Höhlendorf und Französische Küche
Rundwanderung Las Carboneras und Chinamada
8 km, 690 m Aufstieg, 960 m
Abstieg (jew. Summarisch)
Dezember 2017
Ein Foto-Bericht der Wanderung im Dezmber 2018 kann über folgenden Link abgerufen werden:
🔄Link: Chinamada
Fahrt in das Anaga-Gebirge mit dem PKW von Puerto de la Cruz über La
Laguna und Las Mercedes, vorbei am Cruz del Carmen bis Las Carbonderas. Man
muss 1 Fahrstunde rechnen. Kurvenreiche Strecke durch das Anaga-Gebirge.
Das Anaga Gebirge liegt auf
den Gemeindegebieten von Santa Cruz, La Laguna und Teguesste. Größter Ort im
Anaga-Gebirge mit rund 700 Einwohnern ist Taganana, zu Santa Cruz gehörend.

Entstanden ist das Gebirge vor etwa sieben bis neun Millionen Jahren durch vulkanische Aktivitäten, wie die gesamte Insel. Älter ist mit 17 Millionen
Jahren das Teno-Gebirge. Bei späteren
Vulkanausbrüchen sind die Roques entstanden. Sie sind die Lava-Profen, die in
den Vulkanschloten erkalteten. Durch Erosion ist das umliegende Gestein mit der
Zeit verwittert.
Durch den Passat-Nebel und Regen ist das Anaga-Gebirge die feuchteste
Region der Insel. Typisch ist der Lorbeerwald, spanisch Laurisilvia. Vor der letzten Eiszeit (vor
110.000 bis 10.000 Jahren) war der im gesamten europäischen und afrikanischen
Mittelmeer-Raum vorhanden. Heute gibt es Lorbeer-Wälder nur noch auf den
Makronesischen Inseln (Azoren, Madeira, Kanarische Inseln, Kapverdische
Inseln). Die vorkommenden Lorbeer-Arten können nicht
als Gewürz verwandt werden. Hierzu eignet sich nur der Echte- oder
Gewürzlorbeer, der vorwiegend in Vorderasien vorkommt.
Der Name "Anaga" kommt vom Namen des Guanchen-Königreichs Anaga (Menceyato de Anaga). Zur Zeit der Erobergung durch die Krone von Kastilien im 15. Jahrhundert bestanden auf Teneriffa 9 Menceyatos.
Neben Anaga die Menceyatos Tegueste,
Tacoronte, Taoro, Icod und Daute an der Nordküste; Adeje an der Westküste;
Abona und Guimar an der Südost-Küste.
Sie waren aus dem Königreich Abona durch Aufteilung der Insel unter den 9
Söhnen des Mencey von Abona entstanden.
Der Mirador Cruz del Carmen wurde
1934 errichtet. Heute ist dort ein Besucherzentrum und die kleine Kapelle
„Ermita de Nuestra Señora del Carmen“.
Las
Carboneras ist ein kleines Bergdorf. Der Name bedeutet
übersetzt Kohlenmeiler und weist darauf hin, dass hier einst Holzkohle
hergestellt wurde.
Wir (Wanderung mit Uschi, Ruth und Jürgen) parken das Auto am Ortseingang
und gehen ein Stück auf der Straße zurück, bis zum Einstieg des Wanderweges zum
Cruz del Carmen. Der Weg führt den Berg hinauf zum Sattel der Degollada de las Escaleras. Wir sehen hinunter auf die Palmen-Straße vor
dem Ortseingang von Las Carboneras, sehen gegenüber den Roque del Taborno und kommen an einer Quelle und zwei in den Berg
gegrabenen Unterständen vorbei.
Über die Degollada führt der Wanderweg vom Cruz del Carmen nach Chinamada und weiter nach Punta Hidalgo. Wir gehen auf diesem Weg bis nach Chinamada weiter.
Er verläuft auf dem Höhenrücken zwischen
dem Baranco de Tomadero (links)und
dem Baranco de Taborno (rechts).
Etwa auf halber Strecke liegt ein Bauernhaus, das wohl nur zeitweise
bewohnt ist. Der Eigentümer ist gerade da. 94 Mutterschafe hat er dort auf dem
Berg, erzählt er uns. Einige hatten auch gerade Lämmer. Wegen der Trockenheit
füttert er seine Tiere zusätzlich mit
Pellets. Wasser braucht er nicht heranzuschaffen, er verweist auf eine Höhle unterhalb des Weges. Früher liefen auch ganz viele Hühner herum,
aber die sind jetzt unten im Tal.
Der Weg ist gut zu gehen. An einigen Stellen sind Stufen in die Erde
gegraben. Und vor Chinamada ist der Weg sogar aus früheren Zeiten mit
Feldsteinen gepflastert. Zwischendurch sieht man immer wieder die zerklüfteten
Berge gegenüber dem Baranco de Tomadero.
Trotz der Trockenheit blühen die Kanaren-Glockenblumen am Weg, aber nicht
so üppig wie in früheren Jahren. Vereinzelt sind die Blatt-Büschel der Affodill,
aber keine Blüten, zu sehen. Auch wilde Orangenbäume (das sind Pomeranzen, Bitterorangen?)
gibt es, den Kanaren-Schneeball (Blüten und Früchte erinnern an unsere
Holunder-Sträucher) und natürlich den Kanaren-Lorbeer (mit grünen und roten und
schwarzen Früchten, entsprechend dem Reifestand).
In Chinamada
wohnen nur noch wenige Menschen. Die ca. 30 Höhlenwohnungen
werden meist nur
noch als Wochenend- und Ferienwohnungen genutzt. Die in den Berg gegrabenen Wohnräume haben
das gesamte Jahr über eine gleich kühle Temperatur von rd. 19 Grad. Teilweise in den Berg gegraben ist auch das
Restaurant „La Cueva“. Geht man hier weiter, kommt man zum „Mirador Aguiade“
mit Blick auf das Anaga-Gebirge und den Roque de Taborno. Geht man weiter,
kommt man auf den Wanderweg nach Punta del Hidalgo.
Wir gehen durch Chinamada und weiter auf den Mirador Aguiade. Vor dem Mirador war eine Warntafel, auf der vor
einem Erdrutsch gewarnt wurde. Aber es war keiner zu erkennen. So gingen viele
Wanderer und auch wir bis zum Mirador, wegen des Ausblicks
auf das Meer - Punta Hidalgo liegt
zu unseren Füßen - und zurück auf das
Anaga-Gebirge. Am Berg waren
verschiedene Wolfsmilch-Gewächse, Kanaren-Lavendel, wie überall auf der Insel
der Kanaren-Sauerklee (man kann die Blüten essen, sie schmecken wie der Name
sagt würzig-säuerlich) und viele kleine, grün blühende, fast unscheinbare
Orchideen.
Unter dem Bergweg und an anderen Stellen sind die Höhlen-Wohnungen. Dauerhaft sind wohl sehr wenige bewohnt. Sie
dienen mehr als Wochenend- und Ferienwohnungen.
Zum Teil sind sie sehr gut erhalten, teilweise
aber auch sehr
heruntergekommen. Auch kaufen kann man eine der Höhlen-Wohnungen, wie das „Se
vende“-Schild beku det.
Gegenüber von Chinamada, im Baranco de
Tomadero, ist der Roque de los Pinos.
Es ist ein Vulkandom, wie auch der
Roque del Taborno. Die Lava hat sich in dem Vulkanschlot erhärtet und hat der
Erosion stand gehalten. Der umgebende Vulkankegel wurde im Laufe der Zeit
abgetragen. Am Roque del Taborno
sind auch gut später entstandene Lava-Spalten zu sehen. Sie sehen aus wie ein
Schachbrett-Muster mit horizontalen und vertikalen Linien. Hier ist Lava in in
Gesteinsspalten gedrückt worden und erkaltet. Es sind die sog. Dykes.
In dem Restaurante la Cueva (ein
Raum des Restaurants ist wie eine Höhlenwohnung in den Berg gegraben) machen
wir nur eine kurze Pause, der Abschluss der Wanderung soll ja im gegenüberliegenden Taborno sein.
Taborno liegt unterhalb des Roque del Taborno. Hervorzuheben ist das Restaurant
„Historias
para no dormir“ (Geschichten nicht zum Schlafen), mit hervorragender
französischer Küche. Das französische Ehepaar hat ihr Restaurant in Santa Cruz
an diesen doch etwas entlegenen Ort verlagert. Aber die Küche ist inzwischen
bekannt und nicht nur Wanderer reservieren hier.
Von Las Carboneras aus könnten wir Taborno gut erreichen, wenn wir den
Baranco de Taborno queren. Aber das bedeutet ein steiler Ab- und dann wieder
Aufstieg. Und das Auto haben wir ja auch hier in Las Carboneras. Also umfahren
wir den
Baranco mit dem PKW„Historias para no dormir“ heißt
das französische Restaurant in dem abgelegenen Bergdorf Taborno.
Es empfiehlt
sich zu reservieren (die „zweite Schicht“ ab 15 Uhr 15, dann ist „offenes
Ende“). Wir hatten unsere Wanderung auch extra in die zweite Wochenhälfte
gelegt, weil montags und dienstags geschlossen ist. Denn eine Wanderung in
dieser Gegend ohne den anschließenden Genuss der französischen Küche geht gar
nicht.

Der etwas ungewöhnliche Name des Restaurants erinnert an die Vorgeschichte
des Hauses. Der Vorbesitzer, so erzählte es die nette Bedienung, hatte so viel
Schulden, dass er nachts nicht schlafen konnte. Die neuen Eigentümer haben das
als Vorlage für ihren Restaurant-Namen genommen: Geschichten, die nicht
schlafen lassen.