Rom

Reise des Freundeskreises der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS)
im Mai/Juni 2016

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(10) Ostia Antica

Der Ausflug nach Ostia Antica begann mit dem Ausfall der Metro. Nicht wegen eines Streiks, sondern wegen Wassereinbruch in einer U-Bahnstation Mit unserem Reiseführer waren wird an der S-Bahnstation nach Ostia Antica, südlich des Zentrum,  verabredet.  Also Plan B (den es nicht gab) und Fahrt mit dem Bus zur S-Bahnstation. Doch welche Buslinie fährt am Sonntag dorthin?  Wir haben es geschafft und saßen mit ein wenig Verspätung in der S-Bahn.

Auf halber Strecke sind wir an E.U.R. (Esposizione Universale Di Roma) vorbeigekommen. Mussolini ließ dieses Viertel 1942 für die geplante Weltausstellung bauen, die dann aber wegen des Weltkriegs ausgefallen ist. (In EUR war ich, als ich als Jugendlicher zu einem Seminar in Rom war. Einer meiner ersten Auslandsaufenthalte. Zusammen mit meinem Studienfreund Josef Evers.  Auch damals mit der Adenauer-Stiftung)

Die S-Bahn-Linie führt an dem antiken Ostia vorbei bis zu den Bädern der Römer an der Mittelmeerküste.

Ostia Antica 

war der Hafen Roms an der alten Tibermündung. Heute ist die Tibermündung  5 km weiter weg. Gegründet wurde die Stadt zunächst als römische Kolonie, militärischer Vorposten,  außerhalb Roms. Unter Kaiser Augustus (s. antikes Rom) begann eine verstärkte Bautätigkeit. Kaiser Trajan vergrößerte den Hafen und legte ein neues Hafenbecken an. Die Reste dieses achteckigen Hafens sind noch heute als Lago Traiano südlich des Flughafens Fiumicino zu sehen. Daneben entstand der Stadtteil Portus, der die alte Stadt Ostia an Bedeutung überflügelte. Mit dem Niedergang des römischen Reiches verloren auch Ostia und Portus ihre Bedeutung und verschwanden.














Der bedeutendste Tempel in Ostia war das Kapitol. Die Reste überragen noch heute die Ausgrabungsfelder. Entsprechend der Größe der Stadt bestanden mehrere Thermen, deren Mosaike teilweise noch sehr gut erhalten sind. Die Reste des Theaters stammen aus dem Ende des 2. Jh. und werden noch heute für Aufführungen genutzt. Wir hatten auf den Stufen unseren Mittagsimbiss. Auch eine Ladenzeile mit Mosaikdarstellungen der Handelsgüter ist noch gut zu erkennen.


Entsprechend der Entwicklung Ostias wurden in der Blütezeit mehrgeschossige Mietshäuser gebaut. Mit Rückgang der Bevölkerung erfolgten teilweise eine Umnutzung und Umbauten zu großzügigen Villen, deren Ruinen man jetzt sieht.


(11) Ausflug in die Albaner Berge

Im Osten Roms befinden sich die Abruzzen, im Nordosten die Sabiner Berge und im Süden die Albaner Berge. Im Westen ist die Hafenstadt Ostia am Mittelmeer  Tyrrhenisches Meer).

Einen Tag sind wir in die Albaner Berge gefahren. Sie sind durch Vulkanausbrüche entstanden, die Seen sind Kraterseen. Eine wunderschöne Landschaft. Die Päpste haben hier ihre – exterritoriale - Sommerresidenz Castel Gandolfo (Aber Papst Franziskus reicht die Turmterrasse im Vatikangarten als Urlaubsort!). Die Sommerresidenz und den Ort haben wir aber nur vom Tal aus gesehen, als wir am Albaner See Mittagspause hatten (sehr schön gelegen und mit guter Küche - auch das hat unser Reiseführer  gut gemacht, ebenso in Ariccia). Dann sind wir weitergefahren, zum benachbarten Nemisee. Bekannt ist der See für seine zwei Prunkschiffe aus römischer Zeit. Und die nächste „römische“ Station war Palestrina.  Danach fuhren wir weiter nach Ariccia. Und wem begegnen wir dort? Wieder Gian Lorenzo Bernini, er hat den Gerichtsplatz vor dem Palazzo Chigi entworfen.

Der Nemisee

Auch die Führungsschicht im antiken Rom liebte die Sommerfrische der Berge (wie wir auch), um im Sommer der Hitze der Großstadt zu entgehen. Der Nemisee war Erholungsgebiet reicher Römer, die hier ihre Villen hatten. Der römische Kaiser Caligula (1. Jh. n.Chr.)  ließ sich hier am Nemisee zwei Schiffe bauen, eines mit dem Tempel für die Göttin Diana, das andere als Palastschiff (mit Warmwassertherme) für sich. Sie waren für den See zu groß und zu schwer (sie waren natürlich mit Marmorsäulen ausgestattet, Mosaikfußböden und Bronzeziegeln) und sanken bald.

Die Schiffe hatten schon zahlreiche moderne Ausstattungen wie Anker, Wasserhähne,  Kugellager, Pumpsysteme, die erst Ende des 19 Jh. wiedererfunden wurden














Die untergegangenen Schiffe wurden mit der Zeit vergessen. In der Neuzeit hatten Fischer immer wieder antike Funde in ihren Netzen, so dass die Neugier geweckt wurde. Es gab verschiedene Bergungsversuche, aber erst Mussolini erklärte die Bergung als wichtige Aufgabe (siehe oben, die Pracht der Vergangenheit sollte auch auf ihn strahlen). Der Wasserspiegel des Sees wurde abgesenkt. Dafür erinnerte man sich an einen alten Stollen, den die Römer schon früher gegraben hatten, um den Wasserstand des Sees zu regulieren. Man grub ihn wieder auf und ließ das Wasser des Sees ab. Die Schiffe wurden geborgen und 1940 in einem eigens dafür gebauten Museum gezeigt.

Aber nur für kurze Zeit. 1944 waren in der Museumshalle Flüchtlinge aus Süditalien untergebracht (die vor der vorrückenden amerikanischen Armee geflohen waren). Sie kochten in der Halle auf offenen Feuern und lösten so einen Brand aus, der beide Holzschiffe vernichtete (so die Schilderung unseres Fremdenführers). Nur wenig wurde gerettet, das jetzt zusammen mit Rekonstruktionen ausgestellt wird.

Palestrina

ist ein kleiner Ort in den Bergen. Dort überlagern sich die Geschichte des christlichen Roms und des antiken Rom, wie so oft in der Region.  Über dem Ort ist der großartige Palazzo Colonna Barberini, gebaut im 11. Jh. von der römischen Adelsfamilie Colonna (denen die Stadt und andere Besitzungen in der Gegend gehörte) und im 17. Jh. an den Bruder eines Barberini-Papstes verkauft. Das Interessante ist, dass der Palast auf den Mauern eines antiken Heiligtums der Fortuna  steht, die weitgehend freigelegt wurden. Die gesamte Stadt Palestrina wurde auf den Ruinen der antiken Stadt Praeneste gebaut.

In  Ariccia,

hat die Stadt 1988 den Palast Chigi mit allem Inventar und Ausstattungen gekauft und als Museum erhalten. Die Adelsfamilie Chigi Albani dela Rovere gehörte neben Borghese und Barberini zu den bedeutendsten römischen Adelsfamilien. Der italienische Ministerpräsident residiert in einem ehem. Chigi-Palast (s.o.). Der Palazzo in Arricia gibt einen guten Überblick über die Lebensweise im römischen Barock. Und Roms Baumeister Bernini hat mit der Platzgestaltung vor dem Palast und dem Entwurf für die gegenüberliegende Kirche Santa Maria Assunta auch seine Spuren hinterlassen.

Das ist es.

Es war eine gelungene und schöne Reise in das antike, christliche und heutige Rom. Das lag auch daran, dass wir mit dem Freundeskreis der Adenauerstiftung eine sehr nette und freundschaftliche Gruppe getroffen haben. Nicht alles, was wir erlebt haben, habe ich aufgeschrieben. Aber das wichtigste – oder das, was in Erinnerung geblieben ist.

Bis zur nächsten Reise.

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Fahrradreise 
nach Löwenberg in Schlesien
Juli 2014


Meine Mutter erzählte mir von ihrer Flucht und Vertreibung während des Kriegsendes 1945. Vor der russischen Front flüchteten sie in das Sudetengebirge und kehrten nach Durchzug der Front wieder nach Plagwitz (Kreis Löwenburg in Niederschlesien) zurück. Als das Gebiet von Polen übernommen wurde, flüchteten sie zunächst  zu Fuß nach Görlitz und kehrten wieder zurück, bis sie endgültig vertrieben wurden und mit Eisenbahnwaggons nach Harsum und dann nach Giesen bei Hildesheim kamen.

Als meine Mutter 2011 starb entstand  die Idee, den Fluchtweg nach Görlitz auch zu Fuß nachzuwandern. Daraus wurde dann der Plan einer 
Radfahrt von Berlin nach Plagwitz bei Löwenberg in Schlesien (heute Plakowice, Ortsteil von  Lwówek Śląski in der Województwo Dolnośląskie/Woiwodschaft Niederschlesien) im Jahr 2014.


Acht Tage war ich unterwegs:
17. Juli                      Bahnfahrt Berlin - Erkner
                                   Radtour Erkner - Frankfurt/Oder
18. Juli                      Frankfurt/Oder - Guben
19. Juli                      Guben - Bad Muskau
20. Juli                     Bad Muskau - Görlitz
21. Juli                       Görlitz - Löwenberg
22. Juli                      Plagwitz , Löwenberg und Umgebung
23. Juli                      Löwenberg -  Görlitz
24. Juli                      Görlitz - Cottbus mit dem Rad, Bahnfahrt bis Berlin

Zu dem Reisebericht gibt es ein Fotoalbum:
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1. Tag: Erkner - Franktfurt/Oder 
17. Juli 
90 Kilometer

In Erkner begann die Radtour, immer Richtung Osten.

In Erkner wurde ab 1909 der erste Kunststoff „Bakelit“ hergestellt. Bakelit war der erste vollsynthetische, industriell hergestellte Kunststoff.

Gerhard Hauptmann, Dramatiker und Schriftsteller, lebte von 1885 - 1889 in Erkner, danach wohnte er bis 1891 in der Schlüterstraße 78 in Berlin-Charlottenburg. 1862 in Schlesien geboren und 1946 dort gestorben (Agnetendorf im Resengebirge). Beerdigt wurde er auf der Ostsee-Insel Hiddensee. Er schrieb sozialkritische Dramen wie „Der Biberpelz“ und „Die Weber“.
           
Der Radweg war bis auf Ausnahmen gut. Am Werlsee vorbei zur Spree. Im Spree-Tal an Fürstenwalde vorbei. Am Oder-Spreekanal nach Norden, über die Autobahn und dann nach Frankfurt/Oder. Dort über die Grenze nach Slubice, bis zum Ende des 2. Weltkriegs die östliche Vorstadt Frankfurts.

Die Grenze zu Polen merkt man nicht; das gilt für alle durchfahrenen Orte an der Oder. 

Frankfurt/Oder und Slubice sind eher kleine Landstädte. Das Stadtzentrum von Frankfurt/Oder gleicht einer langgezogenen, verbreiterten Straße, von Plattenbauten gesäumt (die Innenstadt wurde gegen Ende des 2. Weltkrieges fast völlig zerstört). Wenig großstädtisch, nüchtern.

Übernachtung im Hotel Horda. Sehr gut, aber etwas am östlichen Rand der Stadt Slubice gelegen.


2. Tag: Frankfurt/Oder – Guben
18. Juli 
85 Kilometer


















Entlang der Oder 
Richtung Süden. Oft auf dem Oder-Damm entlang. An Bieskow-Finkenherd vorbei.

Hier war bei dem 1997er Hochwasser der Damm gebrochen und der ganze Oder-Bogen wurde überflutet. Davon ist nichts mehr zu sehen.

Vorbei an Fürstenberg, zu Eisenhüttenstadt gehörend (als erste „Sozialistische Wohnstadt“ der DDR entstanden, 1953 in Stalinstadt umbenannt, Eisenhüttenkombinat).

Unterwegs ein Abstecher zum ehem. Zisterzienser-Kloster Neuzelle.

Neuzelle ist eine bedeutende, barocke Klosteranlage in Brandenburg. Im 13. Jh. von dem Haus Wettin (eines der ältesten deutschen Adelsgeschlechter) gestiftet, um das Siedlungsgebiet der Sorben zu christianisieren. Das Mutterkloster war Altzella (Celle in Niedersachsen).  
Zum Grundbesitz des Klosters gehörten 30 Dörfer, so auch Fürstenberg. In der Reformationszeit war Neuzelle eine katholische Insel inmitten der protestantisch gewordenen Gegend. 
In Folge des Wiener Kongresses kam Neuzelle zu Preußen (Sachsen musste seine nördlichen Landesteile abtreten). 1817 wurde das Kloster säkularisiert
1996 gründete das Land Brandenburg eine Stiftung zur Erhaltung der Klosteranlage. Zum 750-jährigen Jubiläum 2018  sollen wieder Mönche angesiedelt werden. Die Wiederbesiedlung soll von der Zisterzienser-Abtei Heiligeskreuz in Österreich erfolgen.

Bekannt ist die Klosterbrauerei Neuzelle, die auf die 1598 gegründete Klosterbrauerei zurückgeht. Bier wurde von den Mönchen schon 1416 gebraut.

Bei Ratzdorf verläßt der Radweg die Oder und folgt der Neiße.
Ankunft am Nachmittag in Guben. Die Strecke - und alle anderen - waren alle gut bis zum Nachmittag zu bewältigen (mit Ausnahme der Schluss-Strecke, s.u.). Aus Guben und der polnischen Nachbarstadt Gubin ist nicht viel zu berichten.

Die Neiße, auch Lausitzer oder Görlitzer Neiße, entspringt im Isargebirge in Tschechien. Sie bildet seit Ende des 2. Weltkriegs mit der Oder die Ostgrenze Deutschlands zu Polen.  Ein weiterer Fluss Neiße, die Glatzer Neiße, entspringt in den Sudeten an der polnisch-tschechischen Grenze und mündet ebenfalls in die Oder.
Zum Kriegsende war nicht klar, ob die Görlitzer Neiße oder die weiter östlich fließende Glatzer Neiße die künftige Westgrenze Polens bilden würde. Viele Schlesier, auch meine Mutter, hofften, dass es die Glatzer Neiße würde. Sie wurden enttäuscht und mussten ihr Land endgültig verlassen.

Guben hieß von 1961 bis zur Wende 1990 Wilhelm-Pieck-Stadt (Pieck war SED-Vorsitzender und erster und einziger Präsident der DDR, bis 1960). Der frühere östliche Stadtteil ist heute die polnische Stadt Gubin.

Übernachtung in Hermann`s Stilhotel. Ein renovierter Altbau mit großem Zimmer, aufgearbeiteten Alt-Möbel und modernem Bad.


3. Tag: Guben - Bad Muskau
19. Juli
70 Kilometer

Auf dem Oder-Neiße-Radweg weiter Richtung Süden. Durch Forst in der Niederlausitz. Der Radweg verlief meistens auf dem Neiße-Damm.

Der Ursprung von Forst  ist ein sorbisches Dorf am Übergang über die Neiße.
Ab dem 15. Jh. spielte das Tuchmacherhandwerk eine wichtige Rolle. Tuchmacher aus den Niederlanden und aus Schlesien siedelten sich an. Durch die Herstellung von Buckskin ((ein gewalktes Streichgarngewebe, Streichgarn ist aus ungekämmter Wolle, durch Walken wird das Gewebe verfilzt) wurde Forst um 1840 eine der bedeutenden Textilstädte, das „deutsche Manchester“.

In Forst besteht seit 1913 der Ostdeutsche Rosengarten mit 800 Rosensorten.

Die Niederlausitz hatte ursprünglich eine sorbische Bevölkerung. Die Bezeichnung Lausitz kommt aus dem Slawischen und bedeutet Sumpfland. 
Im Ostfrankenreich gehörte das Gebiet ab 965 zur Grenzmark Lausitz bzw. der Ostmark.  Die Markgrafschaft wurde Teil der böhmischen Krone und danach des Kurfürstentums Sachsen. In Folge des Wiener Kongresses kam die Markgrafschaft Niederlausitz mit dem nördlichen Teil des Königreichs Sachsen  zu Preußen. 
Der Spreewald ist die nördliche Grenze der Niederlausitz, ursprünglich reichte sie bis zum Berliner Müggelsee. Teile der Niederlausitz gehören heute zu Polen (bis zum Bober) und zum Bundesland Brandenburg (Cottbus, Luckau, Lübben). Südlich der Niederlausitz schließt sich die Oberlausitz an (mit den Orten Bautzen,  Görlitz, Zittau, Niesky, Bad Muskau im Bundesland  Sachsen und Lauban in Polen).

In Bad-Muskau war Zeit zum Durchradeln des Landschaftsparks, den Fürst Pückler-Muskau ab 1815 anlegen ließ, bevor er 1845 aufgrund finanzieller Schwierigkeiten Muskau verkaufen musste und nach Branitz übersiedelte. Der Park liegt weitgehend auf der Ostseite der Neiße auf dem Gebiet der polnischen Stadt Leknica. Auf dem Friedhof in Bad Muskau ist das Grab von Machbuba. Sie war eine junge Sklavin, die Pückler 1837 in Kairo kaufte und die 1840 15-jährig  in Bad Muskau starb.

Fürst Pückler wurde 1785 auf Schloss Muskau geboren und starb 1871 auf Schloss Branitz. Muskau war die größte der Freien Standes-herrschaften (unabhängige Herrschaft innerhalb des Heiligen Römischen Reiches) in der Oberlausitz. In Preußen (ab 1815, s.o.) gehörte Pückler zu den 15 größten Landbesitzern. Trotzdem verschuldete er sich so, dass er Muskau aufgeben musste.
Er zog nach Branitz, das Familienbesitz der Pückler war. Muskau gehörte der Familie seiner Mutter, Gräfin von Callenberg.
Von Reisen durch England brachte er die Idee des Englischen Landschaftsparks mit nach Muskau. Da der Boden schlecht war, musste er Mutterboden mit Ochsenkarren aus weiter entfernten Gebieten heranschaffen. Auch die Verpflanzung ausgewachsener Bäume war kostspielig. Um den Park zu vergrößern setzte er eine Ortschaft vom rechten auf das linke Neiße-Ufer um.

Neben den Parks in Muskau und Branitz gestaltete Pückler u.a. auch den Park des Schlosses Babelsberg in Potsdam
Er war nicht nur berühmter Gartengestalter sondern auch Schriftsteller und Weltreisender. Von einer seiner Reisen brachte er die Sklavin Machbuba (eine Äthiopierin) mit, die auf dem Friedhof von Muskau begraben liegt.

Übernachtung im Ringhotel Kulturhotel Fürst Pückler Park. Sehr gut.


4. Tag: Bad Muskau – Görlitz
20. Juli
75 Kilometer

Immer entlang der Neiße (deutsch Lausitzer Neiße, polnisch Nysa Luzycka). Durch Rothenburg/O.L. (Oberlausitz), eine mittelalterliche Stadt - aber bei weitem nicht mit Rothenburg ob der Tauber zu vergleichen. Vorbei an dem Abenteuer-Freizeitpark  Kulturinsel Einsiedel. Ein schöner Abstecher, wenn man mit Kindern unterwegs ist und viel Zeit hat. 

Am Nachmittag war Görlitz erreicht. Diese Wegstrecke war ein wenig Vorbereitung auf die nächste Tagesetappe. Hier konnte man nicht nur an den Neiße-Staustufen und Wehren erkennen, dass es flussaufwärts ging.

Görlitz ist eine wirklich schöne Stadt geworden. Im 2. Weltkrieg fast völlig unzerstört, sind zahlreiche Bürgerhäuser erhalten geblieben. In der DDR-Zeit waren die aber vernachlässigt und heruntergekommen. 
Nach der Wende wurden die fast 4000 Baudenkmäler größtenteils restauriert. U.a. mit einer Millionen-Spenden eines ungenannten Förderers der Stadt. Seit 1995 wurden jedes Jahr 1 Million DM bzw. rund eine halbe Million EUR an die Stadt überwiesen, 2016 ging die letze Rate ein. Und natürlich ist auch Bundes- und EG-Förderung in Wiederaufbau und Sanierung geflossen. Das hat sich gelohnt. Schöne Plätze und sehr schön wiederhergestellte Gebäude. Viele Touristen und gute Gastronomie.

Aber auch in Zgorzelec, die Nachbarstadt in Polen am anderen Neiße-Ufer, früher ein Stadtteil von Görlitz,  wird saniert und aufgebaut. Insbesondere am Neiße-Ufer kann man abends schön sitzen und essen.

Ich kam gerade rechtzeitig zum „Schlesischen Tippelfest“, ein Jahrmarkt mit vielen Ständen hauptsächlich Lausitzer Töpfereien. Zu Abend habe ich natürlich in der polnischen Schwesterstadt Zgorzelec gegessen.

















Lausitzer Keramik
wird wie die Bunzlauer Keramik mit Schwämmeltechnik hergestellt. Auf helles Feststeinzeug (auch Böttgersteinzeug, - Material, aus dem auch Keramikfliesen hergestellt werden) werden mit in Schwämme geschnittenen Mustern Ornamente aufgetragen. Die Farbe ist typisch blau, aber auch bunt gemustert. Beim Bunzlauer Geschirr ist das Pfauenauge-Muster typisch.

Übernachtung im Hotel AltGörlitz in einem renovierten Altbau, sehr schön zurechtgemacht.


5. Tag: Görlitz - Löwenberg (Lwowek Slaski)
21. Juli
75 Kilometer

Ab Görlitz ging es Richtung Osten auf dem Europaradweg ER 4. Es war die schwierigere Strecke, da die Gegend recht hügelig ist. Zwischen Neiße und Bober sind mehrere Täler und Hügel. Vorbei an Grunow (Gronow) und Hennersdorf (Henrykow). Auf halber Strecke lag Lauban (Luban) an der Queis (Kwisa). Es ging es weiter über Seifersdorf (Msciszow),  Cunzendorf  (Niwnice) und Hartelangenvorwerk (Radlowka) nach Löwenberg (Lwowek Slaski). Etwas nörlich liegt Braunau (Brunow). Dort habe ich übernachtet.

Noch am späten Nachmittag fuhr ich von Braunau zum Ortsteil Ober Weinberg/Luftenberg. Von hier stammt mein Großvater Richard Hütter. Hier hat auch der Cousin meiner Mutter, Onkel Richard, gewohnt und gearbeitet. Die Hanke(?)-Mühle gibt es noch. Aber nach Auskunft des Nachbarn, der in dem ehem. Verwaltungsgebäude (?) eine Zimmervermietung hat, ist sie nicht mehr in Betrieb. In der Nähe stehen einige gut erhaltene bzw. wiederaufgebaute Häuser. Eines müsste das Hütter-Haus sein.

Übernachtung im Hotel Palac Brunow. Eine wiederaufgebaute/sanierte Palastanlage, in der wohl hauptsächlich an Wochenenden Feste und Hochzeiten gefeiert werden. Große Hochzeiten werden in Polen mit 100 und mehr Gästen gefeiert.


6. Tag: Löwenberg, Plagwitz und Umgebung
22. Juli

Zuerst habe ich mir Löwenberg angesehen.  Die Stadt liegt im Hirschberger Tal der Sudeten, zu Füßen des Riesengebirges.

Der Bober (Bobr) durchfließt das Hirschberger Tal und mündet in der Oder. Der Hauptort des Tals ist Hirschberg (Jelenia Gora). In Stonsdorf bei Hirschberg (Staniszow) wurde vor dem 2. Weltkrieg der gleichnamige Kräuterlikör hergestellt (heute grhört die Marke zur Berentzen-Gruppe in Haselünne im Emsland). 
In WIKIPEDiA werden rd. 50 Burgen, Schlösser und Herrenhäuser aufgezählt, die in dem Hirschberger Tal sind. Auch Agnetendorf (Jagniatkow) ist in der Nähe von Hirschberg. Hier ließ sich Gerhart Hauptmann 1900 sein Haus Wiesenstein bauen, in dem er 1946 starb.

Im 2. Weltkrieg wurde fast die Hälfte der Stadt Löwenberg zerstört. Und nach dem Krieg  wurden rd. 80 % der Altstadt eingeebnet und durch Neubauten ersetzt, um eine „Sozialistische Stadt“ zu erhalten. Die Stadtbeschreibung der Stadtverwaltung weist zwar auf die Kriegszerstörung hin. Der spätere Flächenabriss wird aber nicht erwähnt.

Auch ist die offizielle Beschreibung bemüht, die traditionelle Zugehörigkeit zu Polen herauszustellen. So gehe die Gründung auf eine slawische Siedlung zurück. Das ist richtig. Dann wurde Schlesien bis zu ihrem Aussterben von den polnischen Piasten, später von der schlesischen Piasten-Linie als Herzogtum Schlesien regiert (nach der Aufteilung Polens unter den Söhnen von Boleslaw III. „Schiefmund“ im Jahr 1138). Mitte des 14. Jh. kam Schlesien durch Vertrag zwischen Polen und Böhmen zum Königreich Böhmen, das zum Heiligen Römischen Reich gehörte.  Ab 1516 gehörte Böhmen zur Habsburger Herrschaft. 1740 besetzte Preußen (Friedrich der Große) im ersten Schlesischen Krieg Schlesien und 1942 musste Böhmen Schlesien an Preußen abtreten.


















In der Innenstadt von Löwenberg blieben unter polnischer Regie nur das Rathaus und einige Gebäude am Rand der Altstadt vom Abriss verschont. Die Stadt ist aber nicht zu vergleichen mit einem Besuch dort vor rd. 25 Jahren. Damals sah die Stadt heruntergekommen aus. Inzwischen ist viel getan worden, auch mit EG-Hilfsgeldern. Man sieht öfter die Hinweistafeln mit den EG-Sternen (übrigens auch in Lauban).

Erhalten geblieben sind neben dem Rathaus aus dem 16. Jahrhundert,  große Teile der Stadtmauer und der Laubaner und der Bunzlauer Stadtturm, die Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt (15./16. Jahrhundert). Ebenso das Palais des Fürsten von Hohenzollern-Hechingen (1850–1852 nach Entwürfen von Friedrich August Stüler im Stil der Neo-Renaissance erbaut), das ich aber nicht gesehen habe (beim nächsten Mal!).

Die Bevölkerung ist wohl eher arm. Nur ein kleiner reicher Mittelstand kann sich die großen Feste wie im Palac Brunow leisten. Auf der anderen Seite versuchen die Leute auf dem Kleinmarkt mit ein paar Gurken, Zwiebeln, selbstgemachter Jogurt, im Wald gesammelten Pilzen und Blaubeeren ein paar Zloty zu verdienen. Auch eine Armen-Versorgung mit sehr viel Menschen davor  habe ich gesehen.

Dann ging es nach Plagwitz (Plakowice), heute Teil von Löwenberg, dem Heimatdorf meiner Mutter. Ich war dort mit meiner Mutter vor Jahren schon zweimal. Aber ich habe mich natürlich nicht mehr ausgekannt und bin zuerst  kreuz und quer gefahren.



Bis ich das Schloss (aus dem 15. Jahrhundert, vor dem 2. Weltkrieg als Heil- und Pflegeanstalt genutzt) fand. Dort traf ich einen netten Australier, der dort mit seiner Frau ein christliches Missionswerk leitet. Das Missionswerk hat das Schloss gekauft, nachdem es vor dem Verfall stand. Fenster, Türen, alles Bewegliche war ausgebaut worden. Inzwischen ist das Gebäude ordentlich renoviert worden und beherbergt u.a. eine christliche Jugendbegegnung für ganz Polen. Auch eine Küche für Schüler des Dorfes, die kein Mittagessen haben.

Der Leiter des Missionswerkes hat mir dann die Richtung zum Ortsausgang nach Hövel (Dworek) gezeigt. Nach mehrmaligem Fragen habe ich das Haus meiner Mutter entdeckt. Ich hatte Fotos des Hauses von damals mitgenommen. Es steht noch, ist nach unserem letzten Besuch noch etwas verändert worden, hat einen schönen, große Garten. Die Bewohner habe ich nicht  angetroffen.

Das Haus meiner Mutter

Von dort fuhr ich weiter nach Hövel (Dworek) (hier standen bis zum 2. Weltkrieg die sog. Zwölf Apostel - geschnitzte Holzfiguren als Bienenstöcke), Richtung Zobten (Sobota) und dann zurück nach Löwenberg durch das Bober-Tal. Ursprünglich wollte ich auch noch ein Stück Richtung Goldberg (Zlotoryia) bis nach Harpersdorf  (Twardocice) fahren, dem Heimatdorf meiner Großmutter mütterlicherseits (geb. Hänsch). Aber es war mir an dem Tag zu heiß.

Für einen nächsten Besuch habe ich auch die „Löwenberger Schweiz“, südlich von Löwenberg im Bereich des Ortes Mois (Mojesz) vorgemerkt. Dort sind interessante Felsformationen. Südwestlich von Löwenberg in Ober Görisseiffen (Ploczki Gorne) gibt es Achatfelder. Vielleicht finde ich ja dort einen Achat-Stein.

Im Internet habe ich auch einen Hinweis gefunden, dass in Plagwitz und Löwenberg Gold gewaschen wurde. Bis ins 13. Jh. wurden in den Tälern von Bober und Katzbach Goldwäschen betrieben, so in Liegnitz, Löwenberg, Plagwitz, Petersdorf, Lauterseifen.   

Übernachtung im Hotel Palac Brunow


7. Tag: Löwenberg – Görlitz, 64 km
23. Juli

Dann musste ich die Rückfahrt antreten,  i.w. auf der gleichen Strecke des Europa-Radwegs ER 4, mit einigen Änderungen. Aus Lauban (Luban) bin ich eine  bessere Strecke hinausgefahren. Das ersparte mir eine längere Schiebestrecke. Auf der Hinfahrt hatte ich vor Lauban eine längere schnelle Abfahrtstrecke und ich dachte mit Grauen an die Rückfahrt. Vor Görlitz hatte ich auf der Hinfahrt den Einstieg in den Radweg ER 4 verpasst und musste eine längere Zeit neben der viel befahrenen Autostraße 30 fahren. Bei der Rückfahrt habe ich das dann vermieden.

In Lauban traf ich ein Ehepaar, er Franzose aus dem Grenzgebiet bei Karlsruhe, sie Polin
aus der Nähe von Lauban, die ihren Vater besuchten. Da sie gut deutsch sprach, erfuhr ich, dass ihr Vater in der Nähe von Lauban  1943 geboren wurde. Seine Mutter war in der Zeit aus der Gegend von Krakau nach Lauban zur Arbeit zwangsverpflichtet worden und ist dann nach Kriegsende dort geblieben.

Zurück in Görlitz konnte ich noch einmal einen Streifzug durch die Stadt machen. U. a. habe ich mir die Oberlausitzer Gedenkstätte in Zgorzelec angesehen.

Übernachtung wieder im Hotel AltGörlitz.


8. Tag: Görlitz – Cottbus
24. Juli
115 Kilometer

Rückfahrt nach Berlin quer durch die Oberlausitz. Durch das wunderschöne Tal der Schöps, rüber nach Niesky (eine Gründung der Herrnhuter Brüdergemeinde).

Die Herrnhuter Brüdergemeinde ist infolge der Gegenreformation entstanden. Nach der Verbrennung des böhmischen Reformators Jan Hus auf dem Konzil von Konstanz 1415 entstand aus seiner Anhängerschaft heraus eine reformatorische Gruppe, die Böhmischen Brüder. Wegen der Gegenreformation zogen Mitglieder der Böhmischen Brüder auf das Gut des Grafen von Zinzendorf in der Oberlausitz. Außerhalb des Gutes gründeten sie das Dorf Herrnhut. Einige Brüder zogen auch bis Böhmisch-Rixdorf bei (heute in) Berlin.

Am Bärwalder See vorbei. Durch Wälder mit Heidekraut, Heidelbeeren und Preiselbeeren - etwas zum Naschen während der Pause.
Nördlich vom Bärwalder See liegt das Großkraftwerk Boxberg. Vorbei am ehemaligen Braunkohle-Tagebau (einer der größten Tagebaue Deutschlands). Weißwasser (im 19./20. Jahrhundert ein Glasmacherort) liegt weiter im Westen.

In der Lausitz sind alle Ortschilder zweisprachig, Weißwasser   heißt Bela Woda).

Richtung  Spremberg (1914 Mittelpunkt des Deutschen Reiches, es gibt aber unterschiedliche Berechnungsmethoden). Vor Spremberg liegt das Industriegebiet „Schwarze Pumpe“. Von Spremberg aus an der Talsperre vorbei. Im Einfluss der Spree in die Talsperre sieht das Wasser deutlich ocker/braun aus, durch die Aufnahme von Eisenoxid aus den ehemaligen Braunkohle-Tagebauten. An  der Sperrmauer sieht das Wasser schon wieder heller aus, die Oxide haben sich großenteils in der Talsperre abgesetzt.

Von Spremberg war es nicht mehr weit nach Cottbus. 2 Minuten vor Zugabfahrt war ich auf dem Bahnsteig und dann abends in Berlin. Von Cottbus und auch von dem Pückler-Park und Schloss Branitz habe ich dadurch nichts gesehen. Ein andermal.

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