Radreise Berlin – Verona

Juni 2017

7. Teil : Geschichte zur Radreise Berlin - Verona


Eine kurze Beschreibung der Geschichte der Regionen, durch die die Radreise führte  (meist aus Wikipedia-Artikeln im Internet, ohne Zitierung):


(1) Brandenburg und Berlin
      - Gründung der Mark Brandenburg
      - Die Wittelsbacher in Brandenburg
      - Hohenzollern und Preußen
      - Nach dem 1. Weltkrieg
      - Land und Bundesland Brandenburg
      - Berlin

(2) Sachsen-Anhalt
      - Die preußische Provinz Sachsen-Anhalt
      - Das Herzogtum Anhalt
      - Land und Bundesland Sachsen-Anhalt

(3) Sachsen
      - Askanisches Erbe
      - Von der Markgrafschaft Meißen zum Kurfürstentum Sachsen
      - Napoleon und das Königreich Sachsen
      - Nach dem 1. Weltkrieg
      - Land und Bundesland Freistaat Sachsen

(4) Bayern
      - Drei Volksstämme
      - Römisches Reich
      - Frankenreich
      - Welfen und Wittelsbacher
      - Dreißigjähriger Krieg
      - Napoleonische Zeit
      - Deutsches Reich
      - Nach dem 1. Weltkrieg
      - Bundesland Freistaat Bayern

(5) Tirol (Österreich und Italien)

(6) Venetien


(1) Brandenburg und Berlin 

Gründung der Mark Brandenburg

Das Gebiet der Mark Brandenburg wurde bis zum 6. Jh. von den Sueben, eine germanische Stammesgruppe, besiedelt. Während der Völkerwanderung verließen die Sueben das Gebiet und Slawen zogen in das weitgehend siedlungsleere Land. Sie waren in Stammesverbänden organisiert, aus denen sich Fürstentümer entwickelten. 

So regierte z.B. Mitte des 12. Jh. auf der Burg Köpenick (heute Stadtteil von Berlin) ein Slawenfürst Jacza von Copnic. Er war der Gegner des Askanier Albrecht der Bär im Kampf um die Mark Brandenburg (s.u.).  Jacza  soll 1157 auf der Flucht vor Albrecht dem Bär bei Berlin durch die Havel geschwommen sein und beim Schildhorn das Ufer erreicht haben. Dort legte er sein Schild ab (darum Schildhorn). Aus Dank für die Rettung soll er zum Christentum übergetreten sein, so die Sage. Ein Denkmal auf Schildhorn, Ende des 19. Jh. dort errichtet, erinnert an die Sage.

Die Sueben (auch als Elbgermanen bezeichnet) lebten im Nordosten Deutschlands, von der Ostsee bis zur Elbe und dem deutschen Mittelgebirge. Im Zuge der Völkerwanderung (zwischen dem 4. und 6. Jh. n.Chr.) zogen Teile der Sueben westwärts und gelangten bis auf die Spanische Halbinsel, wo sie das Suebische Königreich gründeten. Zu den suebischen Germanenstämmen gehörten auch die Langobarden (die später ein Königreich in Norditalien errichteten)  und die Alamanen (später auch als Schwaben bezeichnet, die in Südwestdeutschland siedelten), s.u. Bayern.

Germanischen Stammesgruppen waren:
Nord-Germanen (Wikinger) in Skandinavien.
West-Germanen mit den Nordsee-Germanen (zu denen u.a. die Friesen und Sachsen gehören) und den Elb-Germanen (suebische Stämme, s.o.) sowie den  Rhein-Weser-Germanen (u.a. Cherusker, Franken).
Ost-Germanen , auch als Oder-Weichsel-Germanen bezeichnet (u.a. Vandalen,  Goten).

Völkerwanderungen waren wohl nicht die Bewegung ganzer Völker sondern es waren vielmehr Söldnerheere, die mit ihrem Tross, sicher auch Angehörigen, auf Beutezügen waren, aus welchen Gründen auch immer. Völker in unserem Sinn bestanden damals wohl auch nicht. Es waren Stammesgruppen, die sich auf den Wanderzügen auch mit anderen Gruppen verbanden.

Die Christianisierung der Germanen begann etwa im 4. Jh. n.Chr.. Die Goten hatten als erste Berührungen mit dem Christentum. Die Sachsen wurden erst im 8. Jh. durch Karl der Große zum Christentum gezwungen. Die Wulfiabibel als gotische Übersetzung des Neuen Testamentes aus dem Griechischen entstand.  Es war das erste Buch in einer germanischen Sprache. Bischof Wulfia (Jahre 311 – 388, er missionierte im Gebiet der Donau, in Konstantinopel begraben) entwickelte dafür die Gotische Schrift in Anlehnung an das griechische Alphabet (die Goten hatten wie die anderen Germanen-Stämme nur Runen-Schriftzeichen).

Zu Anfang war es das Christentum in der arianischen Form  (Gottvater allein ist Gott), im Gegensatz zum trinitarischen Glauben (Dreifaltigkeit – Gott Vater, Gott Sohn, Heiliger Geist).  Die Auseinandersetzung zwischen Arianern und Trinitariern beherrschte ab dem 4. Jh. n.Chr. das Christentum. Das erste ökumenische Konzil von Nicäa wurde deswegen von dem römischen Kaiser Konstantin I.  in der Nähe des heutigen Istanbul 325 n.Chr. einberufen. Im 2. Konzil von Konstantinopel 381 n.Chr.  wurde die Trinität als katholische Lehre bestimmt.
Ende des 5. Jh. setzte sich im Frankenreich der Trinitarismus durch (der Merowinger König Clodwig I. trat zum Katholizismus in der Form des Trinitarismus  über).
In Teilen bestand der Arianismus aber weiter. Die Goten hatten diese Glaubensrichtung mit nach Spanien gebracht. Erst um 600 n.Chr. konvertiert dort der westgotische König vom Arianismus zur katholischen Lehre.

Die Slawen: Ihre Herkunft ist nicht vollständig geklärt. Römische Quellen (6. Jh.) orten die Slawen im Raum nördlich der Karpaten und am Schwarzen Meer. Von dort aus verbreiteten sie sich in den östlichen Gebieten bis Russland (Ostslawen).  Gegen Ende des 5. Jh. besiedelten sie den mittleren Donauraum (Ungarn, Slowakei - Südslawen). Ab Mitte des 6. Jh. drangen slawische Gruppen in mehreren Wellen bis in das heutige Deutschland vor (Westslawen).
Ein Beleg der slawischen Besiedelung ist die Tempelburg am Kap Arkona auf der Insel Rügen. Sie wurde im Jahr 1168 von Dänen zerstört. Auch in Berlin-Marzahn gibt es slawische Funde.
Slawische Minderheiten leben in Deutschland noch im niedersächsischen Wendland (Wenden) und in der brandenburgischen/sächsischen/polnischen Lausitz (Sorben).
Auf die slawische Sprache (russisch, ukrainisch, polnisch, slowakisch, sorbisch, kaschubisch sind slawische Sprachen) gehen auch deutsche Ausdrücke (Gurke, Grenze) und Stadtnamen zurück (Berlin, Chemnitz, Görlitz, Graz).
           
Zum Ende des 1. Jahrtausend  begann die deutsche Ostexpansion und die Zurückdrängung der Slawen.
           
Nach dem Zusammenbruch des Weströmischen Reiches (Jahr 476 – das  Weströmische Reich war im Jahr 395 durch die Teilung des Römischen Reiches entstanden) wurde das Frankenreich bedeutendster Nachfolgestaat.
Das Frankenreich ging auf germanische Stämme am rechtsrheinischen Niederrhein zurück (Rhein-Weser-Germanen), die während des Zusammenbruchs des Weströmischen Reiches das  von den Römern beherrschte Gallien (und dann das Westgotenreich) eroberten. Zuvor waren sie im Römischen Reich sog. Foederaten. Das waren Krieger, die unter eigenen Anführern im Dienste der römischen Kaiser die Grenzen sicherten und dafür Anspruch auf Versorgung durch den römischen Staat hatten.
Die eroberten Gebiete regierte das Frankenreich durch Einsetzen von Gefolgsleuten als Herzöge in den Siedlungsgebieten der Stämme, die über Generationen mit der Bevölkerung zusammenwuchsen, zum Teil durch Heirat von Töchtern einheimischer Adliger.
Die Franken beherrschten weite Teile West-, Mittel- und Südeuropas. Nach dem Merowinger Adelsgeschlecht führten die Karolinger das Frankenriech. Bekanntester Vertreter  war Karl der Große (Jahre 768 – 814).  Im Jahr 800 ließ er sich in Rom durch den Papst zum Kaiser krönen.

Er eroberte das Siedlungsgebiet der Sachsen (zwischen den Jahren 772 und 804). Es umfasste die Gebiete westlich von Elbe und Saale (heutiges Niedersachsen, Bremen, die Teile Westfalen und Lippe von Nordrhein-Westfalen, den westlichen Teil von Sachsen-Anhalt ((Halberstadt, Quedlinburg)), nicht aber das heutige Land Sachsen).  Als Stammes-herzogtum war es gegliedert in Westfalen (Lingen, Osnabrück, Münster, Dortmund), Engern (Hamburg, Bremen, Verden, Minden, Paderborn) und Ostfalen (Lüneburg, Werben an der Elbe, Braunschweig, Hildesheim, Goslar, Magdeburg, Halberstadt, Merseburg).

Weitere Stammesherzogtümer des Frankenreiches waren Bayern  (das Gebiet westlich Augsburgs bis Regensburg, Passau, Linz und südlich bis zu den Alpen mit Salzburg und Innsbruck), Schwaben (Elsass bis Augsburg und Chur in der heutigen Schweiz, bis zum 11. Jh. als Alamannien bezeichnet),  Franken (u.a. Hessen, Teile Baden-Württembergs, Rheinland-Pfalz,  Thüringens, die heute fränkischen Gebiete Bayerns).

Durch Erbteilung entstanden im Jahr 843 das Westfrankenreich (etwa Frankreich), das Mittelfrankenreich (etwa Lothringen) und das Ostfrankenreich (etwa Deutschland). Erster König des Ostfrankenreiches war der Karolinger  Ludwig II. der Deutsche.  

Im Laufe der Zeit wurde die Zentralmacht der Könige schwächer und die regionalen Stammesherzöge stärker, was in der Wahl des Königs durch die Herzöge gipfelte. Erstmals erfolgte die Wahl, als im Ostfrankenreich die Karolinger Linie ausstarb (Jahr 911) und nicht der erbberechtigte König des Westfrankenreiches sondern der Herzog von Franken  als ostfränkischer König bestimmt wurde.

So wurde der Herzog von Sachsen, Otto I., König des Ostfrankenreiches (Herzog von Sachsen, König des Ostfrankenreichs, König von Italien, römisch-deutscher Kaiser, 962 bis 973). Er ließ sich in Aachen wählen (wie Karl der Große) und er beanspruchte wie Karl der Große die Nachfolge des antiken römischen Kaisertums.

Hintergrund des Nachfolge-Anspruchs ist die Vier-Reiche-Lehre, die auf eine Prophezeiung des Propheten Daniel zurückgeht. Danach folgt nach dem Ende des vierten Reiches die Apokalypse (der Weltuntergang). Die Reiche waren das babylonische Reich, das Perserreich, das Alexanderreich und als viertes und letztes das Römische Reich. Das Römische Reich durfte darum nicht untergehen und sollte im Heiligen-Römischen-Reich weiterbestehen.

Otto I.  sah sein Reich als Einheit von Staat und Kirche an und legte sich den Titel-Zusatz „von Gott gekrönter Kaiser“ zu. Es war der Ursprung der Bezeichnung „Heiliges“ Römisches Reich. Bis 1806 war es die Bezeichnung des Deutschen Reiches (der Habsburger römisch-deutsche Kaiser Franz II. legte die Kaiserkrone nieder und erklärte das Reich als aufgelöst). Und es war Ausdruck des Gottesgnadentums. Der Herrschaftsanspruch wurde nicht mehr auf das Geblütsrecht (Abstammung von der Königsfamilie) zurückgeführt sondern war durch göttliches Recht legitimiert. Das religiöse Ritual der Salbung zum König nach dem Vorbild der biblischen Könige war das äußerliche Zeichen. Später (15. Jh.) kam der Zusatz „Deutscher Nation“ hinzu.

Kaiser Otto I. errichtete in den eroberten slawischen Gebieten östlich der Elbe und Saale bis etwa zur Oder abhängige  Marken (Grenzregionen). Innerhalb des Frankenreiches westlich von Elbe/Saale war das Land in Stammesherzogtümern organisiert. Er gründete Bistümer zur Christianisierung der Slawen und zur Festigung seiner Herrschaft (so  die Bistümer Brandenburg und Havelberg). ). Die in den slawischen Gebieten herrschenden slawischen Fürsten waren tributpflichtig. Es kam aber immer wieder zu Slawenaufständen. Nach seinem Tod wurde Otto I.  im Magdeburger Dom beigesetzt

Der Askanier Albrecht der Bär wurde Mitte des 12.Jh. vom Kaiser (Lothar III, Sachsen-Herzog, Kaiser des Heiligen Römischen Reiches 1133 - 1137)  zum Markgrafen der Nordmark ernannt, der späteren Mark Brandenburg. Er konnte seine Herrschaft gegen die Slawen festigen (auch in Kämpfen mit  dem Slawenfürsten Jacza von Copnic) und eroberte die slawische Burg Brandenburg. Er nannte sich danach Markgraf von Brandenburg.

Die Askanier, auch als Haus Anhalt bezeichnet, waren ein  Adelsgeschlecht aus dem heutigen Sachsen-Anhalt. Namens-Ursprung ist die Burg Ascherleben, damaliger Name Burg Askania. Wir begegnen den Askaniern wieder in Sachsen-Anhalt (s.u.). Sie bestimmten maßgeblich die Entwicklung der östlichen Landesteile (jenseits Elbe und Saale).

In das Land kamen Neusiedler aus dem Westen, aus Flandern, Rheinland, Westfalen, Schwaben, Franken. In den Herkunftsgebieten wurden die bewirtschaftbaren  Ackerflächen durch Erbteilung immer kleiner, die Abgabenlasten an die Grundherren waren hoch. In den neuen Gebieten waren die Ackerflächen größer und die Landesherren des Ostens lockten die Siedler mit niedrigeren Abgaben.

Die  Wittelsbacher in Brandenburg
                       
Im Jahr 1320 erlosch die brandenburgische Linie der Askanier.  Der deutsch-römische Kaiser Ludwig IV. (aus dem Haus Wittelsbach) übertrug die Mark Brandenburg seinem Sohn.
           
Die Wittelsbacher waren ursprünglich die Grafen von Scheyern,  eine Burg und späteres Kloster im heutigen Bayrischzell in Oberbayern. Im 12. Jh. verlegten sie ihre Residenz auf die Burg Wittelsbach nordöstlich von Augsburg und nannten sich die Grafen von Wittelsbach. Aus dieser Adelslinie stammten die späteren bayrischen Könige.
           
Im Jahr 1356 erhielt die Mark Brandenburg durch die Goldene Bulle die Kurwürde und wurde Kurfürstentum.

Die Goldene Bulle (Jahr 1356) - der Name bezieht sich auf das goldene Siegel der Urkunde - regelte unter anderem das Wahlverfahren der römisch-deutschen Könige.

Sie setzte die Anzahl und Namen der Kurfürsten fest, sieben, die Erzbischöfe von Köln, Mainz und Trier, der Pfalzgraf der Rheinpfalz,  der Herzog von Sachsen,  der Markgraf von Brandenburg und der König von Böhmen. Für die Wahl zum König war die Mehrheit notwendig, nicht mehr die Zustimmung aller. Päpstliche Mitbestimmungsansprüche wurden ausgeschlossen. Die Kurfürsten erhielten das Münz- und Zollrecht und weitgehende Privilegien. In Nürnberg musste künftig der erste Reichstag eines neu gewählten Königs stattfinden (Hitler hat darum die NSDAP-Reichstage in Nürnberg abgehalten?). Nürnberg war damit gleichrangig mit Frankfurt als Ort der Königswahl und Aachen als Krönungsort. Die Goldene Bulle wurde das „Grundgesetz“ des Reichs bis zu seinem Untergang im Jahr 1806.

Beschlossen wurde sie unter Kaiser Karl IV. auf den Hoftagen zu Nürnberg und zu Metz im Jahr 1356. Er wollte die Struktur des Reiches stabilisieren. Zuvor waren die sog. Großen des Reiches wahlberechtigt und es war nicht immer klar, welche Fürsten (Herzöge und Grafen) des Reiches dazu gehörten. Ende des 12. Jh. kam es gar zur Doppelwahl zweier Kandidaten.
Der Kreis der Kurfürsten hatte sich im Laufe der Zeit (ab der ersten Wahl 911) herausgebildet. Zunächst entstand eine Gruppe an sog. Vorwählern, die der Königswahl unbedingt zustimmen mussten. Das waren die Fürsten, deren Territorien auf altfränkischem Gebiet waren. Daraus entwickelte sich eine Gruppe von Fürsten (Kurvereine von Rhense – Rehnse: Ort im heutigen Rheinland-Pfalz), die die Königswahl bestimmten. Die Goldene Bulle bestätigte im Wesentlichen diese Gruppe.

Das sog. „Männleinlaufen“, ein Uhrwerk an der Frauenkirche in Nürnberg, erinnert noch heute daran – wir haben das Männleinlaufen bei unserem Nürnberg-Besuch im vergangenen Jahr gesehen (Familientreffen 2016). 

Die Wittelsbacher Herrschaft in Brandenburg dauerte nur rd. 50 Jahre. Kaiser Karl IV. zwang den Wittelsbacher Kurfürsten Otto V. „der Faule“, zum Verzicht auf das Kurfürstentum zu seinen Gunsten. Damit sicherte er sich eine weitere Kurstimme. Zuvor hatte er ihn mit seiner Tochter verheiratet.

Karl IV. ließ nach der Übernahme Brandenburgs das Landbuch der Mark Brandenburg (im Jahr  1375) erstellen. Es zählt zu den bedeutendsten statistischen Erfassungen des Mittelalters und enthält u.a. eine Übersicht über die Einkünfte und die Dörfer der Mark mit Detailbeschreibungen über Fläche, Höfe, Abgaben, Gerichtsbarkeit und ob die Ackerflächen wüst lagen oder bestellt wurden. Die Befragten wurden zu wahren Angaben verpflichtet, mit der Drohung, dass verschwiegene Güter an den Landesherren fallen würden (das müsste man heutzutage vielleicht für Steuererklärungen einführen …).

Hohenzollern und Preußen

Im Jahr 1417 – genau vor 600 Jahren (2017) -   belieh der Sohn Karls IV. den Hohenzollern Friedrich VI. zu Nürnberg mit dem Kurfürstentum Mark Brandenburg (vorher war er ab 1411 dort schon als Verwalter des Kaisers eingesetzt.). Als Friedrich I, Markgraf und Kurfürst von Brandenburg,  machte er Berlin zu seiner Residenz. Damit stand die Region bis zum Jahr 1918 unter der Herrschaft der Hohenzollern und  entwickelte sich zum Kernland Preußens.

Das  Adelsgeschlecht der  Hohenzollern stammt aus dem heutigen Baden Württemberg,  von der Burg Hohenzollern bei Hechingen in der Nähe von Tübingen.  Ein Zweig der Familie wurde Ende des 12. Jh. Burggraf von Nürnberg und Anfang des 15. Jh. wurde der Burggraf von Nürnberg, Friedrich IV., Markgraf und Kurfürst von Brandenburg (als Friedrich I., s.o.).

Ein Nachkomme des Kurfürsten von Brandenburg wurde im Jahr 1618 durch Erbschaft auch Herzog von Preußen (Das Herzogtum Preußen war Nachfolger des Deutschordensstaates, etwa das spätere Ostpreußen). Es war der Beginn der Personalunion von Brandenburg und Preußen. Daraus entstand – als Realunion - das Königreich Preußen, mit dem Königstitel zunächst „in Preußen“ und dann „von Preußen“ (ausführlicher beschrieben im Bericht Fahrradreise nach Danzig).
1871 wurde der preußische König in Versailles zum Deutschen Kaiser proklamiert.

Napoleon besiegte Preußen im Vierten Koalitionskrieg (s.u. Koalitionskriege) in der Schlacht bei Jena und Auerstedt vernichtend und zog in Berlin ein. Der preußische König floh nach Ostpreußen.

Nach dem Wiener Kongress  - nach dem Ende der Koalitionskriege und der Niederlage Napoleons - und den daraus folgenden neuen Landesgrenzen in Deutschland und Europa wurde das Königreich Preußen im Jahr 1815 in zehn  Provinzen gegliedert. Eine war die Provinz Brandenburg, mit großen Teilen der Mark Brandenburg, aber auch ehemals sächsischen Gebieten. Sachsen musste sie an Preußen abtreten, weil es Napoleon unterstützt hatte. Dazu gehörten u.a. die Ämter Belzig, Jüterborg, Dahme und die Niederlausitz.

Preußen erhielt neben den o.g. Ämtern das gesamte nördliche Gebiet des Königreichs Sachsen, das mit anderen preußischen Gebieten zur preußischen Provinz Sachsen zusammengefasst wurde (s.u.).
           
Der Wiener Kongress ordnete nach der Niederlage Napoleons Europa neu. Unter Leitung des österreichischen Außenministers Metternich verhandelten die Oberhäupter und Vertreter von rund 200 europäischen Ländern, Körperschaften und Städten. Unterzeichnet wurde der Vertrag von  Österreich, Spanien, Frankreich, Großbritannien, Portugal, Preußen, Russland und Schweden.

Auch die Deutsche Bundesakte, der völkerrechtliche Vertrag über die Gründung des Deutschen Bundes (ein loser Staatenbund als Nachfolger des Heiligen Römischen Reiches, unter Einschluss Österreichs), wurde in Wien verhandelt und von den Bevollmächtigten der deutschen Staaten in Wien unterzeichnet.

Hauptziele des Wiener Kongresses waren gegenseitiger Schutz fürstlicher Interessen vor revolutionären Bewegungen und die Wiederherstellung des politischen Zustandes vor der französischen Revolution und Napoleons (Restauration).
Die Auflösung von kleinen Fürstentümern und Stadtstaaten und die Säkularisierung geistlicher Territorien durch den Reichsdeputations-hauptschluss wurden aber nicht rückgängig gemacht.
           
Reichsdeputationshauptschluss: Der Wiener Kongress stellte die monarchistische Herrschaft wieder her. Davor hatte Napoleon die europäischen Monarchien besiegt und neu organisiert. Nach dem ersten Koalitionskrieg (s.u.) musste das linke Rheinufer an Frankreich abgetreten werden.  Der Friedensvertrag bestimmte, dass die dadurch eingetretenen Gebietsverluste deutscher Fürsten im übrigen Reich entschädigt werden sollten.
Die Entschädigungs-Regelungen wurden von einem Ausschuss des Immerwährenden Reichstages (die Ständevertretung im Heiligen Römischen Reich) beraten. Dem Ausschuss, der Reichsdeputation, gehörten Vertreter der Kurfürsten und der Reichsfürsten an. Auf der letzten Tagung des Reichstags 1804 wurde die Annahme des Reichsdeputations-hauptschlusses beschlossen. Der Reichstag stimmte getrennt in den drei Kammern Kurfürstenrat, Reichsfürstenrat, Reichsstädtekollegium ab. Die geistlichen Reichsstände und die Reichsstädte, die ihre Gebiete verlieren sollten, wurden in den Sitzungen und Abstimmungen als „abwesend“ erklärt und nicht beteiligt (so waren auch nur 6 verbleibende Reichsstädte dabei).

Die Entschädigung erfolgte durch Säkularisierung  und Mediatisierung.
Säkularisierung: Die geistlichen Fürstentümer  wurden aufgelöst und das Vermögen einschließlich der Klöster wurde enteignet und den angrenzenden Fürstentümern übereignet.
Mediatisierung: Die kleineren weltlichen  Herrschaften verloren ihre Reichsunmittelbarkeit und wurden den benachbarten Fürstentümern zugeordnet, behielten aber ihr Vermögen. Die Reichsstädte wurden (bis auf die 6 Ausnahmen, u.a. Hamburg, Bremen, Frankfurt, Lübeck, Augsburg, Nürnberg) den benachbarten größeren Fürstentümern zugeschlagen (Frankfurt und Lübeck verloren später durch Preußen ihre Selbständigkeit, Augsburg und Nürnberg durch Bayern).
Gewinner der Regelungen waren Preußen, Bayern, Baden und Württemberg, die deutlich mehr Territorien erhielten, als sie linksrheinisch verloren hatten. Die Vorlage für die Entschädigungsregelung wurde im Wesentlich von Frankreich und Russland geschrieben.

Das Reichsgebiet wurde umgestaltet. Die Reichsritterschaft und viele kleine Fürstentümer verschwanden. Die reichsunmittelbaren Territorien verringerten sich von einigen hundert auf vierunddreißig. Ein Nebeneffekt war, dass der katholisch dominierte Reichsfürstenrat mehrheitlich evangelisch wurde.

Nach dem 1. Weltkrieg

Nach dem Ende des 1. Weltkrieges 1918 führte der Druck der Novemberrevolution zum Ende der Monarchie. Da der preußische Kaiser zögerte, verkündete der Reichskanzler Max von Baden den Verzicht des Kaisers auf beide Kronen (Kaiser- und preußische Königskrone) ohne dessen Zustimmung. Erst nach seiner Flucht in die Niederlande dankte er erst von dort formell ab.  Der Versailler Vertrag verkleinerte Preußen durch Gebietsabtretungen, im Wesentlichen an Polen (Westpreußen, Posen, Oberschlesien). Das vorher von Russland und Preußen unter sich auf geteilte Polen entstand als 2. Republik Polen neu
.
Preußen wurde ein Freistaat und erhielt im Jahr 1920 eine demokratische Verfassung. Bis dahin galt in Preußen ein Dreiklassenwahlrecht. Die Provinz Brandenburg blieb als Kernland Preußens im Wesentlichen bestehen.

In der Weimarer Republik, (die neue Reichsverfassung war  in Weimar beschlossen worden, in Berlin herrschten Unruhen), war das Land Preußen größter Teilstaat mit  mehr als der Hälfte der Bevölkerung und mehr als 3/5 der Fläche. Durch Stimmrechtsregelungen im Reichsrat (Vertretung der Länder) war der Einfluss Preußens aber geschwächt: Kein Land durfte mehr als 2/5 der Stimmen haben. Die preußischen Stimmen waren zudem in die der Staatsministerien und die der unabhängigen Stimmen der Provinzen aufgeteilt.

Das „neue“ Deutsche Reich (Weimarer Republik) war ein Bundesstaat.  Die deutsche Staatsangehörigkeit leitete sich aus der Staatsangehörigkeit in einem der Bundesstaaten ab.  Wer Bürger eines Teilstaates war, war zugleich Deutscher. Die Staatsbürgerschaft erhielt man u.a., wenn man von der Regierung eines Bundesstaates eine Anstellung im Staatsdienst erhielt. Dadurch war es möglich, dass z.B. der staatenlose Adolf Hitler im Freistaat Braunschweig die Staatsbürgerschaft bekam. Er hatte im Jahr 1925 selber die Entlassung aus der österreichischen Staatsbürgerschaft beantragt, um einer drohenden Ausweisung zuvorzukommen. In Braunschweig  wurde Hitler im Jahr 1932, kurz vor der Reichspräsidenten-Wahl,  als Sachbearbeiter bei der Braunschweigischen Gesandtschaft in Berlin angestellt. Nur so konnte Hitler bei der Reichspräsidentenwahl im Jahr 1932 überhaupt kandidieren.
Vor der Einbürgerung in Braunschweig hatte es bereits mehrere solcher Versuche gegeben, jedoch erfolglos: Im Jahr 1925 in Thüringen, 1929 in Bayern, 1930 in Weimar und noch einmal in Thüringen. 1931 die ersten Versuche im Freistaat Braunschweig, er sollte außerordentlicher Professor werden - was aber scheiterte. Danach sollte er kommissarischer Bürgermeister in Stadtoldendorf werden – auch das scheiterte.

Noch vor der NS-Machtergreifung wurde die  sozialdemokratische Preußische Regierung im Jahr 1932 unter Reichskanzler Papen durch den Reichspräsidenten Hindenburg abgesetzt. Der Reichskanzler machte sich zum Reichskommissar für Preußen. Die Regierungsgewalt ging auf das Reich über.

Land und Bundesland Brandenburg

Nach dem 2.Weltkrieg wurde in der DDR im Zuge der Auflösung Preußens das Land Brandenburg aus der preußischen Provinz Brandenburg gebildet, im Jahr 1952 aufgelöst und in verschiedene Bezirke aufgeteilt.
Als Land der Bundesrepublik Deutschland  gründete sich Brandenburg im Jahr  1990 wieder neu.

Berlin

Entstanden ist Berlin als Residenzstadt im Jahr 1709 durch die Zusammenlegung der Städte Berlin, Cölln, Friedrichswerder, Dorotheenstadt und Friedrichstadt.  Slawische Siedlungen sind seit dem 12. Jh. belegt. Der Name Berlin soll slawischen Ursprungs sein (bri/brio/berlo = Morast, Sumpf / angehängte Silbe „in“ für Ortsnamen). Im 13. Jh. entstand die Doppestadt Cölln-Berlin auf dem Gebiet des heutigen Bezirks Mitte. Cölln wird als mittelalterliche Kaufmannssiedlung an der Spree das erste Mal 1237 erwähnt, die Siedlung Berlin 1244. Beide Siedlungen schlossen sich 1307 zusammen und bauten eine gemeinsame Stadtmauer.

Im Jahr 1815 war Berlin Teil der Provinz Brandenburg des Königreichs Preußen. Sitz der Provinzialregierung war Potsdam,  danach Berlin und dann
wieder Potsdam. Im Jahr 1860/1861 wurden die damaligen Vorstädte Moabit, Wedding, Tiergarten sowie Ackerflächen von Schöneberg und Tempelhof eingemeindet. 
Im Jahr 1881 schied die „Haupt- und Residenzstadt Berlin“ aus dem Provinzialverband (Selbstverwaltung der Kommunen) Brandenburg aus, blieb aber Teil der Provinz. Ein besonderer Kommunalverband aus der Hauptstadt und angrenzenden Gemeinden sollte gebildet werden (wurde aber nicht?).

Im Jahr 1912 wurde der Zweckverband Groß-Berlin gegründet, um die Infrastrukturprobleme der wachsenden Stadt zu regeln. Ihm gehörten die kreisfreien Städte Berlin, Charlottenburg, Deutsch-Wilmersdorf, Lichtenberg, Neukölln, Schöneberg und Spandau sowie die Landkreise Niederbarnim und Teltow an. Aufgaben waren der Straßenbahnbetrieb, Bebauungspläne und der Ankauf von Freiflächen.

Ähnliche Aufgaben hatte später in Niedersachsen der Zweckverband Großraum Hannover (ZGH) mit der Landeshauptstadt Hannover und dem Landkreis Hannover, bei dem ich meine erste Arbeitsstelle nach der Universitätszeit in Göttingen als Leiter der Wirtschaftsförderung hatte. Er war Vorläufer des Zusammenschlusses von Landeshauptstadt und Landkreis zur Regionalstadt Hannover.

Im Jahr 1920 beschloss die Preußische verfassunggebende Landesversammlung (sie tagte nach der Novemberrevolution von 1919 bis 1921) das Groß-Berlin-Gesetz. Zu Berlin kamen sechs kreisfreie Städte: Lichtenberg, Schöneberg, Wilmersdorf, Charlottenburg, Neukölln und Spandau.

Die Spandauer pflegen noch heute die Erinnerung an ihre Selbständigkeit. Bei meinem Antrittsbesuch als neuer Geschäftsführer der GSW bei dem Spandauer Bezirksbürgermeister verabschiedete mich dieser mit einem „guten Weg nach Berlin“.

Außerdem kamen 59 Landgemeinden und 27 Gutsbezirke aus den benachbarten Kreisen dazu. Das Stadtgebiet vergrößerte sich von 66 auf 878 km². Zu den 1,9 Mio. Berlinern kamen noch einmal 1,9 Mio. Einwohner hinzu. Berlin war damals nach Los Angeles die zweitgrößte Stadt der Welt und gemessen an den Einwohnern nach London und New York die drittgrößte Stadt.

Im Freistaat Preußen der Weimarer Republik bildete Berlin einen eigenen Regierungsbezirk mit provinzähnlichen Funktionen.

Nach dem 2. Weltkrieg wurde im Jahr 1946 in Groß-Berlin (Ost und West) eine gemeinsame Stadtverordnetenversammlung gewählt.  Im Jahr 1948 erfolgte die Trennung.  Im Jahr 1990 wurde nach der Wiedervereinigung das Berliner Abgeordnetenhaus gewählt, das im Jahr 1991 den ersten Gesamtberliner Senat wählte.

(2) Sachsen-Anhalt

Sachsen-Anhalt ist nach dem 2. Weltkrieg aus den Provinzen Magdeburg und Halle-Merseburg der ehem. preußischen Provinz Sachsen und dem  ehem. Herzogtum Anhalt gebildet worden.

Die preußische Provinz Sachsen

Die preußische Provinz Sachsen wurde nach dem Wiener Kongress 1815 bei der Neugliederung Preußens aus preußischen Gebieten (Altmark, Magdeburg, Halberstadt, Eichsfeld, Erfurt u.a.) und dem nördlichen Teil des Königreichs Sachsen (i.w. Zeitz, Wittenberg, Merseburg, Naumburg) gebildet. Die Provinz erhielt den Rang eines Herzogtums und der preußische König nannte sich in seinem „Großen Titel“ auch „Herzog zu Sachsen“, Herzog zu Magdeburg“ und „Landgraf zu Thüringen“ - Größe musste wohl durch Titel demonstriert werden.  Die Provinz blieb bis 1944 bestehen.

Inmitten dieser neuen preußischen Provinz wurde das selbständige Herzogtum Anhalt (mit den Städten Bernburg, Cöthen, Dessau, Zerbst) durch den Wiener Kongress bestätigt (s.u.).

Gegen Ende des NS-Staates wurde 1944 die preußische Provinz Sachsen aufgelöst, um die Verwaltungsgrenzen den Reichsverteidigungsbezirken anzugleichen.  Die Neugliederung ergab die Provinz Magdeburg und die Provinz Halle-Merseburg (beide heute Sachsen-Anhalt) und den Regierungsbezirk Erfurt (heute Thüringen).

Das Herzogtum Anhalt

Das Herzogtum Anhalt hat seinen Ursprung im askanischen Fürstentum Anhalt und geht letztlich zurück auf Heinrich der Bär, der auch die Mark Brandenburg gründete (s.o.).  Er teilte sein Erbe unter seinen Söhnen auf.

Der älteste Sohn erhielt die Mark Brandenburg.

Der zweite Sohn Bernhard erbte den askanischen Hausbesitz Askanien (Aschersleben nördlich des Harzes). Später erhielt er von Kaiser Barbarossa die östlichen Teile des Stammesherzogtums Sachsen als Lehn  (und den Titel Herzog von Sachsen) in der Nachfolge des Welfen Heinrich der Löwe. Dieser war  Mitte des 12. Jh. mit der Mark Brandenburg und  dem Stammesherzogtum Sachsen (zu den Stammesherzogtümern s.u.)  beliehen worden. Als er bei Kaiser Friedrich II Barbarossa in Ungnade fiel, zog dieser das Lehen wieder ein und belieh es neu. Der westliche Teil ging als Herzogtum Westfalen an den Kölner Erzbischof. Der östliche Teil des Herzogtums ging an den Askanier Bernhard. Dieser östliche Teil war aber zuvor aufgeteilt worden, so dass Bernhard nur einen kleinen Teil des ursprünglichen welfischen Herzogtums erhielt. In den übrigen östlichen Gebieten des alten Herzogtums Sachsen entstanden zahlreiche reichsunmittelbare Grafschaften und Bistümer.

Das Lehnsystem bildete die Grundlage der Gesellschaftsordnung im Mittelalter und im Heiligen Römischen Reich.  Entwickelt wurde es im Frankenreich.
Oberster Lehnsherr war der König, ihm gehörte das Land. Er vergab Land (Land und Dörfern mit unfreien Bauern) als Lehn an die Lehnsmänner, die Vasallen. Sie konnten den Nutzen daraus ziehen und mussten dafür ihren Lehnsherrn unterstützen und Dienste leisten, zu Anfang Kriegsdienste (die Stellung von Kriegern).  Die Vasallen konnten ihre Lehen wiederum anderen zu Lehen geben. So entstand eine Kette an Lehnsabhängigkeiten.
Ursprünglich wurden die Lehn auf Lebenszeit vergeben, fielen nach dem Tod an den Lehnsgeber zurück, der die Lehn neu vergeben konnten. Auch nach Eroberungskriegen konnte der König neue Lehn vergeben.
Lehn konnten vorzeitig bei Pflichtverletzung oder Treuebruch  zurückgefordert werden.
Das verschaffte dem König/Kaiser entsprechende Macht. Die Vasallen waren von ihm abhängig.  Später wurden die Lehn erblich, weil der Kaiser in Schwächezeiten Zugeständnisse machen musste. Im 12. Jh. waren alle Herzogtümer und Grafschaften als Lehn vergeben. Dies stärkte die Lehensnehmer und schächte die königliche/kaiserliche Macht deutlich.
Das Lehnsystem wurde nach der Auflösung des Heiligen Römischen Reiches beendet. In Bayern z.B. durch Landesgesetze 1848.

Nach dem Tod Bernhard‘s wurde das Erbe wiederum geteilt.

Sohn Albrecht I. wurde Herzog von Sachsen und erhielt das Herzogtum (s.u. Sachsen).

Sohn Heinrich I. erhielt die askanischen Erblande. Zur Abgrenzung von andern askanischen Linien nannte er sich von Anhalt, nach der Burg Anhalt bei Harzgerode im Harz.  Durch weitere Erbteilungen wurde das Land mehrfach aufgeteilt Anhalt-Ascherlseben, Anhalt-Bernburg, Anhalt-Dessau, Anhalt-Köthen, Anhalt-Zerbst), wieder als Herzogtum vereinigt (1570) und wieder geteilt. 

Zur Zeit des Wiener Kongresses  bestanden drei Herzogtümer, die vom Wiener Kongress bestätigt wurden: Anhalt-Bernburg, Anhalt-Köthen und Anhalt-Dessau

Da die Köthener und die Bernburger Linien ausstarben, wurden alle drei Herzogtümer im Jahr 1863 zum Herzogtum Anhalt vereinigt, das so bis zum Ende des 1. Weltkriegs bestehen blieb.

Nach der Novemberrevolution im Jahr 1918 wurde das Herzogtum Anhalt Republik und Freistaat in der Weimarer Republik. In der NS-Zeit wurden die Zuständigkeiten der Länder aufgehoben und auf die Reichsregierung übertragen (Jahr 1934).

Land und Bundesland Sachsen-Anhalt

Nach dem 2. Weltkrieg wurde das ehem. Herzogtum Anhalt zusammen mit den Provinzen Magdeburg und Halle-Merseburg der ehem. preußischen Provinz Sachsen zum Land Sachsen-Anhalt zusammengelegt. Bei der DDR-Verwaltungsreform im Jahr 1952 wurde das Land in die Bezirke Halle und Magdeburg aufgeteilt.

Nach der Wiedervereinigung im Jahr 19190 entstand das Land Sachsen-Anhalt als Bundesland  etwa in den alten Grenzen wieder.


(3) Sachsen

Askanisches Erbe

Albrecht I., zweiter Sohn des Askanier Bernhard (s.o.), erbte  das Herzogtum Sachsen mit Gebiete um Lauenburg an der Elbe und um Wittenberg.

Durch Erbteilung wurden Lauenburg und Wittenberg getrennte Herzogtümer. Das Herzogtum Sachsen-Wittenberg erhielt im Jahr 1356 durch die Goldene Bulle die Kurfürstenwürde

Nach dem Aussterben der askanischen Linie kam das Kurfürstentum zur Grafschaft Meißen.

Von der Markgrafschaft Meißen zum Kurfürstentum Sachsen

Die Markgrafschaft Meißen (die Gebiete um Freiberg, Dresden, Meißen, Leipzig) war wie die Mark Brandenburg eine der Grenzmarken des Frankenlandes östlich von Elbe und Saale. Sie ist das Kernland des heutigen Sachsens.
Das Gebiet war nur dünn besiedelt, im Norden von Slawen (Leipzig, Meißen, Bautzen), im Süden erfolgte eine Besiedlung wohl erst im Zuge der deutschen Ostsiedlung.

Im 11. Jh. wurde ein Wettiner  vom Kaiser mit der Markgrafschaft beliehen.

Das Haus Wettin ist nach der Burg Wettin an der Saale in Sachsen-Anhalt benannt.  Begründet wurde es im 10. Jh. Die meisten anderen Adelshäuser (außer den Welfen) sind erst nach dem Jahr 1000 belegt. Es ist nach den Welfen das älteste nachgewiesene deutsche Adelsgeschlecht.

Durch Erbschaft kam Mitte des 13. Jh.  die Landgrafschaft Thüringen (Gebiete um Eisenach, Mühlhausen, Nordhausen, Saalfeld.) zur Markgrafschaft Meißen. 

Ebenso kam das Kurfürstentum Herzogtum Sachsen-Wittenberg (s.o.) nach dem Aussterben der askanischen Linie in der ersten Hälfte des 15. Jh.  zur  Markgrafschaft Meißen. 
Der Markgraf übernahm die Bezeichnung Kurfürstentum Sachsen für seine gesamte Herrschaft. Damit ging der Name Sachsen vom Stammesgebiet der Sachsen westlich der Elbe auf Meissner und Thüringer Gebiete im Osten über.

Das Land gehörte wegen seiner Größe und seiner Wirtschaftskraft zu den bedeutendsten Teilen des Reiches. Der Silberbergbau im Erzgebirge brachte große Einnahmen. Leipzig war eines der wichtigen Handelszentren.

1485 entstanden im Kurfürstentum Sachsen nach Erbteilung die ernestinische und die abertinische Linie der Wettiner (nach den Brüdern Ernst und Albrecht).

Ernst erhielt das Kurland Sachsen-Wittenberg (Belzig, Wittenberg, Grimma, Plauen, Jena) den größeren Teil Thüringens (Eisenach, Gotha, Coburg), das Bistum Naumburg und die Reichsgrafschaft Reuß, verbunden mit der Kurfürstenwürde. Residenzstadt war Weimar.
Sein Sohn, Friedrich der Weise, gründete 1502 die Universität Wittenberg. Er versteckte auch Martin Luther auf der Wartburg bei Eisenach.

Sein späterer Nachfahre, Johann Friedrich der Großmütige, musste die Kurfürstenwürde aber an die albertinische Linie abgeben. Er gehörte zum Schmalkaldischen Bund protestantischer Landesfürsten, die im Schmalkaldischen Krieg gegen Kaiser Karl V. verloren hatten.  

Johann Friedrich blieben nur die Thüringer Gebiete (Coburg, Eisenach, Gotha, Jena, - Ursprung des Landes Thüringen). Die übrigen Gebiete gingen mit der Kurfürstenwürde an die Albertiner. In der Folgezeit wurde das übrig gebliebene Herzogtum der Ernestiner  durch fortgesetzte Erbteilungen bedeutungslos.

Eines der ernestinischen Kleinst-Länder war das Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha. Aus diesem Haus stammte Albert von Sachsen-Coburg und Gotha, der Ehemann der englischen Königin Victoria (1837 – 1901 Königin, sie stammt väterlicherseits aus dem Welfen-Könighaus Hannover). Die in England regierende Dynastie führte fortan den Namen Saxe-Coburg-Gotha.  Während des 1. Weltkriegs legte das Königshaus den zu Deutsch klingenden Familiennamen ab und nannte sich Windsor (nach der englischen Stadt Windsor und der Burg Windsor Castle).

Auch der Ehemann Philip von Königin Elisabeth II. stammt von deutschen Adelshäusern ab. Sein Vater kommt aus dem Haus Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg, er war Prinz von Griechenland und Dänemark. Seine Mutter war eine geborene von Battenberg (aus dem Haus Hessen-Darmstadt). Philip nahm den Namen seiner Mutter an und änderte ihn in Mountbatten.

Albert regierte als Herzog von Sachsen die Markgrafschaft Meißen (Leipzig, Dresden, Freiberg, Chemnitz), das nördliche Thüringen und das Bistum Merseburg (Naumburg, Sangershausen, Langensalza).  Er wählte Dresden statt Meißen als seine Residenz

Ein Nachfahre, Moritz von Sachsen, erhielt nach dem Schmalkaldischen Krieg 1547 auch die sächsische Kurfürstenwürde und Gebiete der Ernestiner (s.o.). Außerdem erhielt er die Ober- und die Niederlausitz, die vorher zum Königreich Böhmen gehörten. Sein ihm nachfolgender Bruder August I. säkularisierte die Hochstifte (der Bischof war auch Landesherr) Merseburg, Naumburg und Meißen und einverleibte sie in sein Kurfürstentum Sachsen.

Ein weiterer Nachfahre der albertinische Linie war August der Starke, der 1694 Kurfürst wurde (als August I.). Um die polnische Königkrone (als August II.) zu erwerben, trat er zum katholischen Glauben über. 1697 bis 1763 bestand mit einer Unterbrechung die Personalunion des Sächsischen Kurfürstentums mit der Wahlmonarchie Polen-Litauen.

Napoleon und das Königreich Sachsen

1806 kämpfte und verlor das Kurfürstentum Sachsen mit Preußen gegen Napoleon (Schlacht bei Jena und Auerstedt).  Sachsen wurde von Frankreich besetzt, wechselte die Seite und trat dem französisch dominierten Rheinbund bei. Zum Dank wurde Sachsen von Napoleon zum Königreich erhoben (wie auch Württemberg und Bayern – s.u.). 

Nach der Niederlage Napoleons (Völkerschlacht bei Leipzig 1813)  musste das mit Napoleon verbündete Königreich Sachsen 1815 (Wiener Kongress) etwa die Hälfte seines Territoriums an Preußen abtreten (s.o. preußische Provinz Sachsen). Das Königreich Sachsen behielt nur sein südliches Territorium (Leipzig, Plauen, Zwickau, Chemnitz, Freiberg, Dresden, Bautzen, Zittau). 1866 musste es  Mitglied des von Preußen beherrschten Norddeutschen Bundes werden (nach dem Deutschen Krieg, Preußen gegen Österreich, Sachsen hatte mit Österreich verloren).

Nach dem 1. Weltkrieg

1918 übernahmen Soldaten- und Arbeiterräte die Macht. 1919 wurde Sachsen Freistaat und Republik im Deutschen Reich der Weimarer Republik. 1934 wurde der Freistaat Sachsen mit dem NS-Gleichschaltungsgesetz (Gesetz über den Neuaufbau des Reiches) aufgelöst.

Land und Bundesland Freistaat Sachsen

1945 wurde das Land Sachsen in der Sowjetischen Besatzungszone aus dem ehem. Freistaat Sachsen und Teilen der Preußischen Provinz Niederschlesien (Oberlausitz westlich der Oder-Neiße-Grenze, die östlichen Gebiete gingen an Polen) gegründet.  1952 wurde das Land aufgelöst und in Bezirke gegliedert

1990 wurde der Freistaat als Bundesland der Bundesrepublik Deutschland neu gegründet.

(4) Bayern


Drei Volksstämme

Die Abstammung der bayrischen Bevölkerung kann man in drei Gruppen einteilen, die auch in den Gebietsbezeichnungen wiederzufinden sind. Das sind die Bayern/Bajuwaren, die Franken und die Schwaben.  Auch der Volksstamm der Thüringer (von denen das Land Thüringen seinen Namen hat) besiedelte Teile des heutigen Bayerns, etwa nördlich der Donau und Regensburg.

Auf dem Gebiet Altbayern (etwa Ober- und Unterbayern)  entwickelte sich nach dem Zusammenbruch des Römischen bzw. des Weströmischen Reiches (im 5. Jh.)  der Volksstamm der Bayern aus der Vermischung der dort ansässigen Kelten, eindringenden germanischen Stämmen und im Land verbliebenen Römern.

Als Kelten werden Siedlungsgemeinschaften mit ähnlicher Kultur und Sprache etwa im 8. bis 1. Jh. v.Chr.  zusammengefasst. Bekannteste Gemeinschaft ist die Hallstattkultur (benannt nach einem Gräberfeld bei Hallstatt in Österreich, etwa ab 800 v.Chr.). Verbreitungsgebiet der Kelten war West- Ost- und Mitteleuropa (bis nördlich etwa zur Donau). Keltische Sprachen werden heute noch in der Bretagne, Irland und Wales gesprochen.

Der Volksstamm der Franken entstand aus dem Zusammenschluss mehrerer germanischer Kleinstämme im Rhein- und Wesergebiet. 250 n.Chr. erwähnen römische Quellen erstmals „Francii (Freie, Kühne)“. Im 5. Jh. zogen die Franken mainaufwärts bis in das heutige Franken. Davor haben dort wahrscheinlich Kelten gelebt.  Andere fränkische Stammesgruppen zogen westwärts nach Gallien (s. Frankenreich).

Als Schwaben oder auch Alamanen werden die Sueben bezeichnet, die im 3. Jh. n.Chr. im Südwesten Deutschlands siedelten.  Bayrisch Schwaben (mit Augsburg) war der östlichste Teil des Siedlungs- und Sprachgebietes. (zu den Sueben s.o.)

Im römischen Reich

In der Zeit des Römischen Reiches bzw. des Weströmisches Reiches (bis zum 5. Jh.) gehörten bayrische Landesteile zur römischen Provinz Raetia. Die Provinz reichte im Norden bis zur Donau, im Süden gehörten Graubünden und Nordtirol dazu. Hauptstadt der Region war  ab 95 n.Chr. Augsburg. Ein römisches Militärlager bestand dort schon 110 Jahre vorher.  Die Provinz war über zwei Römerstraßen an Italien angebunden, die Via Raetia (Augsburg, Partenkirchen, Mittenwald, Seefeld, Zirl, Innsbruck, Brenner, Brixen, Verona, Bau ab 2. Jh. n.Chr.) und die Via Claudia Augusta (Augsburg, Füssen, Reschenpass, Trient, Verona, Bau ab 15. Jh. v.Chr.).

           Eine Teilstrecke der Radtour Berlin –Verona verlief auf der alten         Via Raetia.

Im Frankenreich

Mit dem Untergang des Weströmischen Reiches zogen die Ostgoten (König Theoderich 451 bis 526) in das Alpengebiet und nach Italien. Ihnen folgten die   Langobarden, die in Norditalien ihr Königreich errichteten (Mittel- und Süditalien war vom Oströmischen Kaiserreich erobert worden).

Franken eroberten vom Niederrhein aus das römische Gallien (im Wesentlichen das heutige Frankreich). Daraus entstand zwischen dem 5. und dem 9. Jh.  das Frankenreich (erst von den Merowingern und dann von den Karolingern regiert).  In seiner größten Ausdehnung umfasste es das Gebiet von den Pyrenäen bis etwa zur Elbe bzw. Oder einschließlich Oberitalien (Karl der Große eroberte das Langobardenreich).

Unter den Franken wurde 739 Freising Bischofssitz, 742 wurde das Bistum Würzburg gegründet. 

Ein erstes bairisches Stammesherzogtum (die  Schreibweise „Baiern“  wird weiter untern erklärt) entstand zur Zeit des Merowinger Frankenreichs.

Welfen und Wittelsbacher

Ab 1070 bis 1180 stellt das welfische Adelsgeschlecht die Herzöge von Bayern. Davor war das fränkische/österreichische Adelsgeschlecht der Babenberger (der Name ist von der Stadt Bamberg abgeleitet) mit dem Herzogtum beliehen.

Die Welfen sind ursprünglich ein fränkisches Adelsgeschlecht, das mit den Karolingern verwandt war, später mit der oberitalienischen Adelsfamilie d’Este. Die Welfen stellten Herzöge von Bayern, von Sachsen und von Braunschweig-Lüneburg. Bekannt ist Heinrich der Löwe. Er war Herzog von Sachsen und unterstützte den Staufer-Kaiser Barbarossa Friedrich I., der ihn dafür mit dem Herzogtum Baiern belieh (1070). 

Heinrich der Löwe  hielt sich nicht oft in Bayern auf. Überliefert ist, dass er eine Brücke bei München (Oberföhring) auf dem Gebiet des Bischofs von Freising zerstören ließ, damit der Berchtesgadener Salzhandel künftig über die Münchener Brücke erfolgen musste und er so den Zoll erheben konnte. Da der Kaiser die Unterstützung des Welfenherzogs brauchte, griff er nicht ein sondern entschied nur, dass ein Drittel der Einnahmen an das Hochstift Freisingen abgeführt werden mussten.  Nach der Säkularisierung des Hochstifts floss das Geld an das Königreich Bayern.

Ab dem 13. Jh. bis zur Annexion durch Preußen 1866 waren Welfen Herzöge von Braunschweig-Lüneburg und später Könige von Hannover.

1180 fiel der Welfe Heinrich der Löwe in Ungnade und wurde als Herzog von Sachsen und von Baiern abgesetzt (s.o. Sachsen). Das Herzogtum Bayern wurde aufgeteilt. Die Steiermark und Meran wurden eigenständige Herzogtümer

Mit dem verkleinerten Herzogtum Baiern wurde der Wittelsbacher Pfalzgraf (der Pfalz in Regensburg) beliehen. Die Wittelsbacher regierten fortan Baiern bis zum Ende der Monarchien 1918.

Die Wittelbacher stammen wahrscheinlich von der Burg Scheyern in Oberbayern. Sie waren die Grafen von Scheyern.  1119 zogen die Grafen auf die Burg Wittelsbach in Schwaben und nannten sich Grafen von Wittelsbach.  Die Burg Scheyern wurde Benediktiner-Abtei.

1214 ging  auch die Pfalz (am Ober- und Mittelrhein gelegen - Rheinpfalz) von den Welfen an die Wittelsbacher. Zeitweise gehörten auch Brandenburg, Tirol und niederländische Provinzen zum Wittelsbacher Herrschaftsbereich (s.o.).

Durch Erbteilung erfolgte 1255 die Aufteilung in Oberbaiern (mit der Rheinpfalz und den später Oberpfalz genannten Gebieten nördlich der Donau), mit dem Sitz in München, und Niederbayern, mit dem Sitz in Landshut. Es folgten weitere Erbteilungen.  1505 wurden Ober- und Niederbayern - nach einem Erbfolgekrieg, Streitigkeiten wurden damals meistens kriegerisch entschieden - wieder zu einem Herzogtum vereint. Um weitere Erbteilungen zu vermeiden, wurde die Erbfolge auf den erstgeborenen Sohn beschränkt (Primogeniturgesetz).

Im Jahr 1329 wurde im wittelsbacher Hausvertrag die Rheinpfalz und die Gebiete nördlich der Donau, später als Oberpfalz bezeichnet,  vom Herzogtum Bayern  getrennt. 

Es entstanden die pfälzische Linie (Rheinpfalz und Oberpfalz) und die altbairische Linie (Ober- und Unterbayern) des Hauses Wittelsbach. Im Jahr 1356 erhielt die (Rhein-) pfälzische Linie durch die Goldene Bulle die Kurfürstenwürde, zum Ärger der altbairischen Linie.

Dreißigjähriger Krieg

Im Dreißigjährigen Krieg (1618 – 1648) gehörte Bayern zur Katholischen Liga. Die Reformation (Luther hatte 1517 seine 95 Thesen verkündet) hatte in Bayern wenige Chancen, da der Bayrische Herzog ein eifriger Gegner der Reformation war. 1524 ließ er sich dafür vom Pabst die Hoheitsrechte über die bayrischen Bischöfe und die Einnahmen der Kirche abtreten.

Nach einem Sieg des bayrischen Feldherrn Tilly  erhielt der katholische bayrische Herzog 1624/1628 vom Kaiser die Kurfürstenwürde (damit gab es im Reich 8 Kurfürsten) und die von Bayern besetzte Oberpfalz, die bis dahin von der protestantischen (Rhein-) pfälzer Linie der Wittelsbacher regiert wurde. Für die bayrischen Wittelsbacher war der Dreißigjährige Krieg erfolgreich.

Der Dreißigjährige Krieg (1618 bis 1648) war u.a. ein Religionskrieg zwischen katholischen und protestantischen Herrschern (Kaiser und Katholische Liga –im Wesentlichen Bayern und süddeutsche Hochstifte)  (Protestantische Union – im Wesentlichen Brandenburg, Württemberg, Anhalt und zahlreiche Reichsstädte) und eine Auseinandersetzung um die Vorherrschaft im Heiligen Römischen Reich. Es war auch ein Kampf um Herrschaftsinteressen in Europa, der Habsburgern in Österreich und Spanien gegen Frankreich, die Niederlande, Schweden und Dänemark. Auslöser des Dreißigjährigen Krieges war der Prager Fenstersturz, mit dem der Aufstand protestantisch böhmischer Stände gegen die Rekatholisierung ausbrach.

Der Dreißigjährige Krieg überlagerte den 80-jährigen Unabhängigkeitskrieg der Niederlande gegen Spanien und den Französisch-Spanischen Krieg. Im Jahr 1648 beendete Spanien die Auseinandersetzung mit den Niederlanden (Westfälischer Friede, in Münster und Osnabrück geschlossen, er beendete auch den Dreißigjährigen Krieg). Vorausgegangen war eine Schwächung Spaniens durch innere Aufstände gegen die Kriegslasten (1640 Aufstand der katalanischen Provinzen – die sich ja auch heute wieder gegen den Zentralstaat Spanien auflehnen -, Abspaltung Portugals, das seit 1580 in Personalunion vereinigt war). 1659 wurde der Französisch-Spanische Krieg beendet, nachdem 4 Jahre zuvor England auf Seiten Frankreichs in den Krieg eingriff. Mit dem Frieden endete Spaniens und begann Frankreichs Vorherrschaft.

Eine Zwischen-Episode hatten die  Wittelsbacher, als  ihr Kurfürst und Herzog Karl I. Kaiser des Heiligen Römischen Reiches wurde (als Karl VII. von 1742 bis 1745). Nachfolger des wittelsbacher Kaisers wurde dann der Mann der österreichischen Erzherzogin Maria Theresia aus dem Haus Lothringen.

Der Nachfolge vorausgegangen war der Streit um das Erbe der österreichischen Erzherzogin Maria Theresia nach dem Tod ihres Vaters. Die bayrischen, spanischen und sächsischen Herrscherhäuser machten ihr das Erbe streitig. Die Folge war der Österreichische Erbfolgekrieg (1740 – 1748).  Friedrich II. von Brandenburg-Preußen nutzte die Situation und besetzte Schlesien.  Das Kurfürstentum Hannover, dessen Herrscher zugleich König von Großbritannien und Irland war, und das Königreich Frankreich mischten mit. Das Ergebnis war, dass Preußen die reichste Provinz Österreichs, Schlesien, erhielt und zu einer Großmacht aufstieg. 

1777 starb die bayrische Linie der Wittelsbacher aus und die (Rhein-) pfälzer Linie übernahm das Herzog- und Kurfürstentum Bayern zu der Kurpfalz (Rheinpfalz mit Heidelberg, Mannheim und Schwetzingen) hinzu (da sie jetzt zwei Kurstimmen hatte, wurde die pfälzer Kurstimme eingezogen). Damals gehörten auch noch die rechtsrheinischen Herzogtümer Jülich und Berg dazu (die später an Frankreich und dann an Preußen gingen). Auch diese Erbschaft verursachte einen Krieg, den Bayrischen Erbfolgekrieg. Österreich beanspruchte Altbayern (Ober- und Niederbayern und die Oberpfalz). Preußen setzte sich für Bayern ein (Österreich sollte nicht stärker werden). Nur das Innviertel ging an Österreich (Gebiet am unteren Inn, südlich von Passau).

Napoleonische Zeit

Die bayrische Rheinpfalz ging nach dem  verlorenen Zweiten Koalitionskrieg (1799 – 1802) wie alle deutschen  linksrheinischen Gebiete an Frankreich verloren.

Koalitionskriege waren die Auseinandersetzungen zwischen Frankreich und den übrigen europäischen Staaten.

Der Erste Koalitionskrieg wurde gegen die französische Revolutionsarmee geführt, weil sich die europäischen Monarchien von der französischen Revolution bedroht fühlten. Den Zweiten, Dritten und Vierten Koalitionskrieg führte Napoleon gegen die  europäischen Monarchien.

Nach dem gegen Napoleon verlorenen Zweiten Koalitionskrieg (Jahr 1805, Österreich, Russland, Großbritannien u.a. gegen Napoleons Frankreich und seine deutschen Verbündeten, u.a. Bayer) musste Österreich auf große Gebiete und 1/6  seiner Untertanen verzichten. Tirol ging an Bayern.

Im Jahr 1809 führte das zum Aufstand der Bauern unter Andreas Hofer gegen die Einführung der Wehrpflicht durch die Bayern.

Württemberg und Bayern wurden zu Königreichen erhoben. Bayern wurde Mitglied des französisch dominierten Rheinbundes. 1810 erhielt Bayern die Markgrafschaft Bayreuth, das Fürstentum Regensburg, das Innviertel sowie Gebiete um Salzburg und Berchtesgaden, musste aber das südliche Tirol an das von Napoleon geschaffene Königreich Italien wieder abgeben.

In dem Friedensvertrag nach dem Zweiten Koalitionskrieg wurde von Frankreich bestimmt, dass die deutschen Fürsten für die linksrheinisch verlorenen Gebiete im übrigen Reich entschädigt werden sollten.  Das erfolgte (auch auf Druck Frankreichs) u.a. durch die Auflösung geistlicher Fürstentümer, Klöster und Stifte, die wie auch die meisten Reichsstätte und kleinere Standesherrschaften  benachbarten Fürstentümern zugeschlagen wurden (s. Reichsdeputationshauptschluss).  Die Kirche erhielt allerdings später für die eingezogenen Vermögen Entschädigung durch jährliche Zahlungen, die noch heute erfolgen.  Durch die Aufhebung der kleineren Territorien verringerten sich die über 1000 Herrschaften im Reich auf weniger als 40. Es war eine ziemlich radikale Umgestaltung des Reiches. Gewinner waren vor allem die süddeutschen Fürsten.  Bayern verlor zwar linksrheinisch 10.000 km²,  erhielt aber 14.000 km² (unter anderem die Hochstifte Freisingen, Regenburg, Bamberg, Würzburg sowie große Teile Frankens und Schwabens – Augsburg, Kempten/Allgäu). Preußen musste Ansbach und Bayreuth an Bayern geben. (Anmerkung: das Fürstbistum Hildesheim ging an Preußen).

Diese Regelung der Gebietsentschädigungen wurde im Reichsdeputations-hauptschluss festgelegt. Der wurde 1803 als letztes Gesetz des Heiligen Römischen Reiches beschlossen. 1804 legte der letzte Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, der Habsburger Franz II, auf Druck Frankreichs die Reichskrone nieder und erklärte das Reich für aufgelöst. Zuvor hatte er sich zum Kaiser von Österreich ausgerufen.

Rechtzeitig vor dem Ende der Herrschaft Napoleons wechselte Bayern 1813  kurz vor der Völkerschlacht bei Leipzig die Seiten und stellte sich gegen Napoleon. Das verhinderte beim Wiener Kongress größere Gebietsverluste. Bayern musste zwar  die österreichischen Gebiete (u.a. Tirol) abgeben, behielt aber Teile der Pfalz und fränkische Gebiete.

Ab 1825 gilt die Schreibweise Bayern statt Baiern. König Ludwig I. war ein Verehrer des antiken Griechenlands und ordnete die Schreibweise mit dem griechischen Y an.
In seiner Zeit entstanden auch der „Ruhmestempel“ Walhalla an der Donau bei Regensburg nach dem Vorbild des Pantheons in Athen, die Feldherrenhalle, das Siegestor und die Alte Pinakothek in München. Auch die Villa Ludwighöhe in Edenkoben in der (Rhein-)Pfalz ließ er bauen (wir haben sie bei unserem Teneriffa-Pfalztreffen gesehen).   

Die Einrichtung der ersten deutschen Eisenbahn für den Personenverkehr zwischen Nürnberg und Fürth war in seiner Zeit (1835 – nur 10 Jahre nach der ersten Eisenbahn-Fahrt in England zwischen Liverpool und Manchester). Er regte den Bau des Ludwig-Donau-Main-Kanal (Vorgängerbau des Main-Donau-Kanals) an.

Die Theresienwiese und das Oktoberfest in München gehen übrigens auch auf Ludwig. I zurück, sie entstanden anlässlich seiner Verlobung mit der Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen (aus einer Nebenlinie der ernestinischen Wettiner).

1832 protestierte die Bevölkerung auf dem Hambacher Fest bei Neustadt a.d. Weinstraße, damals zur bayrischen Rheinpfalz gehörend, gegen die bayrische Verwaltung und forderte Freiheit und nationale Einheit. Der Kampf gegen Napoleon hatte den deutschen Einigungsgedanken geweckt. Die Durchführung von Wahlen zu einer verfassunggebenden Nationalversammlung (die dann in der Paulskirche in Frankfurt/Main stattfand) wurde erzwungen.  Die in der Paulskirche verabschiedete  Reichsverfassung von 1849 lehnte Bayern wie die meisten deutschen Länder ab. Die Einheits- und Freiheitsbewegung war gescheitert.

Deutsches Reich

Nach dem Scheitern der deutschen Revolution und der Beibehaltung der monarchistischen Strukturen strebte Preußen unter dem Reichskanzler von Bismark die Kleindeutsche Lösung (ohne Österreich) an. Dem dienten auch die sog.   Einigungskriege (Deutsch-Dänischer Krieg, Deutscher Krieg Preußen gegen Österreich, Deutsch-Französischer Krieg). Bismark erreichte die Gründung des Deutschen Reichs (ohne Österreich) und die Krönung des preußischen Königs zum Deutschen Kaiser in Versailles 1871.

Bayern wurde Bundesstaat im neu gegründeten Deutschen Reich, obwohl der bayrische König Ludwig II. (Bauherr von Neuschwanstein, Herrenchimsee, Lindnerhof) die Reichsgründung unter  preußischer Vorherrschaft ablehnte. Er wollte lieber die großdeutsche Lösung mit Österreich. Dennoch schlug er den preußischen König Wilhelm als neuen deutschen Kaiser vor. Eingefädelt hatte dies Bismark. Gezahlt hat er dafür rd. 6 Millionen Goldmark in die Privatkasse König Ludwig II. Finanziert wurde das aus den Erträgen des sogen. Welfenfond, dem nach der Annexion Hannovers durch Preußen beschlagnahmten Privatvermögen des Königshauses Hannover. Die Erträge wurden außerhalb des preußischen Haushalts und ohne parlamentarische Kontrolle von Bismark als sog. Reptilienfonds (schwarze Kasse)  verwendet.

Nach dem 1. Weltkrieg

In der Novemberrevolution 1918 wurde Bayern zum Freistaat erklärt.  Der bayrische König ging nach Ungarn ins Exil. 1919 trat die bayrische Verfassung in Kraft (Bayern als Freistaat und Mitglied des Deutschen Reichs), verkündet in Bamberg, da die Regierung wegen Unruhen in München nach Bamberg ausweichen musste. Sie galt auch für die noch zu Bayern gehörende Rheinpfalz. 1920 kam durch Volksabstimmung der Freistaat Coburg zu Bayern. Im Versailler Vertrag wurde die Rheinpfalz dem neugegründeten Saarland zugeschlagen, das der Verwaltung durch den Völkerbund unterstellt wurde.

1933 ernannte die NS-Reichsregierung einen Reichskommissar für Bayern. 1934 verlor Bayern wie die anderen deutschen Länder ihre Kompetenzen durch das Gesetz zum Neuaufbau des Reiches.

Land und Bundesland Freistaat Bayern

Nach 1945 wurde Bayern US-Besatzungsgebiet, mit Ausnahme der Rheinpfalz und von Lindau am Bodensee, die zur französischen Besatzungszone kamen. Durch Proklamation der Amerikaner wurde Bayern als Staat wiederhergestellt, unter Leitung einer Militärregierung.
1946 wurde die neue Bayrische Verfassung durch Volksentscheid angenommen. Zuvor hatte die Besatzungsmacht einen Artikel aus dem Entwurf der verfassungsgebenden Versammlung gestrichen, der das Recht Bayerns auf Nichtbeitritt zu einem zukünftigen deutschen Bundesstaat beinhaltete. 

Das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland wurde  vom bayrischen Landtag als zu wenig föderalistisch abgelehnt, jedoch die Verbindlichkeit auch für Bayern anerkannt, wenn 2/3 der Bundesländer es annahmen.

1955 wurde Lindau in das Bundesland Bayern eingegliedert.
Die ehemals bayrische Rheinpfalz wurde Teil des Bundeslandes Rheinland-Pfalz.


(5) Tirol (Österreich und Italien)


Tirol gehörte über eine lange Zeit zum Herzogtum Bayern. Ab etwa dem 6. Jh. begann die Besiedlung Tirols durch die Bajuwaren. Das Siedlungsgebiet reichte bis ins heutige Südtirol

Um die Zeitenwende eroberten die Römer die Alpenregion. Mit der Völkerwanderung und dem Niedergang des Weströmischen Reiches entstand das Ostgotenreich im Alpenraum und Italien. Nach dem Zusammenbruch des Ostgotenreiches folgte in Norditalien das Langobarden-Reich (ein germanischer Stamm, zu den Sueben gehörend- der Name der Region Lombardei (Mailand)  erinnert daran),

Unter Karl dem Großen fiel das Königreich der Langobarden im 8.Jh. an das Frankenreich.  Karl der Große ließ sich in Pavia (nördlich von Mailand)  zum „König der Langobarden und Franken“ mit der eisernen Langobarden-Krone krönen.

Nach der fränkischen Reichsteilung (Ost-, West- und Mittelfränkisches Reich) wurde das Langobardenreich in Italien (das zunächst zum Mittelfränkischen Reich gehörte)  selbständiges Königreich, mit fränkischen Königen. Anfang des 10. Jh. wurde der Ostfränkische König Otto I. (der auch Herzog der Sachsen war) durch Heirat auch König von Italien, ab dem Jahr 962 war er römisch-deutscher Kaiser (s.o. deutsche Ostsiedlung).

Während des Frankenreiches entstand das Herzogtum Baiern. Gegen Ende des 10. Jh. gehörte der gesamten Alpenraum südlich der Donau bis zum Mittelmeer zum Herzogtum. Es umfasste das Gebiet nördlich der Alpen ab etwa Eichstädt, Regensburg, Linz; einschließlich Tirol. Außerdem beherrschte das Herzogtum  im Süden die Markgrafschaft Verona (Bozen bis Verona, Triest), im Osten das Herzogtum Kärnten (Villach, Graz) und die Ostmark (St. Pölten).

Diese Ausdehnung konnte das Herzogtum Bayern allerdings nicht halten. Als der Welfe Heinrich der Löwe von Kaiser Barbarossa das Herzogtum im Jahr 1154 zum Lehen bekam, wurde das Gebiet der Markgrafschaft östlich von Linz (Ostmark, St. Pölten) als neues Herzogtum herausgelöst. Es wurde die Keimzelle Österreichs. Kärnten wurde schon im Jahr 976 zusammen mit den Markgrafschaften südlich Bozens bis Verona, Padua, Triest von Bayern getrennt und kam später zu Österreich.  Nachdem Heinrich der Löwe im Jahr 1180 das Herzogtum Bayern (und Sachsen) verlor, wurde die Steiermark (nördlich und östlich von Kärnten, Hauptstadt heute Graz) als eigenständiges Herzogtum abgetrennt und kam später ebenfalls zu Österreich. Auch Meran wurde ein selbständiges Herzogtum.

Anfang des 11. Jh. entstand durch Übertragung der Grafschaften Trient, Bozen und Vintschgau das Hochstift Trient (Fürstbistum mit geistlicher und weltlicher Herrschaft). 

 TIm 12. Jh. konnten sich die Vögte des Hochstifts Trient (Vögte waren Verwalter und Vertreter der Landesherren) von diesen unabhängig machen. Nach ihrer Burg Tirol bei Meran nannten sie sich Grafen von Tirol.  Im 13. Jh. erhielten sie die Reichsunmittelbarkeit (sie unterstanden nur noch dem Kaiser) und schieden aus dem Herzogtum Bayern aus.

Nach dem Aussterben des Grafengeschlechts von Tirol regierten Luxemburger und Wittelsbacher die Grafschaft Tirol. Mitte des 14. Jh. ging die Grafschaft  Tirol an den  Habsburger Herzog von Österreich, Kärnten und der Steiermark. Die Grafschaft Tirol umfasste im Wesentlichen die Gebiete des heutigen Nordtirols (nördlich des Brenners, die Orte Reutte, Innsbruck, Kufstein, Kitzbühl), Südtirols (südlich des Brenners, die Orte Meran, Brixen, Bozen, Bruneck) und Osttirols (östlich von Südtirol, der Ort Lienz).

Mit dem Ende des Heiligen Römischen Reiches wurden die Bistümer Brixen und Trient dem Land Tirol eingegliedert (Reichsdeputationshauptschluss 1803).

Nach dem gegen Napoleon verlorenen 3. Koalitionskrieg (Schlacht bei Austerlitz 1805) musste Österreich die Grafschaft Tirol an das Kurfürstentum Bayern abtreten. Tirol wurde wieder bayrisch

Gegen die bayrische Besetzung und damit verbundene Eingriffe in die Selbständigkeit Tirols wehrten sich die Tiroler im Volksaufstand, der von Andreas Hofer und anderen angeführt wurde. Unterstützt und teilweise organisiert wurde der Aufstand von Österreich. Niedergeschlagen wurde der Aufstand von bayrischen und französischen Truppen. Andreas Hofer wurde gefangen genommen und auf Anordnung Napoleons in Mantua in der Lombardei zum Tode verurteilt und erschossen.

Auf dem Wiener Kongress (1814/1815) musste Bayern Tirol an Österreich abgeben. Dafür erhielt es aber den größten Teil von Franken und der Oberpfalz mit der Rheinpfalz zurück. Bayern hatte gerade noch rechtzeitig vor dem Fall Napoleons die Seiten gewechselt (im Gegensatz zu Sachsen, die die Hälfte ihres Gebietes an Preußen abgeben mussten). Tirol blieb bis zum Ende der österreichisch-ungarischen Monarchie 1918 bei Österreich.

Nach dem 1. Weltkrieg kam der südlich des Brenner gelegene Teil Tirols (Südtirol und Trient) an Italien.  Italien war 1915 nach geheimen Gebietszusagen (Südtirol und Trentino) an der Seite der Entente (England und Frankreich) in den Krieg eingetreten.
Unter Mussolini (von 1922 bis 1943 Ministerpräsident und faschistischer Diktator) wurde die Italianisierung Tirols betrieben (Ansiedlung von Italiener, Abschaffung des deutschen Unterrichts, Italienisch wurde einzige Amts- und Gerichtssprache, Verbot deutscher Zeitungen).

Nord- und Osttirol kam zur neu gegründeten Republik Deutschösterreich (später Republik Österreich).

Nach dem 2. Weltkrieg blieb die Grenze bestehen. Aber viele Tiroler wollten den Anschluss an Österreich. Zwischen Österreich und Italien wurde 1946 ein erstes Autonomie-Abkommen für Tirol geschlossen. Es umfasste nicht nur Südtirol sondern auch das mehrheitlich italienische Trentino, so dass im Autonomiegebiet eine italienische Bevölkerungsmehrheit bestand und die Autonomie-Regelungen unterlaufen wurden. Die Tiroler Politiker und Bevölkerung forderten die Autonomie für die Provinz Bozen. Es kam zu zahlreichen Bombenattentaten. 1972 wurde der Autonomiestatus verbessert. Die Region Trentino-Südtirol blieb zwar bestehen, aber   wesentliche Autonomie-Kompetenzen wurden den Provinzen Südtirol und Trentino jeweils  direkt übertragen. Beide Provinzen haben eine weitgehende Selbstverwaltung mit Gesetzgebungs- und Finanzkompetenzen.

(6) Verona (Region Venetien)


Verona ist Stadt und Provinz in der Region Venetien in Italien, die südlich der Region Trentino-Südtirol liegt. 

Wie der gesamte Alpenraum war Verona im letzten Jahrhundert v.Chr. römische Kolonie. Im 5. u. 6. Jh. n.Chr. war Verona neben Pavia und Ravenna Residenz der Ostgotenkönige, danach der Langobarden

Mit der Eroberung des Langobarden-Reichs durch Karl der Große kamVerona zum Frankenreich. Gegen Ende des 10. Jh. war Verona Markgrafschaft und gehörte zum Herzogtum Bayern.

Anfang des 15. Jh. kam Verona zur Republik Venedig.

Im Rahmen des Italienfeldzugs Napoleons wurde die Republik besetzt. 1805 bis 1814 wurde sie  Teil des französischen Königreichs Italien.

Der Wiener Kongress kam die ehem. Republik Venedig zusammen mit der Lombardei an Österreich, als Königreich Lombardei-Venetien mit dem österreichischen Kaiser als König.

Der Deutsch-Deutsche Krieg (s.o.) mit der  Niederlage Österreichs hatte unter anderem zur Folge, dass Venetien 1866 zu dem 1861 gegründeten Königreich Italien kam.

Das Königreich Italien war in der Folge der 1848er März-Revolutionen und nach mehreren Unabhängigkeitskriegen und Aufständen gegen die österreichische Herrschaft entstanden. Im Deutsch-Deutschen Krieg  war Italien Verbündeter Preußens und erhielt dafür nach dem Sieg über Österreich Venetien.

In der Republik Italien ist Venetien eine der 20 Regionen. (wie sie 1970 eingerichtet wurden).  Nach dem 2. Weltkrieg erfolgte der Wandel von einer landwirtschaftlich geprägten Region zu einer Industrieregion. Seitdem gehört Venetien zu den wirtschaftsstarken Gebieten Italiens.