Die Schlösser der Loire
Chartres, Ramboillet und Versailles

Juni 2025 

Eine Fahrt mit Studiosus zu den Schlössern im Tal der Loire und weiter nach Norden in die Ile-de-France vom 20. bis 29. Juni 2025.

Von unserer Reise, den Schlössern, Kathedralen, Städten und Landschaften berichte ich in Tagesabschnitten entsprechen dem Reiseverlauf: 

(1) Metz – Nancy – Sancerre
(2) Chambord – Cheverny – Blois
(3) Amboise – Chenonceau
(4) Tours – Villandry – Azay-le-Rideau
(5) Chartres – Rambouillet – Versailles
(6) Fontainebleau – Troyes
   

Hier der fünfte Bericht: 

Chartres – Rambouillet – Versailles


7. und 8. Tag 
Donnerstag, 26. Juni, und Freitag, 27. Juni, 

Fahrt über Chartres nach Rambouillet. Von dort ein Tagesausflug nach Versailles.
Übernachtung in Rambouillet im Hotel Mercure 


Wir verlassen das Loire-Tal und fahren von Blois nach Ramouillet.  Wir fahren direkt nach Norden und lassen Orléans und Le Mans rechts bzw. links von uns liegen. Etwas weiter nördlich von Rambouillet liegt Schloss Versailles, zu dem wir am nächsten Tag fahren werden.

Es ist die Landschaft der Beauce, eine Bördelandschaft, flach, dünn besiedelt. Getreide- und Zuckerrübenfelder, Maisflächen für die Viehwirtschaft, Sonnenblumen und Raps bestimmen das Bild. Es ist die Kornkammer von Paris.

 

Chartres

38.000 Einwohner
Region Centre-Val de Loire
Department Eure-et-Loire 

Chartres liegt an der Eure, ein Nebenfluss der Seine, in der Bördelandschaft Beauce. Es ist eine weitgehend baum- und strauchlose Ebene mit fruchtbarem Lehmboden, wohl ähnlich der Magdeburger Börde. Getreide- und Zuckerrübenfelder prägen die Landschaft. 


Erinnerung an die Französische Revolution
Die Stehle wurde zu Ehren des Revolutions-Generals Marceau 1801, fünf Jahre nach seinem Tod, errichtet. Er stammte aus Chartres. Die Stehle steht auf dem Platz der in der Revolution zerstörten Kirche Saint-Saturnin und wurde mit Steinen der Kirche errichtet.
An Marceau wird auch in Koblenz mit einer Grab-Pyramide erinnert. Marceau starb im Ersten Koalitionskrieg, die französische Revolutions-Armee kämpfte gegen ein Bündnis Preußens und Österreichs, und wurde in Koblenz beerdigt. Später wurde sein Leichnam eingeäschert und die Graburne steht heute im Pariser Pantheon.
 
Erinnerung an die Resistance
Denkmal „Das zerbrochene Schwert“ zur Erinnerung an den französischen Widerstandskämpfer Jean Moulin. Er war 1939 Präfekt in Chartres und während der deutschen Besetzung Mitglied der Resistance. 1943 wurde er von der deutschen Gestapo ermordet.
 
Rathaus
Ein moderner Neubau von 2022 rahmt das Rathaus, ursprünglich ein Ursulinenkloster, aus dem 17. Jahrhundert ein.


Cathédrale Notre-Dame de Chartres

Die gotische Kathedrale Unserer Lieben Frau entstand 1194 bis 1260. Eine erste Kirche entstand bereits im 4. Jahrhundert. Die wurde von Westgoten zerstört. Die nächste Kirche zerstörten Wikinger. 


Die Wikinger waren in Skandinavien beheimatet. Sie sind durch ihre Überfälle und Raubzüge bekannt. Weniger bekannt ist, dass sie ursprünglich als Händler in den Küstengebieten Europas unterwegs waren.

Im 9. Jahrhundert begannen sie, in das Gebiet der heutigen Normandie einzufallen. Sie plünderten die großen Handelszentren wie Rouen und Paris und darüber hinaus. Um dem ein Ende zu machen, bot der westfränkische König Karl III. dem Anführer der Wikinger, Rollo, im Jahr 911 die Normandie als Siedlungsgebiet an. Rollo erhielt die Grafschaft Rouen und ließ sich taufen. 

Es folgte eine weitere Kirche, auf deren Grundmauern die heutige Kathedrale errichtet wurde. Erhalten ist von der Vorgängerkirche die Krypta Saint-Lubin (nach dem Heiligen Leobinus von Chartres), dieTeil der heutigen Kathedrale ist. 

Der nach dem Wikingerüberfall neu gebaut Kirche schenkte 876 der römisch-deutsche Kaiser eine Marien-Relique. Die daran anknüpfenden Marienwallfahrten waren ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Stadt. 

Mehrere nachfolgende Kirchenbauten wurden durch Brände zerstört. Die Kirchen wurden damals weitgehend mit viel Holz gebaut. Der letzte Neubau begann 1194 und war 1260 beendet. Neben der Krypta Saint-Lubin (mit einem Brunnen aus römischer Zeit) blieb auch das dreiteilige Königsportal, das Portal Royal, beim letzten Brand erhalten und ist heute der älteste Teil der Kathedrale. 




Westportal

Nordportal

Die insgesamt neun Portal der Kathedrale sind mit insgesamt 1.500 Skulpturen geschmückt. Im Gegensatz zu vielen anderen Kirchen ist alles auch in der Französischen Revolution erhalten geblieben. 

Skulpturen am Westportal

Die Chorschranke:
Es dauerte zwei Jahrhunderte, bis die über 200 Skulpturen fertig waren.


Detail: Maria Heimsuchung

Detail: Beschneidung Jesu und andere Bilder

Detail: Astronomische Uhr


Der Altarraum:


Aus dem 18 Jahrhundert: Marmorskulptur der Jungfrau Maria

Modern: Bibelpult mit den Symbolen Löwe, Stier, Adler und Schlange

Modern: Bischofsstuhl mit Wappen

Bedeutend sind die insgesamt 176 Fenster der Kathedrale aus dem 12. und 13. Jahrhundert, die im Original erhalten sind. Sie gehören zu den ältesten und am besten erhaltenen Kirchenfenstern. 


Rosette im nördlichen Querschiff, um 1230 entstanden

Rosette im südlichen Querschiff, 12./13. Jahrhundert



Chatres-Blau
Für die Farbe der Glasfenster entwickelten die Glasmacher eine neue Glasfarbe, das Chatres-Blau. Nach neueren Untersuchungen soll die Färbung auf Kobalt beruhen, das aus dem sächsischen Erzgebirge stammte.

In den Fußboden der Kathedrale ist ein Labyrinth eingelassen. Es stammt aus Anfang des 13. Jahrhunderts und ist das größte in einer französischen Kirche. Ein etwa 262 Meter langer Weg aus 273 Steinplatten ist symmetrisch um die Mitte angelegt. In der Mitte des Labyrinths befand sich eine Kupferplatte, auf der der Kampf des Theseus mit dem Minotaurus abgebildet war. Die ist ein Opfer der Französischen Revolution geworden.
Labyrinthe in der Kirche symbolisieren den Weg des Lebens.  Wer sich selbst, den Sinn des Lebens und Gott erfahren will, der muss auch bereit sein, diesen Weg mit all seinen Kehren und seiner ihm nicht bekannten Länge zu beschreiten.  

Ausschnitt des Labyrinths in der Kathedrale.
Durch die Bestuhlung ist das gesamte Labyrinth während des Jahres nicht zu sehen.
Einmal im Jahr, zu Johannis am 24. Juni, werden die Stühle weggeräumt.

Schema des Labyrinth
Das Labyrinth in Chartres hat 11 Kreise. 11 soll die Zahl des Irrtums sein:
die 10 Gebote plus 1, die 12 Apostel minus 1.


Der ehemalige Bischofspalast:


Neben der Kathedrale wurde der Bischofspalast ab dem 12. Jahrhundert gebaut, im 18. Jahrhundert fertiggestellt. Heinrich IV. hat hier bei seiner Krönung im Jahr 1594 gewohnt und Napoleon im Jahr 1811. Jetzt ist in dem ehemaligen Bischofspalast das Musée des Beaux-Arts de Chartres, das Museum der Schönen Künste, untergebracht.




In der Kathedrale haben wir die Leuchtkraft der Kirchenfenster bewundert. Da lag es nahe, auch einmal die Herstellung solcher Fenster zu sehen. Bevor wir nach Rambouillet weitergefahren sind, hat Studiosus darum einen Zwischenstopp in einer Glaskunstwerkstatt eingeplant. Kevin Picol, Maítre Artisan de métier d’art Verrier, Meister des Glaskunsthandwerks, hat schon viele Buntglasfenster restauriert. In seinem Atelier erklärt er uns, wie er die Kirchenfenster der Kathedrale reinigt und repariert.

Das Zunftschild des Maítre Artisan de métier d’art Verrie

Ein modernes Bild der Werkstatt

 

Rambouillet

27.200 Einwohner
Region Ìle-de France
Départment Yvelines 

Die Region Íle-de France umfasst den Ballungsraum Paris. Sie besteht aus der Kernstadt Paris, den Departments direkt um Paris (Erster Vorortgürtel oder Petite Couronne) und den Departments des äußeren Kranzes (Zweiter Vorortgürtel oder Grande Couronne). 30 % der französischen Wirtschaftsleistung werden hier erbracht. 

Der Name der Region wird mit der Lage zwischen den Flüssen Seine, Marne, Osie und Beuvronne erklärt, die die Region wie eine Insel umschließen. Eine andere Interpretation ist die Ableitung aus der altfränkischen Bezeichnung Liddle Franke (kleines Frankreich - lil, l’ile). 

Die Ìle-de-France war das Kernland Frankreichs, meist als Francia oder Franzien bezeichnet. Seit dem 7. Jahrhundert war es ein politisches Zentrum des merowingischen und karolingischen Frankenreiches und ab dem 9. Jahrhundert des Westfrankenreiches. Es war fast deckungsgleich mit der französischen Krondomäne (in direktem Besitz des französischen Königs). Die französische Standardspräche beruht auf der Sprache des Köngshofes, die aus nordfranzösischen Dialekten entstand. 

Das Departmen Yvelines liegt im westlichen Teil der Region und ist nach dem früheren Namen des Waldes von Rambouillet benannt.

 

Schloss Rambouillet

Baujahr 1368
Bauherr Jean Bernier, Berater des Königs, Probst von Paris und Mitglied des Regentschaftsrats Königs Karl V. 

Rambouillet ist durch sein Schloss bekannt. Ursprünglich war es ein einfacher Landsitz, den Jean Bernier, zuletzt Mitglied im Regentschaftsrat Karls V., im 14. Jahrhundert kaufte und zu einer Burg umbaute. Es war die Zeit des 100-jährien Krieges (siehe den 1. Teil des Reiseberichts ). Nachfolgende Eigentümer bauten die Burg zu einem Schloss aus. Im 13. bis 17. Jahrhundert waren die Marquise von Rambouillet, d’Angennes, Eigentümer. In dieser Zeit starb der französische König Franz I. während eines Jagd-Aufenthalts im Schloss Rambouillet (1547). 


Als Franz I. im Schloss Rambouillet starb, befand er sich in der Vorbereitung einer erneuten Invasion der Habsburger Niederlande uns Spaniens.
 

Franz I. wäre gern römisch-deutscher Kaiser geworden. Aber der Habsburger Karl V. wurde 1519 von den Kurfürsten gewählt. Der Großteil der notwendigen Investition hierfür, die Bestechung der Kurfürsten mit etwa 800.000 Gulden, wurde von den Fuggern bezahlt. Franz I. hatte nur etwa 300.000 Gulden im Angebot und auch der aufwändige Bau von Schloss Chambord (siehe oben) half nicht.

 

Franz I. verzieh Karl V. die Niederlage nie. Die Feindschaft zwischen ihnen war der Ursprung eines andauernden Konfliktes zwischen dem Haus Habsburg und dem Königreich Frankreich um die Vorherrschaft in Europa. 

Anfang des 18. Jahrhunderts kaufte Ludwig XIV. das Schloss für einen seiner anerkannten unehelichen Söhne, den Comte de Toulouse. Danach war Napoleon Bonaparte ab 1800 Besitzer des Schlosses, bis er nach Elba verbannt wurde. Nächster Besitzer war der französische König Ludwig XVIII., nachdem die Monarchie wiederhergestellt wurde (unterbrochen durch eine erneute Herrschaft Napoleons für 110 Tage, nach denen er den Kontinent endgültig verlassen musste und nach St. Helena gebracht wurde). Ludwigs Bruder und Nachfolger, Karl X., erklärte im Schloss 1830 den Verzicht auf den Thron, wo er in der Französischen Revolution nach seiner Flucht aus Paris untergekommen war. 

Schloss Rambouillet

Kanäle und Inseln des Französischen Gartens vor dem Schloss

Sichtachse des Parks

1896 entdeckte der französische Präsident Faure das Schloss als Sommersitz. Seitdem war es bis 2009 die offizielle Sommerresidenz der französischen Präsidenten. 

In den Jahren 1959, 1960 und 1963 empfing der französische Präsicent Charles de Gaulle den deutschen Kanzler Konrad Adenauer zu Gesprächen über die deutsch-französische Annäherung und Aussöhnung. Die Gespräche mündeten in den deutsch-französischen Freundschaftsvertrag, den Élysée-Vertrag von 1963. 

Stallungen des Schlosses und Gardekaserne
 
Napoleons Sohn, der Graf von Toulouse, ließ zu Beginn des 18. Jahrhunderts die Wirtschaftsgebäude neben dem Schloss erweitern, mit Stallungen und Offiziers-wohnungen. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts dienten sie als kaiserliches Jagdschloss und dann als Gardekaserne und bis 1934 als Militärvorbereitungsschule. In dieser Schule wurden Kinder von Soldaten nach dem 13. Lebensjahr aufgenommen, mit der Verpflichtung, danach für fünf Jahre Truppendienst zu leisten. Sofern sie den Dienst nicht antraten, mussten die Angehörigen die Hälfte der Schulkosten ersetzen.
 

Rückfahrt nach Rambouillet. Am nächsten Tag gehen wir noch schnell über den Markt auf dem Platz vor dem Rathaus. 



Dann machen wir uns auf den Weg nach Versailles. Der Weg dorthin ist nicht lang. Trotzdem sind wir früh losgefahren. Nicht früh genug, um Versailles ohne oder wenigsten mit wenigen Menschen zu sehen. Der Vorplatz ist schon voll mit wartenden Besuchern und Gruppen. So wird es auch bei der Besichtigung bleiben. Ansichten und Fotos über den Köpfen von Menschenansammlungen. Aber beim Spaziergang durch die Gartenanlage abseits der Brunnen und Fontänen sind wir allein,  fast. 


Schloss Versailles

Baujahr 1661 bis 1689
Bauherr u.a. König Ludwig XIV. 

Der Ursprung der größten Palastanlage Europas war ein 1623 von Ludwig XIII. errichtetes kleines Jagdhaus in dem kleinen Dorf Versailles bei Paris. Zuvor stand hier eine Mühle mit einem verfallenen Schloss. Zehn Jahre später (1631 – 1634) wurde das Jagdhaus zu einem dreiflügeligen Schloss ausgebaut. Es bildet den Kern der neuen Schlossanlage.  

Im Jahr 1661 beschloss König Ludwig XIV., den Palast und den Park zu vergrößern. In den folgenden Jahren wurden mehrere Gebäude hinzugefügt. Anstelle der Terrasse des Schlosses wurde der Spiegelsaal mit dem Zugang zu den königlichen Gemächern geschaffen. Die beiden Flügel des Schlosses, die den Marmorhof (4) begrenzten, wurden umbaut und vergrößert. Vor dem Marmorhof entstand der Königshof (3). Der Süd- (6) und der Nordflügel (5) wurden hinzugefügt. Beide Flügelbauten bestehen aus jeweils zwei parallel zueinander errichteten langen Gebäuderiegeln. Teil des Nordflügels ist die Schlosskapelle und die Hofoper. Vor die Süd- und Nordflügel wurden die Ministerflügel (8 und 7) gebaut. Zwischen ihnen wurde der Ehrenhof (2) mit dem Ehrentor angelegt. Vor dem Ehrentor entstanden der große Waffenplatz (1) mit den Kleinen Marstall (9) und Großen Marstall (10). 

Schlossanlage Versailles
(die Ziffern entsprechen denen im Text)

Blick vom Waffenplatz auf das Schloss

Das Ehrentor

Blick durch das Ehrentor

Auf dem Ehrenhof

Der Marmorhof 
und das dreiflügelige Schloss

Am Bau arbeiteten über 22.000 Arbeiter (1685 sollen es sogar 36.000 gewesen sein). In Friedenszeiten wurden Soldaten zu Bauarbeiten herangezogen. Die Kosten für den Schlossbau waren immens. Bis zum Tod Ludwig XIV. 1715 sollen 300 Millionen Livres (die damalige Währung) in die Schlösser, den Park, die Ausstattung und den Unterhalt geflossen sein, 50 bis 60 Millionen allein für das Mobiliar. Nach heutigem Wert entsprechen die 300 Millionen Livres etwa 1,5 bis 4,5 Milliarden EUR (die Umrechnung ist schwierig). 

Versailles hat über 2.300 Zimmer. Das Gebäude ist einen halben Kilometer lang. Die Spiegelgalerie (Spiegelsaal) hat eine Länge von 75 Meter und ist 357 Spiegeln ausgestattet. Er war die überdachte Promenade für den Hofstaat. In der Mitte des Spiegelsaals befanden sich die Übergänge zu den Gemächern der Königin und des Königs mit ihren Prunkschlafzimmern. Hier waren die Zeremonien des Lever und des Coucher. Das war der Morgenempfang und Abendempfang im Kreis des Hochadels. Der König stand quasi öffentlich auf und ging öffentlich zu Bett. 

Der Spiegelsaal:






Appartement du Roi

Chambre de la Reine

Ludwig XIV. bestimmte Versailles zu seinem künftigen Regierungssitz und zog 1682 mit seinem Hofstaat in die noch nicht vollständig hergestellte Schlossanlage. Erst zum Ende des 18. Jahrhunderts war das Schloss in seinen heutigen Dimensionen fertiggestellt. Zwischendurch gab es immer wieder Unterbrechungen. So musste im Jahr 1689 die zum Teil massiven Silbermöbel der Spiegelgalerie eingeschmolzen werden, um die Kriegsausgaben im Pfälzischen Erbfolgekrieg (es ging um von Frankreich besetzte Gebiete Kurpfalz, Luxemburg, Lothringen und andere) zu finanzieren. 

Das Hauptgebäude (das dreiflügelige Schloss) diente hauptsächlich der Königlichen Familie. Die Seitenflügel und Nebengebäude waren für den Hofstaat vorgesehen. Je nach Stand und Rang erhielten die Schlossbewohner zum Teil mehrere Zimmer große Appartements mit Wohn- und Arbeitszimmern, Ankleideräumen und Küchen zur Verfügung gestellt oder lediglich kleine, zum Teil nicht einmal beheizbare Kammern, die nur kurzen Aufenthalten dienen konnten. Ende des 18. Jahrhunderts hatte das Schloss 288 Appartements mit mehreren Zimmern, 1.252 heizbare Räume und 600 Räume ohne Kamin. 

Die Prunksäle:






Zum Hofstaat gehörten 1000 Adelige, 4000 Bedienstete, 5000 Diener. Im Palast lebten etwa 5.000. Der größere Teil des Personals wohnte in dem zur Stadt gewordenen Dorf Versailles. 

Von den Appartements des Schlosses sind nur noch die Räumlichkeiten im dreiflügeligen Schloss erhalten, bzw. rekonstruiert. Es handelt sich vorwiegend um die Prunkgemächer des Königs und der Königin, deren jeweilige Privatkabinette sowie um einige weitere Appartements verschiedener Familienmitglieder. Von den Wohnungen des Hofstaats in den großen Seitenflügeln existiert heute keine mehr. 

Das Mobiliar ging in der Zeit der Revolution zum Teil durch Plünderung verloren. Was noch vorhanden war wurde in einer großen Versteigerung verkauft. Im 19. Jahrhundert, nach der Umgestaltung des Schlosses in das Museum, konnten Teile der einstigen Ausstattung zurück erworben werden. 


Der Park des Schlosses ist rd. 800 Hektar groß, das ist mehr als 1.000 Fußballfelder. Im Park wurden drei Gartenschlösser (Trianonschlösser – kleine elegante Villen) errichtet. In der Orangerie neben dem Schloss haben 1.500 Kübelpflanzen Platz, davon 900 Orangenbäume. Mehr als 1.400 Fontänen sind im Park verteilt. 160 Kilometer Wasserleitung wurden dafür verlegt. Allerdings funktionierte die Wasserversorgung nur begrenzt und die Fontänen konnten nicht alle gleichzeitig betrieben werden. Bei den Spaziergängen des Königs wurden immer nur die Wasserspiele eingeschaltet, an denen er sich gerade befand. 


Besuch des Parks:

Gartenseite des Südflügels des Schlosses

D
Gartenseite des Südflügels des Schlosses - Galerie des Batailles

Gartenseite des Schlosses - Querbau mit dem Spiegelsaal.
Davor das Wasserbecken Parterre d'Eau
mit einer Bronzefigur "Allegorie des Flusses Marne".

Das Paterre d'Eau besteht aus zwei Wasserbecken vor der Terrasse des Spiegelsaals mit Bronze-Skulpturen, die die acht wichtigsten Flüsse Frankreichs darstellen.


Bassin de Latone
Das Bassin de Latone bildet das Herzstück des Gartens.
Es folgt der Canal Grande, der kreuzförmig angelegt wurde. 
Die Hauptachse in Ost-West-Richtung (vom Schloss weg) ist mehr als 1,5 Kilometer lang. Während der Französischen Revolution wurde der Kanal zugeschüttet und ein Weizenfeld angelegt. Ludwig XVIII. ließ ihn wieder freilegen.


Bassin de Laton
Die Göttin Latona steht mir ihren Kindern Apollo und Diana
auf einem Marmorsockel und schaut den Canal Grande hinunter.

Schildkröten, Echsen, Frösche und froschköpfige Menschen zieren das Bassin. Die froschköpfigen Menschen, stellen die Bauern Lykiens (antike Bezeichnung für eine Landschaft in Kleinasien) dar. Latona flieht vor der Niedertracht der Bauern. Jupiter bestraft die Bauern wegen der Verspottung Latonas, indem er sie in Frösche und Eidechsen verwandelt. So die griechische Mythologie.

Die Darstellung der Latona-Mythologie bezieht sich auf einen realen Hintergrund. Mitte des 17. Jahrhunderts gab es einen Aufstand des Adels und Teilen des Volkes gegen die Erhebung von neuen Kriegssteuern. Die Mutter Luis XIV., Anna von Österreich musste mit ihren beiden Söhnen, Luis XIV. und sein Bruder, aus Paris fliehen. 
Der Aufstand wurde niedergeschlagen. Das Erlebnis veranlasste Luis XIV., nachdem er König geworden war, den Adel in Versailles zu versammeln um sie so unter Kontrolle zu behalten.

Das Laton-Bassin mit Blick auf das Schloss.
Am linken Ende des Schlosses ist das goldverzierte Dach der Oper.

Bassin d'Apollo zwischen dem Laton-Bassin und dem Kanal
Apollos Streitwagen steigt aus dem Wasser.

Der Sonnenmythos des Apollo soll die Pracht des Sonnenkönigs, Ludwig XIV. demonstrieren. Ludwig XIV. wählte die Sonne zu dem wichtigsten Symbol seiner Regierung. Die Sonne war der Mittelpunkt des Sonnensystems, so wie er der Mittelpunkt Frankreichs war.

Das Sonnensymbol ist in Versailles vielfach zu sehen,
hier am  Ehrentor.

Der Flora-Brunnen,
einer der vier Jahreszeiten-Brunnen.
Er stellt den Frühling dar und befindet sich auf der Sichtachse
 vom Nordflügel des Schlosses mit der Oper  in die Parkanlage.

Trinanon und Bauerndorf:

Le Grand Trianon.
Das kleine Schloss im Park von Versailles ließ sich Ludwig XIV. 
als privaten Rückzugsort bauen.

Trianon war der Name des Dorfes, das an dieser Stelle stand und das Ludwig XIV. zur Erweiterung des Schlossparks erwarb. Zunächst wurden kleine Pavillons errichtet und später das Schloss gebaut. 

Das Schloss wird von der französischen Regierung auch heute noch für Empfänge und ähnliche Veranstaltungen genutzt, ist für Besucher aber sonst geöffnet.

Petit Trianon
wurde von Ludwig XV.
für seine Mätresse Madame de Pompadur gebaut.
Sie starb kurz nachdem das Schloss in Auftrag gegeben wurde.
Ihre Nachfolgerin Madame Dubarry nutzte es gelegentlich.
Marie-Antoinette, Frau von Ludwig XIV. ließ es dann für sich herrichten.

In der Nähe und mit Zugang vom Petit Trianon ließ Marie-Antoinette ein künstliches Bauerndorf, zwölf Fachwerkhäuser im normannischen oder flämischen Stil bauen, mit Milchvieh und Hühnern. Eine Molkerei lieferte frische Milch. Sie wollte dort dem Hof entfliehen und ein ländliches Leben führen, bzw. das, was sie sich darunter vorstellte. Die ländlichen Arbeiten mussten natürlich Bedienstete machen. 
In der Französischen Revolution wurden die Häuser ausgeraubt. Marie-Antoinette, Erzherzogin von Österreich, wurde wie ihr Mann Ludwig XVI. auf der Guillotine enthauptet. 
Die Frau Napoleons I., Marie-Louise von Österreich, wie Marie-Antoinette Erzherzogin, ließ das Bauerndorf neu einrichten. Ein Teil der Gebäude wurde allerdings abgerissen, da ein Wiederaufbau zu kostspielig war.

Königinnen-Haus 

Mühle

Garten

Während der Herrschaft von Ludwig XV.  (1710 – 1774, ab 1715 König von Frankreich, Enkel Ludwig VIV.) wurde Versailles  sowohl innen als auch außen stark verändert. Der Bau des Theaters Royal Opera wurde abgeschlossen.

Ludwig XVI. heiratete 1770 auf Schloss Versailles die Erzherzogin von Österreich Marie-Antoinette. Er übernahm die Regierung am Rande des finanziellen Ruins Frankreichs. In dieser Not rief er 1789 zum ersten Mal seit 175 Jahren wieder die Generalstände ein, um die Steuern zu erhöhen. Die Versammlung der Generalstände verlief nicht nach seinen Vorstellungen (siehe „Generalstände“ im vierten Bericht). 1791 musste er der Umwandlung in eine konstitutionelle Monarchie zustimmen, mit dem Nationalkonvent als parlamentarische Versammlung. Der setzte ihn ein Jahr später ab und verurteilte den König 1793 zum Tode durch die Guillotine.

Am 5. Oktober 1789 stürmten bewaffnete Zivilisten und Soldaten das Schloss und zwangen den König und seine Familie, das Schloss zu verlassen und nach Paris umzuziehen. Das Schloss wurde geplündert und stand dann weitgehend leer.

Napoleon I. Bonaparte (1769 – 1821) residierte kurzzeitig im Grand Trianon (eines der Schlösser im Park) und wollte Versailles zur kaiserlichen Residenz ausbauen, was er aber nicht mehr in Angriff nehmen konnte.

Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das Schloss Versailles zu einem Museum. 

Für Deutschland und Frankreich war Versailles zweimal ein bedeutender Ort. Nach dem Sieg Deutschlands im Deutsch-Französischen Krieg wurde hier am 18. Januar 1871 das Deutsche Reich gegründet und König Wilhelm I. von Preußen wurde zum deutschen Kaiser ausgerufen. Nach dem verlorenen 1. Weltkrieg musste Deutschland 1919 im Spiegelsaal den Friedensvertrag unterzeichnen, eine Vergeltung für 1871.

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