Berliner Spaziergänge 2025
27. April 2025
Ein erster Spaziergang in Berlin nach der Rückkehr aus dem Winterquartier auf Teneriffa. Die Drakestraße geht in die Habelschwerdter Allee (1937 nach der Kreisstadt in Niederschlesien benannt) im Ortsteil Dahlem über. Von hier aus kommt man in eine eiszeitliche Rinne (die durch Gletscher-Schmelzwasser entstanden ist), die bis zur Clayallee (nach dem amerikanischen General benannt, der 1948/49 die Berliner Luftbrücke organisiert hat) reicht, in der sich mehrere Parks aneinanderreihen. Das sollte heute unser erster Spaziergang sein.
Wir kommen zu dem ersten Park, den Triestpark. Es folgen der Zehner Park und der Pompiniuspark. Dann wird das eiszeitliche Tal durch die U-Bahn die sie begleitenden Straßen unterbrochen. Dahinter liegt der größere Thielpark, der im rechten Winkel bis zur Clayallee reicht. Diese Parklandschaft ist das Ergebnis der Aufteilung der Domäne Dahlem. 1901 berief der Preußische Landtag eine „Königliche Kommission zur Aufteilung der Domäne Dahlem“ unter dem Vorsitz des Ministerialdirektors im preußischen Landwirtschaftsministerium und Professor für Agrarwissenschaft, Hugo Thiel (nach dem der Thiel-Park benannt ist). Auf Äckern der Domäne entstand die Villenkolonie Dahlem. Eine Restfläche und der Gutshof sind noch erhalten (Domäne Dahlem). Die Fläche des forstwirtschaftlich genutzten eiszeitlichen Taleinschnitts ließ sich nur schwer bebauen und wurde darum als Park ausgewiesen.
1912 wurde mit der Anlegung der Parklandschaft mit mehreren Teichen begonnen. Zur gleichen Zeit erfolgte der Bau der U-Bahnstation Thielplatz. Dabei wurde der größte in Berlin gefundene Findling freigelegt, 50 Tonnen schwer mit einem Umfang von 10 Metern. Nur mit großer Mühe („16 Zugochsen schafften es nicht, ihn aus dem Weg zu räumen. Mit Seilwinden benötigte man 14 Tage.“) konnte er um 40 Meter an seinen jetzigen Platz am Anfang des Thielparks versetzt werden.
Der Triest Park wurde 1963 nach der italienischen Stadt Triest benannt. Als Begründung für die Namensgebung wird gelegentlich eine Partnerschaft zwischen Berlin und Triest genannt. Im Verzeichnis Berliner Partnerstädte ist eine solche Partnerstadt aber nicht enthalten. Es folgt der Zehner Park, dessen Namensherkunft im Internet nicht zu finden ist. Das gleiche gilt für den Pompiniuspark.
Am Ende der drei kleinen Parkanlagen erreichen wir die U-Bahn Station Thielplatz. Hier ist der Übergang zu dem größeren Thielpark.
Die U-Bahn Station ist Teil der U-Bahn Linie 3. Im Jahr 1910 begannen die Bauarbeiten für die teilweise oberirdisch verlaufende U-Bahn Trasse zwischen dem Wittenbergplatz und dem Thielplatz. Damals waren Wilmersdorf (Deutsch Wilmersdorf) und Charlottenburg noch selbstständige Städte außerhalb Berlins, bis 1920 Groß-Berlin aus der Stadtgemeinde Berlin und den umliegenden Städten und Landkreisen entstand. Gebaut wurde die Strecke vom Preußischen Staat, der sie 1928 an die Stadt Berlin übertrug.
Am U-Bahnhof sind wir umgekehrt. Der Weg durch den Thielpark und weiter über die Clayalle nach Haus war uns für den ersten Spaziergang doch etwas lang.
Hinter dem Zehner Park (Gegenüber an der Kaiserwerther Straße) kommen wir zufällig an einem der vielen historischen Orte in Berlin vorbei. Es ist das Gebäude der Alliierten Kommandantur, die hier von Juli 1945 bis Oktober 1990 ihren Sitz hatte. Es war die oberste gemeinsame Verwaltungsbehörde der vier Hauptsiegermächte für Berlin, die auch nach dem Auszug der Sowjets 1948 bis zum Ende der Besatzungszeit bestand. Errichtet wurde das Gebäude 1926/27 als Hauptverwaltung für den Verband Öffentlicher Versicherungsanstalten in Deutschland. Jetzt ist das Präsidium der Zentralen Universitätsverwaltung der Freien Universität in dem Gebäude.
Der Versicherungsverband ist
heute der Verband öffentlicher Versicherer e. V. (VöV) mit Sitz in
Berlin und Düsseldorf. Die meisten öffentlichen Versicherer wurden als kommunale oder
staatliche Feuerversicherer im 18. Jahrhundert gegründet. Ähnlich wie bei den
Sparkassen war auch bei den öffentlichen Versicherern der Grundgedanke, breiten
Gesellschaftsschichten die Möglichkeit zur Vorsorge zu geben. Auch heute noch
sind die Länder und Kommunen indirekt Eigentümer der öffentlichen
Versicherer. Zu den öffentlichen Versicherern gehört z.B. die
Feuersozietät Berlin Brandenburg, die 1718 von Preußenkönig Friedrich Wilhelm
I. gegründet wurde.
Die Freie Universität hat ihren zentralen Campus in Berlin-Dahlem an der Thielallee. Gegründet wurde sie 1948, nachdem Studenten und Dozenten der Berliner Universität im sowjetischen Sektor (Humboldt Universität) zunehmend von der sowjetischen Geheimpolizei und dem SED-Regime unter Druck gesetzt, verhaftet und verschleppt worden waren. Es war auch die Zeit der Berlin-Blockade. Der Lehrbetrieb wurde in dem Gebäude des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Biologie in Dahlem, Boltzmannstraße 3, aufgenommen. Die Institute der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft wurden von der 1948 gegründeten Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften übernommen.
Der nächste Stadtspaziergang muss wieder etwas länger werden.