Berliner Wanderungen
Entlang der Havel bis zum Grunewaldturm
![]() |
Am Anfang der Wanderung |
Der S-Bahn-Bahnhof Wannsee wurde mit der Wannseebahn 1874 in Betrieb genommen. Es war die erste
Berliner Vorortstrecke, die von Zehlendorf nach Griebnitzsee führte. 1928 wurde
das heutige Bahnhofsgebäude nach Abriss eines Vorgängerbaus eröffnet.
Der Tillmannsweg ist
nach Robert Tillmanns (1896 – 1955) benannt. Er war mit Jakob Kaiser und Ernst
Lemmer Mitbegründer der Berliner CDU und Mitbegründer des Evangelischen
Arbeitskreises der CDU. Er war im Kabinett von Bundeskanzler Adenauer
Bundesminister für besondere Aufgaben.
Nach Robert Tillmanns ist auch eine Weiterbildungseinrichtung mit einem Gästehaus (An der Rehwiese 30, Berlin-Wannsee) benannt. An das Gästehaus erinnere ich mich gut. Mit Gruppen des Hildesheimer Kreisverbandes der Jungen Union war ich vor der Wiedervereinigung öfter in West-Berlin. Im Robert-Tillmanns-Haus haben wir während der Berlin-Wochenenden oder manchmal auch Berlin-Wochen übernachtet. Für uns Jungen und Mädchen vom Dorf waren es Ausflüge in die große Welt. Das Cheetah in der Hasenheide und das Ku’dorf nahe dem Kurfürstendamm waren damals die angesagten Diskotheken. Und Berlin hatte keine Polizeistunde. Was die zum Programm gehörenden notwendigen Bildungsveranstaltungen im damaligen Deutschlandhaus, in dem jetzt das Dokumentationszentrum der Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung ist (Stresemannstraße 90, Berlin-Kreuzberg), etwas beeinträchtigte.
![]() |
Badweg-Allee |
Den Weg zum Wassersportzentrum der FU kenne ich gut. Ich habe dort vor einigen Jahren meinen
Segelschein erworben. Es war damals das günstigste Angebot und die Anlage mit
dem Fahrrad gut zu erreichen.
Das Strandbad Wannsee soll eines der größten Binnensee-Bäder in Europa sein (1,3 Kilometer
Sandstrand mit einer Kapazität für 12.000 Badegäste, in Spitzenzeiten maximal
30.000).
![]() |
Eingangsgebäude des Strandbades |
![]() |
Schmuck-Fliese am Eingangsgebäude |
Der Beginn des Strandbades war 1907 mit der Erlaubnis des bis dahin verbotenen Badens im Großen Wannsee durch den Landkreis Teltow, zu dem der Wannsee vor der Eingemeindung nach Berlin 1920 gehörte. Das Ufer wurde zu einem Strandbad umgestaltet. Es wurde die „Badewanne“ der Berliner. 1929/1930 entstand der 540 Meter lange Gebäudekomplex (geplant waren 1.000 Meter, durch die Weltwirtschaftskrise fehlten die restlichen Finanzmittel). Zum 100-jährigen Jubiläum 2007 wurden die in die Jahre gekommenen Gebäude des Strandbades umfassend saniert.
Wir gehen durch den Wald bis zur Abzweigung nach Schwanenwerder.
Schwanenwerder (ursprünglicher Name Sandwerder) wurde ab 1882 als Villen-Insel
entwickelt. Hier wohnten zu Anfang u.a. der Warenhausbesitzer Karstadt, der
Besitzer der Schultheiss-Patzenhofer-Brauerei, der Schokoladenfabrikant Trumpf.
Während der NS-Regierung wurde viele Villen zwangsverkauft oder zwangsversteigert.
Dadurch konnte sich u.a. Propagandaminister Goebbels mit seiner Familie hier
einquartieren. Nach dem Krieg hat sich Axel Springer seine Villa „Tranquillitas“
(Ruhe) bauen lassen.
![]() |
Blick auf die Insel Schwanenwerder |
Wir gehen diesmal nicht auf die Insel, sondern weiter am Ufer des Wannsees bzw. der Havel entlang.
Der Große Wannsee ist eine Ausbuchtung der
Havel. Die Havel entspringt im Norden Berlins, im Gebiet des Müritz-Sees,
fließt in einem großen Bogen nach Süden und bei Berlin nach Westen über Potsdam
bis Brandenburg, danach in nordwestlicher Richtung bis zur Mündung in die Elbe
hinter Havelberg.
Der Havelhöhenweg verläuft
10 Kilometer lang vom Strandbad Wannsee bis zum Stößensee an der Heerstraße auf
dem Westrand des Teltow-Plateaus, eine eiszeitliche Hochfläche. Die Idee dazu
hatte schon 1830 der Gartendirektor der königlich-preußischen Gärten, Peter
Josef Lenné, der hier eine Park-Landschaft schaffen wollte. In den 1950er
Jahren wurde die Idee aufgegriffen und der Weg als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme
angelegt.
![]() |
Freiwilliger Helfer |
![]() |
Er kreuzt mit Muskelkraft den Weg der Fähre |
Also gingen wir weiter. Von der Havelchaussee wollten wir wieder an das Ufer und dort entlang zum Grunewaldturm gehen. Aber ich habe nicht richtig auf die Handy-Karte geschaut und die Abzweigung zum Ufer nicht gefunden. Also mussten wir notgedrungen weiter entlang der Havelchaussee gehen, etwas langweilig.
![]() |
Grunewaldturm |
Der Grunewaldturm ist ein mächtiger Ziegelstein- turm mit einer Aussichtsplattform in 36
Meter Höhe. Der Kreistag des Landkreises Teltow gab ihn 1897 als Denkmal zur
Erinnerung an den 100. Geburtstag des Deutschen Kaisers Wilhelm I. (1797 –
1888, König von Preußen und ab 1871 erster Deutscher Kaiser) in Auftrag.
Unterhalb des Aussichtsturms ist ein Restaurant mit einem
großen Gastgarten. Nach der
Corona-Pandemie ist es auf Selbstbedienung umgestellt worden. Das war
ordentlich organisiert. Aber die Qualität des Essens war reziprok zum Preis,
d.h. schlecht und teuer. Da hätten wir doch lieber auf Lindwerder etwas länger
warten sollen.
Gut funktioniert hat die Rückfahrt ab dem Aussichtsturm. Mit dem Bus (wir brauchten nicht lange warten) bis zum S-Bahnhof Wannsee und mit der S-Bahn zurück nach Lichterfelde-West. Zu Hause angekommen haben wir erst einmal unsere Strümpfe gewechselt und den Havel-Sand von den Füßen abgewaschen.
![]() |
Vom S-Bahnhof Wannsee zum Grunewaldturm 10 Kilometer 220 Meter bergauf und 170 Meter bergab |
* * *