Nunca es lejos


Teneriffa. Wanderung von Aguamansa bis oberhalb St. Ursula

20 km, 5 Std., 960 m Aufstieg ( summarisch), 1150 m Abstieg

„Nichts ist zu weit“ ist der Name einer Guachinche oberhalb von St. Ursula auf Teneriffa.

Guachinchen sind vergleichbar mit den Straußenwirtschaften in deutschen Weinregionen. Die Weinbauern dürfen zusätzlich zu ihrem eigenen Wein (es ist fast ausschließlich Rotwein) auch 3 Gerichte anbieten. Meist sind es aber mehr Gerichte, zwischen denen man auswählen kann.
Es gibt typisches kanarisches Essen: Garbanzas (Kichererbsen), manchmal Fabada (Bohneneintopf) oder Ropa Vieja (Alte Klamotten – ein Eintopf, ursprünglich aus übrig gebliebenen Resten der Küche), Queso fresco (Ziegenkäse). Natürlich auch Fleisch, auf dem großen Holz-Grill gebraten: Costillas (Rippchen), Chuletas (Kotelett vom Schwein oder Rind), Carne Fiesta (gebratene Fleischstücke meist mit selbst gemachten Pommes Frites serviert), Pollo (Hühnchen) oder Carne cabra (Ziegenfleisch). Die Portionen sind groß, Canarios lieben Fleisch. Manchmal gibt es auch Fisch, z.B. Pulpo (Tintenfisch). Gemüse und Salat gibt es selten.
Der Gaststätten-Raum ist einfach eingerichtet, meist sind es Garagen oder ähnliche Räume.
Ich liebe Guachinchen. Das ist eine ursprüngliche Atmosphäre. Meistens sitzen kanarische Familien oder Gruppen an den Nachbartischen. Die Gerichte schmecken fast immer hervorragend. Und – das Essen und Trinken ist sehr preiswert.

Das war das Ziel meiner Wanderung von Aguamansa aus. Ursprünglich wollte ich bis  zur Endhaltestelle La Caldera fahren. Aber die Buslinie endete heute in Aguamansa, die Straße zum Teide war wegen Straßenarbeiten gesperrt.

            Aguamansa (Stilles Wasser) liegt auf etwa 1000 m Höhe. Hier beginnt der
„Parque National del Teide“. Die Gemeinde gehört zur Stadt Orotava.

La Caldera ist ein alter Vulkan-Krater, in dem ein großer Grillplatz angelegt wurde. Grillen ist auf Teneriffa eine Leidenschaft. Am Wochenende sind alle Grillplätze (an vielen Stellen im Norden der Insel angelegt) mit Familien- und Freundesgruppen belegt.

Die Forellenzucht gibt es nicht mehr
Also begann die Wanderung unterhalb der Forellenzucht in Aguamansa, d.h. der ehemaligen Forellenzucht. In diesem Jahr wurde den Fischen das Quellwasser abgedreht. Was ich bisher nicht wusste, das Wasser, das durch die Forellenbecken floss, wurde seit Jahren in das Trinkwassernetz „Canal del Norte“ eingeleitet, allerdings vorher gefiltert und aufbereitet. Daraus wurden u.a.  Santa Cruz und La Laguna versorgt. Jetzt hatte die Gesundheitsbehörde Spuren eines Medikaments entdeckt, das in der Fischzucht zur Verhinderung von Krankheiten eingesetzt wurde. Das soll zwar gesundheitlich  ungefährlich gewesen sein, führte aber zu einer schnellen Schließung. So schnell, dass die Fische nicht abgefischt oder umgesetzt werden konnten.

Ein angenehmer Zufall
Den Weg zur Caldera ging ich nicht allein, obwohl ich allein gestartet war. Eine junge Frau, Erzieherin aus Norddeutschland, die eine Woche Urlaub in Puerto de la Cruz machte und ebenfalls mit dem Bus Richtung Caldera gefahren war, aber nicht so recht wusste, wo sie wandern konnte, schloss sie sich mir an und so hatte ich eine Wander-Partnerin.

Ein bekannter Weg
Wir gingen den kürzeren, etwas steileren Weg hoch zur Caldera und erreichten etwas östlich davon die „Pista de Mamio“ (Der Weg-Name ist von dem in der Nähe gelegenen „Montaña de Mamio“ abgeleitet?). Den Weg kannte ich. Ich bin ihn schon öfter gewandert. An der Schutzhütte „Choza de Pedro Gil“ vorbei.
Casa del Agua
Danach kommt die „Casa del Agua“ (wohl eine Wasser-Sammelstelle) und dann die Schutzhütte „Choza el Topo“, immer noch auf der Pista de Mamio.  Zwischendurch der Blick in das Orotava-Tal und auf den Teide. Dann bestimmen mehrere Schleifen den Weg, mit denen der Anstieg in Richtung des „Roques Blancos“ abschwächt wird.  An deren Ende ist die erneuerte Schutzhütte „Choza de Almadi“.  

Gelegentlich fallen geologische Besonder-heiten auf, fast senkrecht stehende Platten zwischen dem Umgebungs-Gestein (aufgefaltete Sedimentablagerungen oder Magma, das in Spalten gepresst wurde – sog. Dykes, ?).

Der Weg führt durch alte Bestände KanarischerKiefern. Diese Kiefernart hat sich auf denKanaren herausgebildet und hat bis 
Geologische Besonderheit
zu 30 cm lange Nadeln. Mit diesen längeren Nadeln wird die Feuchtigkeit aus dem Nebel, der von der Küste kommt, heraus gekämmt und versorgt den Wald und die Insel mit Wasser.
Die Kiefernart ist widerstandsfähig gegen Waldbrände, die bei anhaltender Trockenheit immer wieder einmal entstehen können. In einem anderen Wandergebiet konnte ich in den vergangen Jahren beobachten, wie aus den verkohlten Stämmen  neue grüne Zweige heraus sprießten.  Die Kanarische Kiefer kann 250 bis 300 Jahre alt werden.
Früher hatte man abgeholzte Kiefer- und Lorbeerwälder mit schneller wachsenden Kiefernarten aufgeforstet. Davon hat man aber Abstand genommen und pflanzt wieder die Kanarische Kiefer an, weil die Waldbrände besser überleben.
Die abgeworfenen Nadeln der Kiefernbäume werden zum Teil noch heute als Einstreumaterial für Tiere verwendet. Gelegentlich sieht man auf einem Waldweg einen Pritschenwagen hoch mit Kiefernnadeln beladen.

Blick auf Puerto de la Cruz
Diesmal ein anderer Weg
An der "Choza de Almadi“ bin ich von dem früher gegangen Weg abgewichen. Dieser „alte“ Weg führte in weiten Serpentinen hinab Richtung der Küste. Jetzt sind wir auf dem Bergkamm parallel zur Grenze des Naturreservats „Pinoleris“  hinunter gegangen. Links unten im Tal liegen die Orte Pinolere und La Florida.  Es ist eine Piste, die auch mit Motocross-Rädern befahren wird. Zum Teil sehr steil bergab und ausgefahren, nur begehbar, weil der Weg sehr trocken war. Bei Feuchtigkeit ist das eine Rutschpartie. Das nächste Mal gehe ich wieder den „alten“ Weg.

Unser steiler Abstieg führte am  „Cruz de La Lajita“ (den Grund für die Kreuz-Errichtung konnte ich nirgends nachlesen) vorbei. Kurz hinter dem Kreuz sind wir wieder den „alten“ Weg gegangen. In weiten Serpentinen hinunter bis zur Guachinche „Nunca es lejos“. Durch die Baumheide-Zone. Vorbei an Eukalyptus-Bäumen und Erdbeerbäumen, die ihre Früchte wegen der Trockenheit alle schon abgeworfen hatten. Die essbaren Beeren waren vertrocknet.  Frische Früchte haben eine fruchtige Säure und schmecken gut. Auch Ess-Kastanien-Bäume waren vereinzelt am Weg und zwischendurch auch Lorbeerbüsche.
Blick auf den Teide



Baumheide kann bis zu 6 m hoch werden. Sie blüht weiß. Verwandt ist sie mit dem in Deutschland lila blühenden Erika-Heidekraut. Sie wächst auf den Kanaren und im Mittelmeerraum. Das Wurzelholz wird u.a. in Frankreich zur Herstellung von Tabakpfeifen verwandt.

Eukalyptus ist eigentlich in Australien heimisch. Man erkennt die Bäume auf Teneriffa an glatten Stämmen, von denen sich die Rinde in langen Streifen abgelöst hat. Man riecht es, wenn Eukalyptusbäume in der Nähe sind. Es ist das ätherische Öl der Blätter und Zweige, das auch Erkältungen lindert (Eukalyptus-Hustenbonbon).
Welch ein Vogel ist das dort?.
Eukalyptus wächst schnell. In Spanien und noch mehr in Portugal wird Eukalyptus für die Papierindustrie kultiviert. Das ist nicht unumstritten, weil die Bäume viel Wasser verbrauchen und durch die ätherischen Öle leicht brennen. Die diesjährigen großen Waldbrände in Portugal breiteten sich durch die Eukalyptus-Forste schnell aus.

Erdbeerbäume sind immergrüne Bäume und Sträucher, die zu den Heidekrautgewächsen gehören (an den Blättern erkennt man das aber nicht). Die Früchte sehen fast wie kleine Orangen aus und haben viel Vitamin C.

Esskastanien gehören, wie der Name sagt, zu den Kastanien, auch Maronen genannt. Im Gegensatz zu den deutschen Kastanien sind die stärkereichen Früchte essbar. Zur Erntezeit im
Kanarischer Dachwurz  (Aeonium)
Herbst gibt es am Hafen von Puerto de la Cruz (und nicht nur dort) Stände, die geröstete Kastanien und den frischen Rotwein anbieten.
Esskastanien gibt es auch in Süddeutschland, z.B. in der Pfalz.. Mir sind die Maronen zu trocken und mehlig.

Einkehr in der Guachinche „Nunca es Lejos“,  nach ca. 20 km und 5 Stunden Wanderung. Der Rotwein dort ist gut, es gibt Schweine- und Rinderkottelet (die sahen auf dem Grill herrlich aus) und Hühnchen vom Grill. Aber meine Wander-Partnerin war Vegetarierin. Also bestellte ich nur Käse und Garbanzas. Schade, aber die Fleischportionen sind für einen allein zu groß.

Abstieg nach St. Ursula
„Nunca es lejos“ liegt sehr hoch. Es ist die höchstgelegene Guachinche, die ich kenne. Also hatten wir noch einen Fußweg von 2,5 km die wirklich steile Straße nach St. Ursula hinab. Auf den Bus der Linie 101 brauchten wir nicht lange warten. Aber leider fährt der im Bogen über Orotava und La Vera in das Zentrum von Puerto de la Cruz. Für meine Wander-Partnerin war das gut. Sie hatte die Haltestelle „San Antonio“ vor ihrem Hotel. Ich bin an der Station „St. Nicolas“ ausgestiegen und hatte noch den Weg bis zu unserer Wohnung nach La Paz. Nicht so schlimm. Ein bekannter Weg, den ich schon mal nehme, wenn ich zum „Lidl“ zum Einkaufen gehe (normal fährt man dorthin mit dem Auto, aber zu Fuß kann man das nützliche mit dem sportlichen verbinden)  oder zur „Tito´s Bodeguita“ in dem ehemaligen Kloster St. Nicolas (dort gibt es schöne kleine Gerichte, der offene Wein ist nicht so gut).



Zu Hause angekommen, war Duschen dringend angesagt. Es war wie immer eine schöne Wanderung, aber es war auch die staubigste. Die Wanderwege hatten an manchen Stellen eine dicke Staubschicht. Im Sonnenstrahl sah man, wie die Schuhe die Staubnebel aufwirbelten. Auf Teneriffa hat es zu lange Zeit nicht geregnet, für die Urlauber gut, aber für die Vegetation nicht.

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