Eine Fahrt in die Normandie und Bretagne

Juli 2023

Die Kanalinseln, Mont Saint Michel, Rouen, das waren so die Schlagworte, die zu unserer Reiseplanung führten. Die Kanalinseln hatten wir vor Jahren schon gebucht, konnten aber wegen Krankheit nicht fahren (das war damals eine Eisenbahn-Reise mit dem TGV, der damals ein supermoderner Zug war). Mont Saint Michel, das Kloster auf dem Felsen im Meer war schon immer das Traumziel meiner Frau. Rouen war eines der Tagesausflugsziele einer Kreuzfahrtreise, das wir damals aber nicht gewählt haben, sondern zu dem Blumendorf Honfleur gefahren sind (siehe „Kreuzfahrt Europa, 5. Etappe Le Havre" Link zum Bericht). 

Die Vorbereitung unserer Reise 

Aus allen diesen Vorstellungen wurde eine Normandie-Reise, bei der wir auch ein kleines Stück der Bretagne gesehen haben, und kurz auf einer der Kanalinseln waren. Und natürlich haben wir auf dem Rückweg einen Stopp in Paris eingelegt in Erinnerungen an eine Paris-Städtetour vor vielen Jahren. Die hatten wir damals auch selbst organisiert, wie unsere Urlaubsreise jetzt. 

Wir hatten uns die Alternative einer organisierten Reise angesehen. Studiosus bietet eine schöne Nordfrankreich-Tour an. Mit dem Reiseunternehmen haben wir früher auch schon sehr gut vorbereitete und organisierte Fernreisen gemacht. Der Nachteil ist, man muss sich an die vorgegebenen Stationen und Geschwindigkeit halten. Das hat uns für unsere selbstbestimmte Reise entscheiden lassen. 

Die beschriebenen Schlagworte waren das Grundgerüst der Reiseplanung. Dann habe ich mir die im Internet angebotenen Reisen durch Nordfrankreich und deren Stationen und Besichtigungen angesehen. Danach ging die Recherche im Internet weiter. Welche Orte auf den Reiserouten sind interessant, was gibt es dort zu sehen, was ist in der Nähe vielleicht auch wichtig. Noch die Berücksichtigung der Fahrzeiten, mit google-maps ganz einfach, mit der Voreinstellung „keine Autobahn“, denn wir wollten etwas vom Land sehen. Damit standen die Fahrstrecke und die Orte, an denen wir uns etwas ansehen wollten. Die Hotels wurden erst ganz zum Schluss, als alles andere fertig war, gebucht. In den touristischen Orten gibt es genug Hotelunterkünfte. Allerdings haben wir sie sehr früh gebucht (die Reise wurde schon lange Zeit vorher vorbereitet), man weiß ja nie, wie groß der Andrang ist. 

Jetzt konnte die Hauptarbeit beginnen. Was gibt es wo zu sehen. Was ist interessant zu wissen, über Personen, Gebäude und Plätze. Welche Zusammenhänge gibt es. Wie ist die geschichtliche Einordnung. Was ist im Laufe der Zeit bis heute geschehen. Die verlässlichsten Beiträge im Internet sind Wikipedia-Artikel. Aber es ist gut, immer wieder auch andere Quellen heranzuziehen und zu vergleichen. Damit kann man schon einige Zeit verbringen. Es ist halt besser, vorher zu wissen, was man ansehen kann und beachten sollte, als hinterher festzustellen, dass man an interessanten Dingen vorbeigelaufen ist. Und es ist auch gut, vorher die Besichtigungsroute zu planen. Es erspart Mehrfach-Gänge. Ich habe das mit der Komoot-App, mit der ich auch meine Wanderungen und Radtouren plane, gemacht. 

Nach Paris und zurück sind wir geflogen. Bis nach Saint Malo haben wir einen Mietwagen genommen. Von Saint Malo zurück nach Paris sind wir mit dem TGV der  französische Eisenbahn gefahren. 

Von Paris nach Saint Malo

Alle Informationen in diesem Reisebericht stammen aus Wikipedia- und anderen Artikeln im Internet. Auf einzelne Zitierungen habe ich verzichtet, es ist ja keine wissenschaftliche Arbeit.


Der Reisebericht ist in sechs Teile gegliedert:

1.  Von Paris nach Rouen (2.  Tag)
2. Rouen (3. Tag)
3. Von Rouen nach Mont Saint Michel (4. Tag)
4. Mont Saint Michel (5. Tag)
5. Fahrt nach Saint Malo (6. und 7. Tag)
6. Paris (8. bis 11. Tag)  

1. Etappe: Von Paris nach Rouen


Am Montag
sind wir von Berlin nach Paris, Flughafen Orly, geflogen. Der Flughafen liegt im Süden von Paris. Günstiger wäre vielleicht der Flughafen Charles-de-Gaulle im Nordosten der Stadt gewesen. Aber die Flugzeiten waren mit Ankunft in Orly besser. 

Der Flughafen Orly wurde in den 1950er Jahren eröffnet. Er löste den 1919 in Betrieb genommenen Flughafen Le Bourget ab. Der Flughafen Charles-de-Gaulle wurde 1974 eröffnet und ist der größere Pariser Flughafen.

Flughafen Paris-Orly

Am Dienstag
Nach der Hotel-Übernachtung am Flughafen holen wir den Europcar-Mietwagen ab und starten gleich ohne weiteren Aufenthalt unsere erste Tour. Geplant hatte ich eine ruhige Fahrt auf Landstraßen. Das erwies sich allerdings als zu ruhig bzw. zu zeitaufwendig. Nach einer langwierigen Kurverei auf den Land- bzw. Stadtstraßen durch die Pariser Vororte entschieden wir uns, in dem Navi die Autobahn-Sperre herauszunehmen. 

Der Flussrichtung der Seine folgend fahren wir in einer ziemlich geraden Richtung nach Nordwesten, zu unserem Übernachtungsort Rouen. Die Seine fließt in vielen Kurven bis zur Mündung bei Honfleur und Le Havre in den Ärmelkanal (dort waren wir bei unserer Kreuzfahrt im Mai 2019, siehe oben). Aber die Straßen folgen nicht allen Windungen der fast mäandernden Seine, sonst wäre die Fahrstrecke viel länger geworden.
 

Die Seine entspringt im Plateau de Langres (nördlich von Dijon, westlich Mülhausen). Das Hügelland ist auch das Quellgebiet von Marne (Nebenfluss der Seine), Maas (mündet im Rhein-Maas-Delta in die Nordsee) und Aube (Nebenfluss der Seine). Das Plateau ist Teil der Europäischen Hauptwasserscheide. Die Seine und ihre Nebenflüsse fließen nach Norden ab. Nach Süden fließt die Saône, ein Zufluss der Rhone.


Von Paris-Orly nach Rouen


Auf halber Strecke zwischen Paris und Rouen liegen die Orte Giverny und Vernon. In Giverny machen wir Halt wegen Claude Monet. Der Maler hat in Giverny gewohnt. Eines seiner bekannten Motive ist die Mühle von Vernon. Die Fahrtroute ist so gewählt, dass wir hier vorbeikommen. 


Giverny

Department Eure.

Westlich der Seine gelegen, nördlich des Zuflusses des kleinen Flusses Bras de l’Epte.

500 Einwohner.
 

Das Kloster Saint-Denise (bei Paris, Hauptkirche vor Notre-Dame) hatte hier Landbesitz. Ebenso das Kloster Saint-Ouen in Rouen, das auch Weinberge und die Kirche St. Radegonde besaß. 


Haus und Garten von Claude Monet

Rue Claude Monet 84 

Claude Monet lebte 43 Jahre in Giverny (1883 – 1926, geboren 1840). Neben seinem Haus legte er zwei Gärten an. Einen Blumengarten bei seinem Haus, mit Blumenbeeten in unterschiedlichsten Farben, Rosen und Obstbäumen, und einen japanischen inspirierten Wassergarten auf einem Nachbargrundstück.

1966 vermachte der Sohn von Monet Haus und Garten der Akademie des Beaux-Arts (Schule der schönen Künste) in Paris, die das Haus renovierte und den Garten wiederherstellte.

 

Claude Monet (1840 – 1926) war ein bedeutender französischer Maler des Impressionismus. Er gab der Stilrichtung mit seinem Gemälde „Impression – soleil levant (Sonnenaufgang)“ den Namen. Die Bilder des Impressionismus sind Momentaufnahmen, bei denen die Wirkung des Lichts im Vordergrund steht.


Das Haus von Claude Monet

             


    
                                                                      Der Garten         

             

Seerosenteich im Wassergarten


Seerosenbild von Monet (im Haus abfotografiert)

Gemälde von Monet in seinem Haus

Sonnenblumen-Feld neben dem Monet-Haus
(wie eine Vorlage für seine Sonnenblumen-Bilder)

                 
                                                Die Küche des Hauses
                           (Die Einrichtung ist original erhalten geblieben)


Kirche Sainte-Radegonde
Rue Claude Monet 55 

Eine Kirche aus dem 11. Jahrhundert, die zu dem Lehen des Klosters Saint-Ouen in Rouen gehörte. Auf dem Friedhof ist Monet begraben.


Kirche Sainte-Radegonde
 

Die Kirche Sainte-Radegonde ist der heiligen Radegunde von Thüringen geweiht. In Frankreich sollen 15o Kirchen den Namen der Heiligen Radegunde tragen, in Deutschland sind es lediglich drei.

 

Radegunde von Thüringen (520 – 587) war die Tochter des Königs von Thüringen (Gebiet von Harz und Saale), Ehefrau des fränkischen Königs Clothar I. (das Frankenreich war im 5. Jahrhundert nach dem Untergang des Weströmischen Reiches entstanden). Nach ihrer Trennung von Clothar wurde sie als Diakonin geweiht und gründete das Kloster Sainte-Croix in Poitiers in Westfrankreich. Es wurde das seinerzeit bedeutendste Frauenkloster im Frankenreich. Nach ihrem Tod wurde sie als Heilige verehrt. 

Triviales – was es nicht alles gibt:

Giverny gehört zu dem geschützten Gebiet IGP für „Porc de Normandie“ (Schweinefleisch), „Volailles de Normandie“ (Geflügel) und „Cidre de Normandie“ bzw. “Cidre normand“ (Apfelwein).

In der Europäischen Union gibt es hunderte geschützte Herkunftsgebiete für Lebensmittel und landwirtschaftliche Erzeugnisse, in Deutschland GGA – Geschützte Geographische Angabe (von „Schwäbisch-Hällisches Qualitätsschweinefleisch“ und „Eichsfelder Feldkieker“ bis „Lübecker Marzipan“ u.s.w ), in Frankreich IGP - Indication Géographique Protégée. 

Dann folgen zwei Chateaus (Schlösser, die eigentlich Burgen sind) bzw. das, was noch übriggeblieben ist. Chateau de Tourelles in Vernon wurde vom französischen König zur Verteidigung gegen Richard Löwenherz, Herzog der Normandie und englischer König, gebaut. Der Hauptbau ist äußerlich noch gut erhalten.  Etwas weiter Seine aufwärts stehen die Reste der Verteidigungsanlage, die Richard Löwenherz zur Verteidigung der Normandie gegen den französischen König errichten ließ, Chateau Gaillard vor Les Andelys. 


Vernon

Département Eure.
An der Seine gelegen.
25.000 Einwohner. 

Im 13. Jahrhundert besaß die Frau des französischen Königs, Margarete von der Provence, Vernon zum Lehen (zu dem Schloss Bizy in Vernon gehörte), im 16. Jahrhundert bekam die Tochter des französischen Königs Ludwig XII. das Lehen. 

Mühle von Vernon

Rue Pierre Bonnard 8, Vernon
 

Auf der Brücke über die Seine wurde 1204 eine erste Mühle mit einem unterschlächtigen Wasserrad gebaut. Die nahe Grenze des Herzogtums Normandie zu Frankreich südlich von Vernon hatte keine Bedeutung mehr, die Normandie war von Frankreich erobert worden.

Im 18. Jahrhundert waren sechs Weizenmühlen in Betrieb (alle auf der Brücke?). Damit war es Mitte des 19. Jahrhunderts vorbei, als flussaufwärts ein Staudamm gebaut wurde.

Die Brücken-Mühle war ein Bildmotiv von Monet, der ja nicht weit entfernt in Giverny wohnte. Die alte Brücke gibt es nicht mehr. Die neue Straßenbrücke führt etwas weiter südlich über die Seine. 


Die Bücke von Vernon


Château des Tourelles in Vernon
Rue Frederic Ogerau 4           

Burg aus dem 12. Jahrhundert, die der französische König gegen den englischen König und Herzog der Normandie, Richard Löwenherz, im Kampf um die Normandie bauen ließ. Die Burg ist praktisch 800 Jahre unverändert geblieben und eine der letzten intakten in Frankreich. 


Chateau des Tourelles

Château Gaillard
Les Andelys – Petit Andely 

Das Schloss war Teil einer Befestigungsanlage oberhalb einer Seine-Schleife, die Richard Löwenherz (Richard I.) Ende des 12. Jahrhunderts  zum Schutz der Normandie errichten ließ. Die Anlage bestand aus einer fünftürmigen Vorburg, der Hauptburg und dem Donjon, ein Wohn- und Wehrturm. Dazu kamen Sperrwerke in der Seine und an ihren Ufern.

Im 17. Jahrhundert wurde die Burganlage abgerissen. Die Normandie war erobert und französisch geworden, die Burg wurde nicht mehr benötigt. Heute steht nur noch der Hauptturm der Burg auf dem rechten Ufer. 

Die gesamte Burganlage

Donjon und Hauptmauer

Die Kalkfelsen an der Seine-Schleife
und der Ort Le Petit Andely unterhalb des Chateaus

Danach erreichen wir Rouen. Hier bleiben wir den nächsten Tag. Es gibt viel anzusehen. Rouen war die erste Hauptstadt des Wikinger-Herzogtums Normandie. Im Spätmittelalter war Rouen mit 40.000 Einwohnern eine Großstadt. Noch rund 2.000 Fachwerkhäuser erinnern an diese Zeit. Jetzt ist die Stadt Sitz der Präfektur des Departments Seine-Maritime.

Übernachtung im Hotel Radisson Rouen.

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