CanariaSol
Teneriffa Wochenbuch
Ein halbes Jahr sind wir auf Teneriffa. Was passiert in dieser Zeit. Was machen wir. Ich will das einmal die Woche aufschreiben. Wie ein Tagebuch, aber als ein Wochenbuch.
(Die Erläuterungen in den Berichten stammen meist aus Wikipedia- und anderen Artikeln im Internet, ohne Zitierung im Einzelnen)
7. Woche
(7/1) Anfang der Woche hatten wir warmen Sand-Nebel. Wir hatten Calima. Von Afrika wehte der Sirocco-Wind feinsten Sahara-Staub zu den Kanarischen Inseln. Der Staub in der Luft war so dicht, dass wir sogar das nicht weit entfernte Hotel Aguilas nicht sehen konnten, den Teide schon gar nicht. Die Gesundheitsbehörde der Kanaren gab sogar eine Warnung heraus, möglichst nicht ins Freie zu gehen. So schlimm war es dann aber doch nicht. Allerdings, man konnte stündlich Staub putzen – wenn man wollte.
***
(7/2) Mal wieder zu Tito´s Bodeguita. Der Weg ist nicht weit. Meist verbinden wir ihn mit einem Einkauf beim Lidl. Auf dem Hinweg teilweise durch den Barranco Martiánez. Der Fußweg wächst aber immer mehr zu (siehe Wochenbuch der 4. Woche). Das Ziegengatter am Ende des Barrancos gibt es noch, mit weniger Ziegen. Aber keine Hühner laufen mehr umher. Irgendjemand muss die weggefangen haben. Ob es die Stadtverwaltung war, die die wilden Hühner dezimiert hat? Oder sind sie auf einem Guachinchen-Grill gelandet?
Tito´s Bodeguita ist in dem Herrenhaus der Hacienda St. Nicolas,
das im 17. Jahrhundert von Don Nicolás Ventura de Valcárcel Lugo y Molina
Quesada gebaut wurde. Seine Familie kam 1514 auf
die Insel. Ein Christobal Valcárcel war Stellvertreter des Eroberers Aloso de
Lugo. Die Vorfahren waren Markgrafen in der spanischen Provinz León. Sie waren
die maßgeblichen Finanzierer des Teneriffa-Eroberers Alonso de Lugo. Die
Familie war bis zum 19. Jahrhundert Besitzer des Herrenhauses und der Finca.
Anfang des 20.
Jahrhunderts pachtete die englische Firma Yeoward
die Hacienda für den Bananen-Anbau. Die Bananen wurden in den Gebäuden verpackt und
dann mit den Schiffen der eigenen Reederei nach England exportiert. Danach
wurden die Gebäude bis Ende 1960 von der Gemeinde Puerto de la Cruz als Schule
genutzt und als Wohnräume vermietet. In den 1980er Jahren kaufte die Familie
Rodrigues Hernández die Hacienda.
Seit 2009 betreibt Tito Heckl in dem Herrenhaus sein
Restaurant. Seit Mutter hatte an der Autobahn (an der Abfahrt nach El Rincon)
einmal eine Gärtnerei.
Teil des Herrenhauses ist die Kapelle (Ermita) St. Nicolás de Tolentino, die 1677 gebaut wurde. Tolentino
ist eine Stadt in der mittelitalienischen Provinz Marken. Nicolás (1245 - 1305)war
Priester und Augustiner-Mönch. 1446 wurde er heiliggesprochen.
(7/3) Karneval fällt dieses Jahr ja überall aus. Auch auf den Kanaren.
Kein Umzug, kein Rummel, keine Veranstaltungen. Wir vermissen das – nicht! Vorsichtshalber
haben die Behörden die Corona-Bestimmungen für die Karneval-Zeit verschärft,
obwohl Teneriffa die Stufe Grün erreicht hat. Die Ausgangssperre wurde von 23
Uhr auf 22 Uhr vorgezogen, nur 6 Personen dürfen an einem Tisch sein. Das soll
in Restaurants und auch privat gelten. Ob sich alle Einwohner zu Hause daran
halten werden, werden wir zwei Wochen nach Karneval an den Inzidenz-Werten
sehen. Derzeit sind sie für die gesamten Kanaren unter 50.
(7/4) Wanderung im Teno Gebirge auf neuem Weg.
Eigentlich ist es ein alter Weg. Nur für mich war er neu. In dem Teil des Teno-Gebirges war ich das erste Mal. Ich wollte neue Wege ausprobieren.
Diesmal gehe ich zuerst noch am Besucherzentrum an der Autostraße nach
Teno Alto vorbei. Es ist in den Gebäuden einer ehemaligen Hacienda (Finca Los Pedregales) eingerichtet worden. Daneben ist
ein „Mercadillo de Agricultur“ (nur sonntags geöffnet) und ein größerer, wohl
noch nicht bezogener Neubau (oder ein sanierter Altbau?), dessen Zweck ich
weder vor Ort noch im Internet finden konnte.
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Die ehemalige Hacienda |
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Das unbekannte Gebäude neben dem Besucherzentrum |
Aufstieg über den El Calleón (Gasse), den Camino Real, der von El
Palmar nach Teno Alto führt. Hinaufsteigen muss man am Beginn immer, wenn man
im Gebiet von Teno Alto wandern will. Entweder den Calleón ab El Palmar oder
über den Riscosteig ab Buenavista (mit längerem Aufstieg, da der Beginn fast
auf Meereshöhe ist) oder ab dem Tabaiba Pass (mit geringerem Aufstieg über den Montana
Barracan). Erst 1972 wurde eine Autostraße von El Palmar nach Teno Alto gebaut.
Bis dahin musste alles von den Einwohnern oder von Eseln hinauf und hinunter
transportiert werden.
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Der Camino Real "El Callecón de Teno" |
Ich steige bis zu dem ersten Bergsattel an den Antennenmasten hinauf. Hier
biege ich von dem ausgeschilderten Weg ab. In der Landkarte ist ein Weg im
nordöstlichen Teil des Teno-Gebirges eingezeichnet, der in großem Bogen nach
Norden zu der Ortschaft Teno Alto führt. Den will ich heute gehen.
Ich finde den Weg auch. Es ist
ein vor vielen Jahren in den Berghang
geschnittener Verbindungsweg. Man erkennt die Schneise deutlich. An beiden
Seiten wächst die Baumheide. Auf dem Weg
selbst haben sich die Zistrosen-Büsche angesiedelt. Nur ein schmaler Pfad
schlängelt sich durch die Zistrosen. Der Weg muss schon lange nicht mehr
benutzt worden sein. Manchmal ist er mannshoch zugewachsen. Da ist es gut, dass
ich eine lange Wanderhose und ein Hemd mit langen Ärmeln anhabe. Ganz arg wurde
es an einer Wegstrecke, die von Brombeerranken beherrscht wurde. Hier ist ganz
sicher seit Jahrzehnten niemand gewesen. In
dem Gestrüpp komme ich kaum voran. Die Ranken niederdrücken und
hinuntertreten, um einen Schritt voran zu kommen. Und das eine längere Stecke.
Ein Ausweichen ist auch nicht möglich. Links geht es ziemlich steil nach unten,
rechts nach oben. An dieser Stelle habe ich entschieden, dass ich diesen Weg
nicht noch einmal gehen muss. Aber jetzt musste ich erst mal durch diese
Dornen-Hölle hindurch. Bis ich auf einen Ziegenpfad komme.
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Ein Pfad ist zu erkennen |
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Der Weg ist in den Hang geschnitten |
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Fast kein Durchkommen |
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Der Weg wird wieder begehbar |
Zu Anfang blieb der Weg fast auf
der gleichen Höhenlinie und fiel dann kontinuierlich ab. Dann geht es –
natürlich – wieder bergauf. Nach der Dornen-Strecke komme ich endlich wieder
auf einen ordentlicheren Weg. Die Spuren auf dem Weg zeigen, dass ich jetzt auf
einem Ziegenpfad bin. So war der Weg auch. Die Wanderung wurde stellenweise zu einer Kletterei. Ziegen sind die besseren
Kletterer. Die komoot-Wegebeschreibung weist „Trittsicherheit erforderlich“
aus. Oft ist der Hinweis eine übertriebene Vorsicht. Hier stimmte die Warnung
allerdings. Aber ich habe es gut geschafft.
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Besenheide-Gebiet |
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Ziegen kommen hier besser rüber |
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Immer schön bergauf |
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Über Fels und Stein |
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Lavastein-Mauer aus alter Zeit |
Unterwegs wurde an mehreren
Stellen sichtbar, wofür der Weg einst angelegt worden war. Hoch auf den Bergen
stehen mehrere Ruinen alter Bauernhäuser. Es muss eine mühsame Landwirtschaft
gewesen sein. An einer der Finca-Ruinen
komme ich vorbei.
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Haus-Ruine mit Höhlen-Kammer |
Dann erreiche ich (endlich – das
Gehen durch Gestrüpp und dann die manchmal doch steilen Stellen bergauf haben
mehr Zeit erfordert, als ich gedacht hatte) die Landwirtschafts-Zone von Teno Alto. Der erste bewirtschaftete
Hof ist erreicht. Dann folgt die ausgebaute Straße mit Blick auf Teno Alto und
den Montaña Vallado.
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Eine bewirtschaftete, aber wohl nicht mehr bewohnte Finca |
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Terrassenfelder vor Teno Alto |
In Teno Alto kehre ich auch heute in der Bar Los Bailaderos ein. Geplant hatte ich, von Teno Alto aus noch einen Abstecher zu der „Paisaje Lunar en Teno Alto“ zu machen. Die sind nördlich des Montaña Vallado. Sie sollen ähnlich der Paisaje Lunar bei Villaflor sein. Die Erosion hat aus dem Lava-Gestein eine „Mondlandschaft“ geformt. Den Ausflug mache ich aber doch nicht mehr. Es ist zu spät geworden. Für den Rückweg von Teno Alto nach El Palmar werde ich auch noch knapp zwei Stunden brauchen.
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Pause vor dem Rückweg |
Also trete ich den Rückweg nach El Palmar an. In dem kleinen Dorfladen an der Straße kaufe ich ein Stück Ziegenkäse, original von Ziegenmilch von hier oben. Der schmeckte nach zwei Tagen Lagerung im Kühlschrank am besten, würziger als frisch nach der Herstellung. Den Weg zurück kenne ich, allerdings in der umgekehrten Richtung von El Palmar hinauf nach Teno Alto. Der Rückweg hinunter geht allerdings nicht einfach den Berg hinunter. Dazwischen liegen zwei größere Barrancos, an deren Rändern der Weg zunächst hinunter bis etwa zur Talsohle führt und dann wieder am gegenüberliegenden Hang hinauf zum Bergsattel und dann von dort wieder hinunter und so weiter.
Der Rückweg ab Teno Alto:
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Am Bergsattel |
Kartoffelacker und Fenchel am Weg
(7/4) Ausflug in den Süden. Wir waren, so lange wir auf Teneriffa
sind, noch nie in Los Gigantes und
nur wenig im Süden. Uns war der Weg immer zu weit und der Süden der Insel als
Ausflugsziel nicht gerade wichtig. Heute wollten wir, nachdem ich die Felsen von Los Gigantes von dem
Leuchtturm Punta de Teno gesehen (siehe Wochenbuch 6. Woche) und Uschi die Fotos gezeigt hatte, die Giganten aus der Nähe sehen.
Bekannt und berühmt ist der Ort
wegen der 300 bis 600 Meter steil in das Meer hinabfallenden Basaltklippen.
Zwischen den Klippen gibt es nur wenige Einschnitte. Bekannt ist die
Masca-Schlucht. Ein anderer Barranco ist der von Carrizal (siehe Wochenbuch 5. Woche).
Viel wird über den Strand unterhalb der Klippen geschrieben,
den Playa de los Guios. Vor einigen
Jahren war er lange Zeit gesperrt, weil eine Frau auf dem Strand von
herunterbrechendem Gestein erschlagen wurde. Danach ist der Hang stärker
gesichert worden. Es ist ein kleiner Strand, eingeengt zwischen den Steinwänden
und der Mole des Yacht-Hafens. Ohne die hohen Felsen wäre er uninteressant.
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Der kleine Strand unter den Felsen |
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Die Gasse zum Strand |
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Der Hafen |
Auch
der Ort Los Gigantes ist uninteressant. Wohn- und Ferienhäuser sind am Berghang
gestapelt. Etwas schöner ist da schon der Hafen
von Santiago. Der Hafen und der Ort gehören zu Santiago del Teide, dessen
Gemeindegebiet ein schmaler Landstreifen bis hinunter an die Küste ist.
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Puerto de Santiago |
Nach Besichtigung des Strandes und des Hafens von Los Gigantes halten wir kurz an der Bucht von Puerto Santiago (die beiden Orte gehen ineinander über) und fahren dann weiter nach Alcalá. Der Ort gehört zur Gemeinde Guía de Isora (Gebiet zwischen Santiago del Teide und Adeje an der Küste und dem zur Gemeinde La Orotava gehörenden Teide-Gebiet).
Alcalá ist als Fischerdorf entstanden. 1938 wurde sogar eine
Fischfabrik zur Verarbeitung von Thunfischen gegründet. Bedeutender sind aber
inzwischen der Bananen- und Tomatenanbau. Man sieht das auch an den
aneinandergereihten Planen-Gewächshäusern. Der historische Ortskern liegt an einer von
Lavagestein eingefassten Meeresbucht. Das italienische Restaurant „Sauco“ macht
einen guten Eindruck.
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Alcalá |
Wir fahren weiter Richtung Süden, müssen aber dazu die Küste verlassen und in höherer Berglage fahren. Wir wollen nach La Caleta. Dort waren wir schon ein paar Mal mit unseren Teneriffa-Freunden. Dort kann man sehr schön an der Küste entlang gehen. Wir parken auch dort, wo wir immer geparkt haben. Etwas oberhalb ist ein Hotelneubau der Barcelo-Hotelkette. Wie ein Kreuzfahrtschiff liegt er am Berg.
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Hotel Royal Hideaway Corales Suites |
La Caleta liegt auch an einer
Lava-Bucht, an der Costa Adeje in der Gemeinde Adeje. Die Playa del Duque hat sogar gelben Sand, nicht den sonst an den
Küsten Teneriffas vorherrschenden schwarzen Lava-Sand. Und an der Playa ist
Leben. Hier ist der Tourismus offensichtlich schon wieder da (wenn auch nicht
mit voller Kapazität). Die Hotels sind offen. Die meisten Restaurants sowieso.
Der Nachteil für uns ist, dass wir bei unserem Küsten-Spaziergang meist die
Corona-Maske aufhaben müssen. An der Küste von Puerto de la Cruz ist das
(glücklicherweise ?) noch nicht so.
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La Caleta |
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Schönes Kachel-Bild an einem Haus |
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Die Bucht vom Sandberg aus gesehen |
Vor der Playa del Duque gehen wir
auf den „Sandberg“ Mirador Palomas,
ein Berg aus gelbem Sandstein. Die gleiche Farbe hat der Sand der Playa, der
hier entstanden ist und wohl nicht wie der Teresitas-Strand bei Santa Cruz aus
der Sahara herbeigeschafft wurde. Im Hotel
Bahia del Duque gegenüber dem Strand waren wir vor Jahren einmal anlässlich
einer ZDF-Musikschau (die zu den Ereignissen gehört, die man nicht zweimal
braucht). Die Playa del Duque endet an einem Lavafelsen, auf dem das Castillo del Duque thront. Unzugänglich
von einer Mauer umschlossen. Das Haus wurde in den 1930er Jahren von dem Herzog (Duque) von Abrante als Exil-Residenz für den spanischen König Alfons XIII. gebaut
(Urgroßvater des jetzigen Königs. 1931 musste er nach dem Ausrufen der 2.
Spanischen Republik das Land verlassen. 1936 putschte General Franco gegen die
Regierung der 2. Republik). Alfons XIII. wohnte aber nie in der Villa. Dafür
hat die Bucht ihren herzoglichen Namen „Duque“ erhalten.
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Playa del Duque |
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Castillo del Duque |
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Adeje - südlich des Castillos |
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Im Hintergrund der "Tafelberg", der Montana del Conde |
Zurück gehen wir an dem
Einkaufszentrum Plaza del Duque
vorbei. Die Situation ist wohl gemischt, einige Läden sind offen, andere
geschlossen. Gegessen haben wir im „Restaurant
88“ mit guter asiatischer Küche.
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Interessantes Haus in La Caleta: Begrünter Fels als Fassade |
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Im Restaurant 88 |
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Abendstimmung an der Bucht von La Caleta |
Die Rückfahrt sind wir auf der Autobahn über Los Christianos und den Flughafen gefahren. Eine längere Strecke. Aber es wurde schon langsam dunkel. Da wäre die Rückfahrt über Santiago del Teide mit vielen Kurven nicht so schön gewesen.
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(7/5) "Die UFOs kommen" und holen die, die an Außerirdische glauben, Querdenker etc.
Fotografiert am Sonntag bei Nenita in Los Realejos.