Mit dem Rad von Pforzheim bis Karlsruhe

15. bis 25. August 2023

Mit dem Fahrrad 540 Kilometer durch den Schwarzwald und das Oberrheintal mit Beginn in Pforzheim und Ende in Karlsruhe. 

Letzte Etappe am 25. August 2023

Rastatt bis Karlsruhe

RaststattSchloss Favorite – Malsch – Ettlingenweiher – Ettlingen – Wolfartsweiher – Durlach  - Karlsruhe

49 Kilometer

Auch der letzte Rad-Tag sollte ein Gewitter-Tag werden. Wie immer habe ich morgens beim Aufstehen die Wetterkarte angesehen. In der Erwartung, dass wie alle anderen Tage die Sonne scheinen würde (mit Ausnahme des ersten Rad-Tages, an dem ich gleich durch mehrere Gewitter fahren musste - siehe den ersten Tour-Bericht). Für den letzten Tag meiner Radtour wurden Gewitter  angekündigt. Ab 7.30 sollte es regnen und donnern. 

Bis zum Mittag, dann sollte es vorbei sein. Sollte ich durch den Regen fahren, oder sollte ich lieber warten? Ich entschied mich, zu warten. Die Strecke von Rastatt nach Karlsruhe ist nicht so lang und meinen Zug nach Berlin hatte ich für Nachmittag gebucht. Ich entschied mich, zu warten. Vorsichtshalber habe ich mir die Zugverbindungen zwischen Rastatt und Karlsruhe angesehen, die waren ganz gut und mit kurzem Takt. Also habe ich erst einmal in Ruhe gefrühstückt, was sonst nicht war, ich wollte ja  immer möglichst früh losradeln. 

Wie vorhergesagt, es regnete den ganzen Vormittag. Und wie vorhergesagt hörte der Regen gegen Mittag auf, fast pünktlich zur Hotel-Ausscheckzeit 12 Uhr. Ich konnte meine letzte Tour im Trockenen Fahren. Ein wenig musste ich mich vorsichtshalber beeilen. Aber die geplante Route über Ettlingen mit den Umwegen über Schloss Favorite bei Raststatt und das Schloss Karlsburg in Durlach konnte ich wie geplant fahren.

Schloss Favorite

Schloss Favorite ließ sich die Witwe des Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden-Baden bauen. Nach dem Tod des Markgrafen wurde sie Regentin der Markgrafschaft (bis 1727). In der Zeit ließ sie das Schloss Favorite bei Raststatt und das Schloss in Ettlingen  sowie weitere große und kleinere Gebäude bauen.

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Schloss Favorite

Die Gartenseite des Schlosses

Schloss Favorite war quasi die Privatwohnung (ein Lustschloss) abseits des Residenzschlosses. Hier trug die Markgräfin ihre asiatischen und europäischen Porzellan-, Glas- und Fayencesammlungen zusammen.          


Vom Schloss Favorite fahre ich über Landstraßen parallel zum westlichen Rand des Nordschwarzwaldes über Ettlingen nach Durlach und Karlsruhe weiter.

 

Ettlingen

Regierungsbezirk Karlsruhe
40.000 Einwohner 

Die Stadt gehörte um das Jahr 1.000 dem Kloster Weißenburg im Elsaß (im 7. Jahrhundert gegründetes Benediktinerkloster, Landbesitz im Elsass, der Pfalz, an der Saar und in rechtsrheinischen Gebieten, 315 Orte gehörten Ende des 13. Jahrhunderts dem Kloster). Anfang des 13. Jahrhunderts kam Ettlingen, damals „Etteningen“, als Lehen zum badischen Markgrafen. 


In Ettlingen war die Firma FlowTex beheimatet (1994 – 2000). Sie wurde bundesweit bekannt, als der Betrug mit Horizontalbormaschinen für die unterirdische Leitungsverlegung aufflog, einer der großen Wirtschaftskriminalitäts-Fälle in Deutschland. Es entstand ein Schaden von 1,6  Milliarden DM (es war vor der EURO-Zeit) durch Leasing-Bankkredite auf nicht gefertigte Maschinen. Der Fernsehfilm „Big Manni“ hat die Betrugsmasche verfilmt (2019). 

In der Altstadt ist das Rathaus interessant. Es wurde 1738 nach der Zerstörung Ettlingens durch die Franzosen im Pfälzer Erbfolgekrieg (1689) gebaut. Einbezogen wurde ein ehemaliges Stadttor der Stadtbefestigung aus dem 13. Jahrhundert.  

Rathaus mit Turm

Martinskirche
Das älteste Gebäude der Stadt, allerdings auch im Pfälzer Erbfolgekrieg stark beschädigt. Ein Teil der Kirche stammt von der ersten Kirche von 1120. Im Keller der Kirche gibt es noch Zeugnisse aus der Römerzeit, von einem 200 n.Chr. errichteten Badehauses.


Schloss Ettlingen. ließ die Witwe des Markgrafen Ludwig-Wilhelm von Baden-Baden bauen. Sie hatte schon das Schloss Favorite und etliche andere Bauten in Auftrag gegeben. Das Barockschloss in Ettlingen sollte ihr Witwensitz werden. Einbezogen wurden in den Schlossbau die Reste eines im Pfälzischen Erbfolgekrieges zerstörten Renaissance-Schlosses und der Bergfried einer Burganlage aus dem 13. Jahrhundert. 

Die Fassade wurde mit Loßburger Plattensandstein errichtet, der nicht weit weg aus dem Nordschwarzwald kam. Durch Loßburg bin ich auf der Route von Freudenstadt nach Villingen gekommen. Dort wird er östlich von Loßburg bei Lombach abgebaut.            

1727 wurde mit dem Bau begonnen. Fertiggestellt wurde das Schoss 1733, im Todesjahr der Markgräfin.  Sie hatte also nicht viel Zeit dort verbringen können. Genauso wie ihr Mann, der nur wenige Jahre nach der Fertigstellung seines Schlosses in Rastatt starb.            

Der Schlosshof war für ein Weinfest mit Ständen zugestellt

Delphinbrunnen im Schloss
Aufgestellt 1612. Der Delphin ist aber ein Wels,
aus dessen Maul das Wasser in das Becken speit.



Schloss Karlsburg in Durlach

1565 verlegte der Markgraf Karl II. von Baden-Pforzheim seine Residenz von Pforzheim nach Durlach. Durlach lag zentraler im badischen Umland. 


Als Grund für die Entscheidung, die Residenz von Pforzheim nach Durlach zu verlegen, wird auch ein Streit mit den Pforzheimer Bürgern genannt. Die Bürger sollen sich bei einer Treibjagd des Markgrafen geweigert haben, als Treiber eingesetzt zu werden. Vielleicht waren die Bürger auch sonst zu aufmüpfig.              

Zum neuen Residenzschloss, der Karlsburg, wurde ein dort bestehendes Jagdschloss ausgebaut. Die Markgrafschaft wurde jetzt nach der Residenzstadt Baden-Durlach genannt. Nachfolger des Markgrafen vergrößerten die Schlossanlage. Ende des 17. Jahrhunderts wurde das Schloss von französischen Truppen niedergebrannt. Der Wiederaufbau erfolgte nicht vollständig. Die Bürger verweigerten teilweise den Frondienst für den überdimensionierten Bau.

Schloss Karlsburg
Nur zwei Flügel wurden fertiggestellt

Das unvollendete Schloss

1715 beschloss Markgraf Karl-Wilhelm von Baden-Durlach den Bau eines neuen Schlosses in Karlsruhe. Die Karlsburg wurde Verwaltungs- und Ämtersitz. Heute sind dort das Markgrafen-Gymnasium, das Pfalzmuseum und andere öffentliche Einrichtungen.


Die Residenzstadt war durch eine Stadtmauer gesichert.
Erhalten ist davon nur noch der Baseler Torturm.


Die Markgrafschaft war ein Flickenteppich. Zu Baden-Durlach gehörten südlich und nördlich von Freiburg das Markgräflerland und die Markgrafschaft Hachberg sowie weitere kleine Gebiete, nördlich von Rastatt die Ämter Pforzheim, Durlach und Karlsruhe, alles auf der rechtsrheinischen Seite. 


Abseits auf der linksrheinischen Seite gehörte Rhodt unter Rietburg den Markgrafen. 1603 hatte Markgraf Ernst Friedrich von Baden-Durlach den Weinort eingetauscht. Zum Vorteil für den Markgrafen und die Winzer. Beide profitierten von dem Weinhandel mit Baden.

Rhodt unter Rietburg ist immer noch ein interessanter Weinort. Wir (der Teneriffa-Freundeskreis) treffen uns dort jedes Jahr im August im Weingut Krieger.


 

Karlsruhe

Regierungsbezirk Karlsruhe
310.000 Einwohner

Die Stadt Karlsruhe wurde mit dem Residenzschloss ab 1715 planmäßig angelegt, eine Stadtgründung auf dem Reißbrett.  Der Markgraf von Baden-Durlach wollte statt der mittelalterlichen Residenz Durlach ein neues und prachtvolles Schloss in einer großzügig gestalteten Stadt besitzen.

Am 17. Juni 1715 begann der Bau der Anlage mit der Grundlegung für den Schlossturm. Vom Schloss aus wurden 32 Straßen und Alleen strahlenförmig angelegt, wie bei einer Kompassrose. Im südlichen Teil entstand die Stadt.

1822 wurde in Karlsruhe das erste Parlamentsgebäude in Deutschland für die Badische Ständeversammlung gebaut. Baden war eine konstitutionelle Monarchie geworden und erhielt 1818 eine liberale Verfassung. 


Das Karlsruher Schloss wurde mit der Stadt ab 1715 im Stil des Barocks als Residenzschloss des Markgrafen von Baden-Durlach errichtet. Ursprünglich eine Holzkonstruktion wurde der Bau 1746 durch einen Steinbau ersetzt. 

 



Bis 1918 war es die Residenz der Markgrafen bzw. Großherzöge von Baden. Im 2. Weltkrieg brannte das Schloss aus und wurde als Museum wiederaufgebaut, die äußere Fassade originalgetreu, im Inneren mit Ausstellungsflächen. Heute ist im Schloss ein Teil des Bundesverfassungsgerichts und das Badische Landesmuseum untergebracht. 

Der Schlossgarten wurde im 18. Jahrhundert im französischen Barockstil angelegt und wenig später in Teilen in einen englischen Landschaftsgarten umgestaltet.

Großherzog-Carl-Friedrich-Denkmal
am südlichen Rand des Schlossplatzes.
Carl-Friedrich (1728 - 1811) war ein Enkel des Stadtgründers
Karl Wilhelm von Baden-Durlach.
Er hob 1783 die Leibeigenschaft in seiner Markgrafschaft auf.

Auf der Achse vom Schloss zum Bahnhof 
ist das Grabmal von Markgraf Karl Wilhelm von Baden-Durlach, 
dem Gründer der Stadt.

Evangelische Stadtkirche
 an der Achse zwischen Schloss und Bahnhof.
Gebaut wurde sie bis 1816 nach Vorgaben des Großherzogs Karl Friedrich von Baden. Sie ist nach den Grundzügen eines römischen Tempels gestaltet. Ursprünglich war die Kirche die Grablege der großherzoglichen Familie. Darum wurde sie auch als großherzogliche Hofkirche bezeichnet. 1946 wurden die Särge der Grablege in die 1896 eingeweihte Grabkapelle im Fasanengarten des Schlossparks überführt.


Die Stadtbesichtigung fiel kurz aus. Erst am Mittag konnte ich in Rastatt losfahren. Und den Zug nach Berlin hatte ich für den Nachmittag gebucht.

Die Rückfahrt mit dem Zug nach Berlin war problemlos. Die Fahrt am Nachmittag hatte ich gebucht, weil für die Verbindungen davor keine Fahrradplätze mehr frei waren. Jetzt hatte ich das ganze Fahrradabteil (8 Stell- bzw. Hängeplätze, die Fahrräder müssen immer noch aufgehängt werden) allein für mein Fahrrad. So spät wollte wohl kein Radler mehr fahren.

Das Ende meiner diesjährigen Radtour.  Vom 15. bis 25. August war ich unterwegs. Ich hatte Glück mit dem Wetter. Nur am ersten Tag musste ich gleich durch mehrere Gewitter. Danach war schönstes Sommerwetter. Fahrrad und Akku haben durchgehalten. Ich bin wohlbehalten wieder in Berlin angekommen. 


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Mit dem Rad von Pforzheim bis Karlsruhe

15. bis 25. August 2023

Mit dem Fahrrad 540 Kilometer durch den Schwarzwald und das Oberrheintal mit Beginn in Pforzheim und Ende in Karlsruhe. 

7. Etappe am 24. August 2023

Straßburg bis Rastatt 


Strasbourg – Rhein-Rhone-Kanal – Hafen – Rhein/Grenze – Kehl – Kinzig – Rheinbischofsheim – Freistett – Renchen – Scherzheim – Lichtenau – Schwarzach – Stollhofen – Hügelsheim – Iffezheim –   Rastatt 


53 Kilometer

Am Canal du Faux-Rempart fahre ich aus Straßburg hinaus, überquere die Ill und den Canal du Rhone au Rhin, fahre an den Kopfenden der Hafenbecken vorbei und komme zur Beatus-Rhenanus-Brücke, die 2017 für die Straßenbahn, Radfahrer und Fußgänger neben der Straßenbrücke eröffnet wurde. Unter den Brücken verläuft in der Mitte des Stroms unsichtbar und nicht bemerkbar die französisch-deutsche Grenze. Wir leben in Europa. 

Beatus-Rhenanus-Brücke


Bei der Namensgebung für die Brücke ist man weit in die Vergangenheit gegangen, in das 15. Jahrhundert. Beatus Rhenanus war ein elsässischer Gelehrter, 1485 in Sélestat, südwestlich von Straßburg, geboren, 1547 in Straßburg gestorben. Er vermachte seine Bibliothek, die so bedeutend ist, dass sie Teil des Weltdokumentenerbes der UNESCO wurde, der Stadt Straßburg.

 

Weltdokumentenerbe sind in Deutschland u.a. Goethes literarischer Nachlass im Weimarer Goethe- und Schiller Archiv und die Gutenberg-Bibel in der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen (die einzige vollständige Gutenberg-Bibel auf Pergament in Deutschland).

 

Bekannter ist das UNESCO-Welterbe. Es umfasst Denkmäler (Weltkulturerbe), z.B. 18 Kirchen-Bauhütten aus 5 Ländern, 12 Festungsbauten von Vauban, die Altstadt mit dem Münster und die Neustadt von Strasbourg, der Kölner Dom und Naturgebilde (Weltnaturerbe), u.a. das Wattenmeer an der Nordseeküste. 

Gegenüber von Straßburg liegt auf der deutschen Uferseite die Stadt Kehl. 

Ein Mauerrest an der Hauptstraße durch Kehl erinnert daran, dass Kehl wie auch Straßburg über lange Zeit eine Festungsstadt war. Mal war es eine deutsche Reichsfestung, dann wieder bauten die Franzosen dort ihre Festung. In der gleichen Zeit, in der in Straßburg die französische Zitadelle auf der Altstadtinsel gebaut wurde, ist Kehl 1683 bis 1688 nach den Plänen des Festungsbaumeister Vauban zur französischen Festung ausgebaut worden. Ende des 17. Jahrhunderts gehörte Kehl wieder zum Heiligen Römischen Reich. Dann wechselte die Souveränität mehrmals. In der Zeit zwischen dem Westfälischen Frieden (1648) und dem Ende der Herrschaft Napoleons (1815) hatte der Besitzer Kehls 14-mal gewechselt, die Festung war fünf Mal zerstört und ebenso oft wieder aufgebaut oder instand gesetzt worden. Schließlich kam die Festung nach dem Sturz Napoleons zu Baden, wurde aber ab 1815 aufgrund des Friedensvertrags von Paris geschliffen. Auf der freigewordenen Fläche wurde die Stadt Kehl mit den Steinen der Festung aufgebaut. 

Erinnerung  an die Festung Kehl

Ich überquere die Kinzig, der ich am Anfang der Fahrradtour hinter Freiburg schon einmal begegnet bin. Dann kommt die Oberrheinische Tiefebene, flaches Land, ebene Strecke.


Die Oberrheinische Tiefenebene ist ein 300 Kilometer langer und bis zu 40 Kilometer breiter Grabenbruch am Oberrhein (Basel bis Frankfurt/Main). Durch den Einbruch vor 50 bis 20 Millionen Jahren wurden die Randbereiche angehoben. Es entstanden der Schwarzwald auf der östlichen und die Vogesen auf der westlichen Seite des Rheingrabens. Im Rheingraben entstand vor etwa 19 Millionen Jahren durch Vulkanausbruch der Kaiserstuhl. Bei der Entstehung des Grabenbruchs reichte der tief in die Erdkruste hinein. Durch Sedimentablagerungen wurde die Vertiefung später verfüllt. 

Die Radtour verläuft fast parallel zum Rhein. Rheinbischofsheim und Rheinmünster mit dem Ortsteil Schwarzach sind die größeren Orte. Hinter Schwarzach, bei Hügelheim, biegt meine Tour vom Rhein ab, Richtung Rastatt. 

Rastplatz vor Linx

Bischofsheim gehörte zum Landbesitz des Straßburger Bischofs. Wahrscheinlich ist daraus der Name des Dorfes abgeleitet worden, das Ende des 13. Jahres als Lehen des Bischofs an eine Herrschaft Lichtenberg gegeben wird. Wie damals üblich besaßen Klöster (Kloster Allerheiligen im Schwarzwald, Kloster Gegenbach im Kinzingtal) und Kirchen (Jung-Sankt-Peter in Straßburg) Höfe und Güter in der Gemarkung als Pfründe.

Die für den Ort zu große Kirche wird von der Kirchengemeinde wegen ihrer Größe manchmal als „Hanauer Dom“ bezeichnet (das Hanauer Land war das Gebiet der Grafen von Hanau am Rhein).  Die Kirche wurde Ende des 19. Jahrhunderts auf den Fundamenten einer vorher mehrfach abgebrannten Kirche errichtet. Dass sie so groß gebaut wurde, lag auch daran, dass der Großherzog von Baden einen großen Anteil der Reparationszahlungen Frankreichs nach dem Deutsch-Französischen-Krieg erhielt und sie auch für den Kirchen- und Schulbau verwandte. 

Der "Hanauer Dom"

Kloster Schwarzach

Der Name Rheinmünster ist 1974 beim Zusammenschluss mehrerer Gemeinden in Anlehnung an das Münster in Schwarzach gewählt worden. Das Münster ist die Kirche St. Peter und Paul des ehemaligen Bendediktinerklosters in Schwarzach. 


Die romanische Klosterkirche


Altar


Barocker Schrein mit den Gebeinen der Heiligen Rufina,
die im Jahr 260 in Rom enthauptet wurde.
Nach einer Information in der Kirche erhielt die Frau eines Gardehauptmanns der Schweizer Garde des Papstes die Reliquie von Papst Innozenz X.. Über den Abt von St. Blasien sei die Reliquie 1653 nach Schwarzach gekommen. 



Die bronzene Kirchentür

Türgriffe außen und innen

Der Ursprung des Klosters war das 748/749 gegründete Kloster Arnulfsau auf einer damaligen Rheininsel. Nach einem Bauernaufstand wurde es etwa 826 auf das rechte Rheinufer verlegt, wo sich danach die Ortschaft Schwarzach entwickelte. 

Aus den Einnahmen des Klosters wurde (wohl jedenfalls teilweise) der erste Bau des Straßburger Münsters finanziert. 1014 gab der römisch-deutsche Kaiser das Kloster als Lehen an den Bischof von Straßburg, um den Neubau des zerstörten karolingischen Vorgängerbaus, der ersten steinernen Kirche, zu finanzieren. Später wechselte die Herrschaft über das Kloster, nach dem Bischof von Straßburg war es eine Zeit lang auch der Bischof von Speyer. 

Die Klosterkirche wurde Anfang des 12. Jahrhunderts gebaut, als ein Mönch des Klosters Hirsau im Nordschwarzwald Abt wurde. Sie wurde wie die Hirsauer Klosterkirche St. Peter und Paul gewidmet. 


Modell der Klosteranlage

Klostertor und Wirtschaftsgebäude

Das Beinhaus, 1521/22 errichtet.
Das Beinhaus gehörte zur Friedhofsanlage des Klosters.  Hier wurden die exhumierten Gebeine von vor längerer Zeit Verstorbener aufbewahrt, um auf dem Friedhof Platz für Neuzugänge zu machen. Die Beerdigungen fanden im Mittelalter nicht im Sarg statt, sondern häufig nur in Tüchern oder Säcken.


Kapitel aus der Kirche, um 1170 entstanden
1888 ausgebaut und durch eine Kopie ersetzt

1802/1803 wurde das Kloster säkularisiert. Das Vermögen ging an die Markgrafschaft Baden. Teile der Abtsjuwelen (das Kloster war wohl sehr reich) wurden in die badische Krone eingearbeitet, die 1806 anlässlich der Erhebung Badens zum Großherzogtum von Karl Friedrich von Baden in Auftrag gegeben wurde. Fertig wurde sie allerdings erst zu seiner Beisetzung 1811 und getragen wurde sie nie.

 

Historisches Fachwerkhaus gegenüber dem Kloster.
Nach dem Wirtshausschild dürfte es das Wirtshaus zum Rössl gewesen sein.


Bei Hügelheim komme ich an einem Hügel vorbei, der sich in der flachen Landschaft deutlich abhebt. Es ist, wie eine Informationstafel ausweist, ein frühkeltisches Fürstengrab. Jünger ist der westlich davon gelegene Flugplatz Karlsruhe/Baden-Baden. Bis 1993 war hier der Militärflugplatz der Canadischen Streitkräfte. Er wurde im Rahmen der Nato-Verteidigungsplanung errichtet (1953). 


Rastatt

Regierungsbezirk Karlsruhe 
50.000 Einwohner 

Ende des 17. Jahrhunderts wurde der kleine Marktflecken Raststatt (Marktflecken: Ansiedlung mit dem Recht, einen Markt abzuhalten) nach fast vollständiger Zerstörung (Pfälzischer Erbfolgekrieg, Frankreich wollte seinen Einfluss im Deutschen Reich sichern) wiederaufgebaut. Gleichzeitig ließ sich der Markgraf von Baden-Baden in Rastatt ein neues Schloss bauen und verlegte seine Residenz 1705 von Baden-Baden (die Residenz war im Pfälzischen Erbfolgekrieg niedergebrannt worden) hierher. Und da ein Marktflecken für eine Residenz zu klein erscheint, wurde der Ort zur Stadt erhoben. 

Rastatt blieb bis zum Ende der Markgrafschaft Baden-Baden (katholische Markgrafen) deren Residenz. 1771 kam Baden-Baden durch Erbschaft an die Markgrafschaft Baden-Durlach (evangelische Markgrafen) und die einheitliche Markgrafschaft Baden erstand wieder, mit der Residenz in Karlsruhe. 

Das Residenzschloss in Rastatt war ursprünglich nur als ein Jagdschloss geplant. Nachdem aber französische Truppen das Residenzschloss in Baden-Baden niederbrannten (1689 Pfälzischer Erbfolgekrieg), entschied sich der Markgraf von Baden, den begonnenen Bau des Jagdschlosses zu einem Residenzschloss zu erweitern. Da er davon träumte, die Kurfürstenwürde zu erlangen, sollte das Schloss ein repräsentativer Prachtbau werden, das Schloss der französischen Könige in Versailles als großes Vorbild. 

Das Residenzschloss:





So entstand das älteste Barockschloss am Oberrhein. 1701/1702 zog der Herzog in den noch nicht ganz fertigen Bau ein. 1705 folgte der Hof, die herzogliche Verwaltung. Viel Zeit verbrachte der Herzog nicht in seinem Prunkbau, 1707 starb er an einer Kriegsverletzung (er kämpfte in der kaiserlichen Truppe u.a. gegen die Türken und im Spanischen Erbfolgekrieg). Französische Truppen besetzten das Schloss von 1707 bis 1714. Danach kehrte die Herzogs-Witwe zurück. Bis zum Ende ihrer Regierungszeit 1727 ließ sie das Schloss sanieren, baute neben anderem das Lustschloss Favorite und die Schlosskirche. Ihr Sohn residierte bis zu seinem Tod 1771 in Raststatt. Dann war die Zeit als Residenz vorbei. Die Markgrafschaft Baden-Baden ging durch Erbvertrag an die Markgrafschaft Baden-Durlach. Karlsruhe wurde die neue Residenzstadt. 


Pfusch am Bau gab es auch schon beim Bau des Schlosses. Der italienische Baumeister Rosse, der schon in Prag und Wien für große Adelsfamilien gearbeitet hatte, verwendete beim Bau des Rastatter Schlosses nicht genügend abgelagertes Bauholz. Die Flachdächer wurden undicht und wurden später durch Satteldächer ersetzt. Die Markgräfin ließ ihn zur Durchsetzung von Schadenersatz in Italien verhaften. Ob er zum Schadensausgleich herangezogen werden konnte, wird nicht berichtet. Nach seiner Verhaftung wurde er bald wieder auf freien Fuß gesetzt. 

Die Schlosskirche wurde von der Herzogswitwe
neben ihren Privatgemächern im Residenzschloss errichtet

Im Rastatter Schloss sind heute das Amtsgericht Raststatt, das Wehrgeschichtliche Museum (1934 als Badisches Armeemuseum gegründet, seit 1956 im Rastatter Schloss, Schwerpunkt ist die Militärgeschichte Südwestdeutschlands von 1500 bis 1800) und die Erinnerungsstätte für die Freiheitsbewegungen in der deutschen Geschichte (1974 eröffnet, Rastatt war ein wichtiger Schwerpunkt der Badischen Revolution und der Freiheitsbestrebung von 1848) untergebracht. Die Möglichkeit zur Besichtigung des Schlosses nutzte mir nichts, ich war erst am Abend nach der Schließungszeit in Raststatt. 


Das Museumstor trennt den Schlosspark von der Stadt
(der Name erinnert an die Museumsgesellschaft nebenan)


Im Murgpark oberhalb des Murg-Flusses in der Nähe des Schlosses:

Einsiedelner Kapelle von 1715
(Kapelle Maria Einsiedeln oder Schwarze Madonna von Einsiedeln)
Gestiftet von der Markgräfin. Eine Nachbildung der Gnadenkapelle
in Maria Einsiedeln in der Schweiz (Dorthin war die Markgräfin 
mehrmals gepilgert. Sie suchte dort Trost und Zuspruch. Von 9 ihrer Kinder erlebten nur 3 das 10. Lebensjahr.). 


Pagodenburg
Teehaus der gräflichen Familie. Auch von der Markgräfin
in Auftrag gegeben. Vorbild war die Pagodenburg im 
Münchener Schlosspark Nymphenburg.


Der Wasserturm ist neueren Datums (1901). 
Er steht  neben der Pagodenburg am Rand des Murgparks oberhalb des Flusses. Nach der Niederlegung der Festung Rastatt wuchs die Stadt auf den freien Flächen.

Das Kehler Tor am Stadtgarten
Ab 1842 wurde 10 Jahre lang die Bundesfestung Rastatt gebaut. Es war die Zeit zwischen der Niederlage Napoleons 1815 und dem Beginn des Deutsch-Französischen Krieges 1870 (als Teil der von Bismarck betriebenen Einigungskriege). Die Festung wurde 1890 aufgegeben, da die Westgrenze des Deutschen Reiches nach Westen verschoben wurde. Die Festungsanlagen wurden zum Abbruch an die Stadt Rastatt verkauft. Nur wenige Reste sind erhalten geblieben, darunter das Kehler Tor.


Übernachtung im Hotel Ibis 














Abendessen im Lehners Wirtshaus

Zum Abschluss noch einmal schwäbische Maultaschen