Die Schlösser der Loire

Chambord – Cheverny - Blois

Juni 2025 

Eine Fahrt mit Studiosus zu den Schlössern im Tal der Loire und weiter nach Norden in die Ile-de-France vom 20. bis 29. Juni 2025.

Von unserer Reise, den Schlössern, Kathedralen, Städten und Landschaften berichte ich in Tagesabschnitten entsprechen dem Reiseverlauf:


(1) Metz – Nacy – Sancerre
(2) Chambord – Cheverny – Blois
(3) Amboise – Chenonceau
(4) Tours – Villandry – Azay-le-Rideau
(5) Chartres – Rambouillet – Versailles
(6) Fontainebleau – Troyes  

Hier der zweite Bericht: 

Chambord – Cheverny – Blois


3. Tag Sonntag 22. Juni
Übernachtung in Blois im Hotel Mercure
4. Tag Montag, 23. Juni
Blois
Übernachtung in Blois im Hotel Mercure 

Von Sancerre nach Chambord, unserem ersten Loire-Schloss, zum Schloss Cheverny und dann weiter nach Blois. Das Schloss Blois und die Stadt werden wir am nächsten Tag besichtigen. 

Recht früh ist bei Studiosus-Touren immer der Start am Morgen. Heute fahren wir von Sancerre in Richtung Loire. Es sind gut 160 Kilometer bis in das Loire-Tal. Wir fahren durch die Landschaft Sologne, ein Wald-, Heide- und Sumpfgebiet. Dies rührt von ihrem sand- und tonhaltigen Boden her. Es war das Jagdgebiet der französischen Könige und ist es heute der Reichen.

Das Loire-Tal bei Sancerre

 

Ein Klassiker der französichen Küche entstand in der Sologne.

Es ist der Tarte Tatin,  ein traditioneller französischer Apfelkuchen, der meist als Dessert gereicht wird. Typisch für die Tarte Tatin ist eine Karamellschicht, die beim Backen auf dem Boden einer Tarteform entsteht.

Tatin wird „kopfüber“ gebacken. Die Form wird mit Butter ausgestrichen, mit Zucker ausgestreut und bei milder Hitze karamellisiert. Apfelscheiben werden auf dem flüssigen Karamell dicht angeordnet. Die Äpfel werden anschließend mit einer dünnen Teigschicht aus Blätter- oder Mürbeteig bedeckt und im Backofen ausgebacken. Nach dem Backen wird die Tarte gestürzt, so dass die Karamellschicht die Apfelscheiben dünn überzieht.

 

Die Tarte ist benannt nach den Schwestern Caroline und Stéphanie Tatin, die Ende des 19. Jahrhunderts in Lamotte-Beuvron in der Sologne ein Hotel mit Restaurant betrieben. Tarte Tatin kann auch mit anderen Früchten wie Quitten, Aprikosen oder Birnen zubereitet werden. 


Das erste Schloss, das heute auf dem Besichtigungszettel steht, ist das Château de Chambord: 


Schloss Chambord / Château de Chambord


Baubeginn 1519
Bauherr König Franz I. (1494 – 1547), aus dem Haus Valois, König 1515 – 1547) 

Schloss Chambord

Es ist das größte und prächtigste Schloss des Loire-Tals, ca. 15 Kilometer östlich von Blois in einem ausgedehnten früheren Jagdgebiet, das so groß wie die Fläche von Paris innerhalb der Stadtmauern war. Es war mit einer 32 Kilometer langen Mauer umgeben.

Schlosspark

Ausgedehnte Wälder als Jagdrevier

Der Renaissancebau wurde in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts unter König Franz I. errichtet. Franz I. machte sich Hoffnung, anstelle von Karl V. deutscher Kaiser werden zu können. Mit dem Bau wollte er die Leistungsfähigkeit und Stärke Frankreichs demonstrieren. Die Hoffnung erfüllte sich nicht. So blieb Chambord ein überdimensioniertes Prunk- und Jagdschloss und wurde keine kaiserliche Residenz.

Der französische König Franz I. hatte keine feste Residenz. Er reiste er mit seinem Hof im Land von Schloss zu Schloss umher. Diese Art des Reisekönigtums war für die Zeit typisch. Mit großem Aufwand wurde Mobiliar und Geschirr von Unterkunft zu Unterkunft transportiert.

 

Franz I. bevorzugte die Schlösser der Loire. Schloss Blois ließ er erweitern. Mit Schloss Chambord wollte er seinen Anspruch auf die Krone des Heiligen Römischen Reiches zum Ausdruck bringen. Schließlich ließ er Schloss Fontainbleau vergrößern.

 

Franz I. wählte einen Salamander als Wappentier. Der galt in der Antike als ein Tier, das im Feuer leben kann und nicht verbrennt.  Der Salamander galt auch als Symbol der Tugend, er nährt das Feuer des Glaubens und des Wissens und löscht die Flamme der Sünde und der ungeordneten Leidenschaft. Franz Wahlspruch, mit dem er den Salamander verband, soll „Ich nähre das Gute und lösche das Schlechte aus“ gewesen sein. Im Schloss Chambord soll das Wappentier 800-mal zu sehen sein. 

Salamander und Initiale Franz I.

Für das Fundament des Schlosses mussten Holzpfähle 5 Meter tief in den sumpfigen Boden getrieben werden. 1.800 Arbeiter waren zeitweise beschäftigt. Insgesamt betrug die Bauzeit 25 Jahre. Das Schloss hat 426 Räume mit 282 Kaminen. Zu Lebzeiten König Franz I. waren nur einige Räume bewohnbar. Erst unter der Herrschaft von Ludwig XIV. (1638 – 1715, König ab 1643) wurde das Schloss fertiggestellt. Der Sonnenkönig hielt sich mehrmals mit seinem Hofstaat für große Jagd- und Vergnügungspartien in dem Schloss auf. 

Das Schloss mit den vielen Kaminen

Der Grundriss des Schlosses

Detail

Einer der vier Ecktürme

Dachkuppel

Im Innenhof

Besonders ist die Doppelwendeltreppe im Zentrum des Schlosses.  Es wird angenommen, dass Leonardo da Vinci der Architekt ist. Alle Räume sind um diese Treppe herum angeordnet, die eine große architektonische Innovation darstellte. Die Anordnung mit zwei Rampen, die sich übereinander um einen zentralen Kern winden, überrascht den Besucher. Diese beiden Spiralen sind auf den ersten Blick nicht sichtbar. Man kann sich also leicht verlaufen, wenn man, ohne es zu merken, nicht die gleiche Treppe nimmt. 

Die Wendeltreppe im Zentrum des Schlosses


Franz I. unterstützte Dichter und Schriftsteller. Der französische Hof wurde zu einem kulturellen Begegnungsort. 1537 führte der französische König die Ablieferung eines Exemplars von jedem gedruckten Buch an seine Hofbibliothek ein. Diese Anordnung gilt als Vorläufer der seit dem 17. Jahrhundert im Deutschen Reich (Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation) geltenden Pflichtexemplarregelung.

 

Der französische König holte Künstler aus Italien, darunter Leonard da Vinci, nach Frankreich. Den ernannte er zum „ersten Maler, Architekt und Ingenieur des Königs“.  1512 war Leonardo da Vinci von dem Bruder des Papstes, ein Medici, als Künstler in den Vatikan geholt worden. Der Papst selber bevorzugte aber die jüngeren Künstler Raffael und Michelangelo. So nahm da Vinci das Angebot des französischen Königs Franz I. an, nach Frankreich zu kommen. Ab 1517 wohnte er im Chateau du Clos bei Amboise. Drei Jahre nach seiner Ankunft in Frankreich starb Leonardo da Vinci am 2. Mai 1519 im Alter von 67 Jahren. Er wurde im Schloss Amboise begraben.

 

Leonardo da Vince verkaufte sein wohl berühmtestes Werk, das Bildnis der Mona Lisa, kurz vor seinem Tod an Franz I.. Da Vinci hatte das Bild, wenn es eine Auftragsarbeit war, nie an seinen Auftraggeber ausgeliefert. Franz I. bewahrte das Bild in Abois auf, später in Fontainebleau.  Ludwig XIV. holte es in seine Sammlung in Versailles. Nach der Französischen Revolution kam die Mona Lisa in den Louvre. Napoleon hängte sie in seinem Schlafzimmer auf. Nach seiner Absetzung bekam der Louvre das Bild wieder. 


Schlosskapelle

Einer der Räume
Chambord war nicht ständig möbliert. Sollte es zu Jagd- oder sonstigen Zwecken genutzt werden, musste das Mobiliar aus den königlichen Möbeldepots herangeschafft werden.

Von 1725 bis 1733 residierte der abgesetzte polnische König Stanislaus Leszczyński in dem Schloss (bevor er 1733 zum zweiten Mal polnischer König wurde, siehe Nancy). 

Danach war es für zwei Jahre Wohnsitz des französischen Marschalls Moritz von Sachsen (1696 - 1715), der die umliegenden Sümpfe trockenlegen ließ, um Malaria zu verhindern. Das Heizungsproblem im Schloss löste er, indem er statt der offenen Kamine Kachelöfen aus Fayence aufstellen ließ. 

Einer der Fayence-Kachelofen


Moritz von Sachsen war der Sohn August des Starken und seiner Mätresse Aurora von Königsmark. Er wurde in Goslar geboren.

 

Fayence sind Tonwaren, die mit einer Zinnglasur gebrannt werden und so eine meist weiße Oberfläche, oft in Verbindung mit blauen Malereien, erhalten. Der Name Fayence ist von dem italienischen Produktionsort Faenza in der Emilia-Romagna abgeleitet. 

In der Französischen Revolution wurde das Schloss geplündert. Später von den Grafen von Chambord erworben und restauriert. 1930 ging es in Staatsbesitz über.


***


Nur eine kurze Fahrt war es von Chambord nach Cheverny. Schloss Cheverny liegt etwa 20 Kilometer südwestlich von Chambord.


Schloss Cheverny / Chateau de Cheverny

Bau von 1624 bis 1640
Bauherr Graf Henri Hurault, der Vogt von Blois und Generalbevollmächtigter Orleáns war.


Schloss Cheverny


 
Das Schloss wurde zwischen 1624 und 1640 im klassizistischen Barockstil (Baustil im 17. bis Mitte des 18. Jahrhunderts) für den Vogt von Blois, Graf Henry Hurault, auf den Überresten einer Burg errichtet. Das Grundstück war seit dem 14. Jahrhundert im Besitz der Familie Hurault. Mit Unterbrechungen wird es heute von den Nachkommen des Grafen, der Familie Hurault de Vibraye, bewohnt (in einem Flügel des Schlosses).
 
Das Schloss hat 200 Räume mit 200 Kaminen. Es gilt als das am schönsten möblierte Schloss an der Loire. Und es hat einen der schönsten Gärten an der Loire. Die Bäume im Park (Mammutbäume, Zedern, Linden) wurden zwischen 1820 und 1860 gepflanzt.

 
Im Speisesaal sind die Decken und Wände sind mit Leder bespannt.

Detail im Speisesaal

 
Der größte Saal im Schloss ist der Waffensaal. Die Dekoration aus dem 17. Jahrhundert ist erhalten.

Gobelin im Waffensaal

 
Schloss Cheverny hatte wie viele andere Loire-Schlösser ein Schlafzimmer für den König, das ihm oder hohen Gästen vorbehalten war.

 
Die Räume waren mit Gobelin-Wandteppichen ausgestattet. Sie wurden über die Ecken gehängt um so den Raum größer erscheinen zu lassen.


Detail der Ehrentreppe

Die Rückseite des Schlosses

"Großer Anglo-Französischer Dreifarbiger Laufhund",
eine Züchtung für die Parforcejagd aus dem englischen Foxhound und dem französischen Poitevin.
Das Schloss  Cheverny ist für seine Parforcejagende bekannt, für die noch heute etwa 100 Jagdhunde gehalten werden.


***
Blois
47.000 Einwohner
Region Centre-Val de Loire
Department Loir-et-Cher 

Hauptstadt/Präfektur des Departments. Ab dem 9. Jahrhundert war Blois für mehrere Jahrhunderte die Residenzstadt der Grafschaft Blois. Die Grafschaft Blois war im Mittelalter eines der wichtigsten Gebiete in Frankreich. 


Den Grafen von Blois gehörten auch die Grafschaften Chartres, Chàteaudun und Sancerre sowie Troyes und Meaus, aus denen sich im 12. Jahrhundert die Champane bildete. Ein Graf  von Blois war König von England (Stephan II., 1092 – 1154, ab 1135 König). Seine Mutter war die Tochter Wilhelms des Eroberers (Herzog der Normandie und Eroberer Englands). 

1231 starb die Grafenlinie von Blois aus und 1391 wurde die Grafschaft an den Herzog von Orleans verkauft. 

Bis 1589 war Blois Königsresidenz. Der französische König Ludwig XII. (Herzog von Orleans) wurde auf Schloss Blois geboren. 

1429 errichtete Jeanne d'Arc in Blois die Basis des Entsatzheeres, um Orleans zu befreien. 


Seit 1998 findet jährlich ein Geschichtsfestival mit Schriftsteller, Historiker, Filmemacher und Journalisten statt, an dem um die 25.000 Personen teilnehmen. Initiiert hat das der damalige Bürgermeister von Blois und spätere Kultur- und Bildungsminister Frankreichs. 

Stadtrundgang: 

Stadtrundgang 4 Kilometer
Die Ziffern entsprechen denen im Text

Unser Hotel ist am Loire-Ufer gelegen (A), unweit des historischen Viertels Puits-Chatel. Wir gehen durch den Stadtteil unterhalb der Kathedrale und kommen in das Schlossviertel. Das Schloss Blois (10) besichtigen wir gemeinsam mit der Studiosus-Gruppe. Zwischen dem Schloss und der Kathedrale befindet sich die nach Denis Papin benannte bunt gestaltete Treppe (12). Oben angekommen, ist die Kathedrale (15) und das dahinter liegende Rathaus mit den ehemaligen Bischofsgärten unser Ziel. Von hier haben wir eine schöne Aussicht auf die Loire und die Häuser am Ufer. Zum Schluss gehen wir wieder hinunter zur Loire und über die Brücke (18) auf das gegenüberliegende Ufer. Von hier haben wir einen Blick zurück auf die Altstadt und hinauf zur Kathedrale.

 

Das historische Viertel Puits-Chatel

Puits-Chatel ist ein historisches Viertel von Blois unterhalb der Kathedrale Saint-Luis. In der Zeit König Ludwig XII. (1498 – 1515) baute sich der Adel hier seine Residenzen in Blois. Oftmals wurden die Herrenhäuser dabei auf den Fundamenten mittelalterlicher Gebäude errichtet. 

Rue du Puits Chatel (1)


Inmitten des historischen Viertels. Die Häuser wurden mit den für das Loire-Tal typischen Kalksteinen gebaut, der zwischen Blois und Angers vorkommt. 

Rue du Greniere á Sel (2)

Les Plances mit meiner Frau

Eine der kleinen Gassen mit vielen kleinen Restaurants. Wir haben hier im „Les Planches“ zu Abend gegessen. Die Spezialität sind verschiedene Tartines. Sie sind den italienischen Bruschettas ähnlich, das Weißbrot ist aber viel größer. Natürlich haben wir ein Glas Loire-Wein dazu getrunken. 

Tartin - eine französische Bruschetta

Lustiger Blumenschmuck in der Straße

Hotel Sardini (3)

Gebaut wurde das Herrenhaus Anfang des 16. Jahrhundert im Baustil der Renaissance. In der Regentschaftszeit von Katharina de Medici kaufte der italienische Bankier Scipion Sardini 1560 das Haus für seine Aufenthalte in Blois. 

Hotel Sardini


Katharina de Medici (1519 – 1589) war ab 1547 als Ehefrau Heinrich II. Königin von Frankreich und nach seinem Tod Regentin für ihre minderjährigen Söhne.         


Scipion Sardini (1526 – 1609) stammte aus Lucca in der Toskana und war einflussreicher Finanzier der französischen Könige.

Er kaufte 1600 das Loire-Schloss Chaumont-sur-Loire. 

Das Stachelschwein mit Krone - Embleme König Ludwig XII. - 
am Haus von Scipion Sardini

Hotel de Varreilles / Hotel de Lavalleríe (4)

Das Haus von Marie-Anne de Bourbon

Eines der Herrenhäuser aus dem frühen 16. Jahrhundert. Es wurde wie viele andere auf den Grundmauern von Vorgängerbauten aus dem 13. Jahrhundert gebaut, von dem noch der Gewölbekeller erhalten ist.

Das Haus gehörte zeitweise Marie-Anne de Bourbon, auch Mademoiselle de Blois genannt. Sie war eine Tochter König Ludwig XIV. mit seiner Mätresse Louise de Valliére. 

Maison Rue du Puits-Chatel (5)

Maison Rue du Puits-Chatel

Herrenhaus aus dem 16. Jahrhundert auf den Fundamenten aus dem 13. Jahrhunderts. Die Treppe mit den übereinanderliegenden Galerien ist mit dem Umbau entstanden. Dem Besitzer gehörte auch das benachbarte Haus Saint-Michel. 


Maison und Hotel: Als „Hotel“ wird in Frankreich ein Stadthaus von Angehörigen des Adels und des Klerus sowie später auch von privilegierten bürgerlichen Beamten bezeichnet. Stadthäuser des Dritten Standes (Bürgerliche etc.) waren dagegen ein Maison.

Ein Palais war ein Hotel, dessen Besitzer zur Hofhaltung berechtigt waren. Das waren wenige Mitglieder der königlichen Familie und hohe Geistliche. Palais waren entsprechen größer als Hotels.

In ländlichen Gebieten war das Hotel ein Chateau, ein Herrensitz.


Maison de l’Image Saint-Michel (5)

Maison  l’Image Saint-Michel

Das Fachwerkhaus „am Bild Saint-Michel“ stammt aus dem 16./17. Jahrhundert. Der Name wurde von einer Statue des Erzengels Sankt-Michael vor dem Haus abgeleitet, die inzwischen verschwunden ist.

Hotel Jassaud (6)

Hotel Jassaud

Hier wohnt der Schatzmeister von Frankreich und „Herr über die Gewässer und Wälder“ in der Zeit Ludwig XII. und Franz I.. Die Ursprünge des Hauses gehen auf das 13. Jahrhundert zurück.


Schlossviertel

Rund um das Chateau Royal de Blois.

Rue des 3 Clefs (7/8)

Die drei Schlüssel am Anfang der Straße

Der Straßenname "Drei Schlüssel" symbolisieren das alte Schlosserhandwerk-Viertel. 

Fachwerkhäuser am Ende der Straße

Maison de la Magie (9)

Es ist ein dem Magier Robert Houdin gewidmetes Museum. Jean Eugéne Robert-Houdin (1805 – 1871) wurde in Blois geboren und war Zauberkünstler und Automatenkonstrukteur. Er konstruierte raffinierte Uhren und Unterhaltungsautomaten. Er veröffentlichte auch ein Buch über Falschspielen. 

Schloss Blois (10 – siehe unten) 


Église Saint-Vincent-de-Paul (11)

Saint-Vincent-de-Paul

Gegenüber dem Schloss gelegen. König Heinrich III. (1574 – 1589) ordnete den Bau der Kapelle Saint-Louis für ein Jesuiten-Colleg (heute der Schulkomplex Robert-Badinter in Blois) an, dass er 1581 errichten ließ. 1773 wurden die Jesuiten aus Frankreich vertrieben. In der Französischen Revolution war die Kirche u.a. ein Futterlager. Im 19. Jahrhundert wurde die Kirche eine Pfarrkirche mit dem heutigen Namen. 

Denis Papin Treppe (12/13)

Von der Loir führt die Rue Denis Papin hinauf in die obere Stadt. Am Ende der Straße ist die Treppe Denis Papin und der Platz mit der Statue Denis Papin. 

Die Treppe

Denis Papin (1647 – 1713) wurde in der Grafschaft Blois geboren. Er war Physiker und Mathematiker. Als Calvinist verließ er 1675 Frankreich und ging nach England und Deutschland. 1687 nahm er einen Ruf auf einen Lehrstuhl für Mathematik an der Universität Marburg an.

Er erfand in England den Druckkochtopf und das Sicherheitsventil.

In Venedig arbeitete er an Dampfkanonen.

Er baute die erste funktionierende Wärmekraftmaschine (Dampfmaschine). 

1712, ein Jahr vor Papins Tod, baute Thomas Newomen eine atmosphärische Kolbendampfmaschine, die sich als erste Wärmekraftmaschine am Markt durchsetzen konnte. Sie wurde von den 1769 patentierten Dampfmaschinen von James Watts abgelöst.

Papin entwickelte ein Unterwasserfahrzeug, mit dem er durch die Fulda fuhr.

Er arbeitete an den technischen Voraussetzungen für die Wasserkünste im Bergpark Wilhelmshöhe in Kassel. Die für den Park konstruierte Dampfdruckpumpe funktionierte nur kurz, da die Ventile leckten und die Bleirohre dem Druck nicht standhielten.

Schließlich baute Papin ein durch Dampfzylinder und Muskelkraft angetriebenes Schaufelradboot, mit dem er über die Fulda und Weser nach Bremen fahren wollte, um nach London zurückzukehren. Das Boot wurde jedoch von der Mündener Schiffergilde aufgehalten und zerstört. Sie sahen in dem neuen Boot wohl eine große Konkurrenz.

Papin starb verarmt in London. 

Das Denkmal

Haus Denis Papin (14)

Hier soll Papin gewohnt haben

Eine hölzerne Fußgängerbrücke verbindet die zwei Gebäudeteile aus dem 15. Jahrhundert. Ob das „Maison de Denis Papin“ tatsächlich sein Wohnhaus war, ist nicht gesichert. 

Kathedrale Saint-Louis (15)

Kathedrale Saint-Louis

Blois ist seit 1697 Sitz eines Bischofs. Die Kathedrale hatte mehrere Vorgängerbauten. Der älteste war die Kapelle Saint-Pierre aus dem 6. Jahrhundert. Durch die dort aufgestellten Reliquien des Heiligen Solemnis (Bischof von Chartres) wurde die Kapelle ein Pilgerort. Von dieser Kapelle ist noch die Krypta erhalten. 

Innenraum der Kahtedrale

Die heutige Kathedrale wurde 1680 als Kirche Saint-Solenne (erbaut 1150) nach Zerstörung durch einen Sturm wiedererrichtet. Von der ursprünglichen Kirche waren nur der Turm und die Fassade erhalten geblieben. Nach der Errichtung des Bistums Blois wurde die Kirche Saint-Solenne die Kathedrale Saint-Louis des Bistums.


Rathaus von Blois (16)

Die Stadtverwaltung von Blois residiert in dem ehemaligen Bischofspalast neben der Kathedrale. Das Gebäude stammt aus dem 18. Jahrhundert.

Das ehemalige Bischofspalais

Im Rathaus

Von dem ehemaligen Garten des Bischofssitzes hat man einen sehr schönen Ausblick auf die Loire und die Dächer der Stadt. Der bischöfliche Terrassengarten wurde in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts angelegt. 

Der Terrassengarten des Bischofspalais

Blick zur Loire

Denkmal Jean d’Arc (17)

Jean d'Arc

Jean d’Arc machte 1429 im Schloss Blois Station, bevor sie zur Befreiung von Orleans aufbrach. Das Reiterstandbild von ihr war 1921 ein Geschenk einer New Yorkerin, die es der Stadt Blois im Namen des amerikanischen Volkes und der Bürger New Yorks übergab. 


Wir gehen wieder hinunter zur Loire und über die Brücke auf das gegenüberliegende Ufer. Von hier haben wir einen Blick zurück auf die Altstadt und hinauf zur Kathedrale.


Brücke Jaques-Gabriel (18/19)

Die Loire-Brücke von Blois

Die Steinbogenbrücke über die Loire wurde 1724 fertiggestellt. Es ist eine der letzten Loire Brücken, die zur Brückenmitte ansteigend gebaut wurde. Das hatte statische Gründe. Die Brückenfeiler wurden entlastet und mussten weniger stark gebaut werden.  Benannt ist die Brücke nach ihrem Architekten. In der Mitte krönt eine Säule die Brücke. 


Blick auf das linke Loire-Ufer mit dem Turm der Kirche Saint-Saturnin 

Der Ursprung der Kirche Saint-Saturnin im südlichen Teil von Blois am anderen Loire-Ufer, Vienne, geht auf das 10. und 11. Jahrhundert zurück. Sie befand sich auf einem der Pilgerwege des Jakobswegs. Der Stadtteil Vienne war ein beliebter Durchgangsort für die in Paris beginnende und über Tours führende Route entlang der Loire. 

Blick  vom Place de la Resistance 
zurück in die Stadt und auf die Kathedrale Saint-Louis

Blick vom linken Loire-Ufer auf die Kathedrale Saint-Louis 

Blick vom linken Loire-Ufer auf die Stadt mit den drei Türmen der Kirche Saint-Nicolas und dem Schloss Blois.

Die Kirche Saint-Nicolas war die Klosterkirche von Saint-Laumer. Das Benediktiner-Kloster befindet sich zwischen der Kirche und der Loire.  Es entstand im 12. Jahrhundert. Benediktiner-Mönche waren seit dem 9. Jahrhundert in der Stadt. In der Französischen Revolution wurde das Kloster ein Krankenhaus (Hotel-Dieu). Danach waren Teile der Departements-Verwaltung untergebracht. 

Saint-Nicolas vom Schloss aus gesehen

*** 


Schloss Blois

Bau 13. bis 17. Jahrhundert
Bauherr Grafen von Blois 

Der Ursprung ist ein Wehr-Turm der Grafen von Blois aus dem 10. Jahrhundert, der bis zum 13. Jahrhundert zu einer Burg erweitert wurde. Der letzte Graf von Blois verkaufte die Burganlage Ende des 14. Jahrhunderts an den französischen König. 

Eingang zum Schloss Blois
Flügel Ludwig XII. (Ziegelsteine und Natursteine, links)
und das mittelalterliche Schloss (rechts)

Das Schloss besteht aus mehreren nacheinander als Umbauten und Erweiterungen errichteten Gebäudeteilen:

- Flügel Ludwig XII. (Bau 1498 – 1503)

- Flügel Franz I. (Bau in seiner Königszeit 1515 bis 1547).

- Galerie Karls VIII. (Mitte 15. Jahrhundert)

- Flügel Gastons d’Orlean (1. Hälfte des 17. Jahrhunderts)

- Die Terrassengärten am Schloss 

   ließ König Ludwig XII.  anlegen. 

Ende des 18. Jahrhunderts wurde das Schloss eine Kaserne.  In der Französischen Revolution wurde es geplündert und beschädigt. 1810 ging das Schloss an die Stadt Blois. Es wird von der Stadt als Museum genutzt. 

Schloss Blois war zeitweise die Residenz von mehreren französischen Königen und Königinnen:

-Ludwig XII. (König 1498 – 1515), er wurde auf Schloss Blois geboren
- Anne de Bretagne, 
   Frau von Ludwig XII.
- Franz I. (1515 - 1547)
- Claude de France, 
   Frau von Franz I., Tochter Ludwigs XII.
- Heinrich II. (1547 - 1559)
- Catharina de Medici, 
   Frau von Heinrich II. sie starb auf Schloss Blois
- Karl IX. (1560 – 1574)
- Marie de Medici (1600 – 1610), 
   Frau von Heinrich IV., Mutter Ludwigs XII
- Henriette-Marie de Borubon, 
  Tochter Heinrich IV. und Marie de Medici, 1625 - 1649 Königin von England
- Anne-Élisabeth de Bourbon, 
   Tochter Heinrich IV. und Marie de Medici, 1621 –    
   1644 Königin von Spanien
- Ludwig XIII. (1610 – 1643)
- Anna von Österreich, 
   Frau von Ludwig VIII., Mutter Ludwigs XIV.
- Ludwig XIV. (1643 – 1715)
- Marie-Thérèse von Spanien, 
 Königin von Navarra und Erzherzogin von Österreich, Frau von Ludwig XIV. 


Die Bauabschnitte des Schlosses

Das mittelalterliche Schloss: Gotik 
(Ständesaal)
13. Jahrhundert.

Der mittelalterliche und älteste Teil des Schlosses

Von dem mittelalterlichen Schloss, das von den Grafen von Blois ab dem 9. Jahrhundert erbaut wurde, ist heute nur der Rittersaal oder Ständesaal erhalten.

Ständesaal

Der 1214 erbaute Saal hat noch seine ursprüngliche Ausgestaltung. Von den Grafen von Blois wurde er als Gerichtssaal genutzt. Heinrich III. hielt hier die Generalstände (Vertreter des Klerus, Adels und der übrigen Bevölkerung) ab. 

Tour du Foix

An die ehemalige Burganlage erinnert der Tour du Foix. Er steht am südlichen Rand des Schlossareals. Drei andere Türme wurden in den Schlossbau einbezogen.
 
Der Flügel Louis XII.: Spätgotik
1498 bis 1508.

Flügel Louis XII.

König Louis XII, Graf von Blois und Herzog von Orléans, holt den französischen Hof nach Blois. Er renoviert dafür das Schloss und lässt es umfassend umgestalten. Typisch sind die mit abwechselnden Ziegel- und Steinen verzierten Fassaden und Fenster. 

Das lebensgroße Reiterstandbild Ludwigs XII. steht über dem Rundbogenportal.
Das Original des Reiterstandbilds wurde in der Französischen Revolution zerstört. Es wurde Ende des 19. Jahrhunderts durch eine Nachbildung ersetzt.

 Unter der Reiterfigur ist ein Stachelschein zu erkennen, umrahmt von zwei bekrönten Intialien, L und A für Ludwig und seine Frau Anne.

L und A 
Ludwig II. und seine Frau Anne de Bretagne
mit den Wappen Frankreichs (Lilie) und der Bretagne (Hermeline).


Chapelle Saint-Calais im Schloss

Die Ursprünge der Schlosskapelle Saint-Calais reichen in die Zeit der Burg zurück. Im 9./12. Jahrhundert wurden hier die Reliquien des Heiligen Calais zum Schutz vor den Normannen aufbewahrt, bis sie wieder nach Saint-Calais (Region Pays de Loire) zurückgebracht wurden.

Ludwig XII. machte die Kapelle zu seiner Hauskapelle (1498/1508). Von der ursprünglichen Kapelle ist nur noch der Chor erhalten. Der übrige Teil wurde im Zuge der Schlossveränderung durch Gaston d’Orléans zerstört. Im 19. Jahrhundert wurde die Kapelle neu gestaltet. Die Buntglasfenster wurden erst 1957 anstelle der im 2. Weltkrieg zerstörten Fenster ersetzt. 

Neben der Kapelle ist die Galerie Karls VIII.

 

Flügel Franz I.: Renaissance
1515 bis1519

Flügel Franz I. Innenhof-Fassade

Flügel Franz I. Fassade zur Straße

Franz I. begann nach seinem Amtsantritt (1515) mit der Neugestaltung des Nordflügels im Baustil der Renaissance. Herausragende Elemente sind die linksgwundene Wendeltreppe und die Loggien an der Fassade zur Stadtseite. Der Entwurf der Wendeltreppe soll von Leonardo da Vinci stammen. Später war sie auch Vorbild für die Treppe in Chambord. 

Die Wendeltreppe im Mittelpunkt des Flügels Franz I.

Den feuerspeienden Salamander haben wir schon auf Schloss Chambord gesehen. Es war das Embleme König Franz I., der ja auch im Schloss Blois residierte.
Hier mit den Initialen 
für Franz I. und seine Frau Claude de France, Herzogin der Bretagne.

 

Flügel Gaston d’Orléans: Klassizismus
1635 bis 1638

Gaston d’Orléan war der Bruder König Ludwig XIII. und Graf von Brois. Er galt als Thronanwärter, bis sein Bruder nach 20-jähriger Ehe mit Anna von Österreich doch noch einen Sohn bekam, Ludwig XIV.

Flügel Gaston d'Orléan

Gaston d’Orléan wollte das Schloss neu erbauen, konnte seinen Plan aufgrund von Geldmangel nicht vollenden. Er ließ den großen Querflügel bauen und dafür Teile des Flügels Franz I abreißen. Der Abriss weiterer Teile des alten Schlosses wurde wegen fehlender Mittel eingestellt. Mit der Geburt Ludwig XIV. hatte Gaston d’Orléan seine privilegierte Stellung und weitere Kredite für den Schlossumbau verloren. 

Die Grenze zwischen dem klassizistischen Neubau und dem stehengebliebenen Renaissance-Flügel Franz I.  ist neben der Wendeltreppe zu sehen.   Auch dieser Teil des alten Schlosses sollte abgerissen und neu gebaut werden.

Der Giebel ist mit dem französischen Wappen geschmückt. Dahinter ist die Ehrentreppe mit einer großen Kuppel. 

Kuppel der  Ehrentreppe

Sogar die Schornsteine sind verziert. 

Nach Gaston d’Orlán gerät das Schloss in Vergessenheit. In der Französischen Revolution wird das Schloss gerettet, weil es dem Militär zugewiesen wurde. In der Zeit war die Kapelle Saint-Calais in eine Militärküche umgewandelt worden. Ab 1840 wurde das Schloss ein historisches Denkmal und wurde umfassend renoviert.

Am Eingang des Flügels Gaston d'Orléans
Überall in der Stadt waren solche prächtigen Oleanderbüsche zu sehen.

***