Charité und Lazarett
Berlin erkunden – Mitte-NordJuni 2020
Prenzlauer Berg ist zu einem Anziehungspunkt für
„Neu“-Berliner geworden. Das haben wir bei unserem Stadtspaziergang durch den
Bezirk erlebt: „Mauerpark und Bronzekopf Berlin erkunden – Prenzlauer Berg).
Jetzt wollten wir die Veränderungen rund
um den Berliner Hauptbahnhof erkunden.
Routenplan mit Wegepunkten:
Die Stadttour geht durch die Ortsteile Mitte und Moabit. Moabit gehört
zum ehemaligen Bezirk Tiergarten. Der wurde 2001 zusammen mit den ehemaligen
Bezirken Wedding und dem Ostberliner Bezirk Mitte zum neuen Bezirk Mitte
zusammengefasst.
Mitte und Moabit im Bezirk Mitte
Moabit: 80.000 Einwohner. Der Name des Ortsteils geht auf die ersten
Bewohner zurück, die Hugenotten. Sie nannten das Siedlungsgebiet „Terre de
Moab“, in Anlehnung an das Alte Testament, in dem das Land der Moabiter als ein
Zufluchtsort beschrieben wird. Die französischen Glaubensflüchtlinge wurden um 1700
von König Friedrich Wilhelm I. (König in Preußen) zwischen der Spree und dem heutigem
Humboldthafen (der damals ein Weinberg war) angesiedelt. In seinem Auftrag
sollten sie Maulbeerbäume für die Seidenraupenzucht anpflanzen. Das scheiterte
allerdings an den sandigen Böden.
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erfolgten nördlich der Spree
Industrieansiedlungen. Entscheidend war die Spree als Transportweg für Kohle
und andere Industriegüter. 1861 erfolgte die Eingemeindung nach Berlin. Große
Teile von Moabit sind ein traditionelles Arbeiterviertel.
Wir sind bei unserem Rundgang im östlichen Bereich von Moabit
geblieben.
Mitte: 102.000 Einwohner. Der Ortsteil und ehemalige Ostberliner Bezirk
Mitte liegt nördlich und südlich der Spree. Im Norden bildet der
Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal die Grenze zwischen Mitte und Moabit. Der
Kanal war auch die ehemalige Grenze zwischen Ost- und Westberlin.
Unser Rundgang ging durch den Teil des Bezirks nördlich der Spree und
östlich des Berlin-Spandauer-Schifffahrtskanals.
Gestartet sind wir
am S-Bahnhof Friedrichstraße
(Anfahrt mit der S 1), sind eine große Schleife über Charité und
Bundeswehrkrankenhaus, das neue Wohngebiet an der Heidestraße und den
Kanzlerpark bis zum Hauptbahnhof gegangen (Rückfahrt über den S-Bahnhof
Friedrichstraße mit der S 1), geplant 10,1 Kilometer.
Die Erläuterungen
zu den Tour-Stationen sind aus Wikipedia- und anderen
Internet-Artikeln, ohne Zitierung im einzelnen.
Start: S-Bahnhof Friedrichstraße
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Tränenpalast am Bahnhof Friedrichstraße |
Wenn man von Westberlin in den Osten der Stadt
wollte, wurde man durch die dunklen und erdrückenden Katakomben der
unterirdischen Passierstelle geschickt. Ich erinnere mich noch daran.
Später wurde der „Tränenpalast“ (weil beim Abschied Tränen flossen) für die
Abfertigung gebaut, eine Stahl-Glas-Konstruktion. Heute ist dort eine
Ausstellung über den „Alltag der deutschen Teilung“.
Der Tränenpalast steht am Nordausgang des
Bahnhofs Friedrichstraße. Am südlichen
Ausgang des S-Bahnhofs (am Übergang zur U-Bahn) sieht man seit 2008 das Denkmal von Frank Meister „Züge in das Leben“.
Denkmal „Züge in das Leben – Züge in den Tod: 1938 -1939“ (1)
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Züge ins Leben - Züge in den Tod: 1938 - 1939 |
Benannt ist die Friedrichstraße nach Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg, der
sich ab 1701 Friedrich I. nannte, als „König in Preußen“. „Könige von Preußen“
durften sich erst seine Nachfahren nennen (siehe im Blog: Radreise nach Danzig - Zur Geschichte Danzig, Preußen, Polen).
Gleich gegenüber dem Bahnhof
Friedrichstraße ist der Admiralspalast,
ein Musik-Theater.
Admiralspalast (2)
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Admiralspalast an der Friedrichstraße |
Den 2. Weltkrieg überstand das Haus weitgehend unzerstört.
Wahrscheinlich deswegen wurde es als Ort für den erzwungenen Zusammenschluss
von KPD und SPD zur SED am 22. April 1946 bestimmt.
Jetzt ist es wieder ein Musical-Theater. Im
gleichen Gebäude ist das „Distel“-Kabarett.
Die Friedrichstraße führt auf die Weidendammer Brücke. Als die erste Brücke gebaut wurde (17.
Jahrhundert als hölzerne Zugbrücke), war das Ufer der Spree noch mit Weiden
bepflanzt. Sie verband die südlich der Spree gelegene historische Dorotheenstadt
(dort wo der Admiralspalast steht) mit der nördlich der Spree gelegenen
historischen Spandauer Vorstadt (nach dem Spandauer Tor benannt, dort wo die
Neue Synagoge steht). Östlich der Friedrichstraße heißt die linke Uferstraße
der Spree auch heute noch „Am Weidendamm“, westlich der Friedrichstraße ist es
das Reichstagsufer. Am gegenüberliegenden Ufer ist der Schiffbauerdamm mit vielen Restaurants und dem Brecht-Theater.
Schiffbauerdamm (3)
Die Brandenburger Kurfürsten hatte für kurze Zeit
große Schiffbaupläne. 1680 wurde in dem Bereich des heutigen Reichstagsufer ein
Schiffbauhof (eine Werft) errichtet, auf dem auch Kriegsschiffe gebaut wurden.
Ein Holländer war kurbrandenburgischer Marinedirektor. Zugang zur See hatte
Brandenburg durch das Herzogtum Preußen (Ostpreußen), das 1618 durch Erbschaft
zu den Brandenburger Hohenzollern kam. Dort hatten sie eigene Seestreitkräfte
in der Ostsee, die aber schon 1711 von König Friedrich I. (Kurfürst Friedrich
III.) aufgelöst wurden (das änderte sich später wieder, ab 1815).
Berliner Ensemble/Theater am Schiffbauerdamm (4)
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Theater am Schiffbauerdamm |
Ab 1954 erhielten Helene Weigel und Berthold Brecht
das Theater für das von ihnen gegründete Berliner Ensemble. Seit 1996 ist die
von Rolf Hochhuth gegründete Holzapfel-Stiftung Eigentümer der Bühne.
Hinter dem Gebäude des Berliner Ensemble befand
sich der „Alte Friedrichstadt-Palast“,
der 1980 wegen baulicher Mängel geschlossen und 1985 abgerissen wurde. Als Ersatz nahm 1984 in der Nähe der Neue Friedrichstadt-Palast seinen
Spielbetrieb auf.
Der Platz vor dem Berliner Ensemble wurde nach Berthold
Brecht benannt.
Ständige Vertretung (5)
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Trabi-Werbung für die Bierbörse |
Eine Bierbörse gibt es im Nachbarlokal "Berliner Republik". Der Bierpreis schwankt entsprechend der Nachfrage nach den 18 Biersorten und man zahlt den angezeigten Preis zum Zeitpunkt der Bestellung. Wenn er danach sinkt - keine Nachfrage - hat man Pech und umgekehrt.
Marschallbrücke (6)
Wie die Weidendammer Brücke verband die Marschallbrücke die
historische Dorotheenstadt mit dem nördlichen Spreeufer, zu Anfang als
Fußgänger-Holzsteg. Eine richtige Brücke wurde 1820 als steinerne Brücke gebaut
und nach dem Feldmarschall Blücher benannt (in der Schlacht bei Waterloo 1815
besiegte er Napoleon).
Die Brücke ist Bindeglied der
Wilhelmstraße auf dem südlichen Ufer und der Luisenstraße auf der nördlichen
Seite. Auf dem südlichen Spreeufer befinden sich der Reichstag und das Pendant
zum Marie-Elisabeth-Lüders-Haus, das
Jakob-Kaiser-Haus, beides Bundestagsgebäude mit Abgeordnetenbüros und
Sitzungsräumen.
Marie-Elisabeth-Lüders-Haus (7)
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Reichstags-Ensemble vom Lüders-Haus gesehen |
Haus der Bundespressekonferenz (8)
Anders als in vielen Staaten wird die Pressekonferenz nicht von der Regierung,
sondern von einem eigenständigen Verein von Journalisten organisiert. Dem
Verein gehört das Haus der Bundespressekonferenz.
Nach dem Haus der Bundespressekonferenz
gehen wir weiter entlang der Spree und queren die Reinhardstraße. An dem
anderen Spreeufer ist die Straße nach dem ersten Bundeskanzler Konrad Adenauer
benannt. Dazwischen liegt die Spree mit der Kronprinzenbrücke. Die
Bundespressekonferenz liegt noch am Schiffbauerdamm. Danach beginnt das
Kapelle-Ufer, seit 1951 nach einem kommunistischen Widerstandskämpfer benannt.
BMW Foundation Herbert Quandt (9)
Die Stiftung tritt für die gesellschaftliche Verantwortung von
Führungspersönlichkeiten ein. Sie unterstützt die Nachhaltigkeitsziele der
Vereinten Nationen. Benannt ist sie nach Herbert Quandt (1910 – 1982),
Mehrheitseigentümer u.a. von BMW.
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Haus der BMW Foudation |
Die Vorfahren der Quandts kamen um 1700 in
das brandenburgische Pritzwalk. In der Zeit förderte das Kurfürstentum die
Ansiedlung auswärtiger Siedler. Der erste Quandt heiratete in eine
Tuchmanufaktur ein, die u.a. Uniformen für die Armee herstellte. Im 1.
Weltkrieg und in der Weimarer Zeit erwarben die Nachfahren zahlreiche
Firmenbeteiligungen und schufen eines der größten Firmenvermögen der damaligen
Zeit. In der Zeit des Nationalsozialismus wurden sie zu einem der großen
Rüstungs- und Industrieproduzenten.
Die Erben halten ein breites Spektrum an
Industriebeteiligungen, u.a. an BMW.
Bundesministerium für Bildung und Forschung (10)
Neubau von 2014 für den Berliner Standort. Der erste Dienstsitz ist in
Bonn. Sechs Ministerien haben aufgrund des Berlin/Bonn-Gesetztes nach dem Umzug
der Bundesregierung nach Berlin noch ihren Sitz in Bonn. Die Diskussion, alle
Ministerien in Berlin zu haben, flammt immer wieder auf, eine Entscheidung ist
nicht in Sicht.
Futurium (11)
Eine der jüngsten Wissenschaftseinrichtungen in Berlin. 2019 wurde das Haus eröffnet, das der Präsentation und dem Dialog von Wissenschaft und Forschung dienen soll. Träger sind die Bundesregierung und mehrere Wirtschaftsunternehmen und Stiftungen.
Nach dem Futurium verlassen wir die Spree
und folgen dem Ufer des Berlin-Spandauer-Schifffahrtskanal.
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Futurium und Hauptbahnhof am Spreebogen |
Der Weinberg
gehörte ab dem 17. Jahrhundert den Brandenburger Kurfürsten. Kurfürst Friedrich
Wilhelm hatte ihn von der Familie Eisleben erworben. Agricola Eisleben,
Generalsuperintendent und ein Mitarbeiter Martin Luthers, besaß den Weinberg seit dem 16. Jahrhundert.
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Charité: Friedrich Kraus (1858 - 1936)
Wegbereiter der modernen Herz-Kreislauf-Diagnostik.
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Der Hafenbetrieb wurde nach dem 2.
Weltkrieg eingestellt und nach der Wende wurde das Gebiet um den Hafen und den
Hauptstadtbahnhof für Büro- und Hotelbauten erschlossen. 2015 wurde ein erstes
Bürogebäude am Alexanderufer, zwischen Humboldthafen/Bahnanlagen und der Spree
bezogen. Inzwischen ist alles bebaut.
Gegenüber, am südlichen Ufer des
Spreebogens, ist der Spreebogenpark
entstanden, an dem das Bundeskanzleramt und der Bundestagsbau Paul-Löbe-Haus
liegen. Etwas einsam steht dort auch die Schweizer
Botschaft, die den 2. Weltkrieg überdauert hat. Die Bundesregierung hätte
das Botschaftsgelände gern gekauft. Der Naziregierung wäre es fast gelungen,
die seit 1919 dort residierenden Schweizer in das Botschaftsviertel im
Tiergarten zu verlegen. Eine Fliegerbombe zerstörte aber den dortigen Neubau
und damit war der Umzug erledigt.
Der von der Spree abgehende Berlin-Spandauer-Schifffahrtskanal
verbindet die Berliner Flüsse Havel und Spree.
Hinter Spandau, kurz vor dem Tegeler See trifft der Kanal auf die Havel.
Er wurde von 1848 bis 1859 nach Plänen von Joseph Lenné gebaut. Spandau war da noch
eine selbständige Stadt (1920 mit dem Groß-Berlin Gesetz eingemeindet). An dem
Kanal liegen der Humboldthafen
(heute nur noch ein Wasserbecken), Nordhafen
(1966
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Charité: Rudolf Virchow (1821 - 1902)
Begründer der modernen Sozialhygenie.
Leiter des ersten Pathologischen Instituts.
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stillgelegt) und der Westhafen (der
noch in Betrieb ist). Gebaut wurde der Kanal um den gewundenen Verlauf der
Spree zu umgehen und den Wasserweg zu verkürzen. Am Nordhafen mündet die Panke,
neben Havel und Spree der dritte Stadtfluss, in die Spree.
Die „alte“ Panke,
heute die „Südpanke“ floss
ursprünglich am Bertolt-Brecht-Platz in die Spree. Beim Bau der Mauer wurde der
Fluss an der Chausseestraße abgesperrt und das Panke-Wasser fließt seitdem am
Nordhafen in den Berlin-Spandauer-Schifffahrtskanal.
Das
Panke-Flussbett vom Nordhafen bis zur Chausseestraße ist der 1705 angelegte Schönhauser Kanal. Der Kanal beginnt an
der Spree oberhalb der Kronprinzen-Brücke. Der später gebaute
Berlin-Spandauer-Schifffahrtskanal ist von der Spree bis zum Nordhafen im Bett
des alten Schönhauser Kanals gebaut worden.
Gebaut wurde der
Schönhauser Kanal auf Weisung des Hohenzollern Kurfürsten Friedrich III. (der
spätere König in Preußen Friedrich I.). Der hatte 1691 das Schloss Schönhausen an der Panke (im heutigen Bezirk Pankow)
erworben und wollte es von seinen anderen Schlössern per Schiff
erreichen.
Statt mit der Kutsche über die sandigen und staubigen Landstraßen „zu rumpeln“,
wollte er sich lieber auf dem Wasser treideln lassen. Pferde zogen die
Treckschuten, flache Holzboote nach niederländischem Vorbild.
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Charité: Ernst von Leyden (1832 - 1920)
Gründer der ersten Krebsabteilung.
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Allerdings wurde
der Kanal nicht zu Ende gebaut. Sein
Nachfolger Friedrich Wilhelm I. hatte kein Interesse an dem Schloss. Später
wohnte die Frau von Friedrich II. im Schloss Schönhausen und Friedrich der
Große hatte wenig Neigung, seine Frau dort zu besuchen. Er starb auch
kinderlos.
Östlich des Humboldthafens sind die
Gebäude der Charité, eine große
Anlage, fast eine Stadt in der Stadt. Der ganze Komplex ist frei zugänglich.
Wir sind etwas kreuz und quer gegangen, um uns die Gebäude anzusehen.
An den Wegen erinnern Denkmäler an herausragende Ärzte der Charité (hier ist nur eine zufällige Auswahl abgebildet).
An den Wegen erinnern Denkmäler an herausragende Ärzte der Charité (hier ist nur eine zufällige Auswahl abgebildet).
Charitè (13)
Die Charité – französisch für Nächstenliebe, Barmherzigkeit, Karitas –
ist das älteste Krankenhaus Berlins. Die Gründung geht auf eine Order des
preußischen Königs Friedrich I. von 1709 zur Einrichtung von „Lazareth-Häusern“
außerhalb der Stadt zurück. Die Große
Pestepidemie in Osteuropa hatte schon das
Königreich Preußen teilweise entvölkert und bedrohte auch die Mark Brandenburg.
Allerdings wurde die Vorsorge nicht benötigt, die Pest-Welle kam nur bis zur
Uckermark und verschonte Berlin.
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Charité: Otto Heubner (1843 - 1926)
Begründer der modernen Kinderheilkunde.
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Eine Parallele zur damaligen Pest-Epidemie
kann in der derzeitigen Corona-Epidemie gesehen werden. Der Corona-Ausbruch ist
in Berlin nicht so stark geworden, so dass das vorsorglich eingerichtete Corona-Krankenhaus
auf dem Messegelände nicht genutzt werden muss, was hoffentlich so bleibt.
Das für Pestkranke nicht benötigte Lazarett wurde zunächst als Armen-
und Arbeitshaus für Arme und Bettler und als Garnisonslazarett genutzt. 1727
wurde das Armen- und Arbeitshaus in ein Bürgerhospital umgewandelt und als Name
der Einrichtung „Charité“ bestimmt. Eine Station war kranken Soldaten
vorbehalten.
1724 wird ein „Collegium medico-chirogicum“ mit sechs
Professorenstellen eingerichtet. Zwei Jahre später wird die Charité auch eine
Institution für die praktische Ausbildung von Ärzten, sie wird „Heil- und
Lehranstalt“. Die Gründe für diese Weiterentwicklungen waren aber zunächst
weniger humanitäre als vielmehr militärische Überlegungen. König Friedrich
Wilhelm I. („Soldatenkönig“, er baute das preußische Heer auf) musste
feststellen, dass er jedes Jahr etwa 20 % seiner Soldaten durch Krankheit und
Alter verlor. Er brauchte darum gut ausgebildete Militärärzte.
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Charité: Friedrich Althoff (1839 - 19o8) Gestaltete die preußische Hochschulpolitik. |
Durch zahlreiche herausragende Ärzte und Wissenschaftler erreichte die
Charité internationale Anerkennung. Straßen und Denkmäler in der Charité
erinnern daran.
1977 bis 1982 wurde das 21-geschossige und von weitem sichtbare
Bettenhaus gebaut.
Wegen der Teilung Berlins wurde in Westberlin die Universitätsmedizin
im Rudolf-Virchow-Krankenhaus in Wedding konzentriert. Nach der
Wiedervereinigung wurden das Virchow-Krankenhaus und die Charité-Kliniken in
Ostberlin sowie die Benjamin-Franklin-Klinik in Lichterfelde unter dem Dach der
Charité zusammengeführt (die private Helios-Klinik in Berlin-Buch gehört als
Lehrbetrieb dazu).
Die Charité ist (2019) mit über 3.000 Betten, 290 Professoren und mehr als 8.000 Studenten eine der größten Universitätskliniken in Europa.
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Am Karlsplatz:
Albrecht von Graefe (1828 - 1870) Mitbegründer der modernen
Augenheilkkunde
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Die Charité ist (2019) mit über 3.000 Betten, 290 Professoren und mehr als 8.000 Studenten eine der größten Universitätskliniken in Europa.
Die Präparatensammlung Rudolf Virchow‘s bildete die Grundlage für das 1899
gegründete Medizinhistorische Museum. Ab
1914 war es auch für Laien zugänglich. Nach der Wiedervereinigung wurde es 1998
wiedereröffnet. Zurzeit ist es wegen Modernisierung geschlossen. Wir haben es
für einen späteren Besuch vorgemerkt. Es muss sehr interessant sein.
Wir gehen auf der Hauptachse (Virchowweg) durch das
Charité Areal zum Karlsplatz (14) und von dort die Luisenstraße nach Norden zurück bis zur Invalidenstraße. Die Luisenstraße ist teilweise die östliche Grenze
der Charité. Im nördlichen Bereich sind Charité-Gebäude an beiden
Straßenseiten, u.a. das Bettenhochhaus (16) mit einer Verbindungsbrücke über
der Straße.
Vor der Invalidenstraße erinnert der Robert-Koch-Platz an den Begründer der modernen Bakteriologie und Mikrobiologie.
Vor der Invalidenstraße erinnert der Robert-Koch-Platz an den Begründer der modernen Bakteriologie und Mikrobiologie.
Humboldtuniversität (15)
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Robert Koch (1843 - 1910) Entdeckte den Tuberkulose-Erreger. Nobelpreisträger. |
Hinter dem Gebäude ist das zur Tierarzneischule gehörende „Anatomische Theater“. Der Kuppelbau wurde von Carl Gotthard
Langhans gebaut (u.a. auch das Brandenburger Tor).
Die königliche Order von 1787 verfügte den Bau, weil „der Schaden, der
aus Mangel an guten Ross- und Viehärzten entstanden, für das Land und die
Cavallerie von allertraurigsten Folgen“ sei. Also auch hier vornehmlich ein
militärischer Grund.
Die Invalidenstraße geht auf das Invalidenhaus zurück, das Mitte des 18.
Jahrhunderts an der damaligen Spandauer Heerstraße gebaut worden war. Das
Gebiet lag außerhalb der Stadtgrenze und war weitgehend unerschlossen. In der
Nachbarschaft wurde die Preußische
Eisengießerei angesiedelt. Erst als die ein Jahrhundert später geschlossen
wurde, erfolgte eine Aufwertung der Straße durch öffentliche Bauten wie das
Museum für Naturkunde.
Museum für Naturkunde (18)
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Naturkundemuseum |
Das Museum geht auf die Gründung der Berliner Universität, der
heutigen Humboldt-Universität, zurück. Ursprünglich war die Sammlung im
Hauptgebäude Unter den Linden untergebracht.
1889 wurde auf dem Gelände der
ehemaligen Preußischen Eisengießerei an der Invalidenstraße ein Neubau
fertiggestellt und das Geologische Museum, das Mineralogische Museum und das Zoologische
Museum zusammengefasst.
2005 wurde das Skelett eines Dinosauriers im Lichthof aufgestellt. Es
wurde in Tansania (damals Kolonie Deutsch-Ostafrika) gefunden.
Bundesministerium für Verkehr (19)
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Bundesministerium für Verkehr |
Die Bauten erfolgten, nachdem 1871 das Kaiserreich gegründet worden war. Der Preußische König wurde Deutscher
Kaiser.
Die Königlich
Preußische Eisengießerei wurde 1804 gegründet und Ende des 19. Jahrhunderts
aufgelöst. In der Gießerei wurden große Denkmäler wie das „Nationaldenkmal für
die Befreiungskriege“ (gegen Napoleon) auf dem Kreuzberg im gleichnamigen
Berliner Bezirk und kleinere Teile wie das „Eiserne Kreuz“ gegossen.
Wenig erfolgreich war der Einstieg in den Lokomotivenbau. In der Gießerei wurden die ersten beiden deutschen
Dampflokomotiven gebaut (1816 und 1817). Konstruiert wurden sie nach englischem
Vorbild. Dazu wurden zwei Beamte nach England geschickt, die die dort gebauten
Lokomotiven ausspionierten. Die abgeändert in Berlin nachgebauten „Dampfwagen“ wurden
zerlegt und in dem Kohlerevieren Oberschlesien bzw. an der Saar wieder zusammengesetzt. Zum
Einsatz kamen beide Lokomotiven nie. Sie erreichten die gedachte Leistung nicht, die Konstruktionen waren fehlerhaft.
Die Preußische Geologische Lehranstalt hatte die geologische
Untersuchung und Kartografierung Preußens als Aufgabe. Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur hat in dem
Gebäude der ehemaligen Geologischen Lehranstalt seinen 1. Dienstsitz. Ein 2.
Dienstsitz ist in Bonn verblieben.
Invalidenpark (20)
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Invalidenpark |
Zur Finanzierung war das Invalidenhaus mit umfangreichem Landbesitz
und Bargeld ausgestattet worden. Die Ländereien mussten aber wohl erst
kultiviert werden. Jedenfalls hieß die Gegend im Volksmund „Sahara“, was auf
eine sandige Landschaft schließen lässt. Der heutige Invalidenpark diente den
Bewohnern des Invalidenhauses als Nutzgarten für die Selbstversorgung.
Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (21)
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Bundesministerium für Wirtschaft und Energie |
Das Invalidenhaus von 1748
hatte Platz für 631 Personen. Vier ledige Soldaten und eine verheiratete Soldaten und dessen Frau teilten sich ein Zimmer und eine Kammer (die Frau des verheirateten Soldaten sollte alle versorgen?).
Um 1900 wurde vor dem Invalidenhaus die militärärztliche Kaiser-Wilhelm-Akademie gebaut. Sie war
neben der Charité die zweite chirurgische Schule in Berlin.
1938 wurde die Akademie erweitert und die Räume des Invalidenhauses
einbezogen. Für die Insassen des Invalidenhauses wurde am Stadtrand von Berlin
die Invalidensiedlung in Berlin-Frohnau gebaut. Die DDR nutzte Teile der
Akademie als Regierungskrankenhaus.
Invalidenfriedhof (23)
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Eine der noch erhaltenen Grabstätten |
Nach den Plänen von Friedrich Schinkel und Peter Josef Lenné sollte ein Ehrenfriedhof für die
Gefallenen der Befreiungskriege (gegen Napoleon) auf dem Invalidenfriedhof angelegt werden. Die Pläne scheiterten.
Nur wenige, dafür aber präsentable Grabmäler entstanden. So die
Grabstätte für den Heeresreformer Gerhard von Scharnhorst. Nach
dem 1. Weltkrieg wurde der Leichnam des legendären Jagdfliegers Manfred von
Richthofen auf den Invalidenfriedhof umgebettet.
Durch
den Bau der Berliner Mauer 1961 wurden große Teile des Invalidenfriedhofs
zerstört. Auf die Friedhofsmauer von 1902 wurde als vordere Grenzmauer ein Zaun
aufgesetzt. Durch die Grabfelder wurde der Grenzstreifen mit der
Hinterlandmauer angelegt.
Teile
der Hinterlandmauer sind bei der Restaurierung der Friedhofsanlage stehen
gelassen worden. An die 1967 gesprengte Invalidenkirche erinnert ein
Glockenturm.
Gedenkstätte Günter Litfin (24)
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Mauer-Wachturm mit der Erinnerung an den erschossenen Günter Litfin |
Vom Invalidenfriedhof gehen wir über die parallel zum
Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal verlaufende Scharnhorststraße Richtung Nordhafen. Beiderseits der Straße ist
militärischer Sicherheitsbereich des Bundeswehrkrankenhauses.
Fotografieren verboten. Die Militärpolizei hat tatsächlich darauf bestanden,
dass ich ein Foto des Krankenhauses lösche. Nur gut, dass es eine digitale
Kamera war. Bei einem alten Fotoapparat mit Zelluloidfilm wären alle Fotos
dahin. Vielleicht hätte ich dann die Sinnhaftigkeit diskutieren wollen. Aber
so. Halt ein Foto weniger. So schön ist das Gebäude ja auch nicht.
Bundeswehrkrankenhaus (25)
Mitte des 19. Jahrhunderts wurde es als Garnisonslazarett gebaut. 1990
übernahm die Bundeswehr das Krankenhaus von der Volkspolizei der DDR.
Nordhafenpark (26)
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Wohnen am Kanal |
Nach dem 2. Weltkrieg wurde der Hafen wegen der nahen Sektorengrenze
stillgelegt (endgültig 1966). Die Hafenanlagen wurden als Naherholungsgebiet
umgestaltet.
Am Nordhafenpark wechseln wir auf die andere Seite des Kanals und
gehen an der Heidestraße durch eines
der großen Neubau-Areale zurück in Richtung Mitte. Dort war, bedingt durch die
Randlage in Westberlin, eine große Industrie- und Gewerbebrache. Heute ist die
Gegend nicht wiederzuerkennen. Große Wohnungsneubauten, schon bezogen,
teilweise im Bau. Architektonisch interessante Bürogebäude. Baukräne wie nach
der Wende in Mitte.
Quartier Heidestraße (28)
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50Hertz-Bürogebäude |
Noch ist alles im Entstehen. Das Wohnen
zwischen den Baustellen ist sicher nicht ganz so schön. Aber wenn einmal auch
Nahversorger und Restaurants eingezogen sind, ist das ein interessantes Wohnquartier
am Berlin-Spandauer-Schifffahrtskanal.
Noch aber ist es laut an der
Heidestraße, die als Bundesstraße (B96) eine viel befahrene Ausfallstraße ist. Wir wollten irgendwo eine Pause machen. Aber Restaurants gibt es dort noch keine. Der Weg zog sich ganz schön
hin, bis wir hinter dem Hamburger Bahnhof in dem neuen Restaurant eine Pause einlegen konnten. Inmitten
der aktuellen Ausstellung der Malerin Katharina Grosse. Sie hat den
Außenbereich der Lockhalle in ihre farbige Gestaltung mit einbezogen (29).
Hamburger Bahnhof (31)
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Ausstellung von Katharna Grosse vor und in der Lokhalle |
Das Empfangsgebäude und die Lockhalle wurden 2004 mit einer dahinter
liegenden Speditionshalle für eine Dauerleihgabe von Friedrich Christian Flick
verbunden. Die Halle ist aber nur angemietet und der 2021 endende Vertrag nicht
verlängerbar (der Eigentümer plant den Abriss und Neubebauung). Mit der Folge,
dass Flick seine Leihgabe zurücknimmt.
Der Eigentümer
der Speditionshalle ist eine österreichische Immobiliengesellschaft. Gekauft
hat sie die seit 2004 als Ausstellungsraum genutzte Halle 2007 von der
Deutschen Bahn. Warum hat das Land Berlin nicht gekauft? Die Flick-Sammlung
wäre Berlin erhalten geblieben.
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Hamburger Bahnhof |
Die Gleisanlagen wurden bis in die 1980er Jahre als Güterbahnhof
genutzt. Im Empfangsgebäude wurde 1906 ein Königliches Bau- und Verkehrsmuseum
eröffnet. Im 2. Weltkrieg wurde das Gebäude stark beschädigt und nach dem Krieg
geschlossen. 1996 wurde in dem Gebäude das Museum der Gegenwart eröffnet.
Wir sind wieder auf der Invalidenstraße und gehen sie hinunter
bis zum Geschichtspark Ehem.
Zellengefängnis. Danach verlassen wir die
Invalidenstraße, gehen unter den Gleisanlagen des Hauptbahnhofes
hindurch und erreichen die Hotel-Neubauten vor dem Hauptbahnhof auf der einen
Seite und das ehemalige ULAP-Gelände
auf der anderen Straßenseite.
Geschichtspark Ehemaliges Zellengefängnis Moabit (32)
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Skizze des ehemaligen Zellengefängnis |
Einst stand hier das 1840 errichtete „Preußische Mustergefängnis
Moabit“. Es war damals ein besonders modernes Gefängnis, weil die Gefangenen in
Einzelzellen untergebracht wurden.
Nach dem Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 wurden mehrere der
Widerstandskämpfer hier eingesperrt.
Ende der 1950er Jahre wurde das Zellengefängnis abgerissen, 2006 der
Park eröffnet.
ULAP Park (33)
ULAP - Universum-Landes-Ausstellungs-Park bezeichnet eine frühe
Gewerbeausstellung, die 1879 auf dem Dreieck zwischen den Gleisanlagen und der
Straße Alt Moabit eröffnet wurde. Werner Siemens (damals noch nicht "von") stellte die erste elektrisch betriebene Eisenbahn der Firma Siemens & Halske vor. Die erhalten gebliebene Lokomotive steht im Deutschen Museum in München, eine Kopie ist im Berliner Technikmuseum ausgestellt.
Bis zum Bau des Messegeländes am Funkturm (1925) fanden hier Ausstellungen statt. Im 2. Weltkrieg wurde alles zerstört.
Bis zum Bau des Messegeländes am Funkturm (1925) fanden hier Ausstellungen statt. Im 2. Weltkrieg wurde alles zerstört.
Das Gebiet zwischen der Straße Alt Moabit
und der Spree ist das Moabiter Werder.
Nach dem Bau des Lehrter Bahnhofs (heute Hauptbahnhof) entstand auf dem Werder
ein Freilade- und Zollbahnhof, im 2. Weltkrieg weitgehend zerstört, bis nach
der Wiedervereinigung hauptsächlich als Lagerfläche genutzt.
Nach 1995 wurde im westlichen Teil des
Moabiter Werders (gegenüber dem Sitz des Bundespräsidenten, Schloss Bellevue)
eine Wohnanlage für Bundestagsabgeordnete und Bundesbedienstete, die „Schlange“
gebaut. Auf dem östlichen Abschnitt folgte 2010 bis 2014 der Neubau des Innenministeriums. Das erhalten
gebliebene Gebäude des ehemaligen Zollhauptamtes (in klassischer Buntsandstein-
und Ziegelstruktur) erhielt einen modernen Anbau (mit bunter Glasfassade) und
ist jetzt Polizei- und Feuerwehrwache.
Daneben steht das ehemalige Casino (Mitarbeiterkantine) des Packhofs, das jetzt
ein Gasthof mit Biergarten ist.
Bundesinnenministerium (34)
Die genaue Bezeichnung ist zurzeit „Bundesministerium des Inneren, für
Bau und Heimat“. Etwa 1.360 Mitarbeiter sind in dem Neubau.
Der Weg von der Straße Alt Moabit, hinter
dem ziemlich stark gesicherten Innenministerium entlang, stößt auf den Kanzlerpark, Teil des
Bundeskanzleramtes am nördlichen Spreeufer. Es ist eine ruhige Grünanlage. Nur
wenige gehen hier entlang. Das ändert sich, wenn man zum Biergarten Zollpackhof kommt. Hier ist Leben. Alle wollen in den
Biergarten. Wir wollten auch. Aber wir hatten nicht reserviert. Ein Gang durch
den Biergarten zeigte keinen ausreichend freien Platz (wir wollten schon mit
Abstand sitzen). Also versuchten wir es auf der Restaurant-Terrasse. Aber auch
hier, ohne Reservierung keine Chance. Also musste der hier geplante Abschluss
unseres Stadtspaziergangs ausfallen.
Kanzlerpark des Bundeskanzleramts (35)
I
n Auftrag gegeben hat den Neubau des Bundeskanzleramtes Bundeskanzler
Helmut Kohl. Bezogen hat ihn sein Nachfolger Gerhart Schröder 2001. Den
markanten Bau entworfen haben die Berliner Architekten Axel Schultes und
Charlotte Frank.
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Blick in den Kanzlerpark |
Das langgestreckte Bauensemble aus weißem Sichtbeton befindet sich auf
dem südlichen Spreeufer. Auf dem
Nordufer wird es mit dem Kanzlerpark und technischen Anlagen fortgesetzt, verbunden
mit einer doppelstöckigen Brücke.
Das Kanzleramt ist Teil der Bauten des „Band des Bundes“, zu dem das
Paul-Löbe-Haus und das Marie-Elisabeth-Lüders-Haus gehören. Südlich des Bandes
ist der Platz der Republik und der Reichstag. Nördlich befindet sich der Spreebogenpark.
Biergarten Zollpackhof (36)
Seit 2016 gibt es hier das Bier der Münchener Augustiner Brauerei in
einem Berliner Biergarten mit, so die eigene Beschreibung, 300-jähriger
Berliner Wirtshausgeschichte.
Vielleicht eine etwas weit gefasste Geschichte? Das Restaurant beruft
sich auf einen der ersten Siedler, Menard (oder Menadier), der an dem Ort eine Gastwirtschaft
mit Garten gegründet habe. Der, ein Hugenotte, erhielt 1698 einen Weinberg an der Stelle des heutigen Humboldthafens (also weiter nördlich, es ist der für den Humboldthafen abgetragene Weinberg) von
der kurfürstlichen Familie in Erbpacht und errichtete auf dem Gipfel ein
Ausflugslokal. Am Fuße des Weinbergs war ein weiteres Lokal, der „Sandkrug“,
allerdings an der heutigen Sandkrugbrücke, nördlich des Humbolthafens. Beides
etwas weiter vom Zollpackhof entfernt.
Nachdem wir also im Zollpackhof nicht
einkehren konnten (das nächste Mal werden wir reservieren), ging es in die Schlussetappe.
Es war nicht mehr weit. Nur noch vorbei an der Moltkebrücke und dem Cube zum Washingtonplatz und der Hauptbahnhof war erreicht.
Moltkebrücke (37)
Die auf der Brücke installierten bronzenen Schmuckelemente und
Laternen wurden 1942 abgebaut und eingeschmolzen. Wie viele Kirchenglocken, die im 2. Weltkrieg als kriegswichtiges Material abgegeben werden mussten und auf
den „Glockenfriedhöfen“ und dann in den Schmelzöfen landeten.
Cube Berlin (38)
Zum Schluss ein moderner Neubau. Der „cube berlin“ ist ein Bürogebäude
unmittelbar am Hauptbahnhof, erst im Februar dieses Jahres fertiggestellt.
Auffallend ist die nach innen geknickte Glasfassade, in der sich die Umgebung
spiegelt.
Vom Hauptbahnhof sind wir mit der S-Bahn
zur Friedrichstraße und von dort mit der S 1 nach Haus gefahren. In
Lichterfelde-West ist gleich neben dem S-Bahnhof auch ein schöner, kleinerer,
Biergarten. Das hätte der Ersatz für den – viel größeren – Biergarten
Zollpackhof sein können. Wenn der nicht auch schon voll besetzt gewesen wäre.
Trotzdem war es eine schöne Wanderung an einem schönen – fast zu warmen –
Sommertag mit einem Abschluss auf der Wohnungsterrasse.
Zu dem Bericht gibt es ein Fotoalbum