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Teneriffa Wochenbuch

Ein halbes Jahr sind wir auf Teneriffa. Was passiert in dieser Zeit.  Was machen wir.  Ich will das einmal die Woche aufschreiben.  Wie ein Tagebuch, aber als ein Wochenbuch.


1. Woche - erste Woche des Jahres 2021


(1/1) Wanderung zum Montaña Limón


Es war eine total Corona-Maske freie Wanderung. Keine Begegnung. Ich war die ganze Zeit allein auf den Wegen. Die waren allerdings auch keine Touristen-Wanderwege. Und ein paar Umwege gab es auch.

Gefunden hatte ich die Route zufällig im Internet als ich im Bereich von Aguamansa nach neuen Rundwanderwegen suchte. Ich will zurzeit möglichst keine Streckenwanderungen machen, bei denen ich mit dem Bus fahren muss.

Rundwanderung ab La Caldera. 18 Kilometer. 900 Höhenmeter.

Ich hatte das schönste Wanderwetter, Sonne und blauer Himmel. Aber in der Höhe von Aguamansa war es schon ein bisschen kühl. Ich habe gleich zu Beginn die Wanderjacke angezogen und die Hände wurden erst langsam vom Greifen der Wanderstöcke warm.

Der Weg begann an der Caldera oberhalb von Aguamansa und war stellenweise etwas abenteuerlich.

Aguamansa, der Name bedeutet „ruhiges Wasser“, liegt auf etwa 11oo Meter Meereshöhe. Die Berge um Aguamansa sind eines der größten Wassergewinnungsgebiete Teneriffas. Wasser war schon immer ein knappes und wichtiges Gut. Zunächst wurde das Wasser der Quellen in Holzrinnen in die Siedlungen unterhalb von Aguamansa geleitet. In La Orotava wurden mehrere Gofiomühlen betrieben.

Mit der Zeit reichte das Quellwasser nicht mehr aus und es wurden Galerien  (bergmännische Stollen) in die Berge getrieben, in denen das im Berg gespeicherte Wasser gesammelt und über Rohrleitungen in die Städte und Dörfer geleitet wurde. Das funktioniert bis heute. Allerdings wurde mit der Zeit so viel Wasser mit den Galerien gefördert, dass die Quellen versiegten.

Die Caldera (Kessel) ist ein eingefallener Vulkankegel oberhalb von Aguamansa, in dem ein Erholungsgebiet (Zona recreativa) mit einem großen Grillplatz angelegt wurde.

Auf einem alten Schild war der Weg als Camino de los Guanches ausgewiesen. In vielen großen und kleinen Kurven und Stufen ging es ständig bergan. Der Weg war sehr naturbelassen. An manchen Stellen sind wohl vor Jahrzehnten Vulkansteine als Wegbegrenzung gesetzt worden. Vielleicht auch mehr zur Regulierung des Wassers, das bei Regen den Weg hinunterfließt. An manchen Stellen ist der Weg in den Berg geschnitten, wie ein kleiner Hohlweg. Fast immer geht es über „Stock und Stein“, über Baumwurzeln und Vulkangeröll.



Für welchen Zweck der Weg einmal angelegt wurde, konnte ich nicht herausfinden. Für Wanderzwecke wurde er wohl kaum geschaffen. Vielleicht ist es eine alte Nord-Süd-Verbindung der Urbevölkerung. Der Name deutet darauf hin. Vielleicht gehörte der Weg auch zum Durchzugsgebiet der Ziegenhirten aus dem Orotava-Tal in den Süden der Insel.

Durch Kiefern und Besenheide ging es bergauf. Der Weg war von vom Wasser zusammengeschobenen Kiefernnadeln und Geröll, das der Regen den Berghang hinuntergespült hat, bedeckt. Ganz selten einmal eine gelb-weiße-Wegemarkierung. Ich war auf einem Wanderweg. An Wegegabelungen und vermeintlichen Abzweigungen fehlte aber jede Kennzeichnung. Hier war ein Blick auf die heruntergeladene Handy-Karte sinnvoll. Es ist schon erstaunlich, wie genau die GPS-Funktion ist.

Der Weg

Trotzdem habe ich oberhalb der Pista Chimiche, die der Wanderweg überquert, meinen Weg verloren. Der Pfad wurde immer schlechter begehbar und war fast mehr eine trockene Wasserrinne. Ein Blick auf die Handy-Karte. Ich war auf einem auf der Karte eingezeichneten Weg. Aber es war nicht der von mir geplante Weg. Ich war zu weit westlich. Was machen? Den „Weg“ weitergehen? Der würde nicht besser begehbar werden. Zurück bis zur Stelle, an der ich den geplanten Weg verloren habe? Auch keine gute Idee.

Das Gelände ist gut überschaubar, lichter Kiefernwald. Also entschließe ich mich, quer durch den Wald zu gehen, um auf den geplanten Weg zu kommen. Immer leicht aufwärts. Schließlich will ich nicht unbedingt Höhe verschenken. Ich gehe auf einem dichten Kiefernnadeln-Teppich, der über die Jahre das Lavagestein überdeckt hat. Offensichtlich halten die Kiefernkronen den Regen ab und verhindern ein Abschwemmen der Nadeln.

Immer wieder ein Blick auf die Navigation. Ich orientiere mich mehr nach dem GPS, als dass ich den Weg richtig erkenne. Schließlich erreiche ich den nächsten Querweg, die Pista Arco (Bogen) de Chimoche (die endet weiter östlich in einer wohl spektakulären Schlucht). Das ist schon mal richtig. Ich erkenne jetzt auch einen Weg, der weiter den Berg hinaufführt. Allerdings etwas weiter östlich der geplanten Route, wie ich nach der Wanderung festgestellt habe.

Die Pista Arco de Chimoche ist erreicht.
Der Berg ist noch nicht der Limón. Der ist noch weiter weg


Es geht weiter aufwärts. Ich komme auf die Pista Montaña de Limón, die hier beginnt und am Montaña Limón vorbei führt und weiter südlich auf die Esperanza-Straße zum Teide stößt. Stellenweise ein ordentlicher Forstweg, teilweise aber an den abschüssigen Stellen arg ausgewaschen.

Der Teide

Am Beginn des überwachsenen Aschebergs des Montaña de Limon verlasse ich die Pista und gehe ziemlich steil aufwärts. Rund 200 Höhenmeter sind in direktem Anstieg und in Serpentinen zu nehmen.

Auf dem bewachsenen Aschehügel des Limón geht es bergauf


Gesteins-Schichtung des nördlichen Nachbar-Vulkans

Montana Limón

Der Weg zum Gipfel

Auf dem Limón

Pause auf dem Gipfel. Fotos in die vier Himmelsrichtungen. Die im Süden gegenüberliegenden Gebäude der Sternwarte auf dem Izaña-Kraterberg sind gut zu erkennen. Im Westen verdecken Wolken die Sicht auf den Teide. Im Norden des Limón ist der nächste Kraterberg zu sehen, irgendwo dahinter sind Aguamansa und die Caldera. Im Osten ist die Carretera de la Esperanza und die Vulkan-Formation „La Tarta del Teide“

Im Süden die Sternwarte

Im Westen der Teide - hinter Wolken

Im Norden der Nachbar-Vulkankegel

Im Osten die Vulkan-Kette  hinter der Ersperanza-Straße

Dann folgt der Gipfel-Abstieg. Geplant hatte ich den Rückweg östlich des Limón, eine Umrundung des Vulkankegels, um dann weiter nördlich wieder auf die Pista de Montña Limón zu stoßen. Der heruntergeladene Weg war aber in dem Retama-Gestrüpp nicht richtig erkennbar. Und dann zeigte mir das Handy an, dass nur noch eine geringe Akkuleistung verfügbar sei. Was also machen, wenn mir irgendwann im Gelände das Handy-GPS ausfällt? Das war mir dann doch zu riskant.

Also keine Limón-Umrundung. Rückweg auf der Pista Montaña de Limón und wenig Handy-Gebrauch und weniger Fotos. Das funktioniert gut. Ab der Pista Arco de Chimoche (die ich bei meinem Bergauf-Weg gekreuzt hatte) bin ich dann auch den vom Hinweg abweichend geplanten Rückweg am Rande des Barranco Arco de Chimiche gegangen.

Der Weg war stellenweise stark ausgewaschen und holprig zu gehen. Aber das sieht man halt nicht bei der Wegeplanung. Die Orientierung funktionierte. Ich bin an der Choza (Schutzhütte) de Chimoche auf die Pista Chimiche gestoßen (die hatte ich beim Bergauf-Weg weiter westlich schon einmal gequert).

Die Schutzhütte Choza de Chimoche

Chimiche kommt aus der Guanchen-Sprache und bedeutet „Hölle“ (Chimoche ist eine andere Schreibweise?).

Chimiche heißt auch ein Gebiet im Süden Teneriffas (Granadilla de Abona), das sich von der Küste bis an den Rand des Naturschutzgebietes Corona Forestal rund um den Teide.

Geplant hatte ich den weiteren Abstieg zur Caldera westlich der Schutzhütte Chimoche in ziemlich geradem Abgang. An der Hütte war ein alternativer Weg zur Caldera ausgeschildert. Der führte auf der anderen Seite des „Barranco de la Arena“ (oder "Barranco Los Arcos Chimoche" ?) in Kurven den Berg hinunter. Ich entschied mich für den Kurven-Weg. Der war zwar länger, aber Knie schonender.

Unweit der Schutzhütte war an einem großen Eukalyptusbaum eine alte Beschilderung „Limite de Aprovechamiento Vecinal“. Hier ist (oder war?) die Grenze des Gebietes, in dem Kiefernnadeln gesammelt werden dürfen. Kiefernnadeln werden teilweise noch heute als Streu für die Viehställe aus den Wäldern geholt.



Der ausgeschilderte Weg war eine breite Forststraße. Nach dem Wegweiser hatte ich noch 2,9 Kilometer bis zum Parkplatz am Erholungsgebiet La Caldera.  Nicht weit von der Schutzhütte entfernt war unten im Barranco der Ausgang einer Wasser-Galerie zu erkennen. Die Gleise aus der Galerie heraus lagen noch. Daneben waren die Abraumhalden des im Berg gebrochenen Gesteins. Vor der Caldera war ein Wald-Campingplatz, Corona bedingt gesperrt, wie auch das Erholungsgebiet. Der Weg zur Caldera verläuft hier fast parallel zu dem etwas tiefer gelegene Wanderweg Pista Mamio (auf dem man zum Casa del Agua kommt und einen guten Blick auf die Los Organos, Orgelpfeifen, hat).

Gut angekommen an der La Caldera. Ein etwas anstrengender Weg, den ich aber ganz allein für mich hatte. Am Parkplatz fuhr gerade der 345er Bus ab. Soweit ich sehen konnte, ohne Passagiere. Ich hatte unser Auto daneben geparkt und war in einer knappen Stunde wieder zu Haus.


* * *


(1/2) Am Donnerstag kam mit einem Tag Verspätung der für den Heilige-Drei-Könige-Tag angesagte Sturm. Von Westen her fegte er über die Häuser und zerzauste die Blätter der Palmen. Der geschlossene Sonnenschirm auf der Terrasse blähte sich auf und wollte über das Dach fliegen. Das schaffte er aber nicht. Uschi hat sich vorsichtshalber in das Wohnzimmer verzogen.


Ich habe aber auf der Terrasse in der Sonne liegend die sich immer wieder hinter dem Hotel „Las Águilas“ und dem „Monasterio“ bildenden Wolken – Staubwolken – beobachtet. Teilweise waren sie so dicht, dass man den Berg dahinter nicht mehr sehen konnte. Der Sturm fegte die trockene Erde von den Feldern und wirbelte sie in den Berghang oberhalb von Los Realejos und La Orotava (Benijos). Dort düngt der Staub jetzt den Kiefern- und Besenheide-Wald und den Bauern fehlt die Erde auf den Kartoffelackern.

Auf den Sturm-Tag folgten drei Regen-Tage. Tropengüsse. Die Wanderwege, die ich am Dienstag gegangen bin, werden wohl noch tiefer ausgewaschen.

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(1/3) Das Herrenhaus in La Paz. Bei unseren Spaziergängen kommen wir gelegentlich daran vorbei. Ein sehr schönes, herrschaftliches Haus an der parallel zur Küste verlaufenden Straße Leopoldo Cól0gan Zulueta. Das Haus wird oft auch als „Casa Cólogan“ bezeichnet.

Gebaut wurde das Herrenhaus 1702 von Bernardo Valois, der 1684 als Bernhard Walsh nach Teneriffa kam. Mit seiner Einbürgerung auf Teneriffa spanisierte er seinen Namen in Valois. Geboren wurde er 1663 in Irland. Er war Katholik. Seit Mitte des 16. Jahrhunderts war der protestantische (anglikanische) englische König zugleich König von Irland und unterdrückten die katholische Bevölkerung. Viele Iren wanderten aus. So auch Bernhard Walsh, der 1679 zunächst nach Ostende in Belgien und dann nach Teneriffa ging. Hier gründete er ein Handelshaus.

Das Herrenhaus in La Paz lag zur Zeit seiner Bebauung inmitten der Bananenplantagen, die das ganze Orotavatal bis hin zur Küste bedeckten. Vom Haus bis zur Steilküste wurde ein Zypressenallee angelegt, die es heute noch gibt, jetzt aber nicht mehr in der Nachbarschaft von Bananenstauden, sondern von Einfamilienhäusern und Hotelbauten.



Das Herrenhaus in La Paz war nicht sein einziges Domizil in Puerto de la Orotava, wie der Ort damals noch hieß. Das heutige Hotel Marquesa in der Innenstadt errichtete er 1712 als Geschäfts- und Wohnhaus.

Begraben ist er als Katholik in der Kapelle des irischen Heiligen Patrick in der Kirche „Nuestra Señora de la Peña Francia“, gleich gegenüber seinem Geschäftshaus. Er war Förderer und Patron der Patrick-Kapelle und der der Kapelle San Amaro in La Paz.

Sein Schwiegersohn und Erbe war Juan Cólogan Blanco, weshalb das Herrenhaus in La Paz auch als „Casa Cólogan“ bezeichnet wird. Auch er war irischer Abstammung, sein Vater war Thomas McCologan, seine Mutter Margarete White. Über den Namensgeber der Straße, Leopoldo Cólogan Zulueta, habe ich nichts weiter gefunden.


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(1/4) Winterbeginn. Was bei uns als Regen heruntergekommen ist, war auf den Bergen Schnee. Die Schneegrenze ist niedrig. Der Teide und die Berggkuppen bei Aguamansa waren stellenweise weiß. Und es ist kühler, morgens um die 14 Grad. Aber sobald die Sonne durch die Wolken kommt, ist es wie immer warm. Nur, sie kommt nicht immer durch. Es ist halt Winter.