Die Schlösser der Loire

Juni 2025

Eine Fahrt mit Studiosus zu den Schlössern im Tal der Loire und weiter nördlich in der Ile-de-France vom 20. bis 29. Juni 2025. Natürlich nicht zu allen Schlössern, aber zu den wohl schönsten. Nach unseren Reisen in die Normandie und in die Provence (die wir selber organisiert haben) ist es die dritte Reise in Frankreich, außer unseren Paris-Besuchen. 


Siehe: Eine Fahrt in die Normandie und Bretagne
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             Eine Rundfahrt durch die Provence
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Start in Mannheim. Fahrt mit einem modernen und bequemen Neoplan-Reisebus von Studiosus zunächst bis Metz an der Mosel. In der Kathedrale sehen wir die Kirchenfenster von Marc Chagall.

Fenster von Marc Chagall  in der Kathedrale Metz

Weiterfahrt über Nancy nach Sancerre an der Loire. Nancy wurde geprägt von dem letzten Herzog von Lothringen, der auch zweimal König von Polen war. 

Die nächsten Tage sind wir in Blois, Ausgangspunkt für die Besuche der Loire-Schlössern Chambord, Cheverny, Amboise und natürlich auch von Schloss Blois. An bzw. über den Cher, einem Nebenfluss der Loire, wurde das Schloss Chenonceau gebaut. Wie eine Insel wurde Schloss Azay-de-Rideau in den Fluss Idre, der auch in die Loire mündet, errichtet. Auf dem Weg dorthin liegt das Schloss Villandry und wir halten in der Stadt Tours, in der Sankt Martin Bischof war. Er gab die Hälfte seines Mantels einem Armen und wurde ein Heiliger der katholischen Kirche. 

Schloss Blois

Wir verlassen das Loire-Tal und fahren nach Norden in die Region Ile-de-France. Unser nächster Ort ist Rambouillet. Schloss Rambouillet war bis vor einigen Jahren die Sommerresidenz der französischen Präsidenten. Auf dem Weg dorthin sind wir in der Kathedrale von Chartres und bewundern die 800 Jahre alten Originalfenster, die noch immer ihre Strahlkraft erhalten haben. Für einen Tag fahren wir zum Schloss Versailles, imposant, aber von Touristen aus aller Herren Länder überlaufen. 

Im Park von Versailles

Unser letztes Schloss dieser Reise ist Fontainebleau, größer als Versailles, angenehmer zu besichtigten, weil viel weniger Besucher Weg und Sicht versperren. Unsere letzte Halt ist in Troyes, der alten Hauptstadt der Champagne, eine hübsche Stadt mit vielen alten (und erneuerten) Fachwerkhäusern. Danach machen wir uns auf die Rückreise, zurück nach Mannheim. 

Schloss Fontainebleau

Ein optischer Überblick die besuchten Schlösser: 

 

Von unserer Reise, den Schlössern, Kathedralen, Städten und Landschaften berichte ich in Tagesabschnitten entsprechen dem Reiseverlauf. 


(1) Metz – Nacy – Sancerre
(2) Chambord – Cheverny – Blois
(3) Amboise – Chenonceau
(4) Tours – Villandry – Azay-le-Rideau
5) Chartres – Rambouillet – Versailles
(6) Fontainebleau – Troyes 

Zunächst jedoch ein kurzer Überblick über die Hauptregion, durch die wir reisen, das Tal der Loire. 

Das Loire-Tal 

Die Loire entspringt im französischen Zentralmassiv in der Mitte des südlichen Frankreichs. Sie fließt nach Nordwesten bis Orléans, wendet sich nach Südwesten und hat hinter Tours eine etwa westliche Richtung. Hinter Nantes mündet sie in den Atlantik. Sie ist der längste Fluss Frankreichs. 

Als Loire-Tal wird der mittlere Abschnitt der Loire etwa zwischen Orléans und Angers bezeichnet. Das Tal war stark vom hundertjährigen Krieg (1340 – 1453, Bürgerkrieg und Krieg mit England) betroffen, in dessen Schlussphase die Nationalheldin Jeanne d’Arc die Stadt Orléans befreite. 

Die Blütezeit des Loire-Tals begann nach dem Hundertjährigen Krieg. 


Ein Normanne wird englischer König

1066 hatte der Herzog der Normandie, Wilhelm I., England erobert und sich zum König von England ausgerufen. In der Folge stellten die mit ihm aus der Normandie nach England gekommenen Adligen die Aristokratie Englands. Die Ländereien wurden an normannische Adlige vergeben, die auch in England lange ihrer französischen Kultur verbunden waren. Die englische Sprache übernahmen sie erst ab etwa 1250.

 

Zuvor hatte der Wikinger Rollo 911 die Normandie mit der Grafschaft Rouen im Zentrum als Lehen erhalten. Damit wollte der westfränkische König die Einfälle der Wikinger, die das Gebiet der Seine um Paris mehrmals verwüstet hatten, beenden. Rollos Nachfolger war Wilhelm I.

 

Die englischen Könige nahmen danach eine Doppelrolle ein. Sie waren die souveränen Herrscher über England und zugleich als Herzöge und Grafen der Normandie dem französischen König lehensrechtlich untergeordnet. Aufgrund ihres großen Territoriums in Frankreich hatten sie eine starke Stellung gegenüber dem französischen König. Zum Höhepunkt ihrer territorialen Ausdehnung Ende des 12. Jahrhunderts (Angevinisches Reich) herrschten sie über die gesamte westliche Hälfte Frankreichs (Normandie, Bretagne, Maine, Anjou, Touraine und Aquitanien). Ihre Besitztümer übertrafen den Kronbesitz des französischen Königs erheblich.

 

Die französischen Könige versuchten, den Einfluss der Engländer in Frankreich zurückzudrängen. Nach Kriegen 1202 bis 1214 musste der englische König auf die Territorien im Norden Frankreichs verzichten (die Herzogtümer der Normandie und Bretagne sowie Grafschaften nördlich und südlich der Loire).

 

Eine Folge des verlorenen Krieges war eine Revolte der englischen Barone gegen König Johann (der Nachfolger seines Bruders Richard Löwenherz), die ihn 1215 zur Anerkennung der Magna Carta (Große Urkunde der Freiheit) zwangen. Die Magna Carta verbriefte weitgehende Freiheiten des englischen Adels gegenüber dem König und war die Grundlage für die Entwicklung der englischen Verfassung.

 

Hundertjähriger Krieg

Im Streit um die Thronfolge in Frankreich kam es ab 1337 zu einer Reihe von Kriegen zwischen England und Frankreich, die geschichtlich zum „Hundertjährigen Krieg 1337 - 1453“ zusammengefasst werden. Zunächst erobert England den gesamten Norden Frankreichs bis zur Loire zurück (1429). Heinrich VI., König von England (1429) wurde durch Vertrag nach dem Tod des französischen Königs Kral VI.  König von Frankreich (1431, mit 10 Jahren, seine Mutter war die Tochter des französischen Königs), das wurde aber nur von Burgund anerkannt.

Sein Konkurrent war Karl VII., elfter Sohn Karl VI., der sich in Reims zum König krönen ließ und Teile des französischen Reiches südlich der Loire beherrschte.

Das war die Zeit, in der Johanna von Orleans (Hinrichtung 1431) gegen die Engländer kämpfte und die Belagerung von Orleans durchbrechen konnte. Das brachte eine Wende in den kriegerischen Auseinandersetzungen. Karl VII.  konnten sich durchsetze (1453) und England verlor alle französischen Territorien bis auf die Kanalinseln. 

Nach dem Ende des hundertjährigen Kriegs begann im Loire-Tal die Schlösser-Zeit, in der die französischen Könige das Tal für den Bau ihrer Schlösser entdeckten. Das war die Zeit Karl VII., Mitte des 15. Jahrhunderts, bis Franz I., Mitte des 16. Jahrhunderts.

Der Ursprung der Schlösser waren vielmals Festungen und Burgen, die im 14. Jahrhundert zur Befestigung der Loire-Grenze errichtet wurden. Nach dem Krieg verfielen viele Burgen, bis die französischen Könige im 15. Jahrhundert das Loire-Tal für sich entdeckten, ihre prunkvollen Schlösser bauten und der Adel ihnen folgte. Mehr als 300 (400?) Schlösser sind es. 100 Jahre war das Loire-Tal der Schauplatz des höfischen Lebens und der Politik. 100 Jahre wurde Frankreich vom Loire-Tal aus regiert. Mit der Rückkehr des Königshofs nach Pairs (1528) begann der Bedeutungsverlust des Tals. Versailles wurde bedeutender und die Residenzschlösser wurden zu Jagdschlössern und Sommerresidenzen herabgestuft. 

Das Weinanbaugebiet der Loire hat seinen Schwerpunkt zwischen der Atlantikküste und dem Gebiet östlich von Tours und dann noch kleinere Gebiete um Sancerre.

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