Rom
Reise des Freundeskreises der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS)
im Mai/Juni 2016

Der Freundeskreis wurde 1999 gegründet. Wir waren das erste Mal dabei und haben eine sehr nette Gruppe getroffen. Zum Schluss haben wir noch drei Tag allein ein bisschen mehr Rom erkundet. Einige Eindrücke,  Informationen und Hintergründe, die mich interessierten,  habe ich festgehalten

                           Die Erläuterungen  stammen meist aus Wikipedia- und                                anderen Artikeln im Internet, ohne einzelne Zitierungen


Zu dem Reisebericht gibt es  ein Foto-Album
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Überblick:

(1)    Übernachtung im Gästehaus des Deutschen Ordens
(2)   Einige Teilnehmer und unser Rom-Führer                            
(3)   Rom
(4)   Antikes und christliches Rom ganz in der Nähe
(5)   Spaziergang durch das antike Rom
(6)   Spaziergang zu Viert
(7)   Spaziergang zu Zweit
(8)   Die Bauten des christlichen Rom
(9)   Die Umgestaltung der Stadt
(10)  Ostia Antica
(11)   Ausflug in die Albaner Berge                             


(1)  Im Gästehaus des Deutschen Ordens

Wir haben im Gästehaus des Deutschen Ordens übernachtet.

Das Gästehaus, die Casa di Procura dell‘ Ordine Teutonico, besteht seit 1957 zusammen mit der Prokura des Deutschen Ordens beim Heiligen Stuhl (Vertretung des Ordens beim Vatikan) im selben Haus. Es liegt an  der Via Nomentana 421 und ist mit dem Bus Linie 60 zur Piazza Venecia sehr gut mit der Innenstadt verbunden.
  
          Der Deutsche Orden
Im vergangenen Jahr, 2015, feierte der Orden seinen 825-jährigen Gründungstag. Vor 51 Jahren, 1965, wurde das Familiaren-Statut gegründet. Seit dem hat der Orden drei Säulen: Brüder (Priester), Schwestern, (Deutschordensschwestern), Familiare (Männer und Frauen weltlichen oder geistlichen Standes,  die den Orden unterstützen und der Autorität des Hochmeisters unterstehen. Bekannte Familiare waren/sind u.a. Franz-Josef Strauß und Edmund Stoiber). Der Sitz des Hochmeisters des Deutschen Ordens ist im Ordenshaus in Wien.
Heute hat der Orden etwa 1000 Mitglieder, davon rd. 100 Priester, 200 Schwestern und 700 Familiare. Der Orden besteht hauptsächlich in Deutschland, Österreich und Südtirol-Italien. Gästehäuser sind in Rom (s.o.), Wien (am Sitz des Hochmeisters)   und Gumpoldskirchen (Niederösterreich, Deutschordensschloss). 

Der vollständige Name des Ordens ist "Brüder vom Deutschen Haus Sankt Mariens in Jerusalem". Er wurde 1190 in Akko im Heiligen Land gegründet, zunächst als Spitalbruderschaft und seit 1198 auch als ritterliche Kampfgemeinschaft zum Schutz der Pilger im Heiligen Land. Das Feldspital in Akko war eine Gründung bremischer und lübischer Kaufleute während der Belagerung Akkos im Dritten Kreuzzug. Nach Johannitern und Templern war der Deutsche Orden der dritte der großen geistlichen Ritterorden der Kreuzzugzeit.

Die große Zeit des Ordens war im 14. Jh. mit der Bildung des Deutschordensstaates im Baltikum und Ost- und Westpreußen. Es war das bestorganisierte Staatswesen im damaligen Europa. Regierungssitz war die Marienburg in Ostpreußen. In den Auseinandersetzungen mit Polen verlor der Ordensstaat dann große Gebiete. Die Reformation in Deutschland brachte das Ende des Ordensstaates. Der Ordensmeister trat zum Luthertum über und wandelte den Ordensstaat in ein erbliches Herzogtum um. Durch Erbfolge kam es als Herzogtum Preußen zur Mark Brandenburg und bildete eines der Kernländer des preußischen Staates (ausführlicher im Bericht Radreise nach Danzig).

Im Heiligen Römischen Reich bestand der Orden mit großem Grundbesitz insbesondere in Süddeutschland und Österreich weiter. Aber nach der Säkularisierung im 19. Jh. und später nach dem 1.Weltkrieg gingen wesentliche Vermögensteile verloren. Seit 1929 ist der Deutsche Orden nur noch ein geistlicher Orden. Heute hat er noch etwa 1000 Mitglieder (s.o.).

(2) Einige Teilnehmer und unser Rom-Führer

Wir kannten uns vorher nicht, aber wir verstanden uns sofort sehr gut. Bettina und Wilhelm H. aus Kronberg. Zu Wilhelm gab es sogar einen weitläufigen Bezug, er kennt unseren Freund aus Studienzeiten, Helmut M., der auch bei Siemens in Erlangen gearbeitet hat. Brigitte und Stefan G.  aus Wertheim. Stefan war Oberbürgermeister von Wertheim ob der Tauber. Klaus A, und Marie S. aus Kleinmachnow. Klaus arbeitet noch als Trainer und Coach und davor in der Pharmabranche, Marie macht Personalentwicklung. Marlies W. aus Wiesbaden, die u.a. als Chefsekretärin bei der AEG gearbeitet hat und fast jedes Jahr noch die Oxford-Summer-Akademie besucht. Christine Wagner, die sich um Marketing und PR  bei der KAS kümmert, und um den Freundeskreis. Dies war für uns der „engere Kreis“, insgesamt waren wir mit dem Ehepaar Margedant, das die Reise organisiert hatte, 23 Teilnehmer. Zu erwähnen sind noch Frau Renate P.-M. aus München, die etwas früher abreisen musste. Das Ehepaar H. kam aus Bad Lauterberg am Harz. Und aus Berlin kamen noch Frau G.-S. und Ulrich S., der im Bundespresseamt arbeitet.

Herauszuheben ist unser Reiseführer in Rom, Matthias Giger, aus dem Kanton St. Gallen in der Schweiz. Er hat als Bub aus dem Voralpen-Land den Beruf des Käsers gelernt, bis es ihn nach Rom zur Päpstlichen Schweizer Garde zog. Dort hat er 8 Jahre Dienst, zuletzt als Vice-Korporal, geleistet und sein Interesse an der Geschichte des Vatikans und der Ewigen Stadt entdeckt. Jetzt hat er sein Hobby zum Beruf gemacht und ein Reisebüro gegründet und führt Gruppen zu den interessantesten Orten in Rom und der Umgebung. Er war ein hervorragender Erklärer und Vermittler der Geschichte und Geschichte

Die Päpstliche Schweizer Garde

Die Päpstliche Schweizer Garde entstand 1506. Damals hat der Papst zu seinem Schutz Schweizer Reisläufer (Reisige – von reisen, Reise im Sinne von Kriegsfahrt. Reisige waren bewaffnete Reiter, Reisläufer waren Kämpfer zu Fuß), zu seinem Schutz angeworben. Reisläufer verdingten sich selbständig fremden Kriegsherren, um der Armut zu entgehen. Sie waren in Europa begehrte Söldner. 
Heute hat die Päpstliche Schweizer Garde 110 Mann, davon 78 Helebardiere und 32 Offiziere und UnteroffiziereMathias Giger war einer der 10 Vice-Korporale. 
Neben der Garde gibt es noch die Päpstliche Genarmerie.

Mit Mathias Giger haben wir Ostia Antica erlebt, er hat uns die Vatikanischen Gärten, den Vatikan (wir wissen jetzt, wo Papst Franziskus und der ehemalige „deutsche“ Papst Benedikt wohnen) und die Engelsburg erklärt und mit ihm sind wir durch Rom spaziert und in die Albaner Berge südlich von Rom gefahren.

Die Konrad-Adenauer-Stiftung in Rom, in der Nähe der Piazza Navona, haben wir beim Stadtrundgang natürlich auch besucht. Das Büro wurde  1977 eröffnet. Silke Schmitt, Wissenschaftliche Mitarbeiterin des Büros, hat die Arbeit der KAS engagiert vorgestellt. Es ist schon beachtlich, was die fünf Mitarbeiterinnen alles für die Stiftung in Italien organisieren und berichten.

(3) Rom

Einige Informationen über die Stadt, die Ziel unseres Interesses war:

Als Gründungsdatum Roms wird 753 v.Chr. angenommen. Bei Ausgrabungen auf dem Palatin (einer der sieben Hügel Roms und ältester bewohnter Teil der Stadt) fand man  Siedlungsreste schon aus der Zeit um 1000 vor Christus.


Antike und christliche Zeitrechnung

Ab dem Gründungsjahr 753 v,Chr.  zählt der Römischen Kalender die Jahre. Die Einführung dieser Zeitrechnung (a.u.c. - ab urbe condita, ab Gründung Roms) erfolgte aber erst später rückwirkend, zuvor wurden die Jahre nach den Konsuln gezählt.

Julius Cäsar (Wir treffen auf ihn im Forum Romanum) hat in seiner Regierungszeit den Julianischen Kalender eingeführt. Er hat 11 Monate mit 30 bzw. 31 Tagen und den 12. Monat mit 28 Tagen. Alle 4 Jahre gibt es ein Schaltjahr (das kommt uns alles  bekannt vor). Der Jahresanfang wurde auf den 1. Januar gelegt (vorher war es der 1. März und Januar und Februar waren die letzten Monate im Jahr). 

Teile der orthodoxen Kirche begehen ihre Feiertage noch heute nach dem Julianischen Kalender. Er weicht um 13 Tage vom Gregorianischen Kalender ab, das Weihnachtsfest fällt auf den 7. Januar.

Im 16. Jh. kam der Gregorianische Kalender, der Fehlzählungen  des Julianischen Kalenders behob.

Der Beginn der christlichen Zeitrechnung (n.Chr.) setzte sich etwa um 1000 n.Chr. durch. Das Datum der Geburt Christi hatte bereits Anfang des 6. Jh. ein Mönch in Rom auf das Jahr 754 a.u.c. (nach Gründung Roms) aus Angaben des Alten und Neuen Testaments bestimmt.

Roms Entwicklung  begann mit einem Bündnis verschiedener kleiner Dörfer mit wenigen hundert bis tausend Einwohnern. 

Dann wuchs Rom in  Jahrhunderten kontinuierlich zu einer Megastadt, die über 1  Million Einwohner hatte (unter Kaiser Augustus, 27 v. Chr. - 14 n. Chr.).

Im Zuge der Verlegung bedeutender Hauptstadtfunktionen nach Byzanz (später in  Konstantinopel nach Kaiser Konstantin umbenannt, heute Istanbul) um 330 n.Chr.  sowie der Teilung des Reiches in West- und Ostrom und des Verfalls des Weströmischen Reiches im 5. Jahrhundert nahm die Bevölkerung deutlich ab und sank rasch bis zum Jahr 530 n.Chr. auf etwa 100.000 Einwohner. Im frühen Mittelalter war Rom mit 20.000 Einwohnern nur noch eine Kleinstadt.

Erst mit dem Aufstieg des Kirchenstaates blühte Rom erneut auf und konnte als christliches  Wallfahrtszentrum bis zum Ende des 19. Jahrhunderts seine Einwohnerzahl wieder auf 230.000 Einwohner steigern. 

Im 20. Jahrhundert wuchs Rom erneut zur Millionenstadt heran. Heute hat Rom über 2,5 Millionen Einwohner, in der Provinz Rom wohnen 3,8 Millionen (Berlin hat 3,5 Millionen Einwohner).

(4) Antikes und christliches Rom ganz in der Nähe

Ganz in der Nähe des Gästehauses des Deutschen Ordens ist das Mausoleum der Constanza neben der Basilika Sant Agnese fuori le mura (vor den Mauern) und über der Katakombe Sant Agnes. Überall in Rom sind Gebäude, Denkmäler, Ruinen, Erinnerungen an das antike und christliche Rom zu sehen. 

Die St. Agnes Katakombe

ist etwa 3 km vor der Aurelischen Mauer (Stadtmauer Roms, unter Kaiser Aurelian (270 – 275 n.Chr.) als Schutz vor germanischen Stämmen gebaut, 19 km lang). Teile der Katakomben sollen auch unter dem Grundstück des Deutschen Ordens  sein. Die unterirdischen Gänge sind 10 km lang und in mehreren Ebenen angelegt.

Katakomben sind Begräbnisstätten. Sie mussten nach römischem Recht außerhalb der Stadtmauern sein. Bis zum 1. Jh. n.Chr. war die Feuerbestattung allgemein vorherrschend. Danach  gingen die senatorischen Familien (also die Führungsschicht) zur Leichenbestattung in Sarkophagen über. Für Christen kam nur die Leichenbestattung in Frage. Da die Grundstücke für Begräbnisplätze teuer waren, ging man schon in vorchristlicher Zeit dazu über, auch für Urnen unterirdische Grabkammern anzulegen, das durch den relativ weichen Tuffstein (vulkanisches Eruptivgestein) gut möglich war.

In der St. Agnes Katakombe wurde die später heiliggesprochene Agnes, Tochter einer römischen Adelsfamilie, bestattet. Sie sollte als 12-jährige den Sohn des römischen Präfekten heiraten, weigerte sich aber, weil sie Christus die Ehelosigkeit gelobt habe. Sie wurde zum Tode verurteilt.

Da nach römischem Recht die Hinrichtung von Jungfrauen verboten war, sollte sie vorher durch den verschmähten Bräutigam vergewaltigt werden. Das soll misslungen sein, ebenso die Verbrennung. Daraufhin wurde sie enthauptet, so wie man Lämmer tötet (darum wird die Heilige Agnes oft mit einem Lamm abgebildet. Am Gedenktag der Hl. Agnese segnet der Papst in der Agnes-Kirche Lämmer, aus deren Wolle das Pallium für die neu ernannten Erzbischöfe hergestellt wird. Pallium ist ein Band, das über dem Messgewand getragen wird).

Der Kopf der Agnes soll in der von Borronimi (einer der großen Architekten – wir begegnen ihm noch öfter) errichteten Kirche St. Agnese in Agone an der Piazza Navona (neben der St. Agnese vor den Mauern die zweite Agnes-Kirche in Rom) beerdigt sein, der Körper in der Katakombe (etwa 250 n.Chr.).              

Die meisten Grab-Nischen in der Katakombe sind leer, da die Gräber im 18. Jh. geplündert und  die Leichenreste als Reliquien zu verkauft wurden
Zur Erkennung der Gräber wurden Tonziegel mit Berufsbezeichnungen angebracht und mit Symbole geschmückt: Anker (Christus ist der Rettungsanker), Taube (sie stellt die Seele des Verstorbenen dar),  Palmenblatt (der Sieg des Lebens über den Tod durch die Wiederauferstehung). Die Gräber reicher Verstorbenen waren mit Marmor verkleidet. Auch davon ist nur noch wenig erhalten.
















Mausoleum der Constanza 
und die Basilika Sant Agnese

Über der Katakombe ließ die Tochter Konstantins des Großen, Constantina, im 4. Jh. eine Basilika errichten. Heute sind nur noch Mauerreste zu sehen. 

Neben der Basilika ließ sie für sich ein Mausoleum bauen (ein Rundbau entsprechend dem kaiserlichen Rang), der noch gut erhalten ist. Im Mausoleum befindet sich heute eine Kopie des Sarkophags, das Original ist in den Vatikanischen Museen. Nach der Heiligsprechung der Constantina wurde das Mausoleum ein Baptisterium (Taufkapelle) und später  als Kirche Santa Constanza geweiht.
Die heutige Kirche St. Agnese fuori le mura, (der Nachfolgebau der verfallenen ersten Basilika) wurde im 7. Jh. errichtet. Der Altar soll genau über dem Grab der Agnese (in der Katakombe) liegen.

An der Via Nomentana, zwei oder drei Busstationen vom Gästehaus entfernt, ist auch die offizielle Residenz Mussolinis als italienischer Ministerpräsident, die Villa Tolonia.  Der Park ist heute öffentlich zugänglich und die Villa ein Museum.



Im nächsten Kapitel:
(5)   Spaziergang durch das antike Rom                               



SPANIEN – DURCH DIE NÖRDLICHEN REGIONEN

Mai 2017

Nordspanien war das Ziel unserer gemeinsamen Reise. Reinhard und seine Frau Therese, meine Frau und ich waren vom 8. bis 20. Mai dieses Jahres (2017) dort. Reinhard kenne ich aus der Zeit der Jungen Union.

Gestartet sind wir in Bilbao (Anreise mit dem Flugzeug) und dann sind wir mit einem Mietwagen nach San Sebastian, Burgos, Leon, Santiago de Compostela (Land-Route) und zurück über Ribadeo, Santillana del Mar wieder nach Bilbao (Küsten-Route) gefahren. Meine Frau und ich sind danach noch zwei weitere Tage in Bilbao geblieben.

Die Fahrt ging durch die spanischen Regionen Baskenland (Pais Vasco - baskisch: Euskal), Kastilien und Leon (Castilla y León), Galicien (Galicia) und zurück an der Küste durch Asturien (Asturia), Kantabrien (Cantabria) wieder ins Baskenland.


Unser Weg von Bilbao nach Santiago de Compostela
und wieder zurück nach Bilbao 

Ich habe die Stationen und das, was wir gesehen haben, beschrieben. Um das Gesehene und Erlebte auch ein bisschen besser einordnen zu können,  ist im Anhang an diese Reisebeschreibung die Geschichte Spaniens und Nordspaniens als Überblick zusammengefasst. 

                    Die Beschreibungen stammen hauptsächlich aus Wikipedia-  
                    und anderen Artikeln im Internet, ohne einzelne Zitierung.

Die Stationen der Reise:

1. Teil: Start und Ziel Bilbao
    (1) Bilbao
2. Teil: Die Land-Route nah Santiago de Comostela
    (2) San Sebastian
    (3) Burgos
    (4) Leon
    (5) Santiago de Compostela
3. Teil: Die Küsten-Route zurück nach Bilbao
    (6) Ribadeo
    (7) Santillana del Mar
4. Teil: Geschichte Spaniens

Nordspanien war das Ziel unserer gemeinsamen Reise. Reinhard und seine Frau Therese, meine Frau und ich waren vom 8. bis 20. Mai dieses Jahres (2017) dort. Reinhard kenne ich aus der Zeit der Jungen Union.

Gestartet sind wir in Bilbao (Anreise mit dem Flugzeug) und dann sind wir mit einem Mietwagen nach San Sebastian, Burgos, Leon, Santiago de Compostela und zurück über Ribadeo, Santillana del Mar wieder nach Bilbao gefahren. Meine Frau und ich sind danach noch zwei weitere Tage in Bilbao geblieben.

Die Fahrt ging durch die spanischen Regionen Baskenland (Pais Vasco), Kastilien und Leon (Castilla y León), Galicien (Galicia) und zurück an der Küste durch Asturien (Asturia), Kantabrien (Cantabria) wieder ins Baskenland.

1. Teil: Start und Ziel Bilbao                               


(1) Bilbao
8. und 9. Mai 2017 
und zwei weitere Tage
Hotel Barcelo in Bilbao
                           
Bilbao wurde im Jahr 1300 gegründet. Schon vor der Stadtgründung bestand eine Stationskapelle für Jakobs-Pilger, die heutige Kathedrale des Apostels Jakobus. Noch früher war dort die römische Siedlung Bellum. In der Zeit wurde dort auch Eisenerz von den Römern abgebaut.

Mitte des 19. Jh. war die Eisenverarbeitende Industrie bedeutend. Ab den 1970er Jahren begann der industrielle Niedergang. Die Antwort darauf war die Umgestaltung und Aufwertung der Stadt ab den 1990er Jahren durch neue Architektur (Guggenheim-Museum, Gestaltung der Metro-Stationen etc.).

Guggenheim-Museum

Das bedeutendste Gebäude in Bilbao ist das Guggenheim-Museum für moderne Kunst. Ein beeindruckender Baukörper, selbst ein Kunstwerk,  große und hohe Räume (die Höhe des Atriums ist 50 m.), keine Wand ist gerade sondern geschwungene Linie bestimmen das Gebäude-Bild (dekonstruktivistischer Baustil). Im Inneren ist eine Sammlung zeitgenössischer Kunst. Der großflächige, 10 m breite Original-Siebdruck „150 vielfarbige Marilyns“ von Andy Warhol ist wie für die  Räume geschaffen. Das Museum wurde 1997 eröffnet. Entworfen wurde es von dem amerikanischen Architekten Frank Owen Gehry.

Gehry entwarf auch die Busstopps in Hannover (halboffene Wartehäuschen als Teil  der Kunst im öffentlichen Raum) und den Gehry-Tower am Steintorplatz (mit  verdrehtem Baukörper).
Das Guggenheim-Museum gehört zu den weltweiten Museen der  amerikanischen Guggenheim-Stiftung (in Berlin betrieb die Guggenheim-Stiftung bis  2012 die Berliner Kunsthalle, heute ist dort die Deutsche Bank  KunstHalle, Straße  Unter den Linden).

Zu der Umgestaltung der Stadt gehören auch die U-Bahnstationen von Norman Foster mit muschelförmigen Eingängen (Postmoderne). Die U-Bahn  wurde   1995 eröffnet.

Norman Foster hat auch die Reichstagskuppel in  Berlin                  entworfen.

Sehenswert ist die 1997 fertiggestellte Zubizuri-Brücke (baskisch, Weiße Brücke), eine Fußgängerbrücke über den Fluss  Nervión, ursprünglich mit Glas-Fußboden. Der Nervión entspringt bei Burgos und mündet nördlich von Bilbao im Golf von Biskaya. Architekt war Santiago Calatrava.

Santiago Calatrava hat auch das Konzertgebäude in Santa Cruz auf Teneriffa entworfen.

Viele Neubauten und viele gut erhaltene Wohngebäude des 19. Jh. bestimmen das Stadtbild. Das Rathaus (Ende des 19. Jh.. Stilrichtung des Historismus) wurde mit einem modernen Anbau versehen, der dazu passt.

Die Markthalle Mercado Ribera muss man besuchen, nicht nur wegen des Fisch-, Fleisch- und Gemüseangebotes sondern auch wegen der Pintxos-Imbisse. Pintxos sind die baskische Art der spanischen Tapas, kleine und leckere Häppchen in unterschiedlichsten Variationen. Sie sind das gastronomische Wahrzeichen des Baskenlandes, eigentlich der gesamten Nord-Region. Und dazu haben wir Txakoli, den Weißwein des Baskenlandes, getrunken.

In der Altstadt sind die Siete Calles (7 Gassen, der älteste Teil der Altstadt, in dem die Handwerker ihre Straßen hatten) und die Plaza Nueva (umgeben von neoklassischen Gebäuden mit Säulengängen). Überall Restaurants mit Pintxos. Am Wochenende war es „brechend voll“, von Einheimischen, die sich dort am Vormittag und Mittag treffen. Am Nachmittag war der Platz fast leer. Am Abend kamen die Touristen.

An den Fenstern fielen uns zwei Plakate auf. Eines, „Etxera“, forderte die Überführung von ETA-Häftlingen in die baskische Region.

Die ETA war eine terroristische  Untergrundorganisation, die lange Jahre die Unabhängigkeit des Baskenlandes von Spanien und auch von Frankreich (s. Geschichte) erzwingen wollte. Die verurteilten ETA-Kämpfer wurden aus Sicherheitsgründen in fernab gelegenen Gefängnissen untergebracht. Jetzt, nach der Aufgabe des Kampfes, fordern die Angehörigen und Anhänger eine Verlegung   in das Baskenland.

Ein anderes Plakat, „Ongi Etori“ heißt die Flüchtlinge in der Stadt willkommen und will die Weltoffenheit Bilbaos demonstrieren.

Die Forderungen auf den Plakaten waren in baskischer Sprache, eine eigenständige Sprache neben dem Spanisch (s.u.). Die Straßenschilder waren zweisprachig, aber sonst dominierte entgegen meinen Erwartungen das Spanische.

Jugendstil-Café Iruna

Sehr schön ist auch das Jugendstil-Cafè Iruna in der Neustadt, eröffnet 1903. Auch wieder eine fast unglaubliche Auswahl unterschiedlicher Pintxos.

In der Altstadt sind noch wichtig: Die Kathedrale de Santiago, gotische Kirche, im 14. – 16. Jh. gebaut. Sie ist eine Basilica minor (Titel-Verleihung erfolgt durch den Papst, höheren Rang haben nur die 6 Hauptkirchen in Rom und Assisi). Das  Teatro Arriaga, Opernhaus, 1890 am Nervión gebaut (Neobarock) musste nach Überschwemmung 1983 komplett neu aufgebaut werden. Arriaga  war  baskischer Komponist (1806 – 1826),  der dort mit  Mozart verglichen wird.

An die Industrie-Stadt Bilbao erinnert nur wenig. Das Gelände der Stahlgießerei  oberhalb der Altstadt wurde ein Park. Nur ein erhaltener Schornstein inmitten der Wiesen und Blumen erinnert noch daran. Früher gab es eine direkte Aufzug-Verbindung von der Altstadt in den Park (der sollte wieder aktiviert werden). Und noch zwei Details der modernen Stadt Bilbao: An verschiedenen Stellen wurden Fahrsteige (flache Rolltreppe, Laufband) gebaut, um das Gehen in der hügeligen Stadt zu erleichtern und Autofahrten zu vermeiden. Bilbao ist eine Sport- und Fahrradstadt. Ein Triathlon kostete uns zwar bei unserer zweiten Fahrt in die Stadt über eine Stunde Zeit, weil wir uns wegen Sperrung einer Fahrbahn vor unserem Hotel durch das unendliche Einbahnstraßen-Gewirr der Stadt kämpfen mussten. Vorbildlich sind aber die Abgrenzungen zwischen Fahrradweg und Straße, die die Autos durch „Höcker“ fernhalten (das sollte man auch in Berlin so machen).

Bilbao war unsere erste Station in Nordspanien. Hier waren wir  (meine Frau und ich) noch zwei weitere Tage im Anschluss an die gemeinsame Rundreise. Wir sind an die Mündung des Nervión, den Ria de Bilbao, nördlich von Bilbao gefahren. Und wir haben Guernika besucht.

Am Nervión befindet sich bei der Stadt Portugalete die Puente Colgante (Hängende Brücke), eine 1893 eröffnete Schwebefähre für Fahrzeuge und Fußgänger über den Ria de Bilbo. Es ist die Älteste ihrer Art. Die Fähre hängt mit Seilen an einer 50m hohen Brücke (das ist die Höhe des Atriums im Guggenheim-Museum), über die wir natürlich gegangen sind.

Rias sind schmale, tief ins Land reichende Meeresbuchten. Ähnlich den Fjorden in Norwegen, aber nicht durch Gletscher gebildet sondern es sind  überschwemmte Mündungsarme von Flüssen. Wir haben sie auch an der Nord-West-Küste gesehen.

Danach sind wir nach Guernika (baskisch Gernika), nordwestlich von Bilbao, gefahren. 1937 bombardierten deutsche (Legion Condor) und italienische Flugzeuge während des Spanischen Bürgerkriegs die Stadt. Es war ein Test für den späteren Krieg. Die Bevölkerung wurde überrascht. Es war Markttag und viele Einwohner aus Bilbao und der Umgebung trafen sich hier und kamen im Bombenhagel um. Das erzählte uns ein Mitarbeiter des Parlamentshauses von Guernika. Kurze Zeit nach dem Angriff malte Pablo Picasso sein berühmtes Bild Gernika, das den Schrecken des Krieges darstellt, es ist heute in Madrid ausgestellt.

1991 wurde in Guernika ein Park der Europäischen Völker zur Erinnerung an das Massaker eröffnet. In ihm sind u.a. Skulpturen von Henry Moore und Eduardo Chillida (baskischer Bildhauer) aufgestellt.

Eine Bronzeskulptur von Henry Moore ist auch im Garten der Kaiserpfalz Goslar aufgestellt, der „Gefallener Krieger“ bzw. „Goslarer Krieger“. Sie soll die Sinnlosigkeit des Todes im Krieg ausdrücken. Ein Abguss der Skulptur steht auf der Rambla in Santa Cruz auf Teneriffa.

Eine Skulptur von Eduardo Chillida, die die Wiedervereinigung symbolisiert, steht vor dem Bundeskanzleramt in Berlin. Gestiftet wurde die Skulptur von einem Münchener Kustsammler.

Am Eingang des Parks steht die Büste Wilhelm von Humboldts als „Freund des baskischen Volkes“. Humboldt hatte auch das Baskenland bereist und mit seiner Schrift „Die Vasken“ wohl erstmals eine umfassende Darstellung über die Basken und ihre Sprache verfasst.

Der Baum von Gernika
Das Parlamentshaus ist Sitz des Provinzparlaments. Es ist zusammen mit dem Baum von Gernika Symbol der baskischen Geschichte. Seit dem Mittelalter fanden hier Ratsversammlungen des Baskenlandes statt (Vertreter der Gemeindebezirke) und die Könige von Kastilien beschworen unter der Eiche von Gernika die baskischen Autonomierechte. Der Stamm eines der alten Eichen ist in dem Denkmal neben dem Parlament aufgestellt - nach der Original-Eiche mussten im Laufe der Zeit einige neue Eichen gepflanzt werden. Die Glasdecke des Parlamentsgebäudes stellt eine Schwurszene unter der Eiche dar. Der Versammlungssaal wurde als Parlaments-Kirche konzipiert, mit politischen und religiösen Funktionen (es gibt ein Taufbecken und einen Altar)

Bilbao hat uns gefallen. Die Stadt mit ihrer unserer Meinung gelungenen Mischung aus Alt und Neu, dem Leben, den Pintxos und dem Txakoli. Erlebens- und lebenswert. Und entgegen allen Warnungen hatten wir Sonnenschein und auf der ganzen Fahrt – fast – keinen Regen.

Das Baskenland (spanisch: País Vasko, baskisch: Euskal Herria oder Euskadi) ist eine autonome Gemeinschaft (Comunidad Autónoma des Pais Vasco, baskisch: Euskal  Autonomia Erkidegoa - s.u. Spanien – Verfassung)  und umfasst die Provinzen Guipúzcoa (baskisch Gipuzkoa, Hauptstadt San Sebastian), Vizcaya (baskisch Bizkaia, Hauptstadt Bilbao), Álava (baskisch Araba, Hauptstadt Vitoria-Gasteiz).
Am Golf von Biskaya gelegen.
Rd. 2 Mio. Einwohner.

Hauptstadt ist Vitoria-Gasteiz (spanisch Vitoria, baskisch Gasteiz). Größere Städte sind Bilbao (Bilbo) und San Sebastian (Donostia).

Das Baskenland gehört wirtschaftlich zu den wohlhabenderen Regionen Spaniens.
BIP Baskenland (Bruttoinlandsprodukt pro Kopf – wirtschaftliche Leistung, im Verhältnis zum EU-Durchschnitt, 2015) Baskenland 119% (EU 100 %, Spanien 90 % , Deutschland 124 %). Katalonien, das seine Unabhängigkeit von Spanien u.a. mit dem Steuerabfluss an den Zentralstaat begründet, liegt bei 107%,  hinter Madrid, dem Baskenland und Navarra.

Zum kulturellen Baskenland  gehören außerdem die spanische Region Navarra und das französische Baskenland

Navarra (offiziell: Comunidad Foral de Navarra, baskisch Nafarroa) ist autonome Gemeinschaft und zugleich Provinz.  Südlich der Pyrenäen gelegen. Teil des ehemaligen Königreichs Navarra.
Rd. 640.000 Einwohner.

Hauptstadt ist Pamplona.
Navarra ist nach Madrid und dem Baskenland die drittwohlhabendste Region Spaniens. In Pamplona ist ein VW-Werk, BSH (Bosch und Siemens Haushaltsgeräte, größter Hausgerätehersteller Europas, jetzt nur noch zum Bosch-Konzern gehörend, auch die Marken Gaggenau, Neff, Constructa, Junker gehören dazu) produziert in der Stadt Estella. In Navarra wurde die NH-Gruppe, drittgrößter Hotelbetreiber in Europa, gegründet.



        

SPANIEN – DURCH DIE NÖRDLICHEN REGIONEN

Mai 2017

2. Teil: Die Land-Route nach Santiago de Compostella                                    

                                                                                          
(2) San Sebastian (baskisch Donostia) Baskenland
10. und 11. Mai 2017 
Hotel Husa Europa in San Sebastian

Von Bilbao sind wir zunächst in Richtung Pyrenäen und französischer Grenze nach San Sebastian gefahren, mit einem Abstecher an die Küste bei Zumaia (auf halbem Weg zwischen Bilbao und San Sebastian). Hinter grünen Wiesen und Weiden ist die Steilküste, an der wir (bei Ebbe) die Wellenstrukturen der gefalteten Gesteinsschichten gut sehen konnten (die Geologen nennen das Flysch, vor Millionen Jahren aus Sandstein- und Tonschichtungen entstanden).

San Sebastian ist das Seebad Spaniens. Es war die Sommerresidenz der spanischen Könige und lange Zeit deren Sommer-Hauptstadt. Und wie bei den Kaiser-Bädern an der Ostsee zog die königliche Präsenz in San Sebastian auch die bürgerliche Gesellschaft an.

Der Ursprung von San Sebastian soll ein Kloster sein, das Anfang des 11. Jh. urkundlich erwähnt wird. Die Könige von Navarra bauten in der Bucht ihren zentralen Hafen, dessen Funktion aber im 14. Jh. auf Bilbao überging.
Der Aufstieg zum Seebad begann Ende des 19. Jh..

Die Stadt war eine Hochburg des baskischen Unabhängigkeitskampfes der ETA (Beginn 1959 während der Franco-Herrschaft bis zum Waffenstillstand 2011). Der Friedensschluss mit der ETA wurde im Palacio Aiete unterschrieben. Der Palast war die Sommerresidenz Francos Heute ist der Palast das "Haus des Friedens und der Menschenrechte" als Mahnung an den Franco- und ETA-Terror.

Eine unendliche Auswahl an Pintxos

San Sebastian ist auch bekannt als Sterne-Stadt (Die Restaurants haben insgesamt 46 Michelin Sterne). Wir haben aber etwas preiswerter und gut in den Pintxos-Restaurants gegessen. Das hohe Niveau der baskischen Küche wird in San Sebastian auch von über 100 Gastronomischen Gesellschaften gepflegt. Sie  kochen gemeinsam (meist Männer) und Nichtmitglieder können bestenfalls als deren persönliche Gäste teilnehmen. Wir hatten also keine Chance.    

Mondän ist das Rathaus an der Promenade. Es ist ein ehemaliges Spielcasino (1914 bis 1918, nur eine kurze Zeit, aber mit Prominenz: Mata Hari, Leo Trotzki und Maurice Ravel waren dort). Die Häuser an der Promenade sind eher einförmig, von einigen Villen abgesehen. Dazu gehört auch die spanische Königsvilla Palacio Miramar, 1889 im englischen Stil gebaut, heute allerdings durch die nah daran vorbeiführende Straße kein Erholungsplatz mehr.
Kathedrale Buen Pastor
2016 war die Stadt zusammen mit Breslau Kulturhauptstadt (das ist ein Titel, der jedes Jahr von der Europäischen Union vergeben wird, der die Vielfalt und Gemeinsamkeit des kulturellen Erbes Europas bewusst machen soll).
Überragend ist die Kathedrale Buen Pastor (zum guten Hirten), 1897 geweiht und im neugotischen Stil erbaut.
Am Hauptplatz der Altstadt, der Plaza de la Constitución, werden die Nummerierungen der Balkone bis heute gepflegt. Die Balkone waren die Logenplätze der Stierkampfarena, als die der Platz genutzt wurde. Die Nummern kennzeichneten die Logenplätze. Insgesamt hatte San Sebastian im Laufe der Zeit 12 Stierkampfarenen.
Einen schönen Überblick über die Bucht und die Stadt hat man vom Monte Igueldo, auf den wir mit der Seilbahn gefahren sind. Gegenüber liegt der Monte Urgull. Dazwischen in der Bucht Bahía de la Concha (Muschel) ist die Isla de Santa Clara (auch Schildkröten-Insel genannt, wegen ihrer Form).

Am zweiten Tag in San Sebastian führte uns ein Abstecher Richtung französische Grenze nach Fuenterrabia (baskisch Hondarribia).

Parador-Hotel in der Burg KarlV.
Die Hafenstadt Hondarribia hat eine fast vollständig erhaltene Stadtmauer, die die historische Altstadt umschließt. Der Legende nach soll die Stadt im 6. Jh. von Westgoten gegründet worden sein. Im Mittelpunkt steht die Burg Karl V. (spanischer König und deutscher Kaiser aus dem Haus Habsburg, s.u. Geschichte), der sie als königlichen Palast umbauen ließ (16. Jh.). Errichtet wurde sie als Festung schon im 10. Jh. durch den König von Navarra. Heute ist der Burg-Palast ein Parador-Hotel.

Paradores de Tourismo de España ist eine staatliche Hotelkette. Gegründet wurde sie Anfang des 20. Jh.. Die Organisation hat das Ziel, historische Gebäude zu nutzen und damit zu erhalten und mit dem Tourismus wirtschaftlich schwächere Gebiete zu fördern. Die Paradores gelten als sehr gut geführte Hotels. Für Leon und andere Städte, in denen wir waren, kann ich das bestätigen, für Ribadeo und Santillana del Mar leider nicht.


(3) Burgos (Castilla y Leon)                                                                        
12. Mai                 
NH-Hotel Palacio de Burgos, ehem. Kloster     

Nach San Sebastian war Burgos die nächste Station. Auf dem Weg lag Vitoria-Gasteiz, die Hauptstadt des Baskenlandes. Vitoria heißt die Stadt auf Spanisch, Gasteiz auf Baskisch. Als offiziellen Namen hat man beide Sprachformen zusammengefasst. An Vitoria-Gasteiz sind wir vorbeigefahren. Wir wollten nicht zu spät in Burgos sein. Trotzdem war die Zeit dort knapp. Wenn wir noch einmal eine solche Reise planen, werden wir immer gleich zwei Übernachtungen für einen Ort vorsehen. Die Zeit braucht man, um die Sehenswürdigkeiten zu sehen und den Ort zu erleben.

Burgos (Castilla y Leon) wurde im Jahr 850 als Befestigung im Kampf gegen die Mauren gegründet. Im 10 Jh. wurde Burgos Hauptstadt der Grafschaft Kastilien und danach 1037 bis 1087 des Königreichs Kastilien-Leon (1087 wurde die Hauptstadt nach Toledo verlegt).
Vom 12. bis 16. Jh. war Burgos Zentrum des spanischen Wollhandels. Dank eines königlichen Handelsmonopols für Merinowolle.
Im spanischen Bürgerkrieg Sitz der nationalistischen Gegenregierung unter Franco.
Heute ist Burgos Hauptstadt der autonomen Region Kastilien-Leon.

Kastilien und León (Castilla y León) ist autonome Gemeinschaft mit den Provinzen Ávila, Burgos, León, Palencia, Salamanca, Segovia,. Es ist die größte Region Spaniens und umfasst die Nordmeseta nördlich von Madrid (Meseta ist das im Zentrum Spaniens liegende Hochland). Flächenmäßig ist sie die größte Region, aber dünn besiedelt.
Rd. 2,5 Mio. Einwohner (durch Abwanderung leben heute genau so viel Einwohner wie vor 400 Jahren).

Hauptstadt ist Valladolid.
Landwirtschaft bestimmt die Wirtschaft (Im 18. und 19. Jh. Getreidelieferant für Madrid). Industrie ist i.w. nur in der Hauptstadt Valladolid (Renault-Autowerke).
BIP Kastilien und Leon 86 % 
(EU 100 %, Spanien 90 % , Deutschland 124 %).

Herausragend ist die Kathedrale Santa Maria, ein prächtiger und monumentaler, gotischer Kirchenbau. Als wir dort waren, wurde der Platz vor der Kirche gerade geschmückt. Burgos feierte sein Blumenfest.

Kathedrale in Burgos

Den Bau der Kirche veranlasste der König von Kastilien im Jahr 1221, um mit einer großen Bischofskirche die Bedeutung seines Landes zu demonstrieren (1217 war er als Ferdinand III König von Kastilien geworden. 1230 fasste er Kastilien, Leon, Asturien und Galicien zu einem Königreich zusammen. Es war die Grundlage für die Befreiung Spaniens von der maurischen Herrschaft.). Nach der Fertigstellung des Hochaltars 1260 ruhte der Bau aber während 200 Jahre. Warum? 1275 begann eine wirtschaftliche Krise, Agrarproduktion und Bevölkerung gingen zurück. Zwischen Adel und König kam es zu Auseinandersetzungen um Macht und Finanzeinnahmen. Vielleicht waren das die Gründe? 1440 wurde dann der Bau durch den Kölner Dombaumeister Johannes von Köln fortgeführt (die Türme der Kathedrale gleichen denen des Baseler Münsters).

Der spanische Nationalheld der Reconquista (der Rückeroberung Spaniens), El Cid (Rodrigo Diaz de Vivar), ist in der Kathedrale begraben (11. Jh.). Gekämpft und geherrscht hatte er zuletzt in Valencia, in der Nähe von Burgos wurde er geboren.

Das Gebäude unseres Hotels war ein früheres Kloster, im 15. Jh. gegründet. Es war kein Paradores-Hotel, hätte aber von der Historie und der Ausstattung durchaus eines sein können. Die ursprünglich zum Kloster gehörende Kirche Iglesia de Nuestra Señora Merced ist immer noch ein aktives Gotteshaus des Jesuitenordens.

Von der alten Stadtbefestigung ist das Stadttor Arco de St. Maria aus dem 14. Jh. erhalten. In der Altstadt ist die Casa del Cordón. Hier wurde Kolumbus nach seiner zweiten Amerikareise 1496  von den Katholischen Königen empfangen, obwohl er entgegen seiner Ankündigung keine Goldvorkommen gefunden hatte. (Auch seine dritte Amerika-Fahrt war nicht erfolgreich, inzwischen hatte Vasco da Gama für Portugal den Seeweg nach Indien entdeckt, den Columbus mit seiner ersten in Amerika endenden Fahrt finden wollte.). 1515 wurde in der Casa del Cordón von der Cortes (Ständeversammlung)  die Zugehörigkeit des Königreichs Navarra  zur Krone von Kastilien  beschlossen (nachdem 1512 Navarra erobert worden war). Jetzt ist in dem Gebäude eine Bank.

Eine der Bronzetafeln: Die Kathedrale
Das Castillo de Burgos ist nicht weit von der Kathedrale entfernt auf einem Hügel. Hier hat man einen schönen Blick über die Stadt und ihre Sehenswürdigkeiten. Gebaut wurde die Festung während der Reconquista (um 884) zur Sicherung von Burgos. In der Zeit Napoleons besetzten französische Truppen die Burg. Auf der Terrassenmauer sind die Sehenswürdigkeiten der Stadt auf Bronzetafeln in der jeweiligen Blickrichtung abgebildet (Catedral, Arco Fernán Gonzales (Triumphbogen einer Familie), Casa del Cordón, Monasterio de la Hueldas, El Cid).

Das Monasterio de la Hueldas, etwas außerhalb der Altstadt,  wurde 1187 als Zisterzienserinnen-Abtei gegründet. Das Gebäude war zuvor königliche Residenz in Burgos und wurde vom König dem Orden gestiftet. Es war ein reiches Kloster, ausgestattet mit 60 Herrschaften und Dörfern, und diente als Begräbnisstätte der Königsfamilie.

Die Landschaft um Burgos muss reichlich Wiesen und feuchte Biotope haben. Mitten in der Stadt und in der ganzen Umgebung sahen wir zahlreiche besetzte Storchennester.


(4) Leon (Castilla y Leon)      
13. Mai
Hotel Parador Leon, ehem. Convento San Marco       

Von San Sebastian aus sind wir zunächst durch das Kantabrische Gebirge in südwestlicher Richtung gefahren. Vor Burgos haben wir die Hochebene der nördlichen Meseta erreicht, die im Süden bis an den Duero reicht, der in Richtung Portugal fließt. Durch diese Hochebene sind wir von Burgos bis Leon gefahren.

Der Ursprung Leons ist ein römisches Militärlager (74 n.Chr.). Von hier aus wurden die aufständischen Bergbewohner Asturiens und Kantabriens kontrolliert. Außerdem mussten die Goldtransporte aus den Minen in den Las Médulas (s.u.) gesichert werden.  Die Reste einer römischen Stadtmauer sind noch in der Altstadt erhalten.
Nach den Römern kamen die Westgoten. 712 erfolgte die Eroberung durch die Mauren. 856 erfolgte die Rückeroberung durch den König von Asturien. 914 wurde Leon die Hauptstadt des gleichnamigen Königreichs. In einem Feldzug der Mauren wurde sie zerstört und anschließend wieder aufgebaut. Sie war eine wichtige Station auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela.

Convento San Marco

In Leon erwartete uns das ehem. Kloster Convento de San Marco, unser Parador-Hotel in Leon. Ein großer und prächtiger Renaissance-Bau, die Außenfassade (über 100 m lang) und die Inneneinrichtung gewaltig und schön. Die zum Convento gehörende Kirche ist als Hochzeitskirche beliebt. Wir erlebten gleich zwei im Stundentakt.
                                                                                                                             
Das Gebäude des Convento de San Marco wurde von den Katholischen Königen als Klosterbau im 16. Jh. in Auftrag gegeben. Das Eingangsportal und der Uhrenturm entstanden mit der westlichen Fassade 150 Jahre später.
Vorgängerbau ist ein Pilgerhospiz aus dem 12. Jh. Dann befand sich hier das Haupthaus des Santiago-Ordens. Der Orden wurde als Ritterorden zum Schutz der Pilger auf dem Weg nach Santiago de Compostela gegründet (am Schutz der Pilger beteiligten sich und verdienten auch andere Orden, so der Templerorden). Die Santiago-Ordensritter nahmen auch an der Reconquista teil und besiedelten nach der Rückeroberung  große Regionen in Andalusien und Murcia. Im 16. Jh. ging die Ordensleitung auf die Krone Spaniens über (nach der Vereinigung von Kastilien und Aragón).
Während des Spanischen Bürgerkriegs war in dem Gebäude ein Konzentrationslager, in dem zahlreiche Franco-Gegner ermordet wurden. Seit 1964 befindet sich in einem Teil des Komplexes das Parador-Hotel.

Das 16. Jh. ist das Siglo de Oro, das Goldene Zeitalter Spaniens. Nach dem Abschluss der Reconquista und der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus stieg Spanien zur wirtschaftlichen und politischen Macht in Europa auf.

Verfassungsgeschichtlich interessant ist die Basilika San Isidor, vom 10. bis 12. Jh. im romanischen Stil gebaut. Es ist die Grabstätte des heiliggesprochenen Isidor von Sevilla. Er war im 7. Jh. ein bedeutender Kirchenlehrer der Westgotenzeit und einer der bedeutendsten Gelehrten des Frühmittelalters.
1188 fand in der Basilika des Klosters San Isidor die erste Cortes im Königreich Kastilien statt, an der auch Vertreter der Städte (neben Adel und Klerus) teilnahmen.

Gemeinhin wird das englische Parlaments-System als Ursprung des Parlamentarismus angesehen. Aus königlichen Beratern entwickelte sich der Rat der Könige (Kleriker, Adlige, Ritter der Grafschaften), der nach und nach Mitspracherechte erkämpfte, u.a. bei der Steuererhebung und der Budgetaufstellung. 1265 trat in Westminster Hall erstmals ein Rat zusammen, an dem auch Vertreter der Städte (Bürgerliche) teilnehmen durften. Dies gilt als Ursprung des heutigen Unterhauses.
Die Cortes von Leon war aber schon 1188  unter Beteiligung von Vertretern der Städte zusammengetreten und wird darum von der UNESCO als das älteste dokumentierte Zeugnis des europäischen parlamentarischen Systems bezeichnet.

Eines der Glasfenster
Beeindruckend waren die Glasfenster der gotischen Kathedrale Santa María de Regla (die Fotos können das nur teilweise wiedergeben). Einige Fenster sind zumindest teilweise noch aus dem 13. Jh..


Ursprünglich waren auf dem Grundstück der Kathedrale die Thermen einer römischen Legion (1. Jh. n.Chr.). Während der Reconquista wurden die  Bäder als königlicher Palast genutzt. Nach einem Sieg über die Araber ließ König Ordoño von Leon die   Kirche des Palastes als Kathedrale umwandeln. Danach erfolgte der Bau einer Romanischen Kathedrale (1073 geweiht). Darauf folgte die gotische  Kathedrale, deren Bau 1205 begonnen und erst im 15. Jh. beendet wurde.

Noch zu erwähnen ist die Casa Botines, ein Frühwerk des spanischen Architekten Antoni Gaudi in der Art des katalanischen Jugendstils, Ende des 19. Jh. gebaut. Er hat das Haus als Sitz der Textilhändler Leons entworfen. In den unteren Etagen waren die gewerblichen Räume, darüber Wohnungen.                                                                         
Gaudis Architektur war uns schon bei einer früheren Reise in Barcelona aufgefallen (u.a. die noch immer nicht vollendete Sagrada Familia). Am nächsten Tag sollten wir dann ein noch prächtigeres Bauwerk von Gaudi in Astorga sehen.

Langweilig und nicht sehr ansehnlich war die Altstadt und der Plaza Mayor, obwohl im Reiseführer als malerisch beschrieben. Das ganze machte einen heruntergekommenen Eindruck.



(5) Santiago de Compostela (Galicien)                                                   
14. und 15. Mai                
Hotel Monumento San Francisco      

Von Leon nach Santiago de Compostela haben wir fast durchgängig die Landstraße gewählt. Zum einen um etwas mehr vom Land zu sehen (vorher sind wir meist auf der Autobahn gefahren, weil sonst die Zeit in den Orten zu knapp geworden wäre). Zum anderen um über Astorga und Ponferrada zu fahren. Beides noch Orte in Kastilien und Leon. Zwischen Astorga und Ponferrada lag dann noch ein kleiner Ort, Castrillo de los Polvazares, der in seinem ursprünglichen Zustand des 16. Jh. erhalten ist.

Als wir aus Leon herausgefahren sind, haben wir gesehen, auf welcher Route wir uns befanden. Der Pilgerweg nach Santiago de Compostela war neben unserer Straße. Es ist nicht übertrieben, wenn wir auf dieser Strecke an etwa 20 Pilgern pro km vorbeigefahren sind. Viel Einzelwanderer aber auch kleine Gruppen, recht zügig voranschreitend – es war ja am Morgen. Der Pilgerweg ist sehr gut ausgeschildert. Überall befinden sich Wegzeichen und natürlich das Kennzeichen der Santiago-Pilger, die Jakobs-Muschel.

Die Jakobsmuschel ist das Erkennungszeichen der Pilger. Sie tragen sie am Gürtel oder am Hut. Ursprünglich (bis zum 13. Jh.) diente die Muschel als Beweis, dass man den Weg bis Santiago bewältigt hatte. Sie wurden am Wallfahrtsort verkauft (damals ein gutes Geschäft und heute auch noch).  Manche Wallfahrer beendeten ihre Wanderung aber auch erst am Kap Cabo Fisterra, 60 km westlich von Santiago, am „Ende der Welt“ (s.u. Geschichte) und sammelten die Muschel selber am Ufer.

Natürlich gibt es auch für die Jakobsmuschel eine Legende. Danach ritt ein Ritter dem Schiff mit dem Leichnam des Jakobus entgegen, versank im Meer und wurde von (dem toten) Jakob wundersam gerettet. Er war mit Jakobsmuscheln (eine Kammmuschel-Art, die im Mittelmeer und Atlantik vorkommt) übersät. Das Erkennungszeichen der Pilger und auch des Heiligen Jakobs (er wurde auf Gemälden mit der Muschel am Hut oder am Gürtel abgebildet) war geboren.

Mehrere Wege führen als Jakobsweg durch ganz Europa zu dem angeblichen Grab des Apostels Jakobus in Santiago des Compostela. Der Hauptweg ist  der Camino Francés, der die Königsstädte Jaca (Region Aragon, Hauptstadt des Königreichs Aragon ab 1035), Pamplona (Region Navarra, Hauptstadt des Königreichs Navarra ab 905 bis 924), Estella (Region Navarra, Könige von Navarra?), Burgos (Region Kastilien und Leon, Krönungsstadt der Könige von Kastilien ab dem 11. Jh.) und León (Region Kastilien und Leon, Hauptstadt des Königreichs Leon ab 914 für rd. 200 Jahre) verbindet.  Die Route entstand im 11. Jh..
Der Camino de la Costa ist die Küstenroute des Jakobsweges mit den Städten San Sebastian, Bilbao, Santander, Ribadeo und Gijón.

Im vergangenen Jahr (2016) wurde die größte Pilgerzahl in neuerer Zeit erreicht (278.000, 1970 wurden nur 68 Pilger gezählt!). Scheinbar erst ab dem Jahr 2.000 sind die Pilgerreisen wieder „in Mode“ gekommen. Erst 1980 begann ein spanischer Priester, den Camino Francés mit gelben Pfeilen zu markieren.

Unsere Fahrtroute von San Sebastian nach Santiago de Compostela war ab Burgos weitgehend entlang der Hauptroute des Pilgerweges. Die Rückfahrt von dort nach Bilbao verlief teilweise entlang der Küstenroute. Wir haben auch den Pilgerweg „probiert“. Ein kleine Wegstrecke sind Uschi und ich auf dem Pilgerpfad gewandert. Das war später in Santillana del Mar.

Über Astorga sind wir wegen Gaudi und dem von ihm entworfenen Palacio Episcopal gefahren.
Den Bischofspalast Palacio Episcopal hat Gaudi für den mit ihm befreundeten Bischof von Astorga entworfen Von 1889 wurde mit Unterbrechung bis 1915 gebaut. Aber der Palast wurde von den nachfolgenden Bischöfen nie bezogen. Während des Spanischen Bürgerkriegs residierte hier die Falange (rechte Bewegung in Spanien und  spätere Staatspartei des Diktators Franco).  Nach dem Weltkrieg ließ der Bischof den Palast als Bischofssitz restaurieren, aber dem Nachfolger war der Bau wohl zu extravagant, er widmete den Palast als Museum um.

Bischafspalast Palacio Episcopal


Der Bischofspalast ist ein großes und ansehnliches Repräsentationsgebäude. Eine bauliche Verbindung von Kirche, Präsentation der Macht des Amtes, Residenz und Wohnung. Das Gebäude ist protzig, aber dennoch mit Charme und Würde. Doch  dem damaligen Bischof ist zuzustimmen, den Palast nicht als seinen Wohnsitz zu nehmen. Die gedankliche Verbindung zu dem Bischof von Limburg und seinem unrühmlichen Abgang wegen des zu aufwendigen Neubaus der Bischofswohnung ist schon da.

Ein Kapitel aus römischer Zeit
Astorga hat nicht nur Gaudi. Es ist eine alte Römerstadt. Im Keller des Bischofs-Palastes werden Ausgrabungen aus der Römerzeit gezeigt. Die Köpfe auf einem der Kapitelle sind mir wegen ihrer Ausdruckskraft aufgefallen.  In der Stadt ist eine römische Abwasserleitung teilweise freigelegt. Die heute im Schatten des neuen Bischofspalastes stehende Kathedrale ist aus dem 15. Jh. und Bischöfe sind in Astorga seit 250 n.Chr. nachgewiesen.

Zwischen Astorga und Ponferrada, in den Bergen der Montes de Leon,  lag Castrillo de los Polvazares, ein kleiner Ort, der im 16. Jh. „stehen geblieben“ ist. Die Häuser sind aus Naturstein gebaut. Die Straßen sind sehr uneben gepflastert, für Pferde-Fuhrwerke halt und nicht für Autos. Die Einwohner konnten sich die recht großen Häuser aus den Einkünften als Wanderhändler leisten.

Die Burg der Templer

Ponferrada, wie Astorga nicht weit von Leon entfernt, besitzt ein beachtliches Zeugnis des mittelalterlichen Pilgerweges. Es ist die noch heute gut erhaltene Festung des Ritterordens der Templer aus dem 12. Jh. zum Schutz der Jakobs-Pilger (vor  Arabern und Räumern). Die Größe der Burganlage lässt darauf schließen, dass von hier aus auch der Kampf gegen die Mauren organisiert wurde.

Der Templerorden wurde zwischen 1118 und 1121 in der Folge des Ersten Kreuzzugs zum Schutz der Pilger auf dem Weg nach Jerusalem gegründet und unterstand direkt dem Papst. In Spanien unterstützte der Orden den Kampf gegen die Mauren. Er  erhielt dafür große Ländereien und politischen Einfluss. 1312 wurde der Orden im Machtkampf zwischen dem französischen König und dem Papst aufgelöst. Das Vermögen ging u.a. an den Johanniter-Orden und an in Spanien und Portugal neu gegründete Orden. Die 16.000 m² große Festungsanlage in Ponferrada erhielt das Königshaus von Kastilien und Leon.
           
Der Ursprung von Ponferrada ist eine Brücke für die Pilger des Jakobswegs aus dem  11. Jh.. Weil das Hochwasser jedes Jahr die Holzbrücke wegspülte, wurde sie mit Eisen verstärkt und der Ort erhielt so seinen Namen (pons ferrata – Eisenbrücke - es war aber keine Eisenbrücke, die erste Eisenbrücke wurde erst 1779 in England gebaut). Eisengewinnung jedoch gab es in Ponferrada schon in der Römerzeit. Doch Eisen war für die Römer in der Gegend nicht das wichtigste Metall, das war Gold. Das Gold aus den Minen von Las Médulas.

Dorthin sind wir von Ponferrada aus gefahren, nach Orellán in die Médulas-Berge. Hier hatte das Römische Reich seine wichtigste Goldmine (in der Zeit Kaiser Augustus 29 – 19 v.Chr. erobert). Die Berge mit goldhaltigem Gestein wurden untertunnelt und dann mit Wasser weggespült. Die Landschaft Las Médulas ist davon noch heute gekennzeichnet. Das Wasser wurde über ein 100 km langes Kanalsystem herangeschafft. 60.000 Arbeiter sollen während 250 Jahre beschäftigt gewesen sein. Interessant war der Kirchen-Baustil. Statt eines Kirchturms wurde nur eine einseitige Fassade gebaut. Und im Gegensatz zu den prächtigen Kathedralen war das Kircheninnere einfach und schlicht. Eine Dorfkirche eben.

Hinter  Astorga wurde es wieder bergiger. Hügel mit lilafarbener Besenheide (Heidekraut) und gelbem Ginster. In der Ferne sahen wir noch den letzten Schnee auf den Bergen des Galicischen Berglandes, das hinter Ponferrada beginnt. Das ist auch der Übergang von der Region Kastilien und Leon zur Region Galicien.
Im Hintergrund die Galicischen Berge
Der Weg von Burgos nach Leon und dann weiter nach Ponferrada führte über die nordwestliche Meseta, eine 800 bis 900 m hohe Hochebene. Landwirtschaftlich genutztes, aber karges und steiniges Land.
Auf halbem Weg zwischen Astorga und Ponferrada kamen wir auch am Pilgerkreuz der Jakobspilger, dem Cruz de Ferro, vorbei. Es war mit Erinnerungsstücken – Halstücher, Socken und anderen Utensilien – geschmückt. Steine mit dem Namen der
Wanderer lagen unter dem Kreuz.

Galicien ist bewaldet. Dort ist etwa 30 % des gesamten spanischen Waldbestandes.  Auffallend waren die großen Eukalyptus-Anpflanzungen für die Zellstoffindustrie. Die Aufforstungen sind aber nicht unumstritten. Eukalyptus wächst zwar dreimal so schnell wie Eichen, verbraucht aber viel Wasser. Außerdem wurden in manchen Gegenden die vorher heimischen Korkeichen verdrängt.

Galicien (Galicia) ist autonome Gemeinschaft mit den Provinzen La Coruña, Lugo, Ourense und Pontevedra. Im Nord-Westen Spaniens gelegen, an Portugal angrenzend.
Rd. 2,7 Mio. Einwohner.

Hauptstadt ist Santiago de Compostela.
Klein- und mittelständische Unternehmen. Fischfang und Landwirtschaft, größere Häfen.
BIP Galicien 80 % 
(EU 100 %, Spanien 90 % , Deutschland 124 %).
           
In Santiago de Compostela war unser Hotel das Monumento San Francisco. Das Paradores-Hotel im ehemaligen Königlichen Pilgerhospital (1509 eröffnet, eines der ältesten Hotels der Welt)  war uns einfach zu teuer. Unser Hotel war in einem im 18. Jh. errichteten Franziskanerkloster. Es  hätte auch ein Paradores-Hotel sein können. Das Ursprungskloster wurde an der Stelle Anfang des 12 Jh. von dem Ordensgründer Franz von Assisi selbst gegründet. Und jetzt ist es auch wieder ein Kloster.  2005 haben 8 Franziskaner-Mönche mit Unterstützung einer Bank in dem Gebäude ein Hotel eingerichtet. Mit den Einnahmen aus dem Hotel unterhalten sie ihren kleinen Klostertrakt, die zum Kloster gehörende Kirche und ein einfaches Pilgerhospiz. Außerhalb der Pilgerzeit bietet es Obdachlosen der Stadt Unterkunft, für die auch eine Suppenküche und eine Arztstation eingerichtet wurden.

Monumento San Francisko
Santiago leitet sich aus San Jakobus (San Jago) ab, Compostela weist auf einen römischen Friedhof hin (lat. Compostum – Friedhof). Im 1. bis 4. Jh. war dort ein römisches Militärlager. Auch eine suebische Siedlung aus dem 5. bis 7. Jh. ist nachgewiesen.

Die Stadtgründung geht auf den Bau einer Kirche für das Grab des Heiligen Jakobus zurück, die sich zu einem Wallfahrtzentrum entwickelte. Das angebliche Grab des Heiligen Jakobus wurde Anfang des 9. Jh. von einem dort lebenden Eremiten entdeckt. An der Stelle ließ der  Asturische König eine Kapelle bauen, die sich zum Wallfahrtsort entwickelte. Pilger kamen aus ganz Europa. 

Jakob d.Ä. war einer der 12 Jünger Jesu, der auf Befehl von König Herodes geköpft wurde. Der Legende nach soll er zuvor in Spanien missioniert haben. Nach seinem Tod soll die Leiche mit dem Schiff an das Ende der Welt (das war damals die spanische Küste) gebracht worden sein. Für alles gibt es keine Belege. Aber in der Zeit der Bedrängung des noch christlichen Nordens durch die Mauren kam eine christliche Heilsfigur gelegen. Der Heilige Jakob soll den christlichen Rittern im Kampf gegen die Mauren erschienen sein und ihnen zum Sieg verholfen haben. So die Legende.

Ende des 10. Jh. wurde die Stadt und die Wallfahrtkirche bei einem muslimischen Überfall zerstört Die Glocken der Kirche mussten von versklavten Christen in das 1.000 km entfernte Cordoba geschleppt werden. Im Gegenzug mussten maurische Sklaven die Glocken nach der Rückeroberung während der Reconquista 1237 wieder nach Santiago bringen.

Anfang des 11. Jh. erfolgte der Wiederaufbau der Kathedrale. Der Aufstieg Santiagos zum bedeutendsten christlichen Wallfahrtsort neben Rom und Jerusalem wurde durch ein dichtes, von Klöstern betreutes, Herberge-Netz gefördert.  Im 12. Jh. hatte Santiago de Compostela als Pilgerziel den gleichen Rang wie Rom und Jerusalem.

In der Kathedrale wollten wir die traditionelle Pilgermesse besuchen. Renate Fuchs, ein Schulfreundin aus der Abiturklasse, die auch jedes Jahr für längere Zeit auf Teneriffa ist, war ein Stück des Jakobswegs schon einmal gegangen und hatte uns die Pilgermesse empfohlen. Wir müssten aber früh vor Beginn in der Kirche sein, weil die Messen sehr gut besucht würden. Wir waren rechtzeitig da und bekamen einen guten Platz mit Sicht auf den Altar und den großen Botafumeiro (galizisch, Weihrauchspender). Mehrere Helfer müssen ihn bewegen, damit es mit Schwung durch den Altarraum rauscht. Außer der liturgischen Aufgabe soll der Weihrauchkessel auch den Geruch der Pilger neutralisieren, die nach der Wallfahrt eine ganze Nacht wachend und betend in der Kirche verbringen (das haben wir aber nicht erlebt). Es soll das größte Weihrauchfass der Welt sein (Jetzt habe ich aber gelesen, dass das Weihrauchfass der Pfarrkirche St. Jodokus in Wiesental in Baden-Württemberg größer sein soll).
Aber es dauerte. Ansagen für Pilger in italienischer und deutscher Sprache (Italiener und Deutsche bilden nach den Spaniern die größte Pilgergruppe). Und dann begann eine Nonne, zugegeben mit sehr angenehmer Stimme, mit dem Einüben der Messgesänge. Das dauerte uns dann doch zu lange. Auch in die lange Menschen-Schlange zur Krypta haben wir uns nicht eingereiht. Dort ruhen nach katholischem Glaube die Gebeine des Apostels Jakobus – nachdem sie vom Heiligen Land über das Meer bis ans Ende der Welt gekommen waren und zufällig von einem Eremiten entdeckt wurden?

Die Kathedrale
Die Kathedrale ist natürlich das wichtigste Gebäude in Santiago. Sie ist auf den spanischen 1-, 2-, 5-Cent-Münzen abgebildet. Eine erste Kirche stammt aus dem 9. Jh.. Von der 1075 begonnenen Kathedrale (Wiederaufbau nach der maurischen Zerstörung) ist nur noch das romanische Südportal erhalten. An- und Erweiterungsbauten u.a. im 12. Jh. vergrößerten die Kirche auf 23.000 m² (ein Fußballfeld hat rd. 5.000 m²).

Vor der Kathedrale ist der „Praza de Obradoiro“, der „Platz der Werkstatt“. Dort waren zur Zeit des Baus der Kathedrale wahrscheinlich die Arbeitsplätze der Steinmetze und anderen Handwerker und so erhielt der Platz seinen Namen.

Gegenüber der Kathedrale ist der Palast des Erzbischofs Raxoi, der „Pazo de Raxoi“ (1766). Heute befindet sich darin das Rathaus der Stadt. Den Säulengang vor dem Eingang nutzte am Abend eine Gruppe spanischer Musikanten als Bühne.

Auf der Nordseite des Platzes ist das „Hostal de los Reyes Católicos“, das Parador-Hotel, eines der luxuriösesten und schönsten Hotels der Paradores-Kette (Eigenbeschreibung, dürfte aber stimmen).  Gestiftet wurde das Hostal von den Katholischen Königen (Isabella von Kastilien und Ferdinand von Aragon, s.u. Geschichte) als Pilgerherberge 1489. Es hat vier Innenhöfe aus dem 15. bis 18. Jh. (also eine längere Bau- und Erweiterungszeit) und mittendrin eine Kapelle. Es war seinerzeit die größte und am besten ausgestattete Pilgerherberge am Jakobsweg und verfügte über Ärzte, Pfleger und eine Apotheke.

Hostal de los Reyes Católicos


An der Südseite des Platzes befindet sich das „Colegio de St. Jeronimo“, ursprünglich gestiftet für arme Studenten und Künstler. Heute ist dort das Rektorat der Universität Santiago.

Am Nachmittag des zweiten Tages in Santiago haben wir einen Abstecher nach Pontevedra gemacht, vorbei an Wäldern, Weinbergen und Weideland. Alles grün. Pontevedra liegt an einem der vielen Rias der westspanischen Atlantikküste. Wir wollten uns den Ria de Pontevedra ansehen. Die Rias sind ähnlich wie die Fjorde in Norwegen tief ins Landesinnere hineinragende Meeresarme. Im Gegensatz zu den Fjorden wurden sie nicht durch Gletscher gebildet. Vielmehr sind die Rias aus durch Meerwasser überfluteten Flusstälern entstanden. Ich fand den Ria de Pontevedra  nicht so spektakulär.

Pontevedra gilt als die Hauptstadt des portugiesischen Jakobswegs, der von Lissabon aus kommt. Der Grundriss der Pilgerkirche Virxe Peregrina (jungfräuliche Pilgerin) ist an die Form einer Jakobsmuschel angelehnt.


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