Stadtwanderung 

im Großen Tiergarten

27. Juni 2021


Umrundung des Großen Tiergartens - 9 Kilometer
Start und Ziel: Gerickesteg in Moabit.

Eine Wanderung am Rand des Großen Tiergartens in Berlin-Mitte. Nördlich des Tiergartens fließt in mehreren großen Windungen die Spree, im Südwesten verläuft der Landwehrkanal, am östlichen Abschluss steht das Brandenburger Tor.

 

Der Große Tiergarten entstand ab Mitte des 16. Jahrhunderts in der Nähe des Berliner Schlosses. Er wurde das Jagdrevier der Brandenburger Kurfürsten. In dem eingezäunten Gebiet wurden Wildtiere gehalten. Ende des 17. Jahrhunderts wurde der Tiergarten durch einen Verbindungsweg zwischen dem Stadtschloss und Schloss Charlottenburg geteilt (heute Straße des 17. Juni).

Friedrich der Große mochte die Jagd nicht und ließ den Park zu einem Lustgarten für die Bevölkerung umgestalten. Es wurde eine Fasanerie errichtet, der Ursprung des heutigen Zoologischen Gartens.

Anfang des 19. Jahrhunderts erhielt der Tiergarten durch den Generalgartendirektor Peter Joseph Lenné seine heutige Gestaltung in Anlehnung an englische Gartenanlagen. Im 2. Weltkrieg und danach wurde alles zerstört. Die Bäume wurden als Heizmaterial gefällt. Von einst 200.000 Bäumen waren noch 700 übriggeblieben. Die Wiederaufforstung erfolgte dann bis 1959.

Mit 210 Hektar ist er der größte Berliner Park. Großer Tiergarten heißt er, weil es auch einen anderen Tiergarten in der Nähe gibt, den Kleinen Tiergarten in Moabit. 

Gestartet sind wir, Uschi und ich, am Gerickesteg über die Spree (1) an der S-Bahnstation Bellevue am Rand des Tiergartens. Auf den Gerickesteg läuft die Calvinstraße von der Straße Alt Moabit her zu. Hier war unsere erste Berliner Wohnung. Das Haus hat sich nicht verändert. Mehrere andere Wohngebäude sind aber in den letzten Jahren saniert oder neu aufgebaut worden. Im 2. Weltkrieg waren eine Reihe von Baulücken entstanden, die 1959 mit dem Berliner Aufbauprogramm geschlossen wurden. 


Auf der Tiergarten-Seite der hier kanalartig ausgebauten Spree gehen wir in östliche Richtung. Vorbei am Schloss Bellevue (2), dem Sitz des Bundespräsidenten. 

Der Spreebogen - Gelände der ehem. Bolle-Meierei

Schloss Bellevue

Historischer Brandmelder vor dem Schloss Bellevue (Anfang des 20. Jh.)
Brücken-Obelisk der Lutherbrücke am Schloss Bellevue

            Schloss Bellevue (Schöne Aussicht). Gebaut wurde es für den              Bruder des preußischen Königs Friedrich II. der Große                  (1786). Nach dem Ende der Monarchie war es eine kurze Zeit                       Gästehaus der Reichsregierung.

Nach Kriegszerstörung und Wiederherrichtung (historisch ist nur noch der Ballsaal von Carl Gotthard Langhans) wurde Schloss Bellevue ab 1957 neben der Bonner Villa Hammerschmidt zweiter Amtssitz, ab 1994 der einzige Amtssitz des Bundespräsidenten.

Gewohnt hat aber nur ein einziger Bundespräsident in dem Präsidenten-Sitz. Das war Roman Herzog. 

An der folgenden John-Forster-Dulles-Allee kommen wir am Tritonbrunnen (3) vorbei.

 

Tritonbrunnen


Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Park mit mehreren Denkmälern und Skulpturen geschmückt.

So der Tritonbrunnen (Triton ist ein Meeresgott in der griechischen Mythologie) auf dem Großfürstenplatz. Um den Brunnen wurden allegorische Darstellungen der (damals) deutschen Ströme Weichsel, Oder, Rhein und Elbe aufgestellt. Als Großfürstenplatz wurde der Platz damals anlässlich der Verlobung des Großfürsten Paul genannt, der später in der Nachfolge Katharina der Großen russischer Zar wurde. 

Die "Schlange" an der Spree

Gegenüber, auf der nördlichen Spreeseite ist die sog. Schlange, ein nach der Wiedervereinigung gebaute, schlangenförmige Wohnanlage, damals vorrangig für Bundesbedienstete.

Bis zum Haus der Kulturen der Welt (4). Von hier aus gehen wir zur Dulles-Allee zurück, am Glockenturm mit dem Carillon (5) (Glockenspiel)  und weiter Richtung Brandenburger Tor (7). Weiter rechts von uns ist die Straße des 17. Juni und das Sowjetische Ehrenmal (6).

 

Das Bundeskanzleramt mit dem Steg über die Spree zum Kanzleramtspark. Im Hintergrund das Bettenhaus der Charité.


Dort wo heute das Haus der Kulturen der Welt steht, befand sich schon in den Anfangsjahren des Tiergarten-Parks ein erstes Ausflugsziel. Es durften Zelte aufgestellt werden, in denen an Spaziergänger Erfrischungsgetränke verkauft werden durfte. Zunächst durften es nur Zelte sein, später durften feste Bauten errichtet werden. In Anlehnung daran hieß der Platz lange Zeit „In den Zelten“.

Die Genehmigung für die ersten zwei Zelte erteilte König Friedrich II. höchstpersönlich zwei hugenottischen Flüchtlingen. Ende des 19. Jahrhunderts war es eine gute Wohngegend, u.a. die Schriftstellerin Bettina von Arnim, die Pianistin und Komponistin Clara Schumann und der Theaterregisseur Max Reinhardt wohnten hier.

Im 2. Weltkrieg wurde alles zerbombt.


Haus der Kulturen der Welt

Das Carillon im Tiergarten.
Mit 68 Glocken ist es das viertgröße der Welt.
Gestiftet wurde es zur 750-Jahr-Feier Berlins 
auf Initiative von Edzard Reuter von der Daimler Benz AG.

Das Haus der Kulturen der Welt wurde 1957 als Kongresshalle gebaut. Sie war der amerikanische Beitrag zur Internationalen Bauausstellung Interbau (s.u. Hansaviertel). Mit ihrer geschwungenen Stahlbeton-Konstruktion ist sie ein herausragendes Beispiel der Architektur der Moderne. Seit 1989 wird das Haus als Ausstellungsort für zeitgenössische Kunst genutzt.


Reischstagsgebäude

                     

Sinti und Roma Denkmal neben dem Reichstagsgebäude


Das Sowjetische Ehrenmal ist eines von 4 Ehrenmalen zur Erinnerung an die getöteten Soldaten der Sowjetischen Armee in Berlin. Es wurde 1945 als Grabstätte für etwa 2.000 von insgesamt 80.000 im Kampf um Berlin gefallenen sowjetischen Soldaten und als Zeichen des Sieges errichtet.

In dem Vertrag zur Wiedervereinigung (Zwei-plus-vier-Vertrag) hat sich die Bundesregierung zum Erhalt der sowjetischen Kriegsdenkmale verpflichtet. 


Rückwärtiger Eingang zum Ehrenmal


Das Brandenburger Tor wurde Ende des 18. Jahrhunderts als Triumphtor errichtet. Es ist das einzige noch erhaltene Tor der ursprünglich 18 Akzisetore (die Akzise wurde bis 1860 erhoben). Im nördlichen Anbau residierte die Steuerbehörde, im südlichen Anbau war die Unterkunft für die Tor-Wache. Die Wache kontrollierte den Zu- und Eingang und sie sollte desertierende Soldaten aufhalten.

Geschmückt wurde es mit der Quadriga mit der Siegesgöttin Viktoria. Nach Napoleons Einzug in Paris wurde die Quadriga abmontiert und nach Paris gebracht. Der Direktor des Musée Napoleon (das heutige Louvre) hatte den Auftrag, in den eroberten Gebieten Kunstschätze für das Museum zu beschlagnahmen. 1814 holte sich Preußen nach den gewonnenen Befreiungskriegen die Quadriga zurück. Im 2. Weltkrieg wurde das Tor und die Quadriga stark beschädigt. Anhand eines Gipsabdrucks konnte sie aber neu hergestellt werden. 1958 wurde sie wieder auf das Brandenburger Tor gestellt, ohne den Preußenadler und das Eiserne Kreuz. Die Embleme wollte man in der DDR nicht sehen. Nach der Wiedervereinigung erhielt die Siegesgöttin das Eiserne Kreuz und den Adler zurück.


Brandenburger Tor

Wir gehen weiter am Rand des Tiergartens entlang, der hier von der Ebertstraße und der Lennéstraße, die in die Tiergartenstraße übergeht, begrenzt wird. Zwischen der Lenné- und der Tiergartenstraße beginnt der Tiergarten-Straßentunnel. Wir kommen am Goethe Dekmal (8) vorbei, queren die große Sichtachse des Tiergartens, die Bellevue-Allee (9). Sie verläuft quer durch den Park bis zum Schloss Bellevue. Danach kommt an unserem Weg die Luiseninsel (10). Wir gehen am Wassergraben weiter, kommen zum Rosengarten (11) und der Adlerbrücke (12) und überqueren dann die Hofjägerallee und die Sichtachse zur Siegessäule (13), erreichen das Café am Neuen See (14). Hier legen wir eine Pause ein. Die Tische im Restaurant-Garten fast vollständig besetzt – aber wir haben ja unsere Impfungen.

Blick in den Tiergarten. Man sieht, dass es zu trocken ist.

Goethe-Denkmal von 1880

Gegenüber das Denkmal für die ermordeten Juden Europas von 2005
 
Sichtachse Bellevue-Allee

Uschi im Tiergarten

Die Luiseninsel wurde 1809 zu Ehren der preußischen Königin Luise angelegt. Das Königspaar war aus dem Königsberger Exil nach Berlin zurückgekehrt. Nach Königsberg am östlichen Rand des preußischen Reiches waren sie vor Napoleon geflohen.

Zunächst stand dort nur eine Stehle. 1880 kam dann das Marmorstandbild hinzu.


Blumenbeet auf der Luiseninsel

 

Denkmal für Königin Luise von 1880

Parkansichten:






Der Rosengarten wurde Anfang des 20. Jahrhunderts von dem Rosenzüchter Peter Lambert aus Trier angelegt.

Auf ihn geht auch die Gründung des Rosariums in Sangerhausen zurück. Der Verein deutscher Rosenfreunde wurde von ihm mitgegründet.


Im Rosengarten:








Blick auf die Siegessäule - Auf der Adlerbrücke


Sichtachse Fasanerieallee


Den Biergarten "Café am Neuen See" gibt es seit 1896. Der Neue See wurde als Teil des Tiergartens 1839 angelegt. Hinzugekommen ist ein Restaurant im Landhausstil, das mit dem Restaurant Borchardt am Genarmenmarkt verbunden ist.


Im Cafe am Neuen See treffen sich einmal im Jahr (außer in den Corona-Jahren ehemalige Mitarbeiter der GSW (Gemeinnützige Siedlungs- und Wohnungsbaugesellschaft). Das städtische Unternehmen wurde 2004 vom Senat von Berlin verkauft und 2013 von der Deutschen Wohnen übernommen. Die Mitarbeiter wurden teilweise übernommen, teilweise wechselten sie zu andern Unternehmen. Der "harte Kern" trifft sich immer noch.


Am Neuen See


Spanische Botschaft

 

Gegenüber dem Neuen See ist das Gebäude der spanischen Botschaft, ein mächtiger Bau im neoklassizistischen Stil, in der NS-Zeit gebaut.  Es ist Teil des Botschafts-Viertels am Rande des Tiergartens. 


Danach gehen wir bis zum Landwehrkanal weiter. Auf der anderen Seite des Kanals ist der Berliner Zoo (15), genauer der Zoologische Garten Berlins. Er geht auf eine Fasanerie zurück, die mit der Umgestaltung des königlichen Jagdreviers in einen öffentlichen Park entstand. 1841 überredete der Zoologe der Berliner Universität, Martin Heinrich Lichtenstein, einen Teil der Fasanerie und Geld für Errichtung eines Zoos zur Verfügung zu stellen. 1844 wurde der Berliner Zoo als neunter Zoo in Europa eröffnet (der erste Zoo entstand 1828 in London).

Wir gehen am Ufer bis zur Schleuseninsel (Schleuse des Landwehrkanals am Einlauf zur Spree). An dem Weg bis zur Straße des 17. Juni sind historische Gaslaternen (16) aus Berlin und anderen Städten aufgestellt (inzwischen aber teilweise reparaturbedürftig). Querung der Straße des 17. Juni, vorbei am Hansaviertel (17) und weiter zum Englischen Garten (19.

 

Das Hansaviertel ist im Rahmen der Internationalen Bauausstellung 1957 entstanden. Es entstanden rd. 1.200 Wohnungen in Hoch- und Flachbauten in einer aufgelockerten und durchgrünten Bauweise. Berühmte Architekten wie Egon Eiermann, Walter Gropius, Oscar Niemeyer und Max Taut waren beteiligt.


Häuser des Hansaviertels



Die Kaiser-Friedrich-Gedächtniskirche im Hansaviertel
sieht aus wie eine Beton-Scheune

Erst in der Detailansicht erkennt man die künstlerischen Arbeiten


 

Der Englische Garten in der Nähe des Bellevue-Parks wurde nach dem Krieg mit einer Baumspende (5.000 Bäume) englischer Bürger und des englischen Königs wieder aufgeforstet.

Das Teehaus im Englischen Garten wurde auf den Fundamenten des Hauses von Gustav Gründgens gebaut, das er sich als Generalintendant der Preußischen Staatstheater (im NS-Reich) im Park des Schlosses Bellevue gebaut hatte.

 

Teehaus im Englischen Garten

Dann sind wir gleich am Rand des Gartens von Schloss Bellevue und kommen wieder zum Gerickesteg.

Stockrose am Gerickesteg


* * *

                   Die Erläuterungen stammen meist aus Wikipedia-  und                                 anderen  Artikeln im  Internet, ohne Zitierung im Einzelnen.            

🔄Link zum Inhaltsverzeichnis