später in
Berlin als Geschäftsführer einer städtischen Wohnungsgesellschaft.
Die Schule hatte eine „Polit AG“ mit aktuellen politischen Diskussionen.
Vorsitzender der AG war damals Michael Machens, der später Landesvorsitzender
der Jungen Union Niedersachsen wurde und auch eine Periode dem
Niedersächsischen Landtag angehörte. Es war die Zeit der politischen Diskussionen der 68er-Bewegung. Das war eine
gesellschaftskritische, linke politische Studentenbewegung. So „links“ waren die Diskussionen in
Hildesheim aber nicht. 1967 hat die Arbeitsgemeinschaft
Hildesheimer Oberschulen einen Gedenkzug
zu Ehren des in dem Jahr verstorbenen ersten Bundeskanzlers der
Bundesrepublik Deutschland, Konrad
Adenauer, organisiert. Wir trafen uns am Hindenburgplatz und gingen zum Marktplatz
vor dem Hildesheimer Rathaus. Die Gedenkrede hielt damals Bürgermeister Martin
Boyken.
Martin Boyken war 1964 – 1968 Bürgermeister, die Wahlperiode davor und danach
Oberbürgermeister von Hildesheim. Er war Oberstudiendirektor des Gymnasiums
Andreanum und Präsident der Landessynode der Evangelisch-lutherischen
Landeskirche Hannover. Er war im Dritten Reich Mitglied der Bekennenden Kirche
und deswegen damals aus dem Schuldienst entlassen worden.
Ich war für die Wirtschaftsoberschule in der AG. Den Gedenk-Umzug hatte ich
damals angestoßen und mit organisiert. Es war ein bewusster Gegenpol zu den
linken „68er“.
DAMALS, das waren unsere Lehrer
Unser Klassenlehrer war Helmut
Spitzley, Betriebswirtschaftslehre und Englisch hatten wir bei ihm. Wir
waren, glaube ich, seine erste Klasse als Klassenlehrer nach Studium und Referendariat.
Er war unglaublich engagiert. Jede BWL-Stunde hatte er vorbereitet, mit Inhalt
und Unterrichtsziel, mit verschiedenen möglichen Vorgehensweisen, je nach
Unterrichtsverlauf und Schülerbeiträgen. Das muss ein großer
Vorbereitungsaufwand gewesen sein. BWL wurde mein Lieblingsfach.
Mathematik hatten wir bei Ralf
Rakemann. Ich kannte ihn schon von der Berufsschule. Er hat uns (die Handelsschüler,
die vorher nur Kaufmännisches Rechnen hatten)
erfolgreich von „0“ bis zur Integral- und Differentialrechnung gebracht.
Und das in knapp mehr als 2 Jahren.
Ein Neuanfang war auch der Spanisch-Unterricht mit Ilse Brook. Sie war begeisterte „Spanierin“ und hat uns von ihrer
Fahrt durch Spanien während oder nach (?)
ihrem Studium erzählt. „En la españa seca…“ begann eine Geschichte. Mehr
habe ich nicht behalten. Leider.
Ich war
ein schlechter Spanisch-Schüler. Frau
Brook hat mich aber immer wieder zum Vokabel-Lernen geführt und viel
Nachsicht gezeigt. Während der
Vorbereitung unseres Jubiläums-Klassentreffens erfuhr ich von Renate Ohms-Fuchs,
dass Frau Brook in einem Seniorenhaus in Berlin leben würde. Ich wollte sie vor
unserem Klassentreffen besuchen. Aber es war zu spät. Am 8. April ist sie
gestorben. Schade, ich hätte ihr gern gezeigt, dass ihre Mühen inzwischen nicht
ganz unfruchtbar waren.
Der „französische Pendant“ war Herr
Wölfert. Französisch, mit dem leicht sächsischen Akzent von Herrn Wölfert, setzte auf den Kenntnissen vom Gymnasium bzw.
der Realschule auf.
Herr Busch weckte unser Interesse für die deutsche
Literatur. Welche Schriftsteller wir alle gelesen haben, weiß ich nicht mehr.
An Gotthold Ephraim Lessing erinnere ich mich, weil ich über „Nathan der Weise“
meine Jahresarbeit (oder Abiturarbeit?) geschrieben habe.
Herrn Ahrens hatten wir in Geschichte. Das war mir ein wenig zu
viel auswendig lernen von Jahreszahlen. Aber das Interesse an geschichtlichen
Zusammenhängen habe ich behalten.
An Herrn Melz erinnere ich mich,
wenn ich Wetterkarten sehe. Eines der Themen in Geografie waren die Isothermen
und Isobaren der Meteorologie.
Unser Chemielehrer, Dr. Seidel,
hatte einen schweren Stand. Physik hatten wir in der ersten Hälfte der
Schulzeit und Chemie in der zweiten. Das waren eher (Pflicht-) Schnelldurchgänge.
Ich habe
eine gute Erinnerung an unsere
Lehrerin und Lehrer. Sie waren engagiert und sie haben uns gefördert und viel
dazu beigetragen, dass ich das Abitur
geschafft habe.
Das gilt
auch für die Lehrer, die ich vorher in der Volksschule und Handelsschule hatte.
Die Erfahrung mit ungerechten und
willkürlich und nachtragend handelnden Lehrern, die manchmal berichtet werden,
hatte ich nie.
DAMALS, das waren wir
Unsere Abiturprüfung war in der
Aula, jeder an einem Tisch. So wie das wohl bei allen Abiturprüfungen war und
heute noch ist. Haben wir dabei geschummelt oder es versucht? Vielleicht
versucht? Wenn, dann war die Erarbeitung des kleinen Zettels mit kleinster
Schrift, damit viel aufgeschrieben werden konnte, die man unauffällig kaum
lesen konnte, der eigentliche Wert. Das
Zettelchen zu benutzen war dann doch viel zu riskant. Die Erarbeitung war der
eigentliche Wert, zum Schluss noch einmal die konzentrierte Zusammenfassung des
für die Prüfung Wiederholten.
Die
feierliche Schul-Entlassung und Übergabe der Abiturzeugnisse war etwa zwei Wochen nach den Prüfungen. Dazwischen
war Erholungszeit. Es war auch meine
erste Urlaubsreise. Meine Eltern fuhren nicht in Urlaub und damit auch
nicht meine Brüder und ich. Tagesausflüge in den Harz oder in die Heide waren aber
ein schöner Ersatz.
In den Ferien
hatte ich während der letzten Schuljahre öfter einen Schülerjob gehabt. Ich
erinnere mich an das Kaufhaus Horten (heute „Galeria Kaufhof“). Einmal hatte
ich während der Weihnachtsferien in der Kosmetik-Abteilung gearbeitet.
Verkaufen durfte ich nicht, nur die Waren einsortieren und im Lager arbeiten,
aber mitten unter nur weiblichen und hübschen Verkäuferinnen. Heiligabend – es
wurde bis Mittag gearbeitet – gab es in der Kantine Gänsebraten. Daran erinnere
ich mich auch noch.
Die Ferienreise nach der Abi-Prüfung ging
zum Zelten an den Lensterstrand bei Grömitz an der Ostsee. Jürgen bekam das gerade
neu gekaufte Auto seines Vaters. Gezeltet haben wir zu viert, Jürgen, Rainer,
Ernst-Heinrich und ich. Einige aus unserer Klasse sind von Grömitz aus weiter
nach Dänemark gefahren, Günter und Eckhard gehörten dazu. Etwas problematisch
war, dass das Auto nach der Rückfahrt „verreckte“, der Motor musste nach
unserem Ausflug ausgetauscht werden..
Beim
Zelten habe ich auch die Abitur-Rede
als Klassensprecher vorbereitet. Den genauen Inhalt weiß ich nicht mehr. Es
wird ein Dank an unsere Eltern und auch an unsere Lehrer gewesen sein. Und das
war aufrichtig und das gilt auch heute noch.
DAMALS – BIS HEUTE
Unsere Abiturfeier und unser Klassentreffen nach 50 Jahren
Gefeiert haben wir das Abitur mit einem Ball im Hotel Rose. An dem gleichen
Ort, an dem wir jetzt unser 50-jähriges
Abitur feierten. Das Hotel Rose gibt
es nicht mehr. Dort steht heute das Knochenhauer Amtshaus.
1989 wurde die Rekonstruktion des
Knochenhauer Amtshauses und des Bäckeramtshauses fertiggestellt. 1986 hatte
der Rat der Stadt Hildesheim den Wiederaufbau beschlossen. Zuvor war das Hotel
Rose in Konkurs gegangen und abgerissen worden.
Eine Gesellschaft für den Wiederaufbau war 1970 gegründet worden.
Einer der treibenden Kräfte und eine Zeit lang
deren Geschäftsführer war ein Mitschüler der Wirtschaftsoberschule,
Michael Machens. Er war ein Jahrgang über uns.
Das Knochenhauer Amtshaus und die Bebauung um den Marktplatz war 1945 bei
einem Bombenangriff komplett zerstört worden.
Gebaut worden war das Fachwerkhaus 1529 als Verkaufs- und
Versammlungsgebäude der Knochenhauer, der Fleischer Hildesheims. Es galt als
eines der schönsten Fachwerkhäuser.
Für die Mädchen unserer Klasse begann nach dem Abitur das Studium, für uns
Jungen die Bundeswehr.
Ich fand
das damals etwas ungerecht. Bundeswehr bedeutete drei Semester verlorene Zeit,
ein drei Semester späterer Beginn des Studiums. Das war ein Drittel der
Studienzeit.
Das
„Opfer“ braucht heute nach Abschaffung der Wehrpflicht keiner mehr bringen.
Der größere Teil unserer Klasse hat
Pädagogik studiert und ist Lehrer/in geworden. Ein Kompliment an die Lehrer
unserer Schule? Es könnte so sein.
Zu den Pädagogen gehören Rudolf und Dietmar
aus meinem Heimatort Giesen. Sie
hatten wie ich nach der Volksschule in Giesen die Handelsschule besucht. Sie
waren jünger, weil bei mir noch drei Jahre Lehre bzw. Beruf zwischen
Handelsschule und Wirtschaftsoberschule lagen. Rudolf war zuletzt an der
Realschule (?) in Harsum. Dietmar ist schon vor einigen Jahren gestorben.
Werner kam aus Betheln (früherer Landkreis Alfeld). Er
war wie ich in der Jungen Union aktiv und Vorsitzender des Kreisverbandes
Alfeld.
Renate kam aus Heinde. Im Haus ihrer Mutter haben wir
manche Fete gefeiert. Jetzt treffen wir uns zusammen mit unseren Ehepartnern jedes
Jahr auf Teneriffa und wandern gemeinsam. Renate hat auch in Göttingen studiert
und ist dann Lehrerin geworden. Eine Zeit lang haben wir in Göttingen in der
gleichen Straße, der Planckstraße, gewohnt.
Karl-Heinz hat es
nach dem Lehrer-Studium von Hildesheim in das Emsland „verschlagen“.
Margitta ist nach dem Studium in Göttingen geblieben und
wohnt jetzt in Roßdorf bei Göttingen.
Monika kam aus Alfeld und lebt jetzt in Göttingen.
Renate und Rita kamen
beide aus Eime (früherer Landkreis Alfeld). Renate wohnt jetzt in Imbsen. Rita
ist vor wenigen Jahren verstorben.
Zu den späteren Lehrern gehören auch Horst
aus Holle und Gerd, der jetzt in Bad
Harzburg wohnt.
Ulrike kam von der Marien-Realschule. Sie gehörte zum „Heinder
Feten-Kreis“. Ulrike und Rainer, der
vom Gymnasium in die WO gewechselt war, sind
ein Ehepaar geworden. Zusammen waren sie Lehrer
an der Oberschule (Haupt- und Realschule) in Nordstemmen.
Dritter „im Bunde“ war dort Ernst-Heinrich.
Ihn habe ich noch wegen seines etwas ausgefallenen Literatur-Wunsches in
Erinnerung. Als Jahresarbeit im Deutsch-Unterricht konnten wir über das Werk
eines Autors unserer Wahl schreiben. Ernst-Henning hatte Jack London (?)
ausgesucht, das war keiner der Klassiker unserer Deutsch-Stunden. Meine Wahl viel damals auf Lessings „Nathan
der Weise“. Die religiöse Toleranz und Menschlichkeit Nathans hat mich damals
beeindruckt und ist so etwas wie ein Leitfaden geworden.
Einen etwas anderen Berufsweg schlug Reiner
ein. Er studierte bei der Bundeswehr
und war danach Offizier im Geowesen der Bundeswehr.
Carla ging nach der Schule zum Zoll.
Günter wurde Zahnarzt und hat sich in Hildesheim selbständig
gemacht.
Uwe und Karl-Heinz
wurden Handelsschullehrer. Uwe ist unserer Schule treu geblieben, Karl-Heinz
wurde Handelsschullehrer in Bremen.
Andreas saß im letzten Schuljahr neben mir. Er kam aus
Einbeck. Nach dem Abitur studierte er Soziologie in Göttingen. Danach war er „verschwunden“.
Keiner aus unserer Klasse weiß, was aus ihm geworden ist.
Jürgen Müller, Eckhard Kloth, Josef Evers und ich haben uns in Göttingen beim BWL-Studium wieder getroffen.
Mit Josef aus Borsum (er kam von
der Buhmann-Schule) war ich nach dem Abitur auch zusammen bei der Bundeswehr,
in der gleichen Ausbildungskompanie und
Kaserne in Hannover. In Göttingen hat er uns mit seinem selbst
gekelterten Obstwein versorgt. Heute brennt er Hochprozentiges von den Früchten
seiner Streuobstwiese. Josef hat nach dem Handelslehrer-Studium am Handels-Lehrstuhl
Prof. Gerth promoviert. Sein Berufseinstieg war bei Blaupunkt, danach wechselte
er zur Konzernmutter Robert Bosch GmbH in Stuttgart. Die letzten Berufsjahre
verbrachte er als Geschäftsführer der Bosch Landesgesellschaft für Spanien und
Portugal in Madrid. Wir und unsere Ehefrauen sind noch heute befreundet.
Jürgen war im Studium Spargel-Liebhaber und mit dem
ersten Spargel (es war preiswerter griechischer) gab es im Frühjahr „auf seiner
Bude“ Spargel und im Herbst lud er zum Grünkohlessen ein. Zusammen mit Josef
war ich Trauzeuge, als Jürgen Christel geheiratet hat. Nach dem Abschluss als
Diplom-Kaufmann arbeitete er im Controlling des TÜV-Rheinland/TÜV Nord in
Essen.
Eckhard war nach Studienabschluss Prüfer beim
Sparkassenverband. Er ist vor einigen Jahren schon gestorben.
Wir vier
haben alle die Betriebswirtschaft-Veranstaltungen
bei Professor Helmut-Kurt Weber besucht
und bei ihm unsere Diplom-Arbeiten (1975) geschrieben. Josef und ich waren auch gegen
Ende des Studiums zeitweise studentische Hilfskräfte am Lehrstuhl. Er hat nach
dem Diplom extern promoviert, ich als Assistent am Lehrstuhl von Professor Weber.
Gewohnt habe ich die erste Zeit bei einer
sehr netten, älteren Dame in der Planckstraße – in dem Zimmer, in dem
vorher Ulrikes Bruder wohnte. Er hatte in Göttingen Textilkaufmann im Modehaus
Fischer gelernt, bevor er das elterliche Geschäft in Hildesheim übernahm. Das
Zimmer war durch eine nachträglich eingebaute Rigips-Wand von dem Schlafzimmer abgetrennt und entsprechend hellhörig und das Bad hatten wurde gemeinsam mit meiner Vermieterin genutzt. Nach drei Semestern bin ich in ein Studentenheim, das Afro-Asiatische Studentenheim (Abkürzung
„Affenheim“ und die Kneipe im Keller war die „Affenbar), umgezogen. Ich hatte
mich dort beworben, weil es die kürzeste Wartezeit hatte. Die Studenten mussten
zur Hälfte aus afrikanischen oder asiatischen Ländern kommen. Es waren gute
Zimmer mit Gemeinschaftsduschen und einer gemeinsamen Küche auf jeder Etage.
In dem
Studentenheim habe ich auch kochen gelernt. Mein erstes Gericht stammte von
Chauki Zein aus dem Libanon. Es bestand aus Zwiebeln, Paprika, Tomaten und 1
Dose EVST-Rindfleisch, dazu passt Reis.
Das war einfach zu kochen und schmeckte
vorzüglich (koche ich auch heute noch manchmal, aber selten). Meist bin ich
aber mittags in die Mensa neben dem BWL-Seminar gegangen und abends in die
Mensa am Wilhelmsplatz (heute ist dort das Restaurant „Augusta“). Dort gab es
für eine Mensa-Essenmarke Sülze mit Bratkartoffeln.
EVST, das war die Einfuhr- und Vorratsstelle für die Stabilisierung der Inlandspreise und für Krisenfälle, die u.a.
Lebensmittel bevorratete. Vor Verfalls-Ablauf kamen die Konserven preiswert in
den Handel. Heute bekommt man die gleich großen Dosen als "Rindfleisch im eigenen Saft".
Nach dem
Diplom war ich ein Jahr Wissenschaftlicher Mitarbeiter des
Hildesheimer Bundestagsabgeordneten
Hans-Adolf de Terra (vor dem Bundestagsmandat war er Regierungspräsident in Hannover) und
habe für ihn 1976 den Bundestagswahlkampf organisiert.
Es
folgten fünf Jahre als Hochschul-Assistent
am Lehrstuhl von Professor Dr. Weber
und die Promotion mit einem Thema über die Zulässigkeit von
Landesbürgschaften. Es war einer meiner schönsten Lebensabschnitte. Ich hatte
eine gut bezahlte Assistenten-Stelle mit einer weitgehend freien Arbeitsgestaltung,
keinem Konkurrenzdruck, begrenzter Verantwortung und einem freundschaftlichen
Assistenten-Kollegium. Alle ehemaligen Assistenten und Doktoranden des
Lehrstuhls treffen sich mit ihren Ehefrauen noch immer regelmäßig einmal im
Jahr mit unserem ehemaligen Chef und Doktor-Vater Professor Dr. Weber. Das
spricht für ihn. Einer aus unserem Kreis, Wolfrath Bär, ist im letzten Jahr
gestorben. Mit Eckhard Müller mache ich jetzt meine zweite Jahres-Fahrradtour. Er, Helmut Mansch, Ludwig Thiedau und Renate
Neumann-Schäfer gehören zum Freundeskreis aus der Assistenten-Zeit.
Am
Lehrstuhl habe ich auch meine Frau
Ursula kennengelernt und wir haben 1978 in
Göttingen geheiratet. Unsere Tochter Christina ist heute Staatsanwältin in
Hildesheim. Trauzeuge war mein Assistenten-Kollege Steffen Böhm und mein Bruder
Wolfgang. Den Polterabend haben wir in den Clubräumen des „Affenheims“ gefeiert.
Heinrich Biermann aus Giesen und Werner
Heine aus Borsum, hatten einen großen Bus gechartert, mit dem die Freunde aus dem Landkreis
Hildesheim anreisten.
Heinrich
Biermanns politische Kariere, er wurde Stellvertretender Landrat im Landkreis
Hildesheim und Landtagsabgeordneter, hatte ich zu Anfang eng begleitet. Mit
Plakaten „Junge Union für Heinrich Biermann“ warben wir bei seiner ersten
Kreistags-Kandidatur. Er kam auf Anhieb in den Kreistag. Werner Heine war mein Vorgänger als JU-Kreisvorsitzender.
Mit ihm habe ich im Wahlkampf „Canvassing“ gemacht. Wir gingen von Haustür zu
Haustür und versuchten unsere Wahlprospekte und Argumente rüberzubringen. Die
Art des Wahlkampfs war damals ganz neu aus Amerika übernommen worden.
Nach der Hochschule war meine erste Arbeitsstelle beim Zweckverband Großraum Hannover (ein Kommunalverband mit dem
Landkreis und der Landeshauptstadt Hannover als Mitglieder, heute ist daraus
die Regionalstadt Hannover geworden). Hier war ich Abteilungseiter und später
Fachbereichsleiter für Wirtschaftsförderung. Damals war die Förderung von
Unternehmensgründungen Thema, wie heute, und zusammen mit den beiden Sparkassen
im Großraum Hannover haben wir die ersten Risikokapitalgesellschaften
gegründet.
Der Versuch, im Landkreis Hildesheim Kreisdirektor zu werden, ging schief.
Die Mehrheit der CDU-Kreistagsfraktion wählte den anderen Kandidaten, ich hätte
es besser vorbereiten müssen. Ärgerlich war, dass ich das zeitgleiche Angebot, Jugend- und Sozialdezernent
der Stadt Langenhagen zu werden, wegen der Kandidatur in Hildesheim ausgeschlagen
hatte.
Dafür
folgte kurz darauf die Wahl zum hauptamtlichen
Stadtrat der Stadt Salzgitter - Ende gut alles gut - mit den Dezernaten für Wirtschaftsförderung,
Liegenschaften und Schulen. Den ersten Kontakt zur Stadt Salzgitter bekam ich
über einen Freund aus der Jungen Union, über den ich Wolf-Dieter Jäschke von
der CDU-Fraktion kennenlernte. Er hat mich sehr unterstützt. Wir sind dann
Freunde geworden und haben zusammen mit unseren Frauen viel gemeinsame Zeit
verbracht.
Ich war
aber nicht der einzige Bewerber. Ein Amtsleiter
der Stadtverwaltung hatte sich ebenfalls beworben und war der Kandidat
des CDU-Fraktionsvorsitzenden und auch der Fraktionsmehrheit. Ich hätte die
Wahl nicht gewonnen, hätte ich nicht die Unterstützung der SPD-Fraktion im Rat
der Stadt gehabt. Dafür sorgten Peter-Jürgen Schneider, damals
Landtagsabgeordneter (er war später Finanzminister in Niedersachsen), der
Fraktionsvorsitzenden Georg Obst und Oberstadtdirektor Hendrik Gröttrup, die
mich auf Initiative von Peter-Jürgen Schneider in einem Gespräch in Hannover
„gemustert“ hatten. Georg Obst wurde später zusammen mit Wolf-Dieter Jäschke
mein bester Freund in Salzgitter. Unterstützung erhielt ich auch von dem
Chefredakteur der Salzgitter Zeitung, Klaus Karich, den ich vorher nicht
gekannt hatte. Er schrieb in einem Kommentar vor der Abstimmung im Rat
sinngemäß, dass die CDU eine Chance für Salzgitter vergeben würde, wenn sie nicht den "jungen und dynamischen" Kandidaten unterstützen
würde. Ich wurde gewählt.
Einige
Jahre später wurde der bisherige Kämmerer Detlef Engster zum Oberstadtdirektor
gewählt und ich hatte Interesse, sein
Nachfolger zu werden. Aber, bei aller Anerkennung, in Salzgitter könne nur ein
SPD-Bewerber Kämmerer werden, erklärte mir der bisherige Oberstadtdirektor.
Enttäuschend. Darum wechselte ich aus der Stadtverwaltung in die städtische
Wohnungsbaugesellschaft. Hier war ich seit Beginn auch
Aufsichtsratsvorsitzender und, als der bisherige Geschäftsführer ausschied,
ergriff ich die Möglichkeit. Abgesichert durch die Zustimmung des neuen
Oberstadtdirektors und der Fraktionsvorsitzenden von SPD und CDU, die ich mir
vorher sicherte, übernahm ich die Geschäftsführung der städtischen Wohnungsbaugesellschaft und einer Tochtergesellschaft,
mit der wir u.a. für das Land Niedersachsen die Gebäude der Fachhochschule in
Salzgitter gebaut und finanziert haben. An der Fachhochschule war ich dann "nebenbei" auch
noch Geschäftsführer eines Instituts für Logistiksysteme und Dozent für Buchführung.
Aus dieser
Zeit besteht noch heute ein Freundeskreis, der sich zwei- bis dreimal im Jahr
trifft. Leider sind zwei aus unserem Kreis verstorben. Georg Obst, lange Jahre
Fraktionsvorsitzender der SPD, und Wolf-Dieter Jäschke, Handwerksmeister und
lange Jahre CDU-Ratsherr der Stadt Salzgitter.
1995 sind
wir nach Berlin umgezogen. Dort
konnte ich Geschäftsführer eines größeren Wohnungsunternehmens, der GSW –
Gesellschaft für Siedlungs- und Wohnungsbau – werden. Das war ein wesentlich
größeres Unternehmen als ich es in Salzgitter hatte, 70.000 Wohnungen statt
5.000. Und der Wohnstandort Berlin
lockte natürlich auch. Darum war es klar, dass ich ein solches Angebot
angenommen habe. Jetzt wohnen wir in Berlin und seit dem Berufsende im
Winterhalbjahr auf der Kanaren-Insel Teneriffa.
In
Salzgitter war der Beruf eine Schnittmenge aus Wirtschaft, Verwaltung und Politik. Das war es, was ich wollte. Und
hier profitierte ich auch davon, dass ich all die Jahre Politik gemacht hatte. In Berlin war
die GSW ein städtisches Wohnungsunternehmen mit einem sozialen Auftrag und einem durch die Gemeinnützigkeit begrenzten Gewinnziel. Ich wollte in meinem Berufsleben
nicht für die Gewinnmaximierung irgendwelcher Kapitaleigentümer arbeiten. Das
gesellschaftliche Engagement war mir wichtig.
In Berlin
konnte ich auch etwas bewegen, das Unternehmen zusammen mit den beiden
Geschäftsführer-Kollegen umgestalten und Neues aufbauen. Neben dem Kerngeschäft
der Wohnungsvermietung und des Gebäudemanagements, das ich verantwortete, entstand eine
Versicherungs-Tochtergesellschaft und eine Tochtergesellschaft für
Wärme-Contracting, die Eigentumsverwaltung wurde ausgebaut (wir hatten zum
Schluss 10.000 Eigentumswohnungen in der Verwaltung).
Politisch
war ich in Berlin nicht mehr aktiv. Dafür fehlte die Zeit. Und als
Geschäftsführer einer städtischen Gesellschaft war politische Neutralität schon
angebracht. Aber im Wohnungsverband für
Berlin und Brandenburg (BBU) war ich unterwegs und u.a. Mitglied im
Gründungsbeirat für den Studiengang Real Estate der BBU-Akademie.
Das alles endete, als das
Land Berlin „mein“ Wohnungsunternehmen an zwei amerikanische Fonds verkaufte
(heute sind die Wohnungsbestände bei der Deutschen Wohnen AG). Deren
Geschäftsmodell war nicht meine Welt. Ich habe noch den Facility-Bereich der
Gesellschaft mit den Hausmeistern und Handwerkern ausgegründet, war zwei Jahre als Berater für das Unternehmen tätig (so wie man leitenden Mitarbeitern oft einen "weichen" Abgang verschafft) und bin dann nach dem 63. Lebensjahr Rentner
geworden.
Das fiel mir zunächst schwer.
Geschäftsführer eines so großen Unternehmens zu sein, bedeutet eine große
Gestaltungsfreiheit, die Möglichkeit immer wieder etwas Neues zu machen, jeden Tag mit Kollegen und Mitarbeitern zusammen zu sein, die Mitarbeiter zu leiten und auch auf sie einzugehen, sich sozial engagieren zu können.
Das fehlte mir.
Die Lösung war dann sportliche Betätigung, was
ich früher nicht gemacht habe, Wandern (auf der Kanaren-Insel Teneriffa, die zum
zweiten Wohnstandort geworden ist, u.a. auch mit meiner ehemaligen Mitschülerin
Renate) und Fahrradfahren
(jedes Jahr eine größere Tour, seit letztem Jahr mit Eckhard – über die
Fahrten berichte ich in einem Internet-Blog „Sattel und Schuh“). Und ich habe
eine kleine handwerklich-künstlerische Ader entdeckt, ein wenig Silberschmuck
(für meine Frau), Emaille-Arbeiten, Tiffany-Glasbilder. Über
Volkshochschul-Kurse habe ich mir die notwendigsten Kenntnisse angeeignet. Und
damit verbringe ich meine Zeit, wenn ich nicht radele oder wandere oder mit
Freunden zusammen bin.
Eine Möglichkeit wäre vielleicht ein neues politisches Engagement gewesen. Aber der Abstand war zu groß geworden. Und der Berliner Politikbetrieb ist auch nicht unbedingt einladend.
Eine Möglichkeit wäre vielleicht ein neues politisches Engagement gewesen. Aber der Abstand war zu groß geworden. Und der Berliner Politikbetrieb ist auch nicht unbedingt einladend.
Auf
Teneriffa haben wir einen neuen Freundeskreis bekommen und einige
Freundschaften aus der Göttinger Zeit, der Zeit in Hildesheim und in Salzgitter
und hier in Berlin sind erhalten geblieben.
Ein halbes Jahrhundert nach dem Abitur haben wir uns wieder getroffen. Nach
dem „Mittelstück“ unseres Lebens. Nun beginnt die „Nachspielzeit“. Schön, dass
wir das auch noch erleben dürfen.
Die Beschreibungen stammen meist aus Wikipedia-
und anderen Artikeln im Internet, ohne einzelne
Zitierungen.