Charité und Lazarett
Berlin erkunden – Mitte-Nord
Juni 2020


Prenzlauer Berg ist zu einem Anziehungspunkt für „Neu“-Berliner geworden. Das haben wir bei unserem Stadtspaziergang durch den Bezirk erlebt: „Mauerpark und Bronzekopf Berlin erkunden – Prenzlauer Berg).


Jetzt wollten wir die Veränderungen rund um den Berliner Hauptbahnhof erkunden.

Routenplan mit Wegepunkten:

Die Wegepunkte entsprechen den Ziffern im Text
13 Kilometer


Die Stadttour geht durch die Ortsteile Mitte und Moabit. Moabit gehört zum ehemaligen Bezirk Tiergarten. Der wurde 2001 zusammen mit den ehemaligen Bezirken Wedding und dem Ostberliner Bezirk Mitte zum neuen Bezirk Mitte zusammengefasst.  

Mitte und Moabit im Bezirk Mitte

Moabit: 80.000 Einwohner. Der Name des Ortsteils geht auf die ersten Bewohner zurück, die Hugenotten. Sie nannten das Siedlungsgebiet „Terre de Moab“, in Anlehnung an das Alte Testament, in dem das Land der Moabiter als ein Zufluchtsort beschrieben wird. Die französischen Glaubensflüchtlinge wurden um 1700 von König Friedrich Wilhelm I. (König in Preußen) zwischen der Spree und dem heutigem Humboldthafen (der damals ein Weinberg war) angesiedelt. In seinem Auftrag sollten sie Maulbeerbäume für die Seidenraupenzucht anpflanzen. Das scheiterte allerdings an den sandigen Böden.

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erfolgten nördlich der Spree Industrieansiedlungen. Entscheidend war die Spree als Transportweg für Kohle und andere Industriegüter. 1861 erfolgte die Eingemeindung nach Berlin. Große Teile von Moabit sind ein traditionelles Arbeiterviertel.
Wir sind bei unserem Rundgang im östlichen Bereich von Moabit geblieben.

Mitte: 102.000 Einwohner. Der Ortsteil und ehemalige Ostberliner Bezirk Mitte liegt nördlich und südlich der Spree. Im Norden bildet der Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal die Grenze zwischen Mitte und Moabit. Der Kanal war auch die ehemalige Grenze zwischen Ost- und Westberlin.
Unser Rundgang ging durch den Teil des Bezirks nördlich der Spree und östlich des Berlin-Spandauer-Schifffahrtskanals.


Gestartet sind wir am S-Bahnhof Friedrichstraße (Anfahrt mit der S 1), sind eine große Schleife über Charité und Bundeswehrkrankenhaus, das neue Wohngebiet an der Heidestraße und den Kanzlerpark bis zum Hauptbahnhof gegangen (Rückfahrt über den S-Bahnhof Friedrichstraße mit der S 1), geplant 10,1 Kilometer.

                Die Erläuterungen zu den Tour-Stationen sind aus Wikipedia-                     und anderen Internet-Artikeln, ohne Zitierung im einzelnen.


Start: S-Bahnhof Friedrichstraße

Tränenpalast am Bahnhof Friedrichstraße
Gebaut wurde der Bahnhof im Jahr 1878 zusammen mit dem Bahnhof am Hackeschen Markt und den Mauer-Viadukten zwischen den beiden Bahnhöfen, über die die Bahnstrecke geführt wurde. Nach dem Mauerbau am 13. August 1961 wurde der Bahnhof in einen Teil für Ost- und einen Teil für Westzüge getrennt, damit die Ostberliner keinen Kontakt zum Westen und vor allem keine Fluchtmöglichkeiten hatten.
Wenn man von Westberlin in den Osten der Stadt wollte, wurde man durch die dunklen und erdrückenden Katakomben der unterirdischen Passierstelle geschickt. Ich erinnere mich noch daran.
Später wurde der „Tränenpalast“ (weil beim Abschied Tränen flossen) für die Abfertigung gebaut, eine Stahl-Glas-Konstruktion. Heute ist dort eine Ausstellung über den „Alltag der deutschen Teilung“.

Der Tränenpalast steht am Nordausgang des Bahnhofs Friedrichstraße.  Am südlichen Ausgang des S-Bahnhofs (am Übergang zur U-Bahn) sieht man seit 2008 das Denkmal von Frank Meister „Züge in das Leben“.

Denkmal „Züge in das Leben – Züge in den Tod: 1938 -1939“ (1)

Züge ins Leben - Züge in den Tod:
1938 - 1939
1938 und 1939, bis zum deutschen Überfall auf Polen am 1. September, war es noch möglich, dass jüdische Kinder der Naziverfolgung entgehen konnten. Etwa 10.000 Kinder aus Deutschland, Österreich, Tschechoslowakei und Polen konnten von dem britischen „Refugee Children´s Movement“ nach Großbritannien geholt werden. Es war die Reaktion auf die Novemberprogrome der Nazis („Kristallnacht“), in denen Synagogen, jüdische Wohnungen, Geschäfte und Friedhöfe zerstört wurden. Die britische Regierung ließ die Kinder einreisen. Die jüdische Gemeinde musste für Reise- und Unterkunftskosten aufkommen. Später sollten die Kinder mit ihren Eltern nach Palästina ausreisen. Doch die meisten Kinder sahen ihre Eltern nicht wieder. Sie wurden in den KZs ermordet.

Benannt ist die Friedrichstraße nach Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg, der sich ab 1701 Friedrich I. nannte, als „König in Preußen“. „Könige von Preußen“ durften sich erst seine Nachfahren nennen (siehe im Blog: Radreise nach Danzig - Zur Geschichte Danzig, Preußen, Polen).


Gleich gegenüber dem Bahnhof Friedrichstraße ist der Admiralspalast, ein Musik-Theater.

 Admiralspalast (2)

Admiralspalast an der Friedrichstraße
Entstanden ist er als „Gesundheitspalast“. 1867 wurde bei Bauarbeiten zufällig eine Solequelle entdeckt. Dafür wurde ein Badehaus gebaut, das „Admiralsgartenbad“. Admiralsgarten war der Name des bestehenden Biergartens wobei der Name „Zum Admiralsgarten" wohl wegen der Nähe zum Schiffbauerdamm an der Spree gewählt wurde. 1910 entstand daraus ein Vergnügungspalast mit Bädern, einer Eislaufbahn und Restaurants. Später wurde das Gebäude zu einem Operetten-Theater umgebaut. Es waren die „Goldenen Zwanziger Jahre“ des Wirtschaftsaufschwungs, die mit dem New Yorker Börsencrash 1929 endeten.
Den 2. Weltkrieg überstand das Haus weitgehend unzerstört. Wahrscheinlich deswegen wurde es als Ort für den erzwungenen Zusammenschluss von KPD und SPD zur SED am 22. April 1946 bestimmt.
Jetzt ist es wieder ein Musical-Theater. Im gleichen Gebäude ist das „Distel“-Kabarett.


Die Friedrichstraße führt auf die Weidendammer Brücke. Als die erste Brücke gebaut wurde (17. Jahrhundert als hölzerne Zugbrücke), war das Ufer der Spree noch mit Weiden bepflanzt. Sie verband die südlich der Spree gelegene historische Dorotheenstadt (dort wo der Admiralspalast steht) mit der nördlich der Spree gelegenen historischen Spandauer Vorstadt (nach dem Spandauer Tor benannt, dort wo die Neue Synagoge steht). Östlich der Friedrichstraße heißt die linke Uferstraße der Spree auch heute noch „Am Weidendamm“, westlich der Friedrichstraße ist es das Reichstagsufer. Am gegenüberliegenden Ufer ist der Schiffbauerdamm mit vielen Restaurants und dem Brecht-Theater.  

 Schiffbauerdamm (3)

Die Brandenburger Kurfürsten hatte für kurze Zeit große Schiffbaupläne. 1680 wurde in dem Bereich des heutigen Reichstagsufer ein Schiffbauhof (eine Werft) errichtet, auf dem auch Kriegsschiffe gebaut wurden. Ein Holländer war kurbrandenburgischer Marinedirektor. Zugang zur See hatte Brandenburg durch das Herzogtum Preußen (Ostpreußen), das 1618 durch Erbschaft zu den Brandenburger Hohenzollern kam. Dort hatten sie eigene Seestreitkräfte in der Ostsee, die aber schon 1711 von König Friedrich I. (Kurfürst Friedrich III.) aufgelöst wurden (das änderte sich später wieder, ab 1815).

Berliner Ensemble/Theater am Schiffbauerdamm (4)

Theater am Schiffbauerdamm
Das Berliner Ensemble wurde 1892 als „Neues Theater“ eröffnet. Ein Jahr später war hier die Uraufführung von Gerhart Hauptmanns Theaterstück „Die Weber“. Anfang des 20. Jahrhunderts war Max Reinhardt Theaterdirektor. Nach Ende des 2. Weltkriegs übernahmen Rudolf Platte und Fritz Wisten die Direktion.
Ab 1954 erhielten Helene Weigel und Berthold Brecht das Theater für das von ihnen gegründete Berliner Ensemble. Seit 1996 ist die von Rolf Hochhuth gegründete Holzapfel-Stiftung Eigentümer der Bühne.

Hinter dem Gebäude des Berliner Ensemble befand sich der „Alte Friedrichstadt-Palast“, der 1980 wegen baulicher Mängel geschlossen und 1985 abgerissen wurde.  Als Ersatz nahm 1984 in der Nähe der Neue Friedrichstadt-Palast seinen Spielbetrieb auf.

Der Platz vor dem Berliner Ensemble wurde nach Berthold Brecht benannt.

Ständige Vertretung (5)

Trabi-Werbung für die Bierbörse
Eine Kölsch-Kneipe für die aus Bonn „umgesiedelten“ Bundesbediensteten und mittlerweile eine bekannte „Institution“. Der Inhaber betrieb bis zum Umzug der meisten Ministerien von Bonn nach Berlin den Politiker-Treffpunkt „Schumann-Klause“ in Bonn. Nach vergeblichem Werben für die Beibehaltung Bonns als Bundes-Hauptstadt gründete er in Berlin seine Vertretung.
Eine Bierbörse gibt es im Nachbarlokal "Berliner Republik". Der Bierpreis schwankt entsprechend der Nachfrage nach den 18 Biersorten und man zahlt den angezeigten Preis zum Zeitpunkt der Bestellung. Wenn er danach sinkt - keine Nachfrage - hat man Pech und umgekehrt.

Marschallbrücke (6)

Wie die Weidendammer Brücke verband die Marschallbrücke die historische Dorotheenstadt mit dem nördlichen Spreeufer, zu Anfang als Fußgänger-Holzsteg. Eine richtige Brücke wurde 1820 als steinerne Brücke gebaut und nach dem Feldmarschall Blücher benannt (in der Schlacht bei Waterloo 1815 besiegte er Napoleon).


Die Brücke ist Bindeglied der Wilhelmstraße auf dem südlichen Ufer und der Luisenstraße auf der nördlichen Seite. Auf dem südlichen Spreeufer befinden sich der Reichstag und das Pendant zum Marie-Elisabeth-Lüders-Haus, das Jakob-Kaiser-Haus, beides Bundestagsgebäude mit Abgeordnetenbüros und Sitzungsräumen.

Marie-Elisabeth-Lüders-Haus (7)

Reichstags-Ensemble
vom Lüders-Haus gesehen
Bundestagsgebäude, nach der FDP-Bundestagsabgeordneten und Frauenrechtlerin Lüders (1878 – 1966) benannt. Sie war die erste Frau, die in Deutschland den Doktorgrad in Staatswissenschaften (Dr. rer. pol.) erwarb. 1918 war sie Gründungsmitglied der DDP (Deutsche Demokratische Partei, deren Mitglied auch der erste Bundespräsident Theodor Heuss war).


Haus der Bundespressekonferenz (8)
Anders als in vielen Staaten wird die Pressekonferenz nicht von der Regierung, sondern von einem eigenständigen Verein von Journalisten organisiert. Dem Verein gehört das Haus der Bundespressekonferenz.


Nach dem Haus der Bundespressekonferenz gehen wir weiter entlang der Spree und queren die Reinhardstraße. An dem anderen Spreeufer ist die Straße nach dem ersten Bundeskanzler Konrad Adenauer benannt. Dazwischen liegt die Spree mit der Kronprinzenbrücke. Die Bundespressekonferenz liegt noch am Schiffbauerdamm. Danach beginnt das Kapelle-Ufer, seit 1951 nach einem kommunistischen Widerstandskämpfer benannt.

BMW Foundation Herbert Quandt (9)

Die Stiftung tritt für die gesellschaftliche Verantwortung von Führungspersönlichkeiten ein. Sie unterstützt die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen. Benannt ist sie nach Herbert Quandt (1910 – 1982), Mehrheitseigentümer u.a. von BMW.

Haus der BMW Foudation
Herbert Quandt´s Halbbruder war Harald Quandt, dessen Mutter nach der Scheidung in der Nazi-Zeit mit Propagandaminister Joseph Goebbels verheiratet war (die sich und ihre sechs Kinder nach dem Scheitern der Nazis umbrachten).
Die Vorfahren der Quandts kamen um 1700 in das brandenburgische Pritzwalk. In der Zeit förderte das Kurfürstentum die Ansiedlung auswärtiger Siedler. Der erste Quandt heiratete in eine Tuchmanufaktur ein, die u.a. Uniformen für die Armee herstellte. Im 1. Weltkrieg und in der Weimarer Zeit erwarben die Nachfahren zahlreiche Firmenbeteiligungen und schufen eines der größten Firmenvermögen der damaligen Zeit. In der Zeit des Nationalsozialismus wurden sie zu einem der großen Rüstungs- und Industrieproduzenten.
Die Erben halten ein breites Spektrum an Industriebeteiligungen, u.a. an BMW.

Bundesministerium für Bildung und Forschung (10)

Neubau von 2014 für den Berliner Standort. Der erste Dienstsitz ist in Bonn. Sechs Ministerien haben aufgrund des Berlin/Bonn-Gesetztes nach dem Umzug der Bundesregierung nach Berlin noch ihren Sitz in Bonn. Die Diskussion, alle Ministerien in Berlin zu haben, flammt immer wieder auf, eine Entscheidung ist nicht in Sicht.

Futurium (11)


Eine der jüngsten Wissenschaftseinrichtungen in Berlin. 2019 wurde das Haus eröffnet, das der Präsentation und dem Dialog von Wissenschaft und Forschung dienen soll. Träger sind die Bundesregierung und mehrere Wirtschaftsunternehmen und Stiftungen.


Nach dem Futurium verlassen wir die Spree und folgen dem Ufer des Berlin-Spandauer-Schifffahrtskanal.

Futurium und Hauptbahnhof
 am Spreebogen
Gleich zu Anfang ist er ehemalige Humboldthafen, der mit dem Kanal entstand. Das Hafenbecken wurde 1848 von Peter Josef Lenné (General-Gartendirektor der königlichen-preußischen Gärten, der auch Stadtplanung „konnte“) entworfen und nach dem Naturforscher Alexander von Humboldt benannt. Ein dort zuvor bestehender Weinberg wurde abgetragen.

Der Weinberg gehörte ab dem 17. Jahrhundert den Brandenburger Kurfürsten. Kurfürst Friedrich Wilhelm hatte ihn von der Familie Eisleben erworben. Agricola Eisleben, Generalsuperintendent und ein Mitarbeiter Martin Luthers, besaß den Weinberg seit dem 16. Jahrhundert.

Charité: Friedrich Kraus 
(1858 - 1936)
Wegbereiter der modernen 
Herz-Kreislauf-Diagnostik.
Der Hafenbetrieb wurde nach dem 2. Weltkrieg eingestellt und nach der Wende wurde das Gebiet um den Hafen und den Hauptstadtbahnhof für Büro- und Hotelbauten erschlossen. 2015 wurde ein erstes Bürogebäude am Alexanderufer, zwischen Humboldthafen/Bahnanlagen und der Spree bezogen. Inzwischen ist alles bebaut.

Gegenüber, am südlichen Ufer des Spreebogens, ist der Spreebogenpark entstanden, an dem das Bundeskanzleramt und der Bundestagsbau Paul-Löbe-Haus liegen. Etwas einsam steht dort auch die Schweizer Botschaft, die den 2. Weltkrieg überdauert hat. Die Bundesregierung hätte das Botschaftsgelände gern gekauft. Der Naziregierung wäre es fast gelungen, die seit 1919 dort residierenden Schweizer in das Botschaftsviertel im Tiergarten zu verlegen. Eine Fliegerbombe zerstörte aber den dortigen Neubau und damit war der Umzug erledigt.

Der von der Spree abgehende Berlin-Spandauer-Schifffahrtskanal verbindet die Berliner Flüsse Havel und Spree.  Hinter Spandau, kurz vor dem Tegeler See trifft der Kanal auf die Havel. Er wurde von 1848 bis 1859 nach Plänen von Joseph Lenné gebaut. Spandau war da noch eine selbständige Stadt (1920 mit dem Groß-Berlin Gesetz eingemeindet). An dem Kanal liegen der Humboldthafen (heute nur noch ein Wasserbecken), Nordhafen (1966 
Charité: Rudolf Virchow (1821 - 1902)
Begründer der modernen Sozialhygenie. 
Leiter des ersten Pathologischen Instituts.
stillgelegt) und der Westhafen (der noch in Betrieb ist). Gebaut wurde der Kanal um den gewundenen Verlauf der Spree zu umgehen und den Wasserweg zu verkürzen. Am Nordhafen mündet die Panke, neben Havel und Spree der dritte Stadtfluss, in die Spree.

Die „alte“ Panke, heute dieSüdpanke“ floss ursprünglich am Bertolt-Brecht-Platz in die Spree. Beim Bau der Mauer wurde der Fluss an der Chausseestraße abgesperrt und das Panke-Wasser fließt seitdem am Nordhafen in den Berlin-Spandauer-Schifffahrtskanal.

Das Panke-Flussbett vom Nordhafen bis zur Chausseestraße ist der 1705 angelegte Schönhauser Kanal. Der Kanal beginnt an der Spree oberhalb der Kronprinzen-Brücke. Der später gebaute Berlin-Spandauer-Schifffahrtskanal ist von der Spree bis zum Nordhafen im Bett des alten Schönhauser Kanals gebaut worden.

Gebaut wurde der Schönhauser Kanal auf Weisung des Hohenzollern Kurfürsten Friedrich III. (der spätere König in Preußen Friedrich I.). Der hatte 1691 das Schloss Schönhausen an der Panke (im heutigen Bezirk Pankow) erworben und wollte es von seinen anderen Schlössern per Schiff
Charité: 
Ernst von Leyden (1832 - 1920)
Gründer der ersten Krebsabteilung.
erreichen. Statt mit der Kutsche über die sandigen und staubigen Landstraßen „zu rumpeln“, wollte er sich lieber auf dem Wasser treideln lassen. Pferde zogen die Treckschuten, flache Holzboote nach niederländischem Vorbild.
Allerdings wurde der Kanal nicht zu Ende gebaut.  Sein Nachfolger Friedrich Wilhelm I. hatte kein Interesse an dem Schloss. Später wohnte die Frau von Friedrich II. im Schloss Schönhausen und Friedrich der Große hatte wenig Neigung, seine Frau dort zu besuchen. Er starb auch kinderlos.



Östlich des Humboldthafens sind die Gebäude der Charité, eine große Anlage, fast eine Stadt in der Stadt. Der ganze Komplex ist frei zugänglich. Wir sind etwas kreuz und quer gegangen, um uns die Gebäude anzusehen.
An den Wegen erinnern Denkmäler an herausragende Ärzte der Charité (hier ist nur eine zufällige Auswahl abgebildet).

Charitè (13)

Die Charité – französisch für Nächstenliebe, Barmherzigkeit, Karitas – ist das älteste Krankenhaus Berlins. Die Gründung geht auf eine Order des preußischen Königs Friedrich I. von 1709 zur Einrichtung von „Lazareth-Häusern“ außerhalb der Stadt zurück. Die Große
Charité: 
Otto Heubner (1843 - 1926)
Begründer der modernen 
Kinderheilkunde.

Pestepidemie in Osteuropa hatte schon das Königreich Preußen teilweise entvölkert und bedrohte auch die Mark Brandenburg. Allerdings wurde die Vorsorge nicht benötigt, die Pest-Welle kam nur bis zur Uckermark und verschonte Berlin.

Eine Parallele zur damaligen Pest-Epidemie kann in der derzeitigen Corona-Epidemie gesehen werden. Der Corona-Ausbruch ist in Berlin nicht so stark geworden, so dass das vorsorglich eingerichtete Corona-Krankenhaus auf dem Messegelände nicht genutzt werden muss, was hoffentlich so bleibt.

Das für Pestkranke nicht benötigte Lazarett wurde zunächst als Armen- und Arbeitshaus für Arme und Bettler und als Garnisonslazarett genutzt. 1727 wurde das Armen- und Arbeitshaus in ein Bürgerhospital umgewandelt und als Name der Einrichtung „Charité“ bestimmt. Eine Station war kranken Soldaten vorbehalten.

1724 wird ein „Collegium medico-chirogicum“ mit sechs Professorenstellen eingerichtet. Zwei Jahre später wird die Charité auch eine Institution für die praktische Ausbildung von Ärzten, sie wird „Heil- und Lehranstalt“. Die Gründe für diese Weiterentwicklungen waren aber zunächst weniger humanitäre als vielmehr militärische Überlegungen. König Friedrich Wilhelm I. („Soldatenkönig“, er baute das preußische Heer auf) musste feststellen, dass er jedes Jahr etwa 20 % seiner Soldaten durch Krankheit und Alter verlor. Er brauchte darum gut ausgebildete Militärärzte.

Charité:
Friedrich Althoff (1839 - 19o8)
Gestaltete die
preußische Hochschulpolitik.
Anfang des 19. Jahrhunderts wurde eine eigenständige medizinische Fakultät der neu gegründeten Universität Berlin eingerichtet. Die Charité bildete fortan die Militärärzte und Militärchirurgen aus. In der Universität fand die Ausbildung der zivilen Medizinstudenten statt. Die Trennung wurde aber nach und nach aufgegeben, als die Universität eigene Kliniken auf dem Charité-Gelände baute.

Durch zahlreiche herausragende Ärzte und Wissenschaftler erreichte die Charité internationale Anerkennung. Straßen und Denkmäler in der Charité erinnern daran.

1977 bis 1982 wurde das 21-geschossige und von weitem sichtbare Bettenhaus gebaut.

Wegen der Teilung Berlins wurde in Westberlin die Universitätsmedizin im Rudolf-Virchow-Krankenhaus in Wedding konzentriert. Nach der Wiedervereinigung wurden das Virchow-Krankenhaus und die Charité-Kliniken in Ostberlin sowie die Benjamin-Franklin-Klinik in Lichterfelde unter dem Dach der Charité zusammengeführt (die private Helios-Klinik in Berlin-Buch gehört als Lehrbetrieb dazu).
Am Karlsplatz: 
Albrecht von Graefe (1828 - 1870)
Mitbegründer der modernen 
Augenheilkkunde



Die Charité ist (2019) mit über 3.000 Betten, 290 Professoren und mehr als 8.000 Studenten eine der größten Universitätskliniken in Europa.

Die Präparatensammlung Rudolf Virchow‘s bildete die Grundlage für das 1899 gegründete Medizinhistorische Museum.  Ab 1914 war es auch für Laien zugänglich. Nach der Wiedervereinigung wurde es 1998 wiedereröffnet. Zurzeit ist es wegen Modernisierung geschlossen. Wir haben es für einen späteren Besuch vorgemerkt. Es muss sehr interessant sein.


Wir gehen auf der Hauptachse (Virchowweg) durch das Charité Areal zum Karlsplatz (14) und von dort die Luisenstraße nach Norden zurück bis zur Invalidenstraße. Die Luisenstraße ist teilweise die östliche Grenze der Charité. Im nördlichen Bereich sind Charité-Gebäude an beiden Straßenseiten, u.a. das Bettenhochhaus (16) mit einer Verbindungsbrücke über der Straße.
Vor der Invalidenstraße erinnert der Robert-Koch-Platz an den Begründer der modernen Bakteriologie und Mikrobiologie.

Humboldtuniversität (15)
Die Humboldtuniversität hat an der Luisenstraße eine ihrer Zentraleinrichtungen, die  „Graduate School“, eingerichtet, mit der die verschiedenen Promotionsprogramme
Robert Koch (1843 - 1910)
Entdeckte den Tuberkulose-Erreger.
Nobelpreisträger.
koordiniert werden. Das frühklassizistische Gebäude wurde Ende des 18. Jahrhunderts  für die Königliche Tierarzneischule gebaut.
Hinter dem Gebäude ist das zur Tierarzneischule gehörende „Anatomische Theater“.  Der Kuppelbau wurde von Carl Gotthard Langhans gebaut (u.a. auch das Brandenburger Tor).
Die königliche Order von 1787 verfügte den Bau, weil „der Schaden, der aus Mangel an guten Ross- und Viehärzten entstanden, für das Land und die Cavallerie von allertraurigsten Folgen“ sei. Also auch hier vornehmlich ein militärischer Grund.


Die Invalidenstraße geht auf das Invalidenhaus zurück, das Mitte des 18. Jahrhunderts an der damaligen Spandauer Heerstraße gebaut worden war. Das Gebiet lag außerhalb der Stadtgrenze und war weitgehend unerschlossen. In der Nachbarschaft wurde die Preußische Eisengießerei angesiedelt. Erst als die ein Jahrhundert später geschlossen wurde, erfolgte eine Aufwertung der Straße durch öffentliche Bauten wie das Museum für Naturkunde.


Museum für Naturkunde (18)
Naturkundemuseum
Das Museum ist neben dem Senckenbergmuseum in Frankfurt und dem Museum Alexander Koenig in Bonn eines der  größten Naturkundemuseen in Deutschland mit mehr als 30 Millionen Exponaten.
Das Museum geht auf die Gründung der Berliner Universität, der heutigen Humboldt-Universität, zurück. Ursprünglich war die Sammlung im Hauptgebäude Unter den Linden untergebracht.

1889 wurde auf dem Gelände der ehemaligen Preußischen Eisengießerei an der Invalidenstraße ein Neubau fertiggestellt und das Geologische Museum, das Mineralogische Museum und das Zoologische Museum zusammengefasst.
2005 wurde das Skelett eines Dinosauriers im Lichthof aufgestellt. Es wurde in Tansania (damals Kolonie Deutsch-Ostafrika) gefunden. 

Bundesministerium für Verkehr (19)

Bundesministerium für Verkehr
Das Museum für Naturkunde war das dritte Gebäude auf dem Gelände der ehemaligen Königlich Preußischen Eisengießerei. Zuvor wurden die Gebäude für die Landwirtschaftliche Hochschule (17) (1880 fertiggestellt, heute Institut für Biophysik der Humboldt-Universität) und für die Geologische Landesanstalt (1878 fertiggestellt, heute Bundesministerium für Verkehr) errichtet. 

Die Bauten erfolgten, nachdem 1871 das Kaiserreich gegründet worden war.  Der Preußische König wurde Deutscher Kaiser.

Die Königlich Preußische Eisengießerei wurde 1804 gegründet und Ende des 19. Jahrhunderts aufgelöst. In der Gießerei wurden große Denkmäler wie das „Nationaldenkmal für die Befreiungskriege“ (gegen Napoleon) auf dem Kreuzberg im gleichnamigen Berliner Bezirk und kleinere Teile wie das „Eiserne Kreuz“ gegossen.  
Wenig erfolgreich war der Einstieg in den Lokomotivenbau. In der Gießerei wurden die ersten beiden deutschen Dampflokomotiven gebaut (1816 und 1817). Konstruiert wurden sie nach englischem Vorbild. Dazu wurden zwei Beamte nach England geschickt, die die dort gebauten Lokomotiven ausspionierten. Die abgeändert in Berlin nachgebauten „Dampfwagen“ wurden zerlegt und in dem Kohlerevieren Oberschlesien bzw.  an der Saar wieder zusammengesetzt. Zum Einsatz kamen beide Lokomotiven nie. Sie erreichten die gedachte Leistung nicht, die Konstruktionen waren fehlerhaft.

Die Preußische Geologische Lehranstalt hatte die geologische Untersuchung und Kartografierung Preußens als Aufgabe. Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur hat in dem Gebäude der ehemaligen Geologischen Lehranstalt seinen 1. Dienstsitz. Ein 2. Dienstsitz ist in Bonn verblieben.

Invalidenpark (20)

Invalidenpark
Nach dem Ende des Zweiten Schlesischen Krieges (nach dem Ersten Schlesischen Krieg hatte Friedrich II. der Große das österreichische Schlesien annektiert) ließ Friedrich II. das Invalidenhaus (damals) vor den Toren Berlins (und ein weiteres in Stolp in  Pommern) errichten. Die hohen Versehrtenzahlen der beiden Schlesischen Kriege waren wohl der Anlass. 1748 wurde das Haus für „ausgediente und kriegsinvalide“  Soldaten bezogen. Damals gab es den benachbarten Berlin-Spandauer-Schifffahrtskanal noch nicht. Die Charité in der Nähe war schon gegründet und war wohl für die Standortwahl wichtig.

Zur Finanzierung war das Invalidenhaus mit umfangreichem Landbesitz und Bargeld ausgestattet worden. Die Ländereien mussten aber wohl erst kultiviert werden. Jedenfalls hieß die Gegend im Volksmund „Sahara“, was auf eine sandige Landschaft schließen lässt. Der heutige Invalidenpark diente den Bewohnern des Invalidenhauses als Nutzgarten für die Selbstversorgung.

Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (21)

Bundesministerium
für Wirtschaft und Energie
Das Ministerium nutzt die erhaltenen Gebäudeteile des ehemaligen Invalidenhauses und der ehemaligen Kaiser-Wilhelm-Akademie an der Invalidenstraße.

Das Invalidenhaus von 1748 hatte Platz für 631 Personen. Vier ledige Soldaten  und eine verheiratete Soldaten und dessen Frau teilten sich ein Zimmer und eine Kammer (die Frau des verheirateten Soldaten sollte alle versorgen?).

Um 1900 wurde vor dem Invalidenhaus die militärärztliche Kaiser-Wilhelm-Akademie gebaut. Sie war neben der Charité die zweite chirurgische Schule in Berlin.

1938 wurde die Akademie erweitert und die Räume des Invalidenhauses einbezogen. Für die Insassen des Invalidenhauses wurde am Stadtrand von Berlin die Invalidensiedlung in Berlin-Frohnau gebaut. Die DDR nutzte Teile der Akademie als Regierungskrankenhaus.

 Invalidenfriedhof (23)

Eine der noch erhaltenen Grabstätten
Nördlich des Invalidenhauses wurde ein Begräbnisplatz angelegt. Er gehört zu den ältesten Friedhöfen Berlins.

Nach den Plänen von Friedrich Schinkel und Peter Josef Lenné sollte ein Ehrenfriedhof für die Gefallenen der Befreiungskriege (gegen Napoleon) auf dem Invalidenfriedhof angelegt werden. Die Pläne scheiterten.

Nur wenige, dafür aber präsentable Grabmäler entstanden. So die Grabstätte für den Heeresreformer Gerhard von Scharnhorst. Nach dem 1. Weltkrieg wurde der Leichnam des legendären Jagdfliegers Manfred von Richthofen auf den Invalidenfriedhof umgebettet.

Durch den Bau der Berliner Mauer 1961 wurden große Teile des Invalidenfriedhofs zerstört. Auf die Friedhofsmauer von 1902 wurde als vordere Grenzmauer ein Zaun aufgesetzt. Durch die Grabfelder wurde der Grenzstreifen mit der Hinterlandmauer angelegt.

Teile der Hinterlandmauer sind bei der Restaurierung der Friedhofsanlage stehen gelassen worden. An die 1967 gesprengte Invalidenkirche erinnert ein Glockenturm.

Gedenkstätte Günter Litfin (24)

Mauer-Wachturm
mit der Erinnerung an den
erschossenen Günter Litfin
An einem erhaltenen Mauer-Wachturm hinter dem Invalidenfriedhof wird an den ersten getöteten DDR-Flüchtling nach dem Bau der Mauer erinnert. Günter Litfin war einer von etwa 80.000 Berlinern, die bis zum Bau der Mauer täglich zwischen Arbeits- und Wohnort über die Sektorengrenze pendelten. Er wohnte im Ostberliner Bezirk Weißensee und arbeitete im Westberliner Bezirk Charlottenburg. Nach dem Mauerbau war das nicht mehr möglich. Litfin wollte am Humboldthafen schwimmend die Westgrenze erreichen. Posten entdeckten ihn und erschossen ihn. Nach der Wiedervereinigung wurde der Todesschütze 1997 wegen Totschlags verurteilt.


Vom Invalidenfriedhof gehen wir über die parallel zum Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal verlaufende Scharnhorststraße Richtung Nordhafen. Beiderseits der Straße ist militärischer Sicherheitsbereich des Bundeswehrkrankenhauses. Fotografieren verboten. Die Militärpolizei hat tatsächlich darauf bestanden, dass ich ein Foto des Krankenhauses lösche. Nur gut, dass es eine digitale Kamera war. Bei einem alten Fotoapparat mit Zelluloidfilm wären alle Fotos dahin. Vielleicht hätte ich dann die Sinnhaftigkeit diskutieren wollen. Aber so. Halt ein Foto weniger. So schön ist das Gebäude ja auch nicht.

Bundeswehrkrankenhaus (25)

Mitte des 19. Jahrhunderts wurde es als Garnisonslazarett gebaut. 1990 übernahm die Bundeswehr das Krankenhaus von der Volkspolizei der DDR.

Nordhafenpark (26)

Wohnen am Kanal
Mit dem Berlin-Spandauer-Schifffahrtskanal wurde der Nordhafen für das Industriegebiet angelegt, das um den Hamburger Bahnhof (heute Museum, s.u.) und den Lehrter Bahnhof (heute der Hauptbahnhof) entstand.
Nach dem 2. Weltkrieg wurde der Hafen wegen der nahen Sektorengrenze stillgelegt (endgültig 1966). Die Hafenanlagen wurden als Naherholungsgebiet umgestaltet.


Am Nordhafenpark wechseln wir auf die andere Seite des Kanals und gehen an der Heidestraße durch eines der großen Neubau-Areale zurück in Richtung Mitte. Dort war, bedingt durch die Randlage in Westberlin, eine große Industrie- und Gewerbebrache. Heute ist die Gegend nicht wiederzuerkennen. Große Wohnungsneubauten, schon bezogen, teilweise im Bau. Architektonisch interessante Bürogebäude. Baukräne wie nach der Wende in Mitte.

Quartier Heidestraße (28)
50Hertz-Bürogebäude
„QH“ – Quartier Heidestraße und „Europacity“ sind die Quartiersbezeichnungen. Rund 3.000 Wohnungen sollen es einmal werden und 16.500 Menschen hier arbeiten. Total (französischer Mineralölkonzern), 50Hertz (Stromnetz), die Prüfungsgesellschaften PwC und KPMG sind schon da. SAP soll mit einem Campus folgen.


Noch ist alles im Entstehen. Das Wohnen zwischen den Baustellen ist sicher nicht ganz so schön. Aber wenn einmal auch Nahversorger und Restaurants eingezogen sind, ist das ein interessantes Wohnquartier am Berlin-Spandauer-Schifffahrtskanal.

Noch aber ist es laut an der Heidestraße, die als Bundesstraße (B96) eine viel befahrene Ausfallstraße ist. Wir wollten irgendwo eine Pause machen. Aber Restaurants gibt es dort noch keine. Der Weg zog sich ganz schön hin, bis wir hinter dem Hamburger Bahnhof in dem neuen Restaurant eine Pause einlegen konnten. Inmitten der aktuellen Ausstellung der Malerin Katharina Grosse. Sie hat den Außenbereich der Lockhalle in ihre farbige Gestaltung mit einbezogen (29).

Hamburger Bahnhof (31)

Ausstellung  von Katharna Grosse
vor und in der Lokhalle
Heute Museum für Gegenwart und Teil der Berliner Nationalgalerie neben der „Alten Nationalgalerie“ auf der Museumsinsel, der „Neuen Nationalgalerie“ am Kulturforum und dem „Museum Berggruen“ in Charlottenburg.
Das Empfangsgebäude und die Lockhalle wurden 2004 mit einer dahinter liegenden Speditionshalle für eine Dauerleihgabe von Friedrich Christian Flick verbunden. Die Halle ist aber nur angemietet und der 2021 endende Vertrag nicht verlängerbar (der Eigentümer plant den Abriss und Neubebauung). Mit der Folge, dass Flick seine Leihgabe zurücknimmt.

Der Eigentümer der Speditionshalle ist eine österreichische Immobiliengesellschaft. Gekauft hat sie die seit 2004 als Ausstellungsraum genutzte Halle 2007 von der Deutschen Bahn. Warum hat das Land Berlin nicht gekauft? Die Flick-Sammlung wäre Berlin erhalten geblieben.

Hamburger Bahnhof
Das Haupthaus des Museums ist das spätklassizistische, ehemalige Empfangs-gebäude des Hamburger Bahnhofs. Es ist das einzige noch erhaltene Bahnhofsgebäude der alten Berliner Kopfbahnhöfe. Gebaut wurde der Bahnhof in den 1840er Jahren. Zuvor wurde 1841 der Staatsvertrag zwischen Berlin und Hamburg für den Bau der Eisenbahnlinie zwischen den beiden Städten abgeschlossen. Der Personenverkehr wurde bereits 1884 wieder eingestellt und auf den benachbarten Lehrter Bahnhof (heute Hauptbahnhof) verlagert.
Die Gleisanlagen wurden bis in die 1980er Jahre als Güterbahnhof genutzt. Im Empfangsgebäude wurde 1906 ein Königliches Bau- und Verkehrsmuseum eröffnet. Im 2. Weltkrieg wurde das Gebäude stark beschädigt und nach dem Krieg geschlossen. 1996 wurde in dem Gebäude das Museum der Gegenwart eröffnet.


Wir sind wieder auf der Invalidenstraße und gehen sie hinunter bis zum Geschichtspark Ehem. Zellengefängnis. Danach verlassen wir die  Invalidenstraße, gehen unter den Gleisanlagen des Hauptbahnhofes hindurch und erreichen die Hotel-Neubauten vor dem Hauptbahnhof auf der einen Seite und das ehemalige ULAP-Gelände auf der anderen Straßenseite.

Geschichtspark Ehemaliges Zellengefängnis Moabit (32)

Skizze des ehemaligen Zellengefängnis
Hinter einer roten Backstein-mauer versteckt sich ein idyllischer Park. Nur wenige Besucher finden offensichtlich den kleinen Einlass in der Mauer.
Einst stand hier das 1840 errichtete „Preußische Mustergefängnis Moabit“. Es war damals ein besonders modernes Gefängnis, weil die Gefangenen in Einzelzellen untergebracht wurden.
Nach dem Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 wurden mehrere der Widerstandskämpfer hier eingesperrt.
Ende der 1950er Jahre wurde das Zellengefängnis abgerissen, 2006 der Park eröffnet.

ULAP Park (33)

ULAP - Universum-Landes-Ausstellungs-Park bezeichnet eine frühe Gewerbeausstellung, die 1879 auf dem Dreieck zwischen den Gleisanlagen und der Straße Alt Moabit eröffnet wurde. Werner Siemens (damals noch nicht "von") stellte die erste elektrisch betriebene Eisenbahn der Firma Siemens & Halske vor. Die erhalten gebliebene Lokomotive steht im Deutschen Museum in München, eine Kopie ist im Berliner Technikmuseum ausgestellt.
Bis zum Bau des Messegeländes am Funkturm (1925) fanden hier Ausstellungen statt. Im 2. Weltkrieg wurde alles zerstört.


Das Gebiet zwischen der Straße Alt Moabit und der Spree ist das Moabiter Werder. Nach dem Bau des Lehrter Bahnhofs (heute Hauptbahnhof) entstand auf dem Werder ein Freilade- und Zollbahnhof, im 2. Weltkrieg weitgehend zerstört, bis nach der Wiedervereinigung hauptsächlich als Lagerfläche genutzt.

Nach 1995 wurde im westlichen Teil des Moabiter Werders (gegenüber dem Sitz des Bundespräsidenten, Schloss Bellevue) eine Wohnanlage für Bundestagsabgeordnete und Bundesbedienstete, die „Schlange“ gebaut. Auf dem östlichen Abschnitt folgte 2010 bis 2014 der Neubau des Innenministeriums. Das erhalten gebliebene Gebäude des ehemaligen Zollhauptamtes (in klassischer Buntsandstein- und Ziegelstruktur) erhielt einen modernen Anbau (mit bunter Glasfassade) und ist jetzt Polizei- und Feuerwehrwache. Daneben steht das ehemalige Casino (Mitarbeiterkantine) des Packhofs, das jetzt ein Gasthof mit Biergarten ist.

Bundesinnenministerium (34)

Die genaue Bezeichnung ist zurzeit „Bundesministerium des Inneren, für Bau und Heimat“. Etwa 1.360 Mitarbeiter sind in dem Neubau.


Der Weg von der Straße Alt Moabit, hinter dem ziemlich stark gesicherten Innenministerium entlang, stößt auf den Kanzlerpark, Teil des Bundeskanzleramtes am nördlichen Spreeufer. Es ist eine ruhige Grünanlage. Nur wenige gehen hier entlang. Das ändert sich, wenn man zum Biergarten Zollpackhof kommt. Hier ist Leben. Alle wollen in den Biergarten. Wir wollten auch. Aber wir hatten nicht reserviert. Ein Gang durch den Biergarten zeigte keinen ausreichend freien Platz (wir wollten schon mit Abstand sitzen). Also versuchten wir es auf der Restaurant-Terrasse. Aber auch hier, ohne Reservierung keine Chance. Also musste der hier geplante Abschluss unseres Stadtspaziergangs ausfallen.

Kanzlerpark des Bundeskanzleramts (35)

I
Blick in den Kanzlerpark
n Auftrag gegeben hat den Neubau des Bundeskanzleramtes Bundeskanzler Helmut Kohl. Bezogen hat ihn sein Nachfolger Gerhart Schröder 2001. Den markanten Bau entworfen haben die Berliner Architekten Axel Schultes und Charlotte Frank.
Das langgestreckte Bauensemble aus weißem Sichtbeton befindet sich auf dem südlichen Spreeufer.  Auf dem Nordufer wird es mit dem Kanzlerpark und technischen Anlagen fortgesetzt, verbunden mit einer doppelstöckigen Brücke.
Das Kanzleramt ist Teil der Bauten des „Band des Bundes“, zu dem das Paul-Löbe-Haus und das Marie-Elisabeth-Lüders-Haus gehören. Südlich des Bandes ist der Platz der Republik und der Reichstag. Nördlich befindet sich der Spreebogenpark.

Biergarten Zollpackhof (36)

Seit 2016 gibt es hier das Bier der Münchener Augustiner Brauerei in einem Berliner Biergarten mit, so die eigene Beschreibung, 300-jähriger Berliner Wirtshausgeschichte.
Vielleicht eine etwas weit gefasste Geschichte? Das Restaurant beruft sich auf einen der ersten Siedler, Menard (oder Menadier), der an dem Ort eine Gastwirtschaft mit Garten gegründet habe. Der, ein Hugenotte, erhielt 1698 einen Weinberg an der Stelle des heutigen Humboldthafens (also weiter nördlich, es ist der für den Humboldthafen abgetragene Weinberg) von der kurfürstlichen Familie in Erbpacht und errichtete auf dem Gipfel ein Ausflugslokal. Am Fuße des Weinbergs war ein weiteres Lokal, der „Sandkrug“, allerdings an der heutigen Sandkrugbrücke, nördlich des Humbolthafens. Beides etwas weiter vom Zollpackhof entfernt.


Nachdem wir also im Zollpackhof nicht einkehren konnten (das nächste Mal werden wir reservieren), ging es in die Schlussetappe. Es war nicht mehr weit. Nur noch vorbei an der Moltkebrücke und dem Cube zum Washingtonplatz und der Hauptbahnhof war erreicht.

Moltkebrücke (37)

Auf die Brücke führt die Straße Alt Moabit. Hinter der Brücke erinnert die Straße an Willy Brandt. Gebaut wurde die Brücke Ende des 19. Jahrhunderts und der Namensgeber war der Chef des Preußischen Generalstabs Helmuth von Moltke, der in dem Jahr der Fertigstellung (1891) gestorben war.
Die auf der Brücke installierten bronzenen Schmuckelemente und Laternen wurden 1942 abgebaut und eingeschmolzen. Wie viele Kirchenglocken, die im 2. Weltkrieg als kriegswichtiges Material abgegeben werden mussten und  auf den „Glockenfriedhöfen“ und dann in den Schmelzöfen landeten.

Cube Berlin (38)

Zum Schluss ein moderner Neubau. Der „cube berlin“ ist ein Bürogebäude unmittelbar am Hauptbahnhof, erst im Februar dieses Jahres fertiggestellt. Auffallend ist die nach innen geknickte Glasfassade, in der sich die Umgebung spiegelt.

cube berlin


Vom Hauptbahnhof sind wir mit der S-Bahn zur Friedrichstraße und von dort mit der S 1 nach Haus gefahren. In Lichterfelde-West ist gleich neben dem S-Bahnhof auch ein schöner, kleinerer, Biergarten. Das hätte der Ersatz für den – viel größeren – Biergarten Zollpackhof sein können. Wenn der nicht auch schon voll besetzt gewesen wäre. Trotzdem war es eine schöne Wanderung an einem schönen – fast zu warmen – Sommertag mit einem Abschluss auf der Wohnungsterrasse.




Zu dem Bericht gibt es ein Fotoalbum