Der 1000jährige Rosenstock
Hildesheimer Neustadt und
St. Godehard
Ein Besuch in Hildesheim anlässlich des Klassentreffens am 3. Juni 2023.
Zum 55jährigen Abitur* haben wir, die Klasse WO 13 der
Wirtschaftsoberschule Hildesheim, uns wieder in Hildesheim getroffen. Beginn im
Knochenhauer Amtshaus und Ausklang in
Schlegels Weinstube. Dazwischen ein Bummel durch die Neustadt mit einer
sehr guten Führung der Hildesheimer Tourist-Information.
*) Anlässlich des 50jährigen Treffens habe ich
den Beitrag „Schön, dass wir das noch erleben dürfen“ geschrieben.
Link zum Bericht
Das Knochenhauer Amtshaus war das Gildehaus der Fleischer (Knochenhauer),
1529 gebaut. 1945 wurde es bei dem Luftangriff auf Hildesheim wie nahezu die
gesamte Innenstadt zerstört.
An
der Stelle wurde 1962 das siebengeschossige Hotel Rose als moderner Neubau errichtet. Im Hotel Rose haben wir 1968 unseren Abiturball gefeiert. In
den 1980er Jahren ging das Hotel in Konkurs und wurde später abgerissen.
1986
bis 1989 wurde das Knochenhaueramtshaus in
Fachwerkbauweise nur mit Holznägeln und Holzverbindungen neu errichtet, zusammen mit dem (links)
danebenstehenden Bäckeramtshaus (der
ursprüngliche Bau von vor 1579).
Gleichzeitig
mit dem Knochenhaueramtshaus wurde auch auf der Südseite des Marktplatzes die
Fassade des ehemaligen Wedekindhauses
(ein Wohn- und Geschäftshaus) durch die Hildesheimer Sparkasse rekonstruiert.
Im Gegensatz zum Knochenhaueramtshaus, das Original aufgebaut wurde, ist beim
Wedekindhaus nur die originalgetreue Fassade vor einen Neubau gesetzt worden.
Der Stadtrundgang
Die Ziffern auf der Karte entsprechen den Text-Markierungen
Die Stadtführung durch die Hildesheimer
Neustadt begann am Katzenbrunnen
am Neustädter Markt, gleich neben der Lambertikirche.
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Der Katzenbrunnen |
Die Hildesheimer Neustadt war
bis zu ihrer Vereinigung mit der Altstadt Anfang des 19. Jahrhunderts eine
selbständige Stadt. Sie wurde um 1200
von dem Propst des Hildesheimer Doms südöstlich der Altstadt an der
Handelsstraße nach Goslar gegründet. Zur Dompropstei gehörten damals die Dörfer
Itzum, Hasede und Losebeck (später kamen Borsum, Algermissen und weitere Dörfer
hinzu, der sogen. „Borsumer Kaspel“). Auf Losebecker Gebiet wurde die Neustadt
genannte Siedlung planmäßig angelegt.
Die Neustadt sollte ein Gegenpol
zu der aufstrebenden Altstadt bilden, die sich dem Einfluss des Bischofs (als
Stadtherr) immer mehr entzog. Sie erhielt eine eigene Befestigung mit Wällen,
Gräben und Toren. Eines der Tore war Kehrwiederturm, der zunächst Hohnser Tor
nach dem in der Nähe gelegenen Dorf Hohnsen hieß.
Die Gründung der Neustadt durch den Probst zeigt auch die starke Stellung des Domkapitels gegenüber dem Bischof. So hatte der 1216 zum Bischof gewählte Sigfried von Lichtenberg eine Wahlkapitulation unterschreiben müssen, in der die Rechte des Domkapitels gestärkt wurden. Damit wurde die schon bestehende Entwicklung der Entmachtung des Bischofs weiter vorangetrieben.
Stadtherr der Neustadt war bis
zur Vereinigung mit der Altstadt der Dompropst. Die Dompropstei wurde ein
selbständiges Hoheitsgebiet innerhalb des Fürstbistums Hildesheim. Schon 1182 hatte der Bischof die Grundherrschaft für Losebeck (und Hasede und Itum) dem Domprobst übertragen und damit eine dompröbstliche Hausmacht geschaffen, was die Gründung der Neustadt ermöglichte.
Der Katzenbrunnen (A) am Neustädter Markt mit dem Nachtwächter und den
vier, ihn mit Wasser anspeienden Katzen, wurde 1913 von dem Bankier Leeser
gestiftet.
Max Leeser gründete 1886 die Hildesheimer Bank. 1887 wurde das
Bankhaus am heutigen Angoulemeplatz (damals Bankplatz) errichtet. 1928
fusionierte die Hildesheimer Bank mit der Deutschen Bank, die das Bankhaus als
Filiale übernahm.
Der von Leeser
gestiftete Brunnen ersetze einen Laufbrunnen
(der ständig Wasser zur Versorgung von Menschen und Tieren abgibt, also
ständig „läuft“) von 1848, der das vom Galgenberg kommende Wasser auch auf
andere Laufbrunnen der Neustadt verteilte.
Die Nachtwächterfigur des Brunnens ist eine bronzene Nachbildung, die der Rotary Club Hildesheim 1976
finanziert hat. Die Originalfigur wurde im 2. Weltkrieg als sogen. Metallspende
eingeschmolzen. Als Rohstoffe für die Rüstungsindustrie knapp wurden, mussten
Buntmetallgegenstände abgeliefert werden. Neben Figuren wurden auch die
Kirchenglocken beschlagnahmt und eingeschmolzen. Das war im 2. Weltkrieg so und
auch schon im 1. Weltkrieg.
Die Lambertikirche (1) ist um 1300 als zweitürmige Kirche auf dem
Siegel der Neustadt abgebildet. Das war der Vorgängerbau, der als kreuzförmige
romanische Basilika der gleichaltrigen Godehardkirche ähnlich war.
Taufbecken der Lambertikirche
Die Grundsteinlegung für den
Neubau erfolgt 1474 und es brauchte 30 Jahre bis zur Fertigstellung. Nicht
lange danach, 1542, wurde die Pfarrkirche der Neustadt evangelisch. Johannes Bugenhagen, Reformator und Weggefährte Martin
Luthers (Bugenhagen traute Martin Luther mit Katharina von Bora und hielt nach
Luthers Tod die Grabrede), hatte die evangelische Religion nach Hildesheim
gebracht. Er schrieb auch die Kirchenordnung für Hildesheim und mehrere andere Städte in Norddeutschland. Der Dom und die Klosterkirchen blieben aber katholisch.
Die spätgotische Lambertikirche ist die einzige Hallenkirche in Hildesheim. Geweiht wurde sie dem Heiligen
Lambert von Lüttich (635 – 705), der als Heiliger verehrt wurde.
Die Hildesheimer Neustadt
ist wegen der noch erhalten gebliebenen
Fachwerkhäuser, die nicht beim Luftangriff 1945 und den nachfolgenden Brand
zerstört wurden, interessant. Wir gehen vom Neustädter Markt durch die
Knollenstraße und die Keßlerstraße zum
Kehrwiederwall mit dem Kehrwiederturm
und dann den Lappenberg und den Gelben Stern zur Godehardikirche.
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Markantes Haus in der Knollenstraße (2). Die breite Einfahrt deutet auf ein Ackerbürgerhaus hin. 1789 erbaut und 1897 um ein weiteres Obergeschoss erhöht. |
Die Keßlerstraße war die
Straße der Kesselflicker (die metallenes Kochgeschirr reparierten). Von der Keßlersstraße
aus wurde die Hildesheimer Dompropstei verwaltet. Schon seit Mitte des 16.
Jahrhunderts hatte der Dompropst Graf Otto von Schulenburg in der Keßlerstraße
eine Dompropstei (3) errichtet. Im
Dreißigjährigen Krieg wurde das Gebäude zerstört. Nach dem Krieg wurde das
heutige Gebäude auf den Grundmauern des Vorgängergebäudes gebaut. Nach der
Säkularisierung erwarb 1804 ein Graf von Wedell das Haus für eine Freimaurer-Loge.
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Ehemalige Dompropstei |
Der Kehrwiederturm (4) war ein
Wehrturm der Neustädter Stadtbefestigung.
Als Hohnser Tor (nach dem in der Nähe gelegenen Dorfes Hohnsen, die Straße
Hohnsen erinnert daran) wurde er um 1300 gebaut. Der Name „Kehrwieder“ entstand
in Anlehnung an die Kehre des Stadtwalls an dieser Stelle. Eine andere
Namensdeutung geht von einer Sage aus, nach der die Glocke des Turms (die
später zur Lambertikirche kam) einem Mädchen, das sich im nahen Wald verlaufen
hatte, den Weg zurück zur Stadt wies.
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Kehrwiederturm |
Am Lappenberg kommen wir an
dem Denkmal für die 1938 von den Nazis niedergebrannte Jüdische Synagoge (6) vorbei. Die Synagoge war 1849 eingeweiht worden. Der Rat der Stadt hatte der
jüdischen Gemeinde ein Grundstück auf dem Lappenberg in Erbpacht überlassen.
Davor nutzte die jüdische Gemeinde 200 Jahre lang ein Hinterhaus am Lappenberg
für ihren Gottesdienst.
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Denkmal für die Synagoge |
Erst
1842 wurden die Juden in Hildesheim den Bürgern gleichgestellt. Bis dahin
mussten sie einen bischöflichen Schutzbrief erwerben (sogen. Schutzjuden), der
zunächst auf Lebenszeit ausgestellt wurde, später alle 15 bis 20 Jahre erneuert
und bezahlt werden musste. Staats- und Gemeindeämter waren ihnen aber noch bis
1848 verwehrt.
Der Name Lappenberg deutet darauf hin, dass hier im Mittelalter ein
Schutt- und Müllablageplatz war. Die „Lumpenplätze“ wurden mit Lumpenpfählen
gekennzeichnet (die vor fast allen Stadttoren standen). Seit Mitte des 16.
Jahrhunderts war der Lappenberg bei St. Godehard das Wohngebiet für Neustädter
Juden.
Die Straße Gelber Stern (7),
auf die die Lappenberg-Straße stößt, hat nichts mit dem Davidstern zu tun,
Juden haben hier nicht gewohnt. Vielmehr ist es eine Namensentwicklung aus
„Geiler Stert“, wie die Straße im 17. Jahrhundert hieß. Stert ist im
Mittelniederdeutsch der Schwanz und die Reiseführerin deutete an, dass es sich
hier um so etwas wie ein „Rotlichtviertel“ gehandelt haben könnte. Aber einen
offiziellen Straßennamen mit solcher Bedeutung wird es auch in früheren
Jahrhunderten nicht gegeben haben.
Die Godehardikirche (8) liegt am
Rand der Altstadt von Hildesheim, nahe dem Kehrwiederwall und der Neustadt. Die
Kirche ist dem heiligen Godehard
geweiht, der von 1022 bis 1038 Bischof von Hildesheim war. Im vergangenen Jahr
wurde im Bistum Hildesheim das 1000jährige Jubiläum der Priesterweihe gefeiert.
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Godehardikirche vom Kehrwiederwall aus gesehen
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Godehard war schon in jungen Jahren Abt
mehrerer Benediktiner-Klöster. 1022 wurde er auf der Pfalz Gronau bei Göttingen
von Kaiser Heinrich II. (Herzog von Bayern, König des Ostfrankenreiches und von
Italien, Kaiser des Römischen Reiches bis 1024) zum Bischof von Hildesheim
berufen. 1038 starb er in dem von ihm gegründeten Mauritiusstift (am
Moritzberg) und wurde im Dom beigesetzt. 1131 wurde er vom Papst
heiliggesprochen. Er war der erste Heilige des Bistums Hildesheim.
Das Nordwest-Portal mit dem Portal-Bogenfeld (Tympanon)
Christus in der Mitte, flankiert von den Bischöfen Godehard und
Epiphanius.An der Außenseite ist eine Kopie, im Inneren das Original.
Zu Ehren von Godehard ließ Bischof Bernhard von 1133 bis 1172 die Godehardikirche
und das Benediktinerkloster bauen. Kloster und Klosterkirche blieben auch
nach der Reformation (im Gegensatz zu den Pfarrkirchen der Stadt) katholisch.
Mit der Säkularisation durch den Reichsdeputationshauptschluss 1803 wurde das Kloster aufgelöst. Die
Ländereien und das Vermögen des Klosters gingen an das Königreich Hannover, das
es dem Hannoverschen Klosterfonds
übergab.
Der Reichsdeputationshauptschluss war
der letzte Beschluss des Immerwährenden Reichstags (Versammlung der
Reichsstände) des Heiligen Römischen Reiches (1806 wurde das Reich aufgelöst).
In dem Beschluss, der auf Druck Napoleons zustande kam, wurde festgelegt, dass
die weltlichen Fürsten des Reiches für linksrheinische Gebietsverluste (die an
Frankreich gingen) abgefunden werden sollten. Das geschah durch Säkularisierung
(Auflösung und Enteignung von Kirchen- und Klosterbesitz) und Medialisierung (Auflösung
und Zuordnung kleinerer Adels-Territorien und Reichsstädte zu größeren
Fürstentümern, wobei das Eigentum bestehen blieb).
Der Klosterfonds wird von der Klosterkammer Hannover verwaltet. Er
wurde schon in der Zeit der Reformation im damaligen Fürstentum Calenberg-Göttingen
begründet. Die Klosterkammer und das Sondervermögen blieben auch in preußischer
Zeit erhalten. Die Klosterkammer hat zahlreiche ehemalige Stifts- und
Klosterkirchen in ihrem Besitz, die von der katholischen und evangelischen
Kirche genutzt werden. Mit den Vermögensübereignungen hat die Klosterkammer
auch Leistungsverpflichtungen unterschiedlichster Art übernommen (Erhaltung von
Kirchen- und Klostergebäuden bis hin zur Kostenübernahme für bestimmte
Kirchengemeinden).
Auch die Godehardikirche ging an den Hannoverschen Klosterfonds. Teile
der Klostergebäude wurden ein Gefängnis, das bis heute besteht (Abteilung
Hildesheim der Justizvollzugsanstalt für Frauen in Vechta). Außerdem ist die Norddeutsche Fachhochschule für Rechtspflegen in den Räumen des ehemaligen Klosters untergebracht. Die Kirche wurde
nach kurzer Fremdnutzung (als Magazin) 1815 der Kirchengemeinde überlassen
Im 2. Weltkrieg wurde die Kirche im Gegensatz zum Dom und der
Michaeliskirche kaum beschädigt. Manche Hildesheimer meinen darum, dass
eigentlich die Godehardikirche das eigentliche Weltkulturerbe Hildesheims sei
(das sind der Dom und die Michaeliskirche).
1963 wurde St. Godehard als Basilica
minor ausgezeichnet.
Seit dem 18. Jahrhundert zeichnet der Papst bedeutende
Kirchengebäude als Basilica minor aus.
Als Kennzeichen können die Kirchen die gekreuzten Schlüsse des Papstwappens
und das Wappen des verleihenden Papstes anbringen. Im Bistum Hildesheim wurden
außer St. Godehard noch 2 weitere Kirchen (in Hannover und Duderstadt)
ausgezeichnet.
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Radleuchter über dem Hauptaltar. Gestiftet von Königin Marie von Hannover. (Die Marienburg bei Nordstemmen war ein Geburtstagsgeschenk ihres Mannes, Georg V. von Hannover. Er war der letzte König von Hannover. Preußen annektierte 1866 das Königreich.)
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Chorraum der Basilika |
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Deckenausmalung aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts (die Basilika wurde nach der Säkularisierung als Pfarrkirche genutzt und umfassend instandgesetzt und teilweise umgestaltet) |
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Der Fußboden wurde in Gipsestrichtechnik gestaltet. Es ist eine alte Technik, die im 12. Jahrhundert angewandt wurde, u.a. auch im Dom. In die Estrichoberfläche werden Zeichnungen und Vertiefungen eingeritzt, die mit eingefärbtem Mörtel ausgefüllt und glattgeschliffen werden. |
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Die Klosterpforte. |
Von der Godehardikirche sind wir noch
einmal durch das Fachwerkviertel (Hinterer Brühl – der Straßenname Brühl
bezeichnet ein sumpfiges Gelände ) gegangen, am Bernwardskrankenhaus vorbei zum
Dom.
Das
Wernersche Haus (9) im Hinteren Brühl stammt von 1606 und ist nach seinem Erbauer, dem bischöflichen
Sekretär Philip Werner, benannt. Es ist ein typisches Renaissance-Fachwerkhaus
seiner Zeit, mit zahlreichen Schnitzwerken an der Fassade.
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Wernersches Haus
Vier Brüstungsbilder versinnbildlichen Hoffnung (Spes), Glaube (Fides), Nächstenliebe (Caritas) und Geduld (Patientia): |
Wir kommen an einem ehemaligen
Dominikanerkloster vorbei, das in der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts an der
damaligen Südostmauer der Altstadt (heute Neue Straße) gegründet wurde. Das Dominikaner-Kloster
wurde in der Reformationszeit aufgelöst und die Klosterkirche St. Paulus wurde eine evangelische Pfarrkirche, die
1806 entwidmet wurde. Sie wurde Exerzierhaus, Kornspeicher, städtische
Festhalle. Durch Zerstörung im 2. Weltkrieg blieben nur die Umfassungsmauern
stehen. In den 1970er Jahren baute der Orden
der barmherzigen Schwestern des hl. Vinzenz von Paul ein Altenheim (10) unter Beibehaltung der
äußeren Gebäudestruktur.
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St. Paulus |
Gleich nebenan haben die Barmherzigen Schwestern ihr Mutterhaus (11). 1857 wurde die Hildesheimer
Kongregation gegründet, deren erste Schwestern aus Paderborn kamen (der
Ursprung des Ordens ist im Elsass). Der Tätigkeitsschwerpunkt des Ordens lag
und liegt in der Alten- und Krankenpflege.
Ich erinnere mich. Ein Mädchen aus der Nachbarschaft, älter als
ich, war Nonne der Barmherzigen Schwerstern im Mutterhaus,
neben dem Bernwardskrankenhaus gelegen.
Schon 1852 wurde das St. Bernward
Krankenhaus (12) auf bischöfliche Initiative von Paderbornern Vinzentinerinnen
gegründet (noch vor der Gründung der selbständigen Hildesheimer Kongregation). Die ersten Krankenzimmer wurden im Südflügel des ehemaligen Klosters
eingerichtet. Das Kloster war ein Kartäuser
Kloster mit bewegter Geschichte. Einziges noch erhaltenes Zeugnis des Klosters ist das
Barockportal mit der Strahlenmadonna mit zwei Figuren an ihrer Seite: Johannes
der Täufer und der Heilige Bruno von Köln, der Gründer des Karthäuser Ordens.
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Das alte Klosterportal am Bernwards-Krankenhaus |
Der Kartäuser Orden wurde in der Gebirgsgegend
Charteuse bei Grenoble in Frankreich gegründet. La Grande Charteuse (Große Kartause)
entstand um 1100 als Mutterkloster des Ordens.
Das Hildesheimer Kartäuser
Kloster wurde 1388 gestiftet. Es lag außerhalb der Stadt vor dem Dammtor
auf dem Grund und Boden der Herren von Rössing (Rittergut Rössing, heute
Gemeinde Nordstemmen). Nachdem der Rat der Stadt Hildesheim die Reformation
eingeführt hatte, verließen die Kartäuser-Mönche das Kloster. Der Klosterschatz
ging an den Stadtrat. Das Kloster wurde mehrere Male wiederbelebt und wieder
zerstört. Im 17. Jahrhundert wurde es zum besseren Schutz der Gebäude in die Stadt verlegt, an die Stelle des heutigen Bernward-Krankenhauses. 1777
wurde das Kloster durch den Hildesheimer Fürstbischof aufgelöst und das
Vermögen zur Verbesserung der Einkünfte des Priesterseminars bestimmt. In das
Gebäude kam zunächst das Priesterseminar, dann wurde es als Armenanstalt und
Armenschule genutzt, bis Teile 1852 zum Krankenhaus wurden.
Wir gehen auf dem schmalen Weg
Stinekenpforte (stinkende Pforte) (13) auf den Domhof. Hier flossen in früherer Zeit die Abwässer des Domhofs in
die damals noch offene Treibe (Ende des 19. Jahrhunderts kanalisiert, Verlauf
unter der Treibestraße).
Den Dom wollen wir heute nicht besichtigen, sondern nur einen Blick
auf den 1000jährigen Rosenstock (14) werfen, der gerade und nur eine kurze Zeit blüht. Der Sage nach hatte Kaiser
Ludwig der Fromme (Sohn und Nachfolger Karls des Großen) im Jahr 815 bei einem
Jagdausflug eine Erscheinung und sah sein Brustkreuz an einem Rosenstrauch
hängen. Er ließ an der Stelle eine Kapelle errichten, der Ursprung des Hildesheimer Marien-Doms.
Der 1000jährige Rosenstock
Karl
der Große errichtete in Elze (bei Hildesheim) um 800 herum das Missionsbistum für Ostfalen (Ostfalen war der östliche Teil des Stammesherzogtums Sachsen, mit Lüneburg, Hildesheim, Magdeburg,
Merseburg. In der Mitte des Herzogtums lag Engern und Westfalen bildete den
westlichen Teil). In den Sachsenkriegen hat Karl der Große (König des
Fränkischen Reiches und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches) den
Stammesverband der Sachsen besiegt und (gewaltsam) christianisiert.
Ludwig
der Fromme verlegte 815 (das Jahr der Rosenstock-Erscheinung) das Bistum nach Hildesheim. Wahrscheinlich
war die strategische Lage auf einem Hügel am Übergang des Hellwegs (Heerweg,
Ost-West-Handelsweg, etwa der Verlauf der Bundesstraße B 1) über die Innerste
eher ausschlaggebend für die Standortwahl als die Rosenstock-Erscheinung.
Im
Jahr 872 wurde der erste Dom
errichtet (der Altfrid-Dom, Altfrid
war der damalige Bischof, er gründete auch das Stift Essen, die Keimzelle der
Stadt Essen). Der Altfried-Dom und jüngere Marktsiedlung um die Andreaskirche sind die
Keimzelle Hildesheims.
Der
Grundriss des Altfrid-Doms als dreischiffige Basilika auf einem Kreuzgrundriss
ist bis heute erhalten. Bischof
Bernward stattete den Dom mit der berühmten Bernwardstür und der Christussäule
aus. Er ließ auch eine neue Wehrmauer um einen vergrößerten Dombezirk mit 12
(eher symbolischen) Wehrtürmen errichten (Mauer und Wehrtürme sind bis auf
Reste nicht mehr erhalten). Im 2. Weltkrieg wurde der Dom stark beschädigt, bis
1960 wiederaufgebaut.
Die Stadtführerin hatte uns den Tipp gegeben, dass wir auch über das
Dom-Museum zum Rosenstock gelangen
könnten (gegenüber der St. Annen Kapelle), denn im Dom war gerade ein
Gottesdienst. Also Foto-Termin am Rosenstock und ein kurzer Gang über den
Domhof, vorbei am katholischen Gymnasium
Josephinum (15), das jetzt „Mariano-Josephinum“ heißt, weil das Josephinum mit
der Marienschule zusammengelegt wurde
Das Josephinum ist eine der ältesten
Schulen in Deutschland. Hervorgegangen ist es aus der Domschule des Hildesheimer Doms. Schon Karl der Große hatte
bestimmt, dass an allen Bischofskirchen eine Schule errichtet werden sollte.
Aus den Domschulen ging die Elite des Reiches hervor.
Das Marianum-Josephhinum
Durch die Stinekenpforte sind wir in den Domhof (auch Domburg wegen
der ursprünglichen Ummauerung genannt) gegangen und durch das Paulustor (16) haben
wir ihn verlassen. Schlegels-Weinstuben (B), in dem wir unser Klassentreffen-Abschluss hatten, lag
„fast um die Ecke“, an der Westseite des Roemer- und Pelizaeus-Museums. Die
Weinstube ist aus drei nebeneinander stehenden Fachwerkhäusern von 1540 entstanden, die bei der Zerstörung der
Hildesheimer Altstadt 1945 verschont wurden (wie die Fachwerkhäuser, die wir
bei unserem Rundgang gesehen haben).
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