Wanderung Risco Steig und Baracan

18. November 2022

12 Kilometer, 980 Meter bergauf, 580 Meter bergab.

Aufgezeichnet mit der Komoot-App


Es war die „Krönung“ unserer gemeinsamen Wanderungen (Angelika, Andreas und ich). Eine sehr schöne Tour. Über den Risco Steig (risco – steiler Fels) hinauf auf die Hochebene des Teno-Gebirges, weiter auf dem Kammweg des Baracan bis zum Tabaiba-Pass und von hier hinunter in das Tal von El Palmar.

Die Wanderung beginnt an der Straße von Buenavista zum Leuchtturm Faro de Teno. An der Straße ist ein großer Wasserbehälter nicht zu übersehen, der das Wasser der Galerien im Barranco del Aderno sammelt und verteilt. Hier haben wir das Auto geparkt (fährt man mit dem Bus bis Buenavista del Norte, muss man erst noch die etwa 3 Kilometer Straße vom Busbahnhof bis hierher gehen).

Startpunkt der Wanderung


Buenavista (schöne Aussicht) del Norte wurde im 16. Jahrhundert gegründet. Ein Juan Méndez aus dem spanischen Extremadura bekam 1513/1517 die Genehmigung für den Bau einer Wohnsiedlung für die Arbeiter seiner Zuckerrohrfelder. Aus dieser Siedlung ging die Stadt hervor.
 

Frühe Siedler müssen neben andalusischen Spaniern auch Portugiesen gewesen sein. Das erste Pfarrbuch, 1512 begonnen (also noch vor der Stadtgründung) wurde in portugiesischer Sprache geführt.

 

Das Land hatte Méndez bei der Landverteilung von Alfonso Fernández de Lugo zwei Jahre nach der Eroberung erhalten. Zuvor gehörte das Land mit der westlichen Inselspitze Teneriffas bis zur spanischen Eroberung zu dem Guanchen-Königreich Daute. Der flache Küstenabschnitt ist durch Lavaströme von Vulkanausbrüchen im El Palmar Tal (Buenavista) und Teno Alto (Teno Bajo mit dem Leuchtturm) entstanden.

 

Méndez errichtete in der Nähe des heutigen Buenavista seine Hazienda Fuente del Cuervo (Quelle des Raben). Zuerst wurde Zuckerrohr und dann Malvasia-Reben angebaut. Auf der Fläche der Hazienda ist 2003 der Golfplatz von Buenavista eröffnet worden. In der Nähe des Golfplatzes steht noch die Ermita de la Fuente.


Der erste Abschnitt der Wanderung verläuft auf der Talsohle des Barranco del Aderno.
 

Aderno ist ein Baum, der auf Teneriffa hauptsächlich an feuchten Stellen im  Teno- und Anaga-Gebirge vorkommt. In Buenavista hat die bekannte Konditorei „El Aderno“ den Namen des Baumes angenommen.

Die Felsen und Steine liegen auf dem Barranco-Boden so, wie sie das Wasser über Jahrzehnte und Jahrhunderte hingeschoben hat. Man muss darübersteigen oder daran vorbei. Ein sehr naturnaher Weg. 

Aufstieg im Barranco del Aderno

Das Wetter hat sich gegenüber den letzten Tagen verändert. Leichter Regen ist angesagt, was ich nicht registriert habe. Ich bin in Sommer-Ausrüstung losgegangen, ohne den Wanderanorak, den ich sonst im Rucksack habe. Bei den vergangenen Wanderungen habe ich ihn nicht gebraucht. Heute hätte ich ihn besser dabeigehabt. Der Himmel war grau und es war ganz schön kühl. Mitten im Aufstieg ließen die Nebelwolken auch noch ihre Feuchtigkeit als Sprühregen auf uns herabrieseln. Da war der Regenanorak von Andreas sehr willkommen. 

Nach einem kurzen Stück verlässt der Weg den Barranco und führt den schon ganz schön steilen Felsen hinauf. Es war früher die einzige Verbindung der Bewohner von Teno Alto hinunter nach Buenavista bzw. wieder zu ihren Häusern hinauf. Es ist schon beeindruckend, wie die damaligen Einwohner diesen verschlungenen Pfad im Gewirr der Felsen gefunden haben. Sie müssen manchen falschen Weg wieder zurückgegangen sein, bis sie die richtige Wegeführung kannten. So wie Andreas und ich. Wir durften nach einem „Irrweg“ wieder ein gutes Stück zurückgehen. Angelika, wie immer vor uns, hat gleich auf Anhieb den richtigen Weg gefunden. 

Risco Steig

Der Weg nutzt die natürlichen Gegebenheiten des Berges. An manchen Stellen wurde der Pfad von den früheren Nutzern mit in den Stein gehauenen Stufen erleichtert. Eine Seilsicherung gibt es oben, am Ende des Aufstiegs, erst seit ein paar Jahren (bei meiner letzten Risco-Steig-Tour war sie noch nicht angebracht). Dabei ist sie da nicht notwendig. Eine Sicherung hätte ich mir an einer ausgesetzten Stelle gewünscht, die ich schon bei meinen früheren Aufstiegen verwünscht habe. Ausgesetzte Stellen gibt es ein paar, die sind aber nicht so schlimm. Nur bei Nässe sollte man sie nicht gehen. An der einen Stelle führt der Pfad aber um eine Felsspitze herum, an der es  bergseits steil hinaufgeht, talseits steil bergab. Ich war froh, als ich um die Ecke herum war. 

Blick zurück auf Buenavista

Gut eineinhalb Stunden hat der Aufstieg gedauert. Dann ist das rötliche Felsband erreicht. Der Nebelregen ist vorbei, aber es bleibt kühl, ein frischer Wind weht über die Fläche. Unterhalb des von Eisenoxyd rötlichen Felsbandes ist ein alter Versammlungsplatz der Guanchen (dass es einer sein soll, steht in allen Reiseführern). Es geht weiter bergan, aber gemächlicher als bei dem steilen Risco-Anstieg. Die kahlen und verwitterten Felsoberflächen leuchten in unterschiedlichen Farben, braun bis gelb, weiß das vulkanische Tuffgestein. Bis die Hochebene des Teno-Gebirges erreicht ist. Es ist keine wirkliche Ebene. Tiefe Taleinschnitte führen in Richtung Meer. Einige wenige Ziegen-Bauernhöfe sind zu sehen. Und, über dem Meer, ganz deutlich erscheint die Insel La Gomera. 

Der Guanchen-Platz

"Steinzeichnungen"

Eine erste Affodill-Blüte


Wir erreichen den Hauptort des Teno-Gebirges, Teno Alto (früher Los Bailaderos genannt - mit der Interpretation „Bailadero“: Tanzplatz von Hexen, oder „Baladero“: Kultplatz der Guanchen). „Los Bailaderos“ heißt die Bar, die es schon seit ewigen Zeiten dort gibt. Hier bin ich immer eingekehrt, bevor ich weitergegangen bin. Inzwischen gibt es drei Bar-Restaurants im Ort. Der Käse-Laden ist die Bar „Teno Alto La Venta“ geworden und am Ortsausgang (Richtung Leuchtturm) gibt es seit ein paar Jahren die „Terraza de Piñata“. 

Teno-Hochebene nach Norden

Teno-Hochebene nach Westen

Piñata ist ein Stockspiel, dass wohl aus Südamerika kommt. Mit einem Stock wird mit verbundenen Augen auf einen bunt geschmückten Tontopf geschlagen, aus dem, wenn er zerbricht, Süßigkeiten fallen, die die Kinder aufsammeln. 

Das neue Restaurant am Ortsausgang

Wir wählen heute die Terraza am Ortsausgang mit Blick bis hinunter zur Küste für unsere Rast, müssen uns allerdings einen windgeschützten Platz auf der Terrasse suchen. 

Blick auf den Montana del Vallado westlich von Teno Alto

Dann starten wir zum zweiten Teil der Wanderung. An dem Käseladen vorbei die Dorfstraße steil bergan. Am „Balsa de Teno Alto“ (Wasserbecken) verlassen wir die Straße und nehmen den Wanderweg, der uns zum Kammweg des Cumbres de Baracan bringt. Wieder ein Band aus rötlichem Gestein, durch das wir wie durch ein Tor gehen und in die Besenheide-Vegetation am Berghang kommen. Wieder ein kleiner Märchenwald mit herabhängenden Flechten. Der Nebel kommt hier oft den Berg herauf. Heute aber nicht. 

Durch das rötliche Gesteins-Band

Dann kommt der Besenheide-Wald

Hinter dem Besenheide-Wald öffnet sich der Kamm des Baracan. Wir sind auf der westlichen Kammseite, mit Blick auf La Gomera. Im Süden ist die Straße nach Masca zu erkennen. Der Weg wechselt die Kammseite und gibt den Blick in das El Palmar Tal frei. Dann noch einmal ein Wechsel mit Blick auf Los Carrizales (hier war ich auch schon einmal wandern). 

Zistrosen blühen

Blick auf La Gomera

Blick in das Tal von El Palmar

El Palmar mit dem "angeknabberten" Aschekegel

Blick auf Los Carrizales

Wir erreichen den Tabaiba-Pass (Mirador Altos de Baracan). Das ist ein beliebter Bus- und Auto-Haltepunkt für Touristen, wegen des Ausblicks. Manche gehen auch ein Stück den Berg Richtung Baracan hinauf. Die kommen uns entgegen. Wir halten uns nicht am Pass auf, sondern treten gleich den Abgang hinunter ins El Palmar Tal an. Nebel ist den Pass heraufgekommen. Der Wanderweg nutzt einen Feldweg, der zu einigen Feldern am oberen Tal führt. Unten kommen wir auf die Straße von El Palmar hinauf zum Pass und Masca. Hier ist auch eine erste Bushaltestelle. Wir wollen mit dem Bus hinunter nach Buenavista fahren. Aber wir treffen auf die nachmittägliche Fahrplanpause der Busse von Masca nach Buenavista und beschließen bis zur Haupthaltestelle im Ort zu gehen. Von hier ist Andreas hinunter nach Buenavista getrampt, um das am Wandereinstieg geparkte Auto zu holen.  Das hat geklappt. Er hat uns in El Palmar abgeholt und wir waren früher in Buenavista als der Bus in El Palmar.

Kakteen-Früchte - eine Eidechsen-Speise

"El baile de las liberas"
Die bronzene Figurengruppe am Ortsausgang erinnert an einen
historischen Tanz im El Palmar-Tal.  Die "guten" Tänzer
kämpfen gegen eine "böse" Figur des Teufels und werden
dabei von Musikern mit Pfeifen und Trommeln unterstützt.
Der Tanz wird mit einem Umzug einmal in Jahr in El Palmar
aufgeführt (September oder Oktober).

Wanderabschluss zusammen mit Uschi in La Paz im Al Contrario.


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Wanderung Agua Garcia

16. November 2022

8 Kilometer, 430 Meter bergauf und bergab.

Aufgezeichnet mit der Komoot-App

Am Mittwoch sind wir – Angelika, Andreas und ich - einen neuen Wanderweg gegangen. Am nördlichen Rand des Esperanza Waldes und des Naturschutzgebietes Las Lagunetas sind wir eine Runde von Agua Garcia aus gegangen. Im Esperanza Wald waren wir bisher meist im Gebiet von Las Raices. Die heutige Tour war neu. Ein schöner Wanderweg, aber mit ein paar Steigungen. 

Mit dem Auto über die Autobahn bis Tacoronte und dann nur noch ein kurzes, aber steiles, Stück bis Agua Garcia. Die Ortschaft liegt gegenüber von Tacoronte auf der anderen Seite der Autobahn. 

Wege wie im "Märchenwald"

Agua Garcia war ein Stück bewaldetes Land, dass einer der Teneriffa-Eroberer als Belohnung 1503 erhielt, mit einer ergiebigen Trinkwasser-Quelle. Sie gab dem Ort den Namen und dem benachbarten Berg. Der Lorbeerwald wurde für die Anlegung von Feldern gerodet. Oberhalb der Felder ist der Lorbeerwald (Laurisilva) und der immergrüne kanarische Laubwald (Monteverde) als Teil des Schutzgebietes „Paisaje Protegido de Las Lagunetas“ erhalten. Dort gibt es auch den Viñátigo, den „kanarischen Mahagoni“, aus dem Möbel hergestellt wurden.

Den Namen des Baumes hat die 1990 in La Guancha gegründete Bodega Viñátigo als ihren Namen gewählt. 

Im Lorbeerwald

Wir parken das Auto in der Nähe der Bushaltestelle und gehen die steile Straße zum Waldrand hinauf. Ein bisschen Suchen und dann haben wir den Wanderweg gefunden. Der ist sehr gut ausgebaut, aber kein Spanzierweg. Dazu sind die teilweise mit Treppen versehenen Anstiege zu kräftig. 

Am Rande eines Barrancos führt der Weg hinauf auf den Berg. Vorbei an nicht mehr intensiv bewirtschaftete Felder und großen Wochenendgrundstücken. Vorbei an einem Zeltplatz (Zona de Acampada de Las Calderetas). Eine Wegemarkierung zeigt uns, dass hier einer (der vielen) Pilgerwege nach Candelaria kreuzt. Es folgt das Cruz de Fune, eine kleine Kapelle mitten im Wald. 

Ermita de la Cruz de Fune

Ab hier folgt der Weg wieder einem Barranco, dem Barranco de Toledo, der uns zu den Höhlen führt. Wir hatten schon gedacht, wir wären daran vorbei gegangen. Wir waren schon ziemlich am Ende unserer Tour. 

Cuevas de Toledo / Cuevas de Vidrio

Es sind die Cuevas de Toledo am Barranco de Toledo. Mehrere kurze Stollen sind in den Berg getrieben worden, teilweise miteinander verbunden. Der erste Gedanke ist, dass es Wasserstollen waren (wir sind ja in einem wasserreichen Gebiet). Aber danach sahen sie nicht aus. Bei unserer Einkehr nach der Wanderung habe ich im Restaurant nach der Entstehung der Höhlen gefragt. Sie haben nicht mit Wasser, sondern mit Glas zu tun (die Höhlen werden auch Cuevas de Vidrio genannt). 

Ab dem 16. Jahrhundert wurden die Stollen in den Berg getrieben, um das Gestein Trachyt abzubauen. Es ist reich an Feldspat, der zur Herstellung von Glas benötigt wird. Hier in Agua Garcia soll es die einzige Stelle auf den kanarischen Inseln sein, an der Trachyt im Vulkangestein vorkommt. Der Feldspat wurde in einer Glasfabrik in Tacoronte verarbeitet, die Weinflaschen herstellte (es wird auch La Laguna als Standort genannt, an anderer Stelle wird von einer Glasschmelze im Wald berichtet). Das ist lange her. Ich habe auch im Internet keinen Hinweis auf eine frühere Glasproduktion gefunden. Der Gesteinsabbau wurde auch bald eingestellt, da die Ausbeute zu gering war. Jetzt sind die Höhlen ein Wanderziel.
 

Die Höhlen sind nicht die einzige Besonderheit. In der Nähe steht ein alter Viñátigo. Er soll 700 Jahre alt und der älteste Baum der Insel sein.

Das Harz und die Früchte des Viñátigo sollen halluzinierend wirken und angeblich die Ratten, die die Wurzeln anknabbern, berauschen. Wir haben aber keine solche Drogen-Ratte gesehen. 

Zum Abschluss der Wanderung Einkehr im Dorfrestaurant La Sardinera, natürlich mit heimischem Rotwein und Carne Cabra, Potas en Salsa und Albondigas. Alles sehr gut.


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Zum Höhlendorf Chinamada


14. November 2022

7,5 Kilometer, 370 Meter bergauf und bergab.

Aufgezeichnet mit der Komoot-App

Eine klassische Wanderung im Anaga-Gebirge mit Las Carboneras als Ausgangspunkt. Auf der Straße vom Ortsrand (dort haben wir - Angelika, Andreas und ich - das Auto geparkt) ein Stück zurück bis zu dem Aufstieg hinauf zum Wanderweg, der vom Cruz del Carmen hinunter nach Punta del Hidalgo führt, vorbei am Höhlendorf Chinamada. Auf dem Sattel der Degollada de las Escaleras trifft der Aufstieg den Wanderweg, dem wir bis Chinamada folgen. 

Blick auf Las Carboneras mit dem Roque de Taborno

Gegenüber ist an der anderen Seite des Barranco der Roque de Taborno (das Matterhorn des Nordens) zu sehen. Auf dem Bergsattel zum Roque liegt das Torf Taborno mit dem Restaurant „Historia Para No Dormir“ (Geschichte, die einen nicht schlafen lässt). Der Chef und Koch des Restaurants ist ein Franzose und die französischen Gerichte üppig. Wir waren schon ein paar Mal dort. 

Etwa auf halber Strecke nach Chinamada liegt am Kammweg ein Bauernhaus, das inzwischen wohl saniert und neu weiß angestrichen ist. Scheinbar ist es jetzt auch bewohnt. Gegenüber ist ein großes Ziegengatter. 

Der "Ziegengatter-Berg" mit dem Bauernhaus

Die erste Kanaren-Glockenblume

Es muss ein alter Verbindungsweg nach Chinamada sein.
Bergseits ist der Weg teilweise mit alten Felssteinmauern gesichert.

Die ersten Höhlenhäuser von Chinamada und das Kirchlein „Iglesia de San Ramón“ sind zu sehen (San Ramón Nonat – Raimund Nonnatus – ein Heiliger, der in der Zeit der Reconquista die Befreiung und den Freikauf von christlichen Sklaven aus maurischer Gefangenschaft organisierte). Die in den Berg gegrabenen Wohnräume haben das gesamte Jahr über eine gleich kühle Temperatur von rd. 19 Grad. Dauerhaft ist wohl keines der Höhlenhäuser mehr bewohnt, sie sind offensichtlich Wochenend- und Ferienhäuser. Die Straßenanbindung des Dorfes von Las Carboneras aus ist dafür schon recht aufwändig. 

Chinamada

Wir gehen an den Häusern und dem Restaurant „La Cueva“ (es hat auch einen in den Berg gegrabenen Gastraum) vorbei hinauf auf den Mirador Aguiade. Von hier haben wir einen weiten Blick hinunter zur Küste und Punta Del Hidalgo. 

Punta Del Hildasgo

Zurück in Chinamada kann man im Restaurant La Cueva einkehren. Sie haben einen ordentlichen Rotwein und ganz schöne kanarische Gerichte. Aber, wie gesagt, kann man. Wenn es nicht am Montag ist. Wir waren an einem Montag unterwegs und „La Cueva“ hatte Ruhetag und das „Historia Para No Dormir“ auf der anderen Seite des Barrancos auch. Nach mancher Chinamada-Wanderung sind wir von Las Carboners weitergefahren nach Taborne, wegen der französischen Küche.  Wir entschlossen uns also, nach der Wanderung nach La Laguna zu fahren. 

Aber zunächst mussten wir von Chinamada zurück nach Las Carboneras wandern. Das ist, wenn man nicht den gleichen Weg zurückgehen will, ein gutes Stück auf der Straße. Aber man muss nicht den gesamten Weg auf der Fahrstraße zurücklegen. Seit ein paar Jahren kann man das Mittelstück der Straße durch einen Wanderweg weiter oberhalb ersetzten. Die Höhenlage des Weges hat ihren „Preis“. Über steile Treppenstufen muss man zunächst nach oben gehen und zum Schluss wieder genau so steil hinunter. Dafür hat man aber einen sehr schönen Blick auf den gegenüberliegenden Bergrücken mit Taborno und dem Roque de Taborno. Deutlich erkennt man die am Hang des Felsens längs und quer verlaufenden Dykes. Das sind Felsspalten, in denen in aktiven Vulkanzeiten Lava hinaufgedrückt wurde. Solche Dykes kann man bei vielen Wanderungen sehen. 

Der Roque de Taborno

Zum Schluss ein kurzer Anstieg auf der Straße hinein nach Las Carboneras. „Natürlich“ hat auch die Bar am Ortsanfang geschlossen, auch dort ist montags Ruhetag. Es ist die einzige von 3 Bars bzw. Restaurants, das übriggeblieben ist. 

In La Laguna wurden wir mit warmem Wetter belohnt. Das ist nicht immer so, meist weht ein kühler Wind durch die Straßen. Heute nicht. Wir sind bis zur Kirche „Nuestra Señora de la Concepción” (der Standort der Kirche wurde noch von dem Eroberer Teneriffas, Alonso Fenándes de Lugo, bestimmt). Die Mitarbeiter der Stadtverwaltung montierten gerade die Weihnachtsdekoration. Das wird beleuchtet sehr schön aussehen. Gegenüber der Kirche (und auch anderswo in der Stadt) gibt es nette Bars und Restaurants. Wir waren in dem Rincón Lagunero (die Tasca la Venta, in der wir sonst öfter waren, hatte noch geschlossen). Guter Wein und und schmackhafte Tapas. Ein schöner Abschluss unserer Wanderung.


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Wo der Wald gebrannt hat 
Wanderung von Aguamansa nach Icod Alto


11. November 2022

Vergangene Woche war ich auf der Ostseite des Orotavatals. Heute wandere ich auf der Westseite. Das ist die Ladera de Tigaiga, die westliche Abbruchkante des großen Erdrutsches, mit dem das Orotavatal entstanden ist.

21 Kilometer, 700 Meter bergauf, 1.200 Meter bergab.
Aufgezeichnet mit der Komoot-App.


Tigaiga ist ein Wort aus der Guanchensprache und bedeutet Bergrücken. Unterhalb des Tigaiga-Berghangs ist der Ortsteil Tigaiga der Gemeinde Los Realejos. 


Ausgangspunkt ist bei dieser Wanderung die Bushaltestelle an der ehemaligen Forellenzucht oberhalb von Aguamansa (unterhalb der Caldera). Heute ist hier wieder nur noch eine Waldbaumschule, in der die Bäume zur Aufforstung der Wälder gezogen werden. 1950 entstand eine Forellenzucht, die das Wasser der Galerien nutzte, bevor es in das Trinkwassersystem eingespeist wurde. Als bekannt wurde, dass ein Antibiotikum dem Wasser zugeführt wurde, musste die Forellenzucht schließen.
 

Aguamansa, „ruhiges Wasser“, war das größte Quellgebiet der Insel Teneriffa. Im 16. Jahrhundert gab es hier zahlreiche Quellen, deren Wasser im Barranco durch La Orotava und dann in das Meer floss. Noch heute sind die Stellen zu finden, an denen die vom Augamansa-Wasser angetriebenen Mühlen standen (11 waren es, „Ruta de los Mollinos“ in Orotava).

 

Heute sind die Quellen versiegt. Um mehr Wasser zu bekommen, wurden ab Ende des 19. Jahrhunderts Stollen in die Berge getrieben, die Gallerien, mit denen man noch mehr Wasser aus dem Berg holen wollte.  1840 wurde die erste Gallerie angelegt. Mehr als 1.000 solcher Gallerien gibt es, die zusammen 1.600 Kilometer lang sein sollen. Mit Wasserkanälen wird das Wasser verteilt, über 4.000 Kilometer lang ist das gesamte Kanalnetz der Insel. Das Ergebnis war, dass die Galerien den Quellen das Wasser abgegraben haben und durch die Barrancos nur noch bei heftige Regenfällen Wasser fließt.

 

Bei der Wanderung heute komme ich an mehreren Galerien und Kanälen vorbei. 

Galeria Pino soler

Altes Gleis auf der Abraumhalde des Tunnels

Der erste Abschnitt der Wanderung verläuft oberhalb des Orotava-Tals fast in Ost-West-Richtung und fast auf einer Höhenlinie. Es ist einer der breiten Forstwege, die das Kiefern- und Baumheidegebiet durchziehen. Bis zum Cruz de Luis gehe ich diesen Weg. Früher bin ich von hier aus weiter zur „Área Recreativa de Chanajiga“, einer der vielen großen öffentlichen Grillplätze, gegangen und dann weiter in die die Ladera de Tigaiga hinein. 

         Am Weg stehen viele Erdbeerbäume (sie gehören zu den Heidekraut-
        gewächsen). Sie heißen so, weil die Früchte wie Erdbeeren aussehen
        sollen. Das finde ich aber nicht. Sie sehen eher wie kleine 
        Mandarinen aus. Ist die Schale hart, schmeckt das Fruchtfleisch
        zitronig sauer. Ist sie weich, ist das Fruchtfleisch wie Konfitüre.

Die erste Zistrose blüht am Weg

Der Teide taucht auf

Auch am Wegesrand

Stechpalme (Acebino)

Blick auf die Ladera St. Ursula

Blick auf die Ladera de Tigaiga

Die erste Gänsedistel blüht

Blick auf die Küste

Ich bin näher an der Ladera de Tigaiga:
Die Brandflächen sind deutlich zu sehen.

Schutzhütte Cruz de Luis

Heute will ich „eine Ebene höher“ durch die Ladera wandern. Zunächst gewinnt der Weg mit einer weiten Serpentine an Höhe. Dann kommt eine Strecke in kleineren Kurven direkt hinauf. Bei der Planung hatte ich mir den Weg nicht so genau angesehen, sonst hätte ich bemerkt, dass es eine schmale Piste war, wohl eher für Mountainbiker vorgesehen. Aber auch dieses Stück war (mit Unterstützung der Wanderstöcke) zu schaffen und es kam wieder ein Forstweg. Auf dem erreichte ich dann das Nord-Süd-Wegesystem, das durch die Ladera de Tigaiga führt. Aber nicht ohne (ein kleines) Hindernis. Der Weg war (wieder einmal) gesperrt, wegen Bauarbeiten. Auf dem Weg standen auch Baufahrzeuge. Aber Arbeiter waren nicht zu sehen. Die machten wohl gerade Pause. Also ging ich an der Absperrung und den Fahrzeugen vorbei, geradezu auf einen um die Kurve kommenden Bauarbeiter. Nicht gerade so gut, dachte ich. Doch „pasa“ war die Begrüßung, ich könne dort weitergehen.

Der Forstweg wächst langsam zu

Eine Piste eher für Mountainbiker

Die Bauarbeiter beseitigten die Schäden, die der Waldbrand im Juli verursacht hatte. 3000 Hektar Wald- und Buschfläche hat das Feuer bei Los Realejos zerstört. Wir hatten die Nachrichten in Deutschland verfolgt. Schon von weitem waren vom Wanderweg aus die grauen Flächen am Berghang gesehen. Jetzt bin ich mitten durch das Brandgebiet gegangen. Die Kiefernstämme sind verkohlt. Auf dem Wege lagen Geröll und Holzkohlestücke. Die große Hitze hatte die Steine am Hang gelockert. Hier haben die Bauarbeiter noch lange zu tun, ehe alles wieder in Ordnung ist. Die Natur ist da etwas schneller. An den Kiefern konnte ich das erste Grün der neuen Austriebe sehen. 

Verbrannter Wald:





Am „Corral Quemado“ (verbrannter Hof?) komme ich auf den von Chanajiga kommenden Weg (den ich sonst gegangen bin). Dann kommt der Mirador El Asomadero. Die Forstwege führen in weiten Schleifen den Berg hinunter. Der Wanderweg kürzt die vielen Schleifen ab und man geht auf ziemlich direktem Weg nach Unten und auch ziemlich steil. Da ich diesmal von einer größeren Höhe kam, war die Abwärtsstrecke ein bisschen länger. Die ganze Zeit waren die Wanderwege sehr trocken, aber hier war der Weg stellenweise ziemlich rutschig und die Wanderstöcke eine gute Stütze. Wahrscheinlich ziehen hier nachts Nebelwolken den Berg hinauf und befeuchten auch den Weg. 

Blick in das obere Orotavatal

Der erste Stechginster blüht

Die Höhe, die man hinaufgeht oder hinauffährt (bis Aguamansa), muss man auch wieder hinab. Das Waldgebiet wird durch Kartoffelfelder abgelöst. Es geht weiter hinunter. Die Sendemasten von La Corona sind zu sehen. Daneben ist der Mirador de La Corona, Seit 1922 steht hier ein Kreuz, das Einwohner von Realejos Bajo aufgestellt haben. Vom Aussichtspunkt und der Startrampe für Paragleiter hat man einen weiten Blick hinunter zur Küste. 

Mirador El Asomadero


Die Sendemasten von La Corona

Mirador de la Corona

Etwas zum Naschen und  etwas eher nicht zum Naschen

Am Mirador ist der Abstieg noch nicht beendet. Es geht weiter hinunter, zunächst auf einem Feldweg und dann auf den Dorfstraßen hinein nach Icod Alto. Hinter der Carretera General ist der Mirador de El Lance mit dem Denkmal für den Guanchenanführer Bentor. Der stürzte sich hier vom Felsen in den Tod, um nicht von den Spaniern gefangen genommen zu werden. Danach war der Guanchen-Widerstand endgültig gebrochen.

Denkmal für Mencey Bentor

Der Name der Felsenklippe, El Lance, am Rande des Tigaiga-Abhangs stammt aus der Zeit, als die Baumstämme des Kiefernwaldes hier nach unten geworfen wurden, um in einem am Fuß der Klippe befindlichen Sägewerkes verarbeitet zu werden (lance – werfen).

 

Das war lange nachdem sich Bentor, Mencey von Taoro, die Klippen hinunterstürzte. Mit Bentor’s Tod war die Unterwerfung der Guanchen auf Teneriffa beendet. Nah seinem Tod (1496) kapitulierten auch die anderen Guanchen-Königreiche.


1494 waren spanische Truppen auf Teneriffa gelandet. Die Menceyes von Anaga, Güimar, Abona und Adeje ergaben sich gleich. Der Mencey von Taoro lehnte eine Übereinkunft mit dem Anführer der Eroberer, Alonso Fernándes de Lugo, ab. Ihm schlossen sich die Menceyes von Tegueste, Tacoronte, Icod und Daute an. In der ersten Schlacht im Barranco de Acentejo wurden die Spanier bei Matanza (Gemetzel) von den Guanchen geschlagen. Die zweite Schlacht bei Aquere (dem heutigen La Laguna) entschieden die Spanier für sich. Die Guanchen waren nach der Schlacht bei Acentejo von einer Epidemie, der Guanchenmüdigkeit, geschwächt (es sollen von den Eroberern eingeschleppte Krankheiten gewesen sein). In der zweiten Schlacht bei Acntejo wurden die Guanchen entscheidend geschlagen. Die überlebenden Guanchen zogen sich in das Tigaiga-Gebiet zurück. Nach dem Tod Bentor’s ergaben sie sich.

Blick vom Mirador

Am Mirador de La Lance gab es eine Bar, in der ich auf den Bus nach Puerto de la Cruz warten wollt. Gab und wollte, die Bar ist geschlossen und so musste ich mich mit der Bank an der Bushaltestelle begnügen.


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