Mit dem Rad von Pforzheim bis Karlsruhe
15. bis 25. August 2023
Mit dem Fahrrad 540 Kilometer durch
den Schwarzwald und das Oberrheintal mit
Beginn in Pforzheim und Ende in Karlsruhe.
Letzte Etappe am 25. August 2023
Rastatt bis Karlsruhe
Raststatt – Schloss Favorite – Malsch – Ettlingenweiher – Ettlingen – Wolfartsweiher – Durlach - Karlsruhe
Auch der letzte Rad-Tag sollte ein Gewitter-Tag werden. Wie immer habe ich morgens beim Aufstehen die Wetterkarte angesehen. In der Erwartung, dass wie alle anderen Tage die Sonne scheinen würde (mit Ausnahme des ersten Rad-Tages, an dem ich gleich durch mehrere Gewitter fahren musste - siehe den ersten Tour-Bericht). Für den letzten Tag meiner Radtour wurden Gewitter angekündigt. Ab 7.30 sollte es regnen und donnern.
Bis zum Mittag, dann sollte es vorbei sein. Sollte ich durch den Regen fahren, oder sollte ich lieber warten? Ich entschied mich, zu warten. Die Strecke von Rastatt nach Karlsruhe ist nicht so lang und meinen Zug nach Berlin hatte ich für Nachmittag gebucht. Ich entschied mich, zu warten. Vorsichtshalber habe ich mir die Zugverbindungen zwischen Rastatt und Karlsruhe angesehen, die waren ganz gut und mit kurzem Takt. Also habe ich erst einmal in Ruhe gefrühstückt, was sonst nicht war, ich wollte ja immer möglichst früh losradeln.
Wie vorhergesagt, es regnete den ganzen Vormittag. Und wie vorhergesagt hörte der Regen gegen Mittag auf, fast pünktlich zur Hotel-Ausscheckzeit 12 Uhr. Ich konnte meine letzte Tour im Trockenen Fahren. Ein wenig musste ich mich vorsichtshalber beeilen. Aber die geplante Route über Ettlingen mit den Umwegen über Schloss Favorite bei Raststatt und das Schloss Karlsburg in Durlach konnte ich wie geplant fahren.
Schloss Favorite
Schloss Favorite ließ sich die Witwe des Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden-Baden bauen. Nach dem
Tod des Markgrafen wurde sie Regentin der Markgrafschaft (bis 1727). In der Zeit ließ sie das Schloss Favorite bei Raststatt und das Schloss in Ettlingen sowie weitere große und kleinere Gebäude bauen.
Schloss Favorite war quasi die Privatwohnung (ein Lustschloss) abseits des Residenzschlosses. Hier trug die Markgräfin ihre asiatischen und europäischen Porzellan-, Glas- und Fayencesammlungen zusammen.
Vom Schloss Favorite fahre ich über Landstraßen parallel zum westlichen Rand des Nordschwarzwaldes über Ettlingen nach Durlach und Karlsruhe weiter.
Ettlingen
Die Stadt gehörte um das Jahr 1.000 dem Kloster Weißenburg im Elsaß (im 7. Jahrhundert gegründetes Benediktinerkloster, Landbesitz im Elsass, der Pfalz, an der Saar und in rechtsrheinischen Gebieten, 315 Orte gehörten Ende des 13. Jahrhunderts dem Kloster). Anfang des 13. Jahrhunderts kam Ettlingen, damals „Etteningen“, als Lehen zum badischen Markgrafen.
In Ettlingen war die Firma FlowTex beheimatet (1994 – 2000). Sie wurde bundesweit bekannt, als der Betrug mit Horizontalbormaschinen für die unterirdische Leitungsverlegung aufflog, einer der großen Wirtschaftskriminalitäts-Fälle in Deutschland. Es entstand ein Schaden von 1,6 Milliarden DM (es war vor der EURO-Zeit) durch Leasing-Bankkredite auf nicht gefertigte Maschinen. Der Fernsehfilm „Big Manni“ hat die Betrugsmasche verfilmt (2019).
In der Altstadt ist das Rathaus interessant. Es wurde 1738 nach der Zerstörung Ettlingens durch die Franzosen im Pfälzer Erbfolgekrieg (1689) gebaut. Einbezogen wurde ein ehemaliges Stadttor der Stadtbefestigung aus dem 13. Jahrhundert.
Als Grund für die Entscheidung, die Residenz von Pforzheim nach Durlach zu verlegen, wird auch ein Streit mit den Pforzheimer Bürgern genannt. Die Bürger sollen sich bei einer Treibjagd des Markgrafen geweigert haben, als Treiber eingesetzt zu werden. Vielleicht waren die Bürger auch sonst zu aufmüpfig.
Zum neuen Residenzschloss, der Karlsburg, wurde ein dort bestehendes Jagdschloss ausgebaut. Die Markgrafschaft wurde jetzt nach der Residenzstadt Baden-Durlach genannt. Nachfolger des Markgrafen vergrößerten die Schlossanlage. Ende des 17. Jahrhunderts wurde das Schloss von französischen Truppen niedergebrannt. Der Wiederaufbau erfolgte nicht vollständig. Die Bürger verweigerten teilweise den Frondienst für den überdimensionierten Bau.
1715 beschloss Markgraf Karl-Wilhelm von Baden-Durlach den Bau eines neuen Schlosses in Karlsruhe. Die Karlsburg wurde Verwaltungs- und Ämtersitz. Heute sind dort das Markgrafen-Gymnasium, das Pfalzmuseum und andere öffentliche Einrichtungen.
Die Markgrafschaft war ein Flickenteppich. Zu Baden-Durlach gehörten südlich und nördlich von Freiburg das Markgräflerland und die Markgrafschaft Hachberg sowie weitere kleine Gebiete, nördlich von Rastatt die Ämter Pforzheim, Durlach und Karlsruhe, alles auf der rechtsrheinischen Seite.
Abseits auf der linksrheinischen Seite gehörte
Rhodt unter Rietburg den Markgrafen. 1603 hatte Markgraf Ernst Friedrich von
Baden-Durlach den Weinort eingetauscht. Zum Vorteil für den Markgrafen und die
Winzer. Beide profitierten von dem Weinhandel mit Baden.
Rhodt unter Rietburg ist immer noch ein
interessanter Weinort. Wir (der Teneriffa-Freundeskreis) treffen uns dort jedes
Jahr im August im Weingut Krieger.
Karlsruhe
Am 17. Juni 1715 begann der Bau
der Anlage mit der Grundlegung für den Schlossturm. Vom Schloss aus wurden 32 Straßen und Alleen strahlenförmig angelegt, wie bei einer
Kompassrose. Im südlichen Teil entstand die Stadt.
1822 wurde in Karlsruhe das erste Parlamentsgebäude in Deutschland für die Badische Ständeversammlung gebaut. Baden war eine konstitutionelle Monarchie geworden und erhielt 1818 eine liberale Verfassung.
Das Karlsruher Schloss wurde mit der Stadt ab 1715 im Stil des Barocks als Residenzschloss des Markgrafen von Baden-Durlach errichtet. Ursprünglich eine Holzkonstruktion wurde der Bau 1746 durch einen Steinbau ersetzt.
Bis 1918 war es die Residenz der Markgrafen bzw. Großherzöge von Baden. Im 2. Weltkrieg brannte das Schloss aus und wurde als Museum wiederaufgebaut, die äußere Fassade originalgetreu, im Inneren mit Ausstellungsflächen. Heute ist im Schloss ein Teil des Bundesverfassungsgerichts und das Badische Landesmuseum untergebracht.
Der Schlossgarten wurde im 18. Jahrhundert im französischen Barockstil
angelegt und wenig später in Teilen in einen englischen Landschaftsgarten
umgestaltet.
Die Stadtbesichtigung fiel kurz aus. Erst am Mittag konnte ich in Rastatt losfahren. Und den Zug nach Berlin hatte ich für den Nachmittag gebucht.
Die Rückfahrt mit dem Zug nach Berlin war problemlos. Die Fahrt am Nachmittag hatte ich gebucht, weil für die Verbindungen davor keine Fahrradplätze mehr frei waren. Jetzt hatte ich das ganze Fahrradabteil (8 Stell- bzw. Hängeplätze, die Fahrräder müssen immer noch aufgehängt werden) allein für mein Fahrrad. So spät wollte wohl kein Radler mehr fahren.
Das Ende meiner diesjährigen Radtour. Vom 15. bis 25. August war ich unterwegs. Ich hatte Glück mit dem Wetter. Nur am ersten Tag musste ich gleich durch mehrere Gewitter. Danach war schönstes Sommerwetter. Fahrrad und Akku haben durchgehalten. Ich bin wohlbehalten wieder in Berlin angekommen.