Rom - Freundeskreis der KAS

Reise des Freundeskreises der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS)
im Mai/Juni 2016

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(5) Spaziergang durch das Antike Rom


Auf den Spuren des römischen Reiches wanderten wir mit unserer Gruppe über den Kapitolshügel und durch das Forum Romanum mit den Kaiserforen.

Die Ausgrabung der verschütteten und überbauten antiken Stadt ist in der Zeit Mussolinis vorangetrieben worden. Er wollte die Größe und den Glanz des antiken Roms mit seiner Herrschaft verbinden. Nur darum ging es ihm. Um sich ein anderes Denkmal zu setzen, ließ er einfach quer durch die antiken Kaiserforen seine Prachtstraße, die heutige Via dei Fori Imperiali, bauen, die dreiviertel der gerade freigelegten Kaiserforen gleich wieder zerstörte.



Während unseres Rundgangs begegneten wir auch dem aktuellen Rom. Ein großer Protestzug zog über die Via dei Fiori, Abordnungen wohl aller städtischen Behörden und Betriebe. Wahrscheinlich demonstrierten sie für bessere und sicherere Arbeitsbedingungen. Auch die immer wieder praktizierten Spontan-Streiks erlebten wir. An einem Tag fuhren vormittags keine öffentlichen Verkehrsmittel. Und bei den Rundgängen in der Stadt fiel auf, dass die Müllabfuhr besser funktionieren müsste. Die Straßen und Bürgersteige sind in schlechtem Zustand. Roms Verwaltung gilt als korrupt und unregierbar. Jetzt im Juni wurde wieder ein neuer Bürgermeister, eine Bürgermeisterin, gewählt. Der vorherige Bürgermeister steht im Zusammenhang mit Mafia-Prozessen vor Gericht.
Aber zurück zum Rom der Antike.

Konstantin der Große ist uns schon oben bei St. Agnese begegnet. Er war von 306 bis 337 römischer Kaiser. Sein Vater war einer von vier Kaisern in der von Kaiser Diokletian eingeführten Vierer-Herrschaft (Tetrarchie) mit zwei Seniorkaisern mit dem Titel Augustus und zwei Juniorkaisern mit dem Titel Caesar. Sie herrschten in vier Präfekturen (Frankreich/Gallien und Britannien) (Italien, Spanien, Nordafrika) (Griechenland, Dalmatien), (Türkei, Ägypten).

In der Präfektur Gallien und Britannien und später auch Hispanien herrschte Konstantin als Mitkaiser. Seine Residenz war Trier (alter Name: Augusta Treverorum). Hier erinnern die Konstantinbasilika (als Palastaula/Residenzhalle gebaut) und die Kaiserthermen an seine Zeit.

In der Nachfolge Diokletians bzw. der drei Mitkaiser setzte sich Konstantin durch und herrschte ab 324 allein. Von ihm wurde die sog. Konstantinische Wende eingeleitet, mit der der Aufstieg des Christentums zur wichtigsten Religion im römischen Reich ermöglicht wurde. Noch unter Diokletian waren die Christen verfolgt worden.
Nach 324 verlegte Konstantin den Regierungssitz von Rom nach Byzanz im Osten des Reiches, das später nach ihm benannte Konstantinopel und heutige Istanbul. Das war der Beginn des Niedergangs Roms.

Der Konstantinsbogen
ist in der Nähe des Kolosseums und erinnert an den Sieg bei der Milvischen Brücke, in der er seinen Rivalen besiegte. Der Konstantinsbogen überspannte die damalige Via Triumphalis, über die alle Herrscher durch das Forum Romanum zum Capitol zogen.

Auf dem Capitol standen die wichtigsten Tempel Roms, u.a.  der Tempel der Juno mit dem Beinahmen Moneta. Dort befand sich auch eine Münzstätte.

Am südlichen Rand des Kapitol
befand sich das Tabularium, in dem sich das Staatsarchiv des römischen Reiches befand. Dort steht jetzt der Senatorenpalast, auf dem Unterbau des antiken Tabulariums errichtet.

Der Kapitolsplatz vor dem Senatorenpalast und die beiden seitlichen Palästen  wurden von Michelangelo im 16. Jh. entworfen. Seit 1871 ist der Senatorenpalast das römische Rathaus.

Neben dem Kapitol wurde das Monumento Nazionale a Vittorio Emanuele II (Nationaldenkmal für Viktor Emanuel II.) errichtet. Es erinnert an die  italienische Reichsgründung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, den Risorgimento (Widerstand) und an den ersten König des neu gegründeten Italiens, Vittorio Emanuele II., aus dem Haus Savoyen (Fürstentum um den Genfer See, Turin, Piemont. Zum Heiligen Römischen Reiches gehörend).

Das Forum Romanum
ist das älteste Forum Roms. Der Kapitolshügel und das Forum Romanum mit den später hinzugekommenen Kaiserforen (oft werden alle Foren als Forum Romanum zusammengefasst) waren das Zentrum des politischen Lebens des antiken Roms. Bis zum 7. Jh. v.Chr. war dort ein Sumpf, der durch die „Cloaca Maxima“  trockengelegt wurde (Haupt-Abwasserkanal zum Tiber hin. Das über Aquädukte in die Bäder und Brunnen geleitete Frischwasser wurde über ein Kanalsystem abgeleitet, mit dem Müll und Fäkalien entsorgt wurden. Der Begriff Kloake ist davon abgeleitet).


Um 600 v.Chr. entstand ein erstes Forum auf einem Plateau mit religiösen und politischen Bauten sowie Handelsplätzen. Die Regia (Residenz des Königs, errichtet ca.  525 v.Chr.) wurde gebaut. Die „Rostra“ (Rednertribüne, der Name Rostra bedeutet Schiffsschnabel, die wurden als Trophäen erbeuteter Schiffe hier angebracht) und die „Curia“ (Sitz des römischen Senats) entstanden.  An der Rostra wurde das Zwölftafelgesetz angebracht (450 v.Chr.) Es ist eine Gesetzessammlung auf 12 bronzenen Tafeln. U.a. wurden auch Bestattungen geregelt: Übertriebener Luxus war verboten. Goldene Grabbeigaben und Gelage bei Totenfeiern wurden untersagt. Offensichtlich  muss es Gründe für solche Regelungen gegeben haben.
           

 S.P.Q.R.
In Rom  sind alle Schrifttafeln, Kanaldeckel, Mülleimer und andere öffentliche Einrichtungen mit den vier Buchstaben S.P.Q.R. versehen. Senatus Populusque Romanus (Der Senat und das Römische Volk) oder Senatu Populoque Romano (Dem Senat und Volk Roms) versehen.  Dieser Schriftzug war das Hoheitszeichen des antiken Roms. Scherzhaft wird S.P.Q.R. auch mit „Sono Pazzi Questi Romani“ übersetzt, was so viel heißt wie:„Die spinnen, die Römer“.



Die Kaiser des römischen Reiches ergänzten das erste Forum mit ihren Platzerweiterungen und Tempeln (Kaiserforen), um ihre Bedeutung zu demonstrieren und auch um die Bürger Roms für sich zu gewinnen:

Galius Lulius Cäsar
baute die erste Erweiterung des Stadtzentrum, ab 54 v.Chr.,  das Forum Lulium. 

Nach Ende der Königszeit (um 500 v.Chr.) übernahm der Senat in der Zeit der Römischen Republik (bis Errichtung des Kaisertums 27 v.Chr) die Gesetzgebung und Regierung. Im Senat waren zunächst die alteingesessenen Familien vertreten, später auch die Plebejer (einfaches Volk). Die Konsuln waren die höchsten Beamten der Republik und je nach Stärke oder Schwäche des Senats auch die Herrscher. Innere Unruhen destabilisierten die Senatsherrschaft. Julius Cäsar wurde in dieser Situation zum „Diktator auf Lebenszeit“ ernannt (45 v.Chr.). Die Machtkämpfe nach dessen Ermordung gewann sein Großneffe Octavian, der 27 v.Chr. vom Senat den Titel „Augustus“ – der Erhabene – erhielt. Er begründete das Kaisertum. Der Senat bestand weiterhin, hatte aber seine Macht eingebüßt.

Kaiser Augustus
ließ das Forum vergrößern und mit Marmor (aus Carrara und anderen Provinzen Roms) und Travertin (poröser Kalkstein, „Lapis Tiburtinus“ – „Stein aus Tivoli“, Vorkommen auch anderswo)  prunkvoll ausbauen, es entstand das Augustusforum.
           
Kaiser Augustus (Gaius  Octavius, 63 v.Chr. – 14 n.Chr.) war erster Kaiser und  Alleinherrscher nach der Zeit der Römischen Republik (s.o.). Nach seinem Tod wurde seine Asche in dem von ihm gebauten Augustus-Mausoleum beigesetzt (nahe am Tiber, südlich der Piazza del Popolo. (Wir sehen das Mausoleum noch: s. u. Spaziergang zu Zweit). In die Zeit der Herrschaft Augustus fiel die Zeitenwende, Christi Geburt, in dem römisch besetzten Judäa. Und auch die Varusschlacht im Wiehengebirge/Teuteburger Wald, die mit einer Niederlage der römischen Legionen gegen die vom Cheruskerfürsten Arminus (Hermann) organisierten germanischen Stämme endete. Zur Erinnerung an den Sieg wurde 1875 das Hermannsdenkmal im Teutoburger Wald eingeweiht.

Kaiser Vespasian
errichtete das Friedensforum mit dem Friedenstempel (warum der Name?) nach der Eroberung Jerusalems (70 n.Chr.).
Teile des  Friedenstempels (wahrscheinlich die Bibliothek) wurden im 5. Jh. als Kirche  umgebaut, Santi Cosma e Damiano (zwei griechische Ärzte und Märtyrer). Auch die Unterkirche ist ein umgenutzter antiker Tempel (Temel des Romulus).



















Auch das Kolosseum 
ließ Vespasian bauen. Es ist das größte der im antiken Rom erbauten Amphitheater und der größte geschlossene Bau der römischen Antike überhaupt. Nach einer neueren Rekonstruktion der Bauinschrift des Kolosseums wurde seine Errichtung aus der Beute des jüdischen Krieges im Jahr 70 finanziert, unter anderem mit dem geplünderten Goldschatz des Tempels von Jerusalem. Nach seiner Fertigstellung im Jahr 80 wurde das Kolosseum mit hunderttägigen Spielen eröffnet, mit Gladiatorenkämpfen, nachgestellten Seeschlachten und Tierhetzen, bei denen 5.000 Tiere in der Arena getötet worden sein sollen. Als Arena war das Kolosseum über 400 Jahre lang in Betrieb.

Ab dem späteren 6. Jahrhundert nutzten die verbliebenen Bewohner der verfallenden Stadt die Arkaden und Gänge des Kolosseums, um Wohnräume darin einzurichten. Im 12. Jahrhundert wurde die Arena zum Teil in die Stadtfestung des Adelsgeschlechts der Frangipani (die Frangipani-Blume soll davon den Namen bekommen haben, weil ein Frangipani Parfüm daraus herstellte) einbezogen.
Während des ganzen Mittelalters bis in die Zeit der Renaissance und des Barocks wurde das Kolosseum immer wieder als Steinbruch für neue Bauten genutzt. So blieb vom äußeren Ring der monumentalen, viergeschossigen Fassade nur die nördliche Hälfte erhalten.
Die allmähliche Zerstörung wurde erst beendet, nachdem Papst Benedikt XIV. das Kolosseum im 18. Jahrhundert zur geweihten Märtyrer-Stätte erklärte.

Kaiser Nerva
errichtete zwischen Augustusforum und Friedensforum das Nerva-Forum.















Kaiser Trajan
baute das letzte der Kaiserforen, das Trajansforum. Es ist heute noch am besten erhalten. Unweit des Trajansforum steht die Trajanssäule. Der spiralförmig aufsteigende Fries hat 200m Länge und stellt Szenen aus erfolgreichen Kriegen dar. Im Sockel der Trajanssäule ist die Asche Trajans beigesetzt (damit innerhalb der Stadtmauern, was unüblich und ungewöhnlich war). Trajans Nachfolger ließ ihn zum Staatsgott erheben.

Unter der Herrschaft Trajans (98 bis 117 römischer Kaiser) hatte das römische Reich seine größte Ausdehnung. Es umfasste die an das Mittelmeer angrenzenden Länder, einschließlich der gesamten nordafrikanischen Küste, Ägypten,  Türkei, Griechenland, Armenien, Vorderasien, den Balkan, das Gebiet nördlich der Alpen bis zur Rhein-Donau-Linie, England und natürlich Italien.

Ende des 8. Jh. verliert das gesamte Forum seine Bedeutung. Gebäude werden teilweise zerstört oder verfallen (Rom hat um das Jahr 530 nur noch 100.000 Einwohner, s.o.). Mitte des 12. Jh. ist das Forum nicht mehr passierbar. Auf den Trümmern werden einfache Wohnhäuser gebaut, Weideflächen entstehen. Mit der Rückkehr der Päpste nach Rom werden die antiken Monumente geplündert und als Baumaterial verwendet. Das Forum Romanum wird zum Steinbruch. Der Petersdom und andere Kirchen wurde damit gebaut.

Im 18. Jh. erfolgten die ersten Ausgrabungen.


Im nächsten Kapitel:
(6)   Spaziergang zu Viert
(7)   Spaziergang zu Zweit