Rom - Freundeskreis der KAS
Reise des Freundeskreises der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS)im Mai/Juni 2016
Die Erläuterungen stammen meist aus Wikipedia- und anderen Artikeln im Internet, ohne einzelne Zitierung
(6) Spaziergang zu Viert
Den freien Ausflug haben wir gemeinsam gemacht. Wir, Bettina und Wilhelm, Uschi und ich.
Begonnen haben wir an der Piazza Venezia, ein guter Ausgangspunkt mitten in der Stadt und vom Gästehaus gut erreichbar (Endhaltestelle der Bus-Linie 60). Gegenüber ist der Altar des Vaterlandes, dahinter das Capitol und das Forum Romanum. Auf der anderen Seite die Via del Corso, die durch die Stadt geradezu zur Piazza del Popolo führt. Wir sind Richtung Tiber durch verwinkelte Gassen mit Wohngebäuden, Restaurants, Werkstätten, Läden, Galerien, kleinen Plätzen gegangen. Durch das jüdische Ghetto in der Nähe des Marcellus Theaters und der heutigen Synagoge.
Das römische Ghetto
wurde 1555 aufgrund des Ediktes von Papst Paul IV. eingerichtet. Hohe Mauern mit fünf Toren wurden um das Gebiet gezogen, in dem bereits seit vorchristlicher Zeit Juden siedelten. Die Lage war nicht sehr gut, der Tiber überschwemmte Teile des Viertels regelmäßig. Aufgelöst wurde es im Jahre 1870 nach Gründung des italienischen Staates, die Juden erhielten die vollen Bürgerrechte.
Das Marcellus Theater
wurde durch Kaiser Augustus gebaut und dem Gedenken an seinen verstorbenen Neffen Marcellus gewidmet. Wir sind diesem Kaiser schon öfter begegnet. Es wollte Rom von einer Stadt der Ziegel zu einer Stadt aus Marmor machen und entsprechend baute er Paläste und Tempel. Für den Bau des Marcellus Theaters mussten zwei kleinere Tempel abgerissen werden. Das war offensichtlich kein Problem. Etwa 10.000 bis 14.000 Zuschauer fanden Platz in dem Theater aus Travertin, dessen Baukonstruktion Vorbild für das später entstandene Kolosseum (50.000 Zuschauer) war.
Wie das Forum verfiel das Theater und wurde als Steinbruch verwendet. Irgendwann im Lauf des Mittelalters wurden die noch erhaltenen Teile als Wohnraum genutzt. Auf die ersten beiden Arkadenreihen baute man Wohnhäuser. Später, wohl im 16. Jahrhundert, fiel es in den Besitz der römischen Adelsfamilie Orsini (aus der Familie stammen 3 Päpste und 24 Kardinäle). Diese bauten den Komplex im Renaissancestil um und stützten die Fassadenteile durch stabilisierende Mauern ab. Noch heute ist dieser Zustand erhalten und noch heute ist das Theater bewohnt. Aufgrund der zentralen Lage handelt es sich sogar um sehr begehrte römische Stadtwohnungen.
Die Große Synagoge
wurde 1901-1904 in der Form eines griechischen Kreuzes errichtet. Dafür wurde ein Teil des Gettos, auch 5 kleinere Synagogen, abgerissen. Im Untergeschoß ist das Museum zur Geschichte der Juden in Rom. Ebenfalls im Untergeschoß des Gebäudes ist die Spanische Synagoge. Die Große Synagoge ist im Hauptgeschoß des Gebäudes.
Seit der Eroberung Jerusalems durch Babylon (Euphrat-Gebiet) 597 v.Chr. (babylonisches Exil) siedelten Juden im gesamten Mittelmeer-raum, so auch in Rom. Der Bevölkerungsanteil in Rom betrug einmal 10 % der städtischen Bevölkerung. Heute sind es rd. 16.000 (von 2,6 Millionen Römern – 2012).
Weiter am Tiber entlang zum Monte Aventino, am linken Tiberufer etwa gegenüber dem Circus Maximum (Circo Massimo) gelegen. Oben auf dem Monte Avention hat man vom Orangengarten (Giardino degli Aranci) einen sehr schönen Blick auf den Petersdom und die Stadt. Die Orangen im Garten waren reif und man hätte sie leicht pflücken können und reife Früchte lagen auch unter den Bäumen. Wir brauchten es aber gar nicht versuchen. Es waren Bitterorangen (Pomeranzen), genauso wie im Garten des Deutschen Ordens. Nur für (die klassische englische) Marmelade geeignet. Gleich neben dem Garten ist die Basilika Santa Sabina und hinter Klostermauern die Prioratskirche des Malteserordens. Dort ist auch „Il buco – das Schlüsselloch“, durch das man auf den Vatikan sehen kann. Wir nicht – die Schlange der Wartenden war zu lang. Und wir hatten den Blick ja schon vom Garten aus.
war die größte Arena in Rom, i.w. für Wagenrennen und Versammlungen. Ab dem 6. Jh. verfiel der Circus. Der große Obelisk aus dem Innenbereich wurde auf dem Piazza del Popolo aufgestellt. Die marmornen Sitzstufen wurden für den Bau des Petersdoms verwendet. Heute finden auf dem ebenen Gelände in einer Senke u.a. große Konzerte statt.
Der Monte Aventino
ist der südlichste der sieben Hügel in Rom. Auf ihm sind die Basilika Santa Sabina, die etwa zeitgleich mit der Basilika Santa Maria Maggiore im 5. Jh. gebaut wurde, und die Priorats(Kloster)-Kirche Santa Maria des Souveränen Malteserordens („Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes von Jerusalem von Rhodos und von Malta“ - Der Orden hat eine eigene Währung, unterhält diplomatische Vertretungen mit über 100 Staaten und der UN. Der Hauptsitz ist in der Nähe des Vatikans).
Den Berg hinunter, über die Tiberbrücke, am Markt an der Porta Portese vorbei (es soll der größte Flohmarkt sein, doch nur sonntags, in jedem Reiseführer erwähnt, aber mit höchst unterschiedlichen Bewertungen im Internet) und schon waren wir am Rand von Trastevere. Mittagspause auf einer kleinen Restaurantterrasse. Wieder auf die andere Tiber-Seite, mit dem Stadtbus am Tiber entlang bis zur Ponte Cavour. Wilhelm war der perfekte Bus-Führer.
Weiter durch die Seitenstraßen der Via del Corso mit den vielen Geschäften und Restaurants (nur als Anmerkung: das Jackett habe ich dann doch nicht gekauft, es passte in keiner Größe) zur Piazza del Popolo.
Die antike Aurelianische Mauer (wir haben sie schon südlich des Gästehauses des Deutschen Ordens gesehen) hat hier das Stadttor der Via Flaminia, die Rom mit der Adria (Rimini) verband. Porta Flaminia hieß dementsprechend auch das Tor, bis es nach der neben dem Stadttor gebauten Santa Maria del Popolo benannt wurde (Porta del Popolo). Die Ursprungskirche wurde schon 1099 geweiht, im 15. Jh. neu gebaut und durch ein Augustiner-Kloster ergänzt. (Hier wohnte Martin Luther 1511 während seines Rom-Aufenthalts.) Ein Jahrhundert später wurde der Obelisk in der Mitte des Platzes aufgestellt.
Im 17. Jh. kamen die Marien-Zwillingskirchen gegenüber dem Stadttor, die Brunnen und die Platzgestaltung hinzu.
Die Villa Borghese
mit dem 5 Quadratkilometer großen Park wurde 1605 von dem Kardinal Caffarelli-Borghese, einem Papst-Neffen, erworben. In der Villa befindet sich die bekannte Kunstsammlung, die auf den gleichen Kardinal zurückgeht. Einige der Bilder hängen heute allerdings im Louvre in Paris. Sie mussten in der napoleonischen Zeit an eine Schwester Napoleons, die einen Borghese geheiratet hatte, verkauft werden.
Die Villa Medici
wurde etwas früher gebaut, auf den Resten der Villa eines römischen Senators (letztes Jh. v.Chr.). Erworben wurde sie von dem Kardinal de Medici für seine Antikensammlung (nach den Kaisern des römischen Roms haben Päpste und Kardinäle das neue Rom gebaut). Galileo Galilei war in der Villa während des Kirchenprozesses gegen ihn („Die Erde dreht sich doch“) in Arrest. Er hatte gute Beziehungen zum Großherzog der Toskana (er war dort früher u.a. Hofmathematiker), die Villa war die Botschaft des Herzogtums Toskana in Rom.
Santa Trinita dei Monti und Spanische Treppe
Die „Dreifaltigkeitskirche am Berg“ wurde im 16. Jh. neben einem Paulaner-Kloster errichtet. Diesmal nicht von einem Kardinal, sondern von dem französischen König, Ludwig XII.
Die Verbindung zu der unterhalb des Berges verlaufenden Piazza di Spanga bildet die Spanische Treppe (eigentlich Scalinata (Treppe) der Trinita dei Monti). Der für deutsche Touristen geläufige Name wurde von der spanischen Botschaft beim Heiligen Stuhl abgeleitet, die sich noch heute an der Straße befindet.
Das Gelände vor der Botschaft gehörte zum exterritorialen Gebiet. Bürger konnten sich hierhin vor der päpstlichen Polizei (zur Zeit des Kirchenstaates) retten. Allerdings mussten die Ausländer damit rechnen, zum Dienst in der spanischen Armee verpflichtet zu werden. Das hat die Zahl der Asylsuchenden sicher nicht zu groß werden lassen.
Das Gelände vor der Botschaft gehörte zum exterritorialen Gebiet. Bürger konnten sich hierhin vor der päpstlichen Polizei (zur Zeit des Kirchenstaates) retten. Allerdings mussten die Ausländer damit rechnen, zum Dienst in der spanischen Armee verpflichtet zu werden. Das hat die Zahl der Asylsuchenden sicher nicht zu groß werden lassen.
Hinter der Piazza di Spagna beginnt das noble Einkaufsviertel, die Via Condotti und Seitengassen, mit all den Läden bekannter Bekleidungs- und Schmuck-Marken, durch das wir nur an den Schaufenster vorbei bummelnd gegangen sind. Noch einmal quer durch die Innenstadt. Mit einem romantischen Abschluss vor einem kleinen Straßenkaffee. Ein Hobby(?)-Tenor und ein Gast unterhielten uns mit kleinen Arien und „O sole mio“, fast wie Luciano Pavarotti.
Ein Spaziergang führte uns nach Trastevere und auf den Monte Gianicolo.
Der nordwestliche Teil des Monte Gianicolo ist exterritoriales Gebiet des Heiligen Stuhls. In Rom sieht man immer wieder Schilder an Plätzen, Gebäuden und Kirchen, die auf die Zugehörigkeit zum Kirchenstaat hinweisen. Der Kirchenstaat ist größer als das Vatikan-Gebiet. Hier am Gianicolo befindet sich die päpstliche Universität Urbania, Und das Kloster Sant Onofrio al Giancolo, auch exterritorial. Im Kloster ist der italienische Dichter Torquato Tasso gestorben und begraben, den Goethe in seinem gleichnamigen Schauspiel verewigt.
(7) Spaziergang zu Zweit
Nach dem offiziellen Programm sind wir (Uschi und ich) ein paar weitere Tage in Rom geblieben und haben uns einige Plätze noch einmal in Ruhe angeschaut und auch Neues erkundet.
Trastevere war einst ein Arbeiterviertel mit kleinen Häusern und engen und verwinkelten Gassen, in denen die Wäscheleinen über die Straße gespannt waren. So habe ich es auch aus einem Rom Besuch vor langer Zeit, zusammen mit meiner Frau, in Erinnerung. Die engen Gassen sind geblieben, auch die vielen Restaurants, zwischendurch auch immer noch kleine Handwerker und Läden, aber Wäscheleinen haben wir keine mehr gesehen. Es ist immer noch schön. Besonders am Abend ist das Viertel voller Leben (der vielen Touristen). Aber es ist anders geworden, meine ich, aufgeräumter, eben ohne Wäscheleinen.
Natürlich haben wir Santa Maria de Trastevere angesehen. Im Franziskanerkloster der Kirche San Pietro in Montorio ist im Innenhof das Tempietto (Tempelchen) von Bramante. Die um 1500 gebaute kleine Kapelle gilt als Musterbeispiel der Hochrenaissance-Architektur (vor der Barock-Zeit).
Santa Maria in Trastevere
ist die älteste Marienkirche Roms, Mitte des 4. Jh. gebaut. Im 12. Jahrhundert wurde sie durch einen Neubau mit Material aus den Caracalla-Thermen ersetzt. Das wundert uns nicht mehr. Viele Kirchen, Paläste und Plätze wurden mit Marmor antiker Anlagen gebaut.
Der Weg von Trastevere auf den Berg Gianocolo führt an der Fontana delle Aqua Paola vorbei. Eine wuchtiges, barockes Bauwerk, das den Auslauf einer Wasserleitung aus den Sabiner Bergen fasst. Auch dieses Bauwerk wurde mit Marmor aus dem Forum Romanum gebaut, vom Tempel der Minerva, der dadurch zerstört wurde. Ein Borghese- Papst hat sich hier Anfang des 16.Jh. mit dem Barockbau verewigen lassen. Er ließ die Wasserleitung entlang des alten Traian-Aquädukts zur Versorgung der rechten Tiber-Seite legen, der während des Niedergangs Roms zerstört wurde (im Jahr 537, Belagerung Roms durch die Goten, alle Aquädukte wurden zerstört). Ein Papst kümmerte sich um die Wasserversorgung Roms? Ja, der Papst war nicht nur geistliches Oberhaupt, er leitete auch den Kirchenstaat.
Auf der Piazza Garibaldi waren wir nicht Punkt 12.oo Uhr. Dann hätten wir die Salutschüsse gehört, die hier immer jeden Mittag zu Ehren des Freiheitshelden Garibaldi abgeschossen werden. Auf dem Platz steht das Garibaldi-Denkmal, zur Erinnerung an den Kampf 1849 für die Italienische Republik, gegen den durch Frankreich unterstützen Kirchenstaat. Nicht weit davon entfernt ist Garibaldi´s Frau Anita verewigt, ebenfalls auf einem Pferd, in einer Hand eine Pistole und im Arm ihr Kind. Und ein Stück weiter ein anderes Denkmal, ein Leuchtturm. Er wurde der Stadt Rom von nach Argentinien ausgewanderten Italienern geschenkt. Nach der italienischen Staatsgründung 1870 bis etwa zum Wirtschaftsaufschwung der 1960er Jahre verließen 25 Millionen Italiener aus wirtschaftlichen Gründen das Land.
Giuseppe Garibaldi
war ein Kämpfer für die Einheit Italiens. Aber nicht nur das.
Nach einem gescheiterten Aufstand im Piemont floh er 1836 nach Südamerika. Dort beteiligte er sich an der Revolution in Brasilien und kämpfte auch in Uruguay und Argentinien.
1848 kehrte Garibaldi nach Italien zurück und wurde Anführer der Revolutionsarmee zur Befreiung des Kirchenstaates (zur Erinnerung: 1848 war in Deutschland die März-Revolution, Frankfurter Nationalversammlung in der Paulskirche, fast ganz Europa war in Aufruhr). Auf dem Gianicolo kämpfte er gegen die französische Armee, die der Papst zu Hilfe gerufen hatte. Garibaldi verlor. Der aus dem Kirchenstaat geflohene Papst kehrte zurück.
1860 trug Garibaldi die Revolution nach Sizilien und Süditalien. Im Norden kämpfte der König von Sardinien und Piemont, Emanuele II (der spätere italienische König) gegen Österreich, das das nach dem Wiener Kongress 1815 gebildete Königreich Lombardei-Venetien kontrollierte. Beider Ziel war die Errichtung eines einheitlichen Königreiches Italien, das Risorgimento. 1861 wurde Emanuel II zum König von Italien ausgerufen. 1870 besetzte die Armee des Königreichs den Kirchenstaat und 1871 wurde Rom die Hauptstadt des Königreichs.
Anita Garibaldi
In Brasilien heiratete Garibaldi eine brasilianische Revolutionärin, Tochter portugiesischer Einwanderer, Ana Maria (Anita) de Jesus Ribeiro da Silva. Beide kehrten nach Italien zurück und sie kämpfte mit ihrem Mann für die Einheit Italiens. Sie starb bei Ravenna an Malaria.
Der nordwestliche Teil des Monte Gianicolo ist exterritoriales Gebiet des Heiligen Stuhls. In Rom sieht man immer wieder Schilder an Plätzen, Gebäuden und Kirchen, die auf die Zugehörigkeit zum Kirchenstaat hinweisen. Der Kirchenstaat ist größer als das Vatikan-Gebiet. Hier am Gianicolo befindet sich die päpstliche Universität Urbania, Und das Kloster Sant Onofrio al Giancolo, auch exterritorial. Im Kloster ist der italienische Dichter Torquato Tasso gestorben und begraben, den Goethe in seinem gleichnamigen Schauspiel verewigt.
Auf der anderen Tiber-Seite, nördlich des Justizpalastes, ist das Augustus Mausoleum und der Altar des Friedens des Augustus.
Das Augustus Mausoleum
Im nächsten Kapitel:
hat der Kaiser zu Lebzeiten für sich bauen lassen. Das Mausoleum ist so groß, dass neben Familienangehörigen noch einige nachfolgende Kaiser dort beigesetzt wurden. Und Mussolini wollte angeblich auch dort bestattet werden. Aber das hat sich dann 1944 am Westufer des Comer Sees erledigt (dort wurde er von Partisanen aufgehängt und danach in Mailand anonym beerdigt).
Der Altar des Friedens
neben dem Mausoleum wurde ebenfalls zu Lebzeiten des Augustus gebaut. Allerdings vom römischen Senat in Auftrag gegeben, zu Ehren des in Spanien und Gallien siegreichen Kaiser Augustus. Tatsächlich war es das erste Denkmal öffentlicher Selbstdarstellung eines römischen Herrschers. Der über dem Altar errichtete moderne Museumsbau wurde 2006 eröffnet.
Im nächsten Kapitel:
(8) Die Bauten des christlichen Rom