Meine Ostseeradtour

6. Von Rostock nach Wismar

August 2020

 

6. Tag                                   Rostock – Wismar
                                                103 Kilometer
Samstag, 22. Aug.          Hotel New Orleans 

Rostock - Warnemünde – Diedrichshagen – Elmenhorst - Nienhagen – Bad Doberan Heiligendamm - Kühlungsborn - Bastorf – Mechelsdorf - Rerik – Roggow – Rakow – Pepelow – Boiensdorf – Blowatz – Groß Strömkendorf – Redentin - Wismar

 

Rostock bis Wismar

Warnemünde liegt im Gegensatz zu Rostock direkt an der Ostsee. Darum erwarb die Stadt Rostock schon 1323 das kleine Fischerdorf, um für sich den Zugang zum Meer zu sichern. Das war rd. 100 Jahre nach der Stadtwerdung der Siedlung um die Petrikirche und 50 Jahre nach der Zusammenlegung mit drei


weiteren Siedlungen zu einer Stadt und dem Bau des Rathauses.

Der Sicherung des Ostseezugangs erfolgte ungefähr zeitgleich mit dem Erstarken der Stadt gegenüber ihrem Landesherren, als die Wälle der landesherrschaftlichen Burg mal eben abgeräumt wurden. Die Mitgliedschaft in der Hanse war gut vorbereitet. 

Damit die Zugehörigkeit des Fischerdorfes zu Rostock auch noch heute nicht vergessen wird, steht am Warnemünder Hafen eine nicht zu übersehende Wetterfahne mit der Aufschrift „Hansestadt Rostock“. 

Die Wetterfahne ändert an diesem Tag aber nichts am Wetter, als ich von Rostock kommend durch Warnemünde fahre, um an die Ostsee und den Ostsee-Radweg zu kommen. Ich fahre im Regen ziemlich schnell an den drei Sehenswürdigkeiten Warnemündes vorbei.

 

Warnemünde
6.000 Einwohner. Stadtteil von Rostock.

Warnemünde liegt an der Mündung der Warnow (slawisch – Krähen- oder Rabenfluss) in die Ostsee auf der linken Uferseite (und müsste eigentlich Warnowmünde heißen?). 

Anfang des 20. Jahrhunderts wurde eine neue, breitere Zufahrt für den Rostocker Hafen ausgebaggert, der „Neue Strom“.  Zwischen dem alten Flusslauf, dem „Alten Strom“, und der neuen Fahrtrinne entstand eine Insel mit dem Bahnhof und dem Fähranleger. 

          Historische Bauten:

Alte Vogtei

Das älteste Haus Warnemündes ist die Warnemünder Vogtei der vom Rostocker Rat eingesetzten Vögte, 1605 gebaut. Die Grundmauern stammen

Leuchtturm und "Teepott"
           allerdings schon von 1300. 
           Lange regierten die 
           Rostocker Ratsherren 
           von hier aus ihren 
           Ostsee- Vorposten. 
           Heute ist die 
           Tourismuszentrale 
            in dem Haus. 

Leuchtturm und Teepott

Der Leuchtturm wurde 1897 gebaut. Das daneben liegende Restaurant ist der „Teepott“, ein muschelförmiger Betondachbau. Er erinnert ein wenig an die Berliner Kongresshalle „Schwangere Auster“, hat aber einen anderen Architekten (in Warnemünde war es Ulrich Müther aus Binz, in Berlin der amerikanische Architekt Hugh Stubbins). 

Hotel Neptun

Direkt am Strand steht das Hotel Neptun, 1971 als Interhotel gebaut. Im Volksmund hieß es „Stasi-Hotel“, das Ministerium für Staatssicherheit hörte die West-Geschäftsleute und Politiker ab. 


Lange halte ich mich nicht im regnerischen Warnemünde auf. Vorgesehen hatte ich auch einen Abstecher zur Steilküste bei Nienhagen hinter Warnemünde. Aber ich war ja schon an der Steilküste bei Wustrow. Die hier bei Nienhagen ist zwar mit zwölf Metern höher. Aber bei Regen würde ich den Unterschied doch nicht richtig sehen.

Also fahre ich direkt zum nächsten Ziel, Bad Doberan und das Doberaner Münster. Das zu sehen ist mir wichtig. 

Doberaner Münster des Klosters Doberan

Eines der bedeutendsten Bauwerke der norddeutschen Backsteingotik, 1280 bis 1386 gebaut. Das Münster blieb über die Jahrhunderte weitgehend original erhalten.


Doberaner Münster
 

EinMünster“ ist eine Kirche, die nicht Pfarrkirche, sondern Teil eines Klosters ist. Abgeleitet wurde die Bezeichnung von dem lateinischen Monasterium – Kloster.

Später (ab dem 13. Jahrhundert) wurde die Bezeichnung Münster für große Kirchen übernommen.

 

Das Münster war Grablege u.a. der mecklenburgischen Herzöge (in der Pribislavkapelle und im Oktogon). Nach 1524 und wieder ab 1842 war die Familiengrablege der Mecklenburgischen Herzöge im Schweriner Dom.


Ein erstes Zisterzienser-Kloster wurde 1171 in Althof, einem Dorf in der Nähe von Doberan, von Bischof Berno und dem Abodriten-Fürsten Pribislaw gegründet. Es war das erste mecklenburgische Kloster. Die Mönche kamen aus dem Kloster Amelungshorn im Weserbergland.


Der Abodritenfürst Pribislaw ließ sich 1167 taufen,  nachdem er von Heinrich dem Löwen besiegt worden war. Er erhielt daraufhin das Abrodritenland, das spätere Mecklenburger Land, als Lehen und verpflichtete sich, das Land zu christianisieren. Was er auch tat. Vier Jahre nach seiner Verpflichtung baute er schon das Kloster Althof.



Der erste Bischof war Berno (bis 1191). 1154 war er noch Mönch des Zisterzienserklosters Amelungsborn (bei Stadtoldendorf) im Bistum Hildesheim. Aus diesem Kloster kamen auch die ersten Mönche des Klosters in Althof.

Heinrich der Löwe ernannte ihn zum Bischof von Mecklenburg. Das muss vor 1160 gewesen sein. Denn in dem Jahr verlegte Bischof Berno wegen zunehmender Gefährdungen durch noch nicht christianisierte Slawen seinen Bischofssitz von der Mecklenburg (Dorf Mecklenburg) nach Schwerin.

Obwohl das Reisen in der damaligen    Zeit sehr beschwerlich gewesen sein          muss, reiste Bischof Benno im Land umher, um zu missionieren. Auch bis nach Rom ist er zweimal gereist. So 1178, um sich die Bestätigung für sein Bistum beim Papst abzuholen (zum Bischof ernannt hatte ihn Heinrich der Löwe schon viel früher).  Auch auf den Rom-Reisen war er nicht untätig. Es werden Altar-Weihen berichtet, so im Schweizer Chur, im Kloster Zwiefalten im Landkreis Reutlingen und im Kloster Eberbach bei Eltville im Rheingau.

 

Die Ernennung von Bischöfen, die Investitur, war zwischen Kaiser und Papst umstritten. Im frühmittelalterlichen Frankenreich wurden die Bischöfe durch den König eingesetzt (Laieninvestitur). Kaiser Otto I. sah sich als Eigentümer aller Kirchen und Klöster und bestimmte entsprechend die Bischöfe und Äbte. Er bezog sie auch in die


Reichsverwaltung ein und übertrug ihnen Hoheitsrechte (Ottonische Reichskirche).

Im 11. Jahrhundert beanspruchten die Päpste die Einsetzung der Bischöfe für sich. In den Auseinandersetzungen hatte mal die päpstliche Seite (Gang nach Canossa König Heinrchs IV. im Jahr 1077 zu Papst Gregor VII.) und mal die kaiserliche Seite (Absetzung Papst Gregors VII. durch Heinrich IV.  im Jahr 1084) die Oberhand.

Im Konkordat von Worms (1122) einigten sich Kaiser und Papst auf eine zweigeteilte Investitur. Die Bischöfe sollten vom Domkapitel gewählt werden. Die geistliche Investitur erfolgte durch den Papst, die weltliche Investitur (Übertragung der mit dem Amt verbundenen Hoheitsrechte) durch den Kaiser. Das führte in der Folge zur Konkurrenz zwischen den weltlichen und geistigen Fürstentümern.

So bestand Heinrich der Löwe gegenüber dem Erzstift Hamburg-Bremen darauf, die Bischöfe in den eroberten Slawengebieten zu ernenn.


Das Kloster Althof (Altdoberan) wurde von heidnischen Luitzen 1179 zerstört. Schon 1186 erfolgte die Gründung eines neuen Klosters in Doberan, wieder mit Mönchen aus dem Kloster Amelungsborn.

1280 begann der Bau des Doberaner Münsters, unter Einbeziehung einer schon 1232 errichteten Klosterkirche. 1368 wurde das Münster geweiht.

 

Im Doberaner Münster wurde der Abodriten-Fürst Pribislaw beigesetzt. Er war bei einem Turnier 1178 in Lüneburg am Hof Heinrichs des Löwen tödlich verletzt worden. Zunächst wurde er im St. Michaelis Kloster in Lüneburg beerdigt. Sein Sohn holte den Leichnam nach Fertigstellung des Münsters nach Doberan

 

Neben Pribislaw sind mehrere Herzöge von Mecklenburg dort beigesetzt.

 

So auch der Herzog zu Mecklenburg Albrecht III., der von 1364 bis 1389 auch König von Schweden war.


Herzogliche Grabanlage 
König von Schweden wurde er,  nachdem er Schweden überfallen hatte, wozu er vom schwedischen Reichsrat ermuntert wurde. Der  stand in Opposition zum  amtierenden König Hakon. Die Frau Albrechts III.  war die Schwester des schwedischen Königs.
 

Albrecht III. übertrieb allerdings die Begünstigung seiner norddeutschen Gefolgsleute, denen er große Teile Schwedens verpfändete. Mit Unterstützung der Bauernschaft und eines dänischen Heeres wurde Albrecht III. gestürzt. Er blieb zwar formal König, die Macht übernahm aber ein Mitglied des schwedischen Reichsrates. 1389 verlor Albrecht III. nach einer erneuten dänischen Intervention auch die schwedische Krone und musste als einfacher Herzog nach Mecklenburg zurückkehren.

 

Königin von Schweden wurde die dänische und norwegische Königin Margarethe I.. Sie begründete den skandinavischen

Grabanlage für Samuel von Behr
Reichsverbund, die Kalmarer Union (1397 – 1523) mit Dänemark (mit Schleswig und Holstein), Norwegen (mit Island) und Schweden (mit Teilen Finnlands). Sie starb 1412 in Flensburg und wurde in der Domkirche zu Roskilde in Dänemark beigesetzt. Flensburg gehörte damals mit Schleswig und Holstein zu Dänemark.
 

Eine andere dänische Königin, Margarete (Sambiria) von Dänemark, hat im Doberaner Münster ihr Grab.  Sie stammte aus der mecklenburgischen Dynastie. 1282  wurde sie im Münster beigesetzt.

 

Im 13. Jahrhundert war das Kloster Doberan ein Wallfahrtsort. Wallfahrten waren ein gutes Geschäft, nicht nur wegen der Opfergaben, sondern auch wegen der Ausgaben der Pilger für Nahrung und Beherbergung.

 

Seine wirtschaftliche Hochzeit hatte das Kloster im 15. Jahrhundert. Grundlage war der große Grundbesitz (Schenkungen der Landesherren) und wirtschaftliche Tätigkeit. Das Kloster betrieb Mühlen (u.a. in Güstrow), Salzpfannen (u.a. in Lüneburg), hatte zeitweise 66 Güter und Dörfer, produzierte Glas, hatte eigene Boote für den Heringsfang und eine eigene Handelsflotte.

 

1552 erreichte die Reformation das Kloster. Es kam zum „Vergleich“ zwischen dem Herzog und dem Abt des Klosters. Der Abt bestätigte, dass Kloster und Besitztümer „ohne Druck“ an den Herzog von Mecklenburg-Schwerin übergeben würden. Dafür (?) erhielt er vom


Eine der Grabplatten im Münster.
       Hier die des Abtes Johannes Wilkens (1489)
Herzog eine jährliche Pension. Die Kleinodien und Reliquien wurden aus der Kirche entfernt, der Katholizismus war damit aufgehoben.

Das Kloster mit seinen Ländereien wurde ein herzogliches Amt. Die Gebäude verfielen. Nur die Klosterkirche blieb aufgrund einer Intervention des Herzogs von Mecklenburg-Güstrow (Bruder des Schweriner Herzogs, wegen des religiösen Konflikts der beiden war Mecklenburg geteilt worden) erhalten, weil die Kirche die Grablege des Fürstenhauses war.

Obwohl die Klostergüter 1552 übergeben wurden (mussten), erhielt die Klosterkirche erst 1564 einen evangelischen Pfarrer, nachdem der letzte Klosterabt im „Exil“ gestorben war.

 

Im 30-jährigen Krieg und später in der französischen Besetzung wurden Klostergebäude und Kirche geplündert und beschädigt. Die Klosterkirche wurde Magazin.

 

Ende des 18. Jahrhunderts - das Seebad Heiligendamm und Doberan wurden Badeort und Sommersitz des Großherzogs - wurde die Klosterkirche restauriert. Die Klostermauer ist noch gut erhalten. Von den Klausurgebäuden und dem Kreuzgang sind nur noch Mauerreste erhalten. Das zwei Quadratkilometer große Klostergelände ist zum Teil ein Landschaftspark geworden.

 

Bad Doberan
12.500 Einwohner, Landkreis Rostock, Land Mecklenburg-Vorpommern.
Um das Kloster Doberan entwickelte sich die heutige Stadt Bad Doberan. 

Im 18. Jahrhundert wurde Doberan Erholungsort für die mecklenburgisch-schweriner großherzogliche Familie. Das zog auch den

Prinzenpalais
Adel und die wohlhabenden Bürger an. An der Ostsee entstand das Seebad am „Heiligen Dam“ und in Doberan wohnten die Badegäste und vergnügten sich in der herzoglichen Badekasse (ab 1802 Doberaner Spielbank) und bei Pferderennen (1822  war das vermutlich erste Galopprennen in Deutschland – das Galopprennen kam aus England). 


Natürlich habe ich die herzoglichen Erholungs-Gebäude alle abgefahren, Salongebäude, Großes Palais und Friedrich Franz Palais, Prinzenpalais. 

Salongebäude

1801/1802 als Speise- und Gesellschaftshaus errichtet. Heute Verwaltungsgebäude des Landkreises. 

Großes Palais

1806 bis 1809 als Großherzogliches Palais gebaut. Heute Verwaltungsgebäude des Landkreises. 

Kurhaus, ehem. Logierhaus, Friedrich Franz Palais

1795 gebaut. Es gilt als ältestes Hotel an der Ostseeküste. Es beherbergte auch eine der zwei Spielbanken (die Geld in die großherzogliche Kasse brachten). Jetzt Hotel. 

Prinzenpalais

1891 im Klassizismus-Stil gebaut. Sommerresidenz der mecklenburgischen Prinzen und Herzöge. Jetzt Hotel.

 

Amtshaus
Früher als die Erholungsgebäude wurde das Amtshaus gebaut (ab 1791). Es beherbergte das herzogliche Dominalamt zur Verwaltung des dem Herzog persönlich gehörenden Vermögens. Das waren 40 % des ganzen Landes. Bewirtschaftet wurde das Land von den Dominalbauern, die vollständig von ihrem Landesherrn abhängig waren. 


In Bad Doberan entstanden die herzoglichen Unterkünfte und Freizeit- und Vergnügungseinrichtungen. Direkt an der Ostseeküste entstanden die Badehäuser. Die Badegäste pendelten täglich zwischen dem Heiligendamm genannten Seebad und der Spielhalle oder der Pferderennbahn.

Ich pendelte nur in eine Richtung, von Bad Doberan zur Ostseeküste.

 

Heiligendamm
300 Einwohner. Stadtteil von Bad Doberan.
Es ist der älteste Seebadeort Deutschlands. 

Grand Hotel Heiligendamm

Den Anstoß zur Gründung des ersten deutschen Seebades in Deutschland gab Georg Christoph Lichtenberg, Professor für Mathematik und Physik in Göttingen. Im Göttinger Jahreskalender veröffentlichte er 1793 einen Beitrag über den Nutzen des Badens in Meerwasser und fragte, warum Deutschland noch kein Seebad habe.

Der Leibarzt des mecklenburgisch-schweriner Herzogs, Samuel Gottlieb Vogel (er hatte Medizin in Göttingen studiert), griff den Vorschlag auf und überzeugte den Herzog, ein Seebad zu errichten. Im gleichen Jahr, 1793, wurde das erste Badehaus errichtet.


Vorbild für das Seebad an der Ostsee waren die englischen Seebäder. Brighton, ältestes und größtes Seebad, war schon 1780 ein gut besuchter Kurort. Das erste Patientenhaus (Kurhaus) dort hatte der Arzt Richard Russel 1753 eröffnet. Russel entwickelte die Thalassotherapie, eine Behandlung von Krankheiten mit Meerwasser, Meeresluft, Algen und Schlick.

 

Früher als Lichtenberg hatte Gerhard Otto Christoph Janus, evangelischer Pfarrer auf der Insel Juist, den Seebad-Gedanken entwickelt und 1783 dem preußischen König Friedrich II. die Errichtung einer Seebadeanstalt auf Juist vorgeschlagen. Sein Motiv war es, den Inselbewohnern neben dem Fischfang ein zusätzliches Einkommen zu ermöglichen.

Er war mit seinem Gedanken zu früh. Das erste Nordsee-Bad wurde 1797 auf Norderney eröffnet.  Juist folgte erst 1840. 

Die Badeeinrichtungen betrieb der Herzog bis 1872 selber. Das brachte Geld in die herzogliche Kasse. Zwischen 1793 und 1870 wurden die Logier-, Bade- und Gesellschaftshäuser im klassizistischen Stil errichtet. Es entstand die „Weiße Stadt am Meer“. 
1996 erwarb die Fundus-Gruppe (Anno August Jagdfeld – er hat auch das Hotel Adlon in Berlin wiederaufgebaut) den historischen Ortskern und entwickelte die Hotelanlage „Grand Heiligendamm“.  Nach Insolvenz wurde die Anlage 2013 von dem hannoverschen Steuerberater Morzynski erworben. 

Nach Heiligendamm war Kühlungsborn das nächste Ostseebad an der Fahrradstrecke, gefolgt von Rerik, das – zumindest mir – weniger bekannt ist.

 

Landschaft hinter Heiligendamm

Kühlungsborn
7.870 Einwohner, Landkreis Rostock, Land Mecklenburg-Vorpommern.

Kühlungsborn soll eine der längsten Strandpromenaden Deutschlands haben (über 3 Kilometer).

Strand bei Kühlungsborn

Als Stadt gibt es Kühlungsborn erst seit 1838, als die Dörfer Arendsee und Brunshaupten zu einer Stadt zusammengeschlossen wurden. Der Name Kühlungsborn wurde aus dem Namen des Höhenzuges „Kühlung“ und „Born“ (Quelle, Brunnen) gebildet.

Auf die Bezeichnung „Seebad“ musste die Stadt bis 1996 warten. Obwohl die Anfänge des Tourismus auf das Jahr 1857 zurückgeführt werden können. Damals ließ ein Erbpächter ein Logierhaus bauen und einen Badeprospekt drucken. 50 Jahre nachdem die mecklenburgischen Herzöge ihre Logierhäuser und Villen in Bad Doberan bauen ließen.

 

Rerik
2.160 Einwohner, Amt Neubukow-Salzhaff, Landkreis Rostock, Land Mecklenburg-Vorpommern. 

Alt Gaarz“ war der Name Reriks bis 1938. Gaarz ist slawischen Ursprungs und

Pfarrkirche Rerik
bedeutet „Alte Burg“. Wie auf Kap Arkona gab es auch hier einen slawischen Burgwall (im 9. bis 12. Jahrhundert), die beiden einzigen an der deutschen Ostseeküste.

Der slawische Ursprung war der Grund für die Namensänderung in Rerik. Die Nationalsozialisten störten sich daran und benannten den Ort nach einer Wikingersiedlung Rerik, die damals hier vermutet wurde. 


Die Johannes-Kirche ist ein frühgotischer Backsteinbau von Mitte des 13. Jahrhunderts. Die hölzerne Dachkonstruktion stammt nach neueren Untersuchungen aus dem Jahr 1243. Im Inneren sind noch ursprüngliche Malereien aus dem 13. Jahrhundert erhalten.

Das auf dem Friedhof neben der Kirche errichtete Mausoleum wurde erst 1858 für die Familie Stever gebaut, die Erbherren auf Wustrow waren. 


Westlich von Rerik ist ein schmaler Zugang zur Halbinsel Wustrow, die von der Reichswehr und der Sowjetischen Armee militärisch genutzt wurde. Der Bodden zwischen der Halbinsel und dem Festland ist das Salzhaff. In der Fortsetzung der Halbinsel Wustrow folgt die Insel Poel, die durch einen flachen Meeresarm (Zaufe und Breitling) vom Festland getrennt wird. Die Insel bildet den nördlichen Abschluss der Wismarer Bucht. 

Ich fahre landseitig parallel zum Salzhaff und dem Meeresarm Zaufe-Breitling zur Wismarer Bucht und dann fast gerade nach Süden zum Alten Hafen Wismar.

 

Wismar

42.500 Einwohner, Kreisstadt des Landkreises Nordwestmecklenburg, Land Mecklenburg-Vorpommern.

Die Stadt liegt an der Wismarer Bucht, einer südlichen Ausbuchtung der Mecklenburger Bucht. Die Bucht wird teilweise durch die Insel Poel geschlossen. 

Blick über Wismar vom St. Georg Kirchturm

Ursprünglich siedelten in Wismar wie an der gesamten mecklenburgischen Küste die slawischen Abodriten. Im Zuge der deutschen Ostsiedlung wurde die Stadt in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts gegründet. Die drei Kirchen St. Marien, St. Nikolai und St. Georgen gehen auf die ursprünglichen Siedlungen zurück, die zu der Stadt zusammenwuchsen. 

1259 begann für Wismar die Hansezeit. Wismar, Rostock und Lübeck schlossen einen Schutzvertrag gegen die zunehmende Seeräuberei auf der Ostsee. 1280 entstand mit Wismar der Wendische Bund (Wismar, Stralsund, Rostock, Lübeck und Hamburg) zum Schutz des Landhandelsweges. 

Straßenansicht

1257 wurde Wismar Residenzstadt. Die Fürsten von Mecklenburg verlegten ihre Residenz von der Mecklenburg nach Wismar (bis 1358 – dann kam Mecklenburg-Schwerin zum Herzogtum Mecklenburg und Schwerin wurde neue Residenzstadt).

"Alter Schwede"
Das Verhältnis der Stadt zum Herzog war wohl spannungsreich. Jedenfalls verweigerte die Stadt 1310, die Hochzeit der Herzogs-Tochter in der Stadt auszurichten (und wohl auch zu bezahlen?) und der Herzog musste die Hochzeit in seine andere Residenz Sternberg (östlich des Schweriner Sees) verlegen. Aber schon 1311 war es mit der Wismarer Herrlichkeit vorbei und die Stadt musste sich wieder dem Herzog unterwerfen. 

Von der alten Residenz (Anfang des 14. Jahrhunderts) ist heute nichts mehr zu sehen (?). Sie war vor der Neustadt um St. Georgen auf dem Weberkamp (heute: Tankstelle an der Kreuzung Dr. Leber Straße ?).

Die Residenz Fürstenhof wurde im 16. Jahrhundert angrenzend an die Kirche St. Georgen gebaut.

Im 30-jährigen Krieg besetzte Schweden Wismar und blieb dort bis 1803.

Schweden baute Wismar Anfang des 18. Jahrhunderts als Festung aus. Sie war zu

Giebelhaus
der Zeit die größte Festungsanlage Europas. Nach dem Ende des Nordischen Krieges (Schweden verlor) wurde die Festung geschliffen. Übrig geblieben ist so gut wie nichts.

Nach dem Nordischen Krieg verarmte die Stadt und brachte den Schweden keinen Gewinn mehr. Gegen eine Zahlung von 1,25 Millionen Talern Hamburg Banco erhielt der Herzog von Mecklenburg Wismar, die Insel Poel und das Amt Neuhaus für 99 Jahre zum Pfand. Das Pfand wurde nicht eingelöst, d.h. der Kredit nicht zurückgezahlt. Wismar und die anderen Gebiete wurden nach Ablauf der Pfandzeit mecklenburgisches Territorium.

 

Die „Mark Banco“ war eine Rechenwährung, die nicht ausgeprägt wurde und nur in den Bankbüchern bestand.

Begründet wurde diese Rechenwährung von der Hamburger Bank, die 1619 vom Rat der Stadt Hamburg gegründet wurde. In der Zeit mussten die Kaufleute mit verschiedenen Münzen unterschiedlicher Prägung umgehen. Um den Handel zu erleichtern und um die Währungsunsicherheiten zu

Giebelhaus
            verringern wurde die Bank 
            gegründet.

Die von den Kaufleuten bei der Bank eingezahlten Einlagen in Münzen verschiedener Sorten und Edelmetalle, wurden in den Büchern der Bank in Bancotaler, später als Mark Banco bezeichnet, umgerechnet. Der Bancotaler entsprach einem bestimmten Feinsilbergewicht.

Die Einlagen wurden auf dem „Folium“ des Kaufmanns seinem Konto gutgeschrieben. Hiervon konnte er bargeldlos Zahlungen an andere Kontoinhaber leisten. Auch die Kaufleute führten ihre Bücher in Mark Banco.

Mit der Währungsvereinheitlichung im Deutschen Kaiserreich wurde die Hamburger Bank 1875 geschlossen und eine Filiale der Reichsbank.

 

Eine andere Währung war die „Lübische Mark“ des Wendischen Münzvereins. Die norddeutschen Hansestädte Lübeck, Hamburg, Wismar und Lüneburg (zeitweise auch Rostock, Stralsund und Hannover) haben den Münzverein 1379 zum Zwecke einheitlicher Münzregelung gegründet. Er bestand bis ins 16. Jahrhundert. 

Truppen Napoleons besetzten Wismar von 1806 bis 1813. Durch die

Giebelhaus
Besatzungszeit und vorher die Schwedische Zeit wurde die Wirtschaft der Stadt stark geschwächt. Der Handel erlebte einen Niedergang, die Bauten verfielen (so das Rathaus von 1350, das 1807 einstürzte). 

Nach der Wiedervereinigung wurde der historische Stadtkern saniert. 

Der (neue) Seehafen wird wohl hauptsächlich für Massengüter genutzt. Größter Arbeitgeber ist die „MV Werft Wismar“ (Genting Hong Kong, siehe Rostock), die das größte überdachte Trockendock Deutschlands betreibt.

 

Noch vor der Stadtgründung 1226 gab es den alten Hafen. Er war Handelshafen in der Hansezeit und Kriegshafen in der Schwedenzeit.

Die Hafenzufahrt wurde früher zur Nacht und bei Gefahr mit einer Kette und einem Schlagbaum verschlossen. Für die „Bohmschlüter“, die Mitarbeiter, die die Kette hochzogen, wurde in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts das barocke Baumhaus gebaut. 

            Stadtbefestigung 

Wassertor

Letztes erhalten gebliebenes Stadttor, im Stil der Backsteingotik. Das Wassertor war das einzige Tor direkt zum Hafen, alle anderen 

Tore waren zur Landseite.

Wassertor
In Rostock war das genau anders.

Mit der industriellen Revolution wurden 1869/1870 die Stadtmauer und ihre Wehrtürme und Stadttore bis auf wenige Teile abgerissen. 


Alter Wasserturm

Wehrturm der mittelalter-lichen Stadtbefestigung.

Wismar war von Schweden nach 1632 zu einer starken Festung ausgebaut worden. Trotzdem konnten dänische Truppen 1675 die belagerte Stadt einnehmen. Sie hatten die Stadt von der Trinkwasserversorgung abgeschnitten. Die erfolgte aus einer Quelle außerhalb der Stadt. Das Wasser wurde in hölzernen Rohren, den Pipen, bis zur Wasserverteilung auf dem Marktplatz, der Wasserkunst, geleitet. Diese Wasserzufuhr unterbrachen die Dänen und zwangen Wismar zur Aufgabe.

Nach Abzug der Dänen baute Wismar daraufhin den Wehrturm als Wasserreserve in einen Wasserturm um. Ein von Pferden angetriebenes Göpelwerk transportierte das Wasser in den Turmbehälter. Mit hölzernen Pipen verband man Wasserturm und Wasserkunst auf dem Markt. Bis 1873 war die Anlage in Betrieb. 

          Kirchen 

St. Nikolai

Von 1381 in über einem Jahrhundert im Stil der Spätgotik als Backsteinbau errichtet. Eine Kirchgemeinde (mit Kirche) bestand schon seit der Stadtgründung. Bauherr

St. Nikola
           der neuen Kirche war der Stadtrat.

Maurermeister war Heinrich von Bremen, der auch das Michaeliskloster in Lüneburg gebaut hat. Das erklärt die Verwendung von Backstein-Formsteinen aus Lüneburg.

 

Der Schifferaltar ist der einzige aus dem Mittelalter erhaltene Altar. (Anfang 16. Jahrhundert). Andere Inneneinrichtungen stammen aus zerstörten oder geschlossenen Wismarer Kirchen. So stammt eine Triumphkreuzgruppe von 1430 aus der Georgskirche. Die zweite Triumphkreuzgruppe stammt aus einem säkularisierten Dominikanerkloster. Ebenso der Marienschrein. Der Altaraufsatz der Krämergilde von 1430 war zunächst in der Marienkirche (sie war einst Hauptkirche und Ratskirche, nach starken Beschädigungen im 2. Weltkrieg wurde sie bis auf den Kirchturm gesprengt). Auch das bronzene Taufbecken von 1335 standursprünglich in der Marienkirche. 

St. Marien

Sie war Hauptpfarrkirche und Ratskirche (was ist eine Ratskirche?), im 14. Jahrhundert gebaut. Eine Vorgängerkirche stammte aus der Zeit der

Kirchturm St. Marien
           Stadtgründung 1226.

Im 2. Weltkrieg wurde die Kirche beschädigt und 1960 gegen Proteste gesprengt. Erhalten blieb nur der Kirchturm, weil er ein Seezeichen war. 

St. Georgen

Die Kirche wurde 1594 fertiggestellt. 
Der Baubeginn war 1270.

Im 2. Weltkrieg schwer beschädigt.  Der Wiederaufbau erfolgte ab 1990 und dauerte bis 2017. 

           Altstadt 

Marktplatz 

mit Rathaus und Wasserkunst

Es ist einer der größten Marktplätze in Norddeutschland.  Das klassizistische Rathaus an der Nordseite des Marktes wurde 1817 bis 1819 gebaut (der Vorgängerbau war eingestürzt).

Auf dem Marktplatz steht die Wasserkunst der Stadt (1579 – 1602 gebaut). Streitigkeiten über die Finanzierung unterbrachen den Bau. In dem Brunnenhaus befand sich die Wasserverteilung des über Holzrohre in die Stadt geleiteten Quellwassers und später des Wassers aus dem Wasserturm. 


Marktplatz Wismar

Stammhaus Karstadt

1881 eröffnete Rudolf Karstadt sein erstes „Tuch-, Manufaktur- undConfectionsgeschäft“. Er verkaufte zu festen, aber niedrigen Preisen und nur gegen Barzahlung. Mit dem Konzept konnte er bis 1906 24 weitere Kaufhäuser in ganz Deutschland eröffnen.

1907 baute er in Wismar das Karstadt-Stammhaus in moderner Stahlskelettbauweise. 1991 sanierte die Karstadt-AG das Haus und richtete ein Museum ein. 

Fürstenhof

Residenz der mecklenburgischen Herzöge in Wismar. Der Alte Hof entstand  Anfang des 16. Jahrhunderts. Der Neue Hof kam 40 Jahre später dazu. Anlass beider Bauten waren Hochzeiten der Herzöge.


Fast wie der Fürstenzug in Dresden. Fassadendetail des Fürstenhofs


Nach dem Westfälischen Frieden kam Wismar 1648 zu Schweden, die Zeit als Residenzstadt war beendet. Im Fürstenhof wurde das „Königliche Tribunal in Wismar“ untergebracht, das Gericht für die schwedischen Reichslehen im Heiligen Römischen Reich.

Heute ist der Fürstenhof Sitz des Amtsgerichtes. 

Zeughaus

Schweden ließ das Zeughaus 1700 als Waffenarsenal für die schwedische Garnison bauen. Das Besondere ist eine freitragende Deckenkonstruktion ohne Pfeiler über einem Raum von 900 Quadratmetern.

Es gilt als bedeutendes barockes Zeugnis der schwedischen Militärarchitektur.

Heue wird das Gebäude von der Stadtbibliothek genutzt. 

Gewölbe

Fachwerkhaus am Alten Hafen. Über einen Mühlenbach (Runde Grube) auf zwei Brückengewölben gebaut (daher der Name). Ursprünglich Teil der  Stadtbefestigung.


Gewölbe


Von Wismar aus bin ich am nächsten Tag zum Ursprungsort des Landes Mecklenburg und zur Hauptstadt Mecklenburg-Vorpommerns, Schwerin, gefahren. Wieder nach Wismar zurück.

In der Fischgaststätte „Fischerkaten“ habe ich an beiden Abenden gegessen, den besten Fisch der ganzen Tour. Was nicht verwundert. Die Gaststätte gehört zur „Fischereigenossenschaft Wismarer Bucht e.G.“ 12 hauptgewerbliche und 12 nebenberufliche Fischer in Wismar, Warnemünde, Rerik, auf der Insel Poel, Tarnewitz, Boiensdorf und Kühlungsborn fischen in der Wismarer Bucht und vor der Insel Poel. Gefischt werden Hering im Frühjahr, Hornhecht, Flunder und Aal in den Sommermonaten, Dorsch im Herbst. Den habe ich auch frisch gefangen gegessen.

 

Zu dem Bericht gibt es auch ein Fotoalbum