Zu Gerhart Hauptmann und den Schlössern im Hirschberger Tal

Eine Fahrrad- und Wanderreise in das Hirschberger Tal und im Riesengebirge.  

Vom 9. bis 21. August 2022 

(10) Wanderung vom Spindlerpass zurück nach Krummhübel

Donnerstag. 18. August 2022

 


16 Kilometer, 290 Meter bergauf, 760 Meter bergab.
Höchster Punkt 1.430 Meter. Tiefster Punkt 780 Meter.

Hostel Schronisko/Jugendkammhaus Riesengebirge - Spindlerpass - Riesengebirgskamm - Słonecznik/ MittagsteinWielki Staw /Großer Teich – Maly Stas/Kleiner Teich – Równia pod Śnieżką /Koppenplan – Schronisko Samotina/Kleine Teichbaude - Schronisko Strzecha Akademicka/ Hampelbaude – Tal des Zloty Potok – Tal der Lomnica/Lomnitz– Seilbahn-Talstation - Karpaz/Krummhübel. 

Ein etwas unebener Weg

Vom Spindlerpass hinauf auf den Riesengebirgskamm. Den verlasse ich oberhalb des Kleinen Teiches und gehe hinunter nach Krummhübel. 

Ein steiler Aufstieg beginnt gleich hinter dem Hostel am Spindlerpass. Der weitere Wegverlauf ist etwas unterhalb des Gebirgskamms auf der nördlichen (polnischen) Seite und umgeht die Kuppen „Kleine Sturmhaube“ und „Mittagsberg“.  Ganz vermieden werden damit aber Auf- und Abstiege nicht. Und an den abschüssigen oder aufsteigenden Abschnitten ist der einst gepflasterte Weg kräftig ausgewaschen. Ohne die Reste der Pflasterung wäre er etwas bequemer zu gehen. Am Weg sind auch weitere durch Wollsackverwitterung geprägte Felserhebungen. Die bekannteste ist der Mittagsstein mit guter Aussicht in das Hirschberger Tal. Der Stausee bei Podgorzyn/Giersdorf ist gut zu erkennen. 


Mittagstein / Słonecznik (1)

Mittagstein

Mittagstein heißt die Granit-Steinformation (Wollsackverwitterung, s.o.), weil die Sonne auf der polnischen (früher deutschen) Seite mittags direkt über den Steinen steht. Ich habe den Mittagstein am Morgen und damit zu früh erreicht, um das Naturschauspiel zu sehen. Aber es wird schon stimmen. 

Blick vom Mittagstein in das Hirschberger Tal

Der Kammweg führt dicht an der Kante der steil abfallenden Felsen oberhalb des Großen Teichs und des Kleinen Teichs entlang. Tief unten liegen die blauen Seen. Ganz klein ist die am Kleinen Teich stehende Teichbaude. Hinter den beiden Seen gehen die Mulden in das Hirschberger Tal über. Beide Seen sind wie die Schneegruben in Kar-Mulden entstanden. Oberhalb der Mulden ist eine weite Hochebene, der Koppenplan. 

Großer Teich/Wielki Staw(2) und Kleiner Teich/Marly Staw(3)

Das sind zwei Karseen. Eiszeitliche Gletscher haben die Mulden zurückgelassen, in denen sich das Wasser zu Bergseen sammelte. Der Abfluss erfolgt über Nebenflüsse in die Lomnitz (die bei Lomnica in den Bober mündet, dort wo das Schloss Lomnitz ist). 

Großer Teich

Der Große Teich ist der größte Gletschersee des Riesengebirges. Im Winter wurde (bevor es Kühlmaschinen gab) das Eis der beiden Seen in Blöcken herausgeschnitten und für die Kühlung der Brauereikeller eingelagert. 

Koppenplan/Równia pod Śnieżką  (4)

Es ist eine Hochebene, in der sich Gebirgsregenmoore gebildet haben. Hier entspringen mehrere Flüsse, die nach Norden in das Flusssystem der Oder (Lomnica) und nach Süden in die Elbe fließen (Bile Labe/Kleine Elbe). Der Riesengebirgs-Kamm ist auch eine Nord-Süd-Wasserscheide.

Hochebene Koppenplan

Von Süden kommt ein Wanderweg von der Wiesenbaude herauf. Die Wiesenbaude lag auf meiner ersten Wanderstrecke von der Schneekoppe nach Spindlermühle. Ich hätte von der Wiesenbaude gleich auf den Riesengebirgskamm hinaufgehen können. Aber ich wollte ja die Elbequelle sehen und bin darum den Weg über Spindlermühle gegangen. 

Die Schneekoppe hinter dem Koppenplan

Ich verlasse den Kammweg ein Stück hinter der Abzweigung zur Wiesenbaude. Geradeaus würde ich wieder zum Schlesierhaus kommen. Mein Weg biegt vom Kammweg ab und führt hinunter in die Kar-Mulde des Kleinen Teiches. Etwas oberhalb des Kleinen Teiches liegt zunächst die Hampelbaude. Von hier aus geht der Weg recht steil hinunter zum Kleinen Teich und der am Ufer stehenden Teichbaude. Es ist ein idyllischer Anblick. Der See ist in einem Halbkreis von steil aufragenden Felsen umgeben. So schön wie der Anblick des Sees vor der Felskulisse ist, so stark ist auch seine Anziehungskraft. Vor der Baude und in der Baude Mengen an Ausflüglern. Schlange anstehen für ein Bier. Und das trotz des steilen und schwierig zu gehenden Weges von der Hampelbaude hier herunter, der ja auch wieder hinaufgegangen werden muss. 

Hampelbaude

Wie ich wollten eben auch die vielen anderen Ausflügler den schönen Anblick erleben. Und wie sie musste ich auch wieder den steilen Weg hinauf. 


Teichbaude/Samotnia am Kleinen Teich (6) 

Die Teichbaude soll eine der schönsten und ältesten Bauden sein. Sie liegt inmitten eines Gletscherkars (kesselförmige Eintiefung am Berghang, wie bei den Schneegruben) mit über 200 Meter hohen Felswänden als Hintergrund. 

Teichbaude vom Koppenplan aus gesehen

Am Anfang stand hier nur ein Wetterdach für den Wächter der Forellen im Kleinen Teich (1670). Der Kleine Teich gehörte – natürlich - den Schaffgotsch. Eine erste Baude für Wanderer entstand 1861, die 1934 in der jetzigen Form erneuert wurde. 

Die Teichbaude am Kleinen Teich

Wie das Hostel am Spindlerpass wird auch die Kleine Teichbaude jetzt vom Verein PTTK (vergleichbar mit dem deutschen Alpenverein) betrieben. 

Teichbaude

Hampelbaude/Schronisko Strzecha Akademicka  (7) 

Sie gehört ebenfalls zu den ältesten Bauden im Riesengebirge. In einem Grenzvertrag wird sie schon 1657 erwähnt. Der Name geht auf die Gebrüder Hempel (mundartlich Hampel) zurück, die um 1800 Besitzer der Baude waren. 

Ein Bauden-Buch wurde schon ab Ende des 17. Jahrhunderts geführt. Eingetragen sind der Graf Schaffgotsch, König Friedrich Wilhelm III., Heinrich von Kleist (der seine „Hymne an die Sonne“ eingetragen hat, s.u.), der Maler Ludwig Richter (1803 – 1884, deutscher Maler der Spätromantik, u.a. „Überfahrt am Schreckenstein“, an der Elbe bei Aussig). Goethe soll in dem Heulager der Baude übernachtet haben (22. September 1790), bevor er die Schneekoppe bestieg.          

            Hymne an die Sonne (Heinrich von Kleist)     

            „Über die Häupter der Riesen, hoch in der Lüfte Meer,

Trägt mich, Vater der Riesen, dein dreigezackigter Fels.

Nebel walten

Wie Nachtgestalten,

Um die Scheitel der Riesen her,

Und ich erwarte dich, Leuchtender!

Deinen prächtigen Glanz borge der Finsternis,

Allerleuchtender Stern! Du der unendlichen Welt

Ewiger Herrscher,

Du des Lebens

Unversiegbarer Quell, gieße die Strahlen herauf,

Helios! wälze dein Flammenrad!

Sieh! Er wälzt es herauf! Die Nächte, wie sie entfliehn –

Leuchtend schreibet der Gott seinen Namen dahin,

Hingeschrieben

Mit dem Griffel des Strahles,

»Kreaturen, huldigt ihr mir?«

– Leuchte, Herrscher! wir huldigen dir!

[nach Schiller]

 

den 13. Juli 1799

am Morgen als ich von der Schneekoppe kam“

 

Heinrich von Kleist (1777 – 1811):  u.a. „Das Käthchen von Heilbronn“ und „Der zerbrochene Krug“ (Uraufführung in Weimar unter der Leitung von Goethes).

Nahezu mittellos beging er mit seiner Freundin Henriette Vogel am Kleinen Wannsee in Berlin Selbstmord.

 

Die jetzige Baude stammt von 1907. Der Name „Akademika“ ist nach dem 2. Weltkrieg hinzugefügt worden, als die Baude den Studenten der Krakauer Universität gehörte. Jetzt gehört sie dem Verein PTTK.



Von der Hampelbaude gehe ich über den Bergrücken (mit einem Skilift, ich bin hier in einem der Ski-Gebiete von Krummhübel) und dann hinunter in das Tal des Lomnika-Nebenflusses Zloty Potok.


Blick auf Krummhübel - allerdings vom falschen Weg

 

Am Talgrund angekommen führt ein Weg wieder hinauf, recht gut gepflastert, aber steil. Mit gutem Blick auf das weit unten im Tal liegende Krummhübel. Eigentlich wollte ich ja hinunter in das Tal und nicht den Berg hinauf. Aber, so dachte ich, vor dem Abstieg in das Tal ist halt noch ein Bergrücken zu überwinden. Doch der Anstieg wollte nicht enden. Merkwürdig. Ein Blick auf meine Wegeplanung schien sinnvoll. War er auch, wie ich sah. Ich hätte dem Tal folgen müssen. Stattdessen bin ich den Talrand hinaufgegangen. Also, zurück, wieder hinunter.

 

Die Hampelbaude liegt ein paar Hundert Höhenmeter oberhalb Krummhübel. Der Weg durch den Taleinschnitt geht ziemlich gerade hinunter. Das gute ist, er ist dadurch nicht so lang. Das Schlechte ist, entsprechend steil ist der Weg. Das letzte Stück der Wanderung war schon ein wenig anstrengend. Aber auch der Weg hatte ein Ende. Ich war gar nicht so spät wieder in Krummhübel.


Der steile Weg hinunter, im Tal des Lomnitz-Nebenflusses
 
Am „Wilden Wasserfall“ und der fast daneben liegenden Talstation der Sesselbahn zur Schneekoppe war ich nicht weit entfernt von meiner Unterkunft in der Pension Paradise. Zum Wasserfall (auch ein Ausflugsziel für viele Ausflügler) war ich schon bei meiner Ankunft in Krummhübel gewesen. Es ist kein natürlicher Wasserfall, sondern eine Staumauer der Lomnitz, die 1915 als Hochwasserschutz gebaut wurde. Das über die Mauer strömende Wasser sieht wie ein Wasserfall aus.

 

An der Talstation der Schneekoppen-Bahn herrschte der gleiche Betrieb wie am ersten Tag der Wanderung, als ich mit der Sesselbahn hinauf zur Kleinen Koppe gefahren bin. Nur jetzt in umgekehrter Richtung. Die Schneekoppen-Ausflügler kamen jetzt zurück von ihrem Bergausflug.

 

An der Straße gegenüber der Talstation stehen die Verkaufsstände für alle möglichen Andenken. Das ist wie vor fast 30 Jahren, als ich mit meiner Frau und meiner Mutter in Hirschberg und Löwenberg, der Heimat meiner Mutter, war. Damals haben wir auch in der Pension Paradise gewohnt

 

Pension Paradise vor fast 30 Jahren


Pension Paradise 2022


In der Pension Paradise
hatte ich das Zimmer während der Wandertage behalten und mein Fahrrad untergestellt. Morgen beginnt die Rückreise, zunächst bis Bad Liebwerda im Isergebirge.


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 Zu dem Bericht gibt es ein Fotoalbum: