Nach San Pedro und zurück

28. Oktober 2022 

Zum Einwandern nach San Pedro. Eine schöne Strecke entlang der Küste. Mit einem lohnenden Ziel am Ende, dem Restaurant Mirador de San Pedro. Das Restaurant hat inzwischen auch ein „Gegenstück“ an der Küste westlich von Puerto de la Cruz, das Restaurant Bollullo, auch sehr gut. Die Wanderung nach San Pedro haben wir schon oft gemacht. Meist immer gleich zu Beginn der Saison 
(siehe auch: Ein Industriedenkmal am Meer Link zum Bericht
Wanderung nach San Pedro Link zum Bericht). 

Ich war gut in der Zeit, so dass ich zu Fuß nach Puerto zurückgehen konnte (sonst nehmen wir ein Taxi, früher den Bus). Da ich es langweilig finde, die gleiche Strecke zurückzugehen, bin ich entlang der Straße gegangen. Durch San Vincente, Longuera und El Toscal, alles Ortsteile von Los Realejos, und dann Las Dehesas, ein Ortsteil von Puerto de la Cruz. Bei dem Gesundheitszentrum (Centro Salud Casco Botánico) bin ich auf die Durchgangsstraße (TF 312) gekommen. Das war auch ein wenig langweilig, aber nicht so langweilig wie die gleiche Strecke zurückgehen. 

17 Kilometer. 400 Meter bergauf, 380 Meter bergab.

Auf dem Hinweg bin ich über den Busbahnhof in Puerto gegangen, um meine Busfahrkarte zu prüfen. Das Guthaben ist noch gültig, ich kann also demnächst nach Aguamansa fahren und von dort losgehen. Durch den Umweg über den Busbahnhof bin ich aber nicht über die Schutzmauer vom Hafen bis zur Playa Jardin gegangen. Das ist normalerweise der Weg, mit viel Meeresluft. Die Wellen brechen vor der Mauer und befeuchten die vom Meer wehende Meeresluft. Wie bei einem Kurort-Gradierwerk atmet man Salzaerosole des Atlantiks.
 

El Polvorin
Vom Busbahnhof führt die Straße hinunter zur Küste. Zunächst an dem ehemaligen Schießpulvermagazin des Castillo de San Felipe, El Polvorin, vorbei.
 

Das Castillo San Felipe ist eines von vier Küstenschutzanlagen, die im frühen 17. Jahrhundert zum Schutz vor Piraten gebaut wurden.  Drei Kanonen und 35 Soldaten waren dort untergebracht. Ein unterirdischer Tunnel verbindet das Castillo mit dem Pulvermagazin El Polvorin.

Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Anlage aufgegeben. Zeitweilig wurde es als Lazarett genutzt. Jetzt wird das Castillo-Gebäude für kulturelle Zwecke, Ausstellungen und Veranstaltungen, genutzt. 

Dann zu dem Sportschwimmbecken von Puerto. Das ist seit vielen Jahren trocken. Ab 2020 wurde mit dem Bau eines neuen Schwimmsportzentrum begonnen. Jetzt kann man etwas davon sehen, eine große, graue Betonrampe, wohl das Dach der Tribüne. Hier war wohl wieder die Beton-Lobby erfolgreich. Kein leichtes, der Küste angepasstes, Tribünendach, ein „Beton-Monster“ wird gebaut. Genauso sieht auch die Erweiterung des Botanischen Gartens aus, keine Erweiterung mit Pflanzen und Bäumen, ein grauer Betonkasten wurde gebaut und steht dort seit Jahren ungenutzt (das Geld für die Innenausstattung fehlt wohl) herum. 

Das Betondach des Schwimmsportzentrums

An dem Schwimmsportzentrum kann man auch gut die Aktualität, besser Nicht-Aktualität von Google-maps sehen. Das Luftbildfoto zeigt noch ein blaues Wasserbecken, das Foto muss mindestens 7 Jahre alt sein. 

Die Playa Jardin ist gut besucht. Es ist ja auch strahlendes Sommerwetter, zum Wandern fast zu warm. Drei Strände gehörten zu der Bucht, Playa de Castillo (nach dem Castillo San Felipe), Playa Chica (Mädchen), Playa Maria Jiménez (es gibt in Santa Cruz einen Stadtteil, der nach einer Anwohnerin benannt wurde – ob die gemeint ist?). Am schönsten ist der Strand der Playa Maria Jiménez vor dem Ortsteil Punta Brava, nur (schwarzer) Sand und keine Steine. 

Playa Jardin

Der zu Puerto de la Cruz gehörende Ortsteil Punta Brava wird durchquert. Das Rincon del Mar (früher hieß das seit 1977 bestehende Restaurant „bei Maria“ (?), gleich neben dem ihres Bruders, das gibt es nicht mehr) hat geöffnet. Hier gibt es eine köstliche Fisch-Cazuela (sollten wir wieder mal probieren). 

Hotel Maritim
Es kommt das Hotel Maritim, ein ziemlich hoher Hotelturm, der nicht in die Landschaft passt. Passend ist allenfalls die blaue Farbe, die an das Blau des Meeres erinnert. Am Hotel beginnt die Stadtgemeinde Los Realejos. Das Hotel gehört seit kurzem (Juli 2022) zur Hotelgruppe Precise Hotels & Resorts, die 2005 von Ron Ben Haim mit einem ersten Hotel in Donaueschingen gegründet wurde.  Inzwischen gehören 18 Hotels und Resorts in Europa dazu, die meisten in Deutschland. Seit 2005 wohnt Ron Ben Haim in Berlin. Zu dem Hotel gehört ein großer Park, in den man früher über die Fußgängerbrücke am Hotel-Pool kam. Jetzt nicht mehr, die Gartentür ist nur mit der Hotelkarte zu öffnen.  Nicht alle Zimmer gehören zum Hotel. Seit Jahren werden Hotelzimmer (mit der 1. bis 7. Etage wurde begonnen) als Appartements verkauft. Die Anlage ist etwas heruntergekommen und der neue Eigentümer hat viel zu sanieren.
 

Der Hotelturm ist in den 1980er Jahren zusammen mit zwei weiteren Hochhäusern von einer britischen Gruppe gebaut worden. 1994 kaufte Joachim Gomolla (Maschinenfabrikant und Bauunternehmer aus Bad Salzuflen, er baute auch das Timmendorfer Maritim-Hotel - mit Zonenrandförderung und Sonderabschreibungen finanziert) zwei der Hochhäuser. Das erste wurde das Hotel Maritim, das zweite verkaufte er scheibchenweise als Eigentumswohnungen an deutsche Rentner. Das dritte Hochhaus ist die Eigentumsanlage Acapulco III (wahrscheinlich hießen alle drei Hochhäuser einmal Acapulco). 

Hinter Acapulco III beginnt der Wanderweg zum Mirador de San Pedro. Seit ein paar Jahren ist der Weg gesperrt. Trotz umfangreicher Sicherungen am Berg mit Drahtverhauen ist ein größerer Fels auf den Weg gefallen. Die Räumung ist wegen der Hanglage wohl schwierig. Inzwischen sind zwei weitere Felsbrocken auf den Weg gefallen (was man sieht, wenn man den Weg geht) und der Einstieg ist noch einmal stärker versperrt worden. Ab 13. September ist der Durchgang wegen Arbeiten an dem Weg geschlossen, so ein Hinweis, aber man sieht nichts. Der Durchgang ist schon in den letzten Jahren verboten, in denen wir den Weg gegangen sind. Wenn man will, findet man auch jetzt wieder einen Durchschlupf. Ein Stück hinter der Absperrung wurde der Drahtzaun „etwas angehoben. Der Weg selbst ist wie bisher gut zu gehen. 

Der Beginn des Wanderweges

Der Weg verläuft oberhalb der Küste an der Playa de los Roques und steigt dann hinauf zu der Wohnanlage Romantica II. Sie stammt aus den 70er Jahren. Danach geht man weiter oberhalb der Küste.  Über dem Weg stehen die Häuser von Romantika I (wahrscheinlich die gleiche Bauzeit wie II). 

Blick zurück auf die Playa de los Rockes

Der Weg überquert den tief eingeschnittenen Barranco de Pablo Blanco. An der Barranco-Mündung steht die Ruine von Gordejuela (Elevador de agua de gordejuela). Zwischen 1904 und 1906 wurde das fünfstöckige Gebäude für eine mit Kohle betriebenen Dampfmaschine gebaut, mit der das Wasser der Quelle von La Gordejuela hinauf zur Bewässerung der umliegenden Bananenplantagen gepumpt wurde. Die Quelle war so ergiebig, dass täglich 4.800 Kubikmeter Süßwasser zu den Plantagen gepumpt werden konnte. Die Dampfmaschine war damals die erste auf Teneriffa.  In Auftrag gegeben wurde die Pumpanlage von der Firma Hamilton, die im Bananenhandel aktiv war, und deswegen heißt das Haus auch „Casa Hamilton“ (Nachfahren der Familie leben noch auf der Insel). Allerdings hatte sich die Firma mit der Investition wohl etwas übernommen. Bereits 1910 verpachtete sie die Anlage an eine englische Schifffahrtsgesellschaft (Bananentransport) und verkaufte sie fast 10 Jahre später an diese. 

Die Bucht Callao de Méndez 
mit der Halbinsel Punta del Guindastes und Buenavista am Horizont

Der Weg steigt an, um dann wieder am Barranco de la Calera etwas abwärts zu fallen. Hinter der Brücke über den Barranco beginnt das Naturschutzgebiet Rambla de Castro. Oberhalb liegt ein (älteres) Bungalow-Gebiet und dahinter das alte Dorf San Vincente (zu Los Realejos gehörend). An der Küste steht das Fortin de San Fernando. Das Fortin gehörte zu den Küstenschutzanlagen, mit denen die Insel vor Piratenangriffen geschützt werden sollte. 

Im Mittelpunkt des Gebietes steht die Hacienda (Landgut) de los Castro/Casona (Villa) de los Castro aus Mitte des 16. Jahrhunderts. Ihr Besitzer war der portugiesische Kaufmann Hernando Castro, der die Eroberung der Insel unterstützt hatte und dafür von dem Eroberer Fernández de Lugo bei der Landverteilung mit dem Gebiet belohnt wurde. La Casona lag in einem wasserreichen Gebiet. Einer der Wanderwege führt zu einer der Quellen, Madre de Agua. Der Wasserreichtum ließ den Anbau von Zuckerrohr und später von Weinreben zu. Das Haus war von großen Gärten umgeben. Einige Anlagen (das Wasserbecken) kann man noch erkennen. 

Casona de los Castro

Oberhalb der Hacienda ist der Mirador, der nach der darunter stehenden Kapelle (Ermita) San Pedro benannt ist. Neben dem Mirador steht das gleichnamige Restaurant, unsere langjährige Ziel- oder Pausenstation der Küstenwanderung. 

San Pedro

Nach einer Pause dann der Rückweg, wie beschrieben.


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