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Teneriffa Wochenbuch

Ein halbes Jahr sind wir auf Teneriffa. Was passiert in dieser Zeit.  Was machen wir.  Ich will das einmal die Woche aufschreiben.  Wie ein Tagebuch, aber als ein Wochenbuch.

                                                                         Die Erläuterungen in den Berichten stammen meist aus  Wikipedia- und anderen Artikeln im Internet.


4. Woche

(4/1) Spaziergang an der Küste von Los Silos. 

Wir sind dem Küstenabschnitt im Nordwesten von Teneriffa treu geblieben. Nach der Küstenwanderung bei Buenavista war der Ausgangspunkt unserer heutigen Wanderung Los Silos, östliche Nachbargemeinde von Buenavista.

An der Küste von Los Silos und durch die Bananen-Plantagen - 10 Kilometer


Los Silos, die Silos, der Name bezieht sich auf die Getreidelager, die zu Anfang des 16. Jahrhunderts dort standen. Im nordwestlichen Teil der Insel, der Region Isla Baja, zu der Buenavista und Garachico gehörten, wurde zu Anfang der Besiedlung Weizen angebaut. Später folgte Zuckerrohr.

Eine Erinnerung an den Zuckerrohranbau ist an der Küste von Los Silos noch zu sehen. Es ist der Schornstein einer Zuckermühle. Der stammt allerdings nicht aus dem 16. Jahrhundert. Ende des 19. Jahrhunderts hatte eine englische Firma noch einmal versucht, den Zuckerrohranbau wiederzubeleben und eine mit einer Dampfmaschine angetriebene Zuckermühle gebaut. Schon 1913 wurde auf den lukrativeren Bananenanbau umgestellt und das Gebäude eine Bananenpackerei.

Die ehemalige Zuckerfabrik auf der Punta del Risco Daute
                                                   

Eine weitere Erinnerung an eine aufgegebene Industrie steht gleich am Ausgangspunkt unser Küstentour. Es sind die Hornos de cal, Öfen zum Brennen von Kalk. Einer der Kalköfen wurde 1931 gebaut. Der Kalkstein kam mit Segel- oder Dampfbooten von Fuerteventura, wurde in den Öfen gebrannt, dann mit Wasser gelöscht. Aus dem Löschkalk oder Brandkalk wurde der Kalkmörtel für den Häuserbau hergestellt. Das erfolgte noch bis in die 1960er Jahre, bis danach Kalk beim Bau durch Zement abgelöst wurde.

Der Kalkofen am Hafen El puertito

Das Wahrzeichen von Los Silos sind aber nicht die ehemalige Zuckermühle oder die alten Kalköfen. Das ist seit 2008 ein großes Walskelett eines Flossenwals oder Finnwals. 16 Meter lang war der Wal und 20 Tonnen schwer, als er noch lebte. Jahre vorher war schon einmal ein Walskelett an die Küste von Los Silos geschwemmt worden. Die Wale ziehen jedes Jahr zwischen den Tropen und den kalten Polen hin und her. Die Beobachtung der Wale ist auf Teneriffa eine Touristenattraktion. Das an der Küste ausgestellte Skelett stammt allerdings nicht von einem Wal aus den Gewässern vor Los Silos. Das Skelett gehört zu einem vor Gran Canaria verendeten Wal. Es wurde an der Küste von Los Silos aufgestellt, weil man hier Wale im Meer beobachten kann. Vielleicht, wir haben noch keinen gesehen.

Das 2008 aufgestellte Walskelett an der Charco de la Ariana


Vielleicht als Gegenstück zu dem toten Wal ist unweit, ebenfalls an der Bucht Charco de la Ariaña, ein „bunter Vogel“ aufgestellt. Der portugiesische Künstler Artur Bordalo hat ihn aus Plastikabfällen geschaffen. Bunte „Müll“-Plastiken sind sein Merkmal.

Der Vogel aus Plastik-Müll


Das Meer vor Los Silos ist eine stark zerklüftete Lavalandschaft. Mit vielen kleinen Buchten, Stränden, Charcos (Pfützen). Die Küste ist karst, eine Stein- und Sandwüste. Wir gehen an der Küste entlang bis zum Leuchtturm von Buenavista. Die Gemeinde hat zwei Leuchttürme, den Faro de Buenavista und den Faro de Punta de Teno (den man bei einer Wanderung über das Teno-Gebirge erreicht). Der Leuchtturm von Buenavista leuchtet 37 Kilometer (20 Seemeilen) auf das Meer. Sein Leuchtfeuer ist in 76 Meter Höhe über dem Meeresspiegel, seine Bauhöhe 40 Meter (d.h. er ist auf einer 36 Meter hohen Anhöhe gebaut worden).

Klippenküste

Eine Küste mit vielen Charcos und kleinen Buchten

Lava-Muster 

Klippen-Angler

Der Leuchtturm mit dem höchsten Leuchtfeuer der Welt, 133 Meter, steht in Saudi Arabien. An zweiter Stelle rangiert schon ein deutscher Leuchtturm, der von Travemünde, 114 Meter, auf dem Dach des Maritim-Hotels.

Faro de Buenavista

Bananen-Plantagen in Buenavista

Nicht nur Bananen: Avocado-Bäume und Ananas-Pflanzen (?) unter Planen

Am Leuchtturm biegen wir von der Küste ab. Wir gehen mitten durch die (wie überall eingemauerten) Bananen-Plantagen. Ein Stück bergauf, mit schönem Blick auf das Bananen-Tal von Buenavista und danach von Los Silos.

Montana de Taco mit "Einschnitten"

Markanter Punkt ist der Montaña de Taco. Es ist ein erloschener Vulkankegel. Früher wurde hier Picon abgebaut, ähnlich wie in El Palmar. Man sieht noch einzelne Einschnitte. Zwischen 1983 und 1985 wurde in der Kratermulde ein großes Wasserbecken angelegt. 6,5 Hektar (65.000 Quadratmeter) groß.  Mit einer Wassertiefe über 13 Meter und 822.000 Kubikmeter Fassungsvermögen. Die Kosten in Euro 20 Millionen.

Bananen-Plantagen in Los Silos


Zugegeben, der Weg zurück durch die Bananen-Plantagen war nicht so aufregend. Aber die Alternative wäre, den gleichen Weg an der Küste zurückzugehen. So etwas ist langweilig. So haben wir aber auch am Rande des Weges noch eine Bananen-Packstation in Betrieb gesehen. Die mit Lastwagen von den Plantagen transportierten Bananen-Stauden werden an ein Förderband gehängt, von der blauen Schutzfolie befreit (die zum Schutz vor Insekten und Schädlingen über die heranwachsenden Stauden gezogen werden) und gereinigt.

Kakteen und Orchideen an der karsten Küste

Durch das Zentrum von Los Silos sind wir nur gefahren. Sehenswert ist sicher die Kirche „Nuestra Señora de la Luz“ aus dem Ende des 16. Jahrhunderts. Das Rathaus war einmal ein Kloster der „Monjas Bernardas“, ein Zisterzienserinnen-Orden. 1649 wurde es gegründet, 1836 wurde es säkularisiert.

 

 

(4/2) Wanderung zum Faro de Anaga

Wanderungen im Anaga-Gebirge bedeuten immer ein Stunde Anfahrt. Heute war es sogar etwas länger. Meine Wanderung begann in Chamorga, weit hinter Taganana, am Ende der Straße dort hin, die von der Anaga-Straße TF 12 bei El Bailadero abzweigt (im Anaga-Gebirge, im Teno-Gebirge gibt es auch einen gleichnamigen Ort El Bailadero). Nur Kurven und Serpentinen.

Beginn der Wanderung in Chamorga


Chamorga ist Teil des zentralen Gebietes Punta de Anaga, gemeindlich Teil von Santa Cruz. Ein paar wenige Häuser, deren Bewohner in Santa Cruz arbeiten oder sich von ihren Feldern selbst versorgen. Es gibt eine Bar, in der ich am Ende der Wanderung für einen Teller Garbanzas (Kichererbsen) und einen Viertel Roten einkehren werde.

Das Anaga-Gebirge ist von 9 bis 7 Millionen Jahren durch Vulkanausbrüche entstanden. Das Anaga- und das Teno-Gebirge sowie das Gebiet von Adeje  bilden die ältesten Teile Teneriffas, die zunächst eigenständige vulkanische Inseln waren. Vor 2 bis 3 Millionen Jahren entstand dann die Mitte der Insel.

Der höchste Berg des Anaga-Gebirges ist der Cruz de Taborno (1.024 m). Größter Ort ist Taganana.  Der Name des Gebirges wurde von den Guanchen übernommen. Das Guanchen-Königreich Menceyato Anaga war eines von neun Guanchen-Reichen auf der Insel.


Der Weg durch den Barranco de Chamorga




Es sind zwei Wanderwege, die ich gehe. Einmal hinunter zur Küste. Bei diesem Weg folgt der Wanderweg dem Barranco de Chamorga (an anderer Stelle auch als „Barranco de Roque Bermejo“ bezeichnet). Sein Quellgebiet ist am Cruz del Draguillo, die Mündung bei dem kleinen „Küstendorf“- es sind nur ein paar Häuser am Meer - Bermejo.

Chamorga - Faro de Anaga - Montana de Tafada

Der Rückweg folgt dem Montaña de Tafada. Es ist der direkte und kürzere Weg zurück nach Chamorga. Der Anstieg ist ziemlich steil und führt fast hinauf bis zur Spitze des Tafada. Ein anderer Weg verläuft näher zur Küste und führt in einem großen Bogen über die Weiler Las Palmas und El Draguillo nach Chamorga. 

Barranco de Chamorga



Kanaren-Wolfsmilch


Die Küste ist in Sicht


Nach einundeinhalb Fahrstunden kann ich in Chamorga starten. Nebelwolken hängen noch über den Bergen. Später hat sich dann die Sonne durchgekämpft und es wird eine sonnige Wanderung. Zum Teil mit kräftigem Wind. Nach einem kurzen Stück Betonweg, der den Bewohnern die Zuwegung zu den im Barranco verstreuten Feldern, meist Kartoffelacker, erleichtert, beginnt der eigentliche Pfad, vom Nebel und Bergschatten noch feucht. Immer am Barranco-Hang hinunter. 500 Höhenmeter sind es bis zum Meer. Ein naturbelassener Pfad. An einigen Stellen ist noch die alte Wegbefestigung mit Lavasteinen erhalten. Der größte Teil der Pflasterung ist inzwischen irgendwo unten im Barranco. Das Regenwasser hat sie im Laufe der vielen Jahre hinuntergespült.

Die alte Wegpflasterung zeigt, dass der Pfad ein historischer Verbindungsweg zwischen Chamorga und der Küste war (Ebenso wie der Rückweg über den Tafada).

Casas blancas

Aus den Fenstern des verfallenen Hauses gesehen: 
Der Faro und Gebäude oberhalb der Küste

Die Dachstruktur ist noch erkennbar


An einem aufgegebenen Hof (Casas blancas) oberhalb der Bucht Playa Casas Blancas komme ich vorbei. Der Leuchtturm Faro de Anaga am gegenüberliegenden Ausläufer des Montaña de Tafada kommt in Sicht. An der Wegegabelung der Wege zur Küste und zum Leuchtturm entscheide ich mich, nicht bis zum Meer hinunter zu gehen, sondern gleich hinauf zum Leuchtturm zu steigen. Es sind noch einige Höhenmeter hinunter zum Meer, die auch wieder hinaufgegangen werden müssen.

Faro de Anaga


Unten am Meer ist ein kleiner Hafen, über den einst das Baumaterial für den Leuchtturm verladen wurde und noch früher die landwirtschaftlichen Produkte einer Hacienda. Daneben drei oder vier Häuser, ich glaube nicht mehr dauerhaft bewohnt, Bermejo. Schön sind die beiden Strände Playa Casas Blancas und Playa de Roque Bermejo. Hinter dem Strand ist auf einer Landzunge der Roque Bermejo. Vor vielen Jahren war ich einmal hier unten.

Küstenblick


Der Weg zum Leuchtturm ist mit flachen Vulkan-Schieferplatten (?) ausgelegt. Sehr steil, aber gut zu gehen. Er wurde für den Bau des Leuchtturms angelegt. Das gesamte Baumaterial wurde von Maultieren von der Küste hinauf zur Baustelle geschleppt.


Aufstieg zum Leuchtturm


Der Leuchtturm Faro de Anaga wurde 1863 gebaut und ist noch heute in Betrieb. Neben dem Turm wurden drei Wohnungen für die Leuchtturmwärter gebaut. Jetzt wohnt dort niemand mehr. Die Lichtanlage wird automatisch gesteuert. Zu Anfang wurde das Leuchtfeuer mit Olivenöl erzeugt, danach mit Diesel (Dieselaggregate?), seit 1990 mit Solarstrom. Eine Telefon-Leitung wurde von Chamorga im Barranco zum Leuchtturm verlegt. Die unterhalb an der Küste liegenden Häuser wurden nicht angeschlossen.

Faro de Anaga

In diesm Teil des Anaga-Gebirges funktioniert auch nicht der Mobilfunk. Selbst in Chamorga gibt es keine Mobilfunk-Antennen. Das bedeutet, dass auch die Standort-Verfolgung auf Google-Maps aussetzt. Etwas schwierig, wenn jemand zu Hause den aktuellen Wanderungsverlauf verfolgen will und dann Stunden lang keinen Kontakt hat.

Der Roque Bermejo

Hinter dem Leuchtturm teilt sich der Weg in die ausgeschilderte Wegeführung über den Montaña Tafada und den nicht beschilderten Weg zur Küste hin. Ursprünglich hatte ich den längeren Küstenweg geplant. Das wären ab hier etwa 10 Kilometer bis Chamorga. Auf dem Bergweg sind es 3 Kilometer. Ich habe mich für den Bergweg entschieden, sehend, dass es steil bergan geht, nicht wissend, dass einige Strecken mit steilem Abhang dabei sind.

Der Aufstieg zum Montana Tafada:


Gelbe Sauerklee-Wiesen




Bergauf bis zu den Casas de Tafada, Haus- und Scheunenruinen aus der Zeit nach der spanischen Besiedlung der Insel. Im 18. Jahrhundert war dieser Platz bedeutend für die Bauernhöfe hier im zentralen Anaga-Gebiet, so die Information auf einer Tafel neben den verfallenen Gebäuden. Von hier aus führten die Wege zu den Gehöften. In den Scheunen wurden die Ernte und die Ackergeräte aufbewahrt und in ihnen wurden Schweine und Kühe gehalten.

Montana Tafada


Vor den Ruinen ging ein Weg hoch zum Gipfel des Tafada ab. Ich bin auf dem Hauptweg geblieben, der nach den Häuser-Resten von der der Küste zugewandten Seite auf die Barranco-Seite wechselt. Tief unten im Chamorga-Barranco konnte ich gelegentlich meinen Hinweg sehen.

... und Affodil

Am Tafada



Die Teneriffa Glockenblume blühte auch hier




Blick in das Chamorga-Tal


Wilde Melonen (?)

Es ging bergab. Chamorga war zu sehen. Jetzt brauchte ich nur noch nach dort hinuntergehen.

Chamorga ist in Sicht


Das kleine Dorf Chamorga war am Nachmittag zugeparkt. Am Morgen, zu Beginn der Wanderung, parkten dort einige wenige Autos. Jetzt waren es bestimmt an die Hundert Fahrzeuge. Es war Sonntag und viele Wanderer nutzten das schöne Wetter. Das hatte ich auch schon unterwegs gemerkt. Viele Einzelwanderer und Wandergruppen kamen mir entgegen, als ich den Tafada hochstiefelte.

Abschluss der Wanderung


Der Sonntag ist kein guter Wandertag. Es sind zu viele unterwegs. Und ich war auch zu früh wieder zurück. Für die lange Anfahrt war die Runde zu kurz. Ich hätte vielleicht doch die „Große Anagarunde“, den Küstenweg, nehmen sollen. Vielleicht später einmal ab Benijo an der Küste.


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(4/3) Nicht nur Hähne krähten im Barranco Martiánez (das ist der am Weg zum Lidl). Der Barranco war erfüllt von den Rufen vieler kleiner Zicklein nach ihren Müttern. Sie hatten sich am Hang verstiegen oder wollten nur von ihren Müttern gestillt werden, die auch ab und an dafür stehen blieben. Es war die Ziegenherde aus dem Gatter am oberen Barranco. 

Man muss schon genau hinsehen, um sie zu erkennen
Ein Schaf ist auch dabei


Der Weg wächst immer mehr zu
Jetzt ist auch noch ein Stück vom Fels dazu gekommen

Afrikanisches Löwenohr (Leonitis)


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