Berliner Wanderungen
Britzer Garten

Mai 2023 

Spaziergang durch den Britzer Garten. An einem sonnigen Montag. Es war die zweite Anfahrt. Am Sonntag waren wir auf dem Parkplatz gescheitert, wir fanden keine Lücke für das Auto. Am Montag hatten wir viele freie Plätze zur Auswahl. Unsere Schlussfolgerung, an Wochenenden bleiben wir lieber zu Haus. Eine andere Schlussfolgerung, mit Bahn oder Bus anzureisen, bietet sich in diesem Fall nicht an, zu umständlich, zu viel umsteigen und warten. 

Also sind wir am Montag erneut gestartet, es war wieder ein Sommer-Sonnentag (jetzt, wenn ich diesen Bericht schreibe, ist es herbstlich kalt). Wir sind zum Eingang Sangerhauser Weg gefahren. Es ist einer von mehreren Eingängen. Ein Eingang mit Parkplatz ist auch an der Mohringer Allee.           

Wildrose am Parkplatz

Den Landschaftspark Britzer Garten gibt es seit 1989. Der Garten liegt im Süden der Stadt zwischen den Ortsteilen Buckow, Britz und Mariendorf im Bezirk Neukölln. Er ist als Nachfolgenutzung der Bundesgartenschau 1985 entstanden.

 

Bundesgartenschauen gibt es seit 1951, die erste war in Hannover. Die Geschichte der Gartenschauen in Deutschland ist älter. Eine erste Internationale Land- und Gartenausstellung fand 1865 in Erfurt statt. Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Wiederherstellung des zerstörten Stadtgrüns das Ziel der Ausstellungen. Inzwischen ist die Zielsetzung umfassender, von der Schaffung von Freizeit- und Tourismusinfrastrukturen bis hin zu Flächen-Entsiegelungen und ökologischen Dach- und Fassadenbegrünungen.

 

Organisiert werden die Bundesgartenschauen von einer eigens dafür gegründeten Gesellschaft zusammen mit den jeweiligen Städten und Landkreisen. Die Bundesgartenschauen (BUGA) finden alle zwei Jahre statt. Alle zehn Jahre gibt es eine Internationale Gartenausstellung (IGA). Die letzte IGA war 2017 in Berlin unter Einbeziehung der „Gärten der Welt“ in Marzahn. 


Die erste Berliner Bundesgartenschau entstand auf Ackerflächen des ehemaligen Gutes Britz.
 

Britz war ein Rittergut, das die in den Ritterstand erhobene Familie von Britzke im 13. Jahrhundert als Lehen erhalten hatte. Ende des 17. Jahrhunderts kam das Gut an den preußischen Kurfürsten. Anfang des 18. Jahrhunderts wurde ein erstes Gutshaus gebaut. Das Gut hatte mehrere adlige Eigentümer (u.a. die Grafen von Schwerin). Es wurde eine Seidenproduktion aufgebaut (der preußische König Friedrich der Große förderte ab etwa 1740 die Seidenproduktion, um teure Importe zu vermeiden).

Im 19. Jahrhundert erwarb dann ein bürgerlicher Seidenhändler und Spritfabrikant das Anwesen. Eine Brennerei für Kartoffelschnaps wurde errichtet.

Der letzte Privatbesitzer war der Rübenzuckerproduzent und Spirituosenfabrikant Wilhelm Wrede. Er ließ das Gutshaus in seine heutige schlossartige Gestalt umbauen und den Gutspark neu gestalten. 1924 verkauften seine Erben Gutshaus und Gut an die Stadt Berlin.

 

Das Gutshaus wird jetzt von der Kulturstiftung Schloss Britz für Ausstellungen und Veranstaltungen genutzt. Ein Restaurant gehört als Lehrbetrieb zum Hotel Estrel (Deutschlands größtes Hotel). Der angrenzende Gutshof ist ein Kulturstandort des Bezirks Neukölln mit einem Museum, Musikschule, Freilichtbühne und einem Freigehege für historische Haustierrassen. 


Auf den Ackerflächen südwestlich des Gutshofs war in den 1920er Jahren ein Flugplatz für die Deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrt DVL geplant.
 

Die DVL wurde 1912 in Berlin gegründet. 1907 entstand in Göttingen die Aerodynamische Versuchsanstalt. Beide Gesellschaften waren die ersten wissenschaftlichen Einrichtungen für die Entwicklung der Flugtechnik. 

Die DVL entschied sich dann aber für Adlershof und die Flächen des Gutes Britz wurden frei.


Heute ist in Adlershof der Aerodynamische Park mit Industriedenkmalen neben dem WISTA Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Adlershof. 

Auf dem Gelände des Gutes Britz entstand zunächst (östlich des Britzer Gutshofs) die von Bruno Taut geplante Hufeisensiedlung, eine von mehreren Großsiedlungen, die nach dem 1. Weltkrieg als Antwort auf den angestiegenen Wohnraumbedarf im Großraum Berlin gebaut wurden. Im Südosten entstanden Einzelhaus-Gebiete und mehrere Kleingartenanlagen sowie 1949 der Parkfriedhof Neukölln. 

Das dazwischen noch freie Gelände wurde 1985 für die BUGA Bundesgartenschau entwickelt. Dass es eine „Restgrundstück-Verwertung“ ist, wird an den vier „Kraken Armen“ sichtbar, die vom Kerngrundstück hinausragen. Für die BUGA wurde der See in der Mitte der Anlage und das hügelige Gelände gestaltet. Einbezogen wurde die Britzer Mühle, eine Holländermühle mit drehbarer Kappe und Galerie, die am Standort 1866 errichtet wurde. Der Rundkurs für eine Parkeisenbahn wurde angelegt. 

Unser Rundgang:

Der Landschaftspark
und unser Wanderweg


Wir beginnen unsere Parkwanderung am Eingang Sangerhauser Straße. Die Straße vor dem BUGA-Gelände erhielt den Namen nach der Rosenstadt Sangerhausen, weil gleich hinter dem Eingang ein Rosengarten angelegt wurde. Um die Rosenblüte zu erleben, müssen wir allerdings noch einmal wiederkommen. Noch blühten die Rosen nicht (bis auf eine Wildrose am Anfang des Parkplatzes). 

Einige Tulpenbeete blühten noch


In der Rosenstadt Sangerhausen, Sachsen-Anhalt, am Südharz gelegen, befindet sich das Europa-Rosarium. Das Rosarium wurde 1903 als Sammelstelle für Rosensorten vom Verein Deutscher Rosenfreunde eröffnet. Grundstock war eine Sammlung von 1.100 Rosensorten des Sangerhauser Kaufmanns und Rosenliebhabers Albert Hoffmann. Heute hat das Europa-Rosarium mehr als 8.600 Rosenarten. 

Für die Rosenblüte ist es zu früh

In Richtung Buckower Damm kommt man zum Rhododendron- und Azaleengarten. Die Büsche sind gerade in voller Blüte. Ein anderer Schwerpunkt, die Dahlien im westlichen Gartenteil, werden erst im Herbst blühend zu sehen sein. Jetzt, während unseres Besuchs, blühten noch die späten Tulpensorten. 

Der Rhododendron-Garten:





Parkeindrücke:





Wir haben nur einen Teil des Gartens „geschafft“. Die sommerliche Wärme ließ uns trotz Kaffeepause (die gastronomische Versorgung im Park ist gut) nach gut fünf Kilometern unseren Spaziergang beenden. Wir wollen noch einmal wiederkommen (aber nicht bei Temperaturen, wie wir sie jetzt haben) und dann den See umrunden und die ganze Gartenanlage aus der Perspektive der Parkbahn sehen.

Im Bauerngarten blühten schon die ersten Pfingstrosen

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