Berliner Spaziergänge:
Stölpchensee und Griebnitzsee
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Stölpchensee und Griebnitzsee - 13 Kilometer |
Ein Bericht des Historikers Michael Wolfssohn im Tagesspiegel über ein durch Arisierung und Vertreibung der Juden aus Deutschland verlorenes Grundstück am Stölpchensee brachte uns auf den Gedanken, unseren Spaziergang um den Stölpchensee zu gehen. Es wurde dann doch eine kleine Wanderung. Da die Stölpchensee-Runde ein bisschen kurz ist, hatten wir noch die Umrundung des Griebnitzsees hinzugefügt.
Mit dem Auto bis zum Biergarten auf der Söhnel Werft am Teltowkanal. Hier starten wir die erste, kleinere Runde um den Stölpchensee.
Söhnel Werft am
Teltowkanal. Ab 1930 baute hier (am West-Berliner Teil des Kanals) Alfred
Söhnel die von ihm entwickelten Holzkanadier
(Paddelboote) mit in der Hochzeit 10 Mitarbeitern. Das funktionierte bis in die
1960er Jahre. Dann verdrängten die Kunststoffboote die Holzboote. Es lohnte
sich nicht mehr. Geblieben ist ein Kanu-Verleih (der aber wegen der
Corona-Krise noch ruht).
Der Stölpchensee
gehört zu einer Kette kleiner Seen
zwischen dem Großen Wannsee und dem Griebnitzsee (Kleiner Wannsee, Pohlesee,
Stölpchensee). Die Seen sind durch den Griebnitzkanal miteinander verbunden.
Der wurde mit dem Teltowkanal zusammen 1906 gebaut.
Die Seenkette ist durch eine eiszeitliche Schmelzwasserrinne entstanden (letzte Eiszeit, die Weichsel-Kaltzeit, Beginn vor 100.000 Jahren), ähnlich der Grunewaldrinne, die in einer nordöstlichen Linie fast direkt folgt (Schlachtensee, Krumme Lanke, Lietzensee).
Die eiszeitliche
„Hauptrinne“ ist die Havel und
deren Seenkette, zu der auch der Große Wannsee gehört. Zwischen den Seen des
Gribnitzkanals und der Havel liegt ein auch von der Eiszeit geformtes Grundmoränengebiet mit dem Schäferberg
(mit dem Fernmeldeturm) weiter nördlich und die kleineren Hirschberg und
Moritzberg am Griebnitzseeufer. Es ist die sogen. Wannsee-Insel, weil das Gebiet vollständig von den Havelgewässern
umschlossen ist.
Der Teltowkanal ist
eine Südumgehung Berlins, die die Wasserstraßen Elbe und Oder verbindet. Im
Westen ist er bei Glienicke mit der Havel verbunden, im Osten über die Dahme
mit dem Oder-Spree-Kanal. Die alte Kanalstrecke durch Berlin dauerte wegen der
vielen Schleusen sehr lange und war dem steigenden Schiffsverkehr nicht mehr
gewachsen. Gebaut wurde der Kanal von
1900 bis 1906. Er verläuft teilweise im
Flussbett des damaligen Bäkebachs, der am Fichtenberg in Berlin-Steglitz
beginnt.
Da der Schifffahrtverkehr auf dem Kanal intensiver als
geplant wurde, musste sehr früh zur Schonung der Ufer getreidelt werden. Die
Schleppkähne wurden von elektrischen Treidellokomotiven gezogen. An der
Kanalbrücke in Lichterfelde ist eine solche Treidellokomotive ausgestellt.
Die
Villenkolonie Alsen wurde ab 1863 von Wilhelm Conrad am Großen Wannsee
entwickelt. Bekannte Villen sind heute das Haus der Wannseekonferenz und die
Liebermannvilla.
Die
Villenkolonie Neubabelsberg wurde ab 1871 von den Architekten Böckmann und Ende
geschaffen. Bekannt sind die nach dem 2. Weltkrieg während der Potsdamer
Konferenz von Churchill, Stalin und Trumann bewohnten Villen (wir kommen im
Laufe der Wanderung noch daran vorbei).
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Dorfkirche von 1859, nach den Plänen des preußischen Hofbaurats Friedrich August Stüler errichtet. |
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Am Tor zum Kirchgarten - ein in Berlin nicht unbekannter Hinweis. |
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Restaurant „Zum grünen Baum“ mit schwäbischer Küche am Wilhelmplatz in Stolpe. Als es noch das „Chopin“ mit schlesischer Küche war, waren wir öfter dort. |
Am Seeufer stehen bunt gemischt einfache, kleine Häuser, alte und neue Villen. Ihnen gemeinsam ist, dass sie zwischen See und Stölpchenweg stehen. Das Seeufer und dann das Kanalufer sind zugebaut.
Rosenbusch an der Kirche
Auf der Landseite ist hinter einem Waldstreifen der „Ausläufer“ des Golfclubs Wannsee, des wohl besten und teuersten Golfclubs in Berlin (er umschließt u-förmig ein Helmholtz-Zentrum, das frühere Hahn-Meitner-Institut mit dem stillgelegten Forschungsreaktor).
An der Brücke des Stölpchenwegs über den Griebnitzkanal liegen die Hubertusbaude (zurzeit noch geschlossen) und das Hotel Forsthaus. Wir gehen über die Brücke und den Weg am Kanal zurück zum Biergarten der Söhnle Werft. Hier ist erst einmal Kaffeepause. Allerdings, Kaffee gibt es noch nicht. Der neue Pächter/Eigentümer (?) hat nach Renovierung der Gebäude wohl gerade mit dem Gastronomiebetrieb begonnen. Die Kaffeemaschine sei noch nicht da, sagte uns der Mitarbeiter an der Selbstbedienung des Biergartens. Aber Bier und Brezel gibt es.
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Kastanienblüte an der Brücke |
In die Wiese hinein ist nach der Wende eine exklusive Einzelhaus-Siedlung mit einem Teich in der Mitte gebaut worden, deren Straße nicht einfach Lindenstraße heißt, sondern „Via Tilia“ (Linde, latainisch „Tilia“). Die Linden sind genau so neu wie die Häuser.
Die „Via“ stößt auf die Stubenrauchstraße, die
Grenze zwischen Berlin und Brandenburg, die auch die DDR-Grenze war. Daran erinnert noch ein Mauerstück am Griebnitzsee
und eine der vielen Stelen entlang der Mauer mit den Namen der bei der Flucht
Getöteten.
Die Grenze und der Grenzweg waren am Südostufer des Griebnitzsees. Der Grenzweg wurde nach der Wiedervereinigung ein Uferweg. Aber teilweise nicht lange. Denn nach einem kurzen Stück endet der Weg an einer übermannshohen Hecke quer zum Weg. Gleich nach dem Mauerfall konnte man noch den ganzen Weg entlang des Ufers gehen. Bis einige Eigentümer der Villen sich darauf besannen und darauf bestanden, dass die Grundstücke vor dem Mauerbau bis an das Wasser reichten. Sie machten den Weg einfach dicht. Der Stadt Potsdam gelingt es bis heute nicht, den alten Uferweg wieder für die Allgemeinheit zu öffnen. Man bemüht sich. Zwei Bebauungspläne der Stadt wurden von Villeneigentümern juristisch gekippt. Nach einem dritten Bebauungsplan dauert es noch weitere Jahre, bis er umgesetzt werden kann. Die Stadt will sich weiter bemühen, sagt die Verwaltung.
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Die neue Mauer |
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Grundstück vor der Hecken-Mauer: Stilleben mit Sommersessel und zwei Krähen in der Sonne |
Wir gehen also, nachdem wir an der Hecken-Mauer umkehren mussten, auf der Straße parallel zum Griebnitzsee weiter. Das hat aber auch einen Vorteil. Wir können uns die Villen auf ihren großen Grundstücken ansehen, vom Fußweg aus, wenn nicht Hecken und Mauern die Sicht begrenzen.
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"Trumann-Villa" Der amerikanische Präsident übernachtete hier während der Potsdamer Konferenz. Gebaut als "Haus Erlenkamp" von dem Verleger der Werke Fontanes, Carl Müller-Grote. |
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Eine andere Villa von Mies van der Rohe, die Villa Mosler. Gebaut für das Vorstandsmitglied der Dresdener Bank, Georg Mosler. Sie soll ebenfalls Hasso Plattner gehören. |
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Übrig geblieben vom letzten Weltkrieg? |
Schließlich sind wir am Beginn des Parks Babelsberg mit dem Schloss Babelsberg. Wir gehen nicht in den Park (das würde zu lange dauern), sondern überqueren den Teltowkanal und erreichen Klein Glienicke (weiter nördlich sind das Jagdschloss und das Schloss Glienicke und die Glienicker Brücke). Hier machen wir in dem schön am Teltowkanal gelegenen Garten-Café eine Pause. Es ist ein Ausflugslokal, in dem viele Spaziergänger, Wanderer und Radfahrer einkehren. Vielleicht zu viele, der Kaffee war nicht besonders.
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Teltowkanal am Park Babelsberg |
Von hier aus gehen wir zurück durch den Buchenwald am Nordwestufer des Griebnitzsees, rechts der Blick auf den See, links die ansteigenden Berge (oder Hügel) des Hirschbergs und des Moritzbergs. Bis zur Hubertusbaude und dann den bekannten Weg am Griebnitzkanal zur Söhnel Werft.
Es ist etwas später geworden und wir hatten Sorge, dass der Biergarten schon geschlossen hat. Das wäre nicht schlimm, aber unser Auto hatten wir auf dem Parkplatz hinter dem Tor zur Kohlhasener Straße abgestellt und das hätte bei Betriebsschluss geschlossen sein können. Mit einer kleinen Erleichterung sahen wir nach dem Bogen vom Griebnitzkanal zum Teltowkanal im Biergarten noch mehrere Gäste sitzen. Es war noch warm und viele Ausflügler genossen den Abend am Kanal. Wir hatten das schon am Nachmittag gemacht und gegrillt wurde ja noch nicht im Biergarten (oder nur am Wochenende?). Also fuhren wir wieder direkt nach Hause.