SPANIEN – DURCH DIE NÖRDLICHEN REGIONEN
Mai 2017
4. Teil: Geschichte Spaniens
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Iberer, Kelten und Römer
Die spanische Halbinsel wurde im 8. Jh. v.Chr. von Stammesgruppen der Iberer bewohnt. Die Griechen nannten
die Halbinsel Iberia. Die
lateinische Bezeichnung war Hispania. Die Herkunft der Iberer ist
nicht sicher. Vermutet wird, dass sie von Nordafrika oder aus dem östlichen
Mittelmeer eingewandert sind.
Im 5. und 4. Jh. v. Chr. kamen Kelten
im Verlauf ihrer Westwanderung bis nach Spanien. Sie siedelten sich hauptsächlich in Nord- und Mittelspanien an und
vermischten sich teilweise mit den iberischen Stämmen (Keltiberer).
Die Kelten kamen ursprünglich aus dem Raum
nördlich der Alpen (bekannt ist die Hallstattkultur der Eisenzeit, 8. Jh.
v.Chr. – benannt nach einem Gräberfeld in Oberösterreich). In Norddeutschland
siedelten um diese Zeit germanische Stämme.
An der spanischen Mittelmeerküste
siedelten Phönizier, Griechen und
Karthagener, die durch Handelsbeziehungen dorthin kamen.
Die erste Eroberung bzw. Besetzung Südwest-Spaniens erfolgte während
des Ersten Punischen Krieges um 264
v.Chr. durch Karthager.
Punische
Kriege: Konflikt zwischen Karthago und dem Römischen Reich (etwa
heutiges Italien). Karthago war ein
Nordafrikanisches Reich (etwa im heutigen Tunesien), gegründet von Phöniziern
aus der Gegend des heutigen Libanon. Auch als Punier oder Phönizier bezeichnet.
Die spanische Stadt Cartagena in
der Region Murcia ist eine karthagische Gründung.
Hannibal, karthagischer Feldherr, zog 218 v.Chr. im Zweiten Punischen Krieg von
Cartagena aus mit 50.000 Soldaten und mit Kriegselefanten über die Alpen gegen
Rom.
Nach dem Zweiten Punischen Krieg besetzte
das Römische Reich 205 v.Chr.
aus strategischen Gründen die Südküste Spaniens und verdrängte die
Karthager. In den folgenden Jahren eroberten die Römer die gesamte spanische Halbinsel, immer
wieder in Kämpfe mit den iberischen Stämmen verwickelt. 197 v.Chr. beherrschte
Rom ganz Spanien mit Ausnahme des Nordens, später die gesamte Halbinsel.
Spanien wurde die römische
Provinz Hispania und ein wichtiger Teil des Römischen Reiches. So war die
wichtigste Goldmine des römischen Reiches in den Bergen Las Médulas (in der Nähe
der Stadt Ponferrada, Provinz Leon,
29 – 19 v.Chr. erobert). Städte wurden zur Sicherung von Verkehrswegen
gegründet, so die Stadt Pamplona (72
v.Chr.) Die Bewohner in den besetzten Gebieten wurden romanisiert (Einführung der lateinischen Sprache und des römischen
Rechts. Ländereien wurden enteignet und an römische Kolonisten vergeben. Die
einheimischen Oberschichten passten sich an die Römer an.).
Der römische Kaiser Trajan (Kaiser
98 bis 117 n.Chr., er baute das Trajans-Forum in Rom, in seiner Regierungszeit
erreichte das Römische Reich seine größte Ausdehnung, auch Nordspanien war
römisch) stammte aus einer Kolonisten-Familie, die sich in der eroberten
Provinz angesiedelt hatte. Ebenso die Familien von Kaiser Marc Aurel und Kaiser Hadrian. Auch
Julius Cäsar (römischer Diktator auf
Lebenszeit) war eine Zeit lang römischer Statthalter in Spanien (62 v.Chr).
Nach Cäsars Ermordung wurde „Cäsar“ ein Herrschafts-Titel aller nachfolgenden
Herrscher des römischen Reiches (ebenso wie Augustus ein Titel wurde). Der
deutsche Kaiser-Titel und die Bezeichnung Zar sind vom Herrschaftstitel Caesar
abgeleitet – althochdeutsch „keisar“, Caesar wurde in der Antike „kaisar“ ausgesprochen).
In Deutschland wurden um 85 n.Chr. die
römischen Provinzen Germania
Superior (Südwest-Deutschland und Teile in Frankreich und der Schweiz) und Germania
Inferior (Gebiete der Niederlande,
Belgiens und Deutschlands westlich des Rheins) gegründet. Im Jahr 16 v.Chr.
entstand Trier (Augusta Treverorum), im Jahr 15. v.Chr. Augsburg (Augusta
Vindelicorum).
Wie im gesamten Römischen Reich
wurde das Christentum im römischen Spanien mit der konstantinischen Wende ab
313 n.Chr. zur vorherrschenden Religion.
Konstantinische Wende:
Mailänder Vereinbarung von Konstantin I als weströmischer Mit-Kaiser und
Licinius, oströmischer Mit-Kaiser, über
die Freiheit der Christen und aller anderen, ihre Religion auszuüben.
Konstantin I und Licinius waren ab 313 n.Chr. die aus der Vierkaiser-Zeit
(Tetrarchie, vier Mit-Kaiser teilten sich die Macht) verbliebenen Mit-Kaiser.
Ab 324 n.Chr. war Konstantin I alleiniger Kaiser. 395 n.Chr. erfolgte die
Aufteilung in das Weströmische und das Oströmische Reich.
Als das Weströmische Reich zusammenbrach (475/554 n.Chr.), eroberten Westgoten Spanien (Goten sind
ein germanisches Volk, Ursprung wahrscheinlich im Ostseeraum, Wanderung zum
Schwarzen Meer und Südosteuropa, Aufspaltung in West- und Ostgoten). Sie waren
über Griechenland und den Balkan nach Italien gezogen und von dort durch
Südfrankreich nach Spanien gekommen (418 n.Chr.), meist in kriegerischen
Auseinandersetzungen mit den römischen Heeren, zum Teil auch als deren
Verbündete.
Zuvor waren auch andere germanische Stämme, die Sueben, in der Völkerwanderung aus dem Ostseeraum bis nach Spanien
vorgedrungen. Sie errichteten im Gebiet der heutigen Region Galizien und
Portugals ein Sueben-Königreich.
Mitte des 6. Jh. wurde es vom Westgotenreich erobert.
Von 418 bis 719 bzw. 725 n.Chr. bestand ein Westgotenreich in Südfrankreich und Spanien. Ab 507 n.Chr. war Toledo (Region Kastilien-La Mancha, im
Zentrum Spaniens) Hauptstadt des Westgotenreiches. Zuvor war es das heutige
Toulouse, bis die Westgoten dort durch das Frankenreich
(Herrscherdynastien der Merowinger und Karolinger, unter Karl dem Großen
umfasste das Reich Frankreich, den Alpenraum, Oberitalien, Deutschland bis etwa
zur Elbe) verdrängt wurden.
Das maurische Spanien
Ab 711 n.Chr. eroberten Araber und Mauren
(Berberstämme in Nordafrika, die von Arabern islamisiert worden waren) die
iberische Halbinsel und drängten die
Westgoten zurück. Vorausgegangen waren wirtschaftliche Krisen, Hungersnot
und Auseinandersetzungen zwischen den Adelsfamilien. Ausgangsort der Eroberung
war die marokkanische Stadt Ceuta, heute spanische Enklave in Nordafrika.
Dorthin waren die Araber in ihrem Siegeszug durch Nordafrika bis 710 gekommen.
Das Gotenreich in Spanien ging unter.
Im Jahr 755/756 übernahm ein Nachfolger
des letzten Omaijaden-Kalifen von Damaskus die Macht im maurischen Spanien.
Das Emirat von Córdoba wurde
gegründet, es gehörte zunächst zum Kalifat
Damaskus bzw. Bagdad (Herrschaftsgebiet Nordafrika bis Persien. Der Kalif war religiöser und
weltlicher Herrscher über alle Muslime. Die Kalifen kamen zunächst aus der
Dynastie der Omaijaden, danach der Abbasiden). Das spanische Emirat löste sich
von der Abbasiden-Herrschaft in Bagdad und begründete ein eigenes Kalifat.
In Auseinandersetzungen um die
islamische Führung bekämpften die Abbasiden (Abbas – ein Onkel Mohammeds) die
Omaijaden (Omaijaden beherrschten nach Mohammeds
Tod als Kalifen von Damaskus das islamische Reich) und ermordeten bei einem Festmahl zur Feier
eines geschlossenen Friedensvertrages mit den Omaijaden die gesamte regierende
Omaijaden-Sippe. Nur ein Enkel des letzten Omaijaden-Kalifen konnte sich nach
Spanien retten und gründete das Emirat und Kalifat in Spanien. Die Hauptstadt
des Abbasiden-Kalifats wurde von Damaskus nach Bagdad verlegt.
Das maurische Spanien, Al-Andalus,
entstand. Cordoba wurde neben Konstantinopel und Bagdad zu einem bedeutenden
Zentrum im Mittelmeerraum (Die vielfältigen Einflüsse der maurischen
Herrschaft auf Kultur, Baustil, Landwirtschaft, Kunst etc. werden hier nicht
beschrieben, da der Schwerpunkt die Reise durch Nordspanien ist).
Ab 1013 zerfiel das maurische Reich in
Spanien. Provinzen machten sich selbständig. Islamische Kleinkönigreiche (Taifa-Königreiche) entstanden. Andere
Berber-Dynastien (Almoraviden und Almohaden) aus Nordafrika griffen
zwischendurch ein und eroberten Taifa-Reiche, nachdem sie von diesen zur
Unterstützung gegen die christlichen Nord-Reiche (s.u. Nordspanien) ins Land
geholt worden waren. 1031 wurde das
Kalifat von Cordoba aufgehoben. Es begann die Auflösung der arabischen
Herrschaft in Al-Andalus, zum Teil durch die Rivalität der verschiedenen Sippen
und wegen der Auseinandersetzungen zwischen arabischem Adel und Berbern.
Zuletzt (ab 1238 bis 1492) blieb nur noch das Emirat von Granada muslimisch, war aber tributpflichtig gegenüber
dem christlichen Königreich Kastilien.
Der Norden Spaniens
Den Norden Spaniens, das kantabrische Gebirge, hatten die Mauren zwar
auch besetzt. Er interessierte sie aber
nicht sonderlich. Er war eine dünnbesiedelte und unwirtliche Region. Die
westgotischen Adligen hatten sich, wie im übrigen Land, mit den Mauren
arrangiert. Aus einem lokalen Streit mit dem muslimischen Gouverneur entstand
ein Aufstand, der die muslimische
Streitmacht besiegte. Die Schlacht (oder eher Scharmützel) von Covadonga (bei Congas de Onis,
Asturien) im Jahr 722 gilt als der Beginn der christlichen Rückeroberung
Spaniens. Der Anführer Pelayo, ein westgotischer Adliger, ließ
sich zum Fürsten (oder König?) wählen und machte Congas de Onis (heute im Nationalpark Picos de Europa) zur
Hauptstadt (bis 774). Es entstand das Königreich
Asturien. In der folgenden Zeit
konnte der (christliche) König von Asturien größere Gebiete und Städte von den
Mauren zurückerobern. Die Stadt Oviedo
wurde Hauptstadt des Königreichs Asturien.
Anfang des 9. Jh. wurde das angebliche Grab des Heiligen Jakobus (spanisch
Santiago) von einem dort lebenden Eremiten entdeckt. Jakob d.Ä. war ein Jünger Jesus, der auf
Befehl von König Herodes geköpft wurde. Der Legende nach soll er zuvor in
Spanien missioniert haben. Nach seinem Tod soll die Leiche mit dem Schiff an
das Ende der Welt (das war damals die spanische Küste) gebracht worden sein.
Für alles gibt es keine Belege.
In der Zeit der Bedrängung des noch christlichen
Nordens durch die Mauren kam eine christliche Heilsfigur gelegen. Der Heilige
Jakob soll den christlichen Rittern im Kampf gegen die Mauren erschienen sein
und ihnen geholfen haben.
Die an der Stelle des angeblichen Grabes auf
Veranlassung des Asturischen Königs gebaute Kapelle entwickelte sich zum Wallfahrtsort. Pilger kamen aus ganz
Europa. Im 12. Jh. hatte Santiago de
Compostela als Pilgerziel den gleichen Rang wie Rom und Jerusalem.
910 wurde das Königreich Asturien in Leon, Galicien und Asturien
aufgeteilt. Danach wurde es wiedervereinigt, mit der Stadt Leon als Hauptstadt des neuen Königreichs Leon. Im 11. Jh. spaltete sich die Grafschaft Kastilien vom Königreich Leon ab und wurde das Königreich Kastilien. Es folgten
weitere Teilungen und die Abspaltung Portugals (1139), bis 1230 die Königreiche
von Leon und von Kastilien wieder vereinigt wurden.
Seine Könige eroberten in der Reconquista schrittweise
den Süden Spaniens.
Reconquista: Wiedereroberung, Zurückdrängung des muslimischen
Machtbereichs. 1492 übergab der letzte muslimische Herrscher Granada.
Sie gründeten die neuen Königreiche Toledo, Murcia, Jaén, Cordoba, Sevilla
und Granada. Die waren institutionell mit dem Königreiche Leon und Kastilien
verbunden (teilweise gemeinsame Institutionen). Das gesamte Herrschaftsgebiet
wird als Krone von Kastilien bezeichnet.
Neben der Krone von Kastilien – und dem selbständigen Königreich Portugal -
bestand (15. Jh.) auf der spanischen Halbinsel die Krone von Aragón. Dieser Herrschaftsbereich ging auf die von den
Franken (Karl der Große und dessen Sohn) Anfang des 9. Jh. südlich der Pyrenäen
als Verteidigungslinie gegen die Mauren gegründeten Grafschaften (spanische Marken, Grenzmarken) zurück.
Grenzmarken gründete das Frankenreich
auch an seiner Ostgrenze, u.a. die Mark Brandenburg).
Die Grafschaft Barcelona (Ursprung des heutigen Kataloniens) war die
südlichste Mark. Das westlichste Gebiet der Spanischen Marken war die Grafschaft Aragon. Ende des 9. Jh.
wurden die Franken in der Nachbarschaft von Aragon durch einheimische Adlige
vertrieben, es entstand dort das Königreich
von Pamplona, später Königreich von
Navarra genannt. Durch Heirat wurde
die Grafschaft Aragon in das Königreich Navarra eingegliedert. Dieses größere
Königreich Navarra wurde dann 1035 in das baskische
Königreich Navarra (heute französisches und spanisches Baskenland, es hatte
danach aber keine große Bedeutung mehr) und das Königreich
Aragon (ehem. Grafschaft Aragon) aufgeteilt. Durch Siege über die
maurischen Taifa-Königreiche in der Zeit der Reconquista gewann das Königreich
Aragon weitere Landesteile hinzu. Durch Heirat wurde es mit der Grafschaft
Barcelona (später Fürstentum
Katalonien) verbunden (Personalunion von
Aragon und Katalonien). Diese Personalunion ist die Grundlage für die Krone
von Aragón, zu deren Machtbereich neben den spanischen Gebieten (Aragon,
Valencia, Barcelona) und Mallorca zeitweise auch Korsika, Sardinien, Sizilien
und Süditalien gehörten.
Die katholischen Könige
Als katholische Könige (der Herrschertitel Reyes Católicos wurde ihnen im Jahr 1496 von Papst Alexander VI. verliehen) werden Isabella I. von Kastilien (1451–1504,
ab 1474 Königin von Kastilien) und König Ferdinand II. von Aragón (1452–1516, ab 1479 König von
Aragón) bezeichnet. Beide heirateten 1469.
Durch die Heirat entstand aber keine formale Verbindung der beiden
Reiche Kastilien und Aragón. Die Rechtsordnungen
der Teilreiche behielten ihre Gültigkeit und auch ihre eigenen Institutionen
blieben bestehen (so die Ständeversammlungen). An den Grenzen wurden
Zölle erhoben. Bürger von Aragón waren in Kastilien Ausländer und konnten nicht
an der Kolonisierung Amerikas teilnehmen. Die Entdeckung Amerikas 1492 erfolgte
darum auch nur für die Krone von
Kastilien.
In der
Zeit begann auch die Entwaldung der
spanischen Halbinsel. Für den Schiffbau wurden im großen Stil Wälder
gerodet (für den Bau einer Galeone
verarbeitete man 2000 Baumstämme). Für die Entdeckung der Neuen Welt und für
den Bau der spanischen Schiffsarmada brauchte man Schiffe. Später wurden die
Wälder für die Landwirtschaft und Viehwirtschaft (wie im gesamten
Mittelmeer-Raum) gerodet. Erst 1938
begann Spanien mit der Wiederaufforstung.
Die Übernahme der kastilischen
Krone durch Isabella I erfolgte – wie meistens in der Zeit – nicht ohne
kriegerische Auseinandersetzungen. Portugal erhob aufgrund verwandtschaftlicher
Beziehungen ebenfalls Anspruch auf die Krone Kastiliens. Der Erbfolgestreit
wurde 1479 durch einen Vertrag beendet,
der u.a. Portugal die Oberhoheit über alle Gewässer und Länder südlich der
Kanarischen Inseln garantierte und damit auch über den Seeweg nach Indien (1498
durch Vasco da Gama entdeckt). Dadurch war Spanien vom Afrika-Handel und dem
afrikanischen Gold ausgeschlossen und musste seine Expansion nach Westen
richten (Entdeckung Amerikas durch Kolumbus 1492).
Die Tochter Isabellas und Ferdinands heiratete einen Habsburger. Ihr
Sohn Karl I erbte 1516 die
kastilische und die aragonische Krone, ist somit der erste gesamtspanische König.
Mit ihm beginnt die Habsburger
Linie der spanischen Könige. 1519
beerbte Karl I (Carlos I) auch seinen
Großvater Maximilian I, Kaiser des
Heiligen Römischen Reiches. Er wurde zum römisch-deutschen König gewählt
(finanziert von den Fuggern, die die von den Kurfürsten geforderten
Geldleistungen weitgehend vorstreckten) und 1520 zum römisch-deutschen Kaiser Karl V gekrönt (den Königstitel
trugen die Gewählten in der Zeit zwischen Wahl und Kaiserkrönung).
Das
Herrschaftsgebiet von Karl V. zeigt sein offizieller Titel:
Karl der Fünfte, von Gottes Gnaden erwählter Römischer Kaiser, zu
allen Zeiten Mehrer des Reiches, in Germanien, zu Kastilien, Aragon, León,
beider Sizilien, Jerusalem, Ungarn, Dalmatien, Kroatien, Navarra, Granada,
Toledo, Valencia, Galizien, Mallorca, Sevilla, Sardinien, Córdoba, Korsika,
Murcia, Jaén, Algarve, Algeciras, Gibraltar, der Kanarischen und Indianischen
Inseln und des Festlandes, des Ozeanischen Meers etc.. König, Erzherzog zu
Österreich, Herzog zu Burgund, zu Lothringen, zu Brabant, zu Steyr, zu Kärnten,
zu Krain, zu Limburg, zu Luxemburg, zu Geldern, zu Kalabrien, zu Athen, zu
Neopatria und zu Württemberg etc. Graf zu Habsburg, zu Flandern, zu Tirol, zu
Görz, zu Barcelona, zu Artois und zu Burgund etc. Pfalzgraf zu Hennegau, zu
Holland, zu Seeland, zu Pfirt, zu Kyburg, zu Namur, zu Roussillon, zu Cerdagne
und zu Zutphen etc. Landgraf im Elsass, Markgraf zu Burgau, zu Oristan, zu
Goziani und des Heiligen Römischen Reiches, Fürst zu Schwaben, zu Katalonien,
zu Asturien etc. Herr zu Friesland und der Windischen Mark, zu Pordenone, zu
Biscaya, zu Monia, zu Salins, zu Tripolis und zu Mecheln etc.
1556 verzichtete Karl V zugunsten seines Sohnes Philipp II auf die
spanische Krone und zugunsten seines Bruders auf den Kaiserthron. Es entstanden die spanische und die
österreichische Linie der Habsburger.
Der
Sohn von Philipp II, Don Carlos,
wurde Titelfigur in Schillers Drama Don Karlos. Das Drama spielt in der Zeit
des 80-jährigen spanisch-niederländischen Kriegs 1568 – 1648. Allerdings hält
sich Schiller nicht sehr an die historischen Abläufe. In dem Krieg erkämpfen
die „Sieben Vereinigten Provinzen Niederlande“ ihre Unabhängigkeit von Spanien.
1648 brachte der Westfälische Frieden (in
Osnabrück und Münster geschlossen) das Ende des 80-jährigen Krieges und des
30-jährigen Krieges in Deutschland..
1700 ging der spanische Königsthron auf die französischen Bourbonen über, weil
der letzte spanische Habsburger-König kinderlos starb und die Krone an den
Enkel des französischen Königs Ludwig IV. vererbte. So etwas ging natürlich nicht ohne
Erbschaftskrieg ab. Die österreichischen Habsburger forderten die spanische
Krone für ihr Haus. Zusammen mit den Engländern und Niederländern erklärten sie
Frankreich und Spanien den Krieg. 1713/1714 wurde der Krieg beendet, die
Bourbonen blieben auf dem spanischen Thron.
Der Bourbonen-König setzte in Spanien gegen den Widerstand der Provinzen einen zentralistischen
Staatsaufbau nach französischem Vorbild durch. Eine einheitliche
Steuererhebung wurde eingeführt. Kastilisch wurde Amtssprache in allen
Regionen.
1808 setzte Napoleon seinen
Bruder als spanischen König ein, der nach den Niederlagen Napoleons 1813 wieder
zu Gunsten des zuvor abgesetzten spanischen Bourbonen-Königs zurücktreten
musste.
Die letzte Königin aus dem Haus Borbón war Isabella II.,
die mit 2 Jahren spanische Königin wurde (1833 bis 1868, zunächst vertreten
durch ihre Mutter). Aufstände führten 1868 zu ihrer Absetzung. Ein General
übernahm vorübergehend die Regierung und die Cortes (Ständevertretung) suchte
einen neuen König. Einer der Kandidaten kam aus einer katholischen Nebenlinie
der deutschen Hohenzollern, vom preußischen Ministerpräsidenten Bismark
unterstützt. Der französische Einspruch gegen die Kandidatur führte zum deutsch-französischen Krieg.
Die sog. Emser Depesche wird von Bismarck
tendenziös veröffentlicht und veranlasst das Kaiserreich Frankreich zur
Kriegserklärung gegenüber dem Königreich Preußen, was wohl beabsichtigt war. Es
war der dritte der sog. Preußischen Einigungskriege
(Deutsch-Dänischer Krieg, Deutsch-Deutscher Krieg - Preußen gegen Österreich -
und dann der Deutsch-Französische Krieg. Danach entstand das Deutsche
Kaiserreich unter Führung Preußens, Kaiser-Krönung in Versailles).
Der Hohenzollern-Kandidat wurde dann 1870 nicht, sondern der Sohn des späteren italienischen Königs Emanuel
II aus dem Haus Savoyen zum spanischen König gewählt. Wegen Intrigen und
nach einem Mordanschlag dankte er 1873 ab und kehrte nach Italien zurück.
Erste und Zweite Spanische
Republik
Nach der Abdankung rief eine Mehrheit der Cortes die Erste Spanische Republik (1873) aus. Die Republik hatte aber
innerhalb von knapp 2 Jahren 5 Präsidenten.
Militär-Führer beendeten 1874 die Republik. Sie installierten wieder die Monarchie und riefen den
Sohn der spanischen Königin Isabella II, Alfons
von Bourbon XII, zum König aus. Nach dem Tod Alfons XII regierte seine
Frau, Erzherzogin von Österreich aus dem Haus
Habsburg-Lothringen, für den
minderjährigen Sohn. Dieser, Alfons XIII,
regierte von 1902 bis 1931. Am Ersten Weltkrieg war Spanien nicht
beteiligt. 1923 übernahm mit Zustimmung
des Königs General Primo de Rivera als
Diktator die Regierung, die Verfassung wurde aufgehoben.
1931 fanden Gemeindewahlen statt, in denen
Republikaner die Mehrheit in fast allen Provinzstädten gewannen. Alfons XIII verließ aufgrund des
Wahlergebnisses Spanien, ohne formal als König zurückzutreten. Die Zweite Spanische Republik wurde
ausgerufen. Eine linke Mehrheit bildete die Regierung. Das Frauenwahlrecht und die Zivilehe wurden eingeführt. Galizien,
Katalonien und dem Baskenland wurden Autonomierechte
gewährt. Aber es war eine wirtschaftlich und politisch schwierige Zeit. 1936
gewann ein Volksfront-Bündnis die Parlamentswahlen. Es kam zu Straßenschlachten
und Aufständen. Dies nahmen führende Generäle zum Anlass, gegen die Regierung
zu putschen.
Bis 1939 dauerte der Bürgerkrieg. 1939 verkündete General Franco seinen Sieg. Am 2. Weltkrieg nahm Spanien nicht
teil. 1947 führte Franco die Monarchie
wieder ein (blieb aber Diktator). 1969 ernannte er König Juan Carlos I,
Enkel des letzten spanischen Königs Alfonso, zu seinem Nachfolger.
Parlamentarische Demokratie
1975 starb der Diktator Franco. Juan-Carlos I wurde König. 1977 waren die
ersten freien Wahlen. 1978 nahm Spanien eine neue Verfassung an. Adolfo Suárez wurde erster demokratisch
gewählter Ministerpräsident.
Die parlamentarische Verfassung Spaniens
Das Spanische Parlament, die Cortes Generales, hat
zwei Kammern:
Das Abgeordnetenhaus, vom Volk gewählt. Der Ministerpräsident wird
allein vom Abgeordnetenhaus gewählt.
Den Senat, in den jede Provinz
eine bestimmte Anzahl an Senatoren (direkt gewählt) entsendet; hinzu kommt eine kleinere Anzahl
Senatoren, die von den Parlamenten der
autonomen Regionen gewählt werden. Das
Abgeordnetenhaus hat eine stärkere Stellung als der Senat. Der Senat kann vom
Abgeordnetenhaus beschlossene Gesetze zwar ablehnen oder ändern, jedoch
entscheidet über Einspruch und Änderungsvorschläge das Abgeordnetenhaus
abschließend.
Der König ist Repräsentant des Staates, ähnlich wie der Deutsche
Bundespräsident.
Amtssprache ist landesweit Spanisch, auch als Kastilisch bezeichnet. Daneben
sind folgende Sprachen als weitere Amtssprache in einzelnen Regionen anerkannt:
Galicisch, Asturisch, Baskisch, Aragonesisch (in den nördliche Regionen),
Katalanisch (in Katalonien, Valencia und Balearen). Daneben gibt es einige
weitere kleinere Sprachinseln.
Das Land ist in Regionen und
Provinzen gegliedert.
Regionen sind autonome
Gemeinschaften (17 Regionen und
die Rest-Kolonien Ceuta und Melilla), davon im Norden: Galicia, (Hauptstadt:
Santiago de Compostela), Asturia
(Hauptstadt: Oviedo), Cantabria (Hauptstadt: Santander), Pais Vasco /
Baskenland (Hauptstadt: Vitoria Gasteiz), Castilla y Leon (Hauptstadt: Valladolid),
Rioja (Hauptstadt: Logroño), Navarra (Hauptstadt:
Pamplona).
Provinzen sind Untergliederung der Regionen. 7 Regionen
haben aber jeweils nur 1 Provinz, bei denen die Kompetenzen von Region und
Provinz vereint sind (u.a. Asturien, Kantabrien, Navarra). Insgesamt gibt es 50
Provinzen, die seit einer staatlichen
Neuordnung 1833 etwa gleich
geblieben sind.
Es gibt für die Regionen unterschiedliche Autonomiestatuten mit
unter-schiedlichen Kompetenzen in Gesetzgebung und Regierung. Die spanische
Verfassung von 1978 regelt nur die Prozedur des Erlasses von Autonomiestatuten.
Der Inhalt und Umfang (exekutive und legislative Rechte) der Autonomie wird
durch vom Parlament zu verabschiedende Gesetze geregelt. Dadurch ist der Umfang
der Autonomie in den Regionen unterschiedlich.
Die Autonomie der Regionen ist geschichtlich gewachsen. Bei den
Vereinigungen von Königreichen blieben oft die bestehenden Institutionen
(Ständeversammlungen) und Rechtsverordnungen (zivilrechtliche, strafrechtliche,
öffentlich-rechtliche) als Fueros
(Sonderrechte) erhalten (s.o. z.B. Kastilien und Aragon). Erst Anfang des 18. Jh. wurden die
Sonderrechte unter den Bourbonen-Königen abgeschafft und Spanien unter
Zugrundelegung des kastilischen Rechtssystems als Zentralstaat organisiert.
Allerdings blieben auch damals Sonderrechte für Navarra und die baskischen
Territorien bestehen.
Während der Zweiten
Republik (1931 – 1939) traten Autonomiestatuten für Katalonien und das
Baskenland in Kraft, für Galicien wurden sie ebenfalls per Volksabstimmung
entschieden, traten aber wegen des Ausbruchs des Bürgerkrieges nicht mehr in
Kraft.
Während der
Franco-Diktatur wurde die Autonomie abgeschafft und auch die regionalen
Sprachen wurden verboten.
Rechtlich sind die Autonomen
Gemeinschaften Spaniens und die deutschen Bundesländer zwar vergleichbar. Ihnen
ist gemein, dass sie über regionale Gesetzgebungskompetenz ähnlichen Umfangs
verfügen und in beiden Staaten der wichtigste Träger der öffentlichen
Verwaltung sind. Der wesentlichste verfassungsrechtliche Unterschied besteht jedoch
darin, dass im spanischen Verfassungssystem ein Einfluss der Autonomen
Gemeinschaften auf die gesamtstaatliche Gesetzgebung, wie ihn in Deutschland
die Bundesländer über den Bundesrat ausüben können, nicht vorgesehen
ist.
Die Steuereinnahmen werden von der
Zentralregierung bestimmt und eingezogen. Die Regionen erhalten Anteile. Anders
ist es in Navarra und im Baskenland. In Navarra zieht die Region die Steuern
ein und gibt einen Anteil an die Zentralregierung für deren Kompetenzen ab. Im
Baskenland bestimmen die Provinzen die Steuern.
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