Meine Ostsee Radtour
Vorbemerkung:
Eigentlich,
denn daraus wurde nichts. Die Corona-Krise hatte die Grenzen Polens
verschlossen.
Also habe ich umgeplant und bin in Deutschland geblieben. Vor einigen Jahren war ich an der Ostseeküste von Stettin bis nach Danzig gefahren. Daran habe ich angeknüpft und eine alternative Radtour geplant. Wieder entlang der Ostseeküste, aber jetzt in westlicher Richtung.
Empfohlen wird für eine Ostsee-Radtour die umgekehrte Richtung, von Westen nach Osten, weil so meistens der Wind weht. So war es auch bei meiner Tour, manchmal auch von Süden, nie kam der Wind unterstützend von Osten. Trotzdem bin ich so gefahren. Ich habe bei einer Streckentour lieber einen fernen Ort als Ziel und fahre von dort mit der Bahn zurück nach Berlin. Irgendwohin mit der Bahn fahren und von dort Berlin als Ziel anzusteuern finde ich nicht so schön.
In Bernau bei Berlin war der Beginn (durch Berlin mit der S-Bahn), bis Ueckermünde und dann entlang der Ostsee bis nach Kiel. Durch die Bundesländer Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein.
Das Bundesland Schleswig-Holstein
wurde nach dem 2. Weltkrieg 1946 durch die britische Militärregierung in der
Nachfolge der preußischen Provinz Schleswig-Holstein gebildet. Bundesland der
Bundesrepublik Deutschland wurde Schleswig-Holstein 1950 durch Verabschiedung
der Landessatzung 1949.
Die „neuen“ Bundesländer Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern
wurden durch das „Ländereinführungsgesetz“ der Volkskammer der DDR (1990 erst-
und einmalig frei gewählt) vom 22. Juli 1990 gebildet. Das Gesetz trat am 3.
Oktober 1990 in Kraft. Damit wurden die 1952 durch Zusammenlegung der
DDR-Bezirke abgeschafften Länder wiederhergestellt.
Von
Kiel zurück nach Berlin bin ich mit der Bahn gefahren.
Grundlage meiner Planung waren der Berlin-Usedom Radfernweg von Bernau bis Ueckermünde und dann der Ostsee-Küsten-Radweg bis Kiel.
Der Berlin-Usedom-Radfernweg wurde 2007 eröffnet und verläuft von Berlin durch das
Barnimer Land, die Uckermark und Vorpommern bis nach Peenemünde auf der Insel
Usedom und von dort über die Insel Wollin nach Stettin in Polen. Logo:
Brandenburger Tor mit Vogel und Fahrrad.
Der Ostsee-Küsten-Radweg ist im Wesentlichen meine Strecke ab Greifswald. Von
Ahlbeck auf der Insel Usedom verläuft die Route entlang der Ostsee über Kiel
bis nach Flensburg. Sie ist der deutsche Teil des Ostseeküsten-Radwegs von
Dänemark über Polen, die Baltischen Staaten, Russland, Finnland bis Schweden.
Logo: Blaue Kachel mit gelben (Rapsfelder) und grünen (Wälder) Streifen und
Beschriftung Ostsee-Küsten-Radweg.
Die Wege, die ich gefahren bin, waren überwiegend gut. Radwege und wenig befahrene Landstraßen. Die nicht geteerten Wege hatten eine feste Oberfläche. Nur einige Kilometer Kopfsteinpflaster waren nicht zu vermeiden. Das lag auch daran, dass ich bei der Streckenauswahl nicht immer die offizielle Route der Fernradwege genommen habe. Unbefestigte Streckenabschnitte habe ich auf Landstraßen umfahren.
Der Tourenbericht ist nach den Tagesetappen gegliedert:
1. Von Bernau nach Röpersdorf
Bernau – Ladeburg – Lobetal - Biesenthal
– Schleuse Grafenbrück –
Oder-Havel-Kanal – Werbellinkanal mit Schleuse Rosenbeck – Werbellinsee – Jagdschloss Hubertusstock – Joachimsthal
- Oberuckersee (westliches Ufer)- Suckow - Röpersorf am Unteruckersee.
Durch Berlin bin ich mit der S-Bahn gefahren. Mit dem Rad durch die Stadt zu fahren ist nicht wirklich spannend. Von Lichterfelde-West bis nach Bernau hinter der Stadtgrenze Berlins. Das ist die letzte Station der Berliner S-Bahn.
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Bernau bis Röpersdorf - 117 Kilometer |
Die Stadt liegt
nicht weit hinter der nördlichen Stadtgrenze von Berlin. Das merkt man, wenn
man durch die Stadt geht. Die Stadt hat eher den Charakter einer Schlafstadt.
Sehr gut erhalten, aber ruhig.
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Steintor mit Hungerturm |
Gegründet wurde die Stadt Bernau Anfang des 13. Jahrhunderts. Das erfolgte wahrscheinlich im Rahmen der Ostexpansion der Brandenburger Askanier.
Ein Jahrhundert zuvor waren die
durch den Slawenaufstand (983) verloren gegangenen Gebiete östlich der Elbe im Wendenkreuzzug (1147) zurückerobert
worden. 10 Jahre später konnte der Askanier Heinrich der Bär die Brandenburg zurückerobern und den
Slawenfürsten Jaxa von Köpenick vertreiben. Das Jahr 1157 gilt als
Gründungsjahr der Mark Brandenburg.
In den folgenden Jahren eroberten die Markgrafen von Brandenburg weitere östliche Gebiete,
so auch den Barnim, eine
eiszeitliche Hochfläche im Norden Berlins. Sie sicherten die eroberten Gebiete
auch durch die Ansiedlung von Siedlern
und die Gründung von Klöstern. Die Siedler kamen aus den westlichen
Gebieten des Reiches, aus dem Harz, dem Rheingebiet, aus Flandern (daher stammt
der Landschaftsbegriff Fläming im südwestlichen Brandenburg) und aus Holland
(Holländer hatten nach verheerenden Sturmfluten ihr Land verloren. Mit ihren
Kenntnissen trugen sie zur Eindeichung von Elbe und Havel bei, die schon in den
1160er Jahren begannen).
Im 15. Jahrhundert erreichte ein Hussiten-Heer auch Bernau (1432), dass sich aber verteidigen konnte.
Die Hussitenkriege
Jan
Hus
(1370 – 1415) war ein tschechischer Theologe und Reformator, noch vor Martin Luther. Beeinflusst von dem englischen
Theologen John Wyclif (1330 – 1384) bestritt er den politischen Machtanspruch
des Papstes, wandte sich gegen den Ablasshandel und wollte eine stärkere
Teilhabe der Gläubigen durch Zulassung der Laienpredigt und die Kelchkommunion
(Brot und Wein beim Abendmahl).
Hus predigte in tschechischer Sprache.
Das förderte das tschechische
Nationalbewusstsein. Der böhmische Adel unterstützte die nationalen
Bestrebungen und zu Anfang auch der böhmische König.
Böhmen
war ein Teil des Heiligen Römischen Reiches. Deutsche Einwohner stellten die
Oberschicht. Es waren die Nachkommen der deutschen Siedler, die während der
Ostsiedlung die Städte gegründet hatten. Erst 1880 wurde Tschechisch neben
Deutsch Amtssprache in Böhmen.
Jan Hus wurde mit dem Kirchenbann belegt
und sollte sich auf dem Konzil in
Konstanz (1414 – 1418) rechtfertigen bzw. widerrufen.
Kaiser
Sigismund hatte zur Beendigung des Schismas (drei Päpste beanspruchten
gleichzeitig den Thron Petri) das Konzil
einberufen.
Trotz freien Geleits durch den Kaiser
wurde Hus von den Kardinälen verhaftet und als
Ketzer verurteilt und verbrannt.
Das führte zum Aufstand und zu dem ersten Prager Fenstersturz, bei dem die
Hussiten das Rathaus stürmten und einige Ratsherren aus dem Fenster warfen.
Ein Teil der Hussiten radikalisierte sich. Ein Kristallisationspunkt war die
von Hussiten gegründete Stadt Tabor
in Südböhmen (zwischen Prag und Budweis), in der sie nach ihrem Glauben leben
wollten. Der Versuch des böhmischen Königs, die Hussiten dort zu vertreiben,
misslang.
Daraufhin rief der Papst 1420 zu einem Kreuzzug gegen die Hussiten auf (und zu
vier weiteren - 1421, 1422, 1427 und 1431 -, die alle scheiterten).
Die Hussiten ihrerseits führten Feldzüge
gegen katholische Gebiete. Ab 1425 stießen die Hussiten nach Schlesien,
Niederösterreich, Meißen, Danzig, Polen und 1432 bis nach Bernau bei Berlin
vor.
In Verhandlungen erreichte Kaiser
Sigismund 1433 eine Einigung mit den
gemäßigten Hussiten (Prager Kompaktat, das u.a. in Böhmen und Mähren das
kirchliche Abendmahl für alle Gläubigen in beiderlei Gestalt, Brot und Wein,
zuließ).
Den radikalen Hussiten reichte der Kompromiss nicht. Sie wurden aber 1434 von einem Heer kaiserlicher Truppen, das von gemäßigten Hussiten unterstützt wurde, vernichtend geschlagen.
Eine Pestepidemie (1598) und der 30-jährige Krieg (1618 – 1648) reduzierten die Bernauer Bevölkerung und führten zur Verarmung der Stadt und ihrer Bewohner. Zu Beginn des 30-jährigen Krieges lebten 2.500 – 3.000 Menschen in Bernau. 1648 waren es noch 700.
Die Pest war und ist eine hochansteckende
Infektionskrankheit, die als Beulenpest oder Lungenpest auftritt. Vom 14. bis
18. Jahrhundert wurde Europa immer wieder von Pest-Pandemien heimgesucht. Allein in der Pestwelle 1347/1353
starben in Europa 25 Millionen Menschen. Übertragen wurde die Pest durch
Flohbisse und Tröpfcheninfektion. Ein Heilmittel dagegen gab es nicht.
Die Pest
verbreitete sich über Händler auf dem Landweg und mit der Schifffahrt. In den
Hansestädten wurden einlaufende Schiffe und deren Besatzungen für 40 Tage
isoliert. Damals ist auch der Begriff
„Quarantäne“ entstanden („une quarantaine de jours“ – ungefähr 40 Tage).
Die Erkrankten
wurden in Siechenhäusern und Pesthäusern isoliert. Gottesdienste und
öffentliche Veranstaltungen wurden untersagt. Reisende durften nicht
aufgenommen werden.
- Das erinnert
an die Corona-Pandemie, die wir gerade durchleben
Der Erreger der Pest wurde erst Ende des 19. Jahrhunderts von einem Schweizer Bakteriologen entdeckt und konnte dann mit Antibiotika behandelt werden.
Der Niedergang der Stadt änderte sich erst, als Kurfürst Friedrich III. französische Glaubensflüchtlinge ins Land holte (Toleranzedikt von Potsdam 1685, freie und sichere Niederlassung für die in Frankreich verfolgten Hugenotten). Der Kurfürst wollte damit die durch den 30-jährigen Krieg zerstörte Wirtschaft wiederbeleben.
Friedrich III. Kurfürst von Brandenburg (1657 – 1713) war als „Friedrich I. in Preußen“ der erste preußische König. Er krönte sich 1701 selber zum „König in Preußen“, „von Preußen“ durfte er sich nicht nennen.
Die Geschichte Preußens im Blog-Beitrag "Radreise von Berlin nach Danzig - 7. Geschichte".
Zu Preußen gehörten das zum Heiligen Römischen Reich gehörende Kurfürstentum Brandenburg und das Herzogtum Preußen (Stadt Königsberg), das nicht zum Deutschen Reich gehörte und ursprünglich ein polnisches Lehen war.
In den 1980er Jahren wurde die Bernauer Altstadt
mit ihren Fachwerkhäusern weitgehend
abgerissen und durch Plattenbauten ersetzt. Erhalten sind noch Teile der
Stadtmauer aus dem 14. Jahrhundert.
Kirche St. Marien
In der
evangelischen St. Marienkirche befinden sich drei evangelische
Beichtstühle, für evangelische Kirchen unüblich.
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Marienkirche von 1280 |
Nach der Reformation gab es in den
evangelischen Kirchen zunächst auch noch
diese Einzelbeichte. Erstmals 1697 schaffte der Pfarrer der Nikolaikirche
in Berlin die Einzelbeichte ab und führte das „Allgemeine Schuldbekenntnis“
ein. Das war im Gegensatz zur damals herrschenden Auffassung der lutherischen
Kirche.
Die folgende
Auseinander-setzung beendete Kurfürst
Friedrich III. durch Aufhebung der
Pflicht zur Einzelbeichte, die Möglichkeit zur freiwilligen Einzelbeichte
blieb. Das Gehalt der Prediger wurde um 200 Taler erhöht, da das Beichtgeld der
Gläubigen entfiel.
Die Verfügung
galt zunächst nur für Berlin und Cölln (die Vorläuferstädte von Berlin), nicht
aber für das übrige Brandenburg.
Unter Friedrich II. der Große wurde 1781 die allgemeine Beichte verbindlich.
Möglich ist eine Einzelbeichte in evangelischen Kirchen auch heute noch auf Wunsch des Gläubigen möglich, aber ohne Beichtstuhl.
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Herz-Jesu-Kirche von 1908 |
Im Jahr 1632
wurde der Leichnam des schwedischen
Königs Gustav II. Adolf für einen Tag auf dem Weg nach Schweden in der
Kirche aufgebahrt. Er war in der Schlacht bei Lützen gefallen (eine der
Hauptschlachten im 30jährigen Krieg zwischen dem protestantischen,
hauptsächlich schwedischen Heer unter der Führung des schwedischen Königs und den katholischen kaiserlichen Truppen
unter der Führung Albrecht von Wallensteins).
Steintor und Reste der
mittelalterlichen Stadtmauer
Einziges erhaltenes von ehemals drei Stadttoren,
spätgotischer Backsteinbau, Wahrzeichen der Stadt. Über Wehrgänge ist das
Steintor mit dem Hungerturm (Wehrturm) verbunden.
Die Stadtmauer aus Feldsteinen war 8 Meter hoch und Teil
eines dreifachen Mauer-, Graben- und Wallsystems. Ergänzt wurde die
Verteidigungsanlage mit 42 Lughäusern. Im Norden der Innenstadt sind die Wälle
teilweise noch erkennbar: Jungfernwall, Kirchhofswall, Hoher Wall, Mauerwall.
Die Wallanlage war Mitte des 15. Jahrhunderts so gut ausgebaut, dass der Hussitenansturm von 1432 abgewehrt werden konnte.
Die Feldsteinkirche ist aus dem 13. Jahrhundert, der Backsteinkirchturm von 1853. Die Kirche weist
zwei Besonderheiten auf. Die Apsis (Abschluss des Chors/Altarraum) ist nicht
halbrund, sondern fünfseitig. Die Kirche war ursprünglich eine Chorturmkirche
(der Kirchturm ist über dem Chor, was im Mittelalter nur in wenigen Gebieten vorkam,
üblich war der Turm an der gegenüberliegenden Seite).
Die Findlinge
wurden unbearbeitet oder behauen als Quadersteine verbaut.
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Feldsteinkirche Ladeburg |
Abgelöst wurden
die Feldsteinbauten durch Backsteinbauten
(Backsteine, Backziegel, Mauerziegel, Formziegel). Die gab es schon im
Römischen Reich. Mit dem Ende des Römischen Reiches in Nordeuropa verschwanden
auch die Ziegel als Baumaterial. Im 12. Jahrhundert wurde die Ziegelbauweise
wieder durch Mönche eingeführt und verbreitete sich wegen der besseren
Maßhaltigkeit.
Ein Höhepunkt
des dekorativen Bauens mit Formziegeln war die Backsteingotik im Mittelalter im Gebiet der Hanse und des Deutschen
Ordens. Davor war die Zeit der Backsteinromanik (ab 12. Jahrhundert), danach
die der Backsteinrenaissance (16. Jahrhundert).
Beispiele Backsteinromanik: Kloster
Jerichow und Kloster Lehnin in Brandenburg, Basilika Altenkrempe in Holstein,
Dom zu Lübeck, St. Johannis in Oldenburg in Holstein.
Beispiele Backsteingotik: Rathaus und
Nikolaikirche in Stralsund, Marienkirche und Holstentor in Lübeck, Münster Bad
Doberan, St. Georgen, St. Nikolai und St. Marien in Wismar,
Beispiele Backsteinrenaissance: Kerkhoffhaus
in Rostock, Steintor in Rostock, Zeughaus in Lübeck, Salzspeicher Lübeck,
Schabbelhaus Lübeck, Fürstenhof Wismar, Schweriner Schloss.
In Lobetal hat
1905 Pastor Friedrich von Bodelschwingh
den „Verein Hoffnungstal für die Obdachlosen der Stadt Berlin“ gegründet. 1906
entstand die Arbeiterkolonie Hoffnungstal für Arbeitslose und Wanderarbeiter,
Motto „Arbeit statt Almosen“.
Heute ist hier die „Hoffnungstaler Stiftung Lobetal“, eine Einrichtung mit Wohnungen und Werkstätten für Behinderte, Senioren, Epilepsiekranke und Suchtkranke des Diakonischen Werkes der Evangelischen Kirche mit rund 4.000 Plätzen.
Friedrich von Bodelschwingh (1831 – 1910)
war evangelischer Pastor. Zunächst leitete er die Gemeinde der Evangelischen Mission in Paris. In
Paris lebten damals 80.000 deutsche Auswanderer, die als Tagelöhner arbeiteten.
Auf dem Montmartre baute er eine deutsche Kirche (Christuskirche).
1872 wurde er
Leiter der kurz zuvor gegründeten Evangelischen Heil- und Pflegeanstalt für
Epileptische in Bielefeld, von ihm in „Bethel“
(hebräisch: Haus Gottes) umbenannt, die heutigen „von Bodelschwinghschen
Stiftungen Bethel“.
Er war für eine
Periode Abgeordneter im Preußischen Landtag.
1885 gründete er in Bielefeld die erste deutsche Bausparkasse.
Hinter Lobetal kommt Biesenthal im Naturschutzgebiet Biesenthaler Becken.
Es folgt das Finow-Tal und der Finowkanal
mit der Schleuse Grafenbrück. Gleich danach quere ich den Oder-Havel-Kanal.
Ab hier fahre ich durch das Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin
(die nördliche Grenze des Reservats ist der Oberuckersee). Es ist ein an Seen
reiches Gebiet. Die Schorfheide ist Teil der Mecklenburgischen Seenplatte.
Ehemalige Ackerbürgerstadt, in der Altstadt noch erkennbar an den hofseitigen Stall- und Wirtschaftsgebäuden.
Das Gebiet um Biesenthal wurde von den Askaniern nach dem Wendenkreuzzug erobert. Ursprung des Ortes ist eine askanische Burg, die 1258 als Sitz einer Vogtei erwähnt wird.
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Schleuse Grafenbrück |
Der Werbellinkanal verbindet den Werbellinsee
mit dem Oder-Havel-Kanal und dem etwas südlicher verlaufenden Finowkanal.
Der Werbelinkanal wurde 1766 gebaut (Zeit
Friedrich des Großen, König in Preußen ab 1740, König von Preußen ab 1712, bis
1786). Das Wasser des Werbellinsees sollte für die Schleusenführung des
Finowkanals genutzt werden. Das funktionierte aber nicht, da der Werbellinsee
zu wenig Wasser hatte. Es musste weiter Wasser aus dem Haveleinzugsgebiet
abgeleitet werden (bei Liebenwerder). Aus diesem Grund wurde 1934 in
Niederfinow ein wassersparendes Schiffshebewerk gebaut (ältestes noch in
Betrieb befindliches Schiffshebewerk Deutschlands, ein neues Hebewerk soll 2025
in Betrieb gehen).
Finowkanal
Der Finowkanal wurde 1605 bis 1620 gebaut. Er verbindet die Havel bei Liebenwalde mit der Alten Oder bei Liepe/Oderberg. Im 30-jährigen Krieg verfiel der Kanal.
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Mündung des Werbellinkanals in den Werbellinsee |
Es wurde die erste Schiffsnorm für die
Schiffe des Kanals bestimmt, das Finowmaß. Zwei Schiffe dieser Größe passten
genau in eine Schleuse.
Mit dem Bau des Oder-Havel-Kanals verlor der Finowkanal an Bedeutung.
Oder-Havel-Kanal
Da der Finowkanal den wachsenden
Schiffsverkehr nicht mehr bewältigen konnte, wurde 1906 mit dem Bau des
Oder-Havel-Kanals begonnen, der 1914 in Betrieb genommen wurde. Er beginnt an
der Havel bei Oranienburg. Bei der Schleuse Niederfinow geht er in den
Finowkanal über.
Mein Radweg folgt dem westlichen Ufer
des Werbellinsees. Kurz hinter der
Einmündung des Werbellinkanal in den See mache ich einen Abstecher zum Jagdschloss Hubertusstock. Am
nördlichen Ende des Werbellinsees liegt die Stadt Joachimsthal.
Joachimsthal liegt zwischen dem Werbellinsee und dem Grimnitzsee im Gebiet der Schorfheide.
Er ist ein Rinnensee, der wie die meisten umliegenden Seen in der letzten Eiszeit entstanden ist (Weichsel-Eiszeit, die Eisfläche ging von Skandinavien bis in die Mark Brandenburg und Nordrussland, endete vor 11.600 Jahren).
Schorfheide
Ein großes, zusammenhängendes Waldgebiet, das von Rodungen verschont
wurde, weil es über Jahrhunderte ein bedeutendes Jagdgebiet der preußischen
Könige war. Danach jagten dort die Größen des Dritten Reiches (Hermann Göring)
und der DDR (Erich Honecker).
Das Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin. Es
erstreckt sich vom Oder-Havel-Kanal im Süden bis zum Nordufer des Oberuckersees
und östlich von Templin bis Angermünde.
Jagdschloss Hubertusstock
Am Werbellinsee liegt das Jagdschloss Hubertusstock. Mitte
des 19. Jahrhunderts ließ es der preußische König Friedrich Wilhelm IV.
bauen.
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Tor zum Jagdschluss Hubertusstock |
Ende des 19. Jahrhunderts wurde eigens für das
Jagdschloss ein Bahnhof in dem 10 Kilometer entfernten Jochimsthal angelegt.
In DDR-Zeiten wurde das Jagdschloss als Gästehaus der
Regierung genutzt (nachdem das alte Gebäude in den 80er Jahren abgerissen und
neu gebaut wurde), u.a. wurde Helmut Schmidt hier empfangen. Heute gehört der
Komplex zu dem nahegelegenen Hotel und Seminarzentrum Ringhotel Schorfheide.
Auch in der Schorfheide, aber weiter vom Werbellinsee entfernt, zwischen Großdöllner See und
Wuckersee, ließ sich Hermann Göring (führender Nationalsozialist im Dritten
Reich) eine Villa bauen, die er nach seiner verstorbenen Frau Carinhall nannte. Als im 2. Weltkrieg
die sowjetische Armee heranrückte, ließ er das Anwesen sprengen.
Joachimsthal entstand in der Nähe der Grimnitz-Burg, die Mitte des 13. Jahrhunderts vom brandenburgischen
Markgrafen zur Sicherung der Straße in die Uckermark und nach Pommern errichtet
wurde (das muss vor 1250 gewesen sein, da Brandenburg die Uckermark im Vertrag
von Ladin 1250 erworben hat).
1604 verlieh der
Kurfürst der Siedlung das Stadtrecht. Der Name Joachimsthal dürfte auf den Namen
des Kurfürsten zurückgehen.
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Kaiserbahnhof Joachimsthal |
Historische Gebäude in Joachimsthal:
Kaiserbahnhof
Burgruine Grimnitz
Von der Ruine
konnte ich trotz Suche nichts mehr entdecken, nur das Gebäude der Glashütte.
Eine Bewohnerin, die ich traf, bestätigte meine vergebliche Suche. Die Reste
der Burg seien überbaut worden (?!).
Die Burg wurde vermutlich 1247 von den Askaniern zum
Schutz des Weges zwischen Grimnitzsee und Werbellinsee und gegen die zu Pommern
gehörende Uckermark errichtet.
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Schinkelkirche Joachimsthal |
Schinkelkirche
Kreuzkirche (kreuzförmiger Grundriss) des 18.
Jahrhunderts. Nach einem Stadtbrand wurde die Kirche im Stil der Neugotik nach
Plänen des preußischen Baumeisters Friedrich Schinkel wiederhergestellt (darum
„Schinkelkirche“).
Die Kreuzform wurde in der DDR-Zeit aufgegeben, ein Kreuzarm wurde als „Winterkirche“ (von der Hauptkirche abgetrennter Teil, um einen kleineren beheizbaren Raum zu schaffen) umgebaut, der andere Teil wurde Sakristei.
Der nächste große
See nach dem Grimnitzsee ist der Oberuckersee.
Kurz zuvor komme ich am Gut Suckow
vorbei. Eine große, rechteckige Gutsanlage, umgeben von einem Wassergraben, wie
eine Burg. Leider war das Gut zugesperrt, das Café wohl schon länger
geschlossen
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In der Schorfheide - so staubig blieb es nicht |
Gut Suckow
Den Oberuckersee und den Großen Potzlowsee lasse ich rechts liegen, fahre durch ein weiteres Naturschutzgebiet, die Eulenberge, und erreiche Röpersdorf am Westufer des Unteruckersees, der Übernachtungsort des ersten Radtages.
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Dorfkirche Röpersdorf 13. Jh. |
Im 14. Jahrhundert von einem Röper gegründet. Die Dorfkirche stammt von 1380. Im gleichen Jahrhundert kam das Dorf zum Sabinenkloster in Prenzlau, bis zur Säkularisierung 1543. 1861 kam es in den Besitz der Stadt Prenzlau
Der Unteruckersee liegt nördlich des Oberuckersees. Südlich des Oberuckersees ist die Quelle der Ucker, die durch den Ober- und Uckersee fließt und als Uecker bei Ueckermünde in die Ostsee mündet.
Die beiden Uckerseen sind Überbleibsel der letzten
Eiszeit. Die abschmelzenden Gletscher hinterließen eine hügelige
Moränenlandschaft mit Mulden und Senken, in denen sich das Schmelzwasser
sammelte. So sind in der Schorfheide über 250 Seen entstanden und geblieben.
Der erste Tag war etwas lang. Und es war der heißeste Tag der ganzen Tour. Ich war schon etwas erleichtert, als ich in Röpersdorf vom Rad steigen konnte. Es war auch die längste Tagestour meiner Radtour.