Zu Gerhart Hauptmann und den Schlössern im Hirschberger Tal

Eine Fahrrad- und Wanderreise in das Hirschberger Tal und das Riesengebirge in Niederschlesien und Böhmen.  

Vom 9. bis 21. August 2022 

(3) Zu den Schlössern im Hirschberger Tal

Donnerstag, 11. August 2022 


59 Kilometer, 470 Meter bergauf, 470 Meter bergab.

Hirschberg – Palac/Schloss Paulinum - Lomnica/Lomnitz – Wojanow/Schildau – Bobrow/Boberstein – Trzcinsko/Rohrlach - Janowice Wielkie/Jannowitz – Zamek Karpniki/Schloss Fischbach – Krogulec – Bukowiec/Buchwald – Jezyny –  Nowy Dwor/Neuhoff – Kowary/Schmiedeberg - Cixzye/Ruhberg – Myslakowice/Zillertal Erdmannsdorf – Lomica Gorna - Hirschberg


Adel, Preußen und Schleierherren im Hirschberger Tal

Die ersten Adligen kamen mit der deutschen Ostsiedlung und bauten ihre Burgen und Schlösser. Dann entdeckte die preußische Königsfamilie das Hirschberger Tal als Ferien- und Erholungsort und wer etwas auf sich hielt, folgte. Und die reich gewordenen Schleierherren taten es ihnen gleich. Die prächtigen Schlösser sind das Ziel meiner Reise durch das Hirschberger Tal.           

Die ersten Adligen kamen mit der deutschen Ostsiedlung nach Schlesien. 

Die deutsche Ostsiedlung erfolgte unter zwei Aspekten. Zum einen war die Bevölkerung in Deutschland (Heiliges Römisches Reich) vom 11. bis zum 13. Jahrhundert von vier auf 12 Millionen Menschen gestiegen. Die Ausweitung des Ackerlandes durch die Binnenkolonisation (u.a. Waldrodung) war weitgehend ausgeschöpft worden.

Zum anderen waren in den östlichen Gebieten große Landflächen noch nicht urbar gemacht. Deren Landesherren besaßen zwar viel Land, konnten aber mangels Besiedlung kaum Einnahmen daraus erzielen. Sie warben darum durch Vergünstigungen um Neusiedler aus den alten Reichsgebieten.

Hinzu kam, dass es einen „Überschuss“ an nicht erbberechtigtem Adel gab. Die Primogenitur, das Erbrecht des Erstgeborenen, das sich im Mittelalter durchsetzte, hielt zwar das Familienvermögen zusammen, machte aber die nachgeborenen Geschwister landlos.

Die schlesischen Piasten-Herzöge holten deutsche Kolonisten (Adlige, Handwerker, Bauern) zur Landesentwicklung in das Land. Vorausgegangen war 1241 ein Mongolensturm, der das Land verwüstete und die slawische Bevölkerung dezimierte. Die deutschen Siedler gründeten mehr als 100 neue Städte und über 1200 Dörfer nach deutschem Recht. 

Zu den ersten Adligen gehörten die von Schaffgotsch (denen im 16. Jh. fast das gesamte schlesische Riesengebirge gehörte). Die Familie stammt aus Würzburg. Der erste Schaffgotsch, Gotsche I. Schoff, wurde 1360 mit der Burg Kynast belehnt. 

Aus Zedtlitz bei Borna im Landkreis Leipzig stammt die Familie von Zedtlitz, deren Angehörige Ministeriale waren. Um 1320 sind neun Brüder in Schlesien ansässig, von denen sieben Familienlinien begründet werden. Entsprechend zahlreich sind die Schlösser und Besitzungen der Familien. 

Die von Redern sind eine weitere Adelsfamilie, deren Schlösser auf meiner Radtour liegen. Sie sind ursprünglich ein märkisches RittergeschlechtIn Schlesien sind sie seit dem 12. Jahrhundert ansässig.

Dann entdeckte die preußische Königsfamilie das Hirschberger Tal als Ferien- und Erholungsort. 

Der Bruder des Königs war der erste. Er kaufte 1822 Schloss Fischbach (das davor lange Zeit den von Schaffgotsch gehörte). Der König selber erwarb Schloss Erdmannsdorf. Für seine Tochter kaufte er das Schloss Schildau. 

Die Besetzung Preußens durch Napoleon war beendet. Der Wiener Kongress hatte 1815 die Restauration der Monarchien beschlossen. Die nach dem Zusammenbruch Preußens eingeleiteten Stein-Hardenbergschen Reformen begannen zu wirken. Die Wirtschaft erholte sich wieder und die industrielle Entwicklung begann. Preußen (der Oberschicht) ging es wieder gut.


Der Königsfamilie folgten weitere Adelige. 

So die Reuß zu Köstritz mit Schloss Neuhoff in Schmiedeberg, die Grafen von Stollberg-Wernigerode mit Schloss Jannowitz, die Familie von Küster mit Schloss Lomnitz, Fürstin Luise Radziwill mit Schloss Ruhberg. 


Und dann waren da noch die „Schleierherren“. 

Reich gewordene Leinen-Händler kauften oder bauten sich im Hirschberger Tal ihre Schlösser. So der Schleierherr Christian Mentzel mit dem Schloss Lomnitz, Heinrich Hess mit Schloss Wernsdorf (die sog. Hess´sche Bleiche). 

Nach dem 30-jährigen Krieg entwickelte sich Hirschberg zu einem Zentrum der Leinenproduktion. Weber aus Holland hatten die Technik des Schleierwebens eingeführt. Der österreichische Kaiser verlieh der Stadt das Monopol für Schleierleinen.

Der Anbau von Flachs in den Gebirgsorten und das Spinnen und Weben von Leinen brachte für die Kleinbauern einen guten Heimarbeit-Nebenerwerb. Händler (die Schleierherren) kauften die Leinen auf, veredelten sie und wurden mit dem Handel reich.

Das änderte sich Anfang des 19. Jahrhunderts, als billigere Baumwolle und Maschinenwebstühle das Leinen und die Handarbeit verdrängten.

  

Riesengebirge mit Schneekoppe

Meine erste Radtour durch das Hirschberger Tal. Ich beginne mit dem Schloss Paulinum, südöstlich vom Stadtzentrum gelegen. Gleich zu Anfang ein ordentlicher Anstieg hinauf auf den Kreuzberg. Danach fahre ich gemütlich durch das Tal des Bober. War ich in Hirschberg froh, dass ich neben den stark befahrenen Ausfallstraßen auf Fahrradwegen fahren konnte, hatte ich im Bober-Tal gut ausgebaute Landstraßen mit wenig Verkehr. Dort wo die Lomnica in den Bober fließt, steht das Schleierherren-Schloss Lomnitz und fast daneben das Schloss Schildau der preußischen Königsfamilie. Es folgt Schloss Boberstein. Das Bober-Tal wird enger und an manchen Stellen säumen Felsen das Ufer. Bis Janowice Wielkie fahre ich das Bober-Tal flussaufwärts, bis zum Schloss Jannowitz der Schaffgotsch. 

Geplant hatte ich, von hier aus einem Abstecher zu einem ehemaligen Kupferbergbau-Ort (zum Städtchen Kupferberg, das 1516 eine freie Bergstadt wurde) zu fahren. Hier wurde vom 14. bis zum 16. Jahrhundert Kupfer gefördert. Den Ort gibt es nicht mehr. Nach dem 2. Weltkrieg wurde hier für die Sowjetunion Uranerz abgebaut und dafür die letzten noch vorhandenen Häuser abgerissen. Ich habe es nicht gemacht. Ich habe mir die Berganstiege für die folgende Strecke über den Landhuter Kamm aufgehoben.


Schloss Paulinum / Palac Paulinum (1)

Eigentlich passt das Schloss, das jetzt ein Hotel ist, in keine meiner Schloss-Kategorien: (Adel, Preußen, Schleierherren. Aber es liegt auf dem Weg zu den anderen Schlössern im Bobertal. Und es ist geschichtlich interessant. Das Gut, auf dem das Schloss errichtet wurde, war einst eine Niederlassung der Jesuiten in Hirschberg. Die Jesuiten bewirtschafteten das Vorwerk einer verfallenen Burg von 1655 bis 1774. Seinen Namen, „Paulinenhof“, soll die Niederlassung zur Erinnerung an den ersten Jesuiten-Ordensvorsteher Paul Kotting erhalten haben. Es kann aber auch sein, was ich für wahrscheinlicher halte, dass das Vorwerk als Kloster dem heiligen Paulus geweiht war. 

So war es jedenfalls bei dem Kloster in Münster, aus dem die Domschule, das spätere Gymnasium Paulinum hervorgegangen ist.

Schloss Paulinum

Auf dem Berg hinter dem Vorwerk errichteten die Mönche ein Kreuz, woraufhin der Berg der „Kreuzberg“ wurde (später auch als „Kramstberg“ bezeichnet). 

Nach der Reformation wurde Hirschberg 1524 protestantisch. Ende des 16. Jahrhunderts war Schlesien fast vollständig evangelisch geworden. Die freie Religionsausübung wurde aber bald mit dem Religionsedikt des Habsburger Kaisers beendet (1629). Um Zwangsmaßnahmen zu vermeiden (andernorts wurde Militär einquartiert), akzeptierte der Hirschberger Rat die Berufung eines katholischen Zisterzienserpaters vom Kloster Grüssau (bedeutendes Kloster in Schlesien, ich beschreibe es später) für die Stadtkirche. 1646, kurz vor Ende des Dreißigjährigen Krieges und des Westfälischen Friedens, durfte wieder ein protestantischer Pfarrer in der Kirche predigen, neben dem katholischen Priester. Mit der simultanen Kirchennutzung war es nach 1648 vorbei. Den Protestanten wurde die Kirche weggenommen. Die nächste evangelische Kirche war die Friedenskirche in Jauer (44 Kilometer entfernt). Das Habsburger Reich betrieb auch in Schlesien (mit wenigen Ausnahmen) die Rekatholisierung. 

1653 kamen die ersten Jesuiten zur Unterstützung des katholischen Pfarrers nach Hirschberg, gefördert vom österreichischen Kaiser.  Die Zahl der Katholiken blieb aber trotzdem gering. Der Jesuitenorden erwarb 1655 das Vorwerk Paulinum, das ihnen bis zur Auflösung des Ordens auch in Preußen 1776 (1774?) gehörte (In Preußen verhinderte der König zunächst die vom Pabst angeordnete Ordensauflösung). Danach blieb das Vorwerk im Kirchenbesitz, denn erst mit der Säkularisierung 1810 (der preußische Staat brauchte Geld) wird das Vorwerk verkauft. 

1773 wurde der Jesuitenorden durch den Papst aufgehoben (auf Druck von Portugal, Spanien und Frankreich). Der preußische König Friedrich II. erkannte die päpstliche Order zunächst nicht an (weil er die Jesuiten-Schulen nicht aufgeben wollte?).  1776 stimmte dann Preußen der Ordensaufhebung zu. Die Hirschberger Residenz der Jesuiten (mit drei Mitgliedern?) wurde aufgelöst.

Der Textilfabrikant Richard von Kramst kaufte das Gut. Ob das gleich nach der Säkularisierung 1810 oder später erfolgte, ist mir nicht bekannt. Vom Jahr 1855 datiert der Auftrag zur Anlegung eines Landschaftsparks auf dem Kreuzberg. 

Ob Richard von Kramst, an anderer Stelle als Richard von Kramsta geschrieben, zu der Textilindustriellen-Familie Kramsta, später geadelte von Kramsta, gehört, war im Internet nicht zu ermitteln. Diese Familie stammte von evangelischen Glaubensflüchtlingen aus Böhmen ab, die zunächst nach Hoyerswerda in Sachsen auswanderten und von dort nach Schlesien kamen. Sie gründeten im schlesischen Freiburg (bei Waldenburg) die Textilfirma „C.G. Kramsta & Söhne“, die in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Industrie- und Handelsunternehmen in ganz Schlesien besaß.

Gewohnt hat Richard von Kramst zunächst im Verwalterhaus des Gutes. 1872 ließ er sich das Schloss im Stil der Neorenaissance bauen. Er bewohnte es bis zu seinem Tod 1894. Danach wurde es an den Industriellen Oskar Caro aus Kattowitz verkauft. 

Ein Bruder von Oskar Caro, Georg, wurde in den preußischen Adelsstand erhoben. Er kaufte bei Berlin das Schloss und Rittergut Wilkendorf in Altlandsberg (bei Straussberg – heute ein Golfhotel).  Begraben wurde er auf dem Friedhof II der Jerusalems- und Neuen Kirche vor dem Halleschen Tor in Berlin. 

Heute ist das Schloss ein Hotel. In Erinnerung an den Paulinerhof der Jesuiten erhielt es den Namen „Paulinum“. 


Die Schlösser der Schleierherren im Hirschberger Tal 

Als Schleierherren wurden im Volksmund die reichen Leinenhändler bezeichnet.  

Schleier ist ein feines Leinengewebe. Flachs (Leinen) wurde in den schlesischen Gebirgsorten in Heimarbeit gesponnen und gewoben.

Die Leinenhändler kauften das Gewebe als Rohware auf und veredelten es vor dem Weiterverkauf durch Bleichen (Waschen und Trocknen an der Luft. Flachsfarben werden durch den Sauerstoff der Luft ausgebleicht).

Anfang des 19. Jahrhunderts endete die Blütezeit der Leinenweber im Hirschberger Tal und in ganz Schlesien. Billigere Baumwolle und billigere Maschinenweberei verdrängten die Leinen-Handarbeit. Die Leinenhändler gaben den Preisdruck an die Leinenweber weiter. Die Weber verarmten.

In den 1840er Jahren kam es zu Unruhen und Revolten der Weber. Gerhart Hauptmann (siehe dritter Radtag) hat das in seinem Roman „Die Weber“ anschaulich beschrieben. Der Ort der Handlung ist allerdings nicht im Hirschberger Tal, sondern weiter östlich im Eulengebirge, in der Nähe seines Geburtsortes Bad Salzbrunn bei Waldenburg. 

Neben dem Schloss Lomnitz werde ich ein weiteres Schleierherren-Schloss bei der dritten Radtour besuchen, Schloss Wernsdorf, die „Hess´sche Bleiche“.


Schloss Lomnitz / Pałac Łomnica (2) 

Es ist das Schloss des Schleierherrn Christian Mentzel. Das Schloss an der Mündung der Lomnitz in den Bober war einst eine Wasserburg des Ritterguts der Familie von Zedlitz (1475 – 1654). Die nachfolgenden Eigentümer ließen sich um 1720 anstelle der Wasserburg ein Barrockschloss bauen. 

1738 kaufte Christian Menzel (1667 – 1748) das Schloss und ließ es von dem Baumeister der Hirschberger Gnadenkirche umbauen. 

Schloss Lomnitz

1692 hatte Menzel in Hirschberg ein Leinenhandelshaus gegründet. Er förderte den Bau der Gnadenkirche und stiftete die Barockorgel. Auf dem Friedhof der Gnadenkirche ist er in einer Grabkapelle begraben. 

Sein Schwiegervater, Johann Martin Gottfried, gehörte auch zu den Schleierherren des Hirschberger Tals. Er hatte eines der Güter der von Schaffgotsch in Wernersdorf gekauft und das Herrenhaus auch in ein Barockschloss umbauen lassen (ich werde es bei der nächsten Radtour sehen). Gottfried war Kirchenvorstand der Gnadenkirche. 

Mentzels Sohn baute um 1800 neben dem Schloss das Kleine Schloss im frühklassizistischen Stil als Witwensitz für seine Mutter. Neben den beiden Schlössern gehörten noch die Gutsgebäude und der Schlosspark am gegenüberliegenden Boberufer zu der Schlossanlage. 

Das Gut mit den beiden Schlössern wechselte mehrmals die Besitzer. 1835 kaufte der preußische Diplomat von Küster die Schlossanlage und ließ das Große Schloss von einem Schinkel-Schüler im Biedermeier-Stil umbauen. Bis 1945 waren die von Küster Eigentümer. 

Die Nachfahren ersteigerten nach der Wende das 1945 enteignete Gut und richteten nach der Sanierung ein Hotel mit Restaurant im Kleinen Schloss ein (Hotel Palac Lomnica). Im Großen Schloss wurden die Festsäle im Erdgeschoss wiederhergestellt. Sie werden für kulturelle Veranstaltungen genutzt. Eine Dauerausstellung erinnert an die Geschichte des Schlosses. Für eine Besichtigung war ich zu früh vor Ort, das Schlossmuseum öffnete erst um 11 Uhr. 

Witwensitz - das Kleine Schloss, Hotel Palac Lomnica.

Die Schlösser der Preußen           

Prinz Wilhelm von Preußen, Bruder des Königs Friedrich Wilhelm III., war der erste Preußen-Prinz im Hirschberger Tal. 1822 kaufte er das Wasserschloss Fischbach  (westlich des Landshuter Kamms). Ab 1832 hatte dann König Friedrich Wilhelm III. eine Sommerresidenz im Tal der Lomnitz, Schloss Erdmannsdorf. Für seine Tochter Luise kaufte er 1839 das Schloss Schildau (im Bober-Tal). 

Natürlich wurden die Schlösser renoviert, umgebaut und vergrößert. Die Regie führten die königlichen Hof-Baumeister Friedrich August Stüler und Karl Friedrich Schinkel. Die Gärten gestaltete der Hof-Gartenmeister Joseph Lenné. 

Friedrich August Stüler (1800 – 1865) war preußischer Baubeamter. Als sein Hauptwerk gilt das Neue Museum in Berlin. Zahlreiche Bauten in Berlin hat er entworfen und gebaut: Kirche St. Peter und Paul in Nikolskoje, Palais Liebermann neben dem Brandenburger Tor, Neue Synagoge, Alte Nationalgalerie.

Außerdem stammen die Pläne für den Wiederaufbau des Winterpalais in St. Petersburg von ihm, ebenso das Universitätsgebäude Königsberg, das Belvedere auf dem Pfingstberg in Potsdam, die Kirche Caputh, das Schwedisches Nationalmuseum Stockholm, die Trinitatsikirche in Köln, das Neues Rathaus in Breslau. 

Karl Friedrich Schinkel (1781 – 1841) war der Architekt des Königs, der den Historismus und Klassizismus in Preußen wesentlich prägte. Die Neu Wache, das Schauspielhaus, die Friedrichwerdersche Kirche, die Umgestaltung des Schloss Tegel, das Altes Museum am Lustgarten und Schloss Glienicke sind seine Werke in Berlin. 

Peter Joseph Lenné (1789 – 1866) war General-Gartendirektor der königlich-preußischen Gärten: Landschaftspark Glienicke, Pfaueninsel, Tiergarten und Zoologischer Garten in Berlin, Park des Schlosses Neuhardenberg, Russische Kolonie Alexandrowka in Potsdam. Herrenkrugpark in Magdeburg. Park Babelsberg in Potsdam, Kurpark Bad Oynhausen, Kuranlagen Bad Neuenahr-Ahrweiler, Botanischer Garten Flora in Köln. Planung mehrerer Kanäle in Berlin, u.a. Landwehrkanal. 

Schloss Schildau/Palac Wojanow (3) 

Fast gegenüber von Schloss Lomnitz liegt eines der zahlreichen Schlösser der preußischen Königsfamilie im Hirschberger Tal. 1839 kauft König Friedrich Wilhelm III. von Preußen das Landgut und Schloss Schildau für seine Tochter Luise von Preußen. 

Schloss Schildau


Das Schloss gehörte zu einem Landgut, das einem Ritter Eberhard von Schildau als Lehen gegeben wurde (1281). Danach gehörte das Gut mit Unterbrechung bis 1723 der Familie von Zedtlitz (über 7 Generationen - wie auch das gegenüberliegende Schloss Lomnitz, das aber wohl zu einem anderen Zweig der Familie gehörte).

Ein erstes Schloss (Renaissanceschloss von 1603) wurde im 30-jährigen Krieg niedergebrannt. 1667 wurde es wiederaufgebaut. Nach 1723 wechselten Gut und Schloss mehrfach die Besitzer. Zeitweise gehörte es den von Rothkirch (an einem ihrer anderen Schlösser an der Kemnitz (Schloss Brcinku) bin ich auf dem Weg nach Hirschberg vorbeigekommen.). 

Luise von Preußen (verheiratete Prinzessin der Niederlande) ließ das Schloss im Stil der Neugotik umbauen und die große Parkanlage anlegen. 

Luise von Preußen war mit Prinz Friedrich der Niederlande (Friedrich Karl von Oranien-Nassau) verheiratet, dem Bruder des Niederländischen Königs. Dem Paar gehörte auch Schloss Muskau, dass sie 1846 von Hermann von Pückler-Muskau (direkt oder über einen Zwischenerwerb) kauften.

Pückler hatte sich mit der Anlegung des Parks Muskau übernommen, musste die Standesherrschaft Muskau verkaufen und zog auf sein Erbschloss Branitz bei Cottbus, wo er einen neuen Landschaftspark anlegte. 

Die Tochter Luises, Maria zu Wied, erbte das Schloss und verkaufte es 1908. Nach dem Weltkrieg wurde das Schloss vom polnischen Staat konfisziert. 2007 wurde es von einem privaten Unternehmen renoviert und als Hotel mit Restaurant Plac Wojanow ausgebaut. 


Die Schlösser der von Zedlitz

Unter dem schlesischen Uradel fallen die Adelsfamilien von Zedlitz und von Schaffgotsch auf.  

Die von Zedlitz sind eine der alten Adelsfamilien, denen große Gebiete Schlesiens gehörten. Die Stammburg der Familie liegt im Ort Zedtlitz bei Borna (in Sachsen, südlich von Leipzig). Ab 1320 waren neun Brüder in Schlesien ansässig, von denen 7 Familienlinien ausgingen. Entsprechend zahlreich sind die Schlösser und Güter der von Zedlitz in Schlesien:
- Wasserburg Lomnitz  (2) (Verkauf an einen Schleierherr)
- Wasserburg Schildau (3) (Verkauf an Preußenkönig Wilhelm III.)
- Wasserschloss Fischbach (7) (Verkauf an Prinz Friedrich Wilhelm)
- Schloss Buchwald mit den dazugehörenden Ländereien.

1945 befanden sich nach Angaben er Familie noch 10 Schlösser und 16 Rittergüter in Schlesien im Besitz der Familie (die alle enteignet wurden).


 Schloss Boberstein/Bobrow (4) 

Ein Neorenaissance-Gebäude aus Ende des 19. Jh..  Um 1880 wurde es von Georg Jakob von Decker erworben. Sein Sohn ließ es 1894 im Stil der Neorenaissance umbauen. 1933 wurde es an den Staat verkauft. 

Georg von Decker (1845 – 1894, - ich nehme an dass es der Georg Jakob von Decker von Schloss Boberstein ist) war das letzte Mitglied einer Verleger- und Buchdruckerdynastie in Preußen (Geheime Oberhofbuchdruckerei des preußischen Königshauses, gegründet 1763). Zum 100-jährigen Firmenjubiläum wurde der Enkel des Gründers in den Adelsstand erhoben. 1877 wurde die Druckerei an das Deutsche Reich verkauft und 1852 nach Zusammenschluss mit der preußischen Staatdruckerei zur Deutschen Reichsdruckerei, aus der nach dem 2. Weltkrieg die Bundesdruckerei entstand. 

Ein erstes Schloss stand hier schon 1450, von dem aber nur noch die Böschungsmauern erhalten sind. Ende des 16. Jh. war ein von Zedtlitz Eigentümer und ließ ein Renaissanceschloss bauen. Auch dieses Schloss wurde im 30-jährigen Krieg teilweise zerstört und hatte nach dem Verkauf durch die von Zedtlitz 1669 wechselnde Besitzer. 

Schloss Schildau


Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Schloss noch als Ferienlager genutzt. Dann war es Sitz einer landwirtschaftlichen Genossenschaft. Nach deren Auszug verfiel das Gebäude. Ein Verein rettete es und richtete ein Kinderheim ein. Jetzt steht es wohl leer. Der Schlossturm und die Fassade sind eingerüstet. Wie es aussieht, steht das Gerüst schon längere Zeit unverändert.

Was man nur sieht, wenn man um das Schlossgrundstück herumfährt, ist die große, mittelalterlich anmutende Mauer, die als Wehrmauer gestaltet ist. 

Die große Mauer um Schloss Schildau.
 

Die Schlösser und Besitzungen  der von Schaffgotsch 

Die von Schaffgotsch waren einer der größten Grundbesitzer in Schlesien. Bis 1945 befand sich fast der gesamte schlesische Teil des Riesengebirges und des Isergebirges (ohne Oberlausitz) im Besitz der Schaffgotsch. Sie waren eine der mächtigsten Adelsfamilien in Schlesien und Böhmen. Im gesellschaftlichen Leben spielen sie eine Rolle als Bischöfe, Generale und Unternehmer. 

Die Familie stammt aus Franken. Dort war 1174 ein Hugo dictus Scof Domherr in Würzburg. Teile dieser Familie sind Ende des 12. Jahrhunderts im Zuge der Ostsiedlung nach Schlesien gegangen.

Der Name Schaffgotsch ist aus dem Geschlechter-Namen „Scof“ (Schaf) abgeleitet. Der Vorname der erstgeborenen Söhne war Gottschalk, der später dem Familiennamen als „Gotsche“ angehängt wurde, woraus Schaffgotsch entstand. 

1360 wurde “Gotsche I. Schoff“ mit der Burg Kynast oberhalb von Warmbrunn (siehe dritte Radtour durch das Hirschberger Tal) beliehen. Die Burg wurde zusammen mit der Herrschaft Greiffenberg (mit der Burg Greiffenstein - unweit der Kreisstadt Löwenberg/Lwowek Slaski) der Kern des Familienbesitzes. Später wurde der Ort Warmbrunn erworben (und weitere Güter und Dörfer wie Hermsdorf, Petersdorf, Schreiberhau). 

Hans Ulrich Schaffgotsch auf Kynast und Greiffenstein (1595 – 1635) kämpfte zu Beginn des 30-jährigen Krieges auf der Seite der protestantischen böhmischen Stände gegen die kaiserlichen Truppen der katholischen Liga. In der „Schlacht am Weißen Berg“ 1620 verloren die böhmischen Stände und Kaiser Friedrich II. konnte seinen Anspruch auf die böhmische Königskrone durchsetzen.

Ulrich Schaffgotsch wechselte die Seite, kämpfte unter General Wallenstein mit einem eigenen Kavallerieregiment und konnte dadurch seine Güter in Schlesien behalten.

Als Wallenstein vom Kaiser abfiel und dann von Anhängern des Kaisers ermordet wurde, kam Ulrich Schaffgotsch in Haft und wurde wegen Hochverrat in Regensburg hingerichtet (dort ist sein Grab auf dem Gnadenfriedhof). Seine Güter wurden eingezogen.

Sein Sohn bekam die Güter später zurück und wurde 1674 zum Reichsgrafen erhoben. Als Vertreter des Kaisers führte er den Vorsitz bei den schlesischen Fürstentagen. 

Die Burg Kynast brannte 1675 nach einem Blitzschlag aus und die Schaffgotsch verlegten ihren Wohnsitz in das unterhalb der Burg im Hirschberger Tal gelegene Schloss Warmbrunn . 

Das Schloss im benachbarten Hermsdorf unterm Kynast (dritte Radtour) war der Sitz der Güterverwaltung. 

In Schreiberhau wurde der Domänenbesitz im Riesengebirge verwaltet. 

Dort bestand auch seit 1366 eine Glashütte. 1842 wurde sie als Josephinenhütte gegründet (s. Glas der Schaffgotsch, dritte Radtour). 

Auch Bergwerke gehörten zum Schaffgotsch-Imperium. Der Grundstein wurde 1858 durch die Heirat mit der Alleinerbin des größten Bergbauunternehmers in Oberschlesien, Karl Godulla, gelegt.

1904 gehörten über 60 Steinkohlen- und Zinkerzgruben den Schaffgotsch. Damit besaßen sie eines der vier größten Montanunternehmen in Schlesien. 

Nach dem 2. Weltkrieg wurden die Güter und Betriebe der Schaffgotsch in Schlesien enteignet. Den Besitz in Westdeutschland fassten die Schaffgotsch in der Münchener Schaffgotsch Bergwerkgesellschaft zusammen.

Die Schaffgotsch waren an der Büromaterial-Firma Sonnenecken zu 50 % und am Otto-Versand beteiligt. Die Beteiligungen gingen alle verloren. Die nach dem Krieg von Schaffgotsch übernommene (ehem. jüdische und im 3. Reich arisierte) Bank Bass & Herz ging kurz nach der Herstatt-Bank-Pleite in die Insolvenz. Und mit ihr die Münchener Schaffgotsche Bergwerkgesellschaft.

Es ist also auch im Westen nicht viel geblieben. 


 Schloss Jannowitz/Janowice Wielkie (5) 

Im 17. Jh. ließ Daniel Schaffgotsch von Kynast, Greiffenstein und Boberstein an der Stelle eines mittelalterlichen Herrenhauses das Schloss bauen.

Schloss Jannowitz

Ein späterer Besitzer des Schlosses, der Graf von Stollberg-Wernigerode, ließ 1830 den Park anlegen. Das Schloss beherbergt heute ein Behinderten-Pflegeheim. Den Stollberg-Wernigerode gehörten große Flächen in der Umgebung, u.a. der Kupferbergbau-Ort Kupferberg und die Burg Bolzenstein oberhalb von Jannowitz. 

In der Nähe des Schlosses ist die Kirche Maria Himmelfahrt aus dem 15. Jahrhundert (6). Ein Epitaph von 1668 erinnert an den Grafen Schaffgotsch, den damaligen Besitzer von Schloss Jannowitz. 

Kirche Maria Himmelfahrt

Das Riesengebirge begleitet mich immer


Nach Jannowitz muss ich über den Landshuter Kamm/Rudawy Janowickie,  das östliche Teilgebirge der Sudeten, das das Hirschberger Tal nach Osten abschließt. Am Weg liegen Schloss Fischbach/Karpniki und Schloss Buchwald/Buowiec. Der nächste Ort ist Schmiedeberg/Kowary im Tal der Jedlica/Eglitz, die fast parallel zur Lomnitz fließt, bis sie bei dem Ort Lomnitz in den Fluss Lomnitz mündet. Auf dem Weg dorthin liegt das Schloss Neuhoff/Nowy. Nördlich von Schmiedeberg ist im Tal der Jedlica das Schloss Ruhberg/Pałac w Ciszyc.. 

Schloss Fischbach/Zamek Karpniki (7) 

Das Wasserschloss Fischbach („Wasserschloss“ ist übertrieben, es ist von einem Wassergraben umgeben) war das erste Schloss der preußischen Königsfamilie in Schlesien. 1822 hatte der Bruder des preußischen Königs, Prinz Wilhelm von Preußen, das Wasserschloss gekauft. 1844 ließ er das Schloss von Friedrich August Stüler im Tudor-Stil umbauen. 

Schloss Fischbach


Zuvor gehörte das Schloss und das zughörige Gut im 15. und 16. Jh. der Familie von Schaffgotsch und später zum Kloster Grüssau. Nach verschiedenen Besitzerwechseln war die Familie von Zedtlitz Eigentümer, bis zum Verkauf an Prinz Wilhelm von Preußen 1822. 

Durch Heirat kam das Schloss Fischbach später an den Prinzen von Hessen und bei Rhein (Hessen-Darmstadt). Nach 1919 blieb es als Schatullgut (Privatvermögen) bei der Familie. 

Nach dem 2. Weltkrieg wurde das Schloss verschiedentlich genutzt und stand dann leer. In den 1970er Jahren verfiel das Schloss. 2009 wurde es renoviert und 2014 ein Hotel und Restaurant eröffnet.  


Schloss Buchwald/Palace Bukowiec (8) 

Schloss Buchwald gehörte ab dem 14. Jahrhundert den von Zedtlitz. Im 16. Jahrhundert und danach waren mehrere Besitzerwechsel.

1785 kaufte Graf Friedrich Wilhelm von Reden das Schloss und das Gut. Er ließ das Schloss im klassizistischen Stil umbauen. 

Schloss Buchwald

Ein englischer Landschaftspark mit 54 Teichen wurde nach englischem Vorbild angelegt. Teehaus (Athenatempel), Badehaus, Aussichtsturm und eine künstliche Kloster-Ruine wurden gebaut (Die künstliche Ruine ist heute eine richtige Ruine geworden, von der nur noch der Turm steht). Vom Belevedere (Teehaus) schaut man auf die Gutsanlage und die Schneekoppe am Horizont. 

Beelvedere (Teehaus Athenatempel)

Blick auf die Schneekoppe

Die Familie von Reden stammt aus Hameln. Der Vater Johann Ernst Wilhelm von Rheden (1727 – 1767) war Erbherr von Gütern in Hameln und Bennigsen, sowie königlich-britischer und kurfürstlich-lüneburgischer Hofrat (es war die Zeit der Personalunion des Kurfürstentums und des britischen Königreichs). 

Friedrich Wilhelm Graf von Reden (1752 – 1815) studierte an der Bergakademie Freiberg. Er war Leiter des schlesischen Oberbergamtes und preußischer Bergwerksminister. 

Seine Frau kümmerte sich u.a. um die Glaubensflüchtlinge aus dem Zillertal (dazu mehr bei der späteren Radtour). Sie war Präsidentin des Komitees zur Ansiedlung der Zillertaler Emigranten im Hirschberger Tal. Im Auftrag von König Wilhelm IV. organisierte sie den Aufbau der norwegischen Stabholzkirche Wang und bestimmte den Ort für die Kirche, Krummhübel-Brückenberg/Karpacz Gorny auf einem Grundstück, dass die Schaffgotsch spendeten.           

Die von Reden „mussten 1946 aussiedeln“. So beschreibt die polnische „Stiftung Schlösser und Gärten“ die Vertreibung. Seit 1999 wird das Schloss renoviert (mit mäßigem Erfolg, wie man sieht). Der Landschafspark wird von der „Stiftung Schlösser und Gärten im Hirschberger Tal“ verwaltet. Die Gebäude des Gutes sind teilweise bereits sehr schön saniert (schöner als das Schloss) und werden für Ausstellungen und Konzerte genutzt. 

Schloss Buchwald war in der Zeit Friedrich Wilhelm von Reden’s ein kultureller Treffpunkt. Johann Wolfgang von Goethe und der Maler Caspar David Friedrich waren hier.

An den Aufenthalt von Goethe in Buchwald wurde in diesem Jahr mit einer Gedenktafel erinnert. Sie wurde im Rahmen des jährlichen „Festival dell’Arte im Tal der Schlösser“ enthüllt. Das Festival will an die Tradition des 19. Jahrhunderts anknüpfen, als adelige Mäzene Künstler auf ihre Residenzen im Hirschberger Tal einluden. Bischek, der Besitzer der Pension Paradise, in der ich in Krummhübel übernachtet habe, hat mich darauf aufmerksam gemacht. Er war von dem Konzert in Lomnica (Lomnitz) begeistert.

In diesem Jahr waren Ausstellungen und Konzerte außer  im Palac Lomnica auch im Palac Wojanow (Schildau), Palac Bukowiec (Buchwald), Palac Pakoszowie (Wernersdorf), Palac Karpniki (Fischbach). Bei der Vorbereitung meiner Radreise habe ich das noch nicht gewusst, so dass ich nicht an den richtigen Tagen in den Schlössern war. 


Schloss Neuhoff/Palac Nowy Dwór (9) 

Das Gut bei Schmiedeberg/Kowary gehörte seit dem 14. Jh. den Schaffgotsch. Caspar Schaffgotsch ließ 1570 das Schloss bauen. Bis zum 30-jährigen Krieg blieben die Schaffgotsch Besitzer. 

Nach der preußischen Eroberung Schlesiens gingen Gut und Schloss an den Preußenkönig Friedrich II., der es wenig später an die Stadt Schmiedeberg/Kowary übergab. 

1826 erwarb Prinz Heinrich Reuß zu Köstritz das Anwesen. Bis zum Krieg blieb es im Besitz der Reuß. Letzte Bewohnerin war Feodora von Reuss-Köstritz, geborene Prinzessin von Sachsen-Meiningen. Sie war die Urenkelin der britischen Königin Victoria und Enkelin des preußischen Königs und deutschen Kaisers Friedrich III. (99 Tage Kaiser). 

Der Leichnam von Feodora von Reuss-Köstritz wurde 1996 exhumiert, als der britische Professor Rohl von der Universität Sussex die Erbkrankheit der britischen Königsfamilie erforschen wollte. Auch Feodora von Reuss-Köstritz litt an dieser Krankheit. Die Untersuchungen fanden in Breslau statt. Danach wurde ihr Leichnam 8 Jahre im Keller des Rathauses von Kowary aufbewahrt (warum ?). Erst 2004 wurde sie wieder in der Familiengruft beigesetzt. 

Das verschlossene Schloss Neuhoff

Das Schloss ist heute in privatem Eigentum und nicht zugänglich. Ich konnte nur durch das Torgitter schauen. Im Internet wird es gerade zum Kauf als exklusive Privatresidenz angeboten, mit 1.700 m² Nutzfläche und einem Grundstück von 50.000 m², Preis auf Anfrage.  


Schmiedeberg/Kowary (10) 

Der Ursprung der Stadt ist eine Bergmann-Siedlung (Eisenerz), die Mitte des 12. Jh. entstand.  1401 gehörte der Ort den Schaffotsch. 1513 erhielten die Schaffgotsch vom böhmischen König das Stadtrecht für ihre Stadt. 

Nach der Eroberung Schlesiens durch Preußen kam die Stadt 1742 in den Besitz des Preußischen Königs Friedrich der Große. 1786/89 wurde das Rathaus im Klassizismus-Stil erbaut. Schmiedeberg war eine königliche Stadt und das Rathaus Besitz Friedrichs des Großen. Das Rathaus steht auf den Fundamenten des alten Rathauses und Gerichtsgebäudes, das schon 1513 bestand, als der Ort das Stadtrecht erhielt. 

Altstadt von Schmiedeberg


Neben Breslau und Schweidnitz war Schmiedeberg im 16. Jh. eines der wichtigen Zentren der Eisenindustrie in Niederschlesien. Durch den 30-jährigen Krieg kam der Bergbau aber zum Erliegen. Dafür entwickelte sich das Weberhandwerk (siehe: Schleierherren). 

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde von 1950 bis 1958 in sowjetischem Auftrag Uranerz abgebaut und in die Sowjetunion geliefert. Ab 1971/72 wurde auch das Radon (Gas, das beim Zerfall von Uran entsteht) genutzt und ein Stollen für ein Radon-Inhalatorium ausgebaut, in dem bis 1990 Radontherapien durchgeführt wurden. 

Jetzt ist Kowary ein wichtiges Zentrum des polnischen Tourismus im Riesengebirge. 


 Schloss Ruhberg / Palac w Cixzye (11) 

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts erwarb der Provinzialminister für Schlesien (von Friedrich dem Großen eingesetzt) Karl Georg Graf von Hoym das Grundstück bei Schmiedeberg und ließ ein Herrenhaus im klassizistischen Stil bauen. Zum Ruhberg hin wurde ein Landschaftsgarten angelegt. Auf dem Ruhberg ließ er einen Aussichtsturm bauen, der nur noch als Ruine erhalten ist. Die Parkanlage ist heute kaum noch zu erkennen. Das Herrenhaus ist ein etwas verkommenes Wohnhaus geworden. 

Schloss Ruhberg


1833 kaufte Fürst Radziwill das Schloss als Sommersitz. Im Besitz der Familie blieb es bis 1923.           

Fürst Radziwill (1775 – 1833) hatte seine Hauptbesitzungen in Weißrussland und der Ukraine. In Berlin residierte er in einem Rokkoko-Palais an der Wilhelmstraße (dort entstand später die Reichskanzlei).

Radziwill war polnischer und deutscher Politiker, Großgrundbesitzer und Komponist (er vertonte Goethes „Faust“). Zusammen mit seinen Brüdern studierte er in Göttingen.

Er war mit Luise Frederike von Preußen, einer Nichte Friedrich des Großen, verheiratet. 

           Kurioses von Ruhberg und Fischbach

Die Preußen waren auf Fischbach, die Radziwill in Ruhberg. Der Sohn des Preußischen Königs Friedrich Wilhelm III., der spätere 1. Deutsche Kaiser Wilhelm I., hatte sich in die Tochter des Fürsten Radziwill, Elisa, verliebt und wollte sie heiraten. Für ihn als möglichen Thronfolger galt aber, dass er nur eine „Ebenbürtige“ heiraten durfte.

Gutachter wurden bemüht. Das Ergebnis war, „nicht ebenbürtig“. In Deutschland waren die Radziwill nur „landsässige“ Fürsten, die zwar den Titel eines Reichsfürsten erhalten hatten, aber nicht die deutsche Reichsstandhaft (Mitglied im Reichsfürstenrat oder Reichstag) besaßen. Dass sie zum führenden Adel in Polen gehörten, zählte nicht. Auch nicht, dass Elises Mutter eine Nichte Friedrich des Großen war.

Also suchte man einen Ausweg. Der Sohn sollte von dem kindelosen russischen Zaren adoptiert werden. Der lehnte aber ab. Auch andere Adoptions-Überlegungen funktionierten nicht. Schließlich musste der Sohn auf seine Liebe verzichten, heiratete 1829 eine Prinzessin von Sachsen-Weimar-Eisenach und wurde später Deutscher Kaiser. Elisa starb 1834 unverheiratet an Tuberkulose im Schloss Freienwalde im Oderbruch.

Im Dritten Reich wurde die Liebegeschichte als „Preußische Liebesgeschichte“ verfilmt. Doch der 1938 gedrehte Film kam nie in die Kinos. Die Hauptdarstellerin war Lida Baarova. Mit der hatte der Propagandaminister Göbbels eine Affäre. Göbbels Frau beschwerte sich über die Affäre bei Hitler. Der ließ die Schauspielerin nach Prag ausweisen und verbot die Aufführung aller Filme, in denen sie mitspielte. 


Ich fahre im Tal der Jedlica/Eglitz zurück nach Hirschberg. Das Schloss Ruhberg war das letzte Schloss für heute. Ich komme in Erdmannsdorf vorbei, dessen Schloss ich bei meiner Radtour nach Krummhübel besuchen werde. Bei Lomnica Gorna verlasse ich das Tal (die Eglitz fließt ab hier Richtung Nord-Ost zum Bober hin) und fahre weiter Richtung Norden nach Hirschberg. Dabei komme ich noch an dem ehemaligen Jüdischen Friedhof vorbei, an dem ich kurz anhalte. 


Jüdischer Friedhof (12)

Es ist der ehemaligen Neue jüdischen Friedhof. Gegenüber ist der polnische Friedhof für Hirschberg.

Ehemaliger jüdischer Friedhof

Hirschberg hatte zwei jüdische Friedhöfe. Den Alten jüdischen Friedhof, der um 1820 gegründet wurde, und den Neuen jüdische Friedhof von 1879. Beide Friedhöfe gibt es nicht mehr. Ab 1961 wurde mit der Auflassung der Gräber begonnen.

Ebenso wurde der städtische und der evangelische Friedhof nach 1945 eingeebnet. 

Das Schicksal hatten fast alle deutschen Friedhöfe. Bei meinen Besuchen in Plagwitz und Löwenberg habe ich auch den Löwenberger Friedhof besucht. Dort wurden die deutschen Gräber nach dem 2. Weltkrieg  aufgelassen und der Friedhof für die Bestattungen der polnischen Einwohner genutzt. Dadurch war auch das Grab meiner Großmutter nicht mehr vorhanden, als ich den Friedhof besuchte. Erste deutsche Besucher in Löwenberg hatten noch den Grabstein gesehen, meine Mutter hatte ein Foto davon. 
 

Zum Schluss ein Blick in die Küche:
Ich habe natürlich schlesische bzw. polnische Gerichte gegessen, wo immer das möglich war. Allerdings musste ich Restaurants mit einheimischer Küche suchen. "Inn" war die italienische Küche und an jeder Ecke gab es Pizza und Burger in allen Varianten. Das war natürlich nichts für mich.

Flaki (Rinderkutteln)
im Restaurant "Kucie Smacu" (Geschmackschmiede)
am Ring in Hirschberg


Zu dem Bericht gibt es ein Fotoalbum:

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🔄 (11) Rückfahrt über Bad Liebwerda und Haindorf