An der polnischen Ostseeküste
Mit dem Rad von Bansin nach Danzig


5. Tagestour
15. Juni 2023 

Darlowo/Rügenwalde bis Rowy/Rowe 


74 Kilometer
Unterkunft Hotel Cormoran
 
Darlowo/Rügenwalde bis Rowy/Rowe

Darlowo/Rügenwalde - Darlowko/Rügenwaldermünde – Jecioro Kopan/Vitter See - Wicie/Vitte – Jaroslawiec/Jershöft – Jecioro Wicko/Vietzker See - Korlino/Körlin – Lacko/Wiesendorf – Zaleskie/Saleske - Abstecher Swolowo/Schwolow – Ustka/Stolpmünde - Rowy/Rowe 

 

Nach unserer Abfahrt in Darlowo hat Andreas (er hatte heute die Auto-Tour und Angelika und ich sind die Radstrecke gefahren) in Darlowo noch einen Abstecher zur Gertrud-Kirche gemacht.

 

St. Gertrud-Kirche in Rügenwalde

Schon in Trzebiatow/Treptow waren wir  auf die Tradition der Gertruden-Hospitale gestoßen (siehe dort). 35 solcher Hospize aus dem 14. Jahrhundert sind in Pommern bekannt. In Darlowo ist die Kirche eines solchen Hospizes erhalten, die St. Gertrud-Kirche des 1406 errichten Hospizes für Arme, Kranke und Reisende. Von der Reformation bis 1945 war die Kirche evangelisch, jetzt ist es eine katholische Pfarrkirche.

Die bauliche Besonderheit der Kirche in Rügenwalde ist ihre polygonale, vieleckige Bauform, von der es nur vier in Pommern gibt.


Modell der Kirche
und die Deckenansicht
(Fotos: Andreas)


Von Darlowo fahren wir parallel zur Wieprza/Wipper zum Hafen Darlowko, der an der Mündung der Wieprza in die Ostsee liegt. Wir sind am rechten Flussufer geblieben und haben uns die Fußgängerbrücke über die Wieprza nur angesehen. 


Darlowko/Rügenwaldermünde

Darlowko ist ein Stadtteil von Darlowo, an der Mündung der Wieprza/Wipper gelegen. Rügenwalde erwarb das Gebiet um eine ehemalige wendische (slawische) Burg im 14. Jahrhundert. Der Ort wurde das älteste Seebad Preußens (1814).

Hafen Darlowko und Mündung der Wiprza in die Ostsee

Für Fußgänger und Radfahrer wird eine Brücke über die Wieprza geschoben, die sonst für die ein- und auslaufenden Schiffe und Fischkutter freigehalten wird. Autos müssen von einer Flussseite zur anderen einen Umweg über Darlowo fahren. Der Steuerstand der Brücke ist futuristisch gestaltet und sieht ein bisschen wie ein Ufo aus.

Eine alte Litfaßsäule in Darlowko.
Auf die Idee, wilde Plakatklebereien durch Plakatsäulen einzudämmen kam der Berliner Drucker Ernst Lifaß. Mitte des 19. Jahrhunderts bekam er in Berlin die Erlaubnis, „Annoncier-Säulen“ aufzustellen und erhielt dafür von der Stadt Berlin auch ein Monopol bis 1865.

 

Hinter Darlowko bleiben wir in Küstennähe. Am Kopan-See fahren wir auf der Nehrung vorbei. Ein Lochplattenweg macht die Befahrung des teilweise sandigen Landstreifens möglich, aber aufpassen mussten wir schon. Und Schiebestrecken gab es auch. 

Auf der Nehrung des Kopan-Sees


Hinter dem Kopan-See begann ein langer Sandstrand mit vielen Feriensiedlungen und Feriendörfern. Es sind meist ältere Ferienwohnungen und -häuser in erträglich niedriger Bauweise. Der westlichere Küstenabschnit, an dem wir zuvor gefahren sind, mit den bekannten polnischen, früher deutschen, Urlaubsorten war durch zahlreiche hohe Neubauten geprägt. 

Nach dem Leuchtturm Jaroslawiec/Jershöft umfahren wir den Wicko-See im Süden und kommen erst in Ustka/Stolpmünde wieder an die Ostsee. Wir fahren auf ruhigen Landstraßen durch flaches Land.

Laternia Morska Jaroslawiec

Und wieder ein Strochennest,
hier in Lacko/Lanzig südlich des Wicko-Sees

Dorfkirche Lanzig aus dem 15. Jahrhundert
Das Portal zum Kirchhof ist eingefallen

In Zaleskie/Saleske zwischen dem Wicko-See und Ustka
Barockes Herrenhaus der Familie von Below aus dem 18./19. Jahrhundert
und Barockkirche aus dem 18. Jahrhundert
 
Etwas weiter südlich unserer geplanten Fahrrad-Route ist in Swolowo/Schwolow ein kaschubisches Dorf-Museum. Wir hatten überlegt, dorthin einen Abstecher zu machen. Aber die Tour wäre dann noch länger geworden. Und an einem ähnlichen kaschubischen Dorf würden wird am nächsten Tag vorbeikommen. Also entschieden wir, Angelika und ich, dass Andreas bei seiner Autotour nach Swolowo fährt und uns berichtet. Unsere nächste Station ist Ustka/Stolpmünde.

 

            Swolowo/Schwolow


Ein 1230 urkundlich erwähntes Angerdorf (ein um einen Platz in der Dorfmitte, dem Anger, gebautes Dorf). Damals war das Dorf im Besitz des Johanniterordens. Es ist eine der ältesten Bauernsiedlungen im Stolper Land.   

Die einheimische Bevölkerung ist nach dem 2. Weltkrieg vertrieben worden. Aber die Höfe, Vierseithöfe aus dem 18. und 19. Jahrhundert, sind erhalten geblieben und heute Teil des Freilichtmuseums. Zum Beispiel, in dem Albrechtshof (Zagroda Albrechta) lebte eine Großbauernfamilie seit dem 17. Jahrhundert bis zur Vertreibung 1945. Das älteste Gebäude ist der Stall von 1858.


Eindrücke des Museumsdorfs:

(Fotos: Andreas)








 

Ustka/Stolpmünde

1337 verkaufte Jesco von Schlawe den Ort „Stolpesmünde“ und das zwischen Stolp und Stolpmünde gelegene Land an die Stadt Stolp. Stolpmünde wurde der Hafen der Stadt Stolp. Dadurch konnte Stolp (Stolp, polnisch Slupsk, liegt 20 Kilometer südlich von Stolpmünde) 1382 Mitglied der Hanse werden. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts hatte der Hafen seine Blütezeit, als Stolp Handelsbeziehungen bis nach England und den Niederlanden unterhielt. Der Hafen war größer als der in Rügenwalde und in Kolberg. 100 Jahre Später wurde dann aber Danzig der größte Ostseehafen. Der Stolpmünder Hafen versandete. 

Mitte des 19. Jahrhunderts übernahm der preußische Staat den Hafen und machte ihn wieder schiffbar. 1892 wurde der Leuchtturm gebaut. Der Hafen wurde Standort einer Fischereiflotte mit über 100 Schiffen. Nach dem 2. Weltkrieg war Ustka polnischer Kohleausfuhrhafen und Werftstandort.

 

Ende des 2. Weltkriegs ging vor der Stolpmünder Küste das Passagierschiff Wilhelm Gustloff nach Beschuss durch sowjetische Torpedos mit etwa 10.000 Flüchtlingen an Bord unter. Etwas später wurde in der Nähe das Passagierschiff Steuben, das ebenfalls Flüchtlinge an Bord hatte, versenkt.

 

Solche Segelschiff-Nachbauten 
findet man fast in jedem polnischen Ostsee-Hafen

Hafen Ustka

Drehfußgängerbrücke über die Hafenausfahrt der Slupia/Stolpe
Am gegenüberliegenden Ufer ist der 1892 gebaute Leuchtturm zu sehen

An der Drehfußgängerbrücke müssen wir warten, um an das östliche Flussufer und den Leuchtturm zu kommen. Zur vollen Stunde wird sie über den Fluss gedreht.

Leuchtturm
Laterna morska. Vor dem Bau des Leuchtturms 1892/1904 gab es schon ein Seezeichen (ab 1871). Die auch in Leuchttürmen eingebaute Fresnellinse wurde mit einer Öllampe an der Fahnenstange der damaligen Lotsenstation hochgezogen. 

Der Franzose Fresnel hatte für Leuchttürme eine besondere Linse mit Außenringen entwickelt, die 1823 erstmals in einen Leuchtturm an der französischen Atlantikküste eingebaut wurde (Gironde-Mündung).

Kapitänshäuser
Fachwerkhäuser der Fischersiedlung aus dem 18. Jahrhundert um einen alten Kirchplatz. In den Häusern lebten die reichen Kapitäne. Die Fischersiedlung wurde im Mittelalter gegründet.


Kapitänshäuser





Ehemalige Kirche der Fischersiedlung
Die hölzerne Hallenkirche in der Mitte der Fischersiedlung wurde schon 1899 abgerissen. Heute erinnert ein der Kirche nachempfundenes Stahlskelett an die Kirche.

Erinnerung an die Nikolaikirche in der Fischersiedlung


Auch das gab es:
Brotstand bei den Kapitänshäusern
Solche Stände, an denen Brot verkauft wurde, 
haben wir auch in anderen Städten gesehen.
Ob das mit der Verordnung aus dem Mittelalter zusammenhängt,
nach der Brot nur in Brotbänken verkauft werden durften?
(siehe Danzig: Brotbänke-Gasse)


Heilige Erllöserkirche

Parafia pw. Najświętszego Zbawiciela
1887 im neogotischen Stil  erbaut.



Bismarkvilla
Kurz vor dem Ende seiner Amtszeit wurde in Stolpmünde für Reichskanzler Otto von Bismark 1886 eine Sommerresidenz gebaut (heute Pension Villa Red, Ul. Zeromskiego).

 

Rowy/Rowe

Auf der Landzunge zwischen Ostsee und dem Gardno-See gelegen. Ein ehemaliges Fischerdorf, das ein Ritter von Barwitz mit dem Heringsfang belehnte. Der Ritter von Barwitz (ein Dorf in der Nähe von Rügenwalde) besass offensichtlich das Recht, in der Ostsee Heringe zu fangen und gab dieses Recht an das Dorf Rowe weiter, sicher gegen entsprechende Abgaben.


Katholische Kirche Unsere Frau von Tschenstochau
Pw. Matki Bozej Czestochowskiej 

Die Schwarze Madonna von Tschenstochau, ein Gnadenbild der Jungfrau Maria, wird in Polen als nationales Symbol verehrt und ist das Ziel von Wallfahrten.

Das als heilige Reliquie verehrte Bild befindet sich in einem Paulinerkloster auf dem Jasna Gora/Heller Berg, nördlich von Krakau.

Die Kirche mit einem danebenstehenden Glockenstuhl stammt von 1843.

Gottesdienst am Sonntag

Abendstimmung am Strand von Rowy


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An der polnischen Ostseeküste 
Mit dem Rad von Bansin nach Danzig

4. Tagestour
14. Juni 2023 

Ustronie Morskie/Henkenhagen bis Darlowo/Rügenwalde


64 Kilometer
Unterkunft Hotel Zamkowy

 

Ustronie Morskie nach Darlowo

Ustronie Morskie/Henkenhagen Gaski/Funkenhagen – Sabrinowo/Sorenbohm – Chlopy/Bauernhufen  Mielno/Groß Möllen – Jamno/Jamunder SeeLazy/Laase – Osieki/Wusseken – Iviecino/Eventin –   Bukowo Morskie/See Buckow – Dabki/Neuwasser – Darlowo/Rügenwalde 


Wir bleiben fast die ganze Strecke an der Ostseeküste. Nur den Bukowo-See müssen wir landseitig umfahren. Der direkte Weg auf der Landzunge zwischen Ostsee und dem See ist eine nur schwer zu fahrende Sandpiste. 


Wir fahren auf sehr guten Radwegen und ruhigen Straßen. Das haben wir schon anders gehabt. Gleich hinter Miedzyzdroje war der Radweg durch den Wald ein frisch aufgeschütteter Schotterweg, nicht so gut zu fahren. Auch eine Strecke mit Lochplatten und Sand hatten wir. Sonst waren die Wege im Bereich der Ostsee-Bäder gut. Das sollte später, weiter im Osten, etwas anders werden. 

Unser erster Haltepunkt ist der Leuchtturm Latarnia Morska Gaski / Leuchtturm Funkenhagen.  


Der Leuchturm Funkenhagen
Leuchtturm Funkenhagen
gehört zu den ältesten Leuchttürmen in Polen, 1878 fertiggestellt. Bezahlt wurde der Bau mit
französischen Reparationszahlungen nach dem von Frankreich verlorenen Deutsch-Französischen Krieg 1870/71. 

Der Deutsch-Französische Krieg war der letzte der sogen. Einigungskriege, mit denen der preußische Ministerpräsident Bismarck das Deutsche Kaiserreich schuf (siehe: Elbe-Radtour 2019, IV. Teil, Erklärung des Deutsch-Dänischen Krieges. Link zum Beitrag).

Das Ergebnis war die Gründung des Deutschen Kaiserreichs und die Proklamation des Preußischen Königs zum Deutschen Kaiser in Versailles. Neben Gebietsverzichten (Elsass und Lothringen) musste Frankreich 4,5 Milliarden Mark /5 Milliarden Goldfrancs Reparationsleistungen zahlen. Die Zahlungen waren Auslöser des wirtschaftlichen Aufschwungs der Gründerzeit in Deutschland. 

Am Wegrand:

Hain-Wachtelweizen
Wachtelweizen gehört zur Pflanzengattung Sommerwurzgewächse.
Der Name bezieht sich auf die Vorliebe der Wachteln für den Samen.

Fahrt durch Kornfelder

Gerste

Blaue Felder

Kornblumen


Kirche in Sarbinowo/Sorenbohm von 1856,
für eine Hochzeit geschmückt.

Verpasst haben wir den 16. Längengrad Ost. Wir sind an dem Gedenkstein glatt vorbeigefahren (vielleicht war er auch nicht so gut zu sehen). Dafür haben wir später die Überquerung des 18. Längengrads Ost auf der Strecke von Leba nach Jastrzebia Gora festgehalten. 



Der 16. Längengrad Ost
Der Meridian 16 Grad östlicher Länge ist an der Ostsee hinter dem Dorf Chlopy/Bauernhufen mit einem Gedenkstein gekennzeichnet. 


Meridiane oder Längengrade bezeichnen die Linien von einem Pol (Nordpol) zum anderen Pol (Südpol) der Erde. Der 0-Meridian ist seit 1884/1911 eine Linie durch Greenwich in England. Die Linien werden in Ost- und Westrichtung aufsteigend gekennzeichnet (0 Grad bis 180 Grad). Der 180. Längengrad West und Ost sind identisch und liegen auf der anderen Hälfte der Erde genau gegenüber von Greenwich.  

 

Nach den Längengraden richten sich die Zeitzonen. Eine Zeitzone ist der Bereich von 15 Längengraden. Alle 15 Längengrade verschiebt sich die Zeit um 1 Stunde (360 Längengrade rund um die Erde auf 24 Stunden verteilt). Ausgangspunkt ist der Greenwich-0-Längengrad als Greenwich-Mean-Time (GMT, entspricht der weltweit festgelegten UTC – Universial-Time-Coordinated). 

 

In Deutschland liegt Görlitz auf dem 15. östlichen Längengrad, also 1 Stunde von dem Greenwich-Längengrad entfernt. Entsprechend beginnt ab Görlitz in östlicher Richtung die System-Zeit GMT + 1 Stunde.

 

Das ist die Zeit, die als MEZ - Mitteleuropäische Zeit – (Greenwich-Zeit + 1 Stunde) festgelegt wurde und einheitlich für alle mitteleuropäischen Staaten gilt. Die Staaten Mitteleuropas haben sich auf diese Anwendung der MEZ geeinigt (Anwendung in Ungarn ab 1890, in Österreich ab 1893, in Schweden ab 1900, Gibraltar 1957). Ohne diese Vereinbarung würde es verschiedene Zeitzonen geben. Für Frankreich wäre zum Beispiel die Greenwich-GMT-Zeit anzuwenden , denn der Greenwich-Längengrad verläuft durch Frankreich.

 

In Deutschland wurde die Anwendung der MEZ-Zeit 1893 gesetzlich festgeschrieben. Die einheitliche Anwendung der Zeit war durch die Ausbreitung des Eisenbahnnetzes notwendig geworden. Zuvor wandten die Eisenbahngesellschaften die jeweiligen Ortszeiten für ihre Fahrpläne an. Das führte gelegentlich zu einem Zeitchaos. Deshalb einigten sich z.B. die Eisenbahngesellschaften von Preußen, Mecklenburg, Sachsen und andere auf die Berliner Zeit. Die galt aber nur für die Fahrpläne. Die Bahnhöfe hatten immer noch ihre Ortszeit, so dass die Bahnmitarbeiter ständig mit zwei Uhren arbeiten mussten. 


Es folgen der Jezioro Jamno/Jamunder See und der Buckowo Morskie/See Buckow. Beide Seen waren ursprünglich eine Bucht der Ostsee. Im Laufe der Zeit entstand eine Nehrung, die die beiden Seen von der Ostsee trennte. Auf der Landzunge des Jamno-Sees liegen Mielno/Groß Möllen und Lazy/Laase. 



Am Jamunder See

Auf der Nehrung des Jamunder Sees:

Schwarzer Mauerpfeffer (auch Scharfe Fetthenne)
Ein Dickblattgewächs, das auf sandigem Boden gedeiht.

Wildrosenhecke

Brombeerhecke


Am südlichen Ufer des Jamunder Sees
befand sich im 14. und 15. Jahrhundert der Ostseehafen der Hansestadt Köslin (Koszalin) - heute die Marina Koszalin (?). Durch eine Lücke in der Lagune konnte der Hafen von der Ostsee erreicht werden.

Köslin wurde als Cussalin im Zuge der deutschen Ostkolonisation gegründet und lag an der wichtigen Straße von Stettin nach Danzig. Im 13. Jahrhundert erhielt der Ort das Lübische Stadtrecht und war Mitglied der Hanse. 


Zwischen dem Jamunder See und dem Buckower See kommen wir im Dorf Iwiecino/Eventin an der Kirche aus dem 14. Jahrhundert vorbei.

Die Kirche wurde Ende des 14. Jahrhunderts vom Zisterzienser-Kloster in Buckow erbaut. Der Turm musste 1732 nach einem Blitzschlag erneuert werden.
Der Zaun um den (ehemaligen) Friedhof der Kirche hat drei Tore für drei zur Kirche gehörende Tore. Die Bewohner durften nur durch das Tor ihres Dorfes zur Kirche gehen: Iwiecino/Eventin, Wierciszewo/Wandhagen und Bielkowo/Beelkow.

Eines der drei Tore 

Die Landschaft an den beiden Seen ist ein idealer Lebensraum für Störche, die in den Niederungen reichlich Nahrung finden.



Bukowo Morskie/See Buckow


Mitte des 13. Jahrhunderts war das Gebiet an dem See eine wüste Einöde, die der Pomerellen-Herzog dem Zisterzienserkloster in Dargun schenkte, das um 1250 ein Kloster in Buckow gründete.
 

Das Zisterzienserkloster Dargun lag im heutigen Mecklenburg-Vorpommern. Es wurde 1172 an der Stelle einer slawischen Burg und Tempelanlage gebaut, nachdem Heinrich der Löwe 1164 die Slawen am Kummerower See besiegt hatte. 

Von dem Zisterzienserkloster Buckow ist nur noch die gotische Backsteinkirche aus dem 14. Jahrhundert erhalten, mit einem Abtstuhl von 1474.


In der ehemaligen Klosterkirche in Buckowo Morskie

Deutsch-polnisches Gedenken



Wir kommen nach Darlowo/Rügenwalde. Bekannt sind das herzogliche Residenzschloss und die Rügenwalder Mühle.
 

Darlowo/Rügenwalde 

Rügenwalde wurde im 13. Jahrhundert gegründet. Das Gebiet gehörte dem Fürsten von Rügen. Ende des Jahrhunderts wurde die Stadt in einem Erbfolgestreit zerstört. Anfang des 14. Jahrhunderts wiederaufgebaut, erhielt Rügenwalde lübisches Stadtrecht (1312). 15 Jahre später erwarb die Stadt die wendische Burg Dirlow bei dem Dorf Münde, die spätere Ortschaft Rügenwaldermünde (Darlowko). Von dem Namen der wendischen Burg ist der polnische Name für Rügenwalde, Darlowo, abgeleitet. 

Rügenwalde war seit 1350 Mitglied der Hanse. 1356 wurde die Stadt aber für 14 Jahre suspendiert, weil sie sich im Krieg gegen Dänemark nicht an der Handelssperre beteiligte. 


Herzogschloss/Zamek Darlowo
Das Herzogschloss ist eine von insgesamt 10 Residenzschlössern, die in Pommern im Laufe der Zeit von verschiedenen Zweigen der Adelsfamilie der Greifen gebaut wurden (Stettin, Wolgast, Köslin, Loitz, Wollin, Stolp, Neustettin, Barth und Treptow). Das Schloss wurde in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts gebaut und in den nächsten zwei Jahrhunderten dreimal erweitert. Als Rügenwalde mit Hinterpommern zum Kurfürstentum Brandenburg kam (1654), verlor das Schloss seine Residenz-Funktion. Es wurde Salzlager, Lazarett für Napoleons Soldaten, Gerichtssitz und Gefängnis. Um 1930 wurde das heruntergekommene Gebäude renoviert und ein Museum. 

Greifenschloss Rügenwalde

Erich I. von Pommern
König von Schweden, Norwegen und Dänemark
Statue im Schlosshof

Schlosshof


Marienkirche
Kościół Matki Bożej CzęstochowskiejKirche - Unserer Lieben Frau von Tschenstochau.

Marienkirche
Die Kirchengemeinde gehörte bis 1945 zur Evangelischen Kirche der altpreußischen Union.
1817 verordnete der preußische König die Vereinigung der evangelisch-reformierten Kirche (Hugenotten, zu denen das Hohenzollern-Königshaus und die Bewohner des Niederrheins gehörten) und der evangelisch-lutherischen Kirche (zu der die Mehrheit der preußischen Bevölkerung gehörten).

In der Kirche befand sich bis 1944 der Rügenwalder Silberaltar, der 1616 in Augsburg angefertigt wurde.
1944 wurde der Altar im Tresor der Sparkasse Schlawe eingelagert und Ende des 2. Weltkriegs geraubt. 1950 wurden Teile davon in Polen gefunden und im Museum in Stolp ausgestellt. 

Die Barock-Kanzel stellt eine Kogge dar,
das Segelschiff der Hanse.

In der Zeit des Erwerbs der Burg Dirlow fällt auch der Bau der Rügenwalder Marienkirche (1321), ein spätgotischer Ziegelbau. In der Kirche befindet sich die Fürstengruft mit dem Sarkophag des Pommern-Herzogs Erich I. (1382 – 1459), der von 1412 bis 1439 zugleich König von Dänemark (Erik VII.), Norwegen (Erik III.) und Schweden (Erik XIII.) war. 


Das war in der Zeit der Kalmarer Union, der Vereinigung der Königreiche Dänemark, Norwegen und Schweden, die 1397 bis 1523 bestand. Erich I. war der Großneffe und Nachfolger von Königin Margarethe I., die die Kalmarer Union begründete. Sie war Königin von Norwegen (als Ehefrau des norwegischen Königs) und von Schweden (ihr Mann beanspruchte auch den schwedischen Königstuhl). Als Tochter des dänischen Königs war sie aber von der dänischen Thronfolge ausgeschlossen. Sie setzte darum nach dem Tod ihres Vaters die Thronfolge ihres minderjährigen Sohnes durch und regierte für ihn auch Dänemark. 

In der Marienkirche sind auch begraben: Hedwig von Braunschweig-Wolfenbüttel (+ 1650, Frau des nichtregierenden Herzogs Ulrich, evangelischer Bischof von Cammin) und die letzte Herzogin von Pommern, Elisabeth von Schleswig-Holstein-Sonderburg (+ 1653). 

Das Rathaus

Das barocke Rathaus wurde 1725 unter Verwendung des gotischen Eingangstors des Vorgängerbaus von 1589 errichtet. 

Rathaus mit dem Hansabrunnen

Hansabrunnen von 1920
Die Plaketten an den Sammelbecken zeigen
eine Hanse-Kogge, die Schifffahrt,
Gründung der Stadt 1312, Ackerbau und Gänsezucht.


Hohes Tor / Brama Wysoka
Stadttor, letzter erhaltener Teil der Stadtbefestigung, wahrscheinlich aus dem 14. Jahrhundert, im 18. Jahrhundert umgebaut. 

Hohes Tor

Rügenwalder Mühle

Eine Rügenwalder Mühle hat es nie gegeben. Eine rote Mühle war das Logo des Rügenwalder Fleischers Carl Müller. Um seine Teewurst von anderen zu unterscheiden, entwarf seine Frau 1903 das Firmenlogo, die Mühle passte zum Namen Müller.
 

Nach dem 2. Weltkrieg musste die Familie Müller den Betrieb in Rügenwalde aufgeben und floh nach Westerstede im Ammerland in Niedersachsen. Später wurde der Betrieb nach Bad Zwischenahn verlagert. Seit 2014 ist das Unternehmen Rügenwalder Mühle führender Hersteller veganer Wurst. In diesem Jahr (2024) hat der Kölner Lebensmittelkonzern Pfeifer & Langen die Mehrheitsanteile an der Rügenwalder Mühle übernommen. Pfeifer & Langen ist ein Familienunternehmen, das als Zuckerhersteller (Diamant-Zucker) bekannt ist. 


Erinnerungstafel an die Rügenwalder Mühle.
Das Haus selber war allerdings stark renovierungsbedürftig. Da könnten die Erben aus dem Verkaufserlös ihres Geschäftsanteils in diesem Jahr etwas in die Renovierung ihres Stammhauses investieren.

Auch aus Rügenwalde stammt die Metzgerei Wilhelm Brandenburg, jetzt eine Marke der Rewe-Gruppe. 


Mit seiner Gänsebrust wurde Wilhelm Brandenburg bekannt, nachdem er 1885 seine Schlachterei in Rügenwalde gegründet hatte. In unserem Hotel in Rügenwalde (s.u.) haben wir in einem Bildband die Anzeige der Wurst- und Gänsewarenfabrig Max Brandenburg (der Sohn) von 1935 gesehen. Auch Brandenburg hatte damals die Rügenwalder Teewurst im Angebot.

Nach der Vertreibung aus Rügenwalde baut der Enkel in Timmendorf eine neue Fabrik. In den 1950er Jahen wurden über 6000 Geschäfte beliefert. 1986 wurde das Familienunternehmen von der Rewe-Gruppe übernommen.

 

Unser Hotel Schloßgasthof Zamkowy

Die Hotels unserer Ostsee-Radtour waren durchweg gut (gut von Angelika ausgesucht). Das Hotel in Rügenwalde hebt sich davon noch etwas ab, warum es hier besonders erwähnt werden soll.


 Gosciniec Zamkowy

Es ist ein Fachwerkgebäude gleich neben dem Rügenwalder Schloss und dem Fluss Wieprza/Wipper. Im 18. Jahrhundert war es eine Herberge und beherbergte danach eine Bäckerei. Aufwändig saniert ist es jetzt ein klassisch eingerichtetes Hotel, mit 17 Zimmern und Appartements überschaubar, familiengeführt (sie ist Polin, er Amerikaner) und mit einer sehr guten Küche. 


Im Restaurant des Hotels Zamkovy
habe ich die besten Pelmeni gegessen - mit Gänsefleisch.


           Erinnerung an meine erste Ostseefahrt

Eine ähnliche Fahrradfahrt wie unsere jetzt habe ich schon einmal 2015 unternommen. Damals bin ich noch zusätzlich von Darlowo/Rügenwalde aus nach Jannewitz/Kreis Schlawe (Janiewice/Slawno) gefahren. Dort war meine Mutter nach ihrer Volksschulzeit (also mit 14 Jahren, es ist schon lange her) im damaligen Pflichtjahr in einem Schullehrer-Haushalt und sie hat immer von dieser Zeit geschwärmt.

(siehe: Radreise von Berlin nach Danzig, (3) Ausflug nach Jannewitz,

Link zum Bericht)

Der amerikanische Familienchef des Hotels, der lange in Deutschland als Soldat stationiert war und sehr gut Deutsch sprach, hatte mehrere Bild- und Heimatbände aus dem Land Schlawe. Und in einem war auch Jannewitz beschrieben.

„Das Dorf Jannewitz war ein Bauerndorf. … Der Boden war sandig, auch lehmig … Es wurden Roggen, Hafer, Kartoffeln, Wruken (Anmerkung: Steckrüben) und Runkeln (Anmerkung: Futterrüben) angebaut.“

„Die Schule war schon im alten Schulgebäude zweiklassig. Das 1. bis 4. Schuljahr war in einer Klasse, das 5. Bis 8. Schuljahr in der anderen Klasse zusammengefasst.“

Das Schulgebäude, in dem auch der Lehrerhaushalt war, habe ich bei meinem Abstecher nach Jannewitz/Kreis Schlawe gesehen.



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