Zartrosa und  gelb 
Ein Spaziergang durch die Asahi-Kirschblütenallee
April 2020


Ostern blühten sie noch nicht. Nur die Knospen ließen die Blütenpracht ahnen.

Aber Ende April war es soweit. Die japanischen Kirschbäume standen in voller Blüte. Im Süden von Berlin-Lichterfelde.


Eine zwei Kilometer lange Allee mit japanischen Kirschbäumen blüht zur Erinnerung an die Deutsche Wiedervereinigung. Ab 1990 wurden auf einem ehemaligen Mauerstreifen 1.100 Kirschbäume gepflanzt.  Dort, wo die Teltower Lichterfelder Allee auf den Berliner Ostpreußendamm trifft, beginnt der Weg und verläuft entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze, die hier auch die Grenze von Berlin und Brandenburg war,  bis zur offenen Feldmark von Heinersdorf. Im Osten war Berlin, im Westen die Stadt Berlin.


Die Kirschblüten erinnern auch an das japanische Kirschblütenfest Hanami. Seit dem Ende des 1. Jahrtausend feiern Japaner den beginnenden Frühling mit Verwandten und Freunden unter den blühenden Kirschbäumen.



Die japanischen Kirschbäume blühen nur für wenige Tage und nur um ihre Blütenpracht zu zeigen. Weiteren Nutzen haben sie nicht. Sie tragen keine essbaren Früchte. Sie blühen nur ihrer Blüten wegen.


Die Idee für die Kirschblütenallee hatte der japanische Fernsehsender TV-Asahi. Er sammelte bei seinen Zusehern für die Bäume auf dem ehemaligen Grenzstreifen – aus Freude über die Wiedervereinigung. Mehr als eine Million Euro an Spenden kamen zusammen. Fast 10.000 Bäume wurden an Orten der deutschen Teilung gepflanzt. 1.100 davon auf dem Grenzstreifen zwischen Berlin und Teltow.


Ganz in der Tradition an das japanische Hanami und als Dank an all die japanischen Spender ist alljährlich ein Hanami auf dem Grenzstreifen. In diesem Jahr musste das Hanami ausfallen, der Corona-Pandemie wegen.


Und wer unter den Kirschbäumen entlang spaziert sieht nicht mehr, dass er auf dem ehemaligen Todesstreifen der Grenze geht. Aber ein Stehle erinnert die Kirschblüten-Wanderer an die vergangene Realität. Die Stehle erinnert an einen der über 140 Mauertoten, die bei ihrer Flucht in die Freiheit von DDR-Grenzsoldaten erschossen wurden. Der Streifen der Kirschenallee war Teil der DDR-Mauer um Westberlin. 160 Kilometer war sie lang.  Der ehemaligen Postenweg entlang der Mauer ist jetzt ein Fahrradweg geworden. Die Kirschblütenallee ist ein Teil dieses Mauer-Radwegs.


Am Ende des Weges geht das Zartrosa der Kirschblüten über in das dunkle Gelb der Rapsfelder. Große gelbe Felder, fast bis zum Horizont. Rapspflanzen für die Ölgewinnung. Die gelbe Blütenpracht hat aber anders als die japanische zartrosa Blütenpracht einen wirtschaftlichen Zweck. Aus den Rapssamen wird seit Jahrhunderten Rapsöl gewonnen.

Zurück geht es wieder entlang der Kirschbäume. Auf der Teltower Seite sieht man durch die Buschzone am Rande die Einzelhausbebauung. Die Berliner Seite ist hoch eingezäunt. Dahinter ist das ehemalige Übungsgelände „Park Ranges“ der US-Armee, als sie noch in einem der vier Berliner Viermächte-Sektoren stationiert war. Geplant ist auf einem Teil des Areals eine Wohnbebauung, ein anderer Teil soll als Landschaftsschutzgebiet erhalten bleiben.


Dann muss die Eisenbahntrasse der Anhalter Vorortbahn unterquert werden. Es ist ein viel befahrener Bahndamm der S- und Fernbahn. Die Strecke der Vorortbahn wurde Ende des 19. Jahrhunderts angelegt, als die Vororte Berlins gebaut wurden, so z.B. auch Lichterfelde. Die Vorortbahn nutzte zunächst die Fernverkehrstrasse nach Sachsen-Anhalt, beginnend am Anhalter Bahnhof in Berlin in Kreuzberg, von der nur noch die Eingangsfassade erhalten geblieben ist.



Die japanischen Kirschbäume blühen nur wenige Tage. Am Ende der Zeit werden die Blüten ein Blütenteppich. Bis dann im nächsten Jahr eine neue Blütenpracht entsteht.

Die Kirschbaumallee beginnt in Lichterfelde-Süd an der Stadtgrenze zwischen Berlin und Teltow, dort wo der Berliner Ostpreußendamm zur Treptower Lichterfelder Allee wird. Man kann das Auto auf dem Parkplatz des NP-Marktes abstellen (wenn man den Spanziergang mit einem Einkauf verbindet?).


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