Rom
Reise des Freundeskreises der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS)
im Mai/Juni 2016

Der Freundeskreis wurde 1999 gegründet. Wir waren das erste Mal dabei und haben eine sehr nette Gruppe getroffen. Zum Schluss haben wir noch drei Tag allein ein bisschen mehr Rom erkundet. Einige Eindrücke,  Informationen und Hintergründe, die mich interessierten,  habe ich festgehalten

                           Die Erläuterungen  stammen meist aus Wikipedia- und                                anderen Artikeln im Internet, ohne einzelne Zitierungen


Zu dem Reisebericht gibt es  ein Foto-Album
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Überblick:

(1)    Übernachtung im Gästehaus des Deutschen Ordens
(2)   Einige Teilnehmer und unser Rom-Führer                            
(3)   Rom
(4)   Antikes und christliches Rom ganz in der Nähe
(5)   Spaziergang durch das antike Rom
(6)   Spaziergang zu Viert
(7)   Spaziergang zu Zweit
(8)   Die Bauten des christlichen Rom
(9)   Die Umgestaltung der Stadt
(10)  Ostia Antica
(11)   Ausflug in die Albaner Berge                             


(1)  Im Gästehaus des Deutschen Ordens

Wir haben im Gästehaus des Deutschen Ordens übernachtet.

Das Gästehaus, die Casa di Procura dell‘ Ordine Teutonico, besteht seit 1957 zusammen mit der Prokura des Deutschen Ordens beim Heiligen Stuhl (Vertretung des Ordens beim Vatikan) im selben Haus. Es liegt an  der Via Nomentana 421 und ist mit dem Bus Linie 60 zur Piazza Venecia sehr gut mit der Innenstadt verbunden.
  
          Der Deutsche Orden
Im vergangenen Jahr, 2015, feierte der Orden seinen 825-jährigen Gründungstag. Vor 51 Jahren, 1965, wurde das Familiaren-Statut gegründet. Seit dem hat der Orden drei Säulen: Brüder (Priester), Schwestern, (Deutschordensschwestern), Familiare (Männer und Frauen weltlichen oder geistlichen Standes,  die den Orden unterstützen und der Autorität des Hochmeisters unterstehen. Bekannte Familiare waren/sind u.a. Franz-Josef Strauß und Edmund Stoiber). Der Sitz des Hochmeisters des Deutschen Ordens ist im Ordenshaus in Wien.
Heute hat der Orden etwa 1000 Mitglieder, davon rd. 100 Priester, 200 Schwestern und 700 Familiare. Der Orden besteht hauptsächlich in Deutschland, Österreich und Südtirol-Italien. Gästehäuser sind in Rom (s.o.), Wien (am Sitz des Hochmeisters)   und Gumpoldskirchen (Niederösterreich, Deutschordensschloss). 

Der vollständige Name des Ordens ist "Brüder vom Deutschen Haus Sankt Mariens in Jerusalem". Er wurde 1190 in Akko im Heiligen Land gegründet, zunächst als Spitalbruderschaft und seit 1198 auch als ritterliche Kampfgemeinschaft zum Schutz der Pilger im Heiligen Land. Das Feldspital in Akko war eine Gründung bremischer und lübischer Kaufleute während der Belagerung Akkos im Dritten Kreuzzug. Nach Johannitern und Templern war der Deutsche Orden der dritte der großen geistlichen Ritterorden der Kreuzzugzeit.

Die große Zeit des Ordens war im 14. Jh. mit der Bildung des Deutschordensstaates im Baltikum und Ost- und Westpreußen. Es war das bestorganisierte Staatswesen im damaligen Europa. Regierungssitz war die Marienburg in Ostpreußen. In den Auseinandersetzungen mit Polen verlor der Ordensstaat dann große Gebiete. Die Reformation in Deutschland brachte das Ende des Ordensstaates. Der Ordensmeister trat zum Luthertum über und wandelte den Ordensstaat in ein erbliches Herzogtum um. Durch Erbfolge kam es als Herzogtum Preußen zur Mark Brandenburg und bildete eines der Kernländer des preußischen Staates (ausführlicher im Bericht Radreise nach Danzig).

Im Heiligen Römischen Reich bestand der Orden mit großem Grundbesitz insbesondere in Süddeutschland und Österreich weiter. Aber nach der Säkularisierung im 19. Jh. und später nach dem 1.Weltkrieg gingen wesentliche Vermögensteile verloren. Seit 1929 ist der Deutsche Orden nur noch ein geistlicher Orden. Heute hat er noch etwa 1000 Mitglieder (s.o.).

(2) Einige Teilnehmer und unser Rom-Führer

Wir kannten uns vorher nicht, aber wir verstanden uns sofort sehr gut. Bettina und Wilhelm H. aus Kronberg. Zu Wilhelm gab es sogar einen weitläufigen Bezug, er kennt unseren Freund aus Studienzeiten, Helmut M., der auch bei Siemens in Erlangen gearbeitet hat. Brigitte und Stefan G.  aus Wertheim. Stefan war Oberbürgermeister von Wertheim ob der Tauber. Klaus A, und Marie S. aus Kleinmachnow. Klaus arbeitet noch als Trainer und Coach und davor in der Pharmabranche, Marie macht Personalentwicklung. Marlies W. aus Wiesbaden, die u.a. als Chefsekretärin bei der AEG gearbeitet hat und fast jedes Jahr noch die Oxford-Summer-Akademie besucht. Christine Wagner, die sich um Marketing und PR  bei der KAS kümmert, und um den Freundeskreis. Dies war für uns der „engere Kreis“, insgesamt waren wir mit dem Ehepaar Margedant, das die Reise organisiert hatte, 23 Teilnehmer. Zu erwähnen sind noch Frau Renate P.-M. aus München, die etwas früher abreisen musste. Das Ehepaar H. kam aus Bad Lauterberg am Harz. Und aus Berlin kamen noch Frau G.-S. und Ulrich S., der im Bundespresseamt arbeitet.

Herauszuheben ist unser Reiseführer in Rom, Matthias Giger, aus dem Kanton St. Gallen in der Schweiz. Er hat als Bub aus dem Voralpen-Land den Beruf des Käsers gelernt, bis es ihn nach Rom zur Päpstlichen Schweizer Garde zog. Dort hat er 8 Jahre Dienst, zuletzt als Vice-Korporal, geleistet und sein Interesse an der Geschichte des Vatikans und der Ewigen Stadt entdeckt. Jetzt hat er sein Hobby zum Beruf gemacht und ein Reisebüro gegründet und führt Gruppen zu den interessantesten Orten in Rom und der Umgebung. Er war ein hervorragender Erklärer und Vermittler der Geschichte und Geschichte

Die Päpstliche Schweizer Garde

Die Päpstliche Schweizer Garde entstand 1506. Damals hat der Papst zu seinem Schutz Schweizer Reisläufer (Reisige – von reisen, Reise im Sinne von Kriegsfahrt. Reisige waren bewaffnete Reiter, Reisläufer waren Kämpfer zu Fuß), zu seinem Schutz angeworben. Reisläufer verdingten sich selbständig fremden Kriegsherren, um der Armut zu entgehen. Sie waren in Europa begehrte Söldner. 
Heute hat die Päpstliche Schweizer Garde 110 Mann, davon 78 Helebardiere und 32 Offiziere und UnteroffiziereMathias Giger war einer der 10 Vice-Korporale. 
Neben der Garde gibt es noch die Päpstliche Genarmerie.

Mit Mathias Giger haben wir Ostia Antica erlebt, er hat uns die Vatikanischen Gärten, den Vatikan (wir wissen jetzt, wo Papst Franziskus und der ehemalige „deutsche“ Papst Benedikt wohnen) und die Engelsburg erklärt und mit ihm sind wir durch Rom spaziert und in die Albaner Berge südlich von Rom gefahren.

Die Konrad-Adenauer-Stiftung in Rom, in der Nähe der Piazza Navona, haben wir beim Stadtrundgang natürlich auch besucht. Das Büro wurde  1977 eröffnet. Silke Schmitt, Wissenschaftliche Mitarbeiterin des Büros, hat die Arbeit der KAS engagiert vorgestellt. Es ist schon beachtlich, was die fünf Mitarbeiterinnen alles für die Stiftung in Italien organisieren und berichten.

(3) Rom

Einige Informationen über die Stadt, die Ziel unseres Interesses war:

Als Gründungsdatum Roms wird 753 v.Chr. angenommen. Bei Ausgrabungen auf dem Palatin (einer der sieben Hügel Roms und ältester bewohnter Teil der Stadt) fand man  Siedlungsreste schon aus der Zeit um 1000 vor Christus.


Antike und christliche Zeitrechnung

Ab dem Gründungsjahr 753 v,Chr.  zählt der Römischen Kalender die Jahre. Die Einführung dieser Zeitrechnung (a.u.c. - ab urbe condita, ab Gründung Roms) erfolgte aber erst später rückwirkend, zuvor wurden die Jahre nach den Konsuln gezählt.

Julius Cäsar (Wir treffen auf ihn im Forum Romanum) hat in seiner Regierungszeit den Julianischen Kalender eingeführt. Er hat 11 Monate mit 30 bzw. 31 Tagen und den 12. Monat mit 28 Tagen. Alle 4 Jahre gibt es ein Schaltjahr (das kommt uns alles  bekannt vor). Der Jahresanfang wurde auf den 1. Januar gelegt (vorher war es der 1. März und Januar und Februar waren die letzten Monate im Jahr). 

Teile der orthodoxen Kirche begehen ihre Feiertage noch heute nach dem Julianischen Kalender. Er weicht um 13 Tage vom Gregorianischen Kalender ab, das Weihnachtsfest fällt auf den 7. Januar.

Im 16. Jh. kam der Gregorianische Kalender, der Fehlzählungen  des Julianischen Kalenders behob.

Der Beginn der christlichen Zeitrechnung (n.Chr.) setzte sich etwa um 1000 n.Chr. durch. Das Datum der Geburt Christi hatte bereits Anfang des 6. Jh. ein Mönch in Rom auf das Jahr 754 a.u.c. (nach Gründung Roms) aus Angaben des Alten und Neuen Testaments bestimmt.

Roms Entwicklung  begann mit einem Bündnis verschiedener kleiner Dörfer mit wenigen hundert bis tausend Einwohnern. 

Dann wuchs Rom in  Jahrhunderten kontinuierlich zu einer Megastadt, die über 1  Million Einwohner hatte (unter Kaiser Augustus, 27 v. Chr. - 14 n. Chr.).

Im Zuge der Verlegung bedeutender Hauptstadtfunktionen nach Byzanz (später in  Konstantinopel nach Kaiser Konstantin umbenannt, heute Istanbul) um 330 n.Chr.  sowie der Teilung des Reiches in West- und Ostrom und des Verfalls des Weströmischen Reiches im 5. Jahrhundert nahm die Bevölkerung deutlich ab und sank rasch bis zum Jahr 530 n.Chr. auf etwa 100.000 Einwohner. Im frühen Mittelalter war Rom mit 20.000 Einwohnern nur noch eine Kleinstadt.

Erst mit dem Aufstieg des Kirchenstaates blühte Rom erneut auf und konnte als christliches  Wallfahrtszentrum bis zum Ende des 19. Jahrhunderts seine Einwohnerzahl wieder auf 230.000 Einwohner steigern. 

Im 20. Jahrhundert wuchs Rom erneut zur Millionenstadt heran. Heute hat Rom über 2,5 Millionen Einwohner, in der Provinz Rom wohnen 3,8 Millionen (Berlin hat 3,5 Millionen Einwohner).

(4) Antikes und christliches Rom ganz in der Nähe

Ganz in der Nähe des Gästehauses des Deutschen Ordens ist das Mausoleum der Constanza neben der Basilika Sant Agnese fuori le mura (vor den Mauern) und über der Katakombe Sant Agnes. Überall in Rom sind Gebäude, Denkmäler, Ruinen, Erinnerungen an das antike und christliche Rom zu sehen. 

Die St. Agnes Katakombe

ist etwa 3 km vor der Aurelischen Mauer (Stadtmauer Roms, unter Kaiser Aurelian (270 – 275 n.Chr.) als Schutz vor germanischen Stämmen gebaut, 19 km lang). Teile der Katakomben sollen auch unter dem Grundstück des Deutschen Ordens  sein. Die unterirdischen Gänge sind 10 km lang und in mehreren Ebenen angelegt.

Katakomben sind Begräbnisstätten. Sie mussten nach römischem Recht außerhalb der Stadtmauern sein. Bis zum 1. Jh. n.Chr. war die Feuerbestattung allgemein vorherrschend. Danach  gingen die senatorischen Familien (also die Führungsschicht) zur Leichenbestattung in Sarkophagen über. Für Christen kam nur die Leichenbestattung in Frage. Da die Grundstücke für Begräbnisplätze teuer waren, ging man schon in vorchristlicher Zeit dazu über, auch für Urnen unterirdische Grabkammern anzulegen, das durch den relativ weichen Tuffstein (vulkanisches Eruptivgestein) gut möglich war.

In der St. Agnes Katakombe wurde die später heiliggesprochene Agnes, Tochter einer römischen Adelsfamilie, bestattet. Sie sollte als 12-jährige den Sohn des römischen Präfekten heiraten, weigerte sich aber, weil sie Christus die Ehelosigkeit gelobt habe. Sie wurde zum Tode verurteilt.

Da nach römischem Recht die Hinrichtung von Jungfrauen verboten war, sollte sie vorher durch den verschmähten Bräutigam vergewaltigt werden. Das soll misslungen sein, ebenso die Verbrennung. Daraufhin wurde sie enthauptet, so wie man Lämmer tötet (darum wird die Heilige Agnes oft mit einem Lamm abgebildet. Am Gedenktag der Hl. Agnese segnet der Papst in der Agnes-Kirche Lämmer, aus deren Wolle das Pallium für die neu ernannten Erzbischöfe hergestellt wird. Pallium ist ein Band, das über dem Messgewand getragen wird).

Der Kopf der Agnes soll in der von Borronimi (einer der großen Architekten – wir begegnen ihm noch öfter) errichteten Kirche St. Agnese in Agone an der Piazza Navona (neben der St. Agnese vor den Mauern die zweite Agnes-Kirche in Rom) beerdigt sein, der Körper in der Katakombe (etwa 250 n.Chr.).              

Die meisten Grab-Nischen in der Katakombe sind leer, da die Gräber im 18. Jh. geplündert und  die Leichenreste als Reliquien zu verkauft wurden
Zur Erkennung der Gräber wurden Tonziegel mit Berufsbezeichnungen angebracht und mit Symbole geschmückt: Anker (Christus ist der Rettungsanker), Taube (sie stellt die Seele des Verstorbenen dar),  Palmenblatt (der Sieg des Lebens über den Tod durch die Wiederauferstehung). Die Gräber reicher Verstorbenen waren mit Marmor verkleidet. Auch davon ist nur noch wenig erhalten.
















Mausoleum der Constanza 
und die Basilika Sant Agnese

Über der Katakombe ließ die Tochter Konstantins des Großen, Constantina, im 4. Jh. eine Basilika errichten. Heute sind nur noch Mauerreste zu sehen. 

Neben der Basilika ließ sie für sich ein Mausoleum bauen (ein Rundbau entsprechend dem kaiserlichen Rang), der noch gut erhalten ist. Im Mausoleum befindet sich heute eine Kopie des Sarkophags, das Original ist in den Vatikanischen Museen. Nach der Heiligsprechung der Constantina wurde das Mausoleum ein Baptisterium (Taufkapelle) und später  als Kirche Santa Constanza geweiht.
Die heutige Kirche St. Agnese fuori le mura, (der Nachfolgebau der verfallenen ersten Basilika) wurde im 7. Jh. errichtet. Der Altar soll genau über dem Grab der Agnese (in der Katakombe) liegen.

An der Via Nomentana, zwei oder drei Busstationen vom Gästehaus entfernt, ist auch die offizielle Residenz Mussolinis als italienischer Ministerpräsident, die Villa Tolonia.  Der Park ist heute öffentlich zugänglich und die Villa ein Museum.



Im nächsten Kapitel:
(5)   Spaziergang durch das antike Rom