Zu Gerhart Hauptmann und den Schlössern im Hirschberger Tal

Eine Fahrrad- und Wanderreise in das Hirschberger Tal und das Riesengebirge in Niederschlesien und Böhmen.  

Vom 9. bis 21. August 2022
   
  Hirschberger Tal:    polnisch Kotlina Jeleniogórska
   Riesengebirge:         polnisch Karkonosze, tschechisch Krkonoše
   Niederschlesien:      polnisch Dolny Śląsk  
   Böhmen:                    tschechisch Čechy

Schon 2020 wollte ich in das Hirschberger Tal und das Riesengebirge. Die Planung war fertig, die Hotels gebucht. Dann kam die Corona-Pandemie und ich musste die Reise nach Polen streichen. Der Ersatz war eine Ostsee-Radtour (siehe: Ostsee Radtour 2020 - Link zum Bericht). Im darauffolgenden Jahr sind Eva und Eckhard und ich über die Alpen gewandert (siehe: Zu Fuß durch die Alpen 2o21 - Link zum Bericht), in Erinnerung an unsere Fahrradtour über die Alpen davor ( siehe: Radreise Verona 2017 - Link zum Bericht).

Jetzt habe ich die geplante Schlesienfahrt nachgeholt. 

Geplant habe ich die Fahrrad- und Wandertouren mit der Komoot-App. Dabei habe ich mich weniger an vorgegebene Rad- oder Wanderrouten gehalten. Vielmehr habe ich die Wege entsprechend interessanten Sehenswürdigkeiten und Zielen festgelegt. Ich wollte die Schlösser im Hirschberger Tal sehen und im Riesengebirge zur Schneekoppe und zur Elbequelle. Daraus sind mehrere Radfahrten quer durch das Hirschberger Tal und eine Drei-Tage-Wandertour von Krummhübel aus entstanden.

Es war eine kombinierte Fahrrad- und Wandertour im Hirschberger Tal und im angrenzenden Riesengebirge. Ich war schon einmal mit dem Fahrrad nach Schlesien gefahren. Damals nach Löwenberg. Meine Mutter stammt aus Niederschlesien, aus dem Dorf Plagwitz bei Löwenberg. Hirschberg liegt etwa 50 km südlich von Löwenberg. 

Plagwitz und die Kreisstadt Löwenberg, die eine der ersten deutschen Orte der Ostbesiedlung des 12. Jahrhunderts ist, war das Ziel einer meiner ersten Fahrradtouren. Davor war ich mit meiner Mutter dort und später dann auch mit meinem Bruder. Im Riesengebirge war ich mit Salzgitteraner Freunden.

Bei meiner ersten Radtour nach Schlesien war ich von Görlitz über Lauban fast auf einer geraden West-Ost-Linie nach Löwenberg gefahren. Diesmal hatte ich von Görlitz ausgehend (von und bis Görlitz mit dem Zug) einen Weg gewählt, der am nördlichen Rand der Sudeten-Gebirgskette (Isergebirge und Riesengebirge) entlang nach Hirschberg führt. 

Oberlausitzer Bibliothek der Wissenschaften in Görlitz

Von Hirschberg aus habe ich in drei Tages-Radtouren das Hirschberger Tal erkundet.  Die erste Rundfahrt führte zu den Schlössern des Adels und der Schleierherren im Hirschberger Tal. Daran schloss sich eine Tagesfahrt in Erinnerung an Gerhart Hauptmann an, den großen schlesischen Schriftsteller, der in Agnetendorf im Riesengebirge gewohnt hat. Bei der dritten Rundtour war ich in dem seit dem 13. Jahrhundert bekannten Heilbad Warmbrunn bei Hirschberg und in Stonsdorf, dem Ursprung des Kräuterschnapses „Echt Stonsdorfer“. 

Schloss Schildau (Wojanow) im Hirschberger Tal

Nach einem ruhigen Tag mit einer Stadtbesichtigung Hirschbergs bin ich mit dem Rad hinauf nach Krummhübel gefahren. Es folgten drei Wandertage im Riesengebirge. Von Krummhübel mit der Seilbahn bis zur Bergstation am Schlesierhaus. Wanderung hinauf zur Schneekoppe (höchster Berg im Riesengebirge), zurück zum Schlesierhaus und hinunter nach Spindlermühle im tschechischen Teil des Riesengebirges. Übernachtung. Von dort zur Elbequelle, hinauf auf den Kammweg des Riesengebirges und auf dem Kammweg bis zum Spindlerpass. Übernachtung. Wanderung weiter auf dem Kammweg und dann im Tal der Lomnitz zurück nach Krummhübel. 

Die symbolische Elbequelle

Für die Fahrrad-Rückfahrt nach Görlitz hatte ich eine Strecke südlich der Sudeten und dann im Isergebirge gewählt, auf der ich über Schreiberhau und den Neuweltpass (zwischen Riesengebirge und Isergebirge) auf die tschechische Seite wechseln wollte,  bis nach Bad Liebwerder, und dann am nächsten Tag über Friedland Richtung Görlitz fahren wollte. Wollte. Ich habe vor der Rückfahrt umgeplant und habe das Isergebirge teilweise südlich umfahren. Dazu mehr im späteren Abschnitt.


Das Hirschberger Tal

Das schlesische Elysium wurde es genannt“, so der Deutschlandfunk in einem Beitrag von 2009. Und weiter: „Und tatsächlich hat das Hirschberger Tal im Südwesten Polens viel Paradiesisches zu bieten. Da ist das Tal an sich mit seinen malerischen Hügeln, Flüssen und Dörfern vor der mächtigen Kulisse des Riesengebirges. Im 19. Jahrhundert zog es den preußischen Adel dort hin. So ließen sich Grafen, Prinzen und Generäle prächtige Sommerresidenzen errichten. Die Architekten Friedrich Schinkel und Friedrich August Stüler hinterließen ihre Spuren, der Preußische Gartendirektor Peter Joseph Lenné entwarf weitläufige Parkanlagen. So entstand im Hirschberger Tal die höchste Schlösserdichte in Europa. Dichter, Künstler und Kulturreisende wie Caspar David Friedrich, Johann Wolfgang von Goethe, selbst der spätere Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika Quincy Adams waren von der romantischen Stimmung des Tals hingerissen.“ Ich kann diese Eindrücke bestätigen.

Das Hirschberger Tal ist Teil des Sudeten-Gebirges. Der 310 km lange Sudeten-Gebirgszug liegt zwischen dem Erzgebirge (im Westen) und den Karpaten (im Osten). Er gehört in einem kleinen, westlichen Bereich zu Deutschland (nur das Zittauer Gebirge), im nördlichen Bereich zu Polen (Schlesien) und im südlichen Teil zu Tschechien (Böhmen). Das Erzgebirge und die Sudeten bilden die nördliche Grenze des böhmischen Beckens. 

Die Sudeten sind etwas höher (100 Meter) als das höchste deutsche Mittelgebirge, der Schwarzwald. Bis 1945 und der Abtrennung Schlesiens waren die Sudeten das höchste deutsche Mittelgebirge. 

Der höchste Teil der Sudeten ist das Riesengebirge, das mit dem Isergebirge die Westsudeten bildet. Die höchste Erhebung ist hier die 1603 Meter hohe Schneekoppe.  Die höheren Lagen (1250 – 1350 Meter, Baumgrenze) haben eine subalpine Vegetation mit Graswiesen, Knieholzwuchs, Hochmooren. Die Hoch- und Gipfellagen sind auf der polnischen und tschechischen Seite geschützte Nationalparks. Ein erstes Schutzgebiet war ab 1904 der Elbgrund (Elbequelle und Elbfälle), das Johann Graf von Harrach zum Naturschutzgebiet erklärte. 

Frühe Bezeichnungen für das Riesengebirge waren „Schneegebirge“ oder „Böhmisches Gebirge“, bis sich Anfang des 18. Jahrhunderts der Name „Riesengebirge“ durchsetzte. Dabei ist „Riesen“ nicht von der Größe des Gebirges abgeleitet, sondern von den rutschbahnartigen hölzernen Rinnen zum Abtransport von Baumstämmen in den steilen Gebirgstälern, den „Riesen“.

Der Talkessel des Hirschberger Tals liegt nördlich des Riesengebirges, im Westen von den Vorbergen des Isergebirges begrenzt, im Norden ist das Bober-Katzbach-Gebirge, im Osten der Landshuter Kamm. Das Tal selbst ist durch zahlreiche Hügelketten und Flusstäler gegliedert. 

Durch das Hirschberger Tal fließen der Bober/Bobr (Quelle bei den südöstlichen Ausläufern des Riesengebirges) und seine Zuflüsse Lomnitz/Lomnica und Zacken/Kamienna. Der Bober fließt durch die Städte Hirschberg, Löwenberg (Heimat meiner Mutter), Bunzlau und Sagan. Er mündet in die Oder etwa 40 km östlich der Mündung der Lausitzer Neiße in die Oder. 

Bis ins 14. Jh. waren die Flüsse Oder, Bober und Queis (ein  Zufluss des Bober) die Ostgrenze des Heiligen Römischen Reiches. 

Das „südliche Gegenstück“ des Hirschberger Tals ist das Böhmische Becken, das im Norden vom Riesengebirge und im Westen vom Oberpfälzer- und Böhmerwald begrenzt wird. 

Die Stadt Hirschberg ist der Hauptort und Namensgeber des Tales.

  * * *

Die Tagestouren:

1. Tag:    Bahn-Anreise von Berlin nach Görlitz, Nachmittag in Görlitz
2. Tag:    Radtour von Görlitz nach Hirschberg
3. Tag:    Radtour zu den Schlössern im Hirschberger Tal
4. Tag:    Radtour zu Gerhart Hauptmann und dem Glas im Riesengebirge
5. Tag:    Radtour zum Heilbad der Schaffgotsch
                 und ein Spaziergang durch Hirschberg
6. Tag:    Radtour nach Stonsdorf
7. Tag:     Radfahrt nach Krummhübel
8. Tag:    Wanderung zur Schneekoppe und nach Spindlermühle
9. Tag:    Wanderung von Spinlermühle zum Spindlerpass 
10.Tag:   Wanderung vom Spindlerpass zurück nach Krummhübel
11.Tag:    Radfahrt von Krummhübel nach Bad Liebenwerda
12.Tag:    Radfahrt von Bad Liebenwerda nach Görlitz
13.Tag:    Bahn-Rückreise von Görlitz nach Berlin


Vor den Tourenberichten: Ein geschichtlicher Überblick

Schlesisches Piasten-Herzogtum 

Schlesien war in früher Zeit von slawischen Stämmen besiedelt. Im 13. Jahrhundert bildete sich eine neue Bevölkerungsschicht aus Einwanderern aus Thüringen, Obersachsen (östliches Mitteldeutschland), Franken, dem Rhein-Main-Gebiet und Hessen. Die Siedler wurden von den Piastenfürsten als Handwerker, Bauern, Kaufleute und Bergleute in das Land geholt.  Bis etwa 1350 wurden 120 Städte und mehr als 1.200 deutsche Dörfer nach Magdeburger Recht gegründet. Die slawische Bevölkerung wurde assimiliert. Nur in Oberschlesien blieb ein stärkerer slawischer Bevölkerungsanteil. 

Um die erste Jahrtausendwende gehörte Schlesien zum Piasten-Herzogtum und späteren Piasten- Königreich Polen. 

Die Piasten waren eine Herrscherdynastie in Großpolen. Das Herrschaftszentrum lag um die erste Jahrtausendwende im polnischen Gnesen (zur Geschichte Polens s. im Internet-Blog „Sattel und Schuh“ den Beitrag … ).

Der erste christliche Piast war Miezko I., Herzog von Polen, der sich 968 (966?) taufen ließ.  Die polnische Kirche entwickelte sich unabhängig von der deutschen Reichskirche und stand in direkter Verbindung zu Rom. Miezko I. erkannte die Oberhoheit des Römischen Deutschen Kaisers an und schützt sich damit vor der Eroberung durch den sächsischen Markgrafen im Westen seines Reiches. 

Gegen Ende des ersten Jahrtausends wurden die Slowakei, Mähren, Schlesien und Kleinpolen (Gebiete um Krakau und Lublin) von den Piasten erobert. Miezko I. Sohn Boleslaw I. unterstützte Kaiser Otto III. gegen die heidnischen Elbslawen. Der entließ dafür das Herzogtum aus einer seit 963 bestehenden Tributpflicht und er soll auch Boleslaw zum König erhoben haben.

Im Jahr 1.000 gründete Boleslaw I. das Erzbistum Gnesen.

(Die slawische Burg in Berlin-Köpenick auf der heutigen Schlossinsel soll Boleslaw I. angelegt haben. Bis Mitte des 12. Jahrhunderts war Köpenick Sitz eines piastischen Vasallen.) 

Im Römisch-Deutschen-Reich war Otto III. Kaiser (sächsisches Adelsgeschlecht der Luidolfinger). Als König wurde er vom Papst in Rom zum Kaiser gekrönt. Zuvor konnte er einen Verwandten, Bruno von Kärnten, als Papst Gregor V.  einsetzen. In der Zeit wurde der Papst vom römischen Klerus und den römischen Bürgern gewählt, oft beeinflusst vom römischen Stadtadel. 

1138 teilte Bolislaw III. Schiefmund das Königreich Polen unter seinen Söhnen in vier Herzogtümer auf. 

Er führte das Senioratsprinzip ein.  Der älteste Piasten-Herzog war Seniorherzog und zugleich Herzog von Krakau (das 5. Herzogtum). Er sollte die Reichsinsignien bewahren und das Reich zusammenhalten.  Starb er, rückte der nächste erbberechtigte Herzog auf. 1295 wurde Polen dann wieder ein Königreich. 

Ein Erbteil war das Herzogtum Schlesien (Nieder- und Mittelschlesien mit Breslau). Erster Herzog war Wladyslaw II. (1105 – 1114), der die schlesische Linie der Piasten begründete. In der Folgezeit wurde das schlesische Herzogtum durch Erbfolgen mehrfach geteilt. 

Der Sohn Wladyslaws II. holte deutsche Ostsiedler nach Schlesien. Im Rahmen der deutschen Ostkolonisation wurden mehr als 100 neue Städte und mehr als 1.200 Dörfern nach deutschem Recht gegründet. Die Siedler stammten aus vielen Teilen des Reiches (Ostfranken, Sachsen, Thüringen, Hessen).

Vorausgegangen war der Einfall mongolischer Heere (Schlacht bei Liegnitz bzw. Schlacht bei Wahlstatt 1241) und die Verwüstung des Landes. Die slawische Bevölkerung war auf ein Fünftel dezimiert worden.


 Schlesien als Teil der Böhmischen Krone

Die schlesischen (Teil-) Herzogtümer der Piasten (das Herzogtum Schlesien war durch Erbteilung mehrfach aufgeteilt) orientierten sich ab Ende des 13. Jahrhunderts politisch an Böhmen. Sie erkannten den böhmischen König als Lehensherrn an. Das Lehensverhältnis bot Schutz bei Konflikten mit anderen Herrschern. Bis 1372 waren alle schlesischen Herzogtümer Lehen der böhmischen Krone und damit von Böhmen abhängige Vasallen. 

Das Königreich Böhmen war 1085 gegründet worden. Seit 1198 war das Königreich Teil des Heiligen Römischen Reiches. Als Mitglied des Kurfürstenkollegiums waren die böhmischen Könige an der Wahl der römisch-deutschen Könige beteiligt. 

Im Vertrag von Visegrad 1335 verzichtete der polnische Piasten-König Kasimier III.  (die polnischen Piasten-Herzogtümer wurden 1295 mit päpstlicher Erlaubnis wieder ein Königreich) auf Ansprüche der königlichen Linie der Piasten auf das Herzogtum Schlesien und erkannte damit die Zuordnung zu Böhmen an. Dafür verzichtete der böhmische König (aus dem Haus Luxemburg) auf Ansprüche auf die polnische Krone. Schlesien schied aus dem polnischen Staatsverband aus und wurde als Teil Böhmens mittelbar Bestandteil des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation (das Königreich Böhmen war seit 1198 Bestandteil des Heiligen Römischen Reiches).  

Visegrad, eine Stadt an der Donau, 40 km nördlich von Budapest, ist in jüngster Zeit durch die nach ihr benannte „Visegrad-Gruppe“ (Ungarn, Tschechien, Polen, Slowakei) bekannt geworden. Die Gruppe agiert gelegentlich als nationalistische Opposition innerhalb der Europäischen Gemeinschaft. 

Durch Aussterben der herzoglichen Piasten-Linien in Schlesien fielen die schlesischen Lehen nach und nach an die böhmische Krone. Sie wurden sog. Erbfürstentümer, die dem böhmischen König direkt unterstanden. 1675 waren alle schlesischen Herzogtümer böhmischer Kronbesitz, die durch königliche Statthalter verwaltet wurden.


Schlesien in der Habsburger Monarchie

1525 starb der böhmische König und durch Erbvertrag kam die böhmische Krone an die österreichischen Habsburger (den späteren römisch-deutsche Kaiser Ferdinand I.). 

Ferdinand I. war ab 1521 Erzherzog von Österreich (habsburgische Erblande) und ab 1526/27 König von Böhmen, Kroatien und Ungarn. Er war der Bruder des römisch-deutschen Kaisers Karl V.

Karl V. legte 1556 die Kaiserkrone nieder und teilte das Reich auf.
Sein Sohn Philipp II. bekam Spanien und die spanischen Kolonien.
Seinen Bruder Ferdinand I. bestimmte er als seinen Nachfolger als römisch-deutscher Kaiser. 

Die Reformation breitete sich in Schlesien rasch aus. In Liegnitz gründete der protestantische Herzog (Liegnitz fiel erst 1675 als erledigtes Lehen an die böhmische Krone) im Jahr 1526 die erste evangelische Universität Europas (die allerdings nach drei Jahren wieder geschlossen wurde). 

1558 wurde die Finanzverwaltung Schlesiens von der Böhmens getrennt. Die Schlesische Kammer wurde gegründet. Kammerpräsident wurde Friedrich von Rödern/Redern (im gleichen Jahr hatte er die Herrschaft Friedland als Erblehen erhalten – durch Friedland fahre ich am vorletzten Radtag). Die Schlesische Kammer wurde der Hofkammer in Wien direkt unterstellt. 

1563 begann die Habsburger Gegenreformation. Die Kirchen wurden den Protestanten weggenommen und ihre Geistlichen vertrieben. 

Der 30-jährige Krieg (1618 – 1648) verwüstete das Land. 

Im Westfälischen Frieden, der den 30-jährigen Krieg beendete, wurde nur Breslau, Liegnitz und einigen anderen Fürstentümern die freie Religionsausübung garantiert. Der größte Teil Schlesiens jedoch wurde rekatholisiert. In diesem Teil Schlesiens durften nur in den Städten Glogau, Jauer und Schweidnitz protestantische Kirchen errichtet werden, die sog. Friedenskirchen. 

Gegen die Rekatholisierung intervenierte der evangelische schwedische König. Er hatte im Westfälischen Frieden ein Mitspracherecht in schlesischen Konfessionsangelegenheiten erhalten. Daraufhin wurde in der Alranstädter Konvention 1707 vereinbart, dass die schlesischen Protestanten 121 Kirchen zurückerhielten und der Bau von sechs weiteren Kirchen gestattet wurde, u.a. auch in Hirschberg. Die sechs Kirchen wurden von den Habsburgern als Gnadenkirchen bezeichnet. Der Begriff Gnadenkirche bekundete die „Gnade“ Kaiser Joseph I., den Bau dieser Kirchen genehmigt zu haben. Allerdings erst nach gehörigem Druck durch den König von Schweden. 


Preußisches Schlesien

1740 wurde Maria Theresia von Österreich nach dem Tod ihres Vaters Erzherzogin von Österreich und Königin von Ungarn und Böhmen. Die Nachfolge wurde von Friedrich II. (der Große) von Preußen nicht anerkannt. Er konstruierte einen Erbanspruch auf Schlesien und besetzte das Land im 1. Schlesischen Krieg (1740 – 1742). Schlesien war u.a. durch die Textilherstellung ein wirtschaftlich wichtiges Gebiet der Habsburger Monarchie. 

Schlesien wurde preußisch. Nur ein kleiner Teil von Oberschlesien und ein Teil des Fürstentums Neiße blieben bei Österreich, als Herzogtum Ober- und Niederschlesien. 

Die österreichischen Gebiete gingen nach dem 1. Weltkrieg 1918 größtenteils an Tschechien, ein kleiner Teil an Polen. Von dem preußischen Oberschlesien mussten einige östliche Kreise an Polen bzw. Tschechien abgetreten werden.


Polnisches Schlesien

Nach dem 2. Weltkrieg wurde Schlesien in den polnischen Staat eingegliedert. Das war quasi ein Ausgleich für den Verlust der ostpolnischen Gebiete (200.000 Quadratkilometer, über die Hälfte des polnischen Staatsgebietes), die von Russland 1939 nach dem Stalin-Hitler-Pakt besetzt worden waren und die nach Ende des Weltkrieges von Russland nicht wieder herausgegeben wurden. Heute sind das Teile von Weißrussland/Belaruss und der Ukraine. Die polnisch-russische Grenze war vor der russischen Besetzung etwa eine Nord-Süd-Linie westlich von Minsk (Hauptstadt von Weißrussland). Die ukrainische Stadt Lwiw gehörte zu Polen (Lwow) und war von 1772 bis 1918 (nach der polnischen Teilung) die österreichische Stadt Lemberg. 

In Polen ist Schlesien in die Verwaltungsbezirke (Woiwodschaften) Niederschlesien (Dolny Slask), Oppeln - westliches Oberschlesien - (Opolskie) und Schlesien – östliches Oberschlesien – (Slaskie) gegliedert.

Die Woiwodschaften Niederschlesien und Oppeln waren vor dem Zweiten Weltkrieg der größere Teil der preußischen Provinz Niederschlesien, mit Breslau als Provinzhauptstadt. Daneben gab es die preußische Provinz Oberschlesien. Zu der preußischen Provinz Niederschlesien gehörte der nach dem Weltkrieg bei Deutschland verbliebene westliche Teil der Oberlausitz (Görlitz).

                        Die Informationen zu allen Berichten stammen meist aus                                                        Wikipedia- und anderen Internet-Artikeln, ohne Zitierung.

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