Unser Pfalz-Treffen 2021
August 2021
Seit 2015 treffen wir uns
jedes Jahr einmal in Rhodt unter
Rietburg in der Pfalz. Wir, das sind Freunde, die jedes Jahr im Winter eine
längere Zeit in Puerto de la Cruz auf Teneriffa verbringen. Und im Sommer
treffen wir uns für ein paar Tage in der Pfalz.
Unser Quartier in Rhodt ist
von Beginn an das Weingut Krieger-Krapp.
Die Zimmer sind sehr gut und im Innenhof - in diesem Jahr in der
Winzerstube - sitzen wir abends
ungestört zusammen und probieren die Krieger-Weine. Meist Weißweine – Riesling,
Silvaner, Müller-Thurgau, Weiß- und Grauburgunder, Gewürztraminer, Sauvignon
Blanc, Kerner -, aber auch die beiden Roséweine sind gut. Im Laufe der Zeit
haben wir sie alle probiert. Rotweine gibt es auch, aber meist bleiben wir bei Weiß
und Rosé.
Dieses Jahr sind wir von Rhodt aus nach Hainbach im Süden von Rhodt (1. Wanderung) und nach St. Martin im Norden von Rhodt (2. Wanderung) gewandert.
* * *
Das Abendessen am Anreisetag war im „Alten
Kastanienhof“. Diesmal drinnen, draußen wurde Wasser auf die Erde
geschüttet. Rechtzeitig vor dem Rückweg zum Krieger-Weingut hörte der Regen
auf. So blieb es dann auch bis zum Abreisetag. Da hat es dann am Morgen wieder
geregnet. Das Wetter war gut, aber abends zu kühl. Deswegen waren wir anders
als in den Vorjahren zum Tagesausklang in der Weinstube des Krieger-Weinguts und
es gibt diesmal auch kein Gruppenfoto im schönen Krieger-Winzerhof. Aber Fotos
von unseren Ausflügen und der allabendlichen Einkehr.
* * *
Die erste Wanderung
war von Rhodt nach Hainfeld und
zur Burrweiler Mühle und danach über
Weyher zurück nach Rhodt.
Hainfeld liegt wie Rhodt am Rand des Haardt. Der Haardt ist der östliche Rand des Pfälzer Waldes, an dem im Norden Bad Dürkheim liegt und im Süden
die nördliche Grenze von Landau.
Im Jahr 781 gehörte Hainfeld dem
Kloster Lorsch, das knapp 20 Jahre zuvor im heutigen Kreis Bergstraße in Hessen
gegründet wurde. Es war ein Reichskloster, dass direkt dem Kaiser unterstand. Dem
Kloster Lorsch gehörte auch der Ort Rhodt, der 772 dem Kloster geschenkt wurde.
Der Weinanbau war schon damals die Haupteinnahmequelle.
Vom 15. bis zum 18. Jahrhundert war
der Ort Hainfeld im Besitz des Klosters Weißenburg im Elsass und gehörte zum
Territorium des Hochstifts des Fürstbischofs von Speyer. Zum Stift gehörten die
heutigen Bundesländer Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg sowie Teile des
Elsass.
Vom Kloster
Weißenburg erhielt ein Marquard von
Hainfeld die Ortschaft als Lehen (1109). Den von Hainfeld gehörte eine Wasserburg an der heutigen Straße Am
Schlossberg. Nach 1500 wurde die Burg abgerissen und die Steine für den Neubau
einer Kirche verwandt. Zuvor war in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts die
Familie Hainfeld erloschen.
In einem
Einwohnerverzeichnis, das der Bischof von Speyer 1465/1470 anlegen ließ, wird
als letzte eine Frau von Hainfeld erwähnt, der 16 Leibeigene gehörten. Die
Ländereien der Ortschaft Hainfeld werden danach bis Ende des 15. Jahrhunderts
vom Kloster Weißenburg an das Speyerer Domkapitel verkauft.
Ende des 16.
Jahrhunderts wurde auf dem Grundstück der ehemaligen Wasserburg eine Ölmühle
gebaut, die bis 1910 betrieben wird. Das heutige Gebäude stammt aus 1835.
Rhodt gehörte in der Zeit zum
Herzogtum Württemberg und danach (ab 1603) zur Markgrafschaft Baden-Durlach.
Ein gemeinsames Schicksal hatten
dann Rhodt und Hainfeld von 1798 bis 1814. Wie die gesamte Pfalz wurden sie
Teil der Französischen Republik und dann des Napoleonischen Kaiserreichs. 1815
kam die Pfalz zum Königreich Bayern. 1946 entstand aus der bayrischen Pfalz und
dem südlichen Teil der preußischen Rheinprovinz das Bundesland Rheinland-Pfalz.
St. Joseph-Kapelle: Am Weg von Roth nach Hainfeld liegt die St. Joseph-Kapelle.
Die Kapelle wurde 1824 aus Anlass des 25-jährigen Regierungsjubiläums des
Königs Max-Joseph von Bayern errichtet. Sie ersetzte eine 1685 errichtete
Kapelle, deren originaler Türbogen in den Neubau einbezogen wurde.
Kirche
Hainfeld: Die St. Barbara-Kirche in Hainfeld war bis 1718 Jakobus dem Älteren
geweiht.
Sie
wurde um 1200 als Eigenkirche der Herren von Hainfeld mit romanischem Chorturm errichtet.
Eigenkirche bedeutete, dass die Herren von Hainfeld für die Kirche aufkommen
mussten, aber auch den Pfarrer bestimmen durften. Anfang des 16. Jahrhunderts
wurde das Langhaus unter Verwendung von Steinen der Wasserburg neu gebaut.
1718/1719
erfolgte ein barocker Kirchenumbau. Die Heilige Barbara wurde Schutzpatron der
Kirche.
1886
Neubau des Turmhelms im neubarockem Stil nach einem Blitzschlag.
Zur
Hainfelder Kirchengemeinde St. Barbara gehören auch die Katholiken von Rhodt.
Die dortige St. Georg – Kirche ist protestantisch.
Barockes
Wohnhaus von 1740 mit Christusrelief.
Gasthaus am Dorfbrunnen: Das
spätbarocke Walmdachgebäude des „Gasthaus am Dorfbrunnen“ wurde 1757 von der
Gemeinde als Dorfschulhaus gebaut. 1976 hat die Familie Bamesberger daraus ein
Gasthaus gemacht.
Der
Dorfladen „Weck & Ebbes“ in einem barocken Wohnhaus von 1714 wurde 2020 von
12 Hainfeldern als Verein gegründet, damit man wieder Weckes und Ebbes im Dorf
kaufen konnte.
„Weck“
ist in Schwaben ein Brötchen oder die (Berliner) Schrippe. Das Wort „Weck“
kommt von dem germanischen „wagja/wegja“ und bedeutet „Keil“, althochdeutsch
„wekki“, mittelhochdeutsch „wecke/wegge“. Das Brötchen wurde länglich-rund wie
ein Keil geformt. Die Berliner Schrippe hat ihre Bezeichnung von „schripfen“
(mit einem Messer einritzen).
„Ebbes“
ist ebenfalls schwäbisch und bedeutet „irgendwas“. Ebbes findet man auch auf
etlichen Speisekarten als Kleinigkeiten vorweg.
Dorfbrunnen
von 1561. Neben dem Dorfbrunnen wird an die Hainfelder Weinköniginnen erinnert.
Von Hainfeld wandern wir am Modenbach entlang Richtung Haardt bis zur Burrweiler Mühle. Die hat jetzt
geschlossen, aber wir wollen ohnehin erst am Abend dort essen. Also gehen wir
weiter durch die Weinfelder Richtung Weyher.
Ein kleiner Anstieg. Hier kann man einmal von einem Weinberg sprechen. Sonst
stehen die Weinstöcke ja eher auf flachem Land.
Burrweiler Mühle im Tal des Modenbach
Burrweiler ist wie alle
Orte in der Gegend ein Weindorf. Von 1657 bis zum Ende des 18. Jahrhunderts
gehörte Burrweiler den Grafen von der
Leyen. Die Winzergaststätte „Grafen von der Leyen“ erinnert daran. Sie ist
in dem Herrenhaus, das ursprünglich 1525 für die Herren von Dahn gebaut wurde.
Ihnen folgten die von Schönenberg, der Graf von Trautmannsdorf und schließlich
die Grafen von der Leyen, die 1754 neu bauten.
Das
Adelsgeschlecht von der Leyen stammt ursprünglich von der Mosel. Der Stammsitz
ist die Oberburg in Gondorf (Schloss Leyen – „in dem Huse zu der Leyen uf der
Musele gelegen“, Urkunde aus 1272, - Das Schloss an der Mosel ist bekannt, weil
eine Bundesstraße durch das Schloss gebaut wurde).
Die Adelsfamilie
besaß große Gebiete links und rechts des Rheins. Links des Rheins waren vor der
französischen Eroberung 66 Ortschaften in ihrem Besitz.
Sie waren zunächst
die Herren von der Leyen und Ministeriale (Dienstleute) der Erzbischöfe von
Trier. Im 16. Jahrhundert wurden sie vom römisch-deutschen Kaiser in den
Reichsfreiherrenstand erhoben (sie besaßen Reichsunmittelbarkeit und
unterstanden nur dem Kaiser). Der nächste Schritt war die Erhebung in den
Grafenstand (Anfang 18. Jahrhundert). Schließlich wurden sie von Napoleon zu
Fürsten erhoben (mit einem „Mini“-Fürstentum Hohengeroldseck bei Lahr im
Schwarzwald, das sie nach dem Sturz Napoleons wieder verloren).
Die von der Mosel
stammende Familie von der Leyen ist nicht verwandt mit der Familie der Politikerin
Ursula von der Leyen. Deren Mann stammt von der geadelten Krefelder
Seidenindustriellenfamilie von der Leyen ab (1786 in den preußischen Adelsstand
erhoben).
Ein kleiner Anstieg hinter der Burrweiler Mühle
Blick auf Rhodt
Natürliche Schädlingsbekämpfung im Weinberg
- ein Insektenhäuschen
Weyher war wie Rhodt schon
in römischer Zeit bewohnt. Grundmauern eines römischen Landgutes bezeugen das. Weyher gehörte wie Hainfeld zum Stift Speyer.
Weyher
– Dorfkirche von 1712. Die Kirche besitzt noch ihre alten Glocken. In der französischen Zeit konnten sie vor dem Einschmelzen gerettet werden (Das
Konfiszieren und Einschmelzen von Kirchenglocken war offensichtlich in allen
Kriegen Mode, so auch im 1. und im 2. Weltkrieg. Glocken wurden zu Kanonen).
Altes
Rathaus von Weyher von 1608 (im 18. Jh. barockisiert) und das aus dem 18.
Jahrhundert stammende Schul- und Gemeindehaus.
Rückweg
nach Rhodt, vorbei an der schönsten Weinsicht der Pfalz von 2012.
Es gibt viele schönste Weinsichten in der Pfalz. Jedes Jahr kommt eine neue dazu.

Rosen im Weinberg - nicht nur schön sondern auch nützlich. Früher wurden Rosen im Weinberg als Warnung vor dem Mehltau-Pilzbefall bewusst angepflanzt, denn Rosen sind empfindlicher als Weinreben und werden schneller von Mehltau befallen. Durch die modernen Bekämpfungsmaßnahmen werden Rosen nicht mehr als Frühwarner benötigt, bleiben aber eine Verschönerung der Weinberge.
Die Brombeeren sind bald reif. Die erste Brombeermarmelade aus wilden Brombeeren gab es schon im Krieger-Weingut zum Frühstück. Es gibt viele Brombeer-Hecken an den Wegrändern.
Hier wird die Reben-Bespannung noch von alten Sandstein-Pfosten gehalten.
Keschde ist die pfälzische Bezeichnung für Edelkastanien.
Den Pfälzer Keschdeweg sind wir früher schon einmal gegangen.
Nicht nur eine Pfälzer Weisheit.
Am Abend nach der 1. Wanderung waren wir in der "Burrweiler Mühle". Bei unserer Wanderung
waren wir dort schon vorbeigekommen. Zum Abendessen sind wir mit dem Auto
gefahren. Wir haben auch drinnen gegessen, obwohl das Restaurant einen schönen
Biergarten am alten Mühlengraben hat (der Wind war etwas frisch).
Ich habe dort den
besten Saumagen aller (Pfälzer) Zeiten gegessen. Die Speisekarte vermerkte
auch, dass ihr Pfälzer Saumagen bei einem Saumagenwettbewerb mit einem
Goldpokal ausgezeichnet wurde. Der, den ich gegessen habe, sicher nicht, aber
das Rezept dafür. Und das ist klasse.
Das Landgasthaus wird jetzt in der 11. Familiengeneration betrieben.
1699 kaufte Johannes Wiss die 1686 erbaute Mühle. Zur wassergetriebenen Mühle
kam ein Sägewerk hinzu. Das Mühlrad wurde durch eine Turbine ersetzt. 1973
wurde ein Gutsausschank eröffnet, nachdem Mühle und Sägewerk stillgelegt
wurden. 2010 wird aus dem Gutsausschank das Landgasthaus.
* * *
Die zweite Wanderung
hatte St. Martin zum Ziel. Dort waren wir in den vergangenen Jahren
schon öfter (siehe „Rhodt 2020“ in diesem Blog). Diesmal sind wir auf dem Weg
nach St. Martin an dem Edenkobener
Kloster Heilsbruck vorbeigekommen.
Das Kloster Heilsbruck ist
in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts bei Edenkoben von Zisterzienserinnen
gegründet worden. Deren erstes Kloster befand sich zuvor in Harthausen in der
Nähe von Speyer in sumpfiger Gegend. Deswegen verließen die Klosterschwestern
das Gebiet und erwarben von dem Ritter Burkhard von Breitenstein (Burg
Breitenstein im Landkreis Bad Dürkheim) die Ortschaften Edenkoben und
Wazzenhofen (heute Teil von Edenkoben) und errichteten dort ein neues Kloster
(andere Quelle: der Graf von Leiningen gab ihnen den Grund und Boden).
Die Zisterzienserinnen waren erfolgreich. Um 1500 gehörten ihnen 46
Ortschaften.
In der Folge der Reformation wurde das Kloster 1560 aufgelöst. Der
Besitz ging an den Kurfürsten von der Pfalz.
Nach dem 30-jährigen Krieg versuchten Zisterzienserinnen 1646 erneut,
das Kloster zu beleben, mussten aber nach dem Westfälischen Frieden 1648 das
Kloster endgültig verlassen. Der Westfälische Friede beendete den 30-jährigen
Krieg und bestimmte, dass Gebiete katholisch oder evangelisch sein sollten, wie
sie in dem als Normaljahr bestimmten Jahr 1624 waren.
In der französischen Zeit wurde der ehemalige Klosterbesitz
versteigert. Ende des 19. Jahrhunderts erwarben die Vorfahren des Winzers Jakob
Sulzer das Kloster. Als der 2018 starb, wurde das Kloster-Weingut
aufgegeben.
Inzwischen haben Investoren die Gebäude gekauft und wollen
daraus eine Hotel- und Ferienanlage machen.
Auf dem Boden der ehemaligen Klostermühle ist ein Kräuter- und Erlebnisgarten entstanden, mit vielen verschiedenen
Kräutern und Gemüse.
In St. Martin sind wir natürlich eingekehrt. Im Hof von Alois Kiefer haben wir uns mit Wein und Käse gestärkt und sind dann am Rand des Haardt zurück nach Rhodt gegangen.
Zwischen Rhodt und
St. Martin liegen am Haardt-Rand die Villa Ludwighöhe und die Rietburg, die wir vom Weg aus sehen.
Die katholische (links) und die evangelische Kirche von Edenkoben, vom Weg nach St. Martin aus gesehen. Die evangelische St. Laurentiuskirche gehört zu den bedeutendsten Barockkirchen der Vorderpfalz. Die katholische St. Ludwig Kirche hat eine Königsloge (wegen der Sommerresidenz Villa Ludwigshöhe der bayrischen Könige).
Steinsäule des geologischen Lehrpfades oberhalb von St. Martin mit den in der Pfalz vorherrschenden Gesteinsarten.
Kalkstein, vor 20 - 25 Millionen Jahren in einem Flachmeer entstanden.
Buntsandstein, vor etwa 250 Millionen Jahren unter wüstenhaften Bedingungen entstanden.
Gneis, vor ungefähr 550 Millionen Jahren unter hohem Druck entstanden.
Es gibt nicht nur Weinberge - schöne Wiese am Weg nach St. Martin.
St. Martin - am Haardt-Rand das "Hotel am Weinberg",
in dem ich vor vielen Jahen einmal bei einem Altstipendiaten-Treffen der KAS war.
"Altes Schlösschen" des Weinguts Ludwig Schneider. Ende des 16. Jahrhunderts wurden die
Renaissance-Wohngebäude für Johann Christoph Hund von Saulheim gebaut. Der war
zunächst Domherr in Mainz und in Speyer. Zur Erhaltung des Familienstamms trat
er mit Genehmigung des Papstes aus dem geistlichen Dienst aus und heiratete.
Barockes Wohnhaus
von 1744
Dalberg’sche
Madonna von 1716. Sie stand auf der Kropsburg bei St. Martin, dem Sitz der
Ritter von Dalberg.
An einer Straße in St. Martin
Die Kropsburg bei St. Martin
Der Weg am Haardt-Rand zurück nach Rhodt.
Wein-Landschaft zwischen St. Martin und Rhodt.
Am Wegrand
Am Abend nach der 2. Wanderung waren wir im "Gasthaus am Dorfbrunnen" in Hainfeld, das vorher
eine Schule war (s.o.). Vorsichtshalber sind wir vom Gasthof in die Gaststube
umgezogen, da Regen drohte, der dann auch kam.
Gasthaus am Dorfbrunnen
Insgesamt hatten wir Glück mit
dem Wetter, entgegen den Voraussagen. Die Wanderungen konnten wir bei
angenehmen Temperaturen und ohne Regen machen. Erst Abends setzte Regen ein, da
waren wir schon im Trockenen.
Merkblatt für das nächste Treffen.
Es war wieder schön, die „Tenerifferaner“ zu treffen. Für das nächste
Jahr haben wir uns wieder zur gleichen Zeit verabredet. Dazwischen werden wir
uns aber schon auf Teneriffa wiedersehen.
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