Stadtwanderung Berlin
Ein Rundgang durch Berlins Mitte
Die Gebäude und Plätze liegen in einemem Dreieck: Gendarmenmarkt – Pariser
Platz (Platz Quarré) – Bebelplatz (Forum Fridericianum). Vom Gendarmenmarkt geht man auf der Charlottenstraße
oder auf der Friedrichstraße bis zur Straße Unter den Linden. Nach links kommt
man zum Pariser Platz mit dem Brandenburger Tor und dem Reichstagsgebäude
dahinter. Nach rechts geht es zum Bebelplatz und ein Stück weiter zum
Schlossplatz.
1. Ehem. Staatsratsgebäude - ESMT
Das Staatsratsgebäude am heutigen Schlossplatz (damals Marx-Engels-Platz) ist jüngeren Datums. Gebaut wurde es von 1962 bis 1964 als Amtssitz des Staatsrats der DDR. Davor war das Schloss Schönhausen im Bezirk Pankow der Sitz des Präsidenten der DDR und dann des Staatsrats.
In den modernen Stahlskelettbau wurde das teilweise erhalten
gebliebene Portal IV des Berliner Schlosses
eingebaut.
Das Portal wurde bei der Sprengung des Schlosses (1950, die DDR wollte
die preußische Geschichte „ausradieren“) teilweise gerettet, weil Karl
Liebknecht vom Balkon des Portals die „freie sozialistische Republik
Deutschland“ ausrief (in Wirklichkeit war es von einem Fenster im ersten
Stockwerk aus und es war seine zweite Proklamation nach einer ersten
Proklamation vor dem Schloss vom Dach eines Autos aus).
Vor Liebknecht hatte allerdings der Sozialdemokrat Phillip
Scheidemann, ebenfalls vom Schloss aus, die Republik ausgerufen. Er hatte von
der Absicht Liebknechts erfahren und wollte für die Sozialdemokraten die
Initiative behalten und war ihm zuvorgekommen.
Der Staatsrat war ab 1960 das kollektive
Staatsoberhaupt der DDR. Bis dahin gab es einen Präsidenten der Republik.
Einziger Präsident war bis zu seinem Tod Wilhelm Pieck. Nach seinem Tod wurde
die Verfassung geändert und dem sowjetischen Vorbild angepasst.
Erster Staatsratsvorsitzender wurde
Walter Ulbricht, zugleich Erster Sekretär des Zentralkomitees der SED. Nach der
Entmachtung Ulbrichts übernahm 1971 Honecker die Funktion des Ersten Sekretärs
des Zentralkomitees und damit die Macht in der DDR. Das wenig einflussreiche
Amt des Staatsratsvorsitzenden beließ man Ulbricht bis 1976.
Der Ministerrat war das höchste exekutive Organ der DDR. In der Realität bestimmte
aber das Politbüro des Zentralkomitees der SED das Regierungshandeln.
Vorsitzender des Ministerrats war von 1964 bis 1989 (mit Unterbrechung 1973 bis
1976) Willi Stoph.
Sitz des Ministerrats war ab 1961 das
Alte Stadthaus (Verwaltungsgebäude des Berliner Magistrats neben dem Roten Rathaus).
Das Politbüro des Zentralkomitees der SED und hier der Vorsitzende des
Politbüros und Generalsekretär des Zentralkomitees, war das Machtzentrum der
DDR. Den Führungsanspruch hatte die SED in der DDR-Verfassung festgeschrieben:
„… unter Führung der Arbeiterklasse und ihrer marxistisch-leninistischen
Partei“ (Art 1 Absatz 1).
Das Zentralkomitee hatte seinen
Sitz im Erweiterungsbau der Reichsbank am Werderschen Markt. Heute ist in dem
Haus ein Teil des Auswärtigen Amtes.
Nach der Deutschen Wiedervereinigung hatte Bundeskanzler Gerhard Schröder das Gebäude als seinen Dienstsitz bis zur Fertigstellung des Bundeskanzleramtes gewählt (1999 bis 2001).
Seit 2006 ist die European School of Management and Technology (ESMT) in dem Gebäude.
Die ESMT
ist eine private Hochschule mit Promotionsberechtigung. Neben dem Hauptsitz
Berlin hat die Hochschule einen weiteren Standort im Schloss Gracht, in der
Nähe von Köln. Gegründet wurde die ESMT Berlin 2002 von 25 deutschen
Unternehmen und Instituten. Zu den
Stiftungsunternehmen der ESMT gehören namhafte deutsche Unternehmen wie Airbus,
Axel Springer, BMW, Daimler, Bosch, Siemens, SAP und eine Reihe anderer, aber auch Gazprom.
2. Berliner Schloss - Humboldt-Forum
Im 13. Jahrhundert entstand zwischen der Spree und einem südlichen Seitenarm die Stadt Cölln. Der Seitenarm, der Cöllnische Stadtgraben, wurde später als Kanal ausgebaut. Nördlich der Spree entstand die Stadt (Alt-) Berlin.
Kurfürst Friedrich II. ließ
von 1443 bis 1451 einen ersten Schlossbau auf der Spreeinsel
errichten (erstes Schloss). Den
Baugrund musste die Stadt Cölln an den Kurfürsten abtreten. Zuvor hatte er den
ersten Zusammenschluss der Städte Cölln und Berlin (von 1432 bis 1442) zur
Durchsetzung seiner Machtansprüche wieder aufgehoben. Das Schloss hatte auch
die Funktion einer Burg, die die Handelswege kontrollieren sollte.
Kurfürst Friedrich II. war der Sohn des ersten brandenburgischen Kurfürsten
aus dem Haus Hohenzollern, Markgraf
Friedrich I. . Der war bis 1420 Burggraf von Nürnberg. 1415 erhielt er die
Mark Brandenburg als Lehen und wurde Kurfürst von Brandenburg. Es war der Dank
oder die Gegenleistung für die Unterstützung König Sigismunds bei der Wahl zum
römisch-deutschen König.
Friedrich II. wählte die Doppelstadt Cölln und Berlin zu seiner
Residenz, da sich
die beiden Siedlungen zu einem wirtschaftlichen Zentrum der Mark Brandenburg
entwickelt hatten.
Davor (Kurfürst Friedrich I.) war
die Residenz in der Burg Tangermünde.
Im 16. Jahrhundert ließ
Kurfürst Joachim II. (Kurfürst 1535 – 1571) die spätmittelalterliche Anlage
weitgehend abtragen und einen
Renaissancebau errichten (zweites
Schloss).
Kurfürst Joachim II. führte 1535 eine reformatorische
Kirchenordnung in der Mark Brandenburg ein. Er trat aber nicht dem
Schmalkaldischen Bund, ein Bündnis protestantischer Fürsten und Städte, bei, um
politisch nach beiden Seiten offen zu bleiben.
In der Folgezeit wurden die
Klöster und Stifte in der Mark säkularisiert. Den Vermögenszuwachs konnte er
gut gebrauchen. Seine Hofhaltung war verschwenderisch und seine Bautätigkeit
führte zu hohen Schulden.
Joachim II. baute neben dem
Berliner Schloss das Jagdschloss
Grunewald und ließ einen Dammweg vom Berliner Schloss bis dahin errichten
(ein Teilstück ist heute der Kurfürstendamm). Außerdem baute er das Schloss Köpenick an der Stelle einer
früheren slawischen Burg.
Joachim II. war mit der Tochter
des polnischen Königs verheiratet.
Sein Onkel war Albrecht I., der
letzte Hochmeister des Deutschen Ordens. 1525 wurde Albrecht I. protestantisch und säkularisierte den
Deutschen Orden. Er verwandelte das beim Orden gebliebene Gebiet in das
Herzogtum Preußen, das die polnische Lehenshoheit anerkennen musste.
Nach dem Tod seines Onkels strebte
Joachim II. die Übernahme des Lehens an. Mit den damals üblichen Zahlungen
erreichte er das bei dem polnischen König Sigismund II., dem Bruder seiner
Frau. 1569 wurde Joachim II. als Miterbe
des Herzogtums Preußen neben dem Königssohn Albrecht I. beliehen. Als der
Sohn Albrecht I. 1618 kinderlos starb,
erbten die Brandenburger Hohenzollern das Herzogtum Preußen. Dadurch entstand
die Personalunion des Herzogtums Brandenburg mit dem Herzogtum Preußen.
1701 wurde das Herzogtum Preußen
zum Königreich Preußen erhoben. Die Hohenzollern
Herzöge wurden Könige in Preußen („von Preußen“ ging nicht, weil der polnische
König Anspruch auf einen anderen Teil des untergegangenen Deutschen Ordens
hatte, einen Ständestaat „Preußen königlichen Anteils“).
Als Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg 1701 als Friedrich I. König in Preußen wurde, ließ er das Berliner Schloss als Königsresidenz ausbauen (drittes Schloss). Der aus Danzig stammende Architekt und Bildhauer Andreas Schlüter wurde Schlossbaumeister (er baute auch das Zeughaus Unter den Linden). Der „Schlüterhof“ im Schloss ist nach ihm benannt.
Für die Erhöhung des Herzogtums
Preußen zum Königreich und für seine Krönung (er setzte sich selbst die Krone
auf) im Königsberger Schloss (Königsberg war die Hauptstadt des Herzogtums
Preußen) brauchte der Kurfürst die Zustimmung Kaiser Leopolds I. . Die Zeit war
günstig. Der Kaiser brauchte Unterstützung für den drohenden Krieg gegen
Frankreich (Spanischer Erbfolgekrieg). Nachdem Friedrich III.
brandenburgisch-preußische Truppen zugesagt hatte, durfte er Friedrich I.
werden.
Einer der Prunkräume des Schlosses wurde von 1701 bis 1712 mit Bernsteinen ausgekleidet, das Bernsteinzimmer. Später hatte der Sohn König Friedrichs I., der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I., mehr Interesse an Soldaten als an der künstlerischen Ausgestaltung des Schlosses. Er tauschte das Bernsteinzimmer gegen großgewachsene Soldaten des russischen Zaren Peters I. .
Das Schloss wurde in den folgenden Jahren äußerlich wenig verändert. Erst am Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Schlossbau um einen Kuppelaufbau ergänzt.
Neben dem Berliner Schloss
bewohnten die Hohenzollern mehrere andere Schlösser in und um Berlin.
So war Schloss Charlottenburg in Berlin im 18. Jahrhundert die
Sommerresidenz der preußischen Könige.
Potsdam wurde
unter dem Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm ab 1640 eine Nebenresidenz neben dem Berliner Schloss, die es für die
nachfolgenden Kurfürsten und Könige auch blieb. Friedrich Wilhelm I. (ab 1713 König) machte das Potsdamer Stadtschloss zu seinem
Hauptwohnsitz - die wachsende Großstadt Berlin wurde ihm zu
ungemütlich.
Friedrich II. der Große wohnte
zunächst im Schloss Charlottenburg und im Berliner Schloss, dann im Potsdamer
Stadtschloss. Ab 1744 war Schloss
Sanssouci seine Sommerresidenz, im Winter war er im Potsdamer Stadtschloss.
Die nachfolgenden Könige wohnten wieder im Berliner Schloss und ließen sich jeweils eigene Wohnungen einbauen (so u.a. die Könige Friedrich Wilhelm II. und Friedrich Wilhelm III.).
Der erste Deutsche Kaiser Wilhelm I. nutzte das Berliner Schloss für die Staatsgeschäfte. Gewohnt hat er im Alten Stadtpalais Unter den Linden (heute Humboldt-Universität). Der nächste Kaiser wohnte für 99 Tage (er starb früh – es war das Drei-Kaiser-Jahr 1888) im Schloss Charlottenburg. Der dritte und letzte Kaiser, Wilhelm II. lebte im Berliner Schloss, natürlich in einer für ihn neu gebauten Schloss-Wohnung.
Nach dem 1. Weltkrieg wurde das Schloss nicht mehr staatlich genutzt. Verschiedene Kultureinrichtungen nutzten das Gebäude.
Der Reichspräsident der Weimarer
Republik residierte im Palais Schwerin in der Wilhelmstraße (nach dem Krieg
gesprengt, das Grundstück ist Teil einer Plattenbau-Wohnungsreihe an der
Wilhelmstraße).
Im 2. Weltkrieg wurde das Schloss teilweise stark beschädigt, hätte aber erhalten werden können. Die DDR ließ das Schloss 1950/51 sprengen. Der freie Platz wurde für Militärparaden und Massenveranstaltungen genutzt. 1963 wurde am südlichen Rand des Platzes das Staatsratsgebäude gebaut. 1973 bis 1976 wurde auf dem freien Platz der Palast der Republik als Mehrzweckgebäude errichtet, u.a. als Sitz der Volkskammer.
Nach der Wiedervereinigung wurde der Palast der Republik abgebrochen. Angeblich war eine weitere Nutzung wegen Asbestverseuchung nicht möglich.
1992 wurde ein Förderverein Berliner Schloss mit dem Ziel des Wiederaufbaus des Berliner Schlosses gegründet. Von dem Förderverein wurde ein großer Teil der Schloss-Fassade aus Spenden (über 100 Millionen EUR) finanziert. Maßgeblicher Impulsgeber war Wilhelm von Boddien. 2002 beschloss der Deutsche Bundestag den Wiederaufbau des Schlosses und die Gründung der „Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss“.
Die Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss betreibt das in diesem Jahr (schrittweise bis Herbst 2021) eröffnete Universalmuseum mit verschiedenen Sammlungen der Berliner Staatlichen Museen und der Humboldt Universität, mit Ausstellungen und Veranstaltungen. Der Name „Humboldt Forum“ erinnert an die Brüder Humboldt, den Forscher und Weltreisenden Alexander von Humboldt und den Universalgelehrten Wilhelm von Humboldt.
Nachgebaut wurden die drei auf Andreas Schlüter zurückgehenden Barockfassaden im Zustand von 1720 mit der Schlosskuppel von 1853 (viertes Schloss). Zum Spreekanal hin ist die Westfassade mit dem Portal III., dem Eosanderportal (so nach dem Architekten benannt), und der Schlosskuppel. Die Ostfassade zur Spree ist eine Neugestaltung des italienischen Architekten Franco Stella (er hatte den Architekturwettbewerb gewonnen).
Vor der Westfassade soll (irgendwann ? – Baubeginn war 2013
vorgesehen, jetzt wird die Fertigstellung für 2022 „als möglich“ angesehen) das
Freiheits- und Einheitsdenkmal zur
Erinnerung an die Deutsche Wiedervereinigung in der Form einer Wippe entstehen.
3. Reichstagsgebäude - Deutscher Bundestag
Der Grundstein für das Gebäude
wurde 1884 gelegt. Nach zehnjähriger Bauzeit trat der Reichstag 1894 zu seiner
ersten Sitzung im Reichstagsgebäude zusammen.
Der Reichstag war von 1871 bis 1918 das Parlament des Deutschen Kaiserreichs.
Vorausgegangen war
die Gründung des Deutschen Bundes
1815 als ein Ergebnis der Neuordnung Europas und Wiedereinsetzung der
monarchistischen Dynastien nach dem Sieg über Napoleon durch den Wiener
Kongress. Die Fürstentümer (und 4 Freie Städte) des vormaligen Heiligen
Römischen Reiches Deutscher Nation gründeten einen Staatenbund, dessen
vorrangige Aufgabe die innere und äußere Sicherheit war. Nicht mehr, die
Mitglieder blieben souverän, der Staatenbund besaß keine eigene Staatsgewalt.
Dem Deutschen Bund
gehörten auch der König von England für das Königreich Hannover
(Personalunion), der König von Dänemark für das Herzogtum Holstein und
Lauenburg, der König der Vereinigten Niederlande für das Großherzogtum
Luxemburg an. Die Staatsgebiete Preußens und Österreichs außerhalb des früheren
Heiligen Römischen Reiches gehörten nicht zum Deutschen Bund (West- und
Ostpreußen sowie Posen, Ungarn und der Balkan sowie die Lombardei und
Venetien).
Die Bundesversammlung (auch Bundestag genannt) war das einzige gemeinsame Organ des Deutschen Bundes. Es war ein Gesandtenkongress der Mitgliedstaaten, der von 1815 bis 1866 in Frankfurt tagte. Den Vorsitz hatte der Vertreter Österreichs. Bismarck war 1851 bis 1859 preußischer Gesandter beim Deutschen Bund. Die Gesandten tagten im Palais Thurn und Taxis (der dem Fürsten bis 1895 weiterhin gehörte, im 2. Weltkrieg weitgehend zerstört, heute steht auf dem Gelände das Fernmeldehochhaus).
Die Revolution von 1848/49 war eine
Episode.
Die Bundesversammlung beschloss im
Revolutionsjahr 1848 Wahlen für eine verfassunggebende
Nationalversammlung, die von den („revolutären“) Einzelstaaten organisiert
wurden, und gab seine Kompetenzen an einen Reichsverweser ab.
Die Nationalversammlung tagte in
der Frankfurter Paulskirche. 1849
verabschiedete die Nationalversammlung eine „Verfassung des Deutschen Reiches“.
Der preußische König sollte als Deutscher Kaiser oberster Repräsentant einer
konstitutionellen Monarchie werden. Der preußische König lehnte ab.
Die Verfassung war von den meisten
Einzelstaaten schon angenommen worden, als Österreich und Preußen die Mandate
der Abgeordneten als erloschen erklärten. Das Paulskirchenparlament beschloss,
die Sitzungen nach Stuttgart zu
verlegen, da ein preußischer Einmarsch in Frankfurt befürchtet wurde. Dort
wurde das Parlament von der
württembergischen Regierung aufgelöst. Die Bundesversammlung übernahm
wieder die abgegebenen Kompetenzen.
Der Gegensatz zwischen Österreich und Preußen führte zur Auflösung des Deutschen Bundes. Auf
Antrag Österreichs hatte die Bundesversammlung die Mobilmachung gegen Preußen
beschlossen, weil Preußen unrechtmäßig in das von Österreich verwaltete
Herzogtum Holstein einmarschiert war. Preußen erklärte den Deutschen Bund als
aufgelöst. Es kam zum „Deutsch-Deutschen-Krieg“, den Preußen gegen Österreich gewann.
Preußen annektierte das Königreich Hannover und die Fürstentümer Hessen und
Nassau und die Freie Stadt Frankfurt. Sie hatten sich für die falsche
Kriegspartei entschieden. Österreich musste die Auflösung des Deutschen Bundes anerkennen.
Mit den norddeutschen Ländern schloss Preußen 1866 den Vertrag über die Bildung eines Norddeutschen Bundes.
In den Ländern des Norddeutschen Bundes wurde 1867 der (Norddeutsche) Reichstag gewählt. Wahlberechtigt mit gleicher Stimme waren alle Männer (das war fortschrittlicher als die Wahlen zum Preußischen Abgeordnetenhaus, für die galt bis 1918 noch das Dreiklassenwahlrecht).
Der Reichstag des Norddeutschen
Bundes tagte im Gebäude des Preußischen
Herrenhauses in der Leipziger Straße. In einem Neubau (1904) für das
Herrenhaus tagt heute der Bundesrat.
Das Preußische Herrenhaus war die Erste Kammer des Preußischen Landtags, bestehend aus erblichen (Standesherren) und (vom König) ernannten Mitgliedern.
1870 traten die süddeutschen
Länder dem Norddeutschen Bund bei (nachdem Preußen Frankreich im Krieg wegen
der spanischen Königs-Nachfolge besiegt hatte). 1871 wurde der preußische König
in Versailles zum Deutschen Kaiser gekrönt. Der um die süddeutschen Staaten
erweiterte Norddeutsche Bund wurde in Deutsches
Reich umbenannt.
Nach Gründung des Deutschen Reiches kamen die Abgeordneten der süddeutschen Staaten zusätzlich zu den Abgeordneten des (norddeutschen) Reichstags hinzu. Ein größeres Gebäude wurde gebraucht. Der (gesamtdeutsche) Reichstag zog in das Gebäude des Preußischen Abgeordnetenhauses. Für das Abgeordnetenhaus war das ehemalige Palais des Staatskanzlers Karl August Fürst von Hardenberg umgebaut worden. Heute ist in dem Gebäude (von 1899) das Berliner Abgeordnetenhaus (das Bundesratsgebäude und das Berliner Abgeordnetenhaus stehen hintereinander, das Bundesratsgebäude zur Leipziger Straße hin, das Abgeordnetenhaus an der parallel zur Leipziger Straße verlaufenden Niederkirchnerstraße).
Das Preußische Abgeordnetenhaus war die nach dem Dreiklassenwahlrecht gewählte Zweite
Kammer des Preußischen Landtags.
1871 beschloss der Reichstag den Neubau eines Reichstaggebäudes. Bis dahin sollte der Reichstag für eine Übergangszeit in der Königlichen Porzellanmanufaktur in der Leipziger Straße tagen. Aus der Übergangszeit wurden 23 Jahre.
Das Reichstagsgebäude wurde
am damaligen Königsplatz, heute Platz der Republik, gebaut. Auf dem Grundstück
stand zuvor das Palais des polnischen Grafen und preußischen Diplomaten Atanazy
Raczynski, dessen Sohn das Grundstück 1874 an den Preußischen Staat verkaufte.
Nach dem Entwurf des Frankfurter Architekten
Paul Wallot wurde das Reichstagsgebäude zwischen 1884 und 1894 im Stil der
Neorenaissance errichtet.
Ein Detail des Gebäudes wurde aber erst 20 Jahre später realisiert. Wallot hatte für den Horizontalbalken am Westportal die Inschrift „Dem deutschen Volke“ vorgesehen, was wohl wegen der Ablehnung durch den Kaiser nicht realisiert wurde. Erst während des 1. Weltkriegs wurde die Inschrift angebracht, um die Unterstützung des Volkes für das Kaiserreich zu fördern.
Im Reichstagsgebäude tagte der Reichstag des Deutschen Kaiserreichs und danach der Reichstag der Weimarer Republik bis 1933, mit einer Zwischenphase der Weimarer Nationalversammlung von 1919 bis 1920 in Weimar.
Keinen Monat nach der Ernennung Hitlers durch Reichspräsident Paul von
Hindenburg im Januar 1933 brannte der
Reichstag durch Brandstiftung. Ein Anlass, wesentliche Grundrechte
auszusetzen. Die konstituierende Sitzung des 1933 gewählten Reichstags fand in
der Krolloper in der Nähe des
Reichstagsgebäudes statt.
Die Krolloper war ein auf Anregung des Königs 1844 gebauter „Ort
vornehmer Geselligkeit“. Später wurde es ein Königliches Operntheater. Im 2.
Weltkrieg wurde das Gebäude stark beschädigt und bis 1957 durch den Bezirk
Berlin-Tiergarten abgeräumt.
1955 beschloss der Deutsche Bundestag die Wiederherstellung des im 2. Weltkrieg zerstörten Reichstagsgebäudes. Fertigstellung 1973.
Nach der Deutschen Wiedervereinigung fand am 4. Oktober 1990 die erste Sitzung des Deutschen Bundestages
statt, zusammen mit den von der ersten und einzigen frei gewählten Volkskammer
entsandten Abgeordneten.
1995 wurde das Reichstagsgebäude von Christo und Jeanne-Claude verhüllt
(Ich wurde in dem Jahr Geschäftsführer der GSW in Berlin und habe den
verhüllten Reichstag zusammen mit meiner Frau und Freunden gesehen).
Von 1995 bis 1999 war dann der Umbau
des Gebäudes in seine heutige Gestalt und mit der begehbaren
Reichstagskuppel, nach dem Entwurf des Londoner Architekturbüros von Norman
Foster.
1999 fand die erste Plenarsitzung des Deutschen Bundestages im umgebauten Reichstagsgebäude statt, offizielle Bezeichnung „Plenarbereich Reichstagsgebäude“.
4. Berliner Dom und Museumsinsel
Das Berliner Schloss (1) wurde auf der Spreeinsel zwischen der Spree
und dem Spreekanal auf dem Gebiet der
historischen Stadt Alt-Cölln gebaut. Gegenüber vom Schloss sind der Lustgarten, daneben der Berliner Dom und dahinter die Museen der Museumsinsel (die nur den
Nordteil der Insel ausmacht).
Auf der anderen Seite des Schlosses ist die ESMT-Universität (5) im ehem. Staatsratsgebäude und daneben die Hochschule für Musik Hannes Eisler im früheren Neuen Marstall (B) (1669 für die Unterbringung von 300 Pferden und die Kutschen des königlichen Hofes gebaut).
Die Dominikanerkirche und spätere
Domkirche war zunächst eine katholische Kirche. 1539 trat Joachim II. zum
lutherischen Glauben über. Aber erst ab den 1550er Jahren wurde das Domstift
evangelisch. Die Prediger wurden vom König ernannt. 1613 trat der Kurfürst zum
reformierten (calvinistischen) Glauben über und nur noch Reformierte durften
den Dom besuchen.
König Friedrich II. der Große ließ die Domkirche wegen Baufälligkeit 1716 abreißen und verfügte einen Dom-Neubau nördlich des Schlosses an der heutigen Stelle (Zweiter Berliner Dom). Architekten waren der aus den Niederlanden stammende Jan Boumann und Knobelsdorff. 1750 wurde der Dom geweiht. Ein Jahr vorher waren die Kurfürsten-Särge aus dem ersten Dom in den neuen Dom überführt worden. Zu Anfang des 19. Jahrhunderts gestaltete Schinkel den barocken Dom im Stil des Klassizismus um.
König Friedrich Wilhelm IV. wollt einen prunkvolleren Dom in der Form einer zweitürmigen Basilika bauen lassen. Die Revolution 1848 verhinderte das aber zunächst.
Kaiser Wilhelm II. veranlasste dann als Preußischer König, der die Angelegenheiten der evangelischen Kirche bestimmen konnte (landesherrliches Kirchenregiment), den Abriss des Schinkel-Doms und den Bau eines neuen Doms. Die Pläne dafür hatte der Architekt Carl Raschdorff schon 1885 entworfen (Raschdorff war Architekt und Hochschullehrer, der Dom war sein bedeutendstes Werk). 1894 wurde der Grundstein gelegt, 1905 wurde der Dom eingeweiht (geplant war das für die Jahrhundertwende 1900) (Dritter Dom). Natürlich musste der Dom Kaiser Wilhelms II. die (flächenmäßig) größte evangelische Kirche in Deutschland werden.
Im 2. Weltkrieg wurde der Dom stark zerstört, u.a. die gesamte
Domkuppel stürzte in das Kircheninnere. 1975 begann der Wiederaufbau des Doms.
Dabei wurde die sog. Denkmalskirche neben dem Dom abgerissen. Die
Denkmalskirche enthielt die Prunksarkophage der Hohenzollern und den Zugang zur
Gruft.
Wiedererrichtet wurde der Hauptteil, die Predigtkirche, eine kleinere Tauf- und Traukirche an der Südseite und die Hohenzollerngruft, die fast das gesamte Untergeschoss ausmacht. Bis 1993 dauerte die Fertigstellung.
Lustgarten (3): Hier war
einmal der Nutz- und Küchengarten des Berliner Schlosses (ab 1573). Später
wurde er im Stil niederländischer Gärten umgestaltet und erhielt den Namen
Lustgarten (1646). Der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm ließ den Garten zum
Exerzierplatz umbauen. 1829 gestaltete Peter Joseph Lenné die Fläche als
Gartenanlage neu. 1935 wurde er ein Parade- und Aufmarschplatz. 1998 erfolgte
eine Wiederbegrünung in der heutigen Form.
Begrenzt wird der Lustgarten an seiner Rückfront durch das Alte Museum (4) mit seiner Säulenhalle, 1825 bis 1830 von Karl Friedrich Schinkel im Stil des Klassizismus erbaut. Heute beherbergt es die Antikensammlung und ein Münzkabinett.
Museumsinsel (4): An das Alte Museum schließen die Museen der sog. Museumsinsel an, die hier nur aufgeführt werden: Neues Museum, Alte Nationalgalerie, Bode-Museum, Pergamonmuseum.
5 Unter den Linden:
Forum Fridericianum und mehr
Der Ursprung der Straße Unter den Linden war Ende des 16. Jahrhunderts ein Reitweg vom Berliner Schloss zum neu angelegten Tiergarten, ein mit Zäunen abgegrenztes Jagdgebiet, das später auf Veranlassung Friedrich II. zu einem Park gestaltet wurde. Mitte des 17. Jahrhunderts erhielt der Weg seinen Namen durch die Anpflanzung von Linden (und Nussbäumen) nach holländischem Vorbild.
Der Weg lag vor der Stadtbefestigung und führte durch sandige Äcker. Die überließ Kurfürst Friedrich Wilhelm 1670 seiner Gattin Dorothea, die geschäftstüchtig das Land parzellierte und verkaufte. Eine neue Vorstadt, die Dorotheenstadt, entstand. Es war die zweite Stadterweiterung der Doppelstadt Berlin-Cölln (erste Erweiterung war Friedrichswerder, beides waren zunächst selbstständige Städte). Die Stadtentwicklung wurde durch den Zuzug der aus Frankreich geflüchteten Hugenotten begünstigt (im Jahr 1700 waren etwa 20 Prozent der 28.500 Berliner Einwohner Hugenotten). Die Bebauung der durch die Dorotheenstadt führenden Lindenallee begann. Öffentliche Gebäude und Häuser für Hofbedienstete wurden gebaut.
Ab 1740 wurde unter Friedrich II. (Regierungszeit 1740 – 1786) das Forum Fridericianum von Georg
Wenzeslaus von Knobelsdorff angelegt. Es umfasste den heutigen Bebelplatz (seinerzeit
der Platz am Opernhaus) und den damaligen Platz am Zeughaus (heute Straße Unter
den Linden).
Der Forum-Platz und der Pariser Platz (der etwas früher angelegt wurde) bildeten die beiden Endpunkte der Straße Unter den Linden.
Georg
Wenzeslaus von Knobelsdorff (1699 –
1753) war eine interessante Person. Wie viele Adlige begann er eine berufliche
Laufbahn in der preußischen Armee. Hier entdeckte er seine künstlerischen
Fähigkeiten und wurde Porträt- und Landschaftsmaler. Über die Darstellung von
Bauwerken kam er zur Architektur und bildete sich weitgehend im Selbststudium
weiter. Er wurde zum bedeutendsten Architekten des Rokoko-Baustils und war
maßgeblicher Architekt Friedrichs II. (1. Hälfte des 18. Jahrhundert).
Die ursprüngliche Planung Friedrich II. sah ein Bauensemble mit einem neuen Residenzschloss, einem „Palais du Roy“ vor, mit einem großen Vorplatz, der von einem Ballhaus und einem Opernhaus gesäumt werden sollte. Als erstes Gebäude entstand die Königliche Hofoper. Den weiteren Planungen für das große Forum mit dem neuen Königsschloss stand das Palais des Markgrafen von Brandenburg- Schwedt im Weg. Der weigerte sich, das Grundstück zu verkaufen. Friedrich II. gab die große Planung auf, ließ sich eine Wohnung im Berliner Schloss ausbauen und konzentrierte seine künftige Bautätigkeit auf Potsdam.
Verwirklicht wurde nur eine kleinere Form des Forums. Anstelle des großen Königsschlosses entstand das (auch große) Palais des Prinzen Heinrich (ein Bruder des Königs). Außerdem die Königliche Bibliothek gegenüber der Oper und die Hedwigkirche hinter der Oper. Die Südseite neben der Hedwigkirche blieb frei. Hier entstand 1889 die Geschäftszentrale der Dresdener Bank (heute Hotel de Rome).
Später entstanden im Bereich des Forums weitere Hohenzollern-Bauten (Prinzessinnenpalais, Kronprinzenpalais, Alte Kommandantur, Zeughaus, Neue Wache, Altes Palais).
Begrenzt wird das Form von der Schlossbrücke
(4) (1824 von Karl Friedrich Schinkel im Stil des Klassizismus errichtet) und
dem Reiterstandbild Friedrich des Großen
(A) (1851 von Christian Daniel Rauch geschaffen).
Karl Friedrich
Schinkel (1781 – 1841) war Stadtplaner,
Baumeister und Architekt. Sein Baustil war der Klassizismus und Historismus. Er
prägte im Königreich Preußen das Stadtbild von Berlins Mitte (1. Hälfte des 19.
Jahrhunderts).
Ähnliche Bedeutung auf dem Gebiet der Landschafts- und Gartengestaltung (u.a. der Lustgarten, s.o.)hatte in der Zeit Schinkels Peter Joseph Lenné (1789 - 1866). Aber auch wichtige Kanäle innerhalb der Stadt (Landwehrkanal, Berlin-Spandauer-Schifffahrtskanal) gehen auf ihn zurück.
Opernhaus/Königliche Hofoper (1) (Staatsoper Unter den Linden): Architekt ist von Knobelsdorff. Die Königliche Hofoper wurde 1742 eröffnet. Nach einem Brand 1843 wurde das Gebäude von Carl Ferdinand Langhans neu errichtet. Im 2. Weltkrieg wurde das Gebäude wieder zerstört und bis 1953 erneut wiederaufgebaut.
Prinzessinnenpalais (2) (Operncafé,
seit 2018 Kunsthalle): Zwischen der Staatsoper und dem Kronprinzenpalais
gelegen. Ursprüngliche ein Gebäude aus Mitte des 18. Jahrhunderts. Anfang des
19. Jahrhunderts für die Töchter des preußischen Königs umgebaut, die jedoch
nie darin wohnten. Architekt war zuletzt Karl Friedrich Schinkel.
Nach Zerstörung im 2. Weltkrieg wurde es 1964 als Operncafé rekonstruiert.
Seit 2018 beherbergt das Gebäude ein Kunst- und Kulturzentrum „Palais Populair“ der Deutschen Bank.
Kronprinzenpalais (3): Ein
erstes Palais wurde schon 1663 errichtet, 1732 für den Kronprinzen und späteren
König Friedrich II. umgebaut. Nach seiner Thronbesteigung wurde es die Wohnung
seines Bruders, später weiterer Kronprinzen.
Im 2. Weltkrieg wurde das Gebäude zerstört und bis 1970 verändert wiederaufgebaut. Es wurde Gästehaus des Ostberliner Magistrats.
Am 31 August 1990 wurde hier der Einigungsvertrag unterzeichnet.
Heute dient das Gebäude als Veranstaltungsort für Konferenzen und Firmenveranstaltungen.
Alte Kommandantur (5) (Bertelsmann-Repräsentanz):
Ein Vorgängerbau war das erste steinerne Haus im damaligen Friedrichswerder.
Der Festungsbaumeister Memhardt erhielt es 1653 für seine Verdienste bei der Entwicklung
des ersten neuen Stadtteils Berlins.
Ende des 18. Jahrhunderts wurde an der Stelle ein neues Palais
errichtet, das Sitz des Kommandanten der Berliner Garnison wurde.
Im 2. Weltkrieg wurde das Gebäue zerstört. 1999 erwarb Bertelsmann das
neben dem Spreekanal gelegene Grundstück „Unter den Linden 1“ und errichtete
dort seine Firmenrepräsentanz.
Zusätzlich baute die Bertelsmann-Stiftung am Werderschen Markt (6) ihr Berlin-Gebäude. Gegenüber ist das Auswärtige Amt.
Auswärtiges Amt (7): Der Altbau wurde bis 1940 als Erweiterungsbau der Reichsbank errichtet. Ab 1959 war das Zentralkomitee der SED und damit das Machtzentrum der DDR in dem Haus. 1990 zogen die Abgeordneten der ersten frei gewählten DDR-Volkskammer hier ein.
Friedrichswerdersche
Kirche (8): Um 1660 entstand die dritte selbständige Stadt Friedrichswerder
neben den Städten Berlin und Cölln. Die Gemeindemitglieder der
französisch-reformierten Gemeinde (Hugenotten) und der Lutheraner und der
Calvinisten (Reformierte) bekamen das „Kurfürstliche Stallgebäude“ am
Spreekanal als Kirchengebäude zur
gemeinsamen Nutzung (Simultankirche), das 1701 mit einem französischsprachigen (im
Nordteil) und einem deutschsprachigen (im Südteil) Gottesdienst eingeweiht wurde.
Die lutherischen und die reformierten Kirchengemeinden
wurden 1817 auf Weisung des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. zur „Evangelischen Kirche in Preußen“
zusammengeschlossen. Sie bestand bis 1953 im Gebiet Preußens (ohne die 1866
annektierten Gebiete von Hannover, Hessen und Schleswig-Holstein, die nicht in
die „altpreußische“ Landeskirche eingegliedert wurden).
Das umgebaute Stallgebäude wurde auf Veranlassung König Wilhelm III. durch eine von Karl Friedrich Schinkel entworfene Backstein-Kirche ersetzt, die 1831 eingeweiht wurde.
Im 2. Weltkrieg wurde die Kirche stark zerstört und 1987 (750-Jahr-Feier Berlins) wiederhergestellt und als Ausstellungsraum der Nationalgalerie genutzt. Jetzt ist in der Friedrichwerderschen Kirche eine Dauerausstellung von Skulpturen des 19. Jahrhunderts aus der Sammlung der Nationalgalerie.
Bauakademie
(9): Zwischen dem Gebäude der Bertelsmann-Stiftung und dem Spreekanal wurde
1836 das Gebäude für die 1799 gegründete Bauakademie zur Ausbildung von
Architekten gebaut. Die von Schinkel geplante rote Ziegelstein-Fassade gilt als
ein Ursprungsbau des Baustils der Moderne.
Von der DDR wurde das im 2. Weltkrieg ausgebrannte
Gebäude abgerissen. Die DDR baute auf dem Platz ihr Außenministerium, das nach
der Wende auch wieder abgerissen wurde. Auf dem Grundstück soll die Bauakademie
wiedererrichtet werden. Aber das dauert. Seit 2002 steht nur eine Ecke des Baus
als Musterfassade.
Der benachbarte Schinkelplatz mit dem Schinkeldenkmal (1869 aufgestellt) ist wiederhergestellt.
Zeughaus (10) (Deutsches
Historisches Museum): Gegenüber der
Alten Kommandantur. 1706 wurde das Arsenal-Gebäude äußerlich fertiggestellt,
für den Innenausbau wurden weitere fast 40 Jahre benötigt. Der Barock-Bau
sollte die kurfürstliche Residenzstadt und später königliche Residenzstadt
Friedrich I. in Preußen schmücken. In dem Bau lagerten zeitweise 15.000 Gewehre
und über 700 Geschütze (preußische und eroberte).
Kaiser Wilhelm I. ließ das Zeughaus 1880 zu einer „Ruhmeshalle der brandenburgisch-preußischen
Armee“ umbauen. Es war der Beginn der Museumsnutzung. Die DDR errichtete ein
„Museum für deutsche Geschichte“.
Nach der Wiedervereinigung wurde das 1987 in West-Berlin konzipierte „Deutsche Historische Museum“, für das ursprünglich ein Neubau vorgesehen war, im Zeughaus errichtet.
Neue Wache (11): Gegenüber dem Kronprinzenpalais. 1818 als Haupt- und Königswache und Denkmal für die Befreiungskriege (gegen Napoleon) von Karl Friedrich Schinkel im Stil des Klassizismus geschaffen. Den Giebel der Säulenhalle schmückt ein Relief von Johann Gottfried Schadow, die Siegesgöttin Viktoria in der Mitte kämpferischer Helden (die Siegesgöttin hat Schadow dann auch noch auf das Brandenburger Tor gestellt, s.u.).
Der Innenraum wurde 1931 von Heinrich Tessenow neugestaltet. Im Mittelpunkt befand sich ein schwarzer Granitblock, auf dem ein Eichenlaubkranz lag, Darüber öffnete sich das kreisrunde Dach der Halle.
Die DDR ersetzte den Granitblock durch eine Ewige Flamme. Davor wurden
die sterblichen Überreste eines unbekannten Soldaten mit der Erde von neun
Schlachtfeldern und die eines unbekannten KZ-Häftlings mit der Erde von neun
Konzentrationslagern beigesetzt.
Auf Anregung von Bundeskanzler Helmut Kohl wurde 1963 die ewige Flamme
durch eine vergrößerte Kopie der Pietá von Käthe Kollwitz ersetzt. Die Plastik
„Mutter mit totem Sohn“ trägt die Gesichtszüge von Käthe Kollwitz und ihrem
Sohn.
Die originale Bronzeplastik „Mutter mit totem Sohn“ von Käthe Kollwitz
von 1939 ist im Kollwitz-Museum in Köln.
Käthe Kollwitz (1867 – 1945) war
Graphikerin und Bildhauerin. Sie wohnte in Berlin-Prenzlauer Berg. Nach
Zerstörung ihrer Wohnung lebte sie ab 1944 in der Nähe der Moritzburg in
Sachsen. Eines ihrer ersten Werke waren Lithographien zu dem sozialkritischen
Schauspiel „Die Weber“ von Gerhart Hauptmann.
An ihre Werke erinnern Sammlungen und Museen in Köln, Berlin, dem belgischen Koekelare in Westflandern, Moritzburg, Dresden.
Palais des Prinzen Heinrich (12) (Humboldt Universität): Ursprünglich wollte Friedrich II. an dieser Stelle seine Königs-Residenz bauen (s.o.).
Um die Bebauung des nun verkleinerten Forums Fridericianum zu vervollständigen, ließ Friedrich der Große einen repräsentativen Palast für seinen Bruder Heinrich bauen. Architekt war der aus den Niederlanden nach Preußen ausgewanderte Johann Boumann.
Nach dem Prinzen Heinrich wohnte dessen Witwe bis zu ihrem Tod 1808 in dem Palais.
1809 überließ König Friedrich Wilhelm III (sein Vater war der Neffe
Friedrich des Großen, dessen Ehe kinderlos geblieben war) das Palais der im
gleichen Jahr gegründeten Berliner Universität.
1949 wurde die Berliner Universität nach Wilhelm und Alexander Humboldt benannt.
Bebelplatz (13): 1933 war der Bebelplatz der Schauplatz der Bücherverbrennung. Zur Erinnerung daran wurde auf dem 1947 nach August Bebel (Mitbegründer der Deutschen Sozialdemokratie) benannten Platz ein Mahnmal errichtet (1995). Durch eine gläserne Bodenplatte blickt man auf ein großes, leeres Bücherregal aus Beton.
Altes Palais/Kaiser Wilhelm Palais (14) (Juristische Fakultät der Humboldt Universität): Es steht gegenüber der Humboldt Universität an der einen Seite des Bebelplatzes. Zuvor befand sich hier das Palais des Markgrafen Friedrich-Wilhelm von Brandenburg-Schwedt, das die Anlegung eines großen Forums verhindert hatte (s.o.). Von Karl Ferdinand Langhans wurde das Palais bis 1837 im Stil des Klassizismus als Winterresidenz für den späteren Kaiser Wilhelm I. gebaut.
Alte Bibliothek (15) (Juristische Fakultät der Humboldt Universität, neben dem Alten Palais): Friedrich der Große ließ das Gebäude als Teil des Forums Fridericianum als Bibliothek für das Bürgertum bauen. Bis dahin war die Literatur der Königlichen Bibliothek im Berliner Schloss nur dem Adel und höheren Staatsbeamten zugänglich.
St. Hedwig Kirche (B) (St. Hedwig Kathedrale): Architekt von Knobelsdorff. Friedrich II. wollte als Ausdruck seiner Toleranz ein großes Pantheon nach römischem Vorbild bauen (Pantheon: Bezeichnung für ein allen Göttern geweihtes antikes Heiligtum). Alle Religionsgemeinschaften sollten darin Kapellennischen erhalten. Das wurde aber nicht umgesetzt. Es wurde ein katholischer Kirchenbau daraus, insbesondere für die nach Berlin gezogenen katholischen Einwohner aus Schlesien (1742 hatte Friedrich II. Schlesien erobert). Die Idee eines Rundbaus wurde beibehalten. Gebaut wurde die Kirche ab 1747 mit Spenden von Katholiken und des Vatikans sowie Mitteln des preußischen Königs.
6 Pariser Platz
Die Schlossbrücke über den Spreekanal und das Forum Fridericianum kennzeichnen das eine Ende der Straße Unter den Linden. Der gegenüberliegende Schlusspunkt der Straße ist der Pariser Platz mit dem Brandenburger Tor.
Nach den Berliner Stadterweiterungen (Friedrichswerder ab 1662, Dorotheenstadt ab 1674, Friedrichstadt ab 1688) ließ Friedrich Wilhelm I., Kurfürst von Brandenburg und König in Preußen (Regierungszeit 1713 – 1740), ab 1734 die Akzisemauer um Berlin bauen, an deren Grenzen er Verbrauchssteuern erheben ließ. Er brauchte die Einnahmen u.a. für den Aufbau seines Heeres (er hatte den Beinahmen „Soldatenkönig“).
In seiner Zeit wurde aber auch die Stadtentwicklung und Erweiterung Berlins vorangetrieben. So gehen auf ihn die Anlegung der drei großen Plätze Quarré (Pariser Platz), Octogon (Leipziger Platz) und Rondell (Belle-Alliance-Platz, heute Mehringplatz) zurück. Die Namen erhielten die Plätze nach den Befreiungskriegen zur Erinnerung an siegreiche Kämpfe.
Das Quarré, der spätere Pariser Platz, wurde ab 1732 angelegt. Der Platz lag an der Akzisemauer und erhielt ein (hölzernes) Zolltor an der Straße nach Brandenburg. Die Grundstücksstruktur des heutigen Pariser Platzes entspricht weitgehend der ersten Bebauung des Platzes. Den Platz säumten Stadtpalais des Adels, mehrfach um- und neugebaut. Der 2. Weltkrieg hat davon neben dem Brandenburger Tor so gut wie nichts übriggelassen und in der DDR-Zeit blieb der Platz als Grenzgebiet unbebaut.
Brandenburger Tor (A): Ende des 18. Jahrhunderts sollte die Prachtstraße der Dorotheenstadt, die Straße Unter den Linden, einen prachtvollen Abschluss erhalten. Der preußische König ließ von Carl Gotthard Langhans anstelle des Akzise-Tors das Brandenburger Tor entwerfen. 1793 war es fertiggestellt. Geschmückt wurde es von der Quadriga mit der Siegesgöttin Viktoria von Johann Gottfried Schadow.
Carl Gotthard Langhans (1732 - 1808) war einer der Architekten des frühenKlassizismus in der Zeit Friedrichs des Großen und seines Nachfolgers, sein Neffe König Friedrich Wilhelm II. (2. Hälfte des 19. Jahrhundert). Sein bekanntestes Werk ist das Brandenburger Tor.
Johann Gottfried Schadow (1764 – 1850) war der bedeutendste Bildhauer des deutschen Klassizismus.
Das Brandenburger Tor ist das einzige noch erhaltene Tor der
ursprünglich 18 Akzisetoren (die Akzise wurde bis 1860 erhoben). Im nördlichen
Anbau residierte die Steuerbehörde, im südlichen Anbau war die Unterkunft für
die Tor-Wache. Die Wache kontrollierte den Zu- und Eingang und sie sollte
desertierende Soldaten aufhalten.
Nach Napoleon´s Einzug in Berlin wurde die Quadriga abmontiert und
nach Paris gebracht. Der Direktor des Musée Napoleon (das heutige Louvre) hatte
den Auftrag, in den eroberten Gebieten Kunstschätze für das Museum zu
beschlagnahmen.
1814 holte sich Preußen nach den gewonnenen Befreiungskriegen die
Quadriga zurück.
Im 2. Weltkrieg wurde das Tor und die Quadriga stark beschädigt. Von der Quadriga blieb nur noch ein Pferdekopf übrig, der im Berliner Märkischen Museum aufbewahrt ist. Anhand eines Gipsabdrucks konnte sie aber neu hergestellt werden. 1958 wurde sie wieder auf das Brandenburger Tor gestellt, ohne den Preußenadler und das Eiserne Kreuz. Die preußischen Embleme wollte man in der DDR nicht sehen. Nach der Wiedervereinigung erhielt die Siegesgöttin das Eiserne Kreuz und den Adler zurück. Dass der Siegeswagen der Viktoria in der DDR-Zeit nach Westen (zur Eroberung des Westens) gedreht worden sei, ist allerdings ein Märchen. Die Viktoria schaute immer nach Osten, zum Berliner Schloss.
Josef Kleihues (1933 – 2004) war einer der Architekten des neuen Berlins. Er war Planungsdirektor der IBA Internationalen Bauausstellung in Berlin 1987. Bekannt sind u.a. das Kant-Dreieck, der Umbau des Hamburger Bahnhofs zum Museum der Gegenwart und das Regent-Hotel.
Amerikanische Botschaft (2): Neben dem Haus Sommer stand ab 1870 das Palais Blücher. Der Generalfeldmarschall Blücher hatte das Grundstück mit einem Vorgängerbau 1815 vom preußischen König für seine Verdienste in den Befreiungskriegen geschenkt bekommen. Die Vereinigten Staaten kauften das Palais und eröffneten dort 1939 ihre Botschaft. Das dauerte allerdings nicht lange. 1941 wurde die Botschaft wegen des Kriegseintritts Amerikas geschlossen. Nach der Wiedervereinigung bauten die USA ihr neues Berliner Botschaftsgebäude an der historischen Stelle.
Frank Gehry (geb. 1929) ist ein amerikanischer Architekt. Das
Guggenheim-Museum in Bilbao ist sein Werk, ebenso der Gehry-Tower und die
BUSSTOPS in Hannover.
Akademie der Künste (4):
Die Akademie der Künste, eine Institution zur Förderung der Kunst, wurde 1993
durch Vereinigung der Ost- und Westakademie gegründet. Sie ist Nachfolgerin der
Preußischen Akademie der Künste (Max Liebermann war einer ihrer Präsidenten). Die
Akademie besteht seit ihrer Gründung durch Kurfürst Friedrich III. im Jahr
1696.
Am Pariser Platz entstand 2005 der Akademie-Neubau auf dem Grundstück
der Preußischen Akademie der Künste, wobei im 2. Weltkrieg erhalten gebliebene
Ausstellungsräume und Kellerräume des alten Gebäudes einbezogen wurden.
In dem im 2. Weltkrieg zerstörten Akademiegebäude hatte im Dritten Reich Albert Speer sein Planungsbüro für die „Welthauptstadt Germania“.
Hotel Adlon (5): 1997 eröffnet, von dem Immobilienunternehmer Anno August Jagdfeld mit einem geschlossenen Immobilienfonds gebaut (er hat auch das Grandhotel in Heiligendamm an der Ostsee und das Quartier 206 an der Berliner Friedrichstraße entwickelt).
Das Vorgängerhotel am gleichen Platz war im 2. Weltkrieg zerstört
worden. Eröffnet hatte es 1907 Lorenz Adlon, Besitzer mehrerer Kaffeehäuser in
Berlin.
Für den Hotelbau wurde das auf dem Grundstück stehende Palais Redern abgebrochen. 1833 hatte Karl Friedrich Schinkel das Palais für den Generalintendanten der Königlichen Schauspiele, Graf Friedrich Wilhelm von Redern, gebaut. Das Palais entstand durch Umbau der ersten Platz-Bebauung, die aus der Zeit der Anlegung des Pariser Platzes (damals war es der Quarré-Platz) in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts stammte. Auf Geheiß Friedrich Wilhelm I., König in Preußen, bauten Adlige dort vornehme Stadthäuser. So auch ein Graf Kameke, dessen Palais später (1798) an den Königlichen Kammerherrn Graf von Redern kam.
Französische Botschaft (6):
Noch länger als die USA hatte Frankreich seine Botschaft am Pariser Platz. Dort,
wo heute das 2002 gebaute neue Botschaftsgebäude steht, befand sich bis zum 2.
Weltkrieg das Palais Beauvré. Bauherr war 1737 der preußische Generalmajor
Bernhard von Beauvré. Das Grundstück am Quarré schenkte ihm Friedrich Wilhelm
I. . 1835 zog der französische Gesandte dort ein. Dann wurde das Palais Sitz
der diplomatischen Vertretung Frankreichs beim Norddeutschen Bund und im
Dritten Reich.
Nach Kriegszerstörung wurde das Gebäude 1960 von der DDR-Regierung abgeräumt. Nach der Wiedervereinigung eröffnete Frankreich seine Botschaft am alten Platz.
Allianz Forum (7): Die
Allianz AG hat das 1997 für die Dresdener Bank gebaute Haus mit der Übernahme
der Dresdener Bank erhalten (2008 verkaufte die Allianz die Dresdener Bank an
die Commerzbank).
Vor dem 2. Weltkrieg stand an der Stelle das Palais Goldschmidt-Rothschild, in dem Marie-Anne von
Goldschmidt-Rothschild bis zu ihrer Emigration 1938 wohnte.
Die Lebensgeschichte von Marie-Anne von Goldschmidt-Rothschild (1892 – 1973) ist interessant.
Ihr Vater
Friedrich Victor von Friedlaender-Fuld besaß mehrere Kohlegruben und
Kokereien in Oberschlesien und Braunkohlegruben in der Niederlausitz. Er galt
als einer der reichsten Personen Deutschland. Die Tochter wuchs auf Schloss
Lanke bei Bernau auf, dessen Domäne der Vater von dem Grafen von Redern (der
auch am Pariser Platz ein Palais hatte, s.o.) gepachtet hatte.
Marie-Anne von Friedlaender-Fuld heiratete in dritter Ehe
Rudolf von Goldschmidt-Rothschild.
Dessen Vater war der Bankier
Maximilian Goldschmidt. Maximilian Goldschmidt heiratete die Rothschild-Erbin
Minna Freiin von Rothschild. Nach der Heirat galt er als einer der Reichsten in
Deutschland. Nach dem Tod des Freiherrn von Rothschild wurde Maximilian
Goldschmidt als Goldschmidt-Rothschild von Kaiser Wilhelm II. in den
Freiherrenstand erhoben. Dafür musste er mehrere Millionen Mark investieren,
u.a. in den Kauf eines Gutes in Posen.
Marie-Anne von Goldschmidt-Rothschild war Jüdin. 1938 verließ sie Deutschland. Das Haus
ließ sie 1939 für 1,65 Millionen Mark verkaufen, von denen das Nazi-Regime 1,5
Millionen Mark als „Reichsfluchtsteuer“ einkassierte.
Marie-Anne von Goldschmidt-Rothschild war literarisch
interessiert. Sie korrespondierte mit Rainer-Maria
Rilke und veröffentlichte ihre Briefe unter dem Pseudonym Gilbert (der Name
ihres Sohnes).
1973 starb sie in Paris.
Haus Liebermann (8): Max Liebermann (1847 – 1935) war ein bedeutender Maler und Graphiker und einer der wichtigen Vertreter des deutschen Impressionismus (Das Gemälde „Impression – soleil levant“ – Impression Sonnenaufgang – von Claude Monet gab der Stilrichtung ihren Namen). Er war Präsident der Preußischen Akademie der Künste, die er aus Protest gegen die Nationalsozialisten verließ.
Rechts vom Brandenburger Tor, wenn man auf dem Pariser Platz steht,
stand das Wohn- und Arbeitshaus von Max Liebermann. Seine Eltern hatten das
dreietagige Haus gekauft. Gebaut hatte es der Zimmermeister Sommer 1844 (Sommer
war Stadtverordneter und Mitglied des Magistrats,
ihm gehörte auch das heutige Grundstück der Commerzbank, s.o.)
Ein anderes Haus von Max
Liebermann ist die Liebermann-Villa am Wannsee, die er 1910 bezog. Heute ist in
der Villa das „Museum Liebermann-Villa“ mit einer Ausstellung seiner Bilder.
7 Zwischen Bebelplatz und Pariser Platz
A Komische Oper
Komische Oper (A): Geht man die Straße Unter den Linden entlang, kommt man an der Komischen Oper vorbei (hinter einem Nachkriegsbau, der Eingang ist in der parallelen Behrenstraße). Berlin hat insgesamt drei Opernhäuser, die Staatsoper und die Komische Oper an der Straße Unter den Linden und die Deutsche Oper im Westen. 1947 wurde die Komische Oper eröffnet und entwickelte sich zu einem Musiktheater. Der Name Komische Oper kennzeichnet die künstlerische Ausrichtung in der Tradition der französischen „Opéra-Comique“ (lustspielartige Oper, Komödie).
Das ursprüngliche Gebäude der Oper wurde Ende des 19. Jahrhunderts für das Operettentheater „Monopol-Theater“ gebaut (das gastiert heute im Admiralspalast in der Friedrichstraße). Den 2. Weltkrieg überstand nur (fast unbeschädigt) der neobarocke Zuschauerraum. Der steht im krassen Gegensatz zu dem in den 1960er Jahren gebauten Foyer und die schlicht gestaltete Fassade.
Russische Botschaft (1): Eine Querstraße weiter beginnt das Gebäude der russischen Botschaft, die diplomatische Vertretung der Russischen Föderation. Hier bestand schon die Kaiserlich-Russische Gesandtschaft (ab 1837) in dem ehemaligen Palais Kurland (erster Bau in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts). Im 2. Weltkrieg wurde das Gebäude zerstört. Um 1950 wurde die neue Botschaft im stalinistischen Zuckerbäckerstil (Sozialistischer Klassizismus) gebaut. Die Innenräume der Botschaft sind prunkvoll mit viel Plüsch und Kristallleuchtern gestaltet (ich konnte mir die Räume in meiner GSW-Zeit bei einem Firmenempfang ansehen, damals vermietete die Botschaft ihre Festräume).
Britische
Botschaft (B): Kurz vor dem Brandenburger Tor ist hinter dem Hotel Adlon an
der Wilhelmstraße die Botschaft des Vereinigten Königreichs von Großbritannien
und Nordirland. Hier stand in früheren Zeiten einmal das Palais Strousberg, der 1868 für den „Eisenbahnkönig“ Bethel Henry
Strousberg gebaute Stadtpalast.
Bethel Henry
(Baruch Heinrich) Strousberg wurde 1823 in Masuren als Baruch Hirsch Strousberg geboren. In der
Gründerzeit engagierte er sich im Eisenbahnbau in Preußen. Er beschäftigte
zeitweise 100.000 Arbeiter. U.a. baute er auch die Strecke Hannover –
Altenbeken. Er finanzierte seine Bahnbauprojekte, indem er die beauftragten
Generalunternehmer nicht direkt, sondern mit Anteilen an seiner neu gegründeten
Eisenbahngesellschaft bezahlte. 1875 ging sein Unternehmen in Konkurs.
In Berlin
ließ er sich das Palais Strousberg in der Wilhelmstraße bauen.
1868 kaufte
Strousberg die Eisengießerei und Maschinenfabrik Georg Egestorf in Hannover,
bekannt als Hanomag. 1871 musste er sie aber nach gescheiterten
Bahnprojekten in Rumänien schon wieder verkaufen. In jüngster Zeit wurde die
Hanomag bekannt, als die IBH-Holding von Horst-Dieter Esch das Werk übernahm
und 1984 in Konkurs ging. In der Folge ging auch die Kreditgeberin,
die SMH-Bank (Schröder, Münchmeyer, Hengst & Co.), in Konkurs (die
ehem. Niedersächsische Wirtschaftsministerin Birgit Breuel ist eine geborene
Münchmeyer).
Nach dem Konkurs von Strousberg mietete die Britische Botschaft das Stadtpalais. Im 2. Weltkrieg wurde es zerstört und lag brach. Nach der Deutschen Wiedervereinigung baute Großbritannien an dieser Stelle seine neue Botschaft. Im Jahr 2000 wurde sie durch die englische Königin eröffnet.
8 Gendarmenmarkt
A Hotel Hilton
Berlins Ursprung sind die Städte (Alt-) Berlin und Cölln (1244 und 1237 erstmals urkundlich erwähnt). 1710 entstand die Residenzstadt Berlin durch Verfügung des ersten preußischen Königs Friedrich I. (König in Preußen). Die Alt-Städte Berlin und Cölln/Kölln wurden mit den inzwischen daneben neu gegründeten Städten Friedrichswerder (westlich von Alt-Kölln, 1668 gegründet), Dorotheenstadt (1674 gegründet, zwischen der Spree im Norden und der Behrenstraße im Süden) und Friedrichstadt (zwischen Dorotheenstadt und Zimmerstraße - Checkpoint Charlie -, 1688 gegründet) zusammengelegt.
Der Gendarmenmarkt liegt inmitten der Friedrichstadt und wurde 1688 mit der Entwicklung der Friedrichstadt angelegt. Den Namen „Gendarmenmarkt“ erhielt er später nach dem preußischen Reiterregiment Gensdarmes (gens d’armes- Waffenleute), das am Platz seine Kaserne hatte.
An dem Platz siedelten sich in Frankreich verfolgte Hugenotten an, die der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm mit dem Edikt von Potsdam 1685 ins Land holte. Sein Sohn Friedrich I., König in Preußen, wies der deutsch-reformierten Kirchengemeinde zusammen mit der lutherischen Gemeinde sowie der französisch-reformierten Gemeinde je einen Platz auf dem Gendarmenmarkt für den Bau einer Kirche zu (1701), die zunächst ohne die bekannten Türme gebaut wurden.
Die kamen in der Zeit Friedrichs des Großen 1785 hinzu, nachdem die Stallungen des Regiments abgeräumt wurden und der Platz mit dreigeschossigen Wohnhäusern für hohe Beamte und Behörden eingefasst wurde.
Die beiden Kirchengebäude mit den nebenstehenden Türmen werden heute als Französischer Dom und Deutscher Dom bezeichnet, abgeleitet von den Kuppeln (französisch dôme – Kuppel) der nebenstehenden Türme.
Der Deutsche Dom (3) ist die bis 1708 errichtete Simultankirche der deutsch-reformierten und lutherischen Kirchengemeinde. Sie wurde als „Neue Kirche“ auf einem Teil des auf dem Gendarmenmarkt bestehenden Schweizer Friedhofs gebaut (aus dem 17. Jahrhundert, bis 1738, für französische Hugenotten angelegt, die sich zuerst in der Schweiz niedergelassen hatten). 1785 wurde der Kuppelturm fertiggestellt. In beiden Teilen ist heute eine Ausstellung des Deutschen Bundestages über die Geschichte des Parlaments.
Der Französische Dom (B) ist die bis 1705 errichtete Französische Friedrichstadtkirche. Für den zeitgleich mit dem Turm des Deutschen Doms errichtete Kuppelturm musste die Kirchengemeinde ihren Friedhof aufgeben und erhielt dauerndes Nutzungsrecht für den Turm. Der Turm ist begehbar. In der Kirche finden wieder Gottesdienste statt. Im Untergeschoss ist ein Tagungszentrum der Evangelischen Akademie und ein Restaurant.
1821 errichtete Friedrich Schinkel zwischen den Kirchen das „Preußische Staatstheater“ (4) im Stil des Klassizismus (heute
Konzerthaus Berlin).
Im 2. Weltkrieg wurden die Kirchen und das Theater weitgehend zerstört. Von 1976 bis 1996 wurden die Bauten und die Randbebauung und so der Charakter des Platzes wiederhergestellt.
9 Nikolaiviertel
Das Nikolaiviertel ist das älteste Siedlungsgebiet Berlins. Es ist eins von vier Stadtteilen des historischen Alt-Berlins. Der Name ist von der Kirche des Viertels abgeleitet, der Nikolaikirche.
Ein erster Bau der Nikolaikirche (1) ist um 1230 entstanden. Während der folgenden Jahrhunderte wurde sie mehrfach umgebaut und erweitert. Die heute prägende neugotische Doppelturmfassade erhielt die Kirche in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Im 2. Weltkrieg wurde das Gebiet weitgehend zerstört. Nach dem Krieg
wurde das Viertel von der DDR vernachlässigt (an der Stelle der Nikolaikirche
war zunächst ein Hafenbecken geplant).
Das änderte sich erst anlässlich der Vorbereitung der 750-Jahr-Feier (1987). Der alte Stadtkern Berlins sollte historisch rekonstruiert werden. Neubauten entstanden in historisierender Plattenbauweise.
So das Ephraim Palais (4).
Es wurde unter Verwendung der eingelagerten Fassade wiederaufgebaut. Die war
nach Abbruch des Gebäudes durch die Nationalsozialisten (für die Anlegung eines
Gauforums) in West-Berlin eingelagert. Ursprünglich sollte das Ephraim-Palais
in Westberlin wieder entstehen. Das scheiterte aber an den Kosten und an den
fehlenden Bauunterlagen. Die befanden sich in Ostberlin. Zur 750-Jahr-Feier bot
Westberlin dem Ostberliner Magistrat die Palais-Teile an und erhielt als
Gegenleistung das Archiv der Königlichen Porzellan-Manufaktur (KPM).
Das im 3. Reich abgebrochene originale Ephraim Palais stammte aus Mitte des 18. Jahrhunderts. Bauherr war Veitel
Heine Ephraim. Als vermögender Händler und Bankier finanzierte er u.a. die
Feldzüge König Friedrich II.. 1843 kaufte die Stadt Berlin das Haus.
Heute ist das Palais ein Museum.
Im Nikolaiviertel gibt es eine Reihe traditioneller Gasthäuser.
Das Gasthaus Zum Nußbaum (2) ist
ein Nachbau des ältesten Gasthauses Berlins, das allerdings auf der Spreeinsel
stand (Baujahr 1571). Das historische „Zum Nußbaum“ war das Stammlokal von
Heinrich Zille, der das Berliner Milieu in seinen Bildern und Zeichnungen
festhielt.
Das Restaurant Zur Gerichtslaube (A) ist ein Nachbau der Gerichtslaube, die einmal am Roten Rathaus stand. Es war ein Anbau an das mittelalterliche Alte Rathaus. Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Gerichtslaube nach Fertigstellung des neuen Roten Rathauses abgebrochen. Mit den Originalteilen wurde sie im Babelsberger Park als freistehender Pavillon wiederaufgebaut.
Die Bezeichnung „Regierender“ Bürgermeister statt Oberbürgermeister gibt es für Berlin seit 1950. Bis dahin waren die Stadt-Oberhäupter wie überall in Deutschland Oberbürgermeister (nur in Hamburg Erster Bürgermeister). Vielleicht wollte man damit dokumentieren, dass man sich als 12. Land der Bundesrepublik betrachtete?
Das Rathaus wurde 1860 bis 1871 neben
dem Alten Rathaus von 1270 gebaut, das abgerissen wurde. Die
Stadtverordneten wollten damals ein „der Bedeutung der Stadt würdiges Monument“
haben. Die Verblendung mit roten Klinkern gab dem Rathaus seinen Namen als
„Rotes Rathaus“.
Im 2. Weltkrieg wurde es zerstört. Davor war schon der zur Olympiade
1936 errichtete Bronzebrunnen „als Metallspende des deutschen Volkes“
eingeschmolzen worden (wie später zahlreiche Kirchenglocken). 1956 wurde das
Rathaus weitgehend originalgetreu wiederhergestellt.
Unweit des Roten Rathauses wurde bis 1911 für die größer gewordene Stadtverwaltung ein zusätzliches Verwaltungsgebäude, das Alte Stadthaus (3), gebaut. Als Altes Stadthaus wurde es bezeichnet, als 1930 ein weiteres Verwaltungsgebäude als Neues Stadthaus (gegenüber dem Alten Stadthaus) dazu kam. In DDR-Zeiten wurde das Alte Stadthaus ab 1956 als Amtssitz des Ministerpräsidenten genutzt. Letzter DDR-Ministerpräsident (und erster gewählter) war Lothar de Maiziére von April bis Oktober 1990.
Berliner Fernsehturm (B): Seit 1969 gibt es den Fernsehturm in Berlin-Mitte, mit 368 Metern das höchste Bauwerk Deutschlands. Gebaut wurde er für die Fernseh- und Rundfunkversorgung. Auf 203 Meter Höhe gibt es eine Aussichtsplattform und ein Drehrestaurant.
Grundlage der Beschreibungen
sind Wikipedia- und andere Artikel im Internet ohne Zitierung im Einzelnen.
Die Fotos der illuminierten Gebäude sind von meiner Frau aufgenommen worden (Festival of Light - Wochende des Treffens in Berlin).
Wer noch mehr von Berlin erfahren möchte, kann sich die "Wanderungen in Berlin" in diesem Blog ansehen.