An der
polnischen Ostseeküste
Mit
dem Rad von Bansin bis Danzig
11. bis 24.
Juni 2023
Radtour mit
Angelika und Andreas auf dem europäischen Ostsee-Radweg. Gestartet sind
wir in Bansin und in 7 Etappen bis Danzig gefahren. Dort waren wir dann noch
drei Tage, sind zur Marienburg gefahren und haben das Solidarnosc-Zentrum
in der alten Werft besucht. Zur Ostsee
und dann zurück ab Danzig nach Berlin sind wir mit dem Tesla-Auto von Andreas
gefahren. Es war auch das Begleitfahrzeug der Radtour. Angelika und Andreas
haben sich die Rad-Etappen und die Begleitfahrt geteilt. Das war anders
geplant, eine Radtour über alle Etappen zu Dritt. Aber Angelika musste wegen
einer Operation kurz vor Reisebeginn etwas vorsichtig sein.
Unsere
Rad-Etappen waren:
11.
Juni
29 Kilometer
12. Juni
Miedzyzdroje/Misdroy – Kamien Pomorski/Cammin
- Rewal/Rewahl
72 Kilometer
13. Juni
Rewal/Rewahl – Trzebiatow/Treptow –
Kolobrzeg/Kolberg – Ustronie Morskie /Henkenhagen
77 Kilometer
14. Juni
Ustronie
Morskie/Henkenhagen
– Lazy/Lazy – Dabky/Neuwasser - Darlowo/ Rügenwalde
64 Kilometer
15. Juni
Darlowo/Rügenwalde – Darlowko/Rügenwaldermünde
- Ustka/Stolpmünde – Rowy/Rowe
74 Kilometer
16. Juni
Row/Rowe - Kluki/Klucken –
Glowczye/Glowitz – Leba/Leba
67 Kilometer
17. Juni
Leba/Leba – Ostnik/Stilo-Kathen – Jastreziebia
Gora/Habichtsberg
71 Kilometer
18. Juni
Jastreziebia
Gora/Habichtsberg
– Hel/Hela
46 Kilometer
Fähre
nach Gdanzk/Danzig
19. Juni
Fahrt nach Malbork/Marienburg
zur Ordensburg des Deutschen Ordens
20. Juni
Stadtbesichtigung
Gdanzk/Danzig
21. Juni
Besichtigung
des Europäischen Zentrums der Solidarnosc und der alten Werft
Den
Berichten vorausgeschickt:
Das
Wetter:
Unsere „Regentaufe“
erhielten wir gleich am ersten Tag, während der Radfahrt nach Miedzyzdroje.
Kräftige Regengüsse erforderten Regenkleidung für den größten Teil Strecke. Und am
Rückreise-Tag erwischte uns ein tüchtiger Regenguss beim Aufladen der
Fahrräder. Sonst war es sonnig und wolkig, nur ab und zu ein paar Regentropfen.
Das
Essen:
Natürlich
haben wir polnische Gerichte gegessen und polnisches Bier getrunken (mit
Ausnahmen). Für uns ungewöhnlich, auf den Speisekarten sind immer die
Mengenangaben des Hauptteils (in g oder ml) aufgeführt. Da weiß man, wieviel
auf den Teller kommt.
Sledz/Hering: Sledz z Baltyku, Hering
in Sauerrahm mit Zwiebeln oder Sledz krzenne, marinierter Hering. Frisch in der
Ostsee gefangen, lecker.
Dorsz/Dorsch: Er stand in jedem
Fisch-Restaurant auf der Karte, obwohl er nur noch als Beifang erlaubt ist
(Fangmengenbegrenzung der EU zum Schutz der Fischbestände). In einem Restaurant
beschwerte sich der Wirt, dass russische Schiffe die östliche Ostsee
leerfischen würden. Es muss trotzdem viel Beifang geben.
Wir haben
Dorsch natur, mariniert und paniert gegessen. Er schmeckte immer hervorragend.
Dorsch und Kabeljau sind
die gleiche Fischart. In der Ostsee ist es der Dorsch, in der Nordsee und im
Atlantik der Kabeljau.
In einem
Restaurant haben ich Mietus/Quappe gegessen, ein Knochenfisch, der zur
Dorsch-Art gehört und als Raubfisch in Süß- und Brackwasser vorkommt. Er hat
sehr gut geschmeckt. Ich kannte ihn vorher nicht.
Auch Sandacz/Zander
von der Ostseeküste gab es. Der zur Barsch-Familie gehörende Fisch ist
eigentlich ein Süßwasserfisch, der aber auch in dem Brackwasser (Wasser mit
geringem Salzgehalt) an der polnischen Ostseeküste gefangen wird.
Pierogi/Piroggen: Den Maultaschen ähnlich.
Als Pierogi ruskie sind sie mit Kartoffeln, Käse und Quark gefüllt.
Pierogi ruskie kommen aus
der Küche Rutheniens, ein früher
ostpolnisches Gebiet, heute die West-Ukraine.
In Russland heißen die
Piroggen Pelmeni.
Andere
Pierogi sind mit Sauerkraut und Pilzen gefüllt. Die besten Pierogi habe ich in
Rügenwalde gegessen, mit einer Gänsefleischfüllung.
Golabki/Kohlroulade: Krautwickel, gefüllt mit
Schweinehack, mit Buchweizen und Pilzen vermischt.
Bigos/Krauteintopf: Es soll das polnische
Nationalgericht sein. Sauerkraut mit Weißkohl oder nur Weißkohl wird lange
zusammen mit Schweinefleisch, Wurst und Speck gedünstet.
Barszcz/Rote
Beete-Suppe:
Eine klare Suppe aus Rinderbrühe und Roter Beete.
Zurek: Eine Sauerteigsuppe, säuerlich-würzig. Aus Sauerteig
und Roggenschrot, mit Fleisch, Wurst, Kartoffeln und Möhren zubereitet.
Flaki: Man mag es oder nicht. Ich esse die
Suppe gern. Eine Kuttelsuppe mit Streifen vom Rindermagen, säuerlich gewürzt.
An der Küste gab es einmal Flaki mit
Pulpo-Streifen, die schmeckt auch gut.
Die Wege:
An der Bäderküste der Ostsee sind die Radwege
hervorragend angelegt. Auch sonst war die Strecke des Ostsee-Radwegs fast immer
gut befahrbar. Manchmal war es etwas schwerer, wenn über Lochplatten und
Betonplatten gefahren wurde, oder bei frisch geschotterten Waldwegen. Richtige
Sandwege, schwer zu fahren, waren ganz selten.
Bei einem Abschnitt hinter Kluki/Klucken hatte ich
nicht auf die Wegequalität geachtet. Der Weg führte durch ein Moorgebiet,
gelegentlich mit Holzstegen ausgestattet. Die halfen aber nicht sehr. Davor und
dahinter war ein Schlammloch nach dem anderen. Da war schieben angesagt.
Die Unterkünfte:
Angelika war für die Hotel- und Pensionsbuchungen
zuständig und hat uns gute bis sehr gute Unterkünfte herausgesucht. Herausragend
war das Hotel in Rügenwalde neben dem Pommern-Schloss in einem historischen
Fachwerkhaus aus dem 18. Jahrhundert, sehr geschmackvoll eingerichtet. Und mit
einem guten Restaurant, in dem ich die Pierogi mit Gänsefleischfüllung gegessen
habe. Hotel Zamkowy – Rügenwalder Hof.
Der Ostseeküsten-Radweg:
Ein
europäischer Fernradweg (Euro-Velo-Route EV 10), auch als „Hansa-Route“
oder „Baltic Sea Cyle Route“ bezeichnet. Er führt auf ca. 7.980 Kilometern rund
um die Ostsee. Wir fahren ein Teilstück von exakt 500 Kilometern (komoot-Streckenaufzeichnung)
von Bansin bis Danzig.
Die Tour bin ich
schon einmal 2015 gefahren (Siehe: Radreise von Berlin nach Danzig- dort ist
auch etwas zur Geschichte Polens, Preußens und der Stadt Danzig beschrieben)
Link zum Bericht).
Ein weiteres Teilstück bin ich 2020 von Ueckermünde bis Kiel
gefahren (Siehe: Meine Ostseeradtour)
Link zum Bericht).
Die Ostsee:
International
als Baltisches Meer oder Baltische See bezeichnet, abgeleitet vom
lateinischen Mare Balticum. Es ist ein Brackwasser-Meer mit geringem
Salzgehalt, nur in der westlichen Ostsee ist der Salzgehalt aufgrund des
Wasseraustausches mit der Nordsee höher (westliche Ostsee 1,8 %, im Finnischen
Meerbusen weniger als 0,3 % - in der Nordsee 3,5 %).
Die
Ostsee ist am Ende der letzten Eiszeit, der Weichsel-Eiszeit, vor 12ooo Jahren
entstanden, nachdem große Gletschermassen abgeschmolzen waren. Die heutige Ausprägung
erhielt die Ostsee durch Landanhebungen und Meeresspiegelanstiege.
Und
nun zur ersten Etappe:
11. Juni
Bansin bis Miedzydroje/Misdroy
29 Kilometer
Unterkunft
Hotel Villa Neos
Bansin – Heringsdorf - Ahlbeck
–Grenzübergang - Swinoujscie/Swinemünde – Fähre über die Swina – Unterirdische Stadt - Miedzyzdroje/Misdroy
In Bansin haben wir die Räder vom Auto genommen. Davor
ein kurzer Gang zu Dritt zum Strand und der Strandpromenade bei schönem
Sonnenschein. Dann begann unsere Ostsee-Radtour. Die erste Etappe der Radtour
ist Andreas mit mir gefahren und wir beide sind an dem ersten Rad-Tag tüchtig
nass geworden. Auf dem Radweg entlang der Küste und den prächtigen alten und
neuen Villen war das Wetter zunächst noch gut. Die deutsch-polnische Grenze
sahen wir dann schon in voller Regenmontur.
Zur Einstimmung erst einmal ein Fischbrötchen
Musikpavillon an der Strandpromenade in Bansin
An dem „legendären“ Polenmarkt, eine Ansammlung von Buden und
Ständen mit tatsächlichen oder vermeintlichen Schnäppchen-Angeboten sind wir
nicht vorbeigefahren. Der ist an der Autostraße. Wir sind auf der „grenzüberschreitenden
Promenade zwischen Heringsdorf und Swinoujscie“ (so auf der
Informationstafel beschrieben) geradelt.
Villa Bleichröder von 1908 an der Uferpromenade in Heringsdorf
Villa Elsa in Ahlbeck
Neubau in Ahlbeck, der Bäderarchitektur angepasst
Gleich hinter der Grenze sehen wir ein kleines Sole-Gradierwerke. Es erinnert an die 1897 in Swinemünde entdeckten Heilsolequellen.
An der deutsch-polnischen Grenze
Das Gradierwerk gleich hinter der Grenze
Die Grenze ist leicht zu überfahren. Hier trennt aber
ein breiter Streifen Niemandsland die beiden Länder.
Bansin
Seebrücke Bansin
Ende
des 19. Jahrhunderts begann hier der Bäderbetrieb. Der Ort gehört zu den drei
Kaiserbädern. Bis zum Bau der ersten Hotels und Pensionen kamen die Gäste aus
Heringsdorf herüber. Villen im Stil der Bäderarchitektur wurden nach der
Wiedervereinigung saniert. Neue moderne Bauten kamen hinzu.
Die Bäderarchitektur ist charakteristisch für
die deutschen Seebäder. Das erste Gebäude in dem Stil entstand Anfang des 19.
Jahrhunderts an der Ostsee mit dem Kurhaus in Heiligendamm.
Die Häuser der
Bäderarchitektur sind zwei- bis viergeschossig, durchweg mit Balkonen und
Veranden versehen, oft mit Jugendstilelementen. Die weiß gehaltenen
Holzvorbauten geben den Gebäuden ein filigranes Aussehen.
Heringsdorf
Seebrücke Heringsdorf
Heringsdorf
ist die Gründung zweier Brüder von Bülow (mecklenburgisches
Adelsgeschlecht). Sie kauften 1817 das Rittergut Gothen (bestand seit
dem 13. Jahrhundert). Zum Rittergut gehörten auch die Orte Neuhof, Neukrug und
Adelig-Ahlbeck. Die von Bülow ließen zwischen Bansin und Ahlbeck eine
Fischersiedlung und eine Heringspackerei anlegen, von daher wohl auch der
Name Heringsdorf. Neben der Fischerkolonie wurden Parzellen für
Villengrundstücke verkauft. Sie selber ließen drei Logierhäuser bauen, das
„Weiße Schloss“ 1825 als erstes Gästequartier.
Ein Rittergut war ein Besitz, mit dem
seit dem Mittelalter bestimmte Vorrechte
der Grundherrschaft über erbuntertänige und zinspflichtige Bauern (bis zur
Bauernbefreiung) und die Landtagsfähigkeit (Teilnahme an den Landtagen) sowie
meist auch die Ausübung der ersten Rechtsinstand bei Streitigkeit und
Steuerbefreiung verbunden waren.
Entstanden war der
Ritterstand im Lehenswesen des Fränkischen Reiches. Den Rittern sollten die
Ritterdienste als Panzerreiter (gepanzert mit metallenen Rüstungen) wirtschaftlich
ermöglicht werden.
Mitte
des 19. Jahrhunderts kaufte der Reichsgraf von Stolberg-Wernigerode das Rittergut
Gothen mit dem Dorf Heringsdorf.
Der Stammsitz der von Stolberg-Wernigerode
war seit dem 13. Jahrhundert das Schloss Stolberg im Harz.
In Jannowitz (Janowice
Wielkie) in Schlesien besaßen sie das Schloss Jannowitz, das ich bei
meiner Schlesien-Radfahrt besucht habe. Ebenso gehörten die Herrschaft und das Schloss
Peterswaldau (Pieszyce) in Schlesien den Stolberg-Wernigerode (ab 1765). Hier war ein
Schwerpunkt der Baumwoll- und Leinenweberei. 1844 kam es wegen der
Ausbeutung der Weber zu einem Weberaufstand, den Gerhart Hauptmann
in seinem Schauspiel „Die Weber“ beschrieb.
(Siehe: Zu Gerhart
Hauptmann und den Schlössern im Hirschberger Tal – (3) Zu den Schlössern im
Hirschberger Tal - Link zum Bericht).
Ahlbeck
Seebrücke Ahlbeck
mit der Historischen Uhr von 1911
Eines
der drei Kaiserbäder (Bansin, Heringsdorf, Ahlbeck) auf der Insel
Usedom. 2005 wurden die drei Orte zur Gemeinde Dreikaiserbäder
zusammengeschlossen, die sich ein Jahr später in Heringsdorf umbenannte. Die
Bezeichnung „Kaiserbad“ soll auf Kaiser Wilhelm II. (1859 – 1941, letzter
deutscher Kaiser und König von Preußen) zurückgehen, der Usedom regelmäßig
besuchte.
Ahlbeck wurde
erstmals offiziell als „Ahlebeck“ 1693 genannt. Der Name war von der Aal-Beeke (Aalbach) abgeleitet, die
hier früher in die Ostsee floss. Noch im 19. Jahrhundert bestand das Dorf aus
zwei Ortsteilen, Ahlbeck adliger Anteil und Ahlbeck königlicher Anteil. Ahlbeck adliger Anteil gehört zum
Gut Gothen und bestand 1733 aus vier Fischerhäusern von Strandfischern (die
ihre Boote auf den Strand zogen). Ahlbeck
königlicher Anteil entstand nach Trockenlegung eines Bruchgebietes im
Auftrag König Friedrichs II. von Preußen durch Ansiedlung von Kolonisten, es
gab vier Strandfischer und acht Bündnerstellen (die Haus und Garten und wenig
Land besaßen, abgeleitet von „Bude“).
Anfang des 20.
Jahrhunderts erhielt Ahlbeck die Bezeichnung „Seebad“ und wurde nach Kolberg das
zweitmeistbesuchte Seebad in Pommern. Zusammen mit dem heute polnischen Swinemünde
sollen die vier Seebäder die längste Strandpromenade Europas haben, 12
Kilometer lang.
Nachdem wir entlang der längsten Strandpromenade Europas
geradelt sind, fahren wir mit der Stadtfähre über die Swina, vom
westlichen Stadtteil Swinoujscies auf der Insel Usedom zum
östlichen Stadtteil auf der Insel Wollin.
Swinoujscie/Swinemünde
Swina und Teil des Hafens in Swinoujscie
Der
westliche Teil der Stadt liegt auf der Insel Usedom, der östliche Teil
auf der Insel Wollin, getrennt durch die Swine (polnisch Swina).
Die Swina verbindet das Stettiner Haff mit der Ostsee (weitere Zuflüsse
sind der Peenestrom (westlicher Ablauf) und der Dzwina/Dievenow (östlicher
Ablauf), deren Verbreiterung den See Zalew Kamienski bildet. In das Stettiner
Haff mündet die Oder.
Neben
Usedom (zum größten Teil deutsches Gebiet) und Wollin (größte polnische Insel)
gibt es noch die Insel Karsibor/Kaseburg zwischen der Swina und dem Stettiner
Haff. Insgesamt besteht Swinemünde aus 44 Inseln, die durch Nebenarme
der Swine gebildet wurden.
Preußenkönig
Friedrich II. der Große ließ bis 1746 einen mit Pfahlwerk befestigten Hafen
mit dem Namen Swinemünde bauen. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde Swinemünde
Festungsstadt. Die Engelsburg (so genannt, weil der Backsteinturm des
Forts der Engelsburg in Rom ähnlich sieht), das Westfort und das Ostfort sind
noch erhalten.
Nach dem 30-jährigen Krieg
kam Vorpommern mit Usedom und Wollin im Westfälischen Frieden 1648 zu
Schweden.
Nach dem Nordischen Krieg
um die Vormachtstellung im Ostseeraum trat Schweden im Frieden von Stockholm
1720 Usedom und Wollin an Preußen ab (Rügen, Stralsund und Wismar
blieben schwedisch).
Nach dem 2. Weltkrieg kam
Swinemünde zu Polen, obwohl die von den Alliierten festgelegte
Oder-Neiße-Grenzlinie weiter östlich verlief. Die Sowjetunion brauchte den
Stettiner Hafen für die Verschiffung von Reparationsgütern und verlegte die
Grenze eigenmächtig nach Westen. Stettin und Swinemünde wurden polnisch.
Der
Kurpark wurde ab 1826 von Peter Joseph Lenné (Generaldirektor der königlich-preußischen
Gärten) geplant.
Der Weg von Swinoujscie durch den Wald nach Miedzyzdroje
war eine der weniger guten Abschnitte des Fahrradweges. Auf frisch
aufgeschüttetem Schotter fährt es sich nicht gut. Nach halber Strecke kommen
wir an einem eingezäunten Militärkomplex vorbei. Es ist die „Unterirdische
Stadt“, jetzt ein Militärmuseum.
Auf dem Weg nach Miedzyzdroje:
Der Schotterweg durch den Wald
Militärhistorisches Museum "Unterirdische Stadt"
In den Wäldern östlich von
Swinemünde befanden sich vor 1945 zahlreiche militärische
Einrichtungen der deutschen Wehrmacht.
Eine der Bunkeranlagen
war die „Batterie Vineta“, die 1930 von der deutschen Kriegsmarine angelegt
wurde. In den 1960er Jahren übernahm die polnische Armee die Anlagen und baute
sie als Militärkommando weiter aus, u.a. mit einem 1 Kilometer langen
Tunnelsystem.
Mit Miedzyzdroje/Misdroy erreichen wir unser erstes
Etappenziel. Es ist spät geworden. Wir bummeln noch durch die Stadt und
suchen erfolglos den Broadway, den polnischen Walk of Fame. Den
entdecken wir dann am anderen Morgen auf dem Weg durch die Stadt zum nächsten
Etappen-Ziel. Bei den jährlichen
Filmfestspielen in Miedzyzdroje verewigen sich polnische (?) Schauspieler und
Schauspielerinnen mit Handabdrücken auf dem Fußweg an der Promenade.
Auf dem Walk of Fame:
Erinnerung an einen polnischen Regisseur
und einer der Handabrücke
Historische Wetteruhr,
wohl um 1884 entstanden.
Nur wenige solcher Wetteruhren sind erhalten.
Die meteorologischen Instrumente wurden nach 1945 entwendet.
Gegossen wurde das Gehäuse von der
Gießerei Eisenwerk Carls-Hütte in Delligsen in Niedersachsen.
Abendstimmung in Miedzyzdroje
Miedzyzdroje/Misdroy
Seebrücke Miedzyzdroje
Auf
der Insel Wolin/Wollin gelegen. Im 16. Jahrhundert war Misdroy ein
kleiner Ort mit wenigen Kolonisten im Eigentum der Dompropstei Cammin
(wir fahren am nächsten Tag über Cammin). In der ersten Hälfte des 19.
Jahrhunderts begann der Ostsee-Badebetrieb mit ersten Badehäuschen (damals
natürlich für Frauen und Männer getrennt). Ende des 19. Jahrhunderts ließen
sich reiche Stettiner und Berliner hier ihre Villen bauen. Der Ort bekam eine
Bahnverbindung nach Berlin.
Claus
von Amsberg, Ehemann der niederländischen Königin Beatrix, besuchte die private
baltische Oberschule in Misdroy.
Exkurs:
Pommern, Westpreußen, Ostpreußen, Kaschubien
Usedom
und Wollin gehörten seit Anfang des 18. Jahrhunderts (1721 nach dem Nordischen
Krieg um die Vorherrschaft im Ostseeraum) zu Preußen und waren Teil der preußischen
Provinz Pommern. Unterschieden wurden Vorpommern/ Vorderpommern
(westlich der Oder, einschließlich Stettin und der Insel Rügen) und Hinterpommern.
Die
Grenze zwischen Pommern und der Provinz Westpreußen, die wir bei unserer Tour
überfahren, war etwa in Höhe des Zarnowitzer Sees (Jezioro Zarnowieckie).
Wittenberg (Bialogora) lag in der Provinz Pommern. Dembeck (Debki) gehörte zu
Westpreußen.
Die
preußische Provinz Westpreußen war das Gebiet beiderseits der Weichsel.
Die Grenze zu Ostpreußen verlief etwa in Höhe von Elbingen (Elblag). Das
Gebiet ging nach dem 1. Weltkrieg größtenteils an Polen, als der Polnische
Korridor und die Freie Stadt Danzig gebildet wurden.
Pomerellen (Kleinpommern) war Teil
der Provinz Westpreußen und bezeichnete die Landschaft etwa zwischen Leba und
der Weichsel.
Die Kaschubei ist
ein Teil von Pomerellen, an der Ostsee etwa zwischen Debki/Dembeck und Danzig.
Die
preußische Provinz Ostpreußen bildete mit Königsberg den östlichen Teil
Preußens. Nach dem 2. Weltkrieg ging die nördliche Hälfte an die Sowjetunion,
die südliche an Polen.
Die Provinz Ostpreußen ist der Namensgeber
des Königreichs
Preußen.
Ostpreußen war mit der
Hauptstadt Königsberg als Herzogtum Preußen an den Kurfürsten der Mark
Brandenburg gefallen (siehe auch Deutscher Orden). 1701 krönte sich Kurfürst
Friedrich III. von Brandenburg und Herzog von Preußen in Königsberg zum König
in Preußen, als König Friedrich I. . Neben dem nunmehr Königreich Preußen
bestand westlich davon (links der Weichsel mit Puck, Danzig, Elblang) ein
Ständestaat als Teil des Königreichs Polen (als „Preußen königlichen Anteils“,
„Königlich Preußen“, „Polnisch Preußen“ bezeichnet). Deswegen durfte sich der
Brandenburger Kurfürst als König nur „in Preußen“ nennen.
Bei der ersten polnischen
Teilung kam Polnisch Preußen 1772 an das Kurfürstentum Brandenburg. Friedriche
II. der Große, seit 1740 Markgraf und Kurfürst von Brandenburg sowie König in
Preußen, wurde nun König von Preußen.
Die Informationen in den Berichten der Ostsee-Radtour stammen meist
Wikipedia- und anderen Artikeln im Internet, ohne Zitierung.
Fotos teilweise von Andreas.
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