Wanderung zwischen Lorbeer und Eukalyptus
Wanderung im Esperanzawald

28. November 2024

Wanderung 17,9 Kilometer, 790 Meter bergauf und bergab.


Die Planung

In dieser Saison ist es meine erste Wanderung. Eine Tour im Esperanzawald, die Höhenmeter sind hier überschaubar und leicht zu gehen. Zusammengenommen sind es dann aber doch 790 Höhenmeter geworden. Und länger als geplant wurde die Tour dann auch (17,9 Kilometer statt 12,7). Das erzähle ich gleich.

Der Esperanzawald ist das größte zusammenhängende Waldgebiet auf Teneriffa. Oftmals erreichen die Kanarischen Kiefern mit ihren bis zu 30 cm langen Nadeln und alte Eukalyptus Bäume Höhen bis zu 40 Metern. Der Name des Waldes und eines gleichnamigen Ortes stammt aus der Zeit der Eroberung Teneriffas. Esperanza - Hoffnung, die Siedler hofften auf ein gutes Leben.

Gestartet bin ich mit Ulrike in Agua Garcia. Das ist der nördliche Zipfel des Esperanzawaldes, der zur Gemeinde Tacoronte gehört. Interessant sind die Cuevas de Vidrio, in denen einmal Feldspat-Gestein abgebaut wurde, das für die Herstellung von Glas benötigt wird. Und wie man aus dem Namen des Ortes unschwer ableiten kann, es ist ein wasserreiches Gebiet.

(siehe dazu den Beitrag „Wanderung Agua Garcia“ mit diesem  🔄Link)

Schwierig ist es, in den ziemlich steilen Ortsstraßen einen Parkplatz zu finden. Wir haben einen in der Nähe des Forsthauses Casa Forestal bekommen, nahe am Beginn unserer Wanderroute. Und nahe einer privaten „Belén“, einer Weihnachtskrippe, aufgebaut auf der Terrasse des Hauses. Es ist ja schon Vorweihnachtszeit.

Zu Beginn ist unser Wanderweg auch die Ruta Guardianes Centenarios, der Weg zu den hundertjährigen Wächtern. Das sind Viñatigo-Bäume, deren älteste 700 Jahre alt sein sollen. Die Viñatigo (Persea indica) gehören wie die Avocado zur Familie der Lorbeergewächse (Lauraceae). Das rot-braune Holz des Viñatigo wurde (wird?) für die Möbelherstellung und den Schiffsbau verwendet. Die Rinde und die Blätter des Baums wurden auch als Heilmittel verwandt. Der Baumsaft soll halluzinierend wirken und Ratten, die an den Bäumen knabbern, sollen unter dem Drogeneinfluss vom Baum fallen. So ist es zu lesen, gesehen haben wir auch bei den früheren Wanderungen keine.

Diese Wirkung hat allerdings sicher nicht dazu geführt, dass die Bodega Viñatigo in La Guancha nach dem Baum benannt wurde. Die Namengebung wurde wohl eher wegen der Größe und Schönheit des Baumes und seiner früheren Bedeutung gewählt. Die Bodega hat exzellente Weine und wir sollten sie einmal besichtigen und dann nach der Namenswahl fragen.

Für Spaziergänger

Der Esperanzawald ist bekannt für seinen Lorbeer-Reichtum. Ursprünglich waren weite Teile der Insel Teneriffa mit Lorbeerwäldern bedeckt. Nach der Eroberung wurden große Teile des ursprünglichen Waldes gerodet, um Platz für landwirtschaftliche Flächen und Siedlungen zu schaffen. Der im Esperanza-Gebiet verbliebene Lorbeerwald wurde geschützt und ist jetzt Teil des Landschaftsschutzgebietes Las Lagunetas.

In dem Landschaftsschutzgebiet liegt auch ein anderes Wandergebiet im Esperanzawald, in dem wir schon oft waren. Es ist weiter im Westen und über die Orte La Esperanza und Las Rosas zu erreichen und unsere Wanderungen haben an dem Erholungsgebiet Las Raices begonnen.

Wir erreichen die Cuevas de Vidrio, nachdem wir im ersten Anlauf an ihnen oberhalb vorbeigelaufen waren. Die Cuevas werden auch als Cuevas de Toledo bezeichnet, sie befinden sich im gleichnamigen Barranco de Toledo.

Hinter den in den Berg gegrabenen Stollen verlassen wir den klassischen Wanderweg, um ihn abzukürzen. Das hätten wir besser nicht gemacht. Aus dem Weg wurde ein Pfad und aus dem Pfad wurde Baumheide-Unterholz unter Kastanien- und Kiefernbäumen. Irgendwann war auch hier einmal ein Pfad, der in Komoot aufgezeichnet wurde. Aber das muss lange her sein. Jetzt gibt es ihn jedenfalls hier nicht mehr. Wir trafen eine junge Frau, die unter den Bäumen die reifen Kastanien aufsammelte. Die konnte uns auch nicht weiterhelfen. Also gehen wir wieder zurück. Auf den „Camino Madre del Agua“ (es gibt mehrere „Mütter des Wassers“, Quellgebiete, so auch bei Erjos, ganz entgegengesetzt), auf dem wir gekommen waren. Er mündet an einer Calle La Hornaca, an der mehrere Finca liegen, und geht in die Pista La Hornaca über, ein guter Forst- und Wanderweg.

Auf mehreren „Pistas“ gehen wir in Richtung des Berges La Montañeta. Hier ändern wir unsere südöstliche Route und gehen ziemlich gerade nach Südwesten. Wir sind in einem alten Wandergebiet. Die durch Sonne und Regen gebleichten Holzschilder zeigen das.

Alte Wegweiser

Es ist auch das Gebiet des letzten großen Brandes auf Teneriffa. Zwölf Wochen und drei Tage wütete 2023 der größte Waldbrand seit 40 Jahren im Norden der Insel. Fast 15 Hektar Wald wurden vernichtet, ein Millionenschaden. Deutlich sind die Brandspuren noch zu sehen. Die Stämme der kanarischen Kiefern, teilweise mächtige Riesen, sind schwarz verkohlt. Aber an den Stämmen und Ästen sind schon große grüne Büschel junger Kiefernzweige. Das ist bei der Baumheide anders. Die Büsche sind verbrannt und trocken. Aber auch hier ist junges Grün aus den Wurzeln ausgetrieben. Einige Wege im Esperanzawald und in dem Wandergebiet zwischen Aguamansa und Santa Ursula sind noch immer wegen Restaurierungsarbeiten gesperrt.

Verbrannte Kiefern mit jungen Austrieben

Verbrannte und junge Baumheide

Auffallend sind große Flächen mit jungen Eukalyptusbäumchen. Der Esperanzawald ist auch als Eukalyptus-Gebiet bekannt. Die in Australien beheimateten Eukalyptusbäume brauchen viel Wasser. Auf Teneriffa wurden sie ursprünglich zur Entwässerung von Sumpfgebieten um La Esperanza angepflanzt. Inzwischen ist die Baumart nicht sehr beliebt, weil sie dem Boden zu viel Wasser entziehen, andere Pflanzenarten verdrängt und die Waldbrandgefahr vergrößert. Aber einmal angesiedelt, ist Eukalyptus nur schwer wieder auszurotten.

Junge Eukalyptusbäume

Bekannt ist uns Eukalyptus als Hustenbonbon. Die ätherischen Öle der Pflanze wirken entzündungshemmend und schleimlösend. In manchen Ländern werden Eukalyptus-Plantagen angelegt, weil sie als schnellwachsende Bäume in kurzer Zeit Rohstoff für die Papier- und Zellstoffindustrie liefern. Bei einer Spanien-Rundfahrt haben wir solche Eukalyptus-Plantagen in Galizien gesehen. Dort wurden die ersten Samen von einem Missionar aus Australien mitgebracht.

Eine Besonderheit weisen die Waldwege auf. Sie sind mit einer dicken Schicht Holzschnitzel „gepolstert“. Kilometerweit sind wir darauf gegangen. Eine Erklärung für diese Art der Weggestaltung habe ich nirgends gefunden. Ob nach dem Brand durch Baumfällungen große Mengen an Abfallholz entstanden sind? Es müssen Berge von Holzschnitzeln produziert worden sein. Und ob gerade unter dem Gesichtspunkt der Brandverhütung die mit Holzschnitzeln belegten Waldwege sinnvoll sind? Vielleicht finde ich noch eine Erklärung.

"Gepolsterte" Waldwege

An der Straße von La Laguna zum Teide, der Carretera de la Esperanza, erreichen wir unser Ziel, den Pico de las Flores. Er ist mit 1301 Metern etwas höher als der Montañeta (1155 m), an dem wir vorbeigekommen sind. Warum der Berg (Pico) als Blumenberg (Flores) bezeichnet wird, erschließt sich nicht, wenn man auf dem gemauerten Halbrund der Bergspitze steht. Sei es drum, er war unser Ziel und die Mitte unserer Wanderroute.

Der Pico de las Flores

Ein Stück hinter dem Pico, an der Carretera, wollten wir unsere Wanderung fortsetzen. Ein Stück fast parallel zum Hinweg zurück und dann Richtung Norden zu unserem Ausgangspunkt. Doch der Weg war verschlossen. Ein massives Tor versperrte den Weg und links und rechts war ein hoher Zaun. Da war kein Durchkommen. Aber vielleicht konnte man den Zaun umgehen? Also gingen wir am Zaun entlang. Wir entfernten uns immer mehr von der Richtung zu dem geplanten Weg. Also die Entscheidung, umkehren und zurück zur Straße.

Etwas weiter die Carretera Richtung Teide entlang zweigte auf der Karte eine Piste ab. Die Komootkarte zeigte, dass wir in einem großen Bogen zurück auf die geplante Route gehen konnten. Mit einem sehr großen Umweg. Das waren aber doch einige Kilometer mehr. So beschlossen wir, auf der Karte unabhängig von der Planung einen neuen Weg zu suchen. Der war dann auch gut zu gehen, bedeutete trotzdem eine etwas länger als geplante Wanderstrecke (war aber kürzer als der Umweg zurück zur geplanten Strecke).

Pista Cabeza de Toro war der Weg (Kopf des Stieres, warum auch immer der so heißt), in den wir von der Hauptstraße aus eingebogen sind. Den großen Bogen des Weges nach Westen haben wir auf einer Mountainbike-Piste abgekürzt.  Die Höhenmeter des Wegebogens haben wir so auf direktem Weg genommen. Dann war längere Zeit die Pista de Fuente Fria (kalte Quelle) unser Weg. Dazwischen eine Plaza de La Paz (Platz des Friedens, wie der Stadtteil La Paz in Puerto de la Cruz, in dem wir wohnen). Aber warum ist hier ein Platz des Friedens, der auch nur auf der Karte zu erkennen war?

Grenzmarkierung

Zwei alte Holzschilder zeigen uns die Gemeindegrenzen von Tacoronte und El Sauzal. „T.M.“ steht auf den Schildern, Término Municipal. Die Gemeindegrenzen hier, wo die Städte doch weit entfernt sind. Ein Blick auf die Karte mit den Grenzen der Inselgemeinden gibt die Erklärung. Die Gemeinden von Teneriffa haben fast alle Gemeindeflächen, die von der Küste auf eine Mittellinie der Insel führen. So wurden nach der Eroberung die Grenzen gezogen.

Eingang zu einem Wasserstollen im Barranco

Das Erholungsgebiet Lomo de La Jara haben wir auf einem westlicheren Wanderweg umgangen, zwischen einem der Barrancos und einem Finca-Gebiet. Den Abschluss bildete ein ausgeschilderter Wanderweg, der die Höhe hinunter auf die Barranco-Talsohle mit gut ausgebauten Treppen nahm. Noch ein steiles Stück die Straße hinauf und wir waren wieder an der Casa Forestal.

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