Von der Caldera nach Nunca es Lejos
17. März 2023
Der Weg von der Caldera nach Santa Ursula ist wieder frei. Die Sperrungen nach dem großen Waldbrand 2023 sind aufgehoben worden. Also sind wir, Ulrike und ich, am Montag nach langer Zeit wieder einmal den Weg von der Caldera oberhalb von Aguamansa zur Guachinche Nunca es lejos oberhalb von Santa Ursula gegangen.
19 Kilometer - 420 Meter bergauf, 860 Meter bergab
Nach dem Waldbrand 2023
waren große Waldgebiete auf der Nordseite von Teneriffa abgesperrt worden. Das
Begehen der Wege war durch Hangabbrüche und nicht mehr standsichere Bäume stellenweise
gefährlich geworden. Und dann waren auch die Forstarbeiter mit schwerem Gerät
auf den Wegen unterwegs.
Die lange Zeit der Sperrung,
immerhin etwa zwei Jahre, war nicht ganz verständlich. Die Sperrungen waren
auch nicht nur Flatterbänder, die man hätte umgehen können. Es waren massive
Zaunsperren, an denen man nicht vorbeikam. Aber nachdem wir jetzt durch das
Waldbrandgebiet gegangen sind und dort auch die Aufräumarbeiten gesehen haben,
kann ich die massiven Sperrungen verstehen. Bei den intensiven Waldarbeiten
hätten Wanderer sehr gestört und sie wären auch gefährdet gewesen. Die Flächen
neben den Wegen sind jetzt aufgearbeitet und gesichert. Die Flächen dahinter
müssen noch aufgeräumt werden. Große Flächen, auf denen das Unterholz verbrannt
ist und abgeholzt werden muss. Selbst die dank ihrer dicken Rinde widerstandsfähigen
kanarischen Kiefern haben den Brandsturm nicht alle überstanden.
Wir starten an der
Busendhaltestelle des Erholungsgebietes La Caldera (ein großer
Grillplatz in einem ehemaligen Vulkankrater) und nehmen den breiten Forstweg Pista de Mamio.
Der Forstweg Pista
de Mamio ist nach dem nördlich gelegenen Berg Montaña de Mámio benannt und
einer der Hauptwege von der Caldera Richtung Santa Ursula.
Bis zu der Schutzhütte Choza
de Pedro Gil, d.h. bis zur früheren Schutzhütte. Jetzt stehen dort nur
noch das Stahlgrerüst und die Natursteinmauer. Alles andere ist abgebrannt.
Der vor der Schutzhütte die Pista querende Pilgerweg nach Candelaria ist noch
gesperrt und die Auf- und Abgänge mit Zäunen versperrt.
Nach Pedro Gil
ist nicht nur die Schutzhütte benannt, sondern auch mehrere andere
Landschaftsmerkmale. Wer Pedro Gil war, konnte ich aber nicht im Internet
herausfinden.
Vom Weg aus sehen wir die Los
Òrganos. Eine Gesteinsformation, die wie nebeneinanderstehende Orgelpfeifen
aussieht. Es sind keine Basaltsäulen, als die sie in manchen Reiseführern beschrieben
werden. Vielmehr ist es zusammengedrücktes Lockermaterial aus Mergel und
Steinbrocken, 60 bis 100 Meter hoch, das von einer festen Gesteinsmasse
abgedeckt wird. Wasser und Wind haben im Laufe der Zeit senkrechte Rinnen
ausgewaschen, so dass die stehen gebliebenen Säulen wie die Pfeifen einer Orgel
aussehen.
Der Weg quert den Barranco de la Madre. Hier steht das Haus des Wassers, Casa del Agua, eine ehemalige (oder noch aktive?) Pumpstation. Es ist ein wasserreiches Gelände. Oft ziehen Wolken und Nebelschwaden den Berg hinauf und laden ihre Wasserlast hier ab.
Es folgt die Choza el Topo.
Hier hat der Waldbrand nicht gewütet. Sie steht noch, wie wir sie seit Jahren
kennen. Bei einer unseren ersten Wanderungen (Jürgen und Ellen, Uschi und ich –
Dezember 2008) war die Hütte unser Picknick-Ziel. Es war damals kalt und
nebelig. So wie wir den Weg bei unserer Wanderung heute gleich erleben werden.
Hinter der Choza el Tope beginnt nach dem Barranco del Infierno (es gibt auf der Insel mehrere Barrancos del Infierno, der Hölle, – aber so schlimm sind die Schluchten alle nicht) ein leichter, aber stetiger Anstieg. Eine lang gestreckte Serpentine folgt der anderen. Als ob es kein Ende geben würde.
Nach den vielen Schleifen wendet
sich der Weg nach Norden. Wir folgen immer noch einem breiten Forstweg, der als
Pista de Mamio an der Caldera begonnen hat, aber am Ende der ersten Serpentine
auf den Karten keinen Namen mehr hat.
Die – ehemalige, auch sie ist
abgebrannt - Choza de Almadi ist der nächste Wegepunkt. Hier könnten wir
uns entscheiden, nach Nordwesten abzubiegen und am Hang der Ladera de Santa
Ursula über das Cruz de la Lejita (oberhalb von La Florida) zu
gehen. Wir bleiben aber auf unserem Hauptweg, der auf der Komoot-Karte
als Pista a La Orotava weitergeführt wird. Die Wege sind heute durch den
Nebel stellenweise feucht, an den Büschen hängen noch der Morgentau oder die
letzten Tropfen des in der Nacht heruntergekommenen Regens. Da ist der Forstweg
einfacher zu gehen. Es ist nicht warm auf dieser Höhe und wir haben unsere
Wanderanoraks angezogen.
Am Montaña de las Ovejas
(der Schafe) gehen wir einen falschen Weg. Ich hatte bei der Wegeplanung
nicht aufgepasst und statt eines Forstweges eine schmale Piste ausgewählt. Zu
Anfang war das auch nicht zu bemerken. Der Weg war breit, wohl so breit durch
die Aufräumarbeiten im Wald entstanden. Aber nach kurzer Zeit hätten wir durch
Gebüsch weitergehen müssen, auch ziemlich steil bergab. Lieber umkehren und
einen sicheren Weg weitergehen. Den haben wir dank der Komoot-Karte auch leicht
gefunden. Er bedeutete aber einen deutlichen Umweg. Statt über den
Bergrücken hinunter mussten wir jetzt – weniger abschüssig, aber länger – um
den Berg herumgehen.
Und wie erwartet kamen wir an der letzten Wanderweg-Kehre, es war die Pista las Charquitas, durch einen Eukalyptuswald. Es war – wieder – ein ehemaliger Eukalyptuswald. Nur noch wenige große Bäume waren grün, die meisten waren verbrannt. Aber aus den Wurzeln der alten Eukalyptusbäume wuchsen unzählige neue Bäume heran. Zwei Jahre nach dem Brand waren es schon große Büsche.
Am Ende des Forstwegs erreichen
wir den Camino de las Turcas. Unser
Ziel ist fast erreicht. Nur noch ein Stück die – sehr steile – Straße hinunter
und wir sind in der Guachinche Nunca es lejos. Die hat heute (Montag)
geöffnet. Wir waren zuerst allein in der großen Halle (die auch als LKW-Garage
geplant sein konnte. Viele Guachinchen in den Bergen haben eine große Halle als
Gastraum, natürlich alle mit einem großen Holzgrill). Die Mittagszeit war
vorbei. Später kamen dann noch einige weiter Gäste. Sie haben eine ziemlich
steile und lange Anfahrt (darum der Name: „Nichts ist zu weit“). Es ist die höchstgelegene Guachinche,
die ich kenne, vielleicht auch überhaupt. Und darum muss das Essen gut sein,
damit sich der Weg auch lohnt.
Und unser Essen war gut.
Chocos en Salsa für Ulrike und Medio Pollo für mich. Das über dem Eukalyptusholz-Feuer
gegrillte Hühnchen war auf den Punkt gebraten. Saftig und dennoch durchgegart.
Das ist bei so einem kleinen Stück auf einem so großen Grill nicht einfach und
zeigt die Erfahrung des Grillmeisters. Ich hatte natürlich mit Chuleta oder
Chuleton geliebäugelt. Aber das sind immer so große Kotelett-Teile, die allein
nicht zu schaffen sind. Auch unsere Vorspeise, Queso Asado mit Honig und Arándanos
(Heidelbeeren), war sehr gut und sehr lecker war das Postre, Flan de Piña,
Ananas-Flan.
Zurück sind wir von Nunca es
lejos mit dem Taxi gefahren. Das ist trotz der Entfernung nicht teuer, wie eben
die Taxitarife auf der Insel nicht mit denen in Berlin zu vergleichen sind. Bei
früheren Wanderungen bin ich auch den steilen Berg hinunter nach Santa Ursula
zur Bushaltestelle weitergewandert. Aber das wollten wir heute nicht, 15
Kilometer waren geplant, 19 Kilometer waren es geworden.